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Allgemeines => Bücher, Filme, Publikationen => Thema gestartet von: Pappenheimer am 27. Februar 2019 - 17:56:06

Titel: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 27. Februar 2019 - 17:56:06
Wegen der Begeisterung von D.J. mache ich den Thread hier mal auf.

Ich bin nach wievor ein großer Fan des Mantel- und Degenfilms, der sich natürlich ein bisschen mit den Piratenfilmen überschneidet.
Meine Helden sind entsprechend Michael York, Oliver Reed oder auch modernere wie Vincent Perez.
Die Unterscheidung zum Historienfilm sind die vielleicht überwiegend fiktionalen Elemente und ein bisschen der Schwerpunkt auf Action und Romantik.
Für mich muss zu so einem Film, ne flotte Handlung, gute Schauspieler, gescheite Fechtszenen, ne Prise Humor und wohl auch hübsche Mädels gehören.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 27. Februar 2019 - 18:08:26
"D'Artagnans Tochter"
F 1994
Regie: Bertrand Tavernier
Darsteller: Philippe Noiret, Sophie Marceau, Claude Rich

Handlung: D'Artagnan hat eine fiktive Tochter (die nicht in die Handlung der Romane passt), die im Kloster großgezogen wird. Bei einem Angriff aufs Kloster werden zahlreiche Nonnen entführt und die Oberin ermordet. Eloïse d’Artagnan macht sich auf den Weg nach Paris, um beim König Ermittlungen in der Sache zu erreichen. Doch sie gerät auch in die Fänge von Mazarin, der eine Verschwörung wittert. Schließlich kommen sie eher zufällig einem Mordkomplott gegen den jungen Louis XIV auf die Schliche, welchem der trottelige Duc de Crassac vorsteht. Nun müssen sich alle Königliche Musketiere aufbieten lassen, um die Ränke der Frondeurs zu durchkreuzen.

Dieser Film ist ein typisches Produkt des franz. Kinoroutiniers Tavernier mit typischem französischem Humor und einer exzellent aufgelegten Darstellerriege, allen voran Philippe Noiret, aber auch ein Claude Rich, der als Bösewicht einmal seine humorige Seite zeigt. Es macht einfach Spaß die Hatz durch das Frankreich der 1640er zu verfolgen. Die Kampfszenen wirken überwiegend recht glaubwürdig und sind teilweise erstaunlich geschickt gefilmt.
Mit Sophie Marceau ist obendrein auch eine Schönheit zu sehen, die damals wohl auf dem Höhepunkt ihrer Popularität stand. Die Rollen vom schwachen und starken Geschlecht sind ein bisschen vertauscht, was den Film wieder recht modern macht ohne direkt feministisch oder arg anachronistisch zu wirken. Die Ausstattung ist erstaunlich gut und die Drehorte sind fantastisch. Die Landschaftsszenen erinnern an die Kamerafahrten in Klassikern von Tavernier wie "Wenn das Fest beginnt ..." Bezaubernd fand ich auch Details wie Straßenszenen, die einfach wirken, als ob man im Paris des 17.Jh. ist.
Für jeden Fan des Genres meines Erachtens ein Muss.

Darsteller *****
Bilder ***** 
Story ****
Fechtszenen ****
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 27. Februar 2019 - 18:13:58
Wegen der Begeisterung von D.J. mache ich den Thread hier mal auf.

;D
"Auf vielfachen Wunsch eines Einzelnen" hätte auch gereicht ;D

Ich bin nach wievor ein großer Fan des Mantel- und Degenfilms, der sich natürlich ein bisschen mit den Piratenfilmen überschneidet.
Meine Helden sind entsprechend Michael York, Oliver Reed oder auch modernere wie Vincent Perez. Die Unterscheidung zum Historienfilm sind die vielleicht überwiegend fiktionalen Elemente und ein bisschen der Schwerpunkt auf Action und Romantik.
Für mich muss zu so einem Film, ne flotte Handlung, gute Schauspieler, gescheite Fechtszenen, ne Prise Humor und wohl auch hübsche Mädels gehören.

Besser hätte ich es nicht umschreiben können :)
Dieser Thread fängt dann auch direkt gut an, denn ... diesen Film kannte ich gar nicht!  :o
Den werde ich mir direkt mal auf die Liste setzen.
Danke dir :)
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 28. Februar 2019 - 11:10:37
"Tom Jones - Zwischen Bett und Galgen"
UK 1963
Regie: Tony Richardson
Darsteller: Albert Finney, Susannah York, Hugh Griffith, Edith Evans

Handlung: Die Handlung folgt dem Klassiker von Henry Fielding, auch wenn teilweise Szenen ausgelassen wurden. Tom Jones wächst bei Squire Allworthy auf und verliebt sich in Squire Westerns Tochter Sophie. Doch die Ränke von Mr. Blifl vertreiben ihn neben Toms eigenen Fehltritten aus dem Hause des guten Patrons und er begibt sich auf eine Odysee durch das England des Jakobitenaufstandes 1745. Sophie Western folgt ihrem Geliebten, der sich unterdessen nicht nur mit mancher heikler Situation sondern auch mit dem Problem rumschlagen muss, dass ihm alle Frauen sogleich erliegen. Endlich landet er in London, wo er in die Fänge von Lady Bellaston gerät. Nach einem Duell wird Tom des Mordes angeklagt und droht hingerichtet zu werden. Doch nun lösen sich alle Intrigen auf und auch Toms gute Taten zahlen sich endlich aus.

Die Handlung strafft stark den Roman. Vor allem Patridges Rolle wird extrem reduziert und statt als eine Art Sancho Pansa seinem "Herrn" nicht mehr von der Seite zu weichen, trifft er erst kurz vor London auf Tom Jones und ist auch hier nicht die Witzfigur wie im Roman. Dafür kommt diese Komponente, dass Tom Jones ein unglaubliches Geschick hat von einer brenzligen Situation in die nächste zu stolpern gut rüber.
Albert Finney macht seine Sache als Tom Jones ausgezeichnet und ist sehr glaubwürdig, was ihm damals auch die Oscar-Nominierung einbrachte. Überhaupt erntete der Streifen zahlreiche Oscars und noch mehr Nominierungen. Filmisch sicher ein Meisterwerk mit vielen genialen Einfällen wie die Stummfilmsequenzen am Beginn. Das Herzstück ist seltsamerweise eine regelrecht atemberaubende "Szene" mit einer Jagd. Sowas habe ich auch im modernen Actionkino nicht gesehen, diese Energie wie die Jagdgesellschaft durch den Wald und über die Felder prescht, die Gäule sogar Gänse tot trampeln. Eine andere bemerkenswerte Szene die Fressszene im Wirtshaus, als Tom Jones auf seine angebliche Mutter trifft.
Dieser Film ist an Action und exzellenten Darstellern (bis hin zu den Hauslehrern) immer noch ein Meilenstein und jedem Fan des Genres zu empfehlen, selbst wenn die Ausstattung heute vielleicht manchmal antiquiert wirkt. Selten so gelacht. Trotz der Kürzungen bringt es den Geist von Fieldings Meisterwerk rüber. Habe ich schon die tollen Drehorte erwähnt? ...

Darsteller *****
Bilder ****
Story *****
Fechtszenen ***
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 28. Februar 2019 - 13:00:10
Der Titel sagt mir jetzt nicht viel, aber irgendwie klingelt da etwas ganz dumpf bei mir.
Bei dem Alter des Films eher nicht denkbar, aber war da was mit Interaktion mit dem Zuschauer oder so? Das müsste ich selber auch mal ergockeln, aber ich glaube, den habe ich in dem kleinen Kino in unserem Viertel gesehen, als ich noch ein Knirps war (also etwa um die Zeit, als Moses und ich mit den Dinos Klicker spielten, er in Shorts und ich in einer unmöglichen krachledernen rumlief ;) )

Nachtrag 1:
Ich habe es gefunden :)
In dem Film durchbrachen die Darsteller einige Male die sogenannte "vierte Wand" und wandten sich an die Zuschauer (bei wikipedia gefunden) Für damalige Verhältnisse eine ziemlich große Sache, glaube ich. Ich bin mir immer noch nciht sicher, ob ich diesen Film wirkllich kenne, aber das würde dieses vage erinnern an etwas Besonderes erklären.
Danke für die Rezi, Pappenheimer.
Jetzt habe ich einen Titel und kann mal schauen, wo ich den auftreibe :)

Nachtrag 2 und OT (weil ich gefragt wurde)
Die von mir genannte krachlederne war eine kurze und sehr steife Lederhose mit eingebauten Hosenträgern und einer Art Latz, auf der ein Edelweiß-Emblem genäht war. Nix aufregendes, aber für einen Kölner Jungen von 12 Jahren Anfang der siebziger einfach nur endpeinlich.
(http://666kb.com/i/e1njxbed5hvaxdk3k.jpg)
Danke Mama und Papa.
 :-\
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 28. Februar 2019 - 13:26:27
Die Dinger waren auch im Osten endpeinlich. Keine Sorge!  ;D

Ich bin auch nur mal zufälligerweise auf den Film auf Youtube gestoßen, nachdem ich das Hörbuch (ewig langes Teil), gehört hatte.
Es gibt auch ne neuere Verfilmung mit Staraufgebot, die ich später noch besprechen werde.
Ich kann mich auch irgendwie nicht an den "Tom Jones" von 63 erinnern. Kann also wohl nicht im Nachmittagsprogramm der 1990er gelaufen sein. Vielleicht dafür auch zu groß. Ich kenne bislang auch keine deutsche Fassung, wird's aber wohl gegeben haben.
Der Film war prinzipiell sehr modern und originell. Mit seiner Originalität hat's dann Tony Richardson bei seinem Hippi-"Joseph Andrews" übertrieben. Da ging es mir schon auf die Makronen...
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 28. Februar 2019 - 13:33:50
Die Dinger waren auch im Osten endpeinlich. Keine Sorge!  ;D

Dann bin ich beruhigt ;D

Ich bin auch nur mal zufälligerweise auf den Film auf Youtube gestoßen, nachdem ich das Hörbuch (ewig langes Teil), gehört hatte.
Es gibt auch ne neuere Verfilmung mit Staraufgebot, die ich später noch besprechen werde.
Ich kann mich auch irgendwie nicht an den "Tom Jones" von 63 erinnern. Kann also wohl nicht im Nachmittagsprogramm der 1990er gelaufen sein. Vielleicht dafür auch zu groß. Ich kenne bislang auch keine deutsche Fassung, wird's aber wohl gegeben haben.

Da bin ich mir, wie gesagt, echt nicht sicher  :-\
Die Handlung ist mir nicht geläufig, der Titel auch nicht ... trotzdem klingelt da was. Ich suche den mal auf deinetubedotkomm und versuche meine Erinnerung aufzupäppeln.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 28. Februar 2019 - 13:55:02
"Der Husar auf dem Dach"
F 1995
Regie: Jean-Paul Rappeneau
Darsteller: Juliette Binoche, Olivier Martinez, Pierre Arditi, Gérard Depardieu

Handlung: Frankreich in den 1830ern, der junge italienische Freiheitskämpfer Angelo Pardi ist in Südfrankreich untergetaucht. Doch wird die Region von einer schrecklichen Choleraepedemie heimgesucht. Pardi begegnet Madame de Théus, die mit einem deutlich älteren Mann vermählt ist. Sie ist ziemlich selbstbewusst und so verläuft die gemeinsame Flucht aus einer unter Quarantäne gestellte Stadt nicht ganz reibungslos. Obendrein sind österreichische Agenten dem Rebellen Pardi auf den Versen, der nicht weiß auf wen er sich noch verlassen kann. Schließlich entschließt er sich nach Italien zurück zu kehren, wo seine Mutter und seine Weggefährten auf ihn warten.

Dieser Film von Abenteuerfilm-Altmeister Rappeneau besticht durch die herrlichen Landschaftsaufnahmen. Aber auch die Kostüme und die Kampfszenen wissen zu begeistern. Martinez ist als geflohener Offizier überaus glaubhaft, ein Enfant Terrible, der sich in die manchmal etwas mütterlich anmutende Juliette Binoche verliebt. Zwei gegensätzliche Pole, obwohl beide schon offensichtlich viel erlebt haben, ist er mit seiner Abhängigkeit zu seiner Mutter eher noch der Jüngling geblieben. Es gibt weder sinnlose Gewalt, noch Explosionen oder dergleichen, sondern einfach ein stimmiges Gesamtkunstwerk, eine Odysee durch eine Gegend, die durch die Epidemie unglaublich bedrückend anmutet, obwohl sie zugleich wie ein gleißendes Paradies erscheint. Der Tod wartet an jeder Haustür und die Häscher im Rücken stürzt sich der jugendliche Held in ein Leben voller Gefahren, die hier oder dort der Grenze lauern.
Wer Filme für den Zeitschnitt der "Monte Christo"-Verfilmungen mag, wird hier auf seine Kosten kommen. Tolle Schauspieler inklusive (und ein nichtmal so aufdringlicher Gérard Depardieu).

Darsteller ****
Bilder *****
Story ****
Fechtszenen ****
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 28. Februar 2019 - 15:30:53
"Nicolas le Floch"
F 2008-2018 (12 Folgen)
Regie: Nicolas Picard-Dreyfuss, Philippe Bérenger
Darsteller: Jérôme Robart, Mathias Mlekuz, Vimala Pons, Vincent Winterhalter

Handlung: Die Serie behandelt die Abenteuer des fiktiven Polizeikommissars Le Floch, der im Frankreich der zweiten Hälfte des 18. Jh. Mordfällen, Komplotten, Raub und Mord nachgeht. Ein großer Teil der Folgen entspringt den Romanvorlagen von  Jean-François Parot (1946-2018). Le Floch arbeitet mit Gerichtsmedizinern und einer ehemaligen Verdächtigen der ersten Folge zusammen mit der er eine Affäre unterhält.

Die stärkeren Folgen sind eindeutig die, die den Romanen von Parot folgen, während die anderen oftmals recht hanebüchen wirken.
Etwas anstrengend ist manchmal das Dauergrinsen von Robart als Le Floch. Angenehm aber, dass Le Floch weder ein genialer Ermittler, noch ein Superkämpfer ist, sondern auch durchaus zahlreiche Schwächen hat. Seine zahlreichen Affären, die offenbar vor der Handlungszeit, die ca. 1760 einsetzt, liegen, führen ihn sowohl ins Bordellmilieu als auch in höhere Kreise.
Die Ausstattung ist so lala, für eine TV-Produktion aber ganz ordentlich. Die Männer-WG, die Le Floch mit dem ehemaligen Inspecteur de Noblecourt unterhält, hat was, v.a. da beide dem Essen und Trinken ergeben sind, was sie unheimlich nahbar und zeittypisch machen. Parot selbst liebte wohl die Gute Französische Küche. Etwas ermüdend sind die überzeichneten Charaktere wie Le Flochs Vorgesetzter, de Sartine, der geschminkt ist wie auch immer wieder Höflinge. Etwas nervig v.a. der weibliche Sidekick, de Pazzis.
Dummerweise haben sich die Produzenten scheinbar keinen richtigen Plan gemacht, was zu Problemen in der Chronologie führt. Obwohl die Serie im Leben Le Flochs weiterführt, tauchen darin manchmal historische Personen wie die Königin auf, die zu dem Zeitpunkt tot sein müssten(!).
Recht toll sind die Kampfszenen und solche Details wie die Blendlaterne, die Le Floch vor allem Abends oft nicht zu unterschätzende Dienste leistet. Auch ermittelt Le Floch zwar für seine Zeit recht modern und beobachtet genau den Tatort, aber doch nicht allzu unglaubwürdig wie andere Ermittler in Historischen Filmen. Die Settings sind überwiegend herrlich in schönen Schlössern, Stadtpalästen usw..
Ich kenne die Serie bislang nur auf Französisch. Sie soll wohl auch auf DVD auf Französisch mit Englischen Untertiteln erschienen sein.

Darsteller **
Bilder **
Story **
Fechtszenen ***
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Plasti am 28. Februar 2019 - 17:48:05
Der Husar auf dem Dach lief erst vor ein paar Wochen.
Habe rein geschaut und bin dann doch lieber was malen gegangen.

Wer hat damals als Kind keine Lederhose tragen "müssen" ;)
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 01. März 2019 - 07:50:26
Der Husar auf dem Dach lief erst vor ein paar Wochen.
Habe rein geschaut und bin dann doch lieber was malen gegangen.

Schade, den kannte ich noch nicht.

Wer hat damals als Kind keine Lederhose tragen "müssen" ;)

 ;D Jetzt, mit fast 52, finde ich also endlich Leidensgenossen, während ich damals der Einzige war, der so eine Peinlichkeit anziehen musste.
Das Schicksal ist einfach unerbittlich :P
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 01. März 2019 - 09:44:15
@ Plasti
Ich glaube auch, dass "Der Husar auf dem Dach" kein Film zum Malreinschalten ist. Da gibt's ja praktisch keine Action oder sowas, sondern eine sich ruhig entwickelnde Handlung.

"Der tolle Musketier"/"Cadet Rousselle"
F 1954
Regie: André Hunebelle
Darsteller: François Périer, Bourvil, Christine Carrère, Dany Robin

Handlung: Der Film spiegelt das Leben von Cadet Rousselle, einer volkstümlichen Figur wider, die auch in einem berühmten Lied Niederschlag gefunden hat. Cadet wächst als ein Drilling im Ancien Régime unter der Obhut des Pfarrers auf. Er verliebt sich etwa 1789 in die schöne Isabelle, die wie viele Damen nach ihr seinem Charme auf unerklärliche Weise erliegt. Als der Bürgermeister des Ortes Cadet als Bräutigam seiner Tochter ablehnt, will sich Cadet nach Paris begeben, um sein Glück zu machen. Unterwegs wird er ausgeraubt und in der Schaustellertruppe von Carlos aufgenommen. Dummerweise spioniert diese für die Royalisten und so wird Cadet von republikanischen Polizisten in Paris verhaftet, als er für seine neue Geliebte Violetta angeblich einen Brief überbringen soll. Durch eine fingierte Flucht kommt Cadet frei und befreit Violetta aus den Fängen von Carlos, den er zur Strecke bringt. Versehentlich landet Cadet in einer Schlacht und wird Kriegsheld der Republik. Das nützt ihm aber nichts. Er kommt trotzdem wieder ins Gefängnis und die erneute Flucht gelingt nur durch die Raffinesse seines Freundes Jérôme Badinguet, der immer weiß seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Zusammen mit seiner zwischenzeitlich neuen Geliebten Marguerite und Violetta schlägt Cadet die Laufbahn eines sehr höflichen Straßenräubers an, bis er auf den aus Ägypten eben zurückkehrenden Bonaparte trifft, der ihn zum General macht. Aber auch damit hat Cadet noch nicht seine Bestimmung gefunden, auch wenn ihm nun sein Heimatort allen voran der Bürgermeister huldigen muss ...

Was erstmal als eine alberne französische Abenteuerklamotte erscheint, erweist sich bei näherer Betrachtung als ein kleines Juwel. Bourvil ist das Pendant zum etwas linkisch wirkenden Périer, die ein köstliches Komikergespann abgeben. Aber der Film ist mehr als das Abfeuern heute harmlos scheinender Zoten und Slapstickeinlagen. Cadet Rouselle wartet praktisch laufend mit Lebensweisheiten auf und irgendwann überzeugt doch das Konzept, dass die Zahl 3 eine magische Zahl für Cadet ist, der 3 Frauen liebt, von 3 Räubern überwältigt wird, ein Drilling ist usw..
Erstaunlich gut gemacht für die Zeit sind die Kostüme allen voran - tatatata! - die Uniformen. Die Österreicher sehen zwar komisch aus, aber die franz. Gendarmen und z.B. die Dragoner usw. aber ziemlich gut. Hätte man jetzt nicht erwartet. Auch gibt's hier mal keine bescheuerten Bärte und sogar bei den Frisuren wurde sich beachtlich viel Mühe gegeben.
Ein amüsantes Stück französische Filmgeschichte mit schönen französischen Schauspielerinnen in einer Reihe von Rollen.

Darsteller ****
Bilder **
Story *****
Fechtszenen **
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 01. März 2019 - 12:36:16
"The History of Tom Jones, a Foundling "
UK 1997
Regie: Metin Hüseyin
Darsteller: Samantha Morton, Max Beesley, Brian Blessed, Benjamin Whitrow, James D'Arcy, Frances de la Tour

Handlung: Tom Jones lebt bei Squire Allworthy, doch vertreibt ihn Blifls Intrige und seine eigene Hitzigkeit aus dessen Gunst. Zunächst will er sich nach Norden wenden und trifft auf seiner Reise Partridge, den viele für seinen Vater halten, während dieser Allworthy der Vaterschaft bezichtigt und daraus seinen Profit schlagen möchte. Während Tom Jones durch England geistert, folgt ihm Sophie Western, die sich unsterblich in ihn verliebt hat, ihrerseits verfolgt von ihrem aufgebrachten Vater dem Squire Western. Der Großteil des 5-Teilers nimmt nur das letzte Drittel des Romans ein; die Abenteuer und Verstrickungen von Tom Jones in London, wo er in die Fänge einer alternden Dame gelangt, die Sophie Western abschütteln will...

Diese zweite große Verfilmung des Klassikers von Fielding besticht durch ein noch grandioseres Cast. Brian Blessed als tobender Squire Western ist unglaublich - eine Urgewalt! Das in Kombination mit dem stets unterkühlt spielenden Benjamin Whitrow als Allworthy sind ein Gespann wie man es selten im Abenteuerfilm kennt. Dagegen stinkt der arme und mir persönlich völlig unbekannte Max Beesley leider ziemlich ab, der obendrein neben Samantha Morton bestehen muss, die eine unbeschreiblich bezückende und naive Sophie Western gibt. Nicht umsonst heute eine vielfach ausgezeichnete Schauspielerin in UK in m.E. einer ihrer besten Rollen! Aber auch der Rest der Rollen ist prominent und exzellent besetzt wie Peter Capaldi (in UK ein Star, hierzulande wohl nur durch "Dangerous Liasons" bekannt) als adliger Stutzer in London. Wer englische Filme mag wird hier zahlreiche bekannte Mimen erkennen (James D'Arcy kennt man spätestens aus "Master and Commander" - hier auch sehr gut als heimtückischer Blifl).
Die Kostüme sind überwiegend gut bis sehr gut. V.a. die Perücken stechen heraus. Es ist schade, dass Toms Odyssee durch England nicht mehr als eine Folge des 5-Teilers zugestanden wurde und just die Schlüsselszene mit Tom als Untoter fehlt leider(!). Komischerweise sieht dann London eher nach 1770er aus, während die Szenen auf dem Land von den Kostümen her in die Handlungszeit des Romans (1740er) passen.
Die Intrigen in London sind etwas ermüdend, sonst ist der Roman aber solide umgesetzt. Wer Literaturverfilmungen mit etwas Action mag, ist hier goldrichtig. Es gibt aber keine Explosionen oder rasante Kamerafahrten oder solche Metzchen. Und wo kann man schonmal Brian Blessed ohne Vollbart sehen?

Darsteller *****
Bilder ***
Story *****
Fechtszenen **
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 01. März 2019 - 15:35:35
"Die drei Musketiere"
USA 1993
Regie: Stephen Herek
Darsteller: Chris O'Donnell, Charlie Sheen, Kiefer Sutherland, Oliver Platt, Rebecca De Mornay, Tim Curry

Handlung: Dieser Versuch einer Modernisierung des Stoffes folgt am Anfang der Romanvorlage in etwa. Doch dann dreht er völlig ab, als Richelieu nicht bloß die Auflösung der Königlichen Musketiere erreicht, sondern auch die Ermordung des Königs mithilfe eines religiösen Fanatikers plant um selbst die Macht an sich zu reißen. D'Artagnan soll sogar öffentlich hingerichtet werden(!). Natürlich können sich die tapferen Freunde der Versuche Lady de Winters erwehren. Doch noch immer droht die Ermordung des Königs, aber in letzter Minute schafft es D'Artagnan mit seinen Freunden das Heft zu wenden.

Die Handlung ist leider äußerst hirnrissig und setzt im Prinzip auf eine Aneinanderreihung von Actioneinlagen, die sich aller möglicher Genres bedienen bis hin zu Ninjas auf einem Schiff, das die Jungs über den Kanal bringen soll (kein Scheiß!). Dass die üblichen interessanten Handlungsstränge wie D'Artagnans Zerrissenheit zwischen der kleinen Constance und Lady de Winter damit irgendwie unter den Tisch fallen und auch der übliche rustikale Humor der Vorlage auf der Strecke bleiben, sind die nötigen Begleiterscheinungen. Der Versuch durch Young Guns wie Charlie Sheen und Kiefer Sutherland die Story aufzupeppen gelingt auch nur begrenzt; so wirkt Platt einfach nur dämlich mit seinem 1980er Stirnband, das wohl einem Tanzfilm besser anstünde. Einzig Kiefer Sutherland schafft eine glaubhafte Darstellung von einem jugendlicheren Athos (als Reed z.B.). O'Donell hat in diesem Skript als D'Artagnan kaum eine Chance und erntete dafür auch ne Goldene Himbeere damals.
Richelieu als einen größenwahnsinnigen Irren anzulegen war mithin bis dahin eine Steigerung der Überzeichnung des Roman-Richelieus, die für den unbedarften Kinobesucher wohl einiges hatte. Doch der Sinn in einem Film, wo einzelne Reiter mit einer Kanone beschossen werden, bleibt eh auf der Strecke... Die eigenwilligen Settings in Deutschland (!) tun ihr übriges.

Darsteller **
Bilder **
Story *
Fechtszenen **
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 02. März 2019 - 05:38:35
Die Filme ...
"Der tolle Musketier"/"Cadet Rousselle"

und ...

"The History of Tom Jones, a Foundling "

… kenne ich nicht, wobei beide nicht so klingen, als müsste ich mir dafür unbedingt ein Bein aureißen. Da fehlt mir auch bei deiner Rezi ein wenig die Begeisterung, um mehr Mühe in die Quest zu stecken.
;)

"Die drei Musketiere" …
… habe ich mal angefangen und dann ganz schnell abgeschaltet.
Meine Herren, was für ein Schmarrn!
Modern ist ja gut und schön, aber die literarische Vorlage derartig mit Füßen zu treten ist mir dann doch too much gewesen, um dafür mehr Lebenszeit als 10 Minuten zum reinschauen zu investieren.
Ich bin wahrlich kein Kind von Traurigkeit und lache mich bei gut gemachten Pastiches oder Hot Shots (nur dem ersten) schlapp. Aber dieser Streifen war schon auf den ersten Metern irgendwie nicht meine Welt.
Vielleicht bin ich aber auch zu alt, um so etwas zu goutieren ;)
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Plasti am 02. März 2019 - 10:47:23
Schreibt Ihr die ganzen Beschreibungen aus der Erinnerung oder habt Ihr die gerade erst gesehen :o :o

Ich finde die Drei Musketiere mit Michel York und Oliver Reed klasse.
Den mit Charlie Sheen na wenn man Ihn gesehen hat ist auch ok, muss man aber nicht.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Riothamus am 02. März 2019 - 21:23:53
Ich habe mich durchgequält. Schlechter Pulp für das 17. Jahrhundert.

Der 'Husar auf dem Dach' ist toll. Aber auch ein Film, der ungeteilte Aufmerksamkeit braucht, um zu wirken.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 03. März 2019 - 08:31:12
Schreibt Ihr die ganzen Beschreibungen aus der Erinnerung oder habt Ihr die gerade erst gesehen :o :o

Da ich keine Handlung / Rezi  zu den Filmen schreibe, kommt bei mir aus der Erinnerung heraus der eine oder andere Kommentar. Aber ja, vieles ist noch im Kopf und es benötigt nur einen Schubser (Ein Szenenbild, ein paar Sätze o.ä.) dann kommt die Erinnerung meistens wieder hoch.


Ich finde die Drei Musketiere mit Michel York und Oliver Reed klasse.

Jaaaa, die liebe ich :D
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 03. März 2019 - 20:26:13
Schreibt Ihr die ganzen Beschreibungen aus der Erinnerung oder habt Ihr die gerade erst gesehen :o :o

Unterschiedlich. "D'Artagnans Tochter" habe ich unzählige Male gesehen. Vielleicht haben wir das auch irgendwo als DVD.
"Tom Jones" von 97 ist noch nicht so lange her. Fand ich auch sehr einprägsam.
Es hilft einfach ein paar Fotos z.B. auf der Internet Movie Database anzuschauen, dann bringt man den Film auch recht gut wieder zusammen.
In letzter Zeit habe ich aber tatsächlich oftmals neben dem Nähen fürs Hobby oder Bemalen Filme geguckt, die halt einfach auf Youtube zu finden waren. Leider habe ich noch nicht "Fanfan la tulipe" gefunden, was ich sehr spannend fände - auch die moderne Verfilmung, aber die nur wegen dem Cast, die Trailer etc. sind jetzt nicht so die Werbung... Manche Filme findet man auch im Originalton auf ner französischen Plattform, kommt aber scheinbar drauf an von welchem Rechner ich die anwähle. Auf YT findet man eben v.a. den Schrott, italienische Massenware wie "Die Ritter der Grauen Galeere." Aber ich persönlich finde auch Schund irgendwie faszinierend, merkt man wahrscheinlich...
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Maréchal Davout am 03. März 2019 - 21:05:36
Entschuldigt, ich lese mal nicht alles, bevor ich poste, wenn ich was wiederhole, tut´s mir leid ;)

Was sagt ihr zu Alatriste? Gehört irgendwie schon ins Genre, oder? Ich kenne die Buchvorlage nicht, mag das Setting, finde Viggo Mortensen gut, mag die Machart der Szenen, aber als Gesamtfilm funktioniert das irgendwie für mich nicht (Spannungsbogen, Mitfiebern, Mitfühlen).
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 04. März 2019 - 07:03:59
Was sagt ihr zu Alatriste?

Der sagt mir auf Anhieb gar nichts  :-\

Gehört irgendwie schon ins Genre, oder? Ich kenne die Buchvorlage nicht, mag das Setting, finde Viggo Mortensen gut, mag die Machart der Szenen, aber als Gesamtfilm funktioniert das irgendwie für mich nicht (Spannungsbogen, Mitfiebern, Mitfühlen).

Viggo Mortenson sehe ich sehr gerne. Verwunderlich, dass der Streifen an mir vorbeilief?
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Maréchal Davout am 04. März 2019 - 08:52:25
 
Was sagt ihr zu Alatriste?

Der sagt mir auf Anhieb gar nichts  :-\

Gehört irgendwie schon ins Genre, oder? Ich kenne die Buchvorlage nicht, mag das Setting, finde Viggo Mortensen gut, mag die Machart der Szenen, aber als Gesamtfilm funktioniert das irgendwie für mich nicht (Spannungsbogen, Mitfiebern, Mitfühlen).

Viggo Mortenson sehe ich sehr gerne. Verwunderlich, dass der Streifen an mir vorbeilief?

Eieiei - Handwerklich gut gemachter Historienfilm, teuerster spanischer Film ever, spanische Tercios im Einsatz (habe in der Lehre sogar mal einen Ausschnitt gezeigt, um ein Pikengeviert zu verdeutlichen), Reiterei, die auf typische Art mit Pistolen angreift, realistische Belagerungsszenen - wenn man eine Visualisierung der 1. Hälfte des 17. Jh. cool findet, damit der Zeit des 30-jährigen  Krieges, dann ist dieser Film ein Muss. Immerhin gibt es ihn ja auch schon über 12 Jahre... Da wunderts mich.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 04. März 2019 - 09:27:29
Ah, da haben wir's :)

- "spanischer" Historienfilm
- 2006 (ein sehr stressiges Jahr für mich)
...
Dann werde ich den Film wohl mal nachholen müssen :D
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 04. März 2019 - 11:19:12
Was sagt ihr zu Alatriste? Gehört irgendwie schon ins Genre, oder? Ich kenne die Buchvorlage nicht, mag das Setting, finde Viggo Mortensen gut, mag die Machart der Szenen, aber als Gesamtfilm funktioniert das irgendwie für mich nicht (Spannungsbogen, Mitfiebern, Mitfühlen).
Fand den Film überbewertet. Ich mochte weder die Ausstattung, noch die schlampigen Dialoge oder das Drehbuch. Einzig Viggo Mortensen gab sich wohl Mühe. Hatte die DVD mal ausgeliehen.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Maréchal Davout am 04. März 2019 - 11:33:10
Fand den Film überbewertet. Ich mochte weder die Ausstattung, noch die schlampigen Dialoge oder das Drehbuch. Einzig Viggo Mortensen gab sich wohl Mühe. Hatte die DVD mal ausgeliehen.

Wer hat den denn hoch bewertet? Ich finde, wenn man sich für die Thematik interessiert wie wir, sollte man ihn sich schon ansehen. Schlachtszenen sind das Beste am Film, aber hier werden ja auch cheesy/trashy 60er und 70er-Filme recht milde angesprochen, da ist es schon interessant, wie harsch man mit jüngeren Machwerken teils umgeht.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 04. März 2019 - 11:38:02
Dieses Schmankerl des TV-Schunds kann ich euch nicht vorenthalten, v.a. die durchschaubaren Versuche durch einen berühmten Cast in Nebenrollen die billige Produktion noch zu retten, ist unfreiwillig komisch.

"The King's Guard"/"The Princess and the Swordsman"
USA 2000
Regie: Jonathan Tydor
Darsteller: Trevor St. John, Ashley Jones, Lesley-Anne Down, Ron Perlman, Eric Roberts

Handlung: Irgendwann (sieht nach 17.Jh. aus) in einem fiktiven Königreich. Der machtlose König muss um ein paar Schiffe zu kriegen, seine Tochter Gwendolyn an einen befreundeten König verheiraten. Zur Bewachung beschließt Königin Beatrice auf den Hauptmann Reynolds zu setzen. Doch unterwegs wird der Trupp, der scheinbar keine Pferde hat von Räubern überfallen und schlägt sich zu einer schön aufgeräumten Hausruine durch, wo der Großteil des Films spielt. Derweil umzingelt Lord Morton und Sir Gerald die Ruine mit ihren zahlreichen Halunken. Doch sind sich die beiden nicht einig über die Vorgehensweise und die immer wieder einzeln (!) ausbrechenden Gardisten, können von den unmöglich schießenden Trotteln von Lord Mortons Bande nicht getroffen werden. Schließlich tötet Sir Gerald unzufrieden wie er mit ihm ist Lord Morton und greift die Ruine mit den Verbliebenen an. Diese werden von den Gardisten niedergemetzelt. Prinzessin Gwendolyn verliebt sich natürlich in Reynolds...

