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Der Pub => An der Bar => Thema gestartet von: Yogsothoth am 26. Juli 2021 - 17:07:41

Titel: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: Yogsothoth am 26. Juli 2021 - 17:07:41
Liebe Freunde des Tabletops,

was wäre ein Spiel ohne eine launige Unterhaltung über das Hobby und ein paar Anekdoten aus vergangenen Tagen? 
Wir "Münsterland Wargamer" haben daher zur Abwechslung ein ADLG-Spieletreffen auch noch für ein Interview mit einem Veteranen der ersten Stunden des Hobbys genutzt und es auf unseren Blog gesetzt.

Für interessierte Leser ist hier der Link:

https://muenster-wargaming.blogspot.com/2021/07/das-munsterland-wargaming-interview.html

Viele Grüße,

Yogsothoth
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: Sunzi am 26. Juli 2021 - 17:40:51
Vielen Dank, ich finde sowas immer extrem spannend und habe hier wirklich viel gelernt! Ganz spannender Einblick in genau die Phasen die mich sehr interessieren: wie fing das alles an?

Als Hinweis um den Artikel etwas inklusiver und "anfängerfreundlich" zu gestalten wäre die Abkürzungen einmal auszuschreiben ( "WHFRPG (= Warhammer Fantasy Role Playing Game Anm. der Red.)" oder mit einem erklärenden Link zu unterlegen. 
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: Wellington am 26. Juli 2021 - 18:19:38
Sehr interessant, aber ich hab noch nie von dem Herrn gehört.
Und immer wieder faszinierend wie die Paralleluniversen (turnierorientierte Spieler, kampagnenorientierte Spieler, "casual" Spieler) nebeneinander existieren.
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: Sunzi am 27. Juli 2021 - 10:26:02
Es ist ein ziemliches "Rabbit Hole", da ich über den Namen - der mir auch nichts sagte, aber was zu erzählen hatte er ja - noch ein paart mehr Artikel zum Beginn von Wargaming, Fantasy Wargaming in Deutschland finden konnte.
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: Rusus am 27. Juli 2021 - 12:36:31
Ja, schöner Artikel und interessant zu lesen.
Soviel ich weiß, ist Ludger derjenige, der zusammen mit Willi die PBI-Spiele auf der CONflict präsentiert.
Witzig, die angesprochene Übersetzung der WRG 6. von Hobby Products habe ich auch noch zuhause irgendwo rumfliegen. Müsste noch aus den frühen 90ern stammen.
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: Sorandir am 27. Juli 2021 - 16:54:32
Ja, Ludger ist ein echtes Urgestein und immer nett, sich mit ihm zu unterhalten. Er hat immer ein paar Wargaming Anekdoten auf Lager.
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: vodnik am 27. Juli 2021 - 21:06:25
... ich habe mit ihm DBA bei Volker in Zürich gespielt, dummerweise hat er gewonnen, mit Chinesen...
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: Parmenion am 29. Juli 2021 - 08:59:58
Durch einen Zeitungsartikel in den frühen 90er über ihn und die damilige WRG6th Szene bin ich zum "richtigen" Tabletop gekommen.
Auf vielen Messen und Veranstaltungen haben wir dann so ab 2008 PBI  präsentiert. Nach der letzten ACTION (dort schon mit Willi zusammen) habe ich dies aber irgendwie nicht weiter verfolgt/ durchgeführt.

Schöne Zeiten ;D.

Parmenion
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: Sebastian77 am 29. Juli 2021 - 16:30:42
Hallo, Hallo,

 ein schönes Interview, es leuchtet einen mir absolut verborgen gebliebenen Teil des Tabletopgame aus. Was im Ruhrgebiet oder Münsterland Gang und Gäbe war, ist im ländlichen Teil des Hochstift Paderborn unbekannt geblieben und war schon verkehrstechnisch total unmöglich.
 Allerdings waren Matchbox & Revell Soldaten , Zinnfiguren sowie H0 Modellbahnen in fast jedem mir als Kind bekanntem Haushalt in recht großer Menge vorhanden. Für Kinder gab es damals in den Dörfern unter der Egge nur sehr wenig verschlossene Räume. Den Schritt zum organisierten Spielen mit Regeln, Würfeln & Maßstäben  haben wir damals nicht geschafft. Obwohl wir auch mit Heroquest oder DSA Berührung hatten.
 Eine mir bekannte Szene  hat dann erst GW geschaffen, mit Vollsortiment und eigener "deutscher" Hobbypublikation. Damit kam ich dann ca. 2000 in Hannover/Kassel in Kontakt.