Das ist echt die billigste Produktion, die ich jemals gesehen habe! Warum sich Lesley-Ann Down oder Eric Roberts diesen Schwachsinn angetan haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht war es ja schnelles Geld. Frau Down hat auch nur nen Cameoauftritt am Anfang als Königin. Der Rest der Handlung schleppt sich dramaturgisch an ein Räuber-und-Gendarm-Spiel erinnernd rund um die "Ruine" hin, die aussieht wie ein Modellhäuschen der schlechteren Art. 
Aus Mangel an irgendwelchen Mitteln gibt es nicht nur keine Bauten, es gibt nichtmal Pferde!
Ausgeglichen werden soll das Ganze durch Witze, die so lahm sind wie die Schwertkämpfe. Die sehen auch wirklich megapeinlich aus.
Das einzig sehenswerte sollen wohl die Dekolletés der beiden Ladys sein.  ;D
Die Kamerafahrten, Dialoge, Schauspielkunst, das Drehbuch und die Action bilden immerhin ein stimmiges Ganzes!  ;)
Wer kommt darauf so einen Schund zu produzieren? Geht es nur darum, irgendwas zu filmen, das jemand versehentlich beim Kauf in nem DVD-Laden in seinen Warenkorb legt?

Darsteller *
Bilder
Story
Fechtszenen
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 04. März 2019 - 11:40:01
Fand den Film überbewertet. Ich mochte weder die Ausstattung, noch die schlampigen Dialoge oder das Drehbuch. Einzig Viggo Mortensen gab sich wohl Mühe. Hatte die DVD mal ausgeliehen.

Wer hat den denn hoch bewertet?
Damals als er rauskam in der Filmkritik.

Werde dazu aber noch ne Rezension verfassen. Am besten fand ich die Belagerung (sic.) mit einem völlig irrwitzigen Stollen.  ;D
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 04. März 2019 - 12:47:08
Auf besonderen Wunsch eines Einzelnen nun "Alatriste". Ich habe nicht besonders viel Ahnung von der Zeit, aber die Werbung von Wegen mal eine richtige Schlacht im Bild, teuerste Produktion etc. haben mich damals bewegt, mir das anzutun.

"Alatriste"
Spanien, USA, F 2006
Regie: Agustín Díaz Yanes
Darsteller: Viggo Mortensen, Elena Anaya, Unax Ugalde, Eduard Fernández

Handlung: Die Handlung geht im Schnelldurchlauf durch die gleichnamige Romanreihe von Pérez-Reverte (die später als Billig-TV-Produktion nochmals aufgewärmt wurde). Alatriste kehrt aus den Niederlanden zurück - dem Schrecken der Spanier offensichtlich. Er lässt sich als eine Art Gunmen mit Degen anheuern. Doch die Aufträge bringen ihn von einem Schlamassel in den nächsten. So soll er unwissentlich Charles, den künftigen König von England, ermorden. Doch verschont er ihn zum Glück - sonst hätte ja Cromwell nix mehr zu tun gehabt  ;) . Nebenbei begegnet er  Íñigo Balboa, den er schon als kleinen Jungen unter seine Fittiche nimmt.  Íñigo verliebt sich in Angélica de Alquézar, deren Vater das Mordkomplott gegen den Engländer eingefädelt hatte. Doch stehen natürlich die Standesgrenzen im Weg und Íñigo wird zur Galeerenstrafe verurteilt, aber von Alatriste gerettet, nur um dann bei Rocroi zu kämpfen, wo ihn Alatriste erneut vor dem Tod bewahrt.

Die Kernstücke des Films sind eigentlich für den Roman nebensächliche Szenen wie die Belagerung von Breda. Mit den Schlachtszenen versucht der Film auch offensichtlich zu punkten. Aber sie haben mich offengestanden nicht überzeugt. Ausgenommen vielleicht Details wie als die Musketiere versuchen ihre Lunten nicht nasswerden zu lassen, als sie ein Gewässer durchwaten.
Bei der Belagerung von Breda musste ich allerdings unfreiwillig lachen. Laufgräben und so, sind ja cool, aber dieser Tunnel! Also ein Tunnel der so eng ist, dass ein Erwachsener dadurch krabbeln muss und sehr nett, dass für Alatriste durchweg Kerzen aufgesteckt wurden! Das einzig herausragende und interessante fand ich den Kampf der Pikeniere gegen Pikeniere bei Rocroi und die Darstellung der "Schnecke" bei den Musketieren. Dummerweise wurde nur die "Schlacht" ungeschickt gefilmt. So erkennt man rasch, dass praktisch garkeine spanische Armee anwesend ist, da man in der Totalen ringsum das Terzio von Alatriste keinerlei Kampfspuren anderer Einheiten sieht. Von daher wird die Schlacht bei Rocroi auf eine Art final stand der tapferen spanischen Infanterie reduziert. Dass der gewöhnliche Musketier Alatriste dabei einfach machen kann, was er will, ist mal wieder typisch hollywoodmäßig - aber wohl so auch im Roman vorhanden.
Die Ausstattung zerfällt in zwei gegensätzliche Tendenzen. Die historischen Charaktere wie Olivares und de Quefedo wurden von Frisuren und Kleidung her den Gemälden recht akribisch nachempfunden. Die Hauptfiguren des Films aber, fallen da völlig raus. Allen voran Alatriste mit einer Art Motorrad-Wams und einem Hemd aus dem Trachtenbedarf oder Altkleidersammler wie es ein solches vielleicht ab 1900 gab.
Die Hauptkritik am Film war damals schon wie bei Maréchal Davout das eigenwillige Drehbuch. Mal wird durch die Handlung gehetzt, dann wieder bekommt ein Fechtduell unendlich viel Raum, was den Film aus den Takt bringt und wer nicht die finale Schlacht erwartet, denkt manchmal, jetzt könnte es doch auch rum sein. Ich denke, man hätte einfach besser daran getan nur einen Teil der Romane mit der Aussicht auf eine Fortsetzung zu verfilmen. Aber vielleicht dachte man, dass späterhin kein Geld für den Rest ist.
Mich hat "Alatriste" als Film nicht überzeugt und von der Reenactorperspektive noch weniger als von der des Wargamers. Für letzteren immerhin ein paar Schauwerte.

Darsteller ***
Bilder ***
Story *
Fechtszenen ****
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 04. März 2019 - 13:10:52
"The Kings Guard" ... ein episches C-Movie, dass mir bei der Erinnerung daran das Lachen ins Gesicht treibt ;D
Den habe ich irgendwie mal im Stream bei einem der zahlreichen "Schau mal rein"-Angebote erwischt. Ich weiß gar nicht ob das Maxdome, Amazon oder Netflix war. Auf alle Fälle weiß ich aber, dass ich krank auf der Couch lag und Langeweile hatte. Danach war ich immer noch krank, hatte immer noch Langeweile aber auch einen Muskelkater vor lauter Lachen.
Den Film habe ich nicht ernst genommen und dachte die ganze Zeit, das wäre eine Komödie gewesen  :-\

Alatriste ... wenn ich das so lese, habe ich wohl doch nix verpasst ;)
Aber wenn es sich ergibt, schau ich mir den mal an :)
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 04. März 2019 - 13:14:29

Den Film habe ich nicht ernst genommen und dachte die ganze Zeit, das wäre eine Komödie gewesen 
Ja, soll wohl auch ne Komödie sein. Aber ist halt dafür auch wieder zu unlustig und zäh, v.a. die Kämpfe und sinnlosen Dialoge.

"D'Artagnans Tochter" oder die Musketierfilme von Lester würde ich als gelungene Abenteuerkomödien bezeichnen.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 04. März 2019 - 13:18:56
Den Film habe ich nicht ernst genommen und dachte die ganze Zeit, das wäre eine Komödie gewesen 

Ja, soll wohl auch ne Komödie sein. Aber ist halt dafür auch wieder zu unlustig und zäh, v.a. die Kämpfe und sinnlosen Dialoge.

Wie gefährlich Erkältungsmedikamente sind, sieht man an diesem Beispiel ;)
Ich fand ihn teilweise so derbe daneben, dass war schon wieder (unfreiwillig) komisch.
Zumindest wenn man mit Ibuprofen, Wick Medinait und ein wenig erhöhter Temperatur auf der Couch liegt ;D
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 04. März 2019 - 14:10:04
"Duell der Degen" / "Le Bossu"
F 1997
Regie: Philippe de Broca
Darsteller: Daniel Auteuil, Fabrice Luchini, Marie Gillain, Philippe Noiret, Claire Nebout, Vincent Perez

Handlung: Der Film zerfällt praktisch in 3 Kapitel und das recht ausgewogen auch in der Filmdauer.
1. Kapitel. Der Profifechter Lagardère trifft auf den Duc de Nevers, den er ermorden soll. Doch Lagardère ist ein hoffnungsloser Fall und wird von dem Duc leichterhand besiegt und aus dessen Mitleid unter seine Fittiche genommen. Der Duc de Nevers will Blanche de Caylus heiraten, die allerdings auch von seinem Bruder begehrt wird. Endlich trotz aller Hindernisse bei seiner Geliebten angekommen, wird schließlich die Hochzeitsgesellschaft von gedungenen Mördern massakriert und der Duc de Nevers hinterrücks von Gonzague, seinem eigenen Bruder, ermordet.
2. Kapitel. Lagardère nimmt es sich nun zur Aufgabe die Waise des Duc de Nevers großzuziehen und vor den Häschern des allmächtigen Gonzague zu retten, die ihn auf einer atemberaubenden Flucht durch die verschneiten Gebirge verfolgen. Endlich landet Lagardère bei einer Schaustellertruppe, wo er und Aurore, das Kind, Unterschlupf finden.
3. Kapitel. Gonzague ist trotz seines Mordes an seinem Bruder unglücklich, da ihn Blanche nichtsdestominder nicht liebt.  Lagardère hingegen kommt zunehmend Gonzague auf die Schliche und versucht Blanche mitzuteilen, was geschehen ist und dass ihre Tochter Aurore lebt. Lagardère beschließt, dass es zu einfach wäre Gonzague zu töten und will ihn zugrunde richten indem er beim großen Börsencrash kräftig mitmischt. Unterdessen ist ihm aber auch Gonzague mittels seiner geschickten Häscher laufend auf den Fersen. Schließlich entlarvt er Gonzagues Veruntreuungen vor dem Regenten Philippe d'Orléans. Der nunmehr völlig ruinierte Gonzague findet in einem finalen Duell sein Ende.

Der Film ist eine Neuverfilmung des Romans aus den 1850ern. Allerdings eine Verfilmung, die anders als die Vorgänger auf eine ausgeklügelte Kameratechnik setzen kann und dadurch stark profitiert, indem nicht nur die Kampfszenen schwungvoll gefilmt werden, sondern auch die fantastische Landschaft der französischen Alpen eingefangen wird.
Die Besetzung ist überwiegend exzellent, auch wenn es wohl wahr ist, dass Daniel Auteuil als Actionheld wenig taugt. Dafür aber rückt die Figur des Nevers stärker in den Mittelpunkt, der von Vincent Pérez ausgezeichnet gespielt wurde. Auch Fabrice Luchini ist als Gonzague eine überaus geschickte Besetzung und verleiht dem Bösewicht allerdings auch eine menschliche Dimension.
Das Hauptmalus liegt bei der Ausstattung. Philippe Noiret hat einfach das Kostüm aus dem 20 Jahre zuvor erschienenen "Que la fête commence" angelegt, wo er bereits als Regent aufgetreten ist und so sieht man insgesamt dem Kostümbild an, dass es in die Jahre gekommen ist und in einem modernen Film mit Action und zeitgemäßen Schauspielern wie ein Fremdkörper wirkt, wenn Lagardère die in den 1950ern/60ern obligatorische Lederweste (?) trägt (ein höchst nötiges Accessoire, sieht man auch an Gérard Barray 1966...). Komischerweise gab's just für das antiquierte Kostümbild den César.
Die Fechtszenen sind durchweg gut und die Handlung weitesgehend unterhaltsam; der Roman wurde geschickt umgesetzt. Die Hauptfiguren sind einfach glaubhafter als die Stereotypen in der klassischen Verfilmung mit Jean Marais damals in der Hauptrolle. So ändert sich das Kino. Wobei Philippe de Broca ein Altmeister des Genres ist.
Schöner Film, m.E. ein Muss für Fans des Mantel- und Degenfilms französischer Prägung.

Darsteller ****
Bilder *****
Story ****
Fechtszenen ****
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Plasti am 04. März 2019 - 18:25:12
Ich habe auch erst letztes Jahr Alatriste gesehen.Auch wenn ich Ihn nicht gesehen hätte, wäre es auch nicht schlimm gewesen.

Auf vieles wurde wenig bis gar nicht, wie im Roman eingegangen.
Dafür einiges zu lange was für die Handlung/Geschichte überflüssig war.

Was mir aber gut gefallen hat, war das sie gut gezeigt haben wie "dreckig" es damals war.
Nicht wie in den Hollywoodfilmen.

Super beispiel dafür ist auch "Conquest of Paradise" vs "Christopher Columbus – Der Entdecker".
Wie Historisch beide Filme sind, jetzt außer acht gelassen.
Aber der 1. Film zeigt deutlich wie "dreckig" es damals war. Depardieu hat nicht einmal saubere Fingernägel und immer Fettige Haare. Dagenen sieht der Columbus im 2. Film immer wie aus den "Ei gepellt" aus.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 08. März 2019 - 17:06:40
"Die drei Musketiere"
USA, GB 1973
Regie: Richard Lester
Darsteller: Michael Yorck, Oliver Reed, Frank Finlay, Charlton Heston, Faye Dunawaye, Raquel Welch, Geraldine Chaplin, Christopher Lee, Jean-Pierre Cassel, Richard Chamberlain

Handlung: Die Reihe von Lester hält sich erstaunlich stark an den Roman. D'Artagnan ist ein leicht trotteliger, aber um so entschlossenerer junger Adliger, der gleich auf Anhieb kein Fettnäpfchen auslässt. So gerät er nicht nur mit dem gefährlichen Rochefort aneinander, sondern schafft es auch sich an einem Tag mit drei der besten Musketiere des Mr. de Treville duellieren zu müssen. Allerdings hat er auch ein seltenes Gespür seine Karriere voran zu treiben indem ihm die Frau seines Hauswirts Bonancieux ein Geheimnis der Königin anvertraut. Er soll für sie das Collier zurück beschaffen, welches sie dem Duke of Buckingham gegeben hat. Eine Reise mit vielen Gefahren beginnt, wobei D'Artagnan als Einziger der drei Gefährten zum Duke gelangt. Als er wieder in Paris ist um gerade rechtzeitig das Collier zu übergeben, kommt ihm nochmal Lady de Winter dazwischen, die bizarr sexy Komplizin des Kardinals Richelieu. Doch plötzlich tauchen auch die drei anderen auf, die nun in einem turbulenten Finale doch alles zum Guten wenden. Am Schluss wird D'Artagnan bei den Musketieren aufgenommen.

Unglaublich witzig und rüde geht Lester mit dem alten Stoff um, hält sich aber deutlich enger an die Vorlage als die meisten modernen Versuche. Lady de Winter bekommt viel Raum und es erscheint logisch, dass D'Artagnan zwischen ihr und der artigen Constance Bonancieux hin und her gerissen ist. Dabei kennt die Verfilmung kaum ein Erbarmen und wartet mit soviel unverschämten Slapstick auf, dass der Stoff auch dadurch frisch bleibt, da die Regie D'Artagnan wirklich genau zu der Art unbeholfenen Raufbold macht, der er im Roman ist.
Die Besetzungsliste ist wohl die beeindruckendste des ganzen Genres mit einer Art Who is who des damaligen Kinos und ich finde die Wahl der Darsteller durchweg gelungen, wenn auch manchmal etwas gewagt. Oliver Reed als Athos ist fantastisch, aber überhaupt die Auswahl der Musketiere einfach prima - mit dem Womenizer der damaligen Zeit Chamberlain als Aramis.
Die Ausstattung und Bauten sind für die Entstehungszeit ganz ordentlich, wenngleich natürlich in bestimmten Szenen immer wieder Anachronismen wie 19.Jh.-Mieder auftauchen. Irgendwo auch mal ne Perkussionspistole...
Was für die Verfilmung spricht ist auch, dass Lester und Fraser es vermochten den Fokus auf die Halsbandgeschichte zu konzentrieren und dennoch einen Film zu konstruieren, der dadurch nicht langweilig ist. Im Folgejahr kam ja auch schon die Fortsetzung...
Vielleicht wird es ja auch mal eine Verfilmung geben, welche die Geschichten aufgreift, wenn D'Artagnan die verstreuten Freunde wieder einsammelt. V.a. Porthos in seinem Kampf gegen den Wein ist eigentlich sehr herrlich.

Darsteller *****
Bilder ****
Story ****
Fechtszenen ****
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 08. März 2019 - 17:14:24
Ich liebe diesen Film ;D Und seine beiden Nachfolger!
Mehr, als du es schon gesagt hast, gibt es eigentlich nciht zu sagen. Außer vielleicht, dass sie trotz ihres Alters immer noch mit die besten Mantel- und Degenfilme sind, die ich kenne (ich kann ja auch nicht alles gesehen haben ;) ).
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Plasti am 08. März 2019 - 17:26:21
Schließe mich da auch an und wie schon geschrieben finde ich den Film einfach nur klasse.
Und den habe ich auch schon mehr mal gesehen :)
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Riothamus am 08. März 2019 - 17:55:43
Einfach die beste Verfilmung. Da hat mal ein Regisseur gezeigt, wie man ein Buch modern Verfilmen kann, ohne es beiseite zu legen und sich in bloßer Fantasy zu verlieren.

Und natürlich eine Hypothek für weitere Verfilmungen. Allerdings stände dafür ja, wie schon gesagt, einiges an Stoff zur Verfügung, der hier noch nicht enthalten ist.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Plasti am 10. März 2019 - 11:31:30
Da fällt mir noch "Cyrano von Bergerac" mit Gérard Depardieu.
Der gefällt mir sehr gut.
Alleine wegen der Art wie in dem Film gesprochen wird.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 10. März 2019 - 13:40:37
Ha! Jetzt weiß ich, was auf meiner Liste fehlt!
Cyrano mit Gerard!
Danke dir :)
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 11. März 2019 - 11:29:48
"Cyrano der Bergerac"
F 1990
Regie: Jean-Paul Rappeneau
Darsteller: Gérard Depardieu, Anne Brochet, Vincent Perez, Jacques Weber, Roland Bertin

Handlung: Frankreich zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Der junge Christian de Neuvillette kommt nach Paris, um ein Kadett der Gascogner Kadetten zu werden und legt sich sogleich mit Cyrano de Bergerac dem nicht nur geschicktesten Fechter der Truppe, sondern auch wortgewandten Poeten, an. Roxanne, von Cyrano insgeheim geliebt, verfällt dem jungen Haudegen, der allerdings was die von Roxanne geliebte Poesie betrifft vollkommen unbegabt ist und so springt Cyrano dem Kameraden bei. Um sich dieser unliebsamen Konkurrenz zu entledigen lässt de Guiche, der Rivale um die Gunst von Roxanne, die Kadetten bald in den Krieg marschieren. Die Franzosen geraten in Bedrängnis, aber Cyrano schreibt weiterhin ohne Christians Wissen Briefe an die bewunderte Roxanne, die auf abenteuerlichen Wegen ins Lager der Kadetten gelangt. In einem schweren Kampf wird Christian getötet, ehe er Roxanne gestehen kann, dass nicht er sondern Cyrano der Verfasser der heiß geliebten Poesie ist. Schließlich erfährt sie nach vielen Jahren die Wahrheit in denen sie den Verlust betrauernd sich zurückgezogen hatte, doch zu spät.

In diesem Film ist ähnlich wie "Der Husar auf dem Dach" eindeutig die Handschrift des Meisters Rappeneau erkennbar. Das Kostümbild ist nahezu perfekt; auch die Frisuren sind als besonders gelungen hervor zu heben. Die Kämpfe machen viel Spaß und der Film sprüht über vor Esprit, der natürlich von Rostands Vorlage rührt. Diese hat Rappeneau großartig umgesetzt. Das gelingt letztlich auch durch einen ausgezeichneten Cast, allen voran Gérard Depardieu und Vincent Perez in einer Zweierspitze, die Letzteren zu einem der meist beachtesten Jungschauspieler katapultierte - er bekam dafür auch wenigstens eine César-Nominierung.
Im Grunde kann Mantel- und Degenfilm nicht viel mehr sein. Großartige Dialoge, ne schöne Angebetete (komisch, dass Anne Brochet ansonsten nicht in dem Genre auftauchte), geschickt eingesetzte Mischung aus Action und Romanze und Witz.
Für Tabletoper auch ne Menge geboten, z.B. spanische Pikeniere!

Darsteller *****
Bilder *****
Story *****
Fechtszenen ****
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Plasti am 11. März 2019 - 19:26:39
@Pappenheimer,
Danke für die ausführliche Vorstellung.

Ich finde den Film super klasse und muss zugeben das ich Ihn schon oft gesehen habe :)
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 12. März 2019 - 05:21:51
Danke auch von mir für die tolle Review! Ich habe den Film tatsächlich nocht nicht gesehen  :-[
Muss ich nachholen :)
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Riothamus am 12. März 2019 - 07:18:13
Ja, dir sei einmal Dank für all' die schönen Reviews.

D.J., diese Lücke solltest du schließen. Ich hatte dazu mal einen Verriss gelesen, war dann positiv überrascht, nur um dann festzustellen, dass sich die Kritik auf einen anderen Film bezog.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 12. März 2019 - 16:00:33
Wir haben in der Schule "die großen fünf" lesen müssen.
Oder viel eher das, was unser Deutsch- und Englischlehrer so als "große 5" ansah und die er uns in einem kombinierten Unterricht für English und deutsch lesen und durchackern lies.
Hamlet, Mcbeth, Julius Cesar, Don Quichotte und eben Cyrano und alle in diesen kleinen "Readers Digest für tumbe Schülerköpfe"-Ausgaben mit dem Gelben Cover ;)
Hamlet war nicht so meine Welt und Cesar leicht abgedreht (Was willst du mit dem Dolche? Sprich! Kartoffeln schäl'n, versteh'ste nich'?), Don Quichotte sah ich lieber als Zeichentrick im ZDF aber Mcbeth war schon ein anderes Kaliber!
Mord, Totschlag, Hexen ... das war das richtige Futter für den kleinen Knirps von 13 oder 14 ;D
Und dann, als Letzes ... Cyrano von Bergerac?
Ein Franzose mit Kamelnase und einem Hang zu schwülstigen Liebesgedichten?
Grundgütiger, bewahre mich vor solchen Ergüssen!

Heute bin ich aber dann doch froh darüber, lernte ich in diesen anderthalb Schuljahren doch "Texte lesen und Texte verstehen" als eine eigenständige Disziplin kennen. (In Englisch bin ich immer noch eine Null und bevorzuge deutschsprachige Regeln :P ) Und obwohl ich inzwischen reichlich Lebenszeit zwischen mich und dieses kleine, gelbe Heftchen gebracht habe, bin ich um diesen Stoff immer herumgeschlichen, wie die langschwänzige Katze um den Schaukelstuhl.

Der langen Textwand kurzer Sinn:
Ich werde diesen Film auf eure Empfehlung nachholen :)
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Plasti am 12. März 2019 - 16:43:47
Jepp mach das mal.
Ist nicht nur das Liebesgeflüster, die Darstellung der Zeit ist super wieder gegeben.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 13. März 2019 - 09:25:09
Nun weniger Degen, dafür aber Mäntel satt.

"The Scarlett Pimpernel"
GB 1934
Regie: Harold Young
Darsteller: Leslie Howard, Merle Oberon, Raymond Mersey, Nigel Bruce, Walter Rilla

Handlung: Frankreich im Jahre 1792. Der Scarlett Pimpernel befreit französische Adlige von dem Wagen zur Guillotine weg um sie nach England zu schleusen. Der dortige französische Gesandte ist ihm aber auf der Spur, angetrieben von Robespierre, der ihm versichert, dass Chauvelin der Nächste wäre, der dran ist, wenn er The Scarlett Pimpernel nicht zur Strecke bringt. Indessen gibt sich Percy, the Scarlett Pimpernel, als ein adliger Stutzer aus, der nichts kann außer dem Prince of Wales Ratschläge für seine Garderobe zu geben. Doch Chauvelin erinnert sich, dass Percys Gemahlin Marguerit ihm schon einmal bei der Ergreifung von Adligen behilflich war und erpresst sie damit, dass er ihren Bruder Armand in seine Gewalt gebracht hat. Marguerite beginnt darum für Chauvelin zu spionieren und kommt Sir Andrew auf die Schliche, dem sie eine geheime Nachricht abluchst und somit Chauvelin indirekt verrät wer The Scarlett Pimpernel ist. Percy macht sich nun auf nach Frankreich um Armand und einen anderen Adligen aus Boulogne zu befreien, wo ihn Chauvelin natürlich schon erwartet. Marguerite, die endlich ihren Fehler begreift, reist Percy hinterher und kommt in die Fänge Chauvelins, der Percy zwingt sich zu ergeben, wofür er Marguerite auf das vor Anker liegende englische Schiff entkommen lässt. Doch Percy wäre nicht der Scarlett Pimpernel, wenn er nicht ...

Dieser Film ist ein Klassiker. Auch wenn er schon über 80 Jahre auf dem Buckel hat, fühlt er sich noch erstaunlich frisch an, was daran liegen mag, dass zahlreiche Szenen anders als damals üblich bei dem Genre draußen gedreht wurden und sogar die Innenaufnahmen oftmals offensichtlich nicht im Studio sondern in zeitlich passenden Gebäuden gedreht wurden. Vor allem aber die Bauten - oder die Tricktechnik - am Anfang des Films, als London und Paris 1792 dargestellt werden sind überraschend, ja beeindruckend.
Der Film lebt stark vom Minenspiel Leslie Howards und dem bitterbösen, aber doch furchtsamen Chauvelin/Raymond Mersey, der zwar raffiniert scheint, aber doch The Scarlett Pimpernel geistig unterlegen. Erstaunlich sind die für diese Zeit enorm lasziven Szenen mit Merle Oberon als Lady Blakeney auf dem Ball.
Die Handlung ist natürlich absurd und passt einfach nicht mit der Geschichte der Französischen Revolution zusammen. Die Geschichte musste gebeugt werden, dass die Handlung funktioniert. So ist 1792, als Frankreich noch einen Gesandten in London hatte, Robespierre noch garnicht an der Macht und der große Terreur setzte auch erst nach dem Sturz der Girondins im Juni 1793 ein. Dann aber wäre England schon mit Frankreich im Krieg und das unbeschränkte Reisen von Chauvelin und Percy wäre unmöglich... Man muss also schon die Geschichte etwas außen vor lassen und dann klappt die Handlung durchaus und sie ist für die Entstehungszeit spannend und sogar recht actionreich inszeniert. Sehr beachtlich das Filmen der oftmals herum donnernden Kutschen.
Beim Kostümbild gibt es zahlreiche Anachronismen wie Schulterpolster oder die schlichtweg nach 1930er aussehenden Ballkleider. Aber insgesamt erkennt man v.a. bei den Herren schon, dass man sich mit der Zeit 1790-1805 etwa beschäftigt hatte. Die Uniformen der Revolutionäre sind regelrecht malerisch. Die Waffen mithin sogar richtig toll - vielleicht sind's ja sogar einfach Originale(?).
Insgesamt ein immernoch v.a. durch das Drehbuch, die Darsteller und die Bauten ansehnlicher Film mit einigem Esprit.

Darsteller ****
Bilder ****
Story ****
Fechtszenen (nicht vorhanden)
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: newood am 14. März 2019 - 10:27:16
... da fällt mir "Scaramouche der galante Marquis" ein,
für mich steht dieser Film ganz oben, denn die hier ge-
zeigten Fechtszenen sind schon spektakulär.

mfg
micha / newood / mr. papertiger
14.03.2019
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 14. März 2019 - 11:53:11
"Die Abenteuer des David Balfour"
D, F, CH, A 1978
Regie: Jean-Pierre Decourt
Darsteller:  Ekkehardt Belle, Patrick Magee, Bernhard Wicki, David McCallum, Aude Landry, Patrick Allen, Bill Simpson

Handlung (hoffentlich wird das nicht zu lang  ;) ):
David ist der Sohn ehrbahrer einfacher Leute und kommt zum heruntergekommenen Schloss seines Onkels Ebenezer, der ihn tot sehen möchte, dann aber nur erreicht, dass er auf Hoseasons Schiff verschleppt wird. Unterwegs begegnen sie Alan Breck Stewart, einem Jakobiten. Als dieser erfährt, dass er von Hoseason verraten werden soll, kommt es zum Kampf. Alan Breck und David entkommen ans Ufer. Doch nun sind sie in Schottland und geraten ins Visier der Obrigkeit, da sie anwesend sind als der Rote Fuchs ermordet wird. Alan Breck gilt als der Mörder und David muss mit ihm durch die Highlands fliehen, wobei sie dann und wann auf versteckte Jakobiten treffen. Ihr Unterstützter, James of the Glens, gerät dadurch in die Fänge des Staatsanwalts. David kommt mit Hilfe von Alan Breck und einem vertrauten Anwalt an sein Vermögen.
Aber der Staatsanwalt beginnt den Verbrecher More auf Alan Breck anzusetzen, in dessen Tochter, Catriona, sich zu allem Überfluss David verlieben musste. Alan Breck gelingt dennoch die Flucht nach Frankreich. Davids Versuche James of the Glens zu retten scheitern aber an den Intrigen des Staatsanwalts. Immerhin schafft es die großmütige Tochter des Staatsanwalts ihre Rivalin Catriona aus dem Gefängnis zu befreien, da Catriona unwissend betreffend dem wahren Charakter James Mores ihrem Vater zur Flucht verholfen hatte. David kommt zusammen mit Catriona aufs europäische Festland, um Catriona bei ihrem Vater abzuliefern und selbst die Rechte zu studieren. Die Briten haben eine Schlinge ausgelegt, indem James More erreicht, dass Alan Breck in die Gegend der Küste gelockt wird. Fast ist es zu spät als Catriona und David merken, dass sie von More missbraucht werden. Am Strand kommt es zu einem finalen Kampf.

Ich muss zugeben, dass ich mich bei dem 4-Teiler gut unterhalten fühlte, als ich ihn mir anschaute. Es gibt praktisch keinen Leerlauf (außer vielleicht bei der Seereise nach Frankreich - aber das passt eigentlich zu Stevenson). Als positiv sind auch die Landschaftsaufnahmen zu bewerten.
Die Darsteller sind m.E. eher "a mixed bag". Magee fand ich als Ebenezer zu wenig diabolisch und auch McCallan ist ein zu offenherziger Alan Breck. Peter Finch fand ich da bspw. eine bessere Besetzung. Wicki scheint mir als Hoseason arg unbeholfen - da würde ich mir eher jemanden vom Schlage von Robert Newton vorstellen. Ausnehmend gut ist aber der Cast bezüglich der Frauen. Aude Landry und Jutta Speidel schaffen es sehr gut diese völlig gegensätzlichen Charaktere rüber zu bringen. Schade dass Aude Landry nicht in mehr solcher Produktionen auftrat.  :'(
Das Kostümdesign wirkt heute antiquiert und ist teilweise regelrecht unfreiwillig komisch, so wenn Alan Breck mit so einem albernen Federchen am viel zu kleinen Hütchen durch die Highlands streift - das ist ja üüüüüberhaupt nicht auffällig.  ;D
Toll finde ich prinzipiell, dass hier "Kidnapped" und "Catriona" zusammen verfilmt wurden und auch gut gelöst ineinander verwoben worden sind. Manches weist ein paar Logikfehler auf. So hat David unter Alan Brecks Anleitung im 2. Teil eigentlich Fechten gelernt, aber es offenbar wieder gänzlich vergessen, als er in Edinburgh mit einem englischen Offizier aneinander gerät. Überhaupt sind die Actionszenen nicht wirklich überzeugend. Schön, dass Bonnie Prince Charlie vorkommt, der auch m.E. ganz gut präsentiert wird und dessen Frustration und auch Alan Brecks Enttäuschung über dessen Entscheidungen sehr verständlich gemacht wird.
Insgesamt eine Verfilmung die als TV-Produktion absolut in Ordnung ist. Würde ich mir irgendwann wieder anschauen.

Darsteller ***
Bilder ***
Story ****
Fechtszenen **
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Plasti am 14. März 2019 - 11:59:39
Die Erinnerung an den 4 Teiler ist nur noch ganz verblasst vorhanden.
Weis aber noch das wir alle damals den gesehen haben und das ganze nachgespielt haben.
Ob nun mit Playmobil oder Airfix Figuren.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 14. März 2019 - 13:27:05
Die Erinnerung an den 4 Teiler ist nur noch ganz verblasst vorhanden.
Weis aber noch das wir alle damals den gesehen haben und das ganze nachgespielt haben.
Ob nun mit Playmobil oder Airfix Figuren.

Meine Erinnerung an den Vierteiler ist auch etwas vernebelt, aber die Stimmung ist schnell wieder erinnert, wenn ich die tolle Rezi von Pappenheimer lese :)

Bei mir waren es eine handvoll Airfix Minis, die ich gegen einen Schwung John Sinclair Romane getauscht hatte. Die habe ich mir damals am Kiosk um die Ecke für 50 Pfennig das Stück geholt und ich weiß noch, dass ich da von einem Schulfreund mehr als den Gegenwert an Figuren für bekommen habe. Der durfte die Romanhefte nämlich nicht lesen :P
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 14. März 2019 - 15:56:13
"Die vier Halunken der Königin"
GB, Spanien, Panama 1974
Regie: Richard Lester
Darsteller: Michael Yorck, Oliver Reed, Frank Finlay, Charlton Heston, Faye Dunawaye, Raquel Welch, Geraldine Chaplin, Christopher Lee, Jean-Pierre Cassel, Richard Chamberlain

Handlung: Nun ist D'Artagnan ein richtiger Musketier und nimmt an der Seite seiner Freunde an der Belagerung von La Rochelle teil. Hier kommt es zu dem berühmten Frühstück der Musketiere, wobei die vier samt ihren Dienern nebenbei eine wichtige Stellung gegen eine anstürmende Übermacht von Feinden verteidigen. Die Musketiere erfahren davon, dass Lady de Winter den Herzog von Buckingham ermorden will. Während D'Artagnan geneigt ist Buckingham zu retten, geben die anderen zu bedenken, dass er ja eigentlich der Feind Frankreichs ist. Athos erzählt von seiner wahren Identität als ehemaliger Gemahl ihrer Erzfeindin. Den Musketieren gelingt es zwar Constance aus den Fängen der Häscher des Kardinals zu befreien, aber Lady de Winter gelangt nach England und schafft es dort inhaftiert ihren Bewacher davon zu überzeugen, dass er Buckingham tötet. Zurück in Frankreich rächt sich Lady de Winter an ihren Widersachern indem sie die von den Musketieren dort versteckte Constance in einem Kloster ermordet. Doch nun ist es an der Zeit der Abrechnung. Die Musketiere beschließen die gefährliche Lady hinzurichten. Auch der Kardinal kann nichts mehr daran ändern und befördert D'Artagnan am Ende sogar notgedrungen dessen Qualitäten eingestehend zum Leutnant.

Die Handlung dieses Films gefiel mir als Jugendlicher als ich auch den Roman las eigentlich immer besser als die Halsbandgeschichte. Es ist natürlich für einen Protestanten nicht so leicht verdaulich wenn die Musketiere fröhlich Hugenotten abballern. Aber denen wird doch eine gewisse Tapferkeit zugestanden.
Der Film erinnert stark an einen Italowestern mit der Prise Krieg und einer eher düsteren Rachestory. Auch das Design des Klosters, wo gegen Ende gekämpft wird könnte direkt aus einem Sergio Corbucci Film stammen. Nicht umsonst vielleicht der deutsche Alternativtitel "Die vier Halunken der Königin" als Reminiszenz an "Zwei glorreiche Halunken". Der Humor ist daher auch nicht ganz so überdreht wie in Teil 1 der Trilogie, wohl auch durch das ernste Thema dieses Teils von Dumas Roman.
Die Actionszenen hier machen nichts desto minder viel Spaß und die Schauspieler können hier noch stärker brillieren, da die Story mehr Tiefe erfordert. Lady de Winter ist tatsächlich DIE Hauptfigur hier im Film und Faye Dunaway gibt eine großartig böse Lady. Heston wurde mit Richelieu eine dankbare Rolle gegeben; denn dieser Richelieu in Lesters Verfilmung kommt dem historischen Richelieu doch recht nahe, als kühl kalkulierender Machtmensch, der doch vorwiegend Frankreichs Wohl im Sinne hat und kaum egoistische Ziele. Weitaus besser als die Karikaturen in den meisten anderen Filmen (ausgenommen dem 6-Teiler von Decourt, den ich momentan nochmal anschaue - passt der hier rein?).
Für Wargamer bietet der 2. Teil der Trilogie bestimmt noch mehr Inspiration als der Rest. Für Fans des Genres ein Muss!

Darsteller *****
Bilder ****
Story *****
Fechtszenen ****
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 14. März 2019 - 16:04:33
Wer hat den denn hoch bewertet? Ich finde, wenn man sich für die Thematik interessiert wie wir, sollte man ihn sich schon ansehen. Schlachtszenen sind das Beste am Film, aber hier werden ja auch cheesy/trashy 60er und 70er-Filme recht milde angesprochen, da ist es schon interessant, wie harsch man mit jüngeren Machwerken teils umgeht.
Welche trashy Filme werden denn milde angesprochen?

Bist Du bei einem meiner Rezensionen anderer Meinung?

Diversität hilft m.E. immer.

Ich denke die Einschätzung zu Filmen ist doch sehr subjektiv. Abhängig von Wissensstand oder auch von Vorlieben.
Manch einer mag z.B. die Slapstickeinlagen in einem "tollen Musketier" oder ähnlichen Filmen heute einfach nur als banal und komplett unlustig empfinden.

Außerdem bin ich mir auch infolge meines eigenen Kenntnisstandes nie ganz sicher wie man die Fechtszenen bewerten soll.

Ist ne Fechtszene toll, wenn sie besonders realistisch ist?
Ist sie toll, wenn sie viel hermacht? Optisch z.B..
Muss sie voll die Actionnummer sein?
Raffiniert? Überraschend?

Gibt auch von mir irgendwo im Netz Fechtszenen. In der Szene selbst als Fechter, fand ich's total cool. Heute als Zuschauer wirkt's langweilig, wenn auch historisch vielleicht stimmig.  ;D
 
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Plasti am 14. März 2019 - 17:42:35
Es gibt nicht viele Filme die als solche eigenständig sind und wovon es dann doch eine Art von "2.Teil oder Weiterführung" gibt, die so gelungen ist wie "Die vier Halunken der Königin" zu "die drei Muketiere".
Für ein schönen Spielfilm Abend gehen sehr gut beide Filme hinter einander ;D
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 15. März 2019 - 05:19:59
Gibt auch von mir irgendwo im Netz Fechtszenen. In der Szene selbst als Fechter, fand ich's total cool. Heute als Zuschauer wirkt's langweilig, wenn auch historisch vielleicht stimmig.  ;D

Hehehe ... DIE würde ich gerne sehen :D
"Ihr habt die Finesse eines Holzhackers und die Eleganz einer trächtigen Kuh, Mylord."
"Dafür haue ich euch in Stücke!"
"Nur zu. Ich warte."
 ;D
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 15. März 2019 - 11:42:09
"Die Duellisten"
GB 1977
Regie: Ridley Scott
Darsteller: Keith Carradine, Harvey Keitel, Albert Finney, Diana Quick, Alun Armstrong

Handlung: Strassburg 1800, eigentlich ein Routineauftrag für Lieutenant d'Hubert, doch einer, dem sich keiner stellen mag. Lieutenant Feraud von den 7. Husaren hat den Sohn des Bürgermeisters im Duell verwundet und soll daher unter Hausarrest gestellt werden. Feraud ist ein Hitzkopf und verdreht die Tatsachen, nachdem er aus dem Salon der Gesellschaftsdame Mme. de Lionne abgeholt wird und erreicht, dass sich d'Hubert mit ihm duelliert. Diese Duelle begleiten nun d'Hubert und Ferraud, der von einem unbeschreiblichen Hass auf d'Hubert gekennzeichnet ist durch ihre ganze Karriere in den Napoleonischen Kriegen, so auch in Lübeck im 1806er Feldzug. Die schöne Laura, die sich an d'Hubert hängt aber ihm scheinbar nicht viel bedeutet, versucht erfolglos ihn von seinen Duellen mit Feraud abzubringen. Schließlich landet Feraud nach der Herrschaft der Hundert Tage in der sich d'Hubert, mittlerweile ein General, geweigert hat mitzumachen, in den Fängen von Fouché, wird aber von d'Hubert gerettet. D'Hubert selbst ist gesellschaftlich angekommen, heiratet in eine alte Emigrantenfamilie ein und zählt zu den Gewinnern der Restauration. Aber es kommt zu einem finalen Duell mit Pistolen,

Dieser Film hat mich unbeschreiblich geprägt und ich habe ihn unzählige Male gesehen. Die Handlung ist OK, was ihn aber heraushebt ist die Kameraarbeit, diese tollen Straßenszenen oder die Duelle auf freier Wiese oder vor allem am Ende bei der Ruine und dann diese Landschaftsaufnahmen! Die Gesellschaft wird nebenbei auch kongenial eingefangen, egal ob im Salon der Mme. de Lionne oder in dem Cafe, wo d'Hubert dann Feraud wiedersieht. Gleich der Anfang mit dem Gänsemädchen und dann der Übergang zum ersten Duell fantastisch!
Das ist obwohl eine ziemliche Low-Budget-Produktion eigentlich m.E. Ridley Scotts mit Abstand bester Film.
Die Schauspielkunst ist einfach phänomenal. Harvey Keitel in einer seiner besten Rollen als verbohrter, fast irrsinniger Offizier und Keith Carradine als oftmals verunsichert wirkender Kontrahent. Aber auch die Nebendarsteller sind exzellent besetzt. Nur Robert Stephens als General Treillard fand ich nicht ganz so überzeugend.
Jedem Knöpfchenzähler werden natürlich die Mankos auffallen. Es gibt ne Menge Widersprüche wie wenn 1800 vom Kaiser Napoléon die Rede ist oder man 1800 davon erfährt, dass nun Krieg ist, wo doch 1799 schon Krieg war... Dann fragte ich mich immer, warum der Kastrat (?) im Salon von Mme. de Lionne Englisch (!) singt? Aber auch bei den Uniformen findet man manchen Lapsus. Dass d'Hubert und Feraud zeitgleich plötzlich scheinbar in Elitekompanien ihrer Husarenregimenter versetzt wurden (Duellszene bei Lübeck) erscheint nicht recht plausibel. Dann auch die Kerzenorgie im Lübecker Wirtshaus - hätte man sicher besser hinbekommen können etc. pp. Aber insgesamt schon für 1970er erstaunlich gut gemachte Kostüme inklusive Uniformen. Auch können die Darsteller offensichtlich tatsächlich fechten und machen kein "Theaterfechten".
M.E. hätten hier Carradine, Keitel und mindestens die Kamera auch Oscars verdient, evtl. sogar die Regie.
Großartiger, melancholischer Film, den man einfach unzählige Male wieder anschauen kann. Ein Muss für Freunde solcher Filme!

Darsteller *****
Bilder *****
Story ****
Fechtszenen *****
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Riothamus am 15. März 2019 - 12:56:47
Ja, ein toller Film, obwohl ich nie den Anfang sehen konnte...
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 15. März 2019 - 13:19:26
Ah, der! Einmal gesehen (zu seligen VHS-Zeiten) und direkt begeistert gewesen.
Ich glaube, den hole ich mir nochmal auf DVD.
Der ist es wirklich wert, denn der hat mir damals (ich glaube ich war 17 oder 18, als ich den gesehen habe) unheimlich gut gefallen.
Auf dem Film basiert das Lied "The Duellists" einer meiner Lieblingsbands, was natürlich nochmal einen Mehrwert für mich hergibt :D

https://de.wikipedia.org/wiki/Powerslave

Nachtrag:
Jetzt habe ich einen Ohrwurm, da ein weiterer Song aus dem Album "Powerslvave" das Thema Fechten behandelt (Der Sänger Bruce Dickinson ist selber Fechter)
;D

You'll die as you lived
In a flash of the blade,
In a corner forgotten by no one.
You lived for the touch
For the feel of the steel,
One man, and his honour.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 18. März 2019 - 10:07:29
"D'Artagnan"
F 1969
Regie: Claude Barma
Darsteller: Dominique Patruel, François Chaumette, Rolf Arndt, Antonella Lualdi

Diese TV-Verfilmung von 1969 schrieb sich auf die Fahnen alle D'Artagnan-Romane erstmalig am Stück verfilmen zu wollen. Der 1. Film behandelt die Halsbandaffäre, der 2. die Geschichte der Vier Musketiere und die beiden folgenden dann 20 Jahre danach und zehn Jahre danach (zu Deutsch: "Der Mann mit der Eisernen Maske" auf Französisch: "Le Vicomte de Bragelonne").

Obwohl man denken würde, dass ein Vierteiler genug Zeit hat die Handlung wiederzugeben, hastet dieser lieblos gestaltete Versuch durch die Geschichte. So wird am Anfang die Episode mit dem Zusammentreffen von D'Artagnan und Lady de Winter völlig verändert, so dass sie ihn mehr oder minder nur im Vorbeifahren sieht und er sich auch nicht wirklich mit Rochefort duelliert und sich die Geschichte auch nicht im Wirtshaus abspielt, sondern irgendwie an der Landstraße. Und so geht das immer weiter. Als besonders schwach empfand ich auch die in Lesters Film so toll eingefangene Verteidigung der Redoute vor La Rochelle. Es gibt wohl liebevoll gemachte TV-Filme und selbst wenn sie sich nicht an die Literaturvorlage halten, sondern eher frei damit umgehen wie die Cagliostro-Verfilmung mit Jean Marais, können sie immerhin noch eine gewisse Stimmung vermitteln und das geht dieser TV-Reihe komplett ab. Nicht nur, dass Patruel als D'Artagnan deutlich zu alt aussieht (der Darsteller ist fast 40, während D'Artagnan am Beginn ein Jüngling sein soll), er ist hier auch insgesamt eher dämlich, statt hitzköpfig. Unfreiwillig komisch wirken die Bärte, v.a. bei Porthos. Selbst aus nostalgischen Gründen nicht mehr wirklich sehenswert. Einzig die Drehorte sind teilweise ganz nett, auch wenn nicht wirklich gut gefilmt (z.B. beim Intro sieht man einfach ne modern anmutende Landschaft).
Bei einer insgesamt überaus höltzern schauspielernden Riege, sticht einzig Dietmar Schönherr als etwas aktiver wirkender Buckingham heraus.

Darsteller *
Bilder *
Story **
Fechtszenen *
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 18. März 2019 - 15:51:17
Danke für die Warnung, nix verpasst :)
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Riothamus am 19. März 2019 - 00:01:43
Die Kritik teile ich. Ich habe mich über den Film geärgert.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 19. März 2019 - 18:27:04
"Lagardère"
F 2003
Regie: Henri Helmann
Darsteller: Bruno Wolkowitsch, Yvon Back, Frédéric van den Driessche, Florence Pernel, Clio Baran

Handlung: Der fiese Gonzague verursacht die Ermordung des Herzogs von Nevers. Lagardère, der früh schon von der Fechtkunst von Nevers beeindruckt ist, nimmt sich der Waisen Aurore an. Mit Hilfe einiger Freunde, die von da an Lagardères ständige Begleiter werden, gelingt es ihm Aurore vor Gonzague zu bewahren. Erst auf dem Schafott, auf dem Lagardère landet, kann dieser die Lage retten und Gonzague zum Duell herausfordern. In einem Zweikampf durch die Straßen der Stadt wird Gonzague schließlich der gerechten Strafe unterzogen.

"Le Bossu" ist in Frankreich nunmal ein Klassiker und wird daher scheinbar laufend verfilmt. Bei dieser TV-Verfilmung kann man sich fragen, was nun diesen Versuch nötig machte und mir fällt auch mit Gewalt kein Grund ein.
Das Besondere an diesem Zweiteiler ist, dass sich der Darsteller des Lagardère und des Duc de Nevers sehr stark ähneln, so dass es mir mit französischem O-Ton schwer fiel der Handlung zu folgen.
Außerdem ist das Setdesign einfach abgefahren. Regelrecht beherrschend sind riesige Hüte mit seltsamen Straußenfedern, die auch mal die Gesichter der Protagonisten verbergen und null mit der Handlungszeit (ca. 1720, da Régence) zu tun haben. Aber insgesamt wirkt das Kostümdesign doch eher mäßig bis mies.
Die meisten werden sich fragen, wer denn die Darsteller sind und ich muss auch zugeben, dass mir kein einziger dem Namen nach bekannt wäre, obwohl ich französische Filme mag. Das muss erstmal nichts heißen und immerhin trifft Clio Baran als Aurore äußerlich den Erwartungen. Doch Yvon (ja, scheint ein Männername zu sein) Back als Gonzague hat nun Garnichts diabolisches oder auch nur überzeugendes an sich und wenn Gonzague blass wirkt, dann funktioniert eine "Le Bossu"-Verfilmung nunmal nicht. Die Fechtszenen sehen nun auch nicht gerade aus, als ob man etwas vom Fechten verstünde. Wenn dann in einer Fechtschule um 1700 die Abbildungen aus Angelos Buch zur Fechtkunst aus der 2. Hälfte des 18.Jh. lieblos an die Wand gemalt sind (ungefähr wie in unserer Grundschule Noten oder sowas als Deko!), dann sind das nur Details in diesem Film, wo auch der Versuch die Story als modernen Krimi zu verpacken die Sache nicht besser macht. Die Drehorte sind noch am akzeptabelsten. Schwache Massenware.

Darsteller *
Bilder *
Story **
Fechtszenen *
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Plasti am 19. März 2019 - 18:32:33
Da fällt mir noch der Film "Die Drei Musketiere" von 2011.
Mit Orlando Bloom und Christoph Waltz ein.
Der ist so schräg und ich bin gekonnt an ihm vorbei gekommen.

Und zwei Jahre Später, also 2013 gab es ja noch einem mal "Die drei Musketiere", den ich auch nicht angesehen habe.
Wenn man so sieht haben sie den Film ja nicht nur 5x gedreht ;D ;D ;D ;D
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 21. März 2019 - 09:43:17
"Cartouche, le brigand magnifique"
F 2009
Regie: Henri Helman
Darsteller: Frédéric Diefenthal, Juliette Lamboley, Gwendoline Hamon, Estelle Vincent, Grégory Fitoussi, François Levantal

Handlung: Frankreich zur Zeit der Régence. Cartouche ist ein Bandit. Als seine Verlobte durch den Polizeichef de Reynie getötet wird, schwört er Rache. Doch Reynie und Minister d'Argenson sind ihm auf der Spur und mit viel Glück gelingt es ihnen Cartouche in den Kerker zu werfen. Dort erwartet ihn allerdings ungeahnte Hilfe, denn nicht nur dass sich Reynies schöne Schwester Juliette in ihn verliebt hat, auch der Abbé Dubois hat seine eigenen Interessen nun Cartouche zu helfen, dessen Gefangennahme den Stern d'Argensons weiter steigen ließ. So kann Cartouche entkommen und er schlägt sich zu seiner Bande durch, die nun ihre Überfälle fortsetzt. Da sie einen Teil des Geldes an die Bevölkerung zurück gibt und die Polizei lächerlich macht, ist Cartouche höchst beliebt. Der Raub einer großen Kasse mit Steuergeldern ist sein finaler Coup. Damit sind die Karrieren von d'Argenson und Reynie ruiniert. Einer von Cartouches ehemaligen Komplizen wird verhaftet, als er einen Verräter tötet, gibt sich als Cartouche aus und wird unter dessen Namen auf dem Place de Grève hingerichtet. Cartouche aber sucht Mademoiselle de Reynie im Kloster auf, wohin sie sich nach dem Selbstmord ihres Bruders begeben hat.

Die Story hat wenig mit der Historie zu tun. Auch geht ihr leider einiges an Witz ab. Was aber für diesen Zweiteiler spricht, ist dass die Handlung recht abwechslungsreich ist, auch wenn man sich manche Episode hätte sparen können und die Story sicher auch in 2 Stunden gepasst hätte. Der Quotenfarbige wirkt etwas aufgesetzt und erfüllt ungefähr die Aufgabe wie Morgan Freeman in "Robin Hood - König der Diebe".
Cartouche ist hier eine Art französischer Robin Hood. Da man über Cartouche immerhin mehr weiß als über Robin Hood bietet er sich als Vorlage für Abenteuerfilme an. Auch sein früher Tod mit etwa 28 spielt da sicher rein - Helden sterben jung.
Die Darsteller sind überwiegend ganz passabel. Diefenthal als Cartouche hat etwas von Rambo. Der Chef der Polizei ist irgendwie etwas langweilig, dafür aber D'Argenson ganz gut wiedergegeben, der Regent aber doch zu uninspiriert dargestellt. Wie immer bleibt Philippe Noiret offenbar die einzige brauchbare Darstellung dieses spannenden Charakters. Was mir besonders gefiel waren Juliette Lamboley und Céline Vitcoq als Mlle. Reynie und ihre Zofe.
Was ich schön fand war, dass es doch einige Handlungsorte gibt und auch die Landschaft v.a. für eine TV-Produktion ziemlich gut gefilmt wurde. Schade, dass die Degen oftmals wie Schwerter eingesetzt werden, jemanden mit der Schneide eines Degens zu bedrohen ist einfach sinnlos, da diese normalerweise einfach stumpf waren!
Die Kostüme sind so lala, etwa so gut wie in der "Nicolas le Floch"-Reihe. Scheinbar typisch für moderne franz. Abenteuerfilme.
Eindeutig in mehr als einer  Hinsicht besser als "Lagardère", was ja auch von Helman stammte.

Darsteller **
Bilder **
Story ***
Fechtszenen *
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 21. März 2019 - 15:28:08
Danke dir für die interessante Besprecheung. Den Film habe ich mir notiert, auch wenn die Fechtszenen ... na ja, gewöhnungsbedürftig aussehen müssen. Werden die Degen da wirklich wie Schwerter geschwungen nach dem Motto: Bringt nix, aber sieht schwungvoll aus und macht so ein schönes "Wuhuschhwuschusch" im Kampf?  :o
Dann muss ich mir den ansehen :D
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 21. März 2019 - 15:28:41
"Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck"
D, I, F, Ö 1972
Regie: Fritz Umgelter
Darsteller: Matthias Habich, Rolf Becker, Nicoletta Machiavelli, Mario Erpichini

Handlung: Der junge Student Trenck fällt zufällig dem jungen Preußenkönig Friedrich II. auf. Damit beginnt eine schicksalshafte gemeinsame Zukunft, denn Friedrich ist anfangs vom heißblütigen Draufgänger überaus angetan, der auch in der Schlacht von sich Reden macht. Nur der Konflikt Trencks mit seinem  Rittmeister Jaschinski wird diesem ebenso zum Verhängnis wie seine Liebesbeziehung zu Friedrichs Schwester Amalie. Schließlich landet Trenck im Kerker, der Kollaboration mit seinem österreichischen Verwandten Franz von der Trenck beschuldigt. Trenck gelingt eine abenteuerliche Flucht. Doch diese zieht ihm nun erstrecht den Hass des Preußenkönigs zu, der ihn bis zu dessen Tod verfolgen wird. Denn nach abenteuerlichen Jahren, stets auch verfolgt von preußischen Häschern, geht Trenck endlich den Preußen ins Netz und muss eine langjährige Haft absitzen. Als er endlich frei ist, kann er schließlich auch während der Französischen Revolution seine Klappe nicht halten und wird ein Opfer der Guillotine.

Dieser TV-Mehrteiler zählt wohl zu den Klassikern von Umgelter und ich habe ihn als Kind auch ganz toll gefunden. Heute sehe ich das kritischer.
Zum einen hat die Handlung in zahlreichen Fällen wenig mit der Literaturvorlage zu tun. Z.B. die Darstellung der Schlacht bei Soor hier im Film hat weder Gemeinsamkeiten mit der historischen Schlacht, noch mit der scheinbar weitesgehend frei erfundenen Variante in Trencks Memoiren. Zahlreiche Aspekte in der Verfilmung sind schlicht falsch. So wenn vorgegaukelt wird, als ob Prinzessin Amalie als Äbtissin von Quedlinburg wie eine katholische Nonne leben müsse (ihre Vorgängerin die Gräfin Königsmarck war bekanntlich die Mätresse August des Starken!), auch wird die Datierung oftmals aus unerfindlichen Gründen vollkommen durcheinander gebracht. Die Darstellung der Schlacht bei Soor ist schlichtweg lächerlich. Diese Taktik der Garde du Corps sich in der Attacke mit den Pferden hinzulegen! Aua! Die Kostüme sind überwiegend Marke Rumpelkammer, Ausnahmen sind vereinzelt Uniformen. Aber leider musste man überwiegend scheinbar auf den UFA-Fundus zurückgreifen, was man den Klamotten auch ansieht.
Die Besetzung ist skurril. So sieht Trenck einfach für seine Rolle als Student viel zu alt aus, sogar älter als der König! Habich ist als Hauptdarsteller für einen Abenteuerfilm einfach zu hölzern oder trocken. Der spätere Versuch mit Quadflieg und Habich in der Nebenrolle war dann schon deutlich ansehnlicher.
Leider sind die Drehorte überwiegend nicht besser, vielleicht von den Festungen abgesehen. Das Schloss, was hier als Residenz von Friedrich II. hergenommen wird, hat einfach null Ambiente und erinnert weder an die Berliner Residenz, noch an Sanssouci noch an irgendein preußisches Königsschloss.
Die Darstellung der Garde du Corps, wobei einfach eine Wache bei einem Ball ohne Ahndung von seinem Posten weggehen kann und mit einer anwesenden Dame tanzt, ist einfach nur stümperhaft.
Insgesamt entsprach die Produktion sicherlich den Sehgewohnheiten von damals, als man sich über billige Attrappen als Waffen etc. nicht weiter verwundert hat (wir hatten ja eh nur nen Schwarz-Weiß-Fernseher) und im Grunde ist die Vorlage auch abenteuerlich genug, dass die damals mit Action wenig verwöhnten Zuschauer bestimmt bei der Stange blieben. Als TV-Mehrteiler von damals eher noch einer der unterhaltsameren, aber ansonsten naja...

Darsteller *
Bilder *
Story **
Fechtszenen *
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 21. März 2019 - 15:33:54
Danke dir für die interessante Besprecheung. Den Film habe ich mir notiert, auch wenn die Fechtszenen ... na ja, gewöhnungsbedürftig aussehen müssen. Werden die Degen da wirklich wie Schwerter geschwungen nach dem Motto: Bringt nix, aber sieht schwungvoll aus und macht so ein schönes "Wuhuschhwuschusch" im Kampf
Ja, sieht man, wenn die so ausholen und der Gegner ausweicht, als ob eine Säbelklinge käme. Bei nem Degen ist halt der Unterschied, dass bei wem, der Dich damit meinetwegen auf den Bauch schlagen will, dass man als Fechter, dann einfach mit dem Handschuh die Klinge ergreifen und wegziehen kann. Wurde auch sowohl von Angelo als auch der französischen Schule so gelehrt.

Degen sind halt Stich- und nicht Hiebwaffen. Nur Palasche sind da als Zwitter zwischen Degen und Schwert ne Ausnahme, da man durch das Gewicht praktisch auch schlagen kann.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 21. März 2019 - 15:49:54
Ja genau, so habe ich das auch mal gelernt. Degen = Stich, Schwert = Hieb, manchmal auch Streich. Deswegen finde ich solche Fechtszenen immer zum schießen ;D
Vor allem, wenn sie auch noch ernst gemeint sind und dadurch unfreiwillig komisch wirken.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Plasti am 21. März 2019 - 17:55:36
Von "Cartouche" gab es auch mal die Version mit Belmondo.
Die war ganz lustig aber das war es dann auch schon gewesen.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 22. März 2019 - 05:22:58
Ah, Belmondo! Dessen Cartouche kenne ich auch :) Der war nice. Überhaupt kenne ich sehr viele Belmondo-Filme ;D
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 27. März 2019 - 09:10:17
"St. Ives"
GB, F, D, Irl. 1998
Regie: Harry Hook
Darsteller: Jean-Marc Barr, Anna Friel, Richard E. Grant, Miranda Richardson, Michael Gough, Cécile Pallas, Jason Isaacs

Das ist eine Abenteuerkomödie nach Romanfragmenten von Robert Louis Stevenson und reichlich abenteuerlich geht's da auch zu. Bin gestern erst durch einen Artikel über Hauptdarsteller Richard E. Grant drauf gestoßen.

Handlung: Frankreich 1813, der Husarenoffizier St. Ives hat das seltene Vermögen mit seiner Art überall anzuecken weshalb er verwirrend viele Duelle ausfechten muss. Als ihm das zuviel wird und die Duelle ihm die Zeit nehmen sich mit einer schönen Sängerin zu vergnügen, provoziert St. Ives seine Degradierung. Doch die ist gravierender als erwartet und er muss sogleich als einfacher Füsilier dienen. In einem aberwitzigen Versuch seinen Rang wiederherzustellen indem er ein Lager Briten ausheben will, gerät er in britische Gefangenschaft und wird nach Schottland deportiert. Dort lernt er im Gefängnis die schöne junge Flora Gilchrist, Tochter eines Schiffsarztes kennen, die ihm zu seiner Flucht verhilft. Denn unweit dem Gefängnis lebt der Emigrant Comte de St. Ives, der Großvater des Heißsporns. Als der alte Comte nun Jacques de St. Ives sein Erbe vermachen will, wird Jacques von seinem nichtsnutzigen Bruder Alain verjagt und der Comte ermordet. St. Ives flieht nun durch Schottland, kann sich aber von Flora nicht wirklich trennen. Auf einem schottischen Maskenball kommt er erneut mit Alain aneinander, kann aber mit einem Ballon fliehen - allerdings mit Major Chevening im Gepäck, seinem ehemaligen Gefängniskommandeur, der es auf Floras Tante abgesehen hat. Beide verschlägt es zurück nach Frankreich, wo der Colonel von St. Ives Regiment diesen zähneknirschend wieder aufnimmt, während Chevening zuerst von den Briten für einen Spion gehalten wird. Aber Alain de St. Ives ist Jacques auf der Spur, denn der alte Comte hatte ja vor versammeltem Gesinde Jacques statt ihm zum Erben erklärt. In einem finalen Kampf findet Alain sein Ende und der unterdessen in britische Gefangenschaft geratene Jacques erfährt von der Kapitulation von Paris und dem Frieden. Nun steht Chevenings und St. Ives Glück nichts mehr im Wege...

Erstmal vorab für Napoleoniden, dieser Film nimmt's ungefähr so genau mit der Geschichte wie "The Scarlett Pimpernel". So standen 1813 einfach noch nicht die Verbündeten vor den Toren von Paris wie anfangs behauptet und auch die Briten scheinbar in Nordfrankreich ergeben nicht viel Sinn. Die würden eher zur Expedition des Russisch-Britischen Korps 1799 passen und dazu wären auch die hier gezeigten Uniformen überwiegend besser. Denn sowohl Briten als auch Franzosen haben hier - wenn auch etwas theatermäßig gehalten - Uniformen mit langen Schößen und Zweispitzen. Wobei bei den franz. Infanterieoffizieren einiges durcheinander geht, so haben diese einfach alle den einfachen Grenadierssäbel M1802 statt einen Offizierssäbel oder Degen. Auch ansonsten passt das Kostümbild von 1-2 Ausnahmen abgesehen einfach deutlich besser für 1790er.
Sehr schön sind die Bauten und Landschaftsaufnahmen. Es gibt ein großes Gefängnis und die Szenen die in Frankreich spielen sollen sind überwiegend wirklich sehr chique.
Am besten hat mir allerdings der Humor gefallen, der ganz gut ein Mittelmaß zwischen Zoten und Ernst aufweist. Die Darstellerriege allen voran Richard E. Grant als ungelenker und überaus englischer Offizier machen ihre Sache richtig gut. Miranda Richardson werden die meisten durch "Blackadder" und Jason Isaacs z.B. als Fiesling in "The Patriot" kennen.
Trotz der seltsamen Kostüme hat der Film alles was ein gutes Abenteuer braucht und ich fühlte mich 1 1/2 Stunden lang gut unterhalten. Gefochten und geschossen wird auch und das sogar recht flott.

Darsteller ****
Bilder ****
Story ****
Fechtszenen ****
Titel: Die unfreiwilligen Reisen des ... Benjowski
Beitrag von: Pappenheimer am 27. März 2019 - 18:02:58
Nun kommt mal ein scheinbar kaum beachteter ZDF-4-Teiler, obwohl meines Erachtens der Beste, der mir bisher außer "Gefährliches Geheimnis" untergekommen ist.

"Die unfreiwilligen Reisen des Moritz August Benjowski"
D, F, I 1974
Regie: Fritz Umgelter
Darsteller: Christian Quadflieg, Nicole Heesters, Matthias Habich, Sky du Mont, Günter Strack, Georges Wilson

Handlung: Benjowski wird von seiner Hochzeit im ungarisch-polnischen Grenzland weggeholt, da er sich der Konföderation von Barr verschrieben hat. Rasch muss er erkennen, dass der Kampf gegen die Russen keine Chancen hat. Er zeichnet sich zwar als Reitergeneral aus, gerät aber in russische Gefangenschaft.
In Kasan interniert, kann er zwar entkommen, gerät dann aber erneut in russische Hände. Fast käme ihm seine Karriere in österreichischen Diensten zupass, doch wird er in die Intrige der Adligen in Kasan hinein gezogen und daher von Zarin Katharina 1770 nach Sibirien deportiert.
Auf dem beschwerlichen Marsch haben die Gefangenen zahlreiche Abenteuer zu bestehen. Vor allem Benjowskis und seines schwedischen Freundes Wynbladt Pläne zu Entkommen fliegen immer wieder auf bis sie endlich auf Kamtschatka ankommen. Benjowski gelingt zwar das Herz der Tochter des Kommandeurs Nilow zu gewinnen, aber die Gefährten bestehen darauf, dass sie die Flucht wagen. Benjowski hat sich schon viel zu tief in die Verschwörung eingelassen um zurück zu können. Obendrein hat er es mit dem eifersüchtigen russischen Verbannten Stephanow zu tun, der alles leicht zunichte machen kann. Da die Verbannten überwiegend aus Offizieren bestehen, sind sie taktisch den Truppen Nilows deutlich überlegen. Sie besiegen diese und machen sich mit einem Schiff auf eine beschwerliche Reise, wobei sich Benjowski und seine Anhänger immer wieder mit Stephanow rumschlagen muss.
Nach vielen Abenteuern gelangen sie nach Macau, wo sich die Kolonialmächte sehr interessiert an Benjowskis Reiseaufzeichnungen zeigen. Dort kann er auch endlich Stephanow abschütteln. Von Macau segelt Benjowski zurück nach Europa. Am französischen Hof erfährt er, dass der polnische Kampf gescheitert ist und die Regierung die Unterstützung der Polen aufgibt. Statt nach Formosa, wo ihn der Inselhäuptling erwartet, soll Benjowski nun auf Wunsch eines französischen Ministers nach Madagaskar begeben, um dieses zu kolonisieren. Auch wenn seine Gemahlin Anna, die er nach sovielen Jahren erstmalig wiedersieht, das nicht so toll findet, reisen sie gemeinsam in den Indischen Ozean. Die lokale Administration will Benjowski nur unzureichend unterstützen und er bekommt nur wenige Truppen und fast keine Vorräte.
So ist sein Unternehmen fast von vornherein zum Scheitern verurteilt. Als die Soldaten wie die Fliegen an einer Epidemie sterben und auch sein Sohn der Krankheit erliegt, liegen bei den Überlebenden die Nerven blank. Außerdem versammeln sich die Ureinwohner der Insel um die Franzosen scheinbar anzugreifen, die wenig zur Gegenwehr haben. Da Benjowski aber entsprechend dem Willen von Louis XV und seiner eigenen Überzeugung entschieden gegen die Sklaverei vorgegangen ist, wird er statt getötet zum König von Madagaskar auserkoren...

Die Lebensgeschichte von Benjowski ist ein einziger Hammer. Und man hat versucht sie ziemlich akribisch nachzuzeichnen. Dabei hat man sogar die Zeit als Halbwüchsiger in der Österreichischen Armee im Siebenjährigen Krieg ganz weggelassen. Sonst wären wohl 6 Teile draus geworden. Die Story ist hier die große Stärke des Films. Ob alles wahr ist, wissen wir nicht, aber immerhin beruht die Verfilmung weitesgehend auf Selbstzeugnissen Benjowskis.
Die Darsteller sind überwiegend ganz famos. Ausnahmen sind v.a. Sky du Mont, der als Abenteurer einfach zu steif wirkt und auch einfach nicht als ernsthafter Gegner eines Quadflieg/Benjowski rüberkommt, und der wie gehabt spröde Habich, der hier aber als General Orlow eine wirklich unwichtige Nebenrolle hat. Strack spielt Nilow mit einer außerordentlichen psychologischen Schärfe - vielleicht eine seiner besten Rollen.
Die Kostüme sind für eine TV-Produktion garnicht so schlecht, auf jeden Fall deutlich besser als im etwa zeitgleich entstandenen "Trenck" oder in den Lederstrumpf-Filmen aus Deutschland. Natürlich gibt es auch ne Menge Polyester und einige schreckliche Perücken - aber so what! Dafür sind die Drehorte regelrecht berauschend. Denn es wurde wirklich geklotzt. Die Story ist auch sehr fordernd: die Gebirge, das verschneite Sibirien, Schlösser, Festungen, Schiffe, tropische Inseln - alles dabei!
Natürlich muss Quadflieg/Benjowski auch oft in bester Mantel- und Degenmanier kämpfen. Das macht er auch ganz ordentlich wie es ihm überhaupt gelingt diesen unsteten Charakter einzufangen und uns als Zuschauer über viele Stunden bei der Stange zu halten.
Auch wenn Bild und manches andere heute antiquiert wirken mögen, m.E. eine packende Verfilmung eines ganz großen Stoffes.