M. f. G.   Sebastian77

 
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: vodnik am 29. Juli 2021 - 17:02:05
Hoi 77er
Die Tabletopwelle ist bis zu uns in die Schweiz geschwappt, ohne GW-Sachen in die Hand nehmen zu müssen. Möglich dass in ländlichen Gebieten alles viel anders ist, aber mit gespitzten Ohren bekommt man doch so einiges mit. Seit etwa 2005 gelten solche Ausreden nicht mehr, oder???
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: Sebastian77 am 29. Juli 2021 - 18:47:35
Hallo Vodnick,

 leider kann ich Dir nicht zustimmen. Wenn es 1985 noch recht leicht war, an Figuren, Farben & Materialien zu kommen,  wurde es nach der deutschen Wiedervereinigung so ab 1992 schon verkehrstechnisch schwieriger.  Buslinien wurden gekürzt, verändert oder eingestellt. Kleinere Läden schlossen, andere nahmen Figuren, Farben oder Fahrzeuge aus dem Programm.
Heute werden Airfix oder Revell Figuren nicht mehr im Kaufhaus verkauft. Revell Aqua Color ist kaum im Angebot,  oder bekannt, dabei wird das Zeug in der Gegend hergestellt. Mit dem Bus kommt man eventuell 2 mal am Tag ins Nachbardorf, Anschluß an die Regionalbahn eigentlich nicht vorgesehen.
 Für einen Kontakt zu einer Tabletop Szene braucht es eine Basis, einen Erstkontakt, einen Kristallisationskeim. Diesen giebt es aber nicht. 
   Eine gute Ersteinschätzung erlaubt das Kursangebot der Volkshochschulen.  Weder in den Kursbüchern der VHS Paderborn, Höxter, Bad Driburg, Bad Homburg noch Frankfurt am Main habe ich jemals etwas zu Tabletop Games gefunden,  von AG s an Schulen weiß ich auch nichts.
   Das schwierige für die Bewohner größerer "Metropolregionen" ist das totale des Dreisatzes aus "nicht hinkommen"; "nicht vor Ort zu kaufen" und "nicht bekannt" zu verstehen. Muss man mal erlebt haben,  um den Umfang dieser Problematik zu verstehen.  Die Existenz von Figuren im 15mm Maßstab dürfte 9,9 von 10 Menschen im Regierungsbezirk Detmold (OWL) unbekannt sein,  was damit anzufangen ist, ebenfalls.

M. f. G.   Sebastian77

 
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: vodnik am 29. Juli 2021 - 19:18:59
...OK, die deutschen Wiedervereinigung ist mehrheitlich ohne meine Genehmigung abgelaufen. Ich habe bamals meine DBM.Fühler nach Karlsruhe gerichtet. Ich habe da meine ersten DBM-Partien bestritten, mit Leuten, die jetzt DBMM spielen. Dann kam die Zeit von Bad-Urach, wo wir ein Wochenende im Februar in einer JuHe bis zu 8 Partien gespielt haben. Wir waren ab & zu mit 5 Schweizern vertreten. Aus Berlin kamen bis zu 10 Leuten angereist. Daneben haben wir jedes Jahr in Ulm DBA gespielt bis etwa 2016. Aber noch viel früher war ich 2 mal am KOMIKOM oder so in Koblenz...
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: Riothamus am 30. Juli 2021 - 02:32:17
Ich kann Sebastian77 da nur bestätigen. Die theoretische Existenz von TT war im Hochstift Paderborn bekannt, aber den ersten Wargamingladen habe ich in Münster gesehen. Mittlerweile gibt es einen GW-Laden in Paderborn, dafür im Kreis aber nur noch zwei oder drei Modellbauläden, keinen mehr in der Paderborner Innenstadt. Modelleisenbahnerbedarf ist noch zu haben. Es gab aber vor Covid wöchentliche Treffen, allerdings wohl vorwiegend Warhammer und Saga-Versuche, wenn ich mich recht erinnere. Darauf wurde ich hier im Forum aufmerksam gemacht. Nur fand zum selben Termin mein Training statt. Mal sehen wie es jetzt wird, der fragliche Ort liegt günstig für Auswärtige an der Bahnhofsstraße und der Fahrplan wird mittlerweile auf Bedarf und Anschlüsse ausgelegt. Es ist also besser geworden. Zur Zeit sind mir viele Leute aber zuviel Stress. Ich hoffe, dass das besser wird und dann mal sehen. Den Sport muss ich wohl sein lassen, so dass der Termin frei wird. Mal sehen wie ich mich dann fit halte. Jedenfalls habe ich meine unfertigen 1/72 und 28mm DBA-Projekte aus dem Schrank geholt, um etwas zum Vorführen fertig zu machen. Geländekünstler werde ich nicht mehr, da können meine tristen Untergründe noch länger auf Ersatz warten. Was will ich sagen? Seht die Situation vielleicht auch als Chance.