Darsteller ***
Bilder ****
Story *****
Fechtszenen **
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Plasti am 27. März 2019 - 18:09:33
Der vier Teiler ist an mir vorbei gegangen.
Ok 1974 habe ich mit den ersten Airfix Figuren angefangen, ach ja Playmobil kam da auch auf den Markt.

Aber wieder zurück zu Benjowski.
Muss mal sehen wo ich den sehen kann, hört sich interessant an.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 27. März 2019 - 18:30:04
Aber wieder zurück zu Benjowski.
Muss mal sehen wo ich den sehen kann, hört sich interessant an.
Ich hab's auf Youtube mal gefunden - komplett sogar.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Plasti am 27. März 2019 - 19:24:54
Das ist doch ein Anfang, nu weis ich schon mal wo ich suchen muss.Danke :)
Titel: Tödliches Geheimnis
Beitrag von: Pappenheimer am 29. März 2019 - 13:40:27
Der wohl beste ZDF-Mehrteiler der Klassiker, wenn auch heute zu Unrecht ein eher vergessener.

"Tödliches Geheimnis"
GB, D, F, Ö, I 1980
Regie: Herbert Wise
Darsteller: Mick Ford, Günther Maria Halmer, Chrissie Cotterill, Jacques Maury, Stephen Rea

Handlung: Caleb Williams ist im England des späten 18.Jh., ein Sohn einfacher Leute. Diese leiden zusehends wie die ganze Umgebung unter dem Joch des Großgrundbesitzers Tyrell. Sein erbitterter Konkurrent ist der wohl erzogene Ferdinand Falkland, der sich in Tyrells Cousine Emily verliebt hat. Doch Tyrell will unbedingt diese Verbindung verhindern, da er erkennt, dass er als Gentleman diesem Falkland nicht das Wasser reichen kann. Emily stirbt weil Tyrell sie inhaftieren lässt. Calebs Vater wird des Mordes an Tyrell bezichtigt, als er an der Leiche des Tyrannen gefunden wird. Er wird hingerichtet, Caleb als Sohn eines Mörders verächtlich gemacht.
Falkland nimmt nun Caleb bei sich auf, der elternlos und orientierungslos geworden ist. Offensichtlich bezweckt Falkland etwas damit, doch Caleb kommt nicht dahinter was. Als sich Caleb in das Dienstmädchen Jane verliebt, wird diese entlassen und Caleb begreift, als er Briefe seines Vaters an Falkland bei diesem findet, dass Falkland vielleicht schuld am Tod seines Vaters ist. Schließlich flieht Caleb aus Falkland Park. Falkland stellt es so hin, als habe Caleb ihn bestohlen und schickt ihm Leute nach, die ihn einfangen sollen. Das könnte Calebs sicheren Tod bedeuten.
Doch Caleb gelingt ein Ausbruch aus dem Gefängnis. Eine Jagd auf ihn beginnt, denn Falkland weiß, dass Caleb hinter sein Geheimnis gekommen ist, dass er selbst Tyrells Mörder ist. Besessen von dem Gedanken Caleb fangen zu müssen wird Falkland zusehends wahnsinnig. Caleb wird schließlich doch ergriffen. Vor Gericht wird deutlich, dass Falkland viel zu verbergen hat, auch wenn er seinen Einfluss als Landbesitzer wiederum geltend machen könnte...

Der Stoff ist ungemein packend. Auch wenn man vielleicht schon in Folge 2 recht rasch dahinter kommt, dass Falkland der Mörder sein dürfte, ist die Story packend. Denn der zugrunde liegende Roman von William Godwin von 1794 kritisiert das englische Rechtssystem und die Chancenungleichheit mit aller Schärfe und führt die Schwächen des Systems auf zahlreichen Ebenen vor. Da ist der angebliche Mord, auch wenn Calebs Vater nicht dabei beobachtet wurde. Dann der angebliche Diebstahl durch Caleb, der fingiert ist und dessen Strafe einfach vom missgünstigen Grundherrn herbei prozessiert werden kann und dann das Gespinst von Abhängigkeiten zwischen Herren und Dienern.
Dankbarerweise hat man hier einen grandiosen Fundus aufgetan, so dass die Kostüme ganz überwiegend stimmig sind.
Die meisten Namen der Schauspieler sagen mir Garnichts. Halmer hat hier als Falkland die Rolle seines Lebens, auch Rae ist als besessen böser, stumpfsinniger Tyrann fantastisch. Der Rest der Darsteller ist einfach angemessen.
Der 4-Teiler bietet Abenteuer pur, mit Straßenräubern, Verfolgungsjagden, Schießereien und allerlei, was man bereits aus "Tom Jones" kennt. So ist der insgesamt doch eher düstere Ton der Handlung nicht so arg erdrückend.
Die Bauten in England und Italien (wo Falkland zu Bildungszwecken am Anfang weilt) sind beeindruckend und fein nuanciert abgestimmt. So wohnt Falkland distinguiert modern, während Tyrell nichts auf Moden gibt.

Darsteller *****
Bilder ****
Story *****
Fechtszenen (spielen keine Rolle)
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 01. April 2019 - 09:42:11
Wegen der Kostümbesprechung auf einem Blog habe ich mir das angetan und es war wohl interessant, was früher mal nen Oscar absahnte, aber das war's dann auch schon, denn dieser Film ist wirklich öde - sowas wie "Roxanna" in prüde.

"Forever Amber"
USA 1947
Otto Preminger
Darsteller: Linda Darnell, Cornel Wilde, Richard Greene, George Sanders

Handlung: Während des Englischen Bürgerkrieges - infolge der tyrannischen Regierung von König Charles (na gleich klar in welche Richtung der Film geht?) wie es da heißt - wird das Baby von flüchtigen Adligen von braven Puritanern gefunden und großgezogen. Es ist ein Mädchen, das Amber heißt. Viele Jahre später, 1660, kommt zufällig Bruce Carlton in das Dorf und sie beschließt seine Frau zu werden. So begleitet sie ihn trotz wenig Gegenliebe von Carlton nach London, wo sie von ihm schwanger wird. Carlton allerdings soll auf Beschluss von Charles II. den Hof verlassen, da Carlton der Liebhaber von Charles Mätresse Barbara Palmer war. Daher erhält Bruce Carlton die Gelegenheit nach Amerika zu segeln, was er ohne einen Abschied von Amber tut. 
Carlton hat Amber eine Summe Geldes übrig gelassen. Doch statt einer Hoffährte von einem von Carltons Freunden zu folgen oder heim in ihr Dorf zu gehen, beschließt Amber in London zu bleiben, wo ihr ein hinterlistiges Pärchen ihr ganzes Geld abluchst. Amber kann sich vor Gericht nicht behaupten und kommt daher wegen ihrer Schulden ins Gefängnis, wo sie dem Räuber Black Jack Mallard begegnet. Diesem schließt sie sich an und bekommt später ihr Kind. Doch wird der Räuber eine Weile später auf offener Straße erschossen und Amber muss nun umso mehr um ihr Leben fürchten, da man sie als seine Komplizin sucht. Zu ihrem Glück kommt sie zufällig in die Gesellschaft von Captain Morgan. Denn dieser rettet sie nicht nur vor den Häschern, sondern bringt sie auch am Theater unter, wo sie bald die Aufmerksamkeit des Königs erntet.
Da Carltons alter Freund Lord Almsbury nun Amber die Rückkehr von Carlton voraussagt, lehnt sie alle Umgarnungen nicht nur von Captain Morgan, sondern auch vom Earl Radcliffe und dem König ab. Endlich trifft Carlton tatsächlich ein, doch ihre Zweisamkeit wird durch Morgan gestört, der sich mit Carlton duelliert und von diesem getötet wird. Carlton verlässt erneut Amber und sie beschließt endlich dem Earl Radcliffe nachzugeben, obwohl sie ihm wenig zugetan ist.
Sie ist auch unglücklich mit ihm und er schließt sie ein, als er feststellt, dass der König sie weiterhin zur Mätresse will. Im Trubel des großen Feuers von London wird der Earl von einem Diener in den Tod gestürzt, der Amber zur Hilfe kommt. Endlich ist Ambers Weg frei die Mätresse des Königs zu werden.
Obwohl sie Carlton zwischenzeitlich im Zuge der Pest das Leben gerettet hat, kehrt dieser nur nach London zurück, um seinen Sohn mit sich nach Virginia zu nehmen. Amber versucht dies durch eine kleine Intrige zu verhindern, indem sie es versucht so hinzustellten als ob Carltons Gemahlin Corinne vom König begehrt wird. Doch alles ist vergebens. Am Ende ist sie zwar reich, aber einsam, da Carlton den Sohn mitnimmt und sie auch die Gunst des Königs verliert.

Was sich weitesgehend wie eine Romanze liest, ist eine Abenteuergeschichte im Stil von Roxanna, wobei die seltsame Moral - die Carlton offenbar alles und Amber nichts verzeiht - überaus nervtötend und obendrein schwer sexistisch wirkt. In den 1940ern war der Film ein Skandal und das nicht weil er langweilig ist - das hätte ich nachvollziehen können - sondern weil die Hauptfigur so unmoralisch sei. Dabei sind die Liebesszenen regelrecht prüde. Die Kampfszenen wirken etwas hölzern.
Leider erscheint so auch praktisch fast der ganze Cast. Insbesondere Cornel Wilde dem man laufend zusehend muss wie er wahlweise einen Gesichtsausdruck der Abscheu oder des Bedauerns aufsetzt, was eher wirkt, als hätte er auf was Bitteres gebissen oder im Ragout einen Knochen gefunden. Einzig Linda Darnell als Hauptfigur weiß zu brillieren und hebt sich trotz des recht langweiligen Kostümreigens angenehm durch ihre Schönheit ab.
Optisch wird das Ganze durch die Betonfrisuren der Gentlemen dominiert und durch gewaltige Schulterpolster. Obendrein sind die Bauten einfach nur einfallslos. Gefühlt 90 % der Handlung spielen in monochrom grauen Innenräumen, was den langweiligen Eindruck noch steigert.
Eine wenig plausible Handlung rundet den negativen Gesamteindruck ab. Klar, der Junge will mit Papa gehen, den er noch nie gesehen hat und der ihn nur kurz fragt, ob er mit nach Virginia will. Klar, in Virginia - man merke ne US-Produktion! - leben eben die moralisch höherwertigen Menschen - Menschen wie Carlton, die ungestraft durch die Landschaft vögeln und Frauen sitzen lassen dürfen, weil sie verruchte Geschöpfe sind. Damn, damn, damn!
(Alle Punkte für Darsteller praktisch nur für die Beauty Linda Darnell!)

Darsteller **
Bilder *
Story *
Fechtszenen
Titel: The Master of Ballantrae
Beitrag von: Pappenheimer am 02. April 2019 - 18:50:58
Wie bei Frenchman's Creek ist auch hier die Unterscheidung zwischen Piratenfilm und Mantel- und Degenfilm recht schwierig. Weil aber das Duelle etwa in der Mitte des Films so charakteristisch für den Film ist, mal wieder eine Stevenson Verfilmung hier einsortiert:

"The Master of Ballantrae"
GB 1984
Regie: Douglas Hickox
Darsteller: Michael York, Richard Thomas, Timothy Dalton, Ian Richardson, Finola Hughes, Brian Blessed

Handlung: Der Film versucht praktisch den gesamten Roman abzubilden, der auch von der Seitenzahl nicht so umfangreich sein mag, aber so unglaublich viele Handlungsorte hat, dass einem schwindelig wird. Zuerst stürzt sich der Hitzkopf James Durie in den Jakobitenaufstand von 1745, worauf er fliehen muss. Sein armer und verhasster Bruder Harry muss den ohnehin verschuldeten Besitz übertragen. Trotz der einträglichen Ehe mit James Verlobter Alison kommt das Landgut dem Ruin nahe, da der in der Welt herumreisende James Durie seinem Bruder beständig neue Geldforderungen schickt, der sich nie richtig als Master of Ballantrae fühlen kann. Als Alison, die James eigentlich noch immer liebt, Harry beredet den Forderungen nicht weiter nachzugeben, erscheint James schließlich persönlich. Das alte Spiel der Liebe von Alison und James und den Ansprüchen von James auf Ansehen und seine Verachtung für Harry flammt erneut auf bis es zu einem Duell der Brüder kommt. Endlich geht James nach Indien, wovon er schon zu seiner Zeit in Paris träumte. Hier erlebt er erneut zahlreiche Abenteuer. In Nordamerika, wo Alison Eigentum hat, kommt es zur finalen Abrechnung. James hat an einem verborgenen schier unzugänglichen Ort in der Wildnis vor vielen Jahren einen Piratenschatz verborgen, den er dem Kapitän Teach abgenommen hatte. Harry, der langsam James in seinem Wahnwitz kaum nachsteht, beschließt sich mithilfe von Komplizen des schier nicht tot zu kriegenden Bruders endlich zu entledigen...

Der Roman ist ein Monster wie auch die Figuren darin. Eine rundum positiven Figur gibt es nicht, was vielleicht dazu führt, dass das Buch verflixt schwierig zu verfilmen ist und nie wie "Die Schatzinsel" oder "Kidnapped" so eine Beliebtheit auf der Leinwand gefunden hat - die Verfilmung mit Eroll Flynn hat die Probleme des Buches auch zu umrunden versucht. Hier nun bleibt im Grunde das psychologische Moment sehr gut erhalten. Schleichend wird auch Harry durch seinen Hass aufgefressen, während Jamies Irrwitz von Anfang an deutlich ist. Das eher positive Ende erstaunte mich enorm, auch da ich es unnötig gerade in einem TV-Film fand.
Die Kostüme und Ausstattung sind überwiegend grässlich. Jaaaaaa, wir wissen ja, dass Schotten Karos mögen (abgesehen davon, dass die schottische Kultur nach Culloden von der Regierung unterdrückt wurde, was hier ignoriert wird). Aber muss dann faktisch selbst das Schloss der Duries damit tapeziert sein? Und diese Seitenscheitel sind einfach nur grausig - ähnlich wie die kreischigen weißen Polyperücken. Bei den Waffen fand ich vor allem die offensichtlich modernen Degen (?) in dem Duell enorm störend. Richard Thomas soll ein gelernter Fechter sein - nun davon sah man wenig. Ich fand die ganze Fechtszene wie praktisch alle Kampfszenen uninspiriert und irgendwie schlecht gemacht (die wissen nichtmal, dass man nicht seinen Oberkörper dem Gegner zukehrt). Die Schlacht bei Cullodden hier schafft es sogar die Darstellung in "Chasing the Deer" zu toppen. Einfach nur erbärmlich. Haben die Redcoats Flammenwerfer?
Positiv anzumerken sind bei der Schauspielriege wirklich Michael York und mit Abstrichen Richard Thomas. Finola Hughes - eine mir völlig unbekannte Schauspielerin - wirkt blutleer und eher wie Lesley Ann Down, wenn sie keine Lust hat zu schauspielern. Einen hohlen Kopf wie Colonel Burke weiß Timothy Dalton auch hier gut zu spielen. Fulminant natürlich die Besetzung des irren Piratenkapitäns Teach mit Brian Blessed - wie aus nem Comic! Wegen dem lohnt sich der Film beinahe.
Die Handlungsorte sind überwiegend OK. Leider sehen nur die Schiffe, die mehrfach vorkommen einfach unglaubwürdig aus. Wenn etwa Jamie den Piraten Teach warnt, man greife einen "Man o' war" an und das ist ein zweimastiges Schiffchen, das so Garnichts mit nem Kriegsschiff der 1740er/50er zu tun hat, wirkt das einfach unfreiwillig komisch.
Der ganze Film ist ein bunter Mix aus interessantem und nervigen. Wer die Story aus Thriller/Horror und Abenteuer spannend genug findet und den die Ausstattung nicht weiter stört, sollte es sich antun.

Darsteller ***
Bilder **
Story ***
Fechtszenen
Titel: Die drei Musketiere - Haudegen der Königin
Beitrag von: Pappenheimer am 24. April 2019 - 10:06:42
Mal wieder eine Musketierverfilmung werdet ihr sagen. Ich fand die Schwerpunkte immerhin mal ein bisschen anders als sonst.

"Die drei Musketiere - Haudegen der Königin"
F 1961
Regie: Bernard Borderie
Darsteller: Gérard Barray, Mylène Demongoet, Perrette Pardier, Georges Descrières, Bernard Woringer, Françoise Christophe

Handlung: D'Artagnan muss erleiden, dass man sich über sein Pferd amüsiert. Daher will er sich mit Rochefort, den Kommandeur von Richelieus Garde schlagen. Dieser und Lady de Winter beschließen daraufhin seinen Tod, da er sie hätte nicht zusammen sehen dürfen, obwohl sich D'Artagnan garkeinen Reim daraus gemacht hat. In Paris kommt es zum berühmten Zusammentreffen der Musketiere. Dann verliebt sich D'Artagnan Hals über Kopf in Madame Bonancieux, deren gehörnter Gatte nunmehr als Spion des Kardinals Richelieu fungiert. Dieser und Rochefort versuchen Buckingham, den sie durch einen fingierten Brief nach Paris gelockt haben, gefangen zu setzen. Doch der Herzog kann durch Hilfe der Musketiere und D'Artagnans entkommen. Doch hat er das Geschmeide der Königin dabei und der König fordert von ihr dieses beim künftigen Ball zu tragen. D'Artagnan und seine Freunde werden von Madame Bonancieux gebeten es zurück zu holen, was ihnen auch gelingt, obwohl das Vorhaben Richelieu hinterbracht wird. Am Ende schwören sich Richelieu und Lady de Winter Rache für das Scheitern ihrer Pläne.

Das Drehbuch nimmt hier zahlreiche Aspekte des Romans ab dem Duell von D'Artagnan mit den drei Musketieren nicht so ernst. Die Geschichte mit dem Schmuck der Königin wird stark gestrafft, was ihr beinahe alle Relevanz nimmt. Der Schwerpunkt liegt dann auch weniger auf der abenteuerlichen Reise nach England als auf das Eindringen in Paris. Dass die Freunde auf der Reise verstreut wurden, wird völlig ignoriert und ins Gegenteil verkehrt. Dadurch wird die zweite Hälfte des Films eher unspannend.
Die Ausstattung ist eher theatermäßig. Das heißt man kann wohl erkennen, dass es sich um die Drei Musketiere handeln soll, aber die Stoffe etc. wirken allesamt modern. Die Waffen sind meistenteils eine Katastrophe und der Ton, wenn gefochten wird ist übertrieben und auf die Dauer nervig scheppernd.
Offenbar wissen auch hier die Macher nicht wie man gefochten hat. Das ist eher ein Hieben als ein Stechen und das obwohl die Charaktere durchweg keine der für die damalige Zeit weitaus typischeren Rapiere oder Schwerter sondern Glockendegen verwenden. Immerhin sind die Frisuren der Männer nicht ganz so betonmäßig einpomadiert, die Frauen haben einfach 1960er Frisuren. Besonders dürftig wirken durchweg die "Uniformen". Die Kasocks der Musketiere sehen ausgeblichen, eher GRau statt Blau aus und die Garde des Kardinals hat garkeine Uniformen sondern so komische Kunstlederimitat-Wämser (?) in Schwarz. Und so ließe sich das fortsetzen...
Ein großes Plus ist bei den Außenaufnahmen, die durchweg in stimmigen Gegenden aufgenommen wurden.  Semur-en-Auxois fungierte als ein Hauptdrehort.
Sehr stark wurde auf Action zu Pferd gesetzt, auch wenn die dazu gehörenden Szenen wie die Falle in der die Garde des Kardinals läuft überhaupt nichts mit der Vorlage zu tun haben.

Immerhin weniger müde inszeniert als viele modernere Adaptionen. Gérard Barray und Jean Carmet als Planchet sind allerdings leider die Einzigen, die in ihren Rollen irgendwie überzeugen können. Vielleicht auch weil die Drei Musketiere kaum charakterisiert sind.

Darsteller **
Bilder **
Story *
Fechtszenen *
Titel: Die drei Musketiere - Ohne Furcht und Tadel
Beitrag von: Pappenheimer am 25. April 2019 - 09:27:25
Der 2. Teil des insgesamt etwa 180 minütigen Mantel- und Degen-Schinkens von 61.

"Die drei Musketiere - Ohne Furcht und Tadel"
F 1961
Regie: Bernard Borderie
Darsteller: Gérard Barray, Mylène Demongoet, Perrette Pardier, Georges Descrières, Bernard Woringer, Françoise Christophe

Handlung: Die drei Musketiere sollen auf Geheiß Richelieus in die Bastille gebracht werden, weil sie entgegen der Order des Kardinals in die Stadt eingedrungen waren, um D'Artagnan in der Halsbandgeschichte zu helfen. D'Artagnan gelingt es sie zu befreien. Aber das Glück ist nur von kurzer Dauer. Ein Brief Buckinghams trifft ein, indem er die Königin informiert in La Rochelle landen zu wollen, da er sie gewinnen will. Richelieu will natürlich mehr über den Brief erfahren als das, was ihm seine Spionin bei der Königin mitteilen kann. Daher lässt er mal wieder Madame Bonancieux und D'Artagnan verhaften. Während Rochefort sie in ein Mönchskloster verbringt, wird D'Artagnan zum Schein durch Lady de Winter entführt. Sie versucht auf ihre Weise von D'Artagnan an die Informationen zu kommen. Doch ihm gelingt die Flucht, ehe sie irgendetwas erreichen kann. Immerhin hat Rochefort sich einen für die Königin kompromittierenden Brief mit der Unterschrift von Constance ergaunert. Die vier Freunde können nun Constance, die kaum bewacht wird, retten und bringen sie vorerst auf Athos Schloss. Athos, eigentlich Comte de la Fere, sucht daraufhin die Königin auf und erwirkt von ihr ein sicheres Versteck für Constance - aber die Spionin des Kardinals hat es natürlich schon herausbekommen. Derweil ist Richelieu mit Rochefort unzufrieden; auch der Brief in seinen Händen nutzt wenig. Lady de Winter setzt einen ehemaligen Geliebten auf Buckingham an, mit dem sie eigentlich wegen der Invasion verhandeln soll. Dieser Edelmann, der der Lady hörig ist, ermordet Buckingham. Die Lady begibt sich daraufhin in Constance Versteckt und ermordet aus Rache an D'Artagnan als er und seine Freunde im Anmarsch sind auch sie. Schließlich wird Lady de Winter von ihrem ehemaligen Gatten, Athos, eingeholt und getötet. Rochefort kann nichts mehr daran ändern und als Richelieu D'Artagnan dafür bestrafen will, hat dieser ein eigenhändiges Schreiben Richelieus in seiner Hand, das alle seine Taten legitimiert.

Ähnlich wie bei den beiden Surcouf-Filmen ist auch hier der 2. Teil deutlich schwächer noch als der Erste. Denn alles in dem Roman, was psychologisierte und die Geschichte spannend machte, fällt hier weg. So die Mordanschläge auf die Musketiere, die Belagerung von La Rochelle und das zwiespältige Verhältnis der Musketiere zum Kardinal oder etwa die Gefangenschaft Miladies in England und wie sie Fulton zu ihrem Werkzeug machte. Stattdessen besteht der Film aus einer unüberschaubaren Aneinanderreihung von Gefangennahmen und Befreiungen, hin und her reiten und einfach nur banalen Passagen. So haben die Charaktere keinerlei Gestaltungsmöglichkeit.
Während die Ausstattung so schlecht wie im ersten Teil bleibt, überzeugen nur die Bauten. Erstaunlich ist die Menge an Statisten, wenn manchmal die Musketiere als Einheit auftreten. Man möchte fast glauben, hier wurde mal eine Truppe zu groß dargestellt - war diese Eliteeinheit doch selbst unter Louis XIV nach der Vereinigung mit der Garde des Kardinals nur 2 Kompanien stark. Mit sovielen Statisten hätte man auch wenigstens als Beiwerk die Belagerung von La Rochelle anschneiden können.
So ist es eine schwache Adaption, begrenzt auf Degenrasseln und angestaubten Witz (so denn überhaupt vorhanden).

Darsteller **
Bilder **
Story
Fechtszenen *
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 25. April 2019 - 12:01:34
Danke dir für die beiden Rezensionen.
Also werde ich mir für die beiden kein Bein ausreißen ;)
Titel: "The Scarlett Pimpernel" (1982)
Beitrag von: Pappenheimer am 29. April 2019 - 12:03:17
Danke dir für die beiden Rezensionen.
Also werde ich mir für die beiden kein Bein ausreißen
Als Fan des Zeitschnittes sind die Musketier-Verfilmungen insgesamt spannend, da zum einen immer wieder andere Aspekte auftauchen (vielleicht passt sogar die Richelieu-Serie hier rein - mal schauen) zum anderen Soldaten vorkommen und teilweise Zusammenhänge des Kriegswesens sogar ziemlich richtig widergespiegelt werden.
Doch so mehr Adaptionen ich anschaue, so deutlicher wird es wie großartig die Lester-Verfilmung war und bis heute unübertroffen. Ich habe mal einige Szene aus der BBC-Serie aus den 2000ern angeschaut. Das ist ja echt so ein Quatsch mit den Musketieren als eine Art Motorrad-Rocker-Clique und dann noch diese banalen Dialoge! Vielleicht tue ich es mir der Vollständigkeit halber doch noch an.
Zuerst aber ein gelungener modernerer "Klassiker". Der Scarlett Pimpernel"-Stoff mit teilweise extrem anderer Handlung als in der 1930er Adaption.

"The Scarlett Pimpernel"
UK 1982
Regie: Clive Donner
Darsteller: Anthony Andrews, Jane Seymour, Ian McKellen, James Villiers, Eleanor David, Julian Fellows

Handlung: Frankreich im Jahre 1792. Der Terror beginnt in Frankreich und der junge englische Adlige Lord Percy rettet Aristokraten vor der Guillotine. Er begegnet der Schauspielerin Marguerite Saint-Just, deren Bruder Armand er vor royalistischen Schlägern bewahrt indem er sie bewaffnet mit einem Stockdegen vertreibt. Er verliebt sich in Marguerite, die offenbar eine Liaison mit dem französischen Agenten Chauvelin unterhält, den sie aber doch zurückweist, als dieser um ihre Hand anhält. Aus Rache lässt Chauvelin das Gerücht verbreiten sie habe den Marquis de St. Cyr an ihn verraten, der ihren Bruder hat angreifen lassen. Armand gerät zusehends in eine Klemme als er erlebt, dass die von ihm unterstützten Republikaner auch ganze Familien offensichtlich unschuldig hinrichten. Als Percy in Paris Marguerite heiratet, erfährt er von dem von Chauvelin verbreiteten Gerücht und beschließt seiner schönen Gemahlin zu misstrauen. Sie geht mit ihm nach England, wo sie von seinem frostigen Charakter erschüttert ist. Robespierre und Chauvelin zwingen einen französischen Adligen nach England zu gehen, um Frankreich dort zu repräsentieren und den Scarlett Pimpernel zu suchen. Auch Chauvelin geht nach England. Ein Bote des Scarlett Pimpernel ist den Robespierristen in die Hände gefallen und durch die abgefangene Botschaft weiß Chauvelin, dass Armand ein Komplize des Scarlett Pimpernel ist. Da nun Armand wieder bei seiner Geliebten Louise in Paris weilt, kann Chauvelin nunmehr Marguerite dazu bewegen für ihn nach dem Scarlett Pimpernel zu forschen. Sie kommt auch an ein geheimes Schreiben. Als Marguerite einsieht, dass sie den Scarlett Pimpernel dadurch ans Messer liefert, versucht sie ihn zu warnen. Doch Chauvelin ist auf dem Ball des Prinzregenten nicht mehr hinters Licht zu führen. Obwohl Chauvelin nun ahnt wer der Scarlett Pimpernel ist, beschließt Percy dennoch das Unternehmen durchzuführen. Denn er plant nichts geringeres als die Befreiung des Dauphin. Tatsächlich gelingt sie ihm. Der Dauphin wird an den österreichischen Spion de Batz überstellt und in Sicherheit gebracht. Aber Percy wird seinerseits bei einem Versuch Armand zu retten gefangen genommen. Marguerite hofft durch ein Schreiben der britischen Regierung ihren Gemahl zu befreien. Doch Chauvelin hat damit auch sie in seinen Händen. Nun müssen Percy und sie alle Raffinesse aufbieten, um doch noch zu entkommen. Zu ihrem Glück ist Chauvelin wie versessen auf seine Karriere und da Percy ihm in Aussicht stellt ihn zum Versteck des Dauphins zu führen willigt er ein, sich mit seinen Gefangenen auf den Weg zu einem Schloss an der nordfranzösischen Küste zu machen ...

Die Kostüme erinnern diesmal deutlich stärker als in der 1930er Verfilmung an die Handlungszeit. Gerade die Uniformen sind aber dennoch überwiegend eher karikaturenhaft und die Frisuren fast durchweg verkehrt für die 1790er. Die Degen in der finalen Fechtszene wirken auf mich zu modern und irgendwie seltsam. Woher die da eigentlich kamen, erschloss sich mir auch nicht. Hätte man besser welche von den Chauvelin eskortierenden Offizieren genommen.
Es war natürlich eine immense Herausforderung, da sich der Cast mit solchen Darstellern wie Merle Oberon und Leslie Howard messen lassen mussten. Aber wo Jane Seymour vielleicht nur schön, aber nicht so berückend schön wie Merle Oberon sein mochte, schauspielerte sie doch ganz grandios und auch Andrews gibt einen exquisiten Scarlett Pimpernel mit zahlreichen Facetten, der vielleicht nicht ganz so exaltiert wie Howard den Fop porträtiert. Ian McKellen macht Chauvelin etwas menschlicher, weniger karikaturenhaft böse. Das finale Duell ist witzig und originell.
Die Bauten und Handlungsorte sind teilweise etwas dürftig, v.a. wenn es um das Frankreich der Revolutionszeit geht. Da wirkt zum Beispiel der Platz mit den Hinrichtungen einfach wenig belebt. Daran erkennt man ein bisschen, dass es eben doch "nur" eine TV-Verfilmung war.
Insgesamt eine schöne Adaption, die man als Fan des Mantel- und Degenfilms trotz der Abstriche gesehen haben sollte.

Darsteller *****
Bilder ***
Story ***
Fechtszenen ***
Titel: Das Geheimnis der Eisernen Maske (1979)
Beitrag von: Pappenheimer am 17. Mai 2019 - 10:57:46
Dies ist einer der Filme, die man gesehen haben muss um zu glauben, dass es sie gibt. Ein irrer Mix mit einem noch bekloppterem Ensemble.

"Das Geheimnis der Eisernen Maske" (The fifth musketeer)
D, A 1979
Regie: Ken Annakin
Darsteller: Beau Bridges, Silvia Kristel, Cornel Wilde, Ian McShane, Ursula Andress, Rex Harrison, Lloyd Bridges, José Ferrer, Olivia de Haviland

Handlung: Die Handlung spielt im 17. und 18. Jh., man blickt es einfach nicht. Der alte Colbert (wohl der Finanzminister des Königs - sic!) besucht D'Artagnan und die anderen Musketiere auf deren Schloss. Dadurch lockt er die Häscher des Ministers Fouquet an, die dort einen geheim gehaltenen jungen Mann verbergen. Die Rentner-Musketiere und der Geheimnisvolle werden nach Paris gebracht, wo die Musketiere in der Bastille landen. Fouquet lässt daraufhin die Entführer allesamt ermorden, damit es keine Mitwisser gibt. Der Geheimnisvolle bekommt eine Eiserne Maske, um gleich am nächsten Tag anlässlich der Ankunft der spanischen Prinzessin Maria Theresa bei einem Mordkomplott einzustehen, um anstatt des echten Königs ermordet zu werden. Der Stellvertreter entgeht aber dem Mord und lässt seine Freunde befreien; die Spanierin verliebt sich in ihn. Am selben Abend verlässt er dennoch den Hof und kehrt mit seinen Freunden aufs Land zurück. Colbert befreit Fouquet und am nächsten Tag tritt wieder der echte Louis XIV als König auf und stößt Maria Theresa mit seinen Forderungen ab. Seine Mutter, Königin Anna, klärt Louis über die Wahrheit auf. Es stellt sich heraus, dass der Geheimnisvolle der Zwillingsbruder des Königs ist und sie beschließen ihm doch auf den Thron zu verhelfen entgegen der Ränke des bösen, etwas trotteligen Königs und seiner Mätresse Madame de la Valière.

Dieser Film ist wahrscheinlich einer der unglaubhaftesten Verfilmungen oder vielmehr Reminiszenzen an einen Dumas-Stoff. Die Handlung wurde konsequenterweise in Österreich gedreht. So erkennt man in Außenszenen eindeutig Schönbrunn. Sowohl die Drehorte, als auch die extrem billig wirkenden Kostüme ("Sachsens Glanz und Preußens Gloria" sind dagegen noch als exzellent ausgestattet zu bezeichnen) machen es eigentlich unmöglich die Handlung irgendwie in den Kontext der Dumas-Geschichte, die 1660 spielen müsste, einzuordnen. Rex Harrison, der immerhin noch eher in Kleidung, die an irgendetwas anmutet, auftritt, wirkt als alter Mann vom Kostüm her z.B. eher nach Grob-18.Jh..
Aber darum geht es offensichtlich in dem "Film" auch nicht. Er scheint eher irgendwie ein Vorwand zahlreiche berühmte Schauspieler zusammen auf die Leinwand zu bringen. Ursula Andress scheint vom Alter her (obwohl nur ein paar Jahre älter) deutlich älter als Beau Bridges, was die Szenen mit ihr als des Königs Mätresse irgendwie etwas perverses oder zumindest unglaubwürdiges gibt. Natürlich wird auch ein Vorwand gefunden die damals berühmte Softsexfilmdarstellerin Silvia Kristel nackt zu zeigen. Beau Bridges verunglückt in seiner Rolle vollkommen, selbst wenn man dem Film unterstellen würde, dass er eh nicht ernst gemeint ist. Denn zu einem Klamaukfilm passen auch die zahlreichen Grausamkeiten nicht. Cornel Wilde spielt natürlich hölzern wie schon in den 1940ern. Manche Schauspielgrößen wie Lloyd Bridges und Rex Harrison machen ihre Sache den Umständen entsprechend noch passabel. Olivia de Haviland vervollständig seltsam aus dem Rahmen fallend das Ensemble mit eher einer Cameorolle als Königinmutter.
Die zeitgenössischen Kritiken sind durchweg zutreffend: https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Geheimnis_der_eisernen_Maske#Kritik
Ein eigenwilliger Film, der mit dem Versuch den Sexfilm der 70er, den Klamaukfilm der 70er mit einem biederen Mantel- und Degenensemble zu vermengen deutlich scheitert. Trotz des Staraufgebots wohl damals auch ein Flop. Eh seltsam so ein deutscher Film mit überwiegend englischsprachigen Darstellern.

Darsteller **
Bilder *
Story *
Fechtszenen *
Titel: "Die Frau mit der Eisernen Maske" 1952
Beitrag von: Pappenheimer am 22. Mai 2019 - 18:21:48
Dieser Film ist wirklich unglaublich.

"Die Frau mit der Eisernen Maske"
USA 1952
Regie: Ralph Murphy
Darsteller: Louis Hayward, Patricia Medina, Alan Hale Jr., John Sutton

Handlung: Frankreich nach dem Tod von Louis XIII. Nicht etwa Mazarin oder Königin Anna übernehmen die Regentschaft, nein ein gewisser Duc de Valdac. Die fiesen Ränkeschmiede stecken die Prinzessin Anne in eine Eiserne Maske. D'Artagnan versucht diese zu retten und Valdacs Pläne zu durchkreuzen. Doch was soll mit Louise, der falschen Prinzessin werden? Letztlich treten nachdem Valdac besiegt und Anne befreit ist, Anne und Louise gemeinsam auf und keiner kann die beiden voneinander unterscheiden. D'Artagnan, der sich in Anne verliebt hat, wird vom "Chevalier von Frankreich" ernannt (wtf?  ;D ) und soll Louise nach Amerika begleiten.

Also sowas von gaga habe ich doch selbst bei italienischen Filmen noch nicht erlebt. Der ganze Plot kommt einem vor wie ein Autounfall und es ist schwer der "Handlung" zu folgen, wenn man nur irgendwann einen Hauch von Dumas oder französischer Geschichte gehört hat.
Die Kostüme entsprechen den damaligen Sehgewohnheiten, die Herren haben eine Art Betonfrisur.
Unfreiwillig komisch der Schnitt in der letzten Szene.
Immerhin scheint man bemüht gewesen zu sein, keine Langeweile vor den Pappkulissen aufkommen zu lassen. So wird munter gefochten und herum galoppiert. Kein Wunder in 75 Minuten ist das zweifelhafte Vergnügen auch schon wieder rum.
Bei ansonsten steif agierenden Darstellern, ist einzig Patricia Medina sehenswert und bemüht sich auch um ein bisschen Leidenschaft fürs auch noch so absurde Thema.
Denn ein Louis XIV und überhaupt historische Figuren tauchen praktisch fast nicht auf.

Darsteller **
Bilder
Story
Fechtszenen **
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 23. Mai 2019 - 05:20:31
Meine Herren, du bist aber hart im Nehmen ;D
Was du dir da im Dienste der Menschheit antust, würde ich keine 10 Minuten aushalten, weil mir meine Lebenszeit dafür zu schade wäre ;D
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 23. Mai 2019 - 11:07:42
@ D.J.
Da hast Du natürlich recht.

Naja. Manchmal ist ja auch was gescheites dabei. Obendrein kann ich mich durch diesen Thread davor hüten denselben Schund nochmal zu schauen.

Es gibt ja wirklich einige Filme, die ich in letzter Zeit motiviert war zu suchen und die mir gefallen haben und die ich ehedem noch nie gesehen hatte:
- die beiden "Scarlett Pimpernel"-Verfilmungen
- "Der tolle Musketier"
- "St. Ives"

Hilfreich war dazu teilweise "Frock Flicks" eine Art Blog, der Historienfilme bespricht und wo man sich anhand der Fotos ein paar Impressionen holen kann. Piratenfilme und dergleichen werden da aber scheinbar überwiegend gemieden wie der Teufel das Weihwasser.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 23. Mai 2019 - 16:33:14
Jaaa ... Piratenfilme.
Da gibt es übelst derbe Fallen, in die man als ungeübter Cineast blindlings tappen kann ;D
Von denen habe ich in meiner Kindheit und frühen Jugend ein paar Exemplare der schlimmsten Sorte gesehen und bin inzwischen nahezu geimpft gegen dieses Genre. Da ist mir einfach zu viel Unfug unterwegs, obwohl ich was Unfug und historische Korrektheit zugunsten einer guten Story betrifft, nun wahrhaft kein Kind von Traurigkeit bin ;)
Und ja auch die "Fluch der Karibik"-Reihe gehört für mich zu diesem Schmarrn dazu, weil das Thema irgendwann ausgenudelt ist und spätestens im dritten (oder war es der vierte Teil?) sind meine Frau und ich ausgestiegen, weil erst sind alle hier, dann plötzlich da, aber zugleich ist Jonny Depp wie von Zauberhand irgendwo im Nirgendwo und als Zugabe gibt's auch noch ganz viele Jonny Depps die sich gegenseitig massakrieren ... das war uns dann einfach zu deppert (sorry für's Wortspiel ;) )
Unser Lieblingsfilm, das maritime Thema betreffend, ist und bleibt einfach "Master & Commander"
"Jetzt geht das schon wieder los! Quietschquietsch, kratzkratz. Noch nicht einmal tanzen kann man auf diesen Katzenjammer!"
;D
Aber ich lese sehr gerne deine Erfahrungen mit Piratenfilmen
Also einen Schritt vor, oh du mutiger Testkoster!
Wir warten auf dein Urteil  ;)
Titel: Monte Cristo (2002)
Beitrag von: Pappenheimer am 24. Mai 2019 - 09:37:03
Ich konnte mich noch ziemlich gut entsinnen, dass mir dieser Film damals im Kino sehr gut gefallen hat. Überwiegend wurde ich auch nicht in meiner Erinnerung enttäuscht.

"Monte Cristo"
USA, UK, Irl., 2002
Regie: Kevin Reynolds
Darsteller: James Caviezel, Guy Pearce, Richard Harris, James Frain, Dagmara Domińczyk, Luis Guzmán

Handlung: 1814 ist Napoléon geschlagen und befindet sich auf Elba. In einer gefährlichen Mission begeben sich Edmond Dantès und sein Freund Fernand Mondego nach Elba. Sie müssen sich mit Rotröcken rumschlagen und Dantès wird von Napoléon persönlich im Vertrauen ein Brief an einen Freund mitgegeben. Zurück im Hafen übergibt der Schiffseigentümer Dantès das Kommando über das Schiff. Mondego gerät in Wut über Dantès, der von Mercedès geliebt wird. Dantès fällt nun einer Intrige zum Opfer und wird auf eine Gefängnisinsel gebracht, nachdem ihn sein Freund Fernand statt ihm zu helfen an die Gendarmen ausgeliefert hat. Dantès lernt im Chateau d'If den Abbé Faria kennen, der ihm allerhand beibringt. Schließlich gelingt ihm die Flucht und Dantès hebt den Schatz Farias der ihn mit einem Schlag zum reichen Mann macht. Nun begibt sich Dantès als Graf von Monte Cristo nach Paris. In Kürze kann er die ganze Gesellschaft mit seinem Charme und Reichtum beeindrucken. Zugleich aber verfolgt er seinen Racheplan.

Die Handlung versucht den Stoff zu straffen und dramatisiert ihn stark, ohne aber den Charakter der Handlung ganz zu verwässern. V.a. die Handlung vor Dantès Gefangenschaft wird stärker beleuchtet und so kommt der Verrat Mondegos, dem Dantès offensichtlich vertraute, noch deutlicher heraus. Etwas skurril hier, dass Napolèon als ein Gefangener der Engländer dargestellt wird, der wie auf St. Helena später hier schon auf Elba unter Bewachung englischer Soldaten steht. Sicher um die persönliche Gefahr für Dantès und Mondego deutlicher zu machen. Völlig anders als in vorigen Verfilmungen als Höhepunkt ein Duell Mondegos mit Dantès inmitten von Feldern - zwar offensichtlich nicht romangetreu, aber immerhin sehr gut gefilmt und choreographiert.
Wenn ich ein Fan von Dumas wäre (was ich nicht bin) würden mir die zahlreichen Freiheiten mit dem Stoff stören. Damals wurde auch kritisiert dass die psychologische Komponente ein bisschen der Action geopfert wurde. 4 Jahre vorher war ja die ziemlich lahme und unglaubwürdige TV-Verfilmung mit Depardieu in der Hauptrolle entstanden, welche dem Roman vielleicht näher war, aber keinen Esprit besaß.
Trotz des insgesamt eher klassisch wirkenden Ganzen, kommt der Film noch frisch rüber, was auch an der hervorragenden und packenden Choreographie der Kampfszenen liegen mag. Die Kamerafahrten sind auch sehr gut gemacht.
Was mir allerdings besonders zusagte waren Guy Pearce als Mondego und Dagmara Domińczyk als Mercédès. Ihr Spiel ist recht überzeugend. Fernand ist hier eine halb bemitleidenswerte Figur, zerfressen von seiner unerwiderten Liebe zu Mercédès und dadurch zu allem bereit, auch wenn er letztlich merkt, dass er verloren hat.
Der unvergessene Richard Harris hier in einer seiner letzten Rollen - sehr gut besetzt als ewiger Gefangener des Château d'If.

Darsteller ****
Bilder ****
Story ***
Fechtszenen ****
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 24. Mai 2019 - 15:03:06
Ah! Danke dir, ich habe den Titel gesucht!
Ich wusste, dass es da eine ziemlich gute Neuverfilmung gibt, aber nicht wer mitspielt. Und versuche dann mal ohne nähere Infos den Titel rauszufinden  :-\
Danke dir :D
Titel: Kavalier mit der schwarzen Maske (1963)
Beitrag von: Pappenheimer am 02. September 2019 - 18:29:13
Vor ein paar Tagen bin ich über diesen eigenwilligen Streifen gestolpert, der auf Plakaten auch mit "Robin Hood in der Stadt des Todes" beworben wurde.

"Kavalier mit der schwarzen Maske"
I 1963
Regie: Umberto Lenzi
Darsteller: Pierre Brice, Hélène Chanel, Daniele Vargas

Handlung: Spanien im 17. Jh. (?), der grausame Don Luis lockt den Provinzgouverneur in eine Falle und lässt ihn ermorden. Dessen Tochter nimmt er bei sich auf und will sie mit seinem Stiefsohn, dem Herzog Don Diego, vermählen.
Währenddessen grassiert in dem Dorf die Pest und die Bauern wollen in die Schloss des Don Luis fliehen. Doch sie werden zurückgeworfen. Die Frauen der Anführer werden entführt und zu Saufgelagen der Schergen des Don Luis gezwungen.
Don Diego taucht auf und zeigt sich von Carmenzita, die er heiraten soll, auch wirklich angetan.
Doch auch ein maskierter Rächer in schwarzen Klamotten macht die Gegend unsicher und metzelt Schritt für Schritt die engsten Vertrauten des Don Luis nieder. Als die Pest abgeklungen ist, lässt der schwarze Räche seine Maske fallen. Er tötet Don Luis und nimmt Carmenzita mit sich.

Die Storyline erinnert an einen grobgeschnitzten Italowestern, die ja zu der Zeit in Mode kamen.
Sehr skurril fand ich, warum nicht einfach der Stiefsohn der Rächer war, da das seine Ortskenntnis im Schloss erklärt hätte und die ganze Rachestory noch plausibler gemacht hätte (Don Luis will ihn ja auch nach der Heirat mit Carmenzita um die Ecke bringen und hat auch dessen Mutter scheinbar gekillt.)
Typisch für die Zeit ist, dass die Handlung auch nicht in sich stimmig ist. So lässt sich der angebliche Herzog von so und so von einer simplen Scherge des Stiefvaters beleidigen und es wird so getan, als ob er sich aus Feigheit nicht mit ihm duelliert, wo doch ein Herzog diesen Unverfrorenen hätte einfach bestrafen lassen, da der Handlanger eh nicht satisfaktionsfähig war.
Das Kostümbild ist wie üblich und das Schloss hat man in zahlreichen Piratenfilmen aus Italien bereits gesehen.
Extrem hölzern schauspielern praktisch alle Darsteller. Insbesondere Pierre Brice scheint sich in seiner Rolle nicht wohl zu fühlen. Vielleicht erklärt das auch, weshalb er später nur in Deutschland als Schauspieler bekannt war.
Ein billiges Massenprodukt, was höchstens wegen der Nähe zum Italowestern ein bisschen besonders wirkt.

Darsteller *
Bilder
Story *
Fechtszenen *
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: sir seewolf am 04. September 2019 - 17:56:12
Fanfan Der Husar mit Jean-Paul Belmondo
Und
RobRoy mit Liam Neeson sind ganz nett
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 04. September 2019 - 21:48:29
Fanfan Der Husar mit Jean-Paul Belmondo
Und
RobRoy mit Liam Neeson sind ganz nett
"Fanfan der Husar" war aber mit Gérard Philipe (52) bzw. mit Vincent Pérez (2003).

"Rob Roy" passt wohl rein. Müsste ich mir noch mal ansehen. Kann mich nur noch dran entsinnen, dass ich Tim Roth da weitaus cooler fand als Liam Neeson.
Titel: D'Artagnan et les trois mousquetaires 2005
Beitrag von: Pappenheimer am 09. Dezember 2019 - 13:01:44
Ich bin nun auf Youtube einmal auf dieses eigenwillige Werk gestoßen, welches versuchte Fantasy und Dumas Roman irgendwie zu verbinden.

"D'Artagnan et les trois mousquetaires" Part 1
F, UK, Kan., CZ 2005
Regie: Pierre Aknine
Darsteller: Vincent Elbaz, Emmanuelle Béart, Tchéky Karyo, Heino Ferch, Stefania Rocca

Handlung: Der etwa 30-jährige D'Artagnan trifft auf seinem Weg nach Paris die Hexe (?) Lady de Winter, die gerade mit Richelieu in einer Kutsche sitzt. In Paris begegnet er sofort den 3 Musketieren und zeichnet sich vor Treville als flotter Fechter aus. D'Artagnan wird von Aramis im Hause des eifersüchtigen Monsieur Bonancieux untergebracht. Er kommt der Affäre der Königin mit Buckingham auf die Schliche. Nachdem D'Artagnan zum Musketier berufen worden ist, muss er sich wegen der Halsbandgeschichte nach England begeben. Seine drei Gefährten werden aufgehalten und so muss er allein über den Kanal rudern. Gerade rechtzeitig gelingt es das Collier zu übergeben. Lady de Winter zürnt auf Rache, auch da sie weiß, dass D'Artagnan ihr Geheimnis kennt.

Die grobe Handlung erinnert an die Musketiere, wie man sie kennt. Aber im Detail hat der Film doch sehr wenig mit der Vorlage zu tun und viele bemerkten, dass sich Dumas wohl im Grabe umdrehen würde. V.a. ist der Film keine Spur witzig. D'Artagnan ist kein unerfahrener Gascogner sondern mindestens so alt wie die anderen Musketiere und er muss sich auch nicht irgendwie bewähren um Musketier zu werden.
Geschmacklos fand ich allerdings dieser Mystery-Quatsch. Gerade weil im 17.Jh. ja Frauen als Hexen verbrannt wurden, empfand ich es als geschmacklos, dass Lady de Winter hier tatsächlich eine Hexe sein soll, die bspw. eine Wunde des Kardinals durch Handauflegen heilen kann etc..
Die Kostüme sind OK, auch wenn es auf die Dauer wenig plausibel scheint, dass die Protagonisten egal bei welchem Wetter mit offenen Wämsern rumrennen. Vollkommen ballaballa wird's aber, wenn D'Artagnan alleine in einem Ruderboot den Kanal überquert. So what? Hochleistungsruderer? Vollidiot? Der Mann hat keine Zeit! Hätten sie ihn nicht wenigstens einen Fischer bestechen lassen können? Mit nem Ruderboot - ein Festlandsfranzose! Wenn er die Strecke schaffen würde, wie soll er dann den Weg in England finden? Hat D'Artagnan einen eingebauten Kompass?
Die Ladies sind freilich hübsch anzusehen. Diana Amft (als Constance) sagte mir bislang Garnichts.
Was wirklich schön ist, das sind die Landschaftsaufnahmen. Für eine TV-Produktion auch eine gute Kameraarbeit. Die Actionszenen sind ein wildes Herumgehaue, aber immerhin gescheit choreographiert.

Darsteller ****
Bilder ***
Story *
Fechtszenen **
Titel: "D'Artagnan et les trois mousquetaires" (2005) 2
Beitrag von: Pappenheimer am 10. Dezember 2019 - 12:08:21
"D'Artagnan et les trois mousquetaires" Part 2
F, UK, Kan., CZ 2005
Regie: Pierre Aknine
Darsteller: Vincent Elbaz, Emmanuelle Béart, Tchéky Karyo, Heino Ferch, Stefania Rocca

Handlung: Es wird noch mehr gaga. Athos, der in einer Art Martial-Arts Kampf verhext von Lady de Winter irgendwie Schaden genommen hat, erzählt auf dem Krankenbett, dass er mit Lady de Winter verheiratet war. Dann passieren noch abstruse Dinge. Die Königin verliert durch irgendeinen Zauber von Lady de Winter ihr Kind mit dem sie schwanger ist und Constance wird in ein Versteck gebracht. Dann erfahren die Musketiere davon, dass Buckingham ermordet werden soll. Porthos und D'Artagnan rudern deswegen diesmal zu zweit in einem Ruderboot nach England - huaha! Dort angekommen, treffen sie gerade rechtzeitig ein. Lady de Winter wird zwar von den Männern des Dukes verhaftet, verwandelt sich dann aber irgendwie in Felton, ihren Bewacher. Die übrigen Musketiere versuchen mit irgendeinem bescheuerten Ritual indem sie ein Schriftstück der Lady de Winter verbrennen ihre Macht zu brechen. Lady de Winters Anschlag missglückt und sie flieht nach Frankreich zurück. Dort ermordet sie Constance und wird von den vier Musketieren zum Tode verurteilt. Der Scharfrichter, den der Kardinal selbst schickt, soll sie richten.

Der Mystery-Quatsch überwiegt nun und ist wirklich hirnrissig. Dadurch gibt's auch nur langweilige Kämpfe, wenn überhaupt welche und regelrecht miese Tricks. Die ganzen Ideen und die Settings wie der geheime Keller der Lady sind einfach nur lächerlich. Heino Ferch sieht einfach, wenn er betroffen wirken soll, schlichtweg deppert aus.
Insgesamt ein langweiliges Ende.

Darsteller ***
Bilder *
Story
Fechtszenen
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 22. Januar 2020 - 15:04:41
Habe eben gesehen, dass es ne Serie "De bende van Jan De Lichte" oder "Thieves of the Wood" auf YT gibt. Markant sind neben der durchweg dunklen Farben die komischen Vollbärte an irgendwelchen Richtern. 1747 war das Jahr des Weihnachtsmanns?
Ich muss mal gucken, ob ich es schaffe, eine komplette Folge zu sehen. Schaut erstmal nach "Black Sails" gemixt mit "Pakt der Wölfe" oder so nen Kram aus. ;D
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Maréchal Davout am 22. Januar 2020 - 16:27:04
Wollt dich schon fragen, ob du die Serie kennst. An mancher Schmonzette alter Tage, wo ich historisch viel zu kritisieren hätte, kannst du doch noch viel
liebenswertes sehen. Bei Jan de Lichte habe ich die ersten sechs Folgen ausgehalten. Gepackt hat es mich aber bisher nicht.
Thematik ist erstmal interessant: Gesetzlose in den Wäldern, die
vom korrupten
Stadtpatriziat verbannt wurden, Heimkehrer aus den schlesischen Kriegen wie Jan, der bei den Österreichern kämpfte. Ein neuer Polizeichef mit Anstand in der Stadt, der es nicht leicht haben wird...
Vollbärte bei den Patriziern sind hier schon komisch. Ich frage mich auch, wie lange man noch Barockperücken getragen hat, als eigentlich schon anderes Mode war. Die hohen Herren werden denn auch sehr verkommen dargestellt, geben dadurch aber wahre Bösewichte ab. Ganz lustig finde ich, wie Ideen der Aufklärung als rationalistische Legitimation für unmenschliche Pläne und Machenschaften herangezogen werden. Vermute, du wirst es nicht mögen... ich guck nochmal weiter (immer beim Anmalen)...
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 22. Januar 2020 - 16:47:33
Bei Jan de Lichte habe ich die ersten sechs Folgen ausgehalten. Gepackt hat es mich aber bisher nicht.
Thematik ist erstmal interessant: Gesetzlose in den Wäldern, die
vom korrupten
Stadtpatriziat verbannt wurden, Heimkehrer aus den schlesischen Kriegen wie Jan, der bei den Österreichern kämpfte. Ein neuer Polizeichef mit Anstand in der Stadt, der es nicht leicht haben wird...
Vollbärte bei den Patriziern sind hier schon komisch. Ich frage mich auch, wie lange man noch Barockperücken getragen hat, als eigentlich schon anderes Mode war. Die hohen Herren werden denn auch sehr verkommen dargestellt, geben dadurch aber wahre Bösewichte ab. Ganz lustig finde ich, wie Ideen der Aufklärung als rationalistische Legitimation für unmenschliche Pläne und Machenschaften herangezogen werden. Vermute, du wirst es nicht mögen... ich guck nochmal weiter (immer beim Anmalen)...
Bei 1747 fiel mir natürlich v.a. Rocoux und Laffeldt ein. Die Niederlande waren damals sowas von im Eimer. Die Unzufriedenheit mit der Oligarchie führte zu ziemlich turbulenten Zeiten. Ich denke, da passt so eine Story prinzipiell gut rein.

Die Perücken der Richter/Ratsmitglieder wirken handwerklich ulkig. Recht aufwendige und füllige Perücken sind aber bei Staatsmännern und Richtern noch bis in die 1770er zu sehen.
Anton von Maron, offenbar als Akademiemitglied: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Anton_von_Maron?uselang=de#/media/File:Anton_von_maron,_autoritratto,_1789.JPG
Beispiel der Republikanischen Regierung in Basedows Elementarwerk (1774): https://commons.wikimedia.org/wiki/Elementarwerk,_Kupfersammlung?uselang=de#/media/File:Chodowiecki_Basedow_Tafel_33_b.jpg
Beispiel der monarchischen Regierung (1774): https://commons.wikimedia.org/wiki/Elementarwerk,_Kupfersammlung?uselang=de#/media/File:Chodowiecki_Basedow_Tafel_33_c.jpg

Noch besser, die Gegenüberstellung vor Gericht bei Basedow:
Der Richter mit Gelehrtenperücke, die Gerichtsschreiber (oder sowas) mit kleineren Perücken und der Angeklagte, der die Strafe bezahlt mit Peruque en bourse: https://commons.wikimedia.org/wiki/Elementarwerk,_Kupfersammlung?uselang=de#/media/File:Chodowiecki_Basedow_Tafel_34_a.jpg
Die einfacheren Leute tragen die Peruque courte - auf Deutsch "Stutzperücke".

Ich denke, dass sich Richter und hohe Staatsmänner meistens einfach ein würdiges Auftreten geben wollten. Mit den Allonge-Perücken unterm Sonnenkönig haben diese Perücken auch soviel gemein wie heutige Kavalleriesäbel (etwa bei der Garde Republicain in Frankreich) mit einem Säbel des 18.Jh.. Die Funktion ist dieselbe und es gibt Ähnlichkeiten, aber die Perücke folgt auch der Mode und verändert sich leicht. Es gibt da ein paar gute amerikanische Bücher, die sich mit der Evolution der Perücken in der Zeit beschäftigt haben.
Bärte sind halt ein No-Go, bzw. sie sehen hier halt einfach nur dämlich aus. Solche langen Vollbärte gab es ja - versteht mich nicht falsch. Man erkennt sie auf zeitgenössischen Gemälden beispielsweise an Einsiedlern oder Juden in Straßenszenen wie bei Bellottos Dresdenansichten.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Maréchal Davout am 22. Januar 2020 - 19:08:21
Ha, jetzt wird es mal wieder herrlich differenziert - gefällt mir gut! Details kenne ich zu Perücken (noch) nicht! Nur kenne ich eben diese auftoupierten, hohen Barockperücken, die sehr offen und fluffig wirken im Vergleich zu den schmaleren Perücken in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, die hinten auch ein Schwänzchen mit Schleife hatten.

Niederlande im Eimer: Ja, das ist ein schönes Setting für Abenteuer, Ungerechtigkeit am Rande rechtsfreier Räume... Die Last durch französische Besatzung wird auch thematisiert.
Titel: Thieves in the wood
Beitrag von: Pappenheimer am 24. Januar 2020 - 12:01:39
Ich habe jetzt mal in die erste Episode reingelinst.

"De Bende van Jan de Lichte" - Episode 1
BEL 2017
Regie: Robin Pront, Maarten Moerkeke
Darsteller: Matteo Simoni, Stef Aerts, Tom van Dyck, Charlotte Timmers

Handlung: Flandern ist 1747 von den Franzosen besetzt. Diese zwingen die Provinzverwaltung zu hohen Abgaben, verstehen sich aber privat mit ihnen und feiern Feten, während das Land unter der Lust stöhnt.
Derweil wird Jan de Lichte eher zufällig durch Straßenräuber aus den Händen seiner Häscher befreit. Er darf sich eigentlich in Aalst nicht blicken lassen. Dort begegnet er einer Wahrsagerin mit der in den Wald geht. Dort muss er sich gegenüber den Straßenräubern durchsetzen...
Derweil ist der neue Polizeichef de Baru in Aalst angekommen. Er sieht sich gleich zahlreichen Hindernissen gegenüber, denn sein Vorgänger hat furchtbar gehaust. Obendrein schließt ihn die High Society von ihrem Kreis aus.

Du hast schon recht, Maréchal, dass das Setting eigentlich cool ist.  Der historische Hintergrund ist megaspannend und so Kriegszeiten sind ein guter Vorwand, der mächtige Räuberbanden und Gesetzlosigkeit auf den Straßen erklärt. Auch der Konflikt zwischen Besatzern und Einheimischen ist doch sehr ergiebig. Sehr gut gefällt mir der Charakter von Baru und wie er versucht sich einen Überblickt zu verschaffen und seine Magd ausfragt.
Das Design erinnert schwer an "Turn" mit nem Mix aus modernen Looks und ein paar bemerkenswert gut recherchierten Facetten. Da ist z.B. dieser an Assassin's Creed erinnernde Mantel und auch diese Super-Kämpfer-Bewaffnung von de Lichte und dann ne Wahrsagerin mit so ner Art Larp-Verkaufsstand auf dem Markt von Aalst  ;D . Aber dann im Hintergrund wieder richtig gut uniformierte Franzosen - wenngleich die Uniformen nach Gardes Francaises ausschauen. Die Logik bleibt natürlich allenthalben auf der Strecke. Als der de Lichte in die riesige Falle fällt, fragte ich mich: haben die Räuber nen Bagger oder nix besseres zu tun als mitten im Wald ne Falle anzulegen? Wie wahrscheinlich ist das denn dass da jemand zufällig reinfällt. Auuua! Dann dieser Mystery-Quatsch - naja, muss wohl dazu gehören. Witch-Hunter lässt grüßen.

Ich werde mir wohl wie bei "Turn", "Harlots" und der "Versailles"-Serie ein paar Folgen reindrehen bis es mir zu langweilig wird.


Darsteller ***
Bilder ***
Story *
Fechtszenen **
Titel: Re: "D'Artagnan et les trois mousquetaires" (2005) 2
Beitrag von: Darkfire am 25. Januar 2020 - 07:52:32
dass er mit Lady de Winter verheiratet war.

...das muss wohl passen, es kam bei Richard Lesters Musketiere auch vor.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 30. Januar 2020 - 10:07:02

Niederlande im Eimer: Ja, das ist ein schönes Setting für Abenteuer, Ungerechtigkeit am Rande rechtsfreier Räume... Die Last durch französische Besatzung wird auch thematisiert.
Kann es sein, dass die Produzenten eigentlich selber nicht wissen, wann und wo das spielen soll? Ich habe gestern Folge 2 gesehen. Da war von den "States of the Nederlands" die Rede.
Äh, soll die Handlung nicht in der Nähe von Brüssel spielen? Der Polizeichef wurde ja auch aus Brüssel geschickt. Aber wenn von Brüssel die Verwaltung ausgeht, dann handelt es sich ja garnicht um die Generalstaaten der Niederlande sondern um die Österreichischen Niederlande. Letztere machen dann auch den Goldenen Vlies am Bürgermeister plausibel. Generell ist aber die Krux, dass von einer bereits so langen französischen Besetzung die Rede ist. Nun braucht man nur mal schauen, wann die Invasion der Franzosen in Wallonien war. Das war 1745 nach der Schlacht bei Fontenoy. Mit der Eroberung von Tournai wurde die erste bedeutende Grenzfestung genommen.
Die Jahre des Krieges zuvor als sich der Kriegsschauplatz vom Main in die Niederlande verlegte, passierte nicht viel. Dem Vorschlag den Fokus auf die Niederlande zu legen, wurde ja vom König erst nach der Eroberung von Freiburg zugesprochen.
Was freilich sehr verwirrend für die Produzenten und falls es Historische Berater gab auch für die ist, das ist, dass die sogenannten Barrierefestungen an der französischen Grenze nicht etwa von österreichischen Truppen sondern von niederländischen besetzt war. Ein Fakt, der nach dem Frieden von Utrecht und Baden zu viel Ärger auf österreichischer Seite geführt hatte.
Wie dem auch sei. Von wem wurde nun de Baru geschickt? Von den Franzosen? Brüssel ist 1746 nach einer Belagerung in die Hände der Franzosen gefallen. Aber sieht de Baru nach einem französischen Polizisten aus? Nicht wirklich.
Ähnlich skurril dann auch das Straßenbauprogramm. Obwohl es in Folge 1 kurz angerissen wird und in Folge 2 sogar auf neue Bautechnik hingewiesen, scheint es doch so zu sein, dass die Filmleute keine Ahnung von Straßenbau haben.
Wie war Straßenbau organisiert? Im 18.Jh. setzten sich nämlich diejenigen durch, die fanden, dass Straßenbau als Arbeitsfron der Anlieger keinen Sinn ergab, weil es die Baumaßnahme nur hinauszögerte. Obendrein war der Modus wer wie lange an der Straße zu bauen hatte viel zu kompliziert war. Also ging man dazu über Straßen wie heute auch durch Facharbeiter bauen zu lassen. Insbesondere bei gepflasterten Straßen ergibt das auch unbedingt Sinn. Die Sache ist hier in der Serie, dass das Projekt von dem Bürgermeister eines Provinzkaffs angeschoben werden soll. Wie soll denn das funktionieren? Die bauen bis zur Stadtgrenze und das war's? Straßenbau selbst in Deutschland und in den Reichskreisen wurde zentral geregelt. Entweder die Straßenbaubehörde eines größeren Staates - meinetwegen Sachsen - hatten eine eigene oder der Reichskreis regelte das. So ein Bauprojekt wie in der Serie ergibt einfach keinen Sinn von daher.
Titel: "The Musketeer" 2001
Beitrag von: Pappenheimer am 09. April 2020 - 10:23:01
Ich konnte mich an diesen Schmarrn mit Staraufgebot eigenartigerweise nicht mehr erinnern. Hier der Review zu einer der neueren Mantel- und Degenpossen.

"The Musketeer - Der junge D'Artagnan"
UK, D, Lux., USA 2001
Regie: Peter Hyams
Darsteller: Justin Chambers, Tim Roth, Mena Suvari, Catherine Deneuve, Stephen Rea

Handlung: Frankreich zu einer nicht näher definierbaren Zeit (Königin Anne ist alt aber hat noch keine Kinder - also wann soll das bitteschön spielen?) vermutlich im 17. Jh.. Nachdem D'Artagnans Eltern vom fiesen Febre aus unerkennbarem Grund ermordet wurden, wächst er in der Obhut von Planchet heran, der ihm die Kampfkünste etc. beibringt (???). Als junger Mann kommt er nach Paris, um Monsieur de Tréville aufzusuchen. Dieser ist mittlerweile ein Greis und wurde in den Kerker Richelieus geworfen (what???). Zuerst befreien D'Artagnan und ein paar andere Tréville, dann verhindern sie einen Anschlag auf das Königspaar, als ein vom Kardinal angestachelter Mob das Schloss stürmt. Derweil hat Febre, die recht Hand Richelieus, den spanischen Gesandten ermordet (what??? - und es gibt keinen Krieg?).
Febre bekommt den Auftrag es so zu bewerkstelligen, dass Buckingham England in einen Krieg gegen Frankreich schlittern lässt (why - tell me why???). Doch anders als nach den Plänen des Kardinals, entführt Febre schließlich die Königin und Buckingham auf ein Schloss. Nach einem Reiterangriff der Musketiere (???) auf das Schloss wird dieses erobert und die Königin und Francesca, die Tochter einer Näherin der Königin (???) befreit.