Nun, @Topic: Ohne Ludgers Tipps, hätte ich mich wohl nie getraut meine Römer zu bemalen. Auch wenn ich ihm noch nicht in Persona begegnet bin, habe ich dennoch mitbekommen, wie viel er fürs Hobby getan hat.
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: Yogsothoth am 30. Juli 2021 - 20:13:49
Hallo,

zunächst einmal vielen Dank @Sunzi für die konstruktive Kritik, ich werde auf jeden Fall noch Erläuterungen zu den Abkürzungen einfügen. Vermutlich wäre auch eine kurze Vorstellung des Interviewpartners besser, das werde ich auf jeden Fall berücksichtigen, falls wir noch einmal etwas Ähnliches machen.

Ich kann Sebastian77 ebenfalls zustimmen, dass es auf dem Lande früher unglaublich schwer war, überhaupt etwas von dem Hobby mitzubekommen, geschweige denn Kontakte zu knüpfen. Vor allem in der Zeit vor dem Internet und ohne eigene Kreditkarte als Jugendlicher...
Mein Weg in die historische Sparte des Hobbys begann Ende der 80er mit "Johnny Reb", das ich im zarten Alter von 11 oder 12 Jahren über einen Rollenspielversand ergattert hatte. Die Regeln wurden dann mit dem Wörterbuch halbwegs gelernt und mit 1:72 Figuren von ESCI, Revell und Airfix gespielt, das ging sehr gut, obwohl wir auf das Sortiment im lokalen Spielzeugladen angewiesen waren und der Mangel an Kavallerie und Artillerie zum Verzweifeln war. Die im Regelwerk abgebildeten 15mm Figuren gaben uns Rätsel auf, was war das nur und wo konnte man sowas herbekommen?
Bei einer Exkursion in die Großstadt (Münster  ;)) bekam ich dann ca. 1990 die im Interview erwähnte 6. Auflage der WRG (Wargames Research Group) Regeln in die Hände, die dt. Übersetzung von Ludger Fischer eben. Es gab dort auch direkt die passenden "Historical Heroes" von Hobby Products und ich habe meine ersten Spätrömer gekauft. Die 15mm Figuren von HP waren damals exzellent und sind heute sogar immer noch gut im Vergleich mit moderneren Serien. Dass es diese Regeln ("Regeln für Tabletopspiele 3000 v. Chr. bis 1485 n. Chr.") mit passenden 15mm Figuren in die Mainstream Spielzeug- und Spielegeschäfte geschafft haben, war ein entscheidender Durchbruch zur Etablierung dieser Art des Tabletops in Deutschland über einen sehr kleinen Kreis hinaus, glaube ich.
Trotzdem schmorten wir mit ein paar Jungs im Dorf weiterhin im eigenen Saft und es war dann Ludger Fischer mit seinen freundlichen Antworten zu Regelfragen und einer Einladung zum Spielen in den im Interview erwähnten Treffpunkt in Wuppertal, der unserer kleinen Gruppe dann Ende der 90er den Kontakt zu einer größeren, vernetzten Szene vermittelt hat.