Was war denn da los? Also die italienischen Filme des Genres sind ja schon hirnrissig. Aber dieser Schinken ist ja der totale Verkehrsunfall. Eine absurde Story, die außer ein paar Namen - wobei sogar Constance Bonancieux und Lady de Winter z.B. fehlen - nichts mit den Romanen von Dumas gemein hat, ist der Vorwand irgendwelche aneinander gereihte Actionsequenzen aufzuführen. Selbst wenn man nun annimmt, dass ähnlich wie in dem Maciste-Universum des Sandalenfilms die ganze historische Rahmengeschichte zu ignorieren ist, sind selbst die hier vorhandenen Charaktere in sich null Prozent schlüssig. Da fehlt schon die Motivation zu Entscheidungen. Mal geht Richelieu die Gefahr ein, dass der König auf einem Bankett von seinen Häschern ermordet wird, dann aber schreckt er vor der Entführung und Ermordung der Königin zurück. Ähnlich wie bei "Die drei Musketiere" von 1993 (Stephen Herek) bleibt der Streifen die Erklärung schuldig, was Richelieu der Sturz von Louis XIII denn überhaupt nutzen soll. Richelieu ist geistlicher. Nach dem Tod des Monarchen würde eben ein anderer Bourbone auf den Thron kommen und dieser würde, da Richelieu nicht in dem Maße vertraut, den Kardinal wahrscheinlich sogar absetzen. Die ganze Provokation des Krieges mit England UND Spanien ergibt keinen Sinn. Warum ist dann nicht sofort Krieg, als der Gesandte ermordet wurde? Was soll Richelieu das Chaos nützen? Würde man es nicht einfach ihm anlasten?
Die Kampfszenen an sich widersprechen allen Begriffen der Physik. Menschen in barockesken Klamotten die dreifache Saltos durch die Luft machen zu dem Zweck ein paar Sekunden später wieder an der selben Stelle zu landen. Die Rapiere (?) haben unglaublich harte Klingen und werden auch zum Festheften an Deckenbalken benutzt(???) und noch mehr Clownsnummern. Rochefort kann offenbar nicht kämpfen. Die Musketiere sind völlig bescheuert und reiten auf ihren Pferden auf eine Burg zu, von der sie mit Kanonen und Kleingewehr niedergemäht werden. MUSKETiere! Selten mal mit ner Muskete unterwegs!
Das Kostümbild erinnert ein bisschen an Comics. Der König hat ne lustige Perücke wie aus nem Low Budget Märchenfilm. Wie ne Märchenfigur wirkt auch die alte Königin.
Dem Cast, der sich teilweise aus Superstars wie Tim Roth und Catherine Deneuve und das in den Hauptrollen zusammensetzt, macht dieser Quatsch auch offenbar kaum Spaß. Die Filmkritiken spiegeln das wider. Vermutlich wieder das Problem wie bei ähnlichen Versuchen, nen Superheldenfilm mit ner Mantel- und Degenstory zu kombinieren, dass die Charaktere einfach so abwegig werden, dass den Schauspielern nicht einfällt wie sie diese widerspiegeln sollen.
Als einer der wenigen positiven Aspekte ist die Kameraarbeit zu bewerten und die teilweise erstaunlich gut ausgewählten Waffen und Drehorte.

Darsteller *
Bilder ***
Story
Fechtszenen *
Titel: Monsieur Beaucaire (1946)
Beitrag von: Pappenheimer am 15. April 2020 - 10:13:16
Es gab schon 1946 eine Art Nackte Kanone, denn dieser Mantel- und Degenfilm ist ein früher Slapstickfilm mit einer irgendwie banalen aber auch irren Handlung.

"Monsieur Beaucaire"
USA 1946
Regie: George Marshall
Darsteller: Bob Hope, Joan Gaulfield, Patric Knowles, Marjorie Reynolds, Joseph Schildkraut

Handlung: Frankreich irgendwann im 18. Jh.*. Um den mit Spaniens König Philipp drohenden Krieg abzuwenden, beschließt König Louis einen Prinzen seiner weitläufigen Verwandtschaft, nämlich den Duc de Chandre mit einer spanischen Prinzessin zu vermählen. Das Problem ist, dass sich der Duc allerdings in des Königs Mätresse Mme. de Pompadour verliebt hat und keine Lust zeigt nach Spanien zu gehen. Da trifft es sich gut, dass der trottelige königliche Barbier Beaucaire im Kerker sitzt und als falscher Duc eingespannt werden kann. Dann folgt die übliche Verwechslungskiste mit Diener als Herr und Dame als Dienerin blabla. Derweil versucht der General Don Francisco auf jegliche Weise einen Krieg zu provozieren. Nachdem alle Mordanschläge auf den falschen Duc gescheitert sind, bemerkt Don Francisco die Verwechslung und versucht nun daraus seinen Vorteil zu ziehen. Alles endet in einem aberwitzigen finalen "Duell".

Der Film entspricht den Gepflogenheiten der Zeit. Also 95-99% im Studio gedreht, was auf mich heute einen beinahe klaustrophobischen Eindruck macht. Die Kostüme zeigen immerhin Reverenzen an die Handlungszeit, wenngleich da viel vermixt ist. Bemerkenswert allerdings die erstaunlich historisch richtig wirkenden Degen, auch wenn sie genretypisch unglaubliches leisten können (etwa einen Konterbass entzwei hauen).
Die Handlung ist natürlich absurd. Es ist ein bisschen schade, dass sie nullprozentig spannend ist. In einer Welt in der sogar Louis XV einfach so als Überraschungsgast auf einer Hochzeit aufploppt und von spanischen Palastwachen mit der Partisane bedroht wird, kann einfach alles passieren und wenn alles passieren kann nimmt das jedem Plot den Reiz.
Der Film lebt v.a. von den durchweg überzeugenden Schauspielerleistungen nicht nur von Comedian Bob Hope, sondern auch vom Rest des Cast, dem der ganze Unsinn offenkundig noch Spaß macht.

Darsteller ****
Bilder *
Story **
Fechtszenen **

* Handlungszeit:
Der Film mixt zahlreiche, um nicht zu sagen eine Flut an tatsächlichen historischen Ereignissen aus der Herrschaft von Louis XV, dass es regelrecht atemberaubend ist wie der Drehbuchschreiber das alles unterbringen konnte. Zeitlich lässt sich der Film nicht verorten, da die verschiedenen Angaben einfach nicht zusammenpassen.
1. Philipp V. als König von Spanien. Er starb offensichtlich vor dem Höhepunkt des Einflusses von Mme. de Pompadour bereits 1746. Sein wechselhafter Charakter und seine aggressiven Ansichten bis hin zu einem Krieg mit den franz. Bourbonen passen aber historisch.
2. Das Heiratsprojekt zur Beilegung der Spannungen zw. span. und franz. Bourbonen. Gemeint kann hier wahrscheinlich nur die Vermählung von Louis mit der Tochter des Regenten 1722 gemeint sein.
Es gab auch die Vermählung zw. Maria Teresa von Spanien mit die franz. Dauphin 1744/45. Dazu würde passen dass im Film auch die Prinzessin Maria heißt; nur fehlt dann eben der Dauphin und warum kommt dann der Duc an den spanischen Hof und nicht umgekehrt?
3. Madame de Pompadour war die Mätresse des Königs seit der 2. Hälfte der 1740er, unangefochten dann in den 1750ern.
4. Einmal ist davon die Rede, das Königspaar sei 40 Jahre verheiratet, was die Handlungszeit in das Jahr 1765 also kurz vor den Tod der Königin Marie von Frankreich datieren würde. Mme. de Pompadour allerdings war zu dieser Zeit entweder kurz vor ihrem Tod oder gerade gestorben.
5. Zu den 1760ern würde der am Ende schon reifere Washington passen.
6. Ein kleiner Joke: die Guilottine vor der sich Beaucaire fürchtet.

Sogesehen also franz. Geschichte im Zeitraffer.
Titel: "Joseph Andrews" (1977)
Beitrag von: Pappenheimer am 24. April 2020 - 12:56:14
Nach seinem fulminanten Erfolg auch bei den Oscars mit "Tom Jones" meinte Tony Richardson offenbar, Fielding ist ne sichere Kiste und legte noch ne Schippe drauf. Das Ergebnis war entsprechend ein Kassenflopp, den sich Richardson aber offensichtlich selbst zuzuschreiben hat.

"Joseph Andrews"
UK 1977
Regie: Tony Richardson
Darsteller: Peter Firth, Ann-Margreth Olsson, Michael Hordern, Jim Dale, Natalie Ogle

Handlung: Joseph Andrews wächst in der Umgebung der snobbistischen Lady Booby auf, die schon immer ein Auge auf ihn geworfen hat. Nach dem haarsträubenden Tod ihres Gemahls beginnt eine Odyssee  durch England. Denn er liebt Fanny Goodwill und will nicht von ihr lassen. Dabei kommt es zu satirischen Episoden wie bei einem sadistischen Adligen. Schließlich als Joseph seine moralische Einstellung aufgibt und mit Fanny schläft, erfährt er von seinem Protegé Vikar Adams dass er und Fanny Geschwister sein sollen. Doch auch das scheint ein Trugschluss zu sein...

Was in "Tom Jones" schon höchst satirisch überspitzt wirkt, ist hier zur Groteske noch gesteigert mit einem Kostümbild der grellen Farben, das schon schwer die Geschmacksgrenze übersteigt. Das hat auch mit aristokratischer Dekadenz des 18.Jh. nichts mehr zu tun, sondern ist regelrecht abstoßend. Obwohl teilweise gute Kameraarbeit vorliegt, sind doch auch viele Szenen einfach überdehnt so dass der Film im Gegensatz zu "Tom Jones" oftmals langatmig und regelrecht langweilig wird. Da helfen auch nackte Möpse und das ausladende Dekolleté von Lady Booby nix. Aus dem sich selbst und Schnulzen wie "Pamela" karikierenden Roman Henry Fieldings hätte man bestimmt mehr machen können.
Ein wenig zusammengekittet wird der Film durch die schauspielerische Brillanz und die sichere Auswahl in der Besetzung, allen voran Ann-Margereth, der ihre Rolle als liebeshungrige Intrigantin offensichtlich enorm Spaß machte. Aber auch Natalie Ogle als ahnungslose Liebe vom Land ist einfach entzückend.
Für den Swashbuckler Fan bietet der Film leider so ziemlich nix, auch wenn Andrews eindeutig als Charakter ähnlich Tom Jones angelegt ist.

Darsteller ****
Bilder **
Story **
Fechtszenen
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 24. April 2020 - 13:16:44
Ich find's schade, dass "Harlots" so ein langweiliger Schmarrn geworden ist. Hätte auch nen netter moderner Swashbuckler mit ner Prise Sex and Crime beeinflusst von Clelands "Fanny Hill" werden dürfen. So aber nur eine Art seichte Soap mit ner Prise Moral. Dabei ist Samantha Morton in der Hauptrolle so großartig.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 25. April 2020 - 07:37:40
Uuuuh ... Moralin-Soaps ... da macht Papa immer einen groooooooßen Bogen drum, denn der einzige, der Moralin versprühen durfte und darf, ist bei mit Jean Luc Picard.
Aber der ist ja auch eine andere Zeitschiene ;)
Titel: Captain Lightfoot
Beitrag von: Pappenheimer am 05. Juni 2020 - 11:47:31
Endlich geht's hier mal weiter - auch wenn ich zweifle, dass jemand sehnsüchtig drauf gewartet hat.  ;D

"Captain Lightfoot"
USA 1955
Regie: Douglas Sirk
Darsteller: Rock Hudson, Barbara Rush, Jeff Morrow, Kathleen Ryan

Handlung: Der junge Straßenräuber Michael Martin überfällt Anfang des 19. Jh. zusammen mit einem Freund die Postkutschen und liefert das Geld an die Untergrundorganisation [wohl die United Irishmen]. Als er aber von einem Opfer erkannt wird, machen die Dragoner Jagd auf ihn und er muss nach Dublin fliehen. Unterwegs wird er von Captain Thunderbolt unter die Fittiche genommen, der ihn als Captain Lightfoot zu seinem Stellvertreter macht. Das Leben in der Dubliner Upper Class währt nicht lange, denn Thunderbolt wird gefasst und beim Versuch ihn zu befreien gerät Lightfoot in die Fänge von Captain Hood, der ihn nach Barrymore überstellt, wo er seinem Opfer von damals gegenüberstellt werden soll. Denn die Behörden hoffen durch ihn die Untergrundorganisation in der Provinz auffliegen zu lassen. Doch eine Chance hat Lightfoot noch, seine Verlobte, Thunderbolts Tochter, welche die Untergrundkämpfer zur Befreiung des Gefangenen aufrufen will.

Der Film ist rein äußerlich ganz klar ein Produkt seiner Zeit. Die Handlung soll wohl 1815 spielen, aber die Damen erinnern eher an "Vom Winder verweht" oder sonstwas im Amerikanischen Bürgerkrieg. Auch ansonsten ist das Kostümbild nicht so besonders, mit Ausnahme der echt cool daher kommenden Dragoner.
Ansonsten macht der Film aber wirklich Spaß, denn er hat alles was ein solcher Klassiker braucht. Duelle, Verfolgungsjagden, Schießereien, eine Prise Humor, schöne Frauen und sogar teilweise wunderschön gefilmte Landschaftsaufnahmen, welche eindeutig nach Irland gehören. Die Schauspieler sind auch durch die Bank weg ausgezeichnet. Rock Hudson ist eine Idealbesetzung für den streckenweise arg naiven Helden.

Darsteller ****
Bilder ****
Story ****
Fechtszenen (nicht vorhanden, nur Schießereien, die aber ****)
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Rednaxela am 02. Juli 2020 - 22:39:31
ich weiss nicht ob ich es übersehen hab.

Die drei Musketiere 1948 mit Gene Kelly und Lana Turner.

Schön bunt und klasse Schauspieler


Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 03. Juli 2020 - 10:04:40
ich weiss nicht ob ich es übersehen hab.

Die drei Musketiere 1948 mit Gene Kelly und Lana Turner.

Schön bunt und klasse Schauspieler
Bei den 9 Verfilmungen, die ich hier aufgeführt habe, ist die Version wirklich noch nicht dabei. Muss ich unbedingt nachholen.

Ich entsinne mich auch ganz dunkel an eine Stummfilmversion, die ich mal gesehen hab und die immerhin für sich hatte, dass sie insbesondere im Vergleich zu den Versuchen der 2000ern ziemlich witzig war.

Vielen Dank für den Hinweis und das Reinschauen.  :)
Titel: Die drei Musketiere (1935)
Beitrag von: Pappenheimer am 04. Juli 2020 - 21:18:28
Ich habe tatsächlich mal eine auf seine Weise besondere Musketier-Verfilmung zu sehen bekommen.

"The three musketeers"
USA, 1935
Regie: Rowland V. Lee
Darsteller: Walter Abel, Heather Angel, Ian Keith

Handlung: Der junge D'Artagnan macht sich mit einigen guten Ratschlägen auf den Weg nach Paris. Unterwegs begegnet er auf der Landstraße Lady de Winter.
In Paris angekommen stürzt er sich in die bekannten Abenteuer. Schließlich soll er für die Königin, die er aus einer prekären Situation rettet, Diamanten aus England zurück holen. Seine drei Musketierfreunde stehen ihm bei. Auf dem Rückweg aber fällt er in die Hände von Lady de Winter. Doch seine Freunde befreien ihn aus seiner Lage. Sie kommen rechtzeitig zum Ball des Königs. Rochefort, der ihn noch aufhalten will, wird von D'Artagnan entlarvt und verhaftet. Der König ist höchst zufrieden mit seiner Garde, dem verärgerten Richelieu zum Trotz.

Die Verfilmung beschränkt sich auf die Geschichte mit dem Collier. Bestimmte Elemente aus dem Rest des Romans wie die Verführungsversuche von Milady sind einfach hinein gewoben.
Augenfällig ist ein Wechsel von Kammerspielszenen und Massenszenen wie am Hof des Königs. Besonders aufwändig sind die Actionszenen - beeindruckend die rasende von 6 Pferden gezogene Kutsche von Milady.
Das wirklich herausstechende ist aber der Pazifismus. Die Gardisten Richelieus werden bei der Duellszene am Luxembourg vertrieben und keiner getötet. Selbst Lady de Winter entkommt mit einem Sprung von einer Brücke, Rochefort wird bloß verhaftet.
Das ist alles schön friedlich, aber auch irgendwie wenig packend und Abel ist für D'Artagnan zu alt und wie auch die drei Musketiere kaum mit einem individuellen Charakter ausgestattet. Im Verhältnis zu modernen Verfilmungen fällt aber zumindest abschnittsweise die Werktreue aus - etwa wenn D'Artagnans Vater seinem Sohn die Tipps wie im Buch gibt.

Darsteller **
Bilder **
Story **
Fechtszenen **
Titel: Die drei Musketiere (1921)
Beitrag von: Pappenheimer am 05. Juli 2020 - 01:41:01
Diesen Klassiker musste ich mir natürlich auch antun, v.a. weil die 1935er Fassung oft damit verglichen wird.

"The three musketeers"

USA 1921
Regie: Fred Niblo
Darsteller: Douglas Fairbanks sr., Leon Bary, George Siegmann, Eugene Pallette, Margueritte de la Motte

Handlung: Der Film konzentriert sich wiederum auf die Colliergeschichte. Lady de Winter gehört hier der Einfachheit halber den Hofdamen der Königin Anne an. Es gelingt ihr ähnlich wie 1935 Buckingham den Schmuck zu entwenden. Auf einem Schiff kommt d'Artagnan an das Geschmeide und stellt es allen Widerständen zum Trotz der Königin zu. Der König, der ohnehin schon durch die Tapferkeit von d'Artagnan angetan ist, ernennt ihn am Ende zum Musketier nachdem Richelieu d'Artagnan und seine Freunde sowie Constance zusammen geführt hat.

Auffällig sind einige Abweichungen von der Romanhandlung. V.a. dass d'Artagnan hier überhauptnicht Lady de Winter verfällt. Die Nebenhandlung mit der Beziehung der Lady zu Athos wird ganz weggelassen. Nur d'Artagnan wird v.a. am Anfang als Heißsporn charakterisiert, während seine drei Freunde eher Staffage sind. Ganz offensichtlich hat Fairbanks als Produzent den Film ganz auf sich selbst zugeschnitten um in einer Abfolge von Slapstickeinlagen und akrobatischen Sprüngen zu brillieren.
Alle ernsthafteren Untertöne des Romans wie Athos schlechter Zustand vor Tréville am Anfang des Romans, ja selbst dass d'Artagnan bei seinem ersten Zusammentreffen mit Rochefort bewusstlos geschlagen wird, fällt alles weg zugunsten v.a. wilder Raufereien, aber auch längerer Dialogpassagen, die teilweise die Handlung wenig weiter bringen.
Wie auch bei Fairbanks "The black pirate" sieht man die Vorliebe zu theatralisch wirkenden Fahrzeugen wie dem eigenwilligen Schiff und den wenig robust scheinenden Kutschen der Lady de Winter. Die Fechtszenen sind, obwohl offensichtlich mit modernen Florettklingen gefochten wird, die sich unglaublich biegen, herzerfrischend choreogaphiert und unterhaltsamer als die oftmals endlosen Fechtereien in heutigen Adaptionen.

Darsteller ****
Bilder ***
Story **
Fechtszenen ***
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Riothamus am 06. Juli 2020 - 05:14:51
Sollte dann nicht auch die Fortsetzung 'Die eiserne Maske' von 1929 erwähnt werden?

Zu Beginn verpflichtet Richelieu D'Artagnon für die Sicherheit des Dauphin zu sorgen. Als Ludwig XIV. dann den Thron besteigt, entführt Rochefort ihn, um ihn gegen seinen Zwilling auszutauschen. Am Ende ist zwar der König gerettet, aber die vier Musketiere sind tot und schreiten überlebensgroß gen Himmel.

Wegen der Abneigung Fairbanks gegen den Tonfilm eigentlich wie ein Stummfilm produziert, wurde er als "Nadeltonfilm" gezeigt, d.h. der Ton wurde von einer Schallplatte abgespielt. Dass er der erste Tonfilm Fairbanks war, ist also nicht ganz korrekt.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 09. Juli 2020 - 12:07:27
Sollte dann nicht auch die Fortsetzung 'Die eiserne Maske' von 1929 erwähnt werden?

Zu Beginn verpflichtet Richelieu D'Artagnon für die Sicherheit des Dauphin zu sorgen. Als Ludwig XIV. dann den Thron besteigt, entführt Rochefort ihn, um ihn gegen seinen Zwilling auszutauschen. Am Ende ist zwar der König gerettet, aber die vier Musketiere sind tot und schreiten überlebensgroß gen Himmel.

Wegen der Abneigung Fairbanks gegen den Tonfilm eigentlich wie ein Stummfilm produziert, wurde er als "Nadeltonfilm" gezeigt, d.h. der Ton wurde von einer Schallplatte abgespielt. Dass er der erste Tonfilm Fairbanks war, ist also nicht ganz korrekt.
Auf den werde ich sicher auch noch en Detail eingehen. Habe mich erstmal durch die "Musketier"verfilmung von 2011 gequält.
Titel: "Die drei Musketiere" (2011)
Beitrag von: Pappenheimer am 09. Juli 2020 - 12:35:35
Nun habe ich mir endlich mal diesen Schund angetan.

Anfangs dachte ich ja, der Film sei einfach lustiger Klamauk mit Steampunk kombiniert, aber lest selbst!

"The three musketeers"
D, USA, F, UK 2011
Regie: Paul W.S. Anderson
Darsteller: Logan Lerman, Matthew Macfayden, Ray Stevenson, Milla Jovovich, Orlando Bloom, Christoph Waltz, Juno Temple, Mads Mikkelsen, Gabriella Wilde

Handlung: Die drei Musketiere erbeuten zusammen mit Lady de Winter geheime Pläne zum Bau eines Luftschiffs. Doch dann hintergeht Milady die Compagnons und überlässt Buckingham die Pläne, der dieses Kriegsgerät baut.
D'Artagnan kommt nach "Paris" und schließt sich den Musketieren an. Zusammen sollen sie eine Intrige des Kardinals verhindern. Denn Milady hat den Schmuck der Königin entwendet um Zwietracht zu säen und damit Richelieu einen Grund hat den Krieg gegen England zu forcieren. Zwar erfüllen die Musketiere mehr oder minder den Auftrag. Doch dann kommt Buckingham mit einer gewaltigen Flotte dieser Luftschiffe...

In groben Zügen ist die Handlung des ersten Drittels des Romans erkennbar, aber unsagbar aufgebläht durch irgendwie hirnlose Zugaben.
Zahlreiche Figuren der Romane wie Tréville oder Monsieur Bonancieux kommen garnicht vor, da sie in die flache Handlung nicht hinein gepasst hätten. Planchet wird zu einer Art universellen Diener aller Musketiere transformiert, statt d'Artagnans Diener zu sein... Wo Passagen aus dem Roman doch vorkommen, ergeben sie in der Handlung bisweilen keinen Sinn - etwa wenn sich Rochefort über d'Artagnans Pferd amüsiert, das entgegen dem Roman ein stattliches Reittier ist.
Wie in modernen Superheldenfilmen können die Helden irgendwie durch die Luft fliegen und sind eher Akrobaten als Soldaten oder Hofdamen. Ich muss sagen, dass ich mich nichtmal in den alten Schinken aus den 1960ern dermaßen gelangweilt habe wie hier. Es kommt einfach null Spannung auf, da den Figuren eh angesichts der Auflösung von Naturgesetzen keinerlei Gefahren drohen. Die Dialoge sind überwiegend an Banalität kaum zu überbieten. Obendrein ist der Film so ziemlich humorfrei bzw. die Witze komplett ungelungen.
Während auch  schwache Filme früher bisweilen zumindest durch gelungene Kamerafahrten oder tolle Drehorte bestechen konnten, gibt es hier nichts dergleichen. Ja, die Computeranimationen mit denen z.B. Frankreich als eine Art Landkarte dargestellt wird, erinnern stark an billige Dokus von Arte. Und Bamberg oder gar der Burghof der Burg von Burghausen sehen nunmal NULL nach Paris aus. Da kann man soviel "Paris" sagen wie man will. Das ist einfach fränkische Architektur - da passt einfach mal Garnichts. Da hätte man doch gleich alles in einer PC-Animation spielen lassen können, da der Rest des Films ja eh stark an ein Computerspiel à la Assassins Creed erinnert.
Sehr nervig auch die miserable und auf die Dauer nervtötende Filmmusik.
Als positive Aspekte sind die herrlich märchenhaften Kostüme zu erwähnen, auch wenn z.B. die Uniformen der Musketiere und nochmehr der Garde des Kardinals wenig bis nichts mit Vorlagen zu tun haben. Zumindest Milla Jovovich scheint bei diesen bescheuerten und oftmals langatmigen Actionszenen ihren Spaß zu haben. Die weiblichen Darstellerinnen wie v.a. Juno Temple als Königin sind immerhin hübsch heraus geputzt.
Ich sehe starke Parallelen zu "Das Geheimnis der Eisernen Maske" (The fifth musketeer) von Ken Annakin (1979). Hier wie dort ein regelrecht verwirrender Aufmarsch an berühmten Darstellern, die in einer deutschen Produktion lieblos agieren müssen, die keinerlei Spannung besitzt. Das unverschämte beim 2011er Film allerdings die Verschwendung von Geldern etwa die der Filmförderanstalt mit 1,3 Mio. Dollar!
Hab mich echt selten so gequält wie bei dem Streifen.

Darsteller **
Bilder *
Story *
Fechtszenen *
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 09. Juli 2020 - 16:49:11
Danke dir für die Warnung (und den Einsatz deiner Lebenszeit!), denn um die Gurke eiere ich schon ewig herum, und konnte mich glücklciherweise bis heute nicht dazu durchringen :)
Titel: The iron mask (1929)
Beitrag von: Pappenheimer am 10. Juli 2020 - 09:24:40
Danke dir für die Warnung (und den Einsatz deiner Lebenszeit!), denn um die Gurke eiere ich schon ewig herum, und konnte mich glücklciherweise bis heute nicht dazu durchringen
Ist ja Geschmackssache. Aber man kann durchaus mein Review im Zusammenhang mit meinen übrigen Einschätzungen ansehen.

Jetzt aber was "ganz" anderes. Meine 12-und-90igste Musketierverfilmung. Aber diesmal eine wirklich dynamische und dramatische und das obwohl ein Stummfilm (also ich habe nur die Stummfilmfassung geschaut).

"The Iron Mask"
USA 1929
Regie: Allan Dwan
Darstelller: Douglas Fairbanks, Stanley Sandford, Marguerite de la Motte, Dorothy Revier

Handlung: Frankreich 1638. Als Königin Anne zwei Söhne zur Welt bringt ist Constance scheinbar die einzige Mitwisserin. Darum lässt sie Richelieu entführen. Als D'Artagnan davon erfährt bricht er zu ihrer Befreiung auf. Doch Milady ermordet Constance. Im Gegenzug wird Milady von den drei Musketieren hingerichtet. Richelieu ist in Rage. Er lässt die Musketiere zwar am Leben, zwingt sie aber sich voneinander zu trennen. Fortan ist es D'Artagnans Aufgabe über den König zu wachen.
Der von Richelieu erniedrigte Rochefort sinnt auf Rache. So entführt er den Zwillingsbruder aus Spanien. Als König Louis erwachsen ist, hat Rochefort im Palast einen Komplizen, der ihn hinein lässt. Da D'Artagnan die beste Stütze des Königs ist, soll er ermordet werden. Knapp entgeht der Capitaine der Musketiere dem Anschlag. Nach einigen Verwirrungen durchschaut er, dass der echte König in der Burg im Fluss gefangen gehalten wird. Er ruft seine Freunde herbei, die nacheinander eintreffen. Doch die Wiedersehensfreude ist kurz. Alle vier Musketiere finden nacheinander bei der Befreiung des rechtmäßigen Königs den Tod.

Der Film hat natürlich wenig mit "Le Vicomte de Bragelonne" zu tun. Der ganze Anfang vermischt verschiedene Romanelemente.  Die Beziehung guter Bruder - böser Bruder wird regelrecht auf den Kopf gestellt. Anders als im Roman gibt es keinerlei Konflikte unter den 3 Musketieren. Überhaupt tauchen Porthos, Athos und Aramis eher als Nebenfiguren auf um dann nur wenige Minuten bei der Erstürmung der Burg eine Rolle zu spielen und regelrecht rasant nacheinander zu sterben.
Was dem Film an psychologischer Tiefe fehlt, macht er aber durch seine Originalität wett. Ist er am Anfang wie "Die drei Musketiere" mit Fairbanks slapstickhaft und beschwingt, wird er mit dem Tod von Constance zusehends dunkler. Die "schöne alte Zeit" ein wehmütiger Rückblick. Man muss natürlich auch sagen, dass Fairbanks hier fast allen anderen Rollen die Schau stiehlt; das Drehbuch ist ganz offensichtlich ganz auf ihn zugeschnitten.
Was bestechend ist, das sind die teilweise gemäldehaft anmutenden Bilder, wie die Szenen bei der Entführung von König Louis, wenn sich gewaltige Schatten an einer Wand abzeichnen. Auch die Kameraarbeit ist teils beeindruckend - z.B. wie die Attentäter d'Artagnan ermorden wollen.
Mich hat regelrecht umgehauen, dass am Anfang des Films der Hinweis eingeblendet wurde, dass die Kostüme und dergleichen ganz authentisch nachempfunden seien, weil man extra den bedeutenden Historiker Leloir konsultiert und ans Filmset gezogen habe (Leloir war wirklich ein ganz ausgezeichneter Forscher der Kostümgeschichte des 17. und 18. Jh., wird haben ein Werk von ihm!). Naja, so ganz erkennt man's an den Kostümen nicht, dass man auch auf den guten Mann gehört hätte. Aber spannendes Statement - kenne ich von keinem Film in der Deutlichkeit.
Beeindruckend fand ich auch die Choreographie der Massenszenen - etwa wenn eine gewaltige Eskorte des Kardinals am Kloster Mantes eintrifft oder wenn Jubel im Schlosshof gezeigt wird. Von der Wirkung könnten sich heutige Regisseure des Stoffes noch ne Scheibe abschneiden wie überhaupt von der teilweise deutlich gemachten technischen Finesse.
Bei aller Freiheit mit dem Stoff, ein Muss für Fans des Genres. Am besten nicht mit der Orgelmusik als Hintergrund. Man kann ja bei nem Stummfilm einfach heute den Ton ausschalten und was anderes anmachen (ich habe nebenbei Musik von Lully laufen lassen  8) ).

Darsteller ****
Bilder ****
Story **
Fechtszenen **
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Riothamus am 10. Juli 2020 - 15:44:43
Ja, der Film ist schon ein Höhepunkt und gleichzeitig ein Endpunkt für den Stummfilm. Ende der 80er lief er hierzulande sogar nochmal im Fernsehen und gehörte zu den Filmen, die unsere Deutschlehrerin mit uns besprochen hat. Statt einer einer eigenen Reihe zum Thema wurden geeignete Filme bei ihr besprochen, nachdem sie im Fernsehen liefen.

Fairbanks bestand auf einem Stummfilm und hat sich schließlich überzeugen lassen, wenigstens zwei Szenen zu sprechen. Aber er wurde schon damals in einigen Kinos mit einer Tonaufnahem gezeigt: die Zeit des Stummfilms war einfach vorbei. In Deutschland kam er angeblich nur damit in die Kinos, allerdings waren dabei auch nicht alle Szenen vertont. Aber später hat Douglas Fairbanks jr. auch eine offizielle Tonversion eingesprochen. Der Film wird heute übrigens nicht mit dem Originalton, der tatsächlich erhalten blieb, gezeigt, da dieser gemeinfrei wäre.

Sehenswert ist er jedenfall, ob mit oder ohne Ton.

Was das Machwerk von 2011 angeht, kann ich auch nur warnen. Geschmäcker sind zwar verschieden, aber da wurde sich einfach so krampfhaft bemüht, den vermeintlichen Geschmack der Masse zu treffen, dass es einfach langweilig geworden ist. Und schon Voltaire wusste: "Jede Art von Kunst ist gut, außer der, die langweilig ist."

Für Fantasy können natürlich vormoderne Luftschiffe eine Anregung bieten.
Titel: Le Comte de Monte-Cristo (1954)
Beitrag von: Pappenheimer am 15. Juli 2020 - 23:22:39
Da der Film jetzt auf arte lief, habe ich ihn mir angesehen, auch wenn ich ihn alles andere als packend fand.

"Le comte de Monte-Cristo"
F, I 1954
Regie: Robert Vernay
Darsteller: Jean Marais, Lia Amanda, Roger Pigaut, Jacques Castelot

Handlung: Teil 1 (Der Verrat) Edmond Dantès kommt auf den Weg nach Marseille auf den Wunsch des verstorbenen Kapitäns der "Pharaon" nach Elba und soll von dort einen Brief an einen Monsieur Noitier transportieren. Zurück in Marseille gerät er in eine Intrige des jungen Unterleutnants Mondego und des 2. Offiziers der "Pharaon" Caderousse die ihn anonym beim Staatsanwalt de Villefort anzeigen. Fast hätte Villefort dann Dantès laufen lassen, wenn ihm dieser nicht gestanden hätte, dass er den Auftrag hatte an Villeforts eigenen Vater den Bonapartisten Noitier den Brief habe zustellen sollen. Nun lässt de Villefort Dantès zum Château d'If verschleppen, wo der Gefangene ohne Verurteilung bis 1833 schmachten muss. Mit Hilfe des italienischen Rebellen Abbé Faria lernt Dantès nicht nur die Intrige zu durchschauen sondern kann auch von der Insel fliehen, findet einen großen Schatz und will als Comte de Monte-Cristo seine Rache antreten.

2. Teil Nachdem Dantès den bankrotten Mr. Morel gerettet hat, begibt er sich nach Paris um seine Feinde zugrunde zu richten. Mondego hat mit Hilfe Villeforts nicht nur den Rang eines Generals sondern auch einen Sitz in der Pairskammer erlangt. Dantès spürt Villeforts unehelichen Sohn auf, den de Villefort, der sich als Danglas ausgegeben habe, 1817 sogar habe ermorden wollen. Dieses Findelkind Bruno ermordet in einer Nacht Caderousse, der ihn immer wieder bedrängt hatte. Bei dem von Villefort geleiteten Prozess kommt die Wahrheit über de Villefort ans Licht. Einen Tag spärt offenbart zudem Fatima, die Tochter eines Paschas, Mondegos Verbrechen. Mondegos Sohn sieht von einem Duell ab. Der gekränkte Mondego - Comte de Mortcerf - aber will sich mit dem Graf von Monte-Cristo schlagen. Er unterliegt und nachdem die Öffentlichkeit ihn verurteilt begeht er Selbstmord. Mercédes bleibt allein in Marseille zurück, da ihr Sohn Seeoffizier wird, während Monte-Cristo mit Fatima in ein neues Leben aufbricht.

Diese Verfilmung schwankt zwischen bombastischen Aufnahmen wie in der Pairskammer und drögen Partien. Insbesondere wenn Dantès über sein Schicksal wieder rekapituliert wird es langweilig. Überhaupt mangelt es einfach an Action. Die sozialkritische Komponente des Romans geht dadurch verloren, dass die Figur des Danglas garnicht auftaucht, sondern der Name nur als Deckname de Villeforts erwähnt wird. Ein Teil von Danglas Rolle beim Komplott geht einfach auf Carderousse über, der im Roman eine ganz andere Figur ist.
Regelrecht traurig die Szenen zur See. Sämtliche Schiffe sind einfach 1954 moderne Segelschiffe, die rein garnichts mit Schiffen um 1815 zu tun haben. Da hätte man sicher was passenderes gefunden. Aber 1815 haben die Figuren ja auch überwiegend schon 1830er Outfits - da spielt das vielleicht auch nicht so die Rolle.
Jean Marais spielt stocksteif den armen Dantès. Schauspielerisch können eher Nebenrollen wie Roquevert als alter M. Noitier und Ivernel als Caderousse überzeugen.
Selbst die eine Fechtszene wirkt irgendwie amateurhaft und sogar deplatziert.
Trotz der Abweichungen vom Original und das trotz der Länge von ca. 3 Stunden eine in sich ziemlich stimmige Verfilmung.

Darsteller **
Bilder ***
Story ***
Fechtszenen *
Titel: Crossed Swords (1954)
Beitrag von: Pappenheimer am 24. Juli 2020 - 19:04:50
Das war einer der wenigen Filme, die Errol Flynn in Europa machte und zu Zeiten seines Bankrotts. Andere Hollywoodstars haben es auch versucht ...

Crossed Swords
I 1954
Regie: Milton Krims
Darsteller: Errol Flynn, Gina Lollobrigida, Cesare Danova, Roldano Lupi

Handlung: Dem Frauenaufreißer Renzo geht's an den Kragen als im Herzogtum seines Freundes die Ehelosigkeit von jungen Männern unter Strafe gestellt werden soll. Er muss fliehen. Ein von ihm gehörnter Trottel wird von Pavoncello, dem Berater des Herzogs von Sidone, überredet sein Geld für einen Staatsstreich herzugeben. Damit finanziert Pavoncello eine kleine Schar von Söldnern, die den Herzog stürzt.
Renzo entkommt dem wütigen Gehörnten und will den Herzog befreien. Doch wird er von Pavoncello ergriffen. Schließlich gelingt es die Söldner zu überrumpeln, da die Untertanen als feiernde Schar ins Schloss eindringen. Renzo killt die Verräter.

Die Story an sich ist schon originell. Vor allem dass Errol Flynn sich quasi als unbeständiger Lover selbst spielt und auch ganz offen zeigt, dass er Züge eines alten Narren hat, der sich nicht binden will. Auch die Figur des zaghaften Gennarelli, der sich vom fiesen Pavoncello überlisten lässt, ist durchaus amüsant und an ein paar Stellen erinnert der Film an eine Slapstick-Komödie à la "Monsieur Beaucaire". Das Dumme nur, dass es auf dieses immer gleiche Schema mit Zwergstaat erliegt Usurpator hinausläuft. Auch gibt's einfach wie immer bei solchen Filmen die typischen Logikfehler wie warum sollen sich die Söldner für Pavoncello schlagen, wenn der ja garnicht das Geld hat? Warum passt Pavoncello nicht auf seinen Gönner besser auf? Wo ist plötzlich der Hofstaat des Herzogs, den man zuvor laufend sah? Warum wechselt der Herold die Seiten?
Trotz der teilweise lächerlich wirkenden Waffen, hat mir insgesamt die irgendwie märchenhaft wirkende quitschebunte Ausstattung gefallen. Schauspielerisch deutlich über Mittelmaß. Ich war deutlich besser unterhalten als bei vielen zeitgenössischen Produktionen. Bemerkenswert die große Zahl von 50er-Jahre-Beauties... Vielleicht zählt ja mal einer wie oft Flynns Rolle von einer Mauer oder aus einem Fenster springt!  ;D

Darsteller ****
Bilder **
Story ***
Fechtszenen *
Titel: The Duchess of Malfi (1972)
Beitrag von: Pappenheimer am 08. Oktober 2020 - 11:45:32
Thematisch eher eine Tragödie/Literarturverfilmung, aber da so viele Rapiere vorkommen...

"The Duchess of Malfi" (Stage 2)
UK 1972
Regie: James McTaggart
Darsteller: Eileen Atkins, Michael Bryant, Charles Kay, T.P. McKenna, Gary Bond

Handlung: Anfang des 17. Jh. (wohl in Italien, aber die Bauten sind halt in England). Die jung verwitwete Herzogin von Malfi wird von ihren Brüdern bedrängt, ob sie nicht nochmals heiraten will. Die Herzogin entscheidet sich insgeheim den Hofmeister de Bologna zu ehelichen. Dabei steht sie unter ständiger Aufsicht des Spions ihres Zwillingsbruders Ferdinand. Dieser Bosola durchschaut die Schwangerschaft der Herzogin, doch braucht erst noch einen stichhaltigen Beweis. Dieser fällt ihm aus den Händen de Bolognas zufällig in die Hände. Nachdem die Herzogin ermordet wurde, tötet Bosola auch de Bologna. Außer sich über seine eigenen Taten, die er entgegen seinem eigenen Charakter begangen hat, ermordet er anschließend auch die beiden Brüder der Herzogin. Schließlich sind alle Protagonisten tot bis auf de Bolognas treuem Freund und dem letzten lebenden Sohn der Herzogin.

Der Film ist eine Verfilmung der Tragödie von John Webster. Die Handlung wurde vom frühen 16. in das frühe 17. Jh. verlegt - also in die Zeit der Erstaufführung des Stückes. Die Settings sind durchweg in England.
Die bescheidene Kamera- und Regiearbeit steht in einem krassen Gegensatz zu den teilweise beeindruckenden Kostümen. Die Schauspieler in allen Rollen sind grandios. Man muss sich eben durch eigenwillige Kameraeinstellungen mühen, die eher an ein Schülerprojekt statt an eine professionelle Produktion erinnern (v.a. auch Außenaufnahmen und im Treppenhaus). Der Stoff ist überaus blutrünstig und erscheint am Ende als das reinste Gemetzel - traf aber sicher zum einen den Publikumsgeschmack um 1615 und spiegelt zum anderen auch einfach diese Zeit mit all ihren Ermordungen und Intrigen in Frankreich, England und Schottland wider.
Für Fans der Periode auch schöne Waffen - man dachte auch daran, dass man damals neben einem Rapier auch einen Dolch trug.

Darsteller *****
Bilder ***
Story *****
Fechtszenen *
Titel: Le sécret du Chevalier d'Eon
Beitrag von: Pappenheimer am 25. November 2020 - 15:41:33
Dies ist einer dieser Nonsense-Filme der Mantel-und-Degen-Schwemme um 1960, die auf den Erfolg von US-Produktionen aufspringen wollten ohne die Ausgaben eines richtigen Films eingehen zu können...

"Der Favorit der Zarin" / "Le sécret du Chevalier d'Eon"
F, I 1959
Regie: Jacqueline Audry
Darsteller: Andrée Debar, Isa Miranda, Gabriele Ferzetti, Jean Desailly

Handlung: Dem alten Comte d'Eon wird zur Freude ein Enkelkind geboren. Damit ihm das Erbe gesichert wird erklärt sein Sohn Pascale diesen Enkel kurzerhand zu einem Jungen. Da sämtliche Franzosen offenbar extreeeeeem kurzsichtig sind erkennen sie auch als die junge Erbin in Wahrheit ein Mädchen ist. Nach einem Duell im Hof ihres Familiensitzes gegen einen Dragoneroffizier wird der/die junge d'Eon als Offizier bei den Dragonern aufgenommen (ohne militärische Ausbildung oder sowas wohlgemerkt!). Als Leutnant begleitet sie einen Haufen Offiziere (???) ihres Regiments zu einem Wirtshaus, wo sie den Weg einer Agentin des Königs kreuzt, die sie zum König eskortiert. Der König Louis XV ist gleich von der Idee seiner Agentin angetan d'Eon weil er/sie weiblicher als die Agentin selbst aussähe als Gesandten an den Hof der liebeshungrigen Zarin Elisabeth Petrowna zu schicken. König Friedrich II. beschließt dieses Vorhaben mit Hilfe einiger Schurken zu verhindern. Die offenbar ebenso schwer kurzsichtigen preußischen Gesandten bezichtigen d'Eon ein Mann in Frauenkleidern zu sein, was sie zu einem Spion machen soll (why???). Natürlich geht alles für d'Eon und ihren enorm übergriffigen Begleiter Bernard günstig aus, als die Zarin an d'Eon Gefallen findet und das "Geheimnis" gelüftet wird.

Das Ganze ist natürlich ein ziemlicher Schwachsinn und vor allem, da das Verhalten insbesondere Bernards auch noch als charmant abgetan wird, was wir heute als dauernde sexuelle Belästigung ansehen würden (bis hin zu Stalking) auch einigermaßen ekelig.  Mit dem Leben des echten Chevalier d'Eon hat es freilich wenig zu tun bis auf den Umstand, dass er tatsächlich an dem Hof der Zarin Elisabeth weilte und sich dort eventuell erstmalig im Rahmen der von der Zarin geliebten Verkleidungsbälle als Frau verkleidete, was in der Zeit gang und gebe war, dass man sich als das jeweils andere Geschlecht verkleidete. Dass Louis XV in einer Dachwohnung von Versailles haust schlägt noch dem Fass den Boden aus.
Woran es hier allerdings auch mangelt ist eine irgendwie interessante Handlung. Die Gegenspieler sind mehr als müde und die Duelle oder Schießereien regelrecht laienhaft, die Kameraarbeit schwach. Der typische satte Rustichelli-Score macht es nicht besser. Über die Kostüme mit den Dragoneruniformen, die sich offenbar an den Schomberg-Dragonern orientierten und den fast blendenden Polyperücken deckt man lieber den Mantel des Schweigens. Das Beste sind noch die Außenaufnahmen des Schlosses der d'Eons.
Die reale Geschichte d'Eons würde eigentlich eine ausgezeichnete Vorlage für einen spannenden Film abliefern, insbesondere bei der Phase in Russland über die man im Grunde nicht viel weiß.

Darsteller *
Bilder *
Story *
Fechtszenen
Titel: Le chevalier Tempête
Beitrag von: Pappenheimer am 26. November 2020 - 10:04:21
Eine typische Fernsehserie der 60er/70er aus Frankreich, die ein bisschen auch an "Der Kurier der Kaiserin" erinnert, war "Le Chevalier Tempête".

"Le Chevalier Tempête"
F 1967
Regie: Yannick Andréi
Darsteller: Robert Etchevery, Geneviève Casile, Jacques Balutin, Denise Grey

Handlung: Der junge Adlige de Recci ist eigentlich erst aus La Rochelle zurück gekehrt und die schießwütige Tante Duchesse de Blainville will ihn an zuhause binden, aber Recci genannt Chevalier Tempête hat andere Pläne. Er will sich den Verteidigern von Casale anschließen. Denn diese Festung ist 1630 von einer erdrückenden Übermacht an Spaniern eingeschlossen und müsste sich eigentlich ergeben. Ebenso wie der wild entschlossene Kommandeur der Festung denkt auch Tempête nicht ans Aufgeben und unternimmt zusammen mit seinem Diener Guillot Ausfälle und beunruhigt dadurch den Feind.

Diese Serie mit 13 Teilen zu je 25 Minuten hat sehr stark getrennte Folgen. Die Kostüme und Waffen erinnern überwiegend an die alten Mantel- und Degenfilme der 1920er-40er mit modernen Florettklingen und wirklich ulkigen Pistolen, die so nichts mit solchen Schusswaffen der 1. Hälfte des 17. Jh. gemein haben. Dass de Recci in einem Schloss aus dem 18. Jh. wohnt ist da weniger auffällig. Sehr toll sieht die verwendete Festung aus und zumindest mit einigem Augenzudrücken scheinen die Spanier wenigstens nicht ganz so verkehrt. Das Thema - der Krieg in Norditalien - hingegen ist sehr spannend und originell ausgewählt. Endlich mal keine Drei-Musketier-Verfilmung und doch aus Frankreich.
Es gibt ne Menge Action. Leider kann man just dem halben Hemd von Hauptdarsteller kaum einen robusten Kriegsmann abnehmen im Gegensatz zu seinem Gefährten. Insgesamt eine unterhaltsame Serie und typisch für die Entstehungszeit.

Darsteller **
Bilder ***
Story **
Fechtszenen *
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Maréchal Davout am 26. November 2020 - 12:24:39
Interessantes Thema! Zur Besetzung des Hauptdarstellers: ja, sowas kann schon stören. Ging mir zum Beispiel ähnlich bei Taras Bulba (von 1962). Da kauft man Tony Curtis die Rolle von Taras Bulbas Sohn, also einen Kosakenkrieger auch nicht wirklich ab (im Gegensatz zu Yul Brynner als Taras).
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 26. November 2020 - 14:19:50
Interessantes Thema! Zur Besetzung des Hauptdarstellers: ja, sowas kann schon stören. Ging mir zum Beispiel ähnlich bei
Beim Casting wird halt gern auf die Bekanntheit des Darstellers Wert gelegt statt auf alles andere.

Ärger finde ich es - als bei der Unähnlichkeit der Darsteller, was in Hollywood eh normal war/ist - wenn das Alter des Darstellers neben der Physis nicht zusammen passt. Krasse Beispiele sind z.B.
Christopher Plummer, der wohl wegen des wohlklingenden Namens (und weil er ein großartiger Schauspieler ist) mit 76 2005 in "New World" Kapitän Newport spielte, der keine 56 wurde.
oder
gar Dominic Cooper, der 2008 als Erwachsener in "The Duchess" am Anfang des Films einen 10-jährigen spielte! oder auch im selben Film die damals 63-jährige Charlotte Rampling als die 37-jährige Mutter von Lady Georgiana!
Titel: Le chevalier des Touches
Beitrag von: Pappenheimer am 27. November 2020 - 09:29:54
Ein französischer Schwarz-Weiß-Film zwischen Gruselfilm, Expressionistischem Genre und Mantel- und Degenfilm ist:

"Le Chevalier des Touches"
F 1966
Regie: Jean-Claude Bonnardot
Darsteller: Jean Sobieski, Francois Perrot, Alice Sapricht, Juliette Mills

Handlung: Der Film erzählt überwiegend aus der Retrospektive. Nach der Niederschlagung der Aufstände der Chouans versteckt Aimée de Spens den Chevalier des Touches, einen Kopf der Chouans bei sich. Kurze Zeit später kommt ein undurchsichtiger Fremder: Monsieur Jacques. Des Touches gerät unterdessen trotz heftiger Gegenwehr in die Fänge der Republikaner. Monsieur Jacques versammelt die ihm vertrauten Chouans von denen er einige wenige für die Befreiung des Touches auswählt. Er heiratet auf eine melancholische und zugleich unglaublich bretonische Art Mlle. de Spens ehe er zu dem waaghalsigen Unternehmen aufbricht...

Dieser TV-Film macht garnicht den Eindruck des TV-Formates sondern scheint deutlich aufwendiger. Als ein Film-Noir ist er voll auf der Wellenlänge des kurzen geheimnisvollen Romans von d'Aureville. Es gibt Kämpfe in Kirchenruinen, menschenverlassene Strände, ein altes Gemäuer voller resoluter Frauen und malerisch-verwegene Rebellen. Teilweise sehen die Waffen sogar stimmig aus (außer den Perkussionsgewehren der Republikaner). Was neben der beeindruckenden Kameraarbeit aber am beeindruckendsten ist, das ist die große schauspielerische Qualität. Wer ein Fan eher tiefgründiger und geheimnisvoller Filme ist, kommt hier auf seine Kosten.

Darsteller *****
Bilder ****
Story ****
Fechtszenen **
Titel: Le Chevalier de Maison-Rouge
Beitrag von: Pappenheimer am 01. Dezember 2020 - 09:14:57
Eine weitere französische Serie der 1960er diesmal nach einem Roman von Alexandre Dumas.

"Le Chevalier de Maison-Rouge"
F, I 1963
Regie: Claude Barma
Darsteller: Michel Le Royer, Anne Doat, Dominique Patruel, Francois Chaumette, Annie Ducaux

Handlung: Marie Antoinette sitzt 1793 in einer harten Haft und wird von ihrem Sohn getrennt. Derweil gerät zufällig der junge Republikaner Maurice Lindet in die Fänge einer anziehenden jungen Schönen, die sich als Royalistin entpuppt. Der Chevalier de Maison-Rouge plant die Befreiung der Königin und Lindet lässt sich immer tiefer in die Affäre hinein ziehen...

Die große Herausforderung ist für mich Michel Le Royer länger als ein paar Minuten zuzusehen, denn ich finde ihn einfach so unsagbar ausdrucklos. Das hat mich schon bei  "Corsaires et Flibustiers" gestört. Die Nebenfiguren wie etwa Soldaten sind viel besser gespielt.
Die Kostüme wirken eben wie aus einem Theaterfundus zusammen geklaubt. Dafür bestechen die Aufnahmen der Straßen, die man 1962/63 vielleicht auch noch öfter genau so vorgefunden hat wie sie 1793 ausschauten. Dadurch dass es Schwarz-Weiß ist, wirkt die Serie insbesondere in den Szenen mit Marie Antoinette etwas geheimnisvoller und spannender. Flotte Raufereien...

Darsteller ***
Bilder **
Story ***
Fechtszenen **
Titel: "Le Gerfaut"
Beitrag von: Pappenheimer am 02. Dezember 2020 - 09:19:29
Eine weitere französische Serie, diesmal aber massiv mit dem Weichzeichner, dass es schon wehtut ist:

"Le Gerfaut"
F 1987
Regie: Marrion Sarraut
Darsteller: Laurent Le Doyen, Marianne Anska, Jean-Francois Poron, Blanche Raynal, Pierre Marzan

Handlung: Der junge Goëlo findet 1780 am Strand eine nackte junge Dame, die offenbar angespült wurde. Er rettet sie, doch dankt sie es ihm nicht. Seine Mutter will ihn auf ein Institut schicken, dass er Geistlicher werden muss. Aber Goëlo wünscht sich nichts sehnlicher als die Freiheit und plant eine Überfahrt nach Amerika. Durch einen Freund gerät er in die Fänge von Ganoven. Und dabei will er endlich wissen woher er abstammt, denn seine Mutter und Großmutter beschimpfen ihn als "Bastard" und meinen dass das ihm vorbestimmte Leben dem entspräche.


Darsteller *
Bilder ***
Story **
Fechtszenen **

Der Versuch einen Historienroman in eine Soapserie zu verwurschteln gelingt doch nicht wirklich. In 30 Episoden wird die Story auf Vorabendprogramm-Niveau erzählt. Dabei wird kaum geschauspielert und wenn man in einem vollen Wirtshaus nicht mal ein Hintergrundsgemurmel vernimmt, wirkt das einfach nur peinlich und amateurhaft wie auch viele Kameraeinstellung. Selbst an der Ausleuchtung wurde gespart. Die "Schauspieler" tun eben auch ungefähr soviel wie in einer modernen Fliesband-Produktion. Nichts. Man sieht keinerlei Regungen und das sogar wenn sie sich anschreien.
Als positiv sind die Drehorte bei Außenszenen und teilweise sogar das Kostümbild zu bewerten. Angenehm überrascht war ich über die Kleidung der Geistlichen und der Gendarmen.
Wenn das im Vorabendprogramm damals lief (?) überrascht die Menge an nackter Haut (alleine 2-mal in der ersten Episode!).
Ich werde mir noch ein paar Folgen anschauen schon allein wegen der Schauplätze, auch wenn die Weichzeichner schon wehtun.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Riothamus am 02. Dezember 2020 - 12:08:00
Da gebührt dir ein Lob, welches Leid du auf dich nimmst, um andere zu warnen.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Maréchal Davout am 02. Dezember 2020 - 12:19:22
Ich kann es immer noch nicht verstehen. Mit Bessenheit füt das 18. Jh. ist das nicht mehr (vollständig) zu erklären... Lebenszeit ist doch so kostbar!
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 02. Dezember 2020 - 12:32:14
Ich kann es immer noch nicht verstehen. Mit Bessenheit füt das 18. Jh. ist das nicht mehr (vollständig) zu erklären... Lebenszeit ist doch so kostbar!
Ich bemale Minis und nebenbei kann auch eine französische Serie laufen oder ein Podcast - ist doch egal.  8)

Bin ein seltenes Exemplar, das kein Game of Thrones, Herr der Ringe oder sowas anschaut.

Selbst die schlechtesten Produktionen haben bisweilen irgendwie einen Mehrwert.

Die Herausforderung ist eigentlich die Serien und Filme zu finde, aber dank Plattformen wie Frock Flicks und Youtube ist das ja zum Glück nicht (mehr) das Problem. Was ist mir alles vor Youtube-Zeiten entgangen an cineastischen Blüten! Dann gibt's natürlich auch Formate, wo ich zufällig Schnipsel auf YT entdecke und dann die komplette Serie auf Dailymotion oder einer französischen Webside.

Ist ja auch nicht so, dass alles Schrott wäre. Über "By the sword devided" hab ich mich bspw. diebisch gefreut. Schön auch, dass man nichtmehr ne DVD bestellen muss, um dann festzustellen, dass der Kram darauf Schund ist. M.E. dürfte aber auch Arte mal mehr abwegiges bringen wie diese 1960er Serien aus France - ist doch auch französisches Kulturgut.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Maréchal Davout am 02. Dezember 2020 - 13:54:20
Ja, da hast du auch irgendwie wieder recht! Beim Malen gucke ich auch Sachen bei youtube zB , die ich sonst nicht gucken würde...
Titel: Fanfan, der Husar
Beitrag von: Pappenheimer am 12. Januar 2021 - 14:58:32
Wenn man den Film auch als großen Etikettenschwindel bezeichnen muss, denn es kommt kein einziger französischer Husar vor, kann man doch erkennen, warum er in den 1950ern so einschlug und warum er insbesondere für Fans von Imaginations die perfekte Vorlage sein müsste.

"Fanfan, la tulipe" / "Fanfan, der Husar"
F 1952
Regie: Christian-Jaque
Darsteller: Gérard Philippe, Gina Lollobrigida, Marcel Herrand, Geniève Page

Handlung: Frankreich befindet sich in einem imaginären Krieg*. Fanfan landet auf der Flucht vor Landleuten, die ihn mit einem Mädchen verheiraten wollen in der französischen Armee. Der feige Werbesergent hat eine hübsche Tochter, die ihm eine glänzende Zukunft prophezeit. In dieser Vorhersage wird Fanfan noch bestärkt, als er zufällig den Weg der Madame de Pompadour kreuzt, die ohne Eskorte zusammen mit Prinzessin Henriette von Frankreich (sic!) von Räubern überfallen wird. Die Mätresse des Königs zeichnet ihn aus. Doch das nutzt nichts. Er muss im Regiment Aquitaine (von dem man so eigentlich nicht erfährt, ob es Kavallerie oder Infanterie sein soll und das sowas wie die Gardeuniform oder die Uniform von Royal Suédois trägt???) den Drill über sich ergehen lassen und landet wegen seiner Widerspenstigkeit sogleich im Karzer. Nun soll es aber gegen den "Feind" gehen (eine Art Imagination mit fantasievoller Fahne und Truppen, die wie Husaren-Grenadiere aussehen - alle Waffengattungen). Unweit des Schlosses mit dem Hauptquartier des Königs und des Maréchal d'Estrées befindet sich das Lager von Fanfans Regiment (das von einem Hauptmann kommandiert wird). Die Gelegenheit ist zu günstig und Fanfan steigt völlig besoffen zusammen mit einem Spießgesellen im Schloss ein, um sich der Prinzessin zu nähern. Er wird ergriffen und vom König zum Tode verurteilt. Nach der missglückten Hinrichtung muss Fanfan einige Abenteuer bestehen, um Adeline, seine Wahrsagerin, aus den Fängen des Königs zu befreien und obendrein nebenbei die gegnerische Armee des Maréchal de Brandenbourg zur Kapitulation zu zwingen.

Der ganze Film ist natürlich eine überspielte Farce. Er bemüht sich inhaltlich um einen Balanceakt zwischen sarkastischen Tönen gegen Monarchie und angeblichen aristokratischen Gepflogenheiten (letztlich sind alle Offiziere und Adlige hier Karikaturen) und Verniedlichung des Krieges - nichts kann den Helden stoppen und es wird auch nicht ehrlich über die Toten, die es nebenbei gibt ein Gedanke verschwendet. Für die Entstehungszeit waren die Stunts und der Rythmus des Films sicherlich fulminant. Wie sich die Sehgewohnheiten ändern stellte ich allein schon daran fest wie langweilig meine Kinder den Film fanden. Entsprechend ist auch das regelrecht sklavisch getreue Remake aus den frühen 2000ern gefloppt. Was damals schmissig war, mutet heute einfach behäbig an und Penélope Cruz ist auch bei offensichtlich stark von der Vorlage inspirerierten Kostümen noch lange nicht Gina Lollobrigida 1952.
Wenn man damit klarkommt, dass die Handlung natürlich astreiner Nonsense ist und eher an ein Märchen mit ein paar historischen Figuren (bzw. deren Namen) wie Louis XV, d'Estrées, Lebel und der Pompadour erinnert, dann kann dem Mantel-und-Degen-Fan der Streifen m.E. noch immer Spaß machen. Mir gefiel besonders das Minenspiel von Roquevert und Bernardi. Es ist eben gutes altes französisches Kino und der Film war 1952 ein Riesenhit.
Ich war froh diesen Klassiker Ende Dezember (live!) auf Arte gesehen zu haben. Der war dann nämlich auch nicht anschließend in der Mediathek!

Darsteller ****
Bilder**
Story ***
Fechtszenen ***

* In Motiven ist wohl erkennbar, dass es der Österreichische Erbfolgekrieg sein soll, aber dagegen spricht auch wiederum zu vieles wie die Aussage am Anfang, er habe bereits 7 Jahre gedauert.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 12. Januar 2021 - 15:38:31
Hier gilt das Gleiche, wie im "Kanonendonner"-Thread
Danke dir :)
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 22. Februar 2021 - 17:49:58
Vielen Dank, D.J.

Ich habe den Eindruck, dass der Thread ein bisschen unübersichtlich geworden ist und hatte mal daran gedacht eine Art Top Ten der Mantel- & Degenfilme zusammen zu stellen. Das Dumme ist "nur", dass man doch irgendwie die Filme nicht wirklich vergleichen kann. In den 1920ern, 70ern oder auch 2000ern sind die technischen Mittel doch ganz unterschiedliche. Dafür konnte man früher mit einem kleineren Budget fantastische Filme machen, weil eben auch Filme mit Schauspielern ohne Millionengagen im Kino funktionieren konnten. Faszinierend ein bisschen wie früher diese Mantel- und Degenfilme durchaus auch bei Oscars absahnten wie z.B. der "Tom Jones"-Film von 1963.
Heute hat theoretisch das Fernsehen, wenn man jetzt Streamingdienste mit einbezieht wie man bei Netflix und Co sieht die finanziellen Mittel auch aufwendige Romanverfilmungen zu stemmen. Es gab ja in den letzten 2 Jahrzehnten mehrere Versuche von Musketier-Verfilmungen im TV-Format. Im 20.Jh. litten diese Musketier-Serien - es gab, glaub ich, sogar mal ne russische - an dem niedrigen Budget, weshalb man an Drehorten, Komparsen, Kamera, Bauten, Fahrzeugen, ja praktisch an allem sparen musste, was eigentlich den Stoff ausmacht. In "Thieves of the Wood" sieht man ja, ich mag das Resultat mögen oder nicht, was sogar ne belgische Produktion heute erreichen kann an Aufwand. Wie würde wohl z.B. Sharpe heute aussehen? Vielleicht keine Schlacht mehr mit 20 Meneken pro Seite und Atrappen-Musketen, die beim Angucken auseinander fallen (Brandon F hat die Musketen des Sout Essex mal unter die Lupe genommen).

Ich frage mich da just, ob Sharpe hier reingehört. Ist der Krieg bei der Serie Nebenwerk (wie bei den Drei Musketieren im Roman ja auch) oder ist die Serie eine Art überlanger Mantel- und Degenfilm?
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Riothamus am 22. Februar 2021 - 18:54:06
Bei Sharpe geht es doch zu sehr ums Militär. Ich würde die Serie eher ins Abenteuer-Genre einordnen, da der Krieg eher den Hintergrund abgibt und vieles dann doch eher an Karl May und Co. erinnert als an Kriegsfilme.

Aber vielleicht ordne ich das nur deshalb so ein, weil mir das höfische, elegante in der Serie fehlt. Sharpe bleibt eben im Heerlager oder der Kaserne und sein Seitengewehr ist ein recht grobes Fechtwerkzeug. Doch lasse ich mich auch gerne vom Gegenteil überzeugen, ich gehe hier eher vom Gefühl als von einer klaren Definition aus.

Die Romangrundlage von Sharpe, Hornblower und solchen Sachen ist ja auch eine ganz andere als es etwa die Bücher Dumas sind. Sie wollen das Militär einer anderen Zeit mit abenteuerlichen Geschichten zeigen, bei Dumas stehen die Abenteuer und Intrigen im Vordergrund, in denen die Helden verstrickt werden und bei Sharpe und Hornblower ist es der Beruf. Dumas ist sich zudem der mehr als unsicheren Quellenlage bewusst - auch zu seiner Zeit wusste niemand mehr, ob es die Intrige um das Halsband gab oder dies -immerhin von einem Insider- nur behauptet wurde. Anderes war ganz klar überliefertes Jägerlatein aus den Wachstuben Versailles. Bei den modernen Romanen hingegen werden teils klar bezeugte Vorkommnisse verwurstet. Gut, eine Verfilmung kann klar von der Vorlage abweichen, aber vom Gefühl her, hat beides einen ganz anderen Charakter.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 23. Februar 2021 - 06:35:25
Sharpe wäre eine nähere Betrachtung bestimmt wert, aber ich sehe ihn als eine Mischung an, die hier im Thema schwer alleine stehen kann. Mantel - und Degen ist er nach meinem Gefühl nur zum (abenteuerlichen) Teil. Fast wie Karl May, wie Rio schon sagte. Der M&D-Anteil ist bei ihn zugunsten der Abenteuer und des Militärs zu knapp, finde ich.
Rio hat da schon alles gesagt, finde ich.
Titel: "The Beggar's Opera" (1983)
Beitrag von: Pappenheimer am 26. Februar 2021 - 12:48:10
Das ist zwar ein Theaterstück, aber weil diese Adaption so gelungen ist und das Thema eigentlich hundert prozentig hier reinpasst, will ich das mal hier ansprechen.

"The beggar's Opera"
UK 1983
Regie: Jonathan Miller
Darsteller: Roger Daltrey, Bob Hoskins, Stratford Johns, Peter Bayliss

Handlung: Diese folgt der Vorlage von Pepusch & Gay sehr genau. Der Straßenräuber Capatin Macheath hat Polly geheiratet. Zwar profitiert ihr Vater Peachum stets von dessen Überfällen, doch fürchtet er, dass Macheath als Schwiegersohn Peachums doppeltes Spiel ans Licht bringen könnte und so sorgt Peachum für die Verhaftung des Captains. Dieser kann sich zwar mit Hilfe der Tochter des Gefängnischefs befreien, kommt aber durch seine Unachtsamkeit wieder in die Fänge von Peachum und Lockit. Letztlich soll Macheath von zahlreichen Geliebten bedauert am Galgen enden...

Diese Verfilmung spielt offenbar komplett auf einer Bühne - aber das wird hier als Stilmittel eingesetzt. Die Kostüme, Frisuren und Settings erinnern stark an Gemälde von Hogarth, auch wenn sie vielleicht ein bisschen theatresk wirken. Dabei agieren die Schauspieler allen voran Daltrey unheimlich natürlich und stimmig. Keine Rolle ist irgendwie als ungelungen besetzt zu betrachten. Dies macht das Stück, das an sich schon ein Meisterwerk ist, zu einem Hochgenuss, auch wenn man vielleicht nur Fan der Musik oder nur Fan des 18. Jh. oder nur Fan von Räubergeschichten ist. Denn die Räuber, Prostituierten, Kerkerwächter usw. sehen einfach nur malerisch aus. Die Handlung passt natürlich durchaus ins Mantel- und Degen-Genre, auch wenn weder geschossen noch gefochten wird.
Die Handlung ist in seiner Aussage unheimlich zeitlos: die Kleinen fängt man - die Großen lässt man laufen. Damals war die Handlung für alle verständlich eine Sozialkritik und Kritik an der Walpole-Regierung mit all ihrer Korruption.

Darsteller *****
Bilder *****
Story *****
Fechtszenen (nicht vorhanden)
Titel: Die drei Musketiere - Kampf um Frankreichs Krone
Beitrag von: Pappenheimer am 08. März 2021 - 11:33:59
Man kann schon sagen, dass "Musketier"-Verfilmungen sowas wie ein eigenes Subgenre des Mantel- und Degenfilms sind. Diese Verfilmungen lassen sich ungefähr in 4 Kategorien einteilen:
1. Verfilmungen der Romane (die Verfilmung aus den 70ern mit Michael Yorck würde da rein passen)
2. Spinn offs - die Geschichte wird weiter gesponnen wie in "D'Artagnan's Tochter" oder "Die Söhne der drei Musketiere" (1952).
3. Freie Verfilmungen, die sich an den Romanen leicht orientieren (das ist wohl die Masse der Filme inkl. denen mit Fairbanks aus den 20ern)
4. Filme, die beinahe nur noch die Namen der Charaktere haben aber eine völlig freie Handlung (z.B. die Steam-Punk oder Motorrad-Rocker Musketiere oder auch manche Zeichentrickserie wie die, wo Aramis sogar eine Frau ist!!!)
Komischerweise hat diese russische Verfilmung einen Titel, welcher eher in Kategorie 4 verweist, obwohl sich der Film sehr stark an die Handlung des Romans hält. Ich habe nur den fast 2-stündigen Film gesehen, der offensichtlich in recht unbedarfter Manier die über 8-stündige (!!!) Serie zusammen schneidet.

"Die drei Musketiere - Kampf um Frankreichs Krone"
Russl. 2013
Regie: Sergey Zhigunov
Darsteller: Rinal Mukhametov, Yuriy Chursin, Aleksey Makarov, Ekaterina Vilkova

Handlung: D'Artagnan bändelt bereits mit den Damen der Nachbarschaft an, als ihn sein Vater zu Monsieur de Tréville nach Paris schickt. Unterwegs begegnet D'Artagnan dem Mönsieur de Rochefort und sieht Lady de Winter. Rochfort verhindert, dass D'Artagnan sein Pferd zu einem guten Preis verkaufen kann und es kommt zum Kampf bei dem D'Artagnan niedergeschlagen wird. In Paris angekommen kommt es zu dem berühmten Duell mit den drei Musketieren. Von da an prügelt sich D'Artagnan und seine neuen Freunde zu allerhand Gelegenheiten mit der Garde des Kardinals. Der König vergibt den Musketieren, da er wohl auch Gefallen am jungen D'Artagnan findet (ausnahmsweise wird hier mal auf Louis Homosexualität angespielt). Die drei Musketiere und D'Artagnan müssen für die Königin die Diamanten aus England zurück holen. Unterwegs erleiden die Musketiere ihre Unglücke. Doch nachdem D'Artagnan den Ruf der Königin Anne gerettet hat, spürt er auch die Musketiere auf der ehemaligen Strecke wieder auf (!!! kommt selten in Filmen vor). D'Artagnan wird nun Musketier und muss Constance aus den Fängen von Rochefort befreien. Da dadurch auch Rochefort blamiert ist, setzt der Kardinal nun wieder auf Lady de Winter, die er zuvor wegen des misslungenen Diamanten-Coups hat fallen lassen. Tatsächlich gelingt ihr die Ermordung des Duke of Buckingham, während die Musketiere vor La Rochelle sind, der dennoch als Leiche zu einer Verabredung mit der Königin erscheint. Athos ist der Lady auf den Fersen und es kommt zu dem düsteren Finale...