Viele Grüße,

Yogsothoth
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: bodoli am 30. Juli 2021 - 21:56:01
Auch ich habe das intensive Spielen mit WRG 6te und Ludger begonnen (weil ich keine "richtigen" Nappy-Regeln gefunden hatte.)
... Die Regeln wurden dann mit dem Wörterbuch halbwegs gelernt und mit 1:72 Figuren von ESCI, Revell und Airfix gespielt, das ging sehr gut, obwohl wir auf das Sortiment im lokalen Spielzeugladen angewiesen waren und der Mangel an Kavallerie und Artillerie zum Verzweifeln war. Die im Regelwerk abgebildeten 15mm Figuren gaben uns Rätsel auf, was war das nur und wo konnte man sowas herbekommen?
...
Es kommt mir vor, als erzählt hier jemand aus meiner Jugend.  :)
... Mein Weg in die historische Sparte des Hobbys begann Ende der 80er mit "Johnny Reb", das ich im zarten Alter von 11 oder 12 Jahren über einen Rollenspielversand ergattert hatte. ...
Mein Einstieg war mit "Napoleons Battles in Miniatures", aber mit 11/12 war JR bestimmt auch eine harte Jugend.  ;D
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: Planspieler am 02. August 2021 - 19:41:29
Hallo.
Habe mit Interesse eure Beiträge gelesen. Ich sammle alle möglichen Regeln, und spiele nach den alten Newbury-Regeln, die ein Freund übersetzt hat. Ich entnehme dem Text, dass Ludger Fischer eine deutsche Übersetzung von 6. Auflage von WRG gemacht hat. Da WRG 6 die Basis für die meisten alten Spielregeln ist, wäre ich an dieser Übersetzung sehr interessiert. Frage/Bitte, wie komme ich zu dieser Übersetzung?
LG Der Planspieler
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: khr am 03. August 2021 - 11:12:53
Schön, mal wieder etwas von Ludger zu hören.

Ich habe ihn recht früh kennengelernt. Das muß so Mitte der 80er-Jahre gewesen sein. Damals wohnte ich in Karlsruhe, später bei Frankfurt und es gab recht viele Gelegenheiten, sich im Süden und Westen der alten Bundesrepublik bei Turnieren und sonstigen Spieleanlässen zu treffen. 1991 zog ich nach Hamburg, so dass es für mich mit dem Reisen zu Treffen schwieriger wurde. Irgendwann habe ich ihn aus den Augen verloren.

Es gab jedenfalls damals viele interessante Gespräche und Spiele.

Viele Grüße
Karl Heinz Ranitzsch
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: Yogsothoth am 03. August 2021 - 17:43:18
Hallo Planspieler,

die Übersetzung ist bei Hobby Products erschienen, meine Auflage ist von 1990. "Regeln für Tabletopspiele 3000 v. Chr. - 1485 n. Chr." Gelbes Cover mit einer schönen Illustration von Alexander dem Großen, ich glaube von Josef Ochmann. Dazu gab es die Armeelisten, allerdings nur den ersten von zwei geplanten Bänden, in denen die Armeelisten gesammelt waren, die auf Englisch über 4 Bücher verteilt herausgekommen waren. Die deutschen Listen (blaues Cover, auch mit einer Illustration von J. Ochmann mit röm. Legionären, "Armeeluisten für Tabletopspiele") haben also nur die Hälfte der originalen englischen Listen abgedeckt, von der Bronzezeit bis ins frühe Mittelalter.
Leider sind Regeln und Listen schon lange vergriffen, sind aber immer mal wieder antiquarisch und gebraucht zu haben.
Mein Exemplar ist leider unverkäuflich, weil ich nach wie vor noch gern die 6. Edition der WRG Regeln spiele!  ;)

Viele Grüße,
Yogsothoth
Titel: Re: Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene
Beitrag von: Planspieler am 04. August 2021 - 18:25:12
Danke für die Beantwortung. Werde mich im Netz auf die Suche machen.
LG Planspieler