Die Schnittfassung lässt die Affäre mit den Diamanten recht unangetastet, rafft dann aber den Stoff danach massiv zusammen, so dass das berühmte Frühstück der Musketiere z.B. wegbleibt. Die Schlüsselszene in der Herberge, als Athos Milady und den Kardinal belauscht ist dann aber drinnen. Die Filmfassung wirkt etwas stümperhaft zusammen gefrickelt. Manche eher unmaßgebliche Szenen blieben in aller Breite drin und andere Handlungsstränge, die man aus dem Roman kennt, fielen ganz weg wie z.B. dass die Lady von D'Artagnan zurückgewiesen wird, was ja erst ihren Hass auf ihn so wirklich erklärt.
Insgesamt hat der Film - und entsprechend auch die Serie - zahlreiche Gemeinsamkeiten mit vielen zeitgenössischen russischen Produktionen wie: sehr unbedarft schauspielernde Protagonisten, sehr müder Humor (v.a. wenn etwas offenbar vom Drehbuch dazu gedichtet wurde), meistenteils unpassende Drehorte (Gebäude aus dem 18. oder 19. Jh., schwach gefilmte Straßenszenen ...), unpassende Schiffe (aber gut, immerhin Schiffe - in modernen Filmen stehen die Darsteller ja meistens in PC-Animationen rum). Die Regie ist immerhin ein bisschen besser als bei "Pakt des Bösen" und wie der Schmarrn alles in den 2000ern hieß.
Positiv ist anzumerken, dass sich die Verfilmung stark an die Vorlage hält. Zahlreiche Motive werden aufgegriffen, auch wenn sich zumindest die Filmfassung nicht sklavisch an den Roman hält. Eigenwilligerweise fallen aber just die witzigen Aspekte weg. Es gibt keine Diener der Musketiere, was zu grotesken Situationen führt indem sie sich um Kleinigkeiten selber kümmern müssen. M. Bonancieux ist eine sehr langweilige Figur, der bereitwillig (und auch irgendwie unmotiviert) seine Frau verpfeift. Positiv ist anzumerken, dass die Kostüme und Frisuren halbwegs OK sind ohne jetzt akribisch authentisch zu wirken. Die Waffen wirken ganz in Ordnung. Eigentlich frage ich mich auch, wozu man in anderen Verfilmungen was dazu erfinden musste, da ja Radschlosspistolen z.B. sowas von cool sind und auch als Schlagwaffen was hermachen. Die Fechtszenen haben manche typisch russische Spielereien wie regelrechte Balletteinlagen, wenn D'Artgnan über die Rücken von Gardisten springt (sieht man oft in heutigen "Historienfilmen" aus Russland"), aber sie sind meistenteils OK und nicht durch sinnlose Grausamkeit oder die Aufhebung physikalischer Gesetze oder jegliche Wahrscheinlichkeit (wie in der Steampunk-Verfilmung) angreichert. Die Rollen bewegen sich insgesamt im Bereich des plausiblen - also kein Musketier, der den König anpöbelt - kein Kardinal, der wie in fast allen neueren Verfilmungen den König ermorden will oder so ein Unfug.
Insgesamt eine mäßige Verfilmung, die aber immerhin als regelrecht originelle Besonderheit für sich hat mit dem Trend der letzten 30 Jahre zu brechen sich meilenweit von der Romanvorlage zu entfernen.

Darsteller **
Bilder ***
Story ****
Fechtszenen ***
Titel: "Entführt" 1971
Beitrag von: Pappenheimer am 18. März 2021 - 09:10:17
Ich konnte mich irgendwie nur daran erinnern das Ende dieser Fassung des Klassikers mal gesehen zu haben. Der Rest ist aber auch nicht so dolle.

"Kidnapped"
UK 1971
Regie: Delbert Mann
Darsteller: Michael Caine, Lawrence Douglas, Vivien Heilbron, Donald Pleasance, Jack Hawkins, Trevor Howard

Handlung: David Balfour durchstreift 1746 die Highlands auf dem Weg zum House of Shaws und wird Zeuge der Massaker an den Highlandern. Dort angekommen versucht ihn sein Onkel Ebenezer zu ermorden. Bevor David ihn zur Rechenschaft ziehen kann trifft Captain Hoseason ein und David wird auf dessen Schiff entführt. Dieses rammt das Boot des Allen Breck, den Hoseason ausrauben will. Breck gelingt es mit Davids Hilfe sich der Seeleute zu erwehren und sie landen in den Highlands. Auf dem Gut von James Stewart wird Mungo Campbell ermordet. David verdächtigt Allen Breck und beide fliehen weiter durch die Highlands. Später erfahren sie, dass James für den Mord an Mungo Campbell hingerichtet werden soll. James Tochter und James versuchen nun David davon abzuhalten im Sinne von James auszusagen, da dies nichts nützen würde und David nur in Gefahr brächte. Schließlich dringt Catriona in Allen Breck ihren Vater zu befreien...

Diese Verfilmung wirkt leider enorm uninspiriert. Viele Schlüsselszenen fehlen völlig wie etwa die als Allen mit einer Angel durch die Felsen läuft. Der Versuch "Kidnapped" und "Catriona" miteinander zu vermengen kann als vollkommen ungelungen gelten. In "Catriona" ist der Vater einfach nicht James of the Glens sondern ein schurkischer Kerl, der sogar Allen reinlegen will. Die Rolle der Tochter des Lord Advocate scheint hier in der Verfilmung deplatziert - im Roman soll sie David ablenken und verliebt sich auch scheinbar in ihn. Manns Verfilmung legt stärker den Fokus auf die fiesen Engländer (und Campbells) und wie brutal sie die Highlander unterdrücken. Der Film ist am stärksten, wenn Michael Caine als Allen Breck brillieren kann - auch das Ende (wenngleich es nix mit dem Roman zu tun hat) fand ich gelungen. Dass es offen ist, finde ich weniger störend. Die deutsche Synchronfassung ist unterirdisch.

Darsteller ****
Bilder ****
Story **
Fechtszenen **
Titel: "Le chevalier à la rose rouge" (1966)
Beitrag von: Pappenheimer am 01. November 2021 - 21:39:56
Endlich geht's hier weiter. Nach der erfolgreichen Miniserie "Le chevalier de la Maison-rouge" versuchte diese franz.-ital.-span. Koproduktion auf der kleinen Welle ähnlicher Filme bzw. Serien zu schwimmen.

"Le chevalier à la rose rouge" / "Rote Rosen für Angelika"
F, I, E 1966
Regie: Stefano Vanzina (Steno)
Darsteller: Jacques Perrin, Raffaela Carrà, Carlos Estrada, Michèle Girardon

Handlung: Im Frankreich des Jahres 1789 macht der Brigantenführer Le Marseillais die Gegend unsicher und erbeutet Lebensmittel auf einem Schloss. Als der feige Chevalier à la Rose rouge Soldaten zur Hilfe ruft, kann Marseillais allerdings erfolgreich entkommen. Der windige Chevalier beißt sich an Maria, die als Magd in einer Taverne arbeitet, die Zähne aus und lässt sich endlich in die Kreise von Marseillais hinein ziehen und landet schließlich mit Maria im Kerker. Doch der politische Umsturz in Paris könnte das Blatt nochmals wenden...

Dieser Film strotzt nur so vor einer dämlichen Handlung mit wenig logischen Wendungen. Der Vorlage von Dumas "Le Chevalier de la Maison-Rouge" wird regelrecht Gewalt angetan und wo der Roman subtil und selbst die Miniserie mit Royer in der Hauptrolle Komplexität besitzt, hat dieser Streifen nur hohle Schauwerte, die nichtmal ansprechend aussehen. Der Film wirkt eher wie ein Billigstreifen der Abenteuerfilmschwemme. So spielt es auch keine Rolle, dass die französischen Soldaten des Ancien Régime Uniformen der Nationalgarden der Revolution haben (oder halt ne Billigversion davon). Da man für die Briganten offenbar kein Budget hatte, haben die auch nicht mehr als nur irgendwie Hemden und so ne Art Piratenklamotten (?). Die Schauspieler sind auch ungefähr auf dem Niveau der schwächeren italienischen Piratenfilmchen.

Darsteller *
Bilder *
Story
Fechtszenen *
Titel: Die Geheimnisse von Lissabon
Beitrag von: Pappenheimer am 17. November 2021 - 14:05:01
Ich weiß nicht genau in welche Kategorie diese Miniserie hinein passt, aber da Duelle erwähnt werden und mindestens eines wirklich vorkommt, wollte ich sie hier mal auflisten.

"Die Geheimnisse von Lissabon" / "Mistérios de Lisboa"
Port./ F 2010
Regie: Raúl Ruiz
Darsteller: Adriano Luz, Maria João David da Silva Bastos, Ricardo Pereira

Handlung: Die Handlung ist stark episodenhaft und wird in laufenden ineinander verschachtelten Retrospektiven erzählt, die auch sehr gestelzt und maniriert wirken können. Sie reicht von der 2. Hälfte des 18. Jh. bis in die Mitte des 19. Jh.. Alles umgibt das Leben des unehelichen Kindes der Comtessa de Santa Barbara, der später als Pedro da Silva eigentlich studieren und sich weiter entwickeln soll. Doch sein Lebensweg ist von zahlreichen äußeren Bedingungen geprägt.
Da wäre der Geistliche, Pater Denis, der seinerseits der Spross einer unehelichen Verbindung ist und daher vielleicht insbesondere mit dem jungen Don Pedro mitfühlt, als dieser von den Häschern seines Großvaters ermordet werden soll um den Fehltritt seiner Mutter zu verschleiern.
Da wäre auch eine gewisse Blanche de Montfort, die einen dem Kaiser Napoléon nahe stehenden Offizier heiratet, welcher sich im Krieg in Portugal ausgezeichnet hat. Ihr Gemahl hat einen Colonel Lacroze in den Selbstmord getrieben indem er dessen Briefe unterschlug. Pater Denis hätte sich beinahe mit dem Comte de Montfort geschlagen, ging dann aber doch nach Portugal zurück und wurde Geistlicher. Später trifft er wieder auf die Monforts in Person der Tochter der Blanche, welche unterdessen Rache sinnt, da der mysteriöse Alberto de Magalhães ihren Bruder in einem nächtlichen Gerangel getötet hat.
Der unglückliche Pedro da Silva verliebt sich in Elisa de Montfort und wird von dieser dazu getrieben den besagten Alberto de Magalhães zum Duell zu fordern ohne zu wissen, was er alles seinem Duellgegner zu verdanken hat...

Die ganze Story ist nicht nur weitesgehend staubtrocken sondern bis ins völlig unglaubhafte in sich verschachtelt. Wer da alles sich gegenseitig irgendwann getroffen haben soll, ist schon irgendwann regelrecht verrückt. Es ist offensichtlich, dass der Autor Camilo Castelo Branco, der zwar ein Zeitgenosse Fontanes war, aber nun garnicht dessen Auffassung von Realismus teilte. Auf die Dauer fand ich diese Verbindungen und auch diese angeblichen "Geheimnisse" doch sehr bemüht. Bis auf die Verbrechen der Mätresse des Bischofs sind die meisten Dinge garkeine Geheimnisse im engeren Sinne und die Umstände teilweise regelrecht banal. Besonders störend fand ich, dass der Wortlaut praktisch aller Rollen so ziemlich gleich war. Also da sprach keine Rolle eine irgendwie geschliffene Sprache, die zur Aristokratie dieser Zeit gepasst hätte. Da macht auch keiner nichtmal einen schlechten Witz. Das macht bei allem in Angesicht von Produktionskosten von nur 2,5 Millionen Dollar (man denke an die 100 Mio. für "The last duel") die Miniserie schwer verdaulich. Obendrein ist die schauspielerische Qualität der Darsteller sehr unterschiedlich. Während Léa Seydoux wie gewohnt brilliert, sind doch manche Charaktere mit sogar mehr Screentime regelrecht blass.
Die Qualität der Ausstattung ist doch sehr durchmischt. Die Episoden, die im 18.Jh. spielen, sind regelrecht erbärmlich. Für das 19.Jh. sieht man einen kruden Mix und bemerkt eine gewisse Unsicherheit, was es oft schwer macht auf Anhieb auseinander zu halten, wann diese oder jene Handlungsebene nun spielen soll, wenn das Kostümbild so wenig eindeutig ist. Die Uniformen, auch wenn sie den Figuren teils garnicht zu passen scheinen (typisch bei einer Low-Budget-Produktion) wirken an sich auf die Entfernung ganz OK. Schlachten oder sowas kommen eh nicht vor.
Da wir hier in dem Thread sind, muss ich allerdings was zu dem gezeigten Duell in Folge 6 der Reihe sagen (war zumindest Ep.6 in der Version wie sie momentan auf arte zu sehen ist). BEIDE Figuren obwohl Upper Class des 19.Jh. können offensichtlich mit Stichwaffen garnicht umgehen. Man fragt sich, warum denn dann da Silva überhaupt diese Waffen gewünscht hat, wenn er offenbar nichts von ihrem Umgang versteht. Da stimmt einfach garnichts hinsichtlich Fußstellung etc. und die Sekundanten wirken wie Pappkameraden, die keine Ahnung von Duellen haben. Wenn man sich in der Serie in vielen Szenen soviel Zeit gelassen hat, hätte man sich mit dieser wirklichen Schlüsselszene im Leben des Protagonisten (!) doch auch mal Mühe geben können, zumal das Resultat auch cineastisch sicher besser ausgesehen hätte.
Als positiv sind die zahlreichen Drehorte und teilweise die Innenaufnahmen zu bewerten.
Insgesamt leider ne typisch portugisische Ware à la "Linien von Wellington" mit einem Mangel an Esprit.

Darsteller **
Bilder **
Story **
Fechtszenen
Titel: Der Stern von Indien (1954)
Beitrag von: Pappenheimer am 11. Dezember 2021 - 01:18:48
Mal ein Film, der hochkarätig für so eine Produktion besetzt war.

"Der Stern von Indien"
UK, I 1954
Regie: A.R. Lubin
Darsteller: Colonel Wilde, Herbert Lom, Jean Wallace, Walter Rilla

Handlung: Der Offizier St. Laurent kehrt aus Indien zurück, um festzustellen, dass sein Schloss auf Geheiß des Gouverneurs Narbonne an jemand anderen verkauft wurde. Die neue Eigentümerin bietet ihm an ihm das Schloss zurück zu geben, wenn er ihr einen Edelstein beschafft. Doch St. Laurent erfährt rasch, dass mehr dahinter steckt als ein Familienerbstück und auch sein König, der Sonnenkönig und Mme. de Montespan sind hinter dem Schatz her. Nun muss sich der Offizier zwischen der Schönen und seiner Treue für den König entscheiden...

Die Handlung ist reichlich vorhersehbar und versucht ein bisschen unbeholfen Agentenfilm und Abenteuerfilm miteinander zu verbinden. Die immer selben Gesichtsausdrücke von Colonel Wilde helfen dem auf die Dauer wenig überzeugenden hin und her von Handlung nicht wirklich weiter. Spannung und Action sind eher müde. 
Einzig die Burg von Narbonne bietet einige Schauwerte und Herbert Lom weiß als unberechenbarer Besessener zu überzeugen.

Darsteller **
Bilder **
Story *
Fechtszenen
Titel: "Fracasse, der freche Kavalier" (1961)
Beitrag von: Pappenheimer am 25. April 2022 - 12:31:29
Vor ein paar Tagen bin ich auf einen Film gestoßen, den ich garnicht aus meiner Jugend kenne. Das Darstellerensemble im Vorspann machte mich zumindest gespannt.

"Le capitaine Fracasse"
F, I 1961
Regie: Pierre Gaspard-Huit
Darsteller: Jean Marais, Gérard Barray, Anna-Maria Ferrero, Geneviève Grad, Philippe Noiret, Sacha Pitoëff, Jean Rochefort, Louis de Funès, Riccardo Garrone

Handlung: Der arme Baron de Sigognac muss sogar wildern um einer Truppe Gaukler auf seinem einer Ruine gleichen Schloss eine Mahlzeit vorsetzen zu können. Fasziniert von der jungen Isabelle schließt sich der Baron der Schauspielkompanie des Hérode an. Doch der ruchlose Duc de Vallambreuse verfällt der Schönen und will sie allen Widerständen zum Trotz in ihre Gewalt bringen. Sigognac springt für einen unterwegs verstorbenen Schauspieler ein und begleitet die Truppe als Capitaine de Fracasse.  Durch seine Fechtkünste und anderen Fertigkeiten vermag Sigognac allen Anschlägen des lüsternen Vallambreuse zu widerstehen. So schmiedet dieser einen Plan Isabelle zu entführen, die den Baron nicht heiraten will, da sie sich nur für eine einfache herumziehende Schauspielerin hält. Doch findet der Vater von Vallambreuse durch einen Zufall die wahre Identität von Isabelle durch eine Wegelagerin heraus, die sich Isabelle verpflichtet fühlt, obwohl ihr Geliebter eine Scherge des heißblütigen Verbrechers Vallambreuse geworden ist. Schließlich versucht Sigognac nun mit Hilfe seiner neuen Freunde von der Schauspielkompanie wie dem einfachen, aber herzlichen Hérode die Geliebte aus dem schwer bewachten Schloss des jungen Duc zu befreien ...

Die Handlung ist irgendwie sehr plump. Man fragt sich wie bei einem solchen Spitzenensemble jeder der groß klingenden Namen des französischen Kinos der 60er bis 80er genug Screentime bekommen soll. Und tatsächlich ist die Rolle von Louis de Funès total winzig. Dabei übertrumpfen er, Noiret, Garrone und Rochefort alle Hauptdarsteller in einer winzigen Szene in der sie die Geschichte gleichermaßen zuende erzählen. Es ist erstaunlich wie bei einem dermaßen gewitzten Ensemble ein derart dröger Film heraus kommen kann und das bei einem erheblichen Aufwand. Es macht auch viel mehr Spaß etwa zuzusehen wie sich die Schauspieler auf ihrem Wagen durch einen Schneesturm kämpfen oder einen Kameraden begraben als wie der damals schon so unheimlich alte Marais an die junge Grad ranmacht.
Ein eigenwilliger Film eher für die ganz Harten oder für diejenigen, die große Fans von de Funès und Großmeistern wie Rochefort sind, die auch mal deren kleine Rollen sehen wollen. Denn an deren Leistung ist kein Zweifel und ihnen zuzusehen macht wirklich Spaß.

Darsteller ***
Bilder **
Story **
Fechtszenen *
Titel: Die Rache der Borgia (1959)
Beitrag von: Pappenheimer am 17. Mai 2022 - 11:42:12
Diese französisch-italienische Koproduktion war mir bislang unbekannt. Ich kannte einen ähnlich gelagerten aber ungleich spannender gemachten Film "In den Klauen des Borgia" (1949). Was all diesen Filmen meistenteils gemeinsam ist, ist dass sie kaum etwas bis nichts mit dem historischen Cesare Borgia zu tun haben.

"Die Rache der Borgia" / "La notte del grande assalto"
F, I 1959
Regie: Giuseppe Maria Scotese
Darsteller: Agnés Laurent, Sergio Fantoni, Kerima, Fausto Tozzi, Gianni Rizzo

Handlung: Der verräterische Hauptmann Zanco di Montforte paktiert 1488 mit Cesare Borgia um die Stadt und das Schloss seines Herrn, des Grafen Fabio, in seine Gewalt zu bringen. Viel zu spät durchschaut der Fremde, der sich Marco da Volterra nennt, die Pläne der Verräter, die den Grafen in einen Hinterhalt locken. So vermag es der Hauptmann, der so getan hat, als sei er von Cesare Borgia gefangen genommen worden, sich wieder in das Schloss der Schwester des Ermordeten zu begeben und dort nicht nur die Macht an sich zu reißen sondern auch die Gräfin Isabella di Fabi in den Kerker zu werfen. Doch hat Marco einen Plan wobei er sich die Freundschaft zu den Räubern der Gegend zu Nutze machen will. In der Nacht (daher der viel passendere italienische Titel) greift er die Stadt und das Schloss von mehreren Seiten an und es gelingt ihm beides zu erobern. Aber er weiß auch, dass am nächsten Tag Cesare Borgia mit dem Hauptmann di Montforte und ihrem Gefolge in die Stadt einziehen will. Niemand seiner Freunde ahnte aber bis vor Kurzem seine Beziehung zu Katharina Sforza...

Der Film ist ein reichlich naiver Versuch auf der Mantel- und Degenwelle mitzureiten. Dabei ist er recht aufwändig gemacht, da man sieht dass die zahlreichen groß angelegten Kampfszenen extra für den Streifen gedreht wurden. Die Kleidung der 1480er wurde aber offenbar als zu langweilig gefunden. Deswegen wurde einfach kleidungsmäßig alles in die 1520er bis auch ins späte 16.Jh. verlegt aber die für diese Zeit schon üblichen Schusswaffen wie Musketen weggelassen, was insgesamt irgendwie wenig stimmig wirkt, v.a. da es ja auch 1488 schon Hakenbüchsen und dergleichen gab. So ergibt der ganze Kampf um die Stadt wenig bis kein Sinn. Überhaupt fragt man sich warum hunderte Wegelagerer ihr Leben für einen ihnen komplett fremden Adligen wegwerfen. Eine Räuberin scheint auch eher aus einem Steinzeitfilm entsprungen mit einem "Lederkleid", das vielleicht sexy wirken soll? Überhaupt ist der Film für die 1950er und das Genre recht bemüht erotisierend. Warum vor dem Angriff auf die Stadt bereits die später von den Männern der Sforza getragenen Fahnen schon in der Stadt zu sehen sind, erschloss sich mir nicht.
Den Bösewicht, Tozzi, kennt man schon aus einem berühmteren Film nämlich als Schwertführer des Königs von Aragon in "El Cid" (1961). Ansonsten werden gewöhnliche Stereotype des Genres bedient mit einer treudoofen, schönen Räuberin, die natürlich draufgehen muss und einem Schönling, der natürlich der Gute ist. Es ist amüsant wie Cesare Borgia öfter wie auch hier als älterer Mann dargestellt wird, wo er doch mit 32 gestorben ist...
Die Hauptpluspunkte liegen in den schönen Drehorten wie der typisch italienischen Burg.

Darsteller **
Bilder **
Story *
Fechtszenen *
Titel: "Der Henker von Venedig" (1963)
Beitrag von: Pappenheimer am 23. Mai 2022 - 13:13:21
Dies ist einer der Lex Barker Filme, die bei der Kritik ein bisschen besser weggekommen sind.

"Der Henker von Venedig"
I 1960
Regie: Luigi Capuano
Darsteller: Lex Barker, Guy Madison, Alessandra Panaro, Mario Petri

Handlung: Der junge Sandrigo Bembo scheint 1645 hoch hinaus zu kommen. Wie er am Tag seiner Vermählung mit Leonora Danin vom Dogen Bembo erfährt, ist er nur ein Findelkind des Dogen gewesen. Doch genießt Sandrigo das Wohlwollen der Unterschicht der Stadt und v.a. des blinden Bartolo. Sandrigos Erzfeind ist der Inquisitor Rodrigo Zeno, der Sandrigo verklagt mit den Feinden der Stadt zu paktieren. Statt irgendwelcher Beweise sagt nur der Pirat Guarneri gegen ihn aus, der als der Doge ihn aufsuchen will, verschwunden ist. Zeno schickt einen Verräter aus dem Freundeskreis Sandrigos zu diesem um eine Flucht zu fingieren. In Wahrheit soll Guarneri Sandrigo ermorden. Schwer verwundet gelingt Sandrigo die Flucht. Als Leonora von Sandrigos angeblichen Tod erfährt, begibt sie sich in ein Kloster. Zeno schickt daraufhin den gewissenlosen Guarneri um auf der Insel mit dem Kloster einzudringen und Leonora zu entführen. Aber Sandrigo ist wieder fit und schafft es die Piraten zurück zu schlagen. Anschließend will er sich an der Verwörern rund um Zeno rächen, denn diese besetzen ganz überwiegend den Rat der Zehn, die Sansrigo abgeurteilt haben. Zeno beschließt seinerseits Sandrigo endgültig auszuschalten. Er befiehlt Guaneri in Bartolos Versteck einzudringen, da Guarneri scheinbar das Vertrauen Bartolos (why?) genießt, um Sandrigo zu verhaften. Damit gelangen Leonora und Sandrigo in die Gewalt Zenos, der beschließt auch Leonora hinrichten zu lassen, als er erfährt, dass diese bereits insgeheim mit Sandrigo vermählt worden ist. Zeno setzt auch den Dogen Bembo ab, der eine Befreiung Sandrigos plante. Guarneri erkennt endlich, dass er von Zeno immer getäuscht wurde und Sandrigo eigentlich sein Sohn ist, den er mehrfach hatte töten wollen um sich am Dogen zu rächen, den er eigentlich für den Tod seines Sohnes für verantwortlich hält. So kommt es vor dem Dogenpalast zum Finale. In einem Aufruhr wird der Iquisitor gestürzt und seiner Strafe zugeführt.

Die Handlung des Films erinnert stark an "Der Löwe von San Marco" (https://sweetwater-forum.net/index.php/topic,23430.msg292491.html#msg292491), der ebenfalls 1963 erschienen ist. Wiederum gibt es fiktive Piraten, die scheinbar unweit der Lagunenstadt existieren. Nur spielen die Piraten hier weniger die Hauptrolle als Degenduelle und Intrigen. Das Ganze ergibt wiederum wenig Sinn, da die Verfassung von Venedig offensichtlich den Drehbuchschreibern ziemlich unbekannt ist. 1645 würde natürlich eigentlich der Dauerkonflikt Venedigs mit den Osmanen um Kreta und die Vorherrschaft im Mittelmeer die Hauptrolle spielen. Der Doge wird als machtloses Staatsoberhaupt dargestellt, das alle anderen Mächtigen der Stadt gegen sich hat. Immerhin sind die Intrigen relativ in sich nachvollziehbar. Mit Guy Madison wird der Bösewicht von einem geschickt den skrupellosen Machtmenschen spielenden Akteur besetzt, während Lex Barker eher die Rolle des regelrecht naiven Schönlings hat. Dass Barker kaum älter als sein Filmvater Mario Petri aussieht, macht das Ganze aber wiederum recht unglaubwürdig. Immerhin wissen die Aufnahmen der schönen Stadt Venedig zu gefallen und es gibt tatsächlich zahlreiche Außenszenen auf den Kanälen und Plätzen der Stadt, was sicherlich auch in den 1960ern bereits einen ziemlich logistischen Aufwand bedeutet haben dürfte. Die Kostüme sind teilweise regelrecht lächerlich. Besonders lachen musste ich aber bei den Szenen mit den "Äxten"...

Darsteller **
Bilder ***
Story **
Fechtszenen *
Titel: "Das Zeichen der Musketiere" (1962)
Beitrag von: Pappenheimer am 25. Mai 2022 - 17:57:57
Auch die Italiener versuchten sich mit den Musketieren. Da aber Millionen für die Schminke in früheren Filmen drauf gegangen sind, sind von den vier Musketieren nur noch zwei übrig geblieben...

"Das Zeichen der Musketiere"
I 1962
Regie: Siro Marcellini
Darsteller: George Nader, Alessandra Panaro, Mario Petri, Georges Marchal, Magali Noël

Handlung: D'Artagnan und Porthos sind 1632 einer Verschwörung um den Duc de Montserrat auf der Spur, welche Gaston d'Orléans auf den Thron bringen möchte. Nachdem man die Verschwörer belauscht hat, flieht D'Artagnan verwundet in die Gemächer von Diane de Montserrat, der Nichte des Redelsführers. Louis XIII glaubt allerdings Richelieu nicht, der D'Artagnans Erkenntnisse meldet. D'Artagnan muss Beweise heranschaffen. Es gelingt D'Artagnan nicht nur einen Boten der Frondeure mit einem X zu markieren, sondern auch Montfort zu kennzeichnen. Durch dieses Zeichen wird Montfort als Verräter vor dem König überführt (was auch immer das für ein Beweis sein soll???). Der Duc de Montserrat sieht keine andere Möglichkeit um die aus den Niederlanden angeforderten 10 Millionen Goldmünzen aufzutreiben, da seine Anhänger nichts mehr geben wollen, als diese seiner Nichte abzunehmen, die dazu gefoltert werden muss. Ihr Vater hatte einen so gewaltigen Schatz (also eine damals regelrecht utopische Summe) in einem Kloster in Paris versteckt. Statt den Duc und die seinen einfach zu verhaften, erlaubt D'Artagnan ihnen das Gold aus dem Kloster St. Germain abzuholen und sich in Dianes Palais zu versammeln. Zwei unglaublich starke Männer tragen die 10 Millionen ( ???) in einer Truhe in den Palast. Ein winziges Boot soll die Moneten auf einem Fluss, der offenbar nicht die Seine ist ( :o ), aus Paris schaffen. Als Porthos und D'Artagnan bereits die meisten Verschwörer ausgeschaltet haben, tauchen endlich 2 Kompanien Musketiere ein...

Der Film versucht offenbar auf rein komerzieller Art erfolgreich zu sein. Irgendwie wird versucht einen Film zusammen zu kitten. Die Masse der Szenen sind Innenraumaufnahmen/Studioaufnahmen in einer unwirklich wirkenden Kulisse. Selbst eine einfache Kammer in einem Gasthaus hat man nicht in irgendeiner Weise glaubhaft darstellen können. Das Motiv mit dem X ergibt für die Handlung keinen Sinn und es scheint unfreiwillig komisch, wenn der Duc de Montserrat ernsthaft seinen Hirn anzustrengen versucht, was das denn überhaupt soll. Es ergibt halt einfach auch keinen Sinn. Statt jemandem eine winzige oberflächliche Wunde auf der Stirn zu versetzen, würde man den Gegner natürlich einfach erstmal entwaffnen oder kampfunfähig machen. Doch die Darsteller und Choreographen haben von den Waffen dieser Zeit offenbar keine Ahnung. Selbst die einfachsten Soldaten haben eine Art Floretts und keiner hat einen für die Zeit typischen Dolch, was auch daran liegen mag, dass keiner damit hätte umgehen sollen. Von den historischen Umständen hat man offenbar null Ahnung. Wie hätten die Niederlande gegen Louis XIII intervenieren sollen (und wozu???), wenn sie 1632 immernoch mit dem 80-jährigen Krieg beschäftigt waren, zumal ja Richelieu sowieso ein Feind der Spanier also mindestens indirekt ein natürlicher Verbündeter der Niederländer war. Leider wirken selbst die Charaktere, denen der Zuschauer positiv gegenüber stehen soll, massiv unsympathisch. D'Artagnan (Nader) herrscht laufend Porthos barsch an und es wird so getan, als ob dieser ein Diener von D'Artgnan wäre (in den Romanen ist freilich D'Artagnan irgendwann Offizier bei den Musketieren, aber das wird hier nicht thematisiert). Mario Petri wirkt einfach meistens dämlich statt rustikal und ist für einen Porthos einfach zu "dünn". Einzig Richelieu ist recht überzeugend besetzt und Louis XIII wird ausnahmsweise nicht als trotteliger Typ dargestellt, sondern eher ein bisschen wie Charles I. in "Cromwell".

Darsteller **
Bilder
Story
Fechtszenen *
Titel: "Der maskierte Kavalier" (1951)
Beitrag von: Pappenheimer am 18. Juli 2022 - 13:08:34
Ich bin endlich mal auf einen "neuen" alten Mantel- und Degenfilm gestoßen. Der hat mich am Anfang sogar angesprochen.

"Der maskierte Kavalier" (The Highwayman)
USA 1951
Regie: Lesley Selander
Darsteller: Philip Friend, Charles Coburn, Wanda Hendrix, Victor Jory, Virginia Huston

Handlung: Der maskierte Kavalier überfällt 1763 die reichen Reisenden in ihren Kutschen und lässt die Beute von Bess, der Tochter des Wirts, bei dem er untergebracht ist, unter den Armen verteilen. Er gibt sich als Quäker aus und ist eigentlich Jeremy Lord Northwood, der nach dem Krieg als tot galt, weshalb seine Verlobte auf den Befehl des Königs hin Lord Douglas geheiratet hat. Lord und Lady Douglas sind unterdessen aus Amerika gekommen. Douglas werden von Minister Lord Walters Geld und Männer versprochen, die Douglas vom König zugeteilt werden [why???], wenn Douglas den maskierten Kavalier zur Strecke bringt. Es gelingt Douglas zwar Jeremy auf einen Ball zu locken, doch versagt er immer wieder ihn zu stellen und seine Identität aufzuklären. Schließlich lässt sich Lord Barton dazu verleiten sich Douglas anzuvertrauen, weil er und weitere Verschwörer Lord Walters durch einen Beschluss im Oberhaus stürzen wollen. Douglas beschließt gleich im Sinne Walters vorzugehen und lässt Barton entführen. Jeremy und sein neuer Companion Merry schaffen es nicht Barton lebendig zu retten. So versammelt Jeremy die Verschwörer, doch einer von ihnen ist ein Verräter, der Douglas nun den Politiker Oglethorpe in die Hände spielt. Douglas will Oglethorpe nun ermorden und es als Tat des maskierten Kavaliers hinstellen. Nun aber greift Jeremy ein und er kann mit Hilfe der von ihm gerettetenen Verschwörer Oglethorpe befreien und Douglas töten. Im Wirtshaus aber hat sich der eifersüchtige Knecht, der Bess liebt, die Soldaten herbei gerufen, welche dem heimkehrenden maskierten Kavalier eine Falle stellen...

Die politischen Zusammenhänge sind regelrecht haarsträubend und die Handlung wirkt vollkommen naiv. Wer der maskierte Kavalier ist, soll bei allen offensichtlichen Anzeichen (Jeremy hat sich in der Nähe der Tatorte als Quäker einquartiert und tritt sogar als ein solcher auf Douglas Ball auf!!!) dem angeblich gewieften Douglas nicht einleuchten. Die ganze Art und Weise wie hier die angebliche Machtfülle des Königs gezeichnet wird, ist natürlich vollkommener Schwachsinn; auch wird offenbar vergessen, dass 1763 der junge König George III an der Macht war. Die ganze Verschwörung ergibt ebensowenig Sinn wie der Umstand, dass britische Soldaten ohne irgendeine Erklärung einen der Peers of England (Lord Barton) entführen sollen.
Die Kostüme sind aus der Sparte Mottenkiste. Es gibt sogar grün uniformierte Dragoner (???), die eher nach einem österr. Dragonerregiment aussehen (Ligne nämlich). Das Kostümbild ist ein irrer Mix durch die Jahrhunderte; auch die Waffen wirken eigenartig.
"Plot convenience" nennt man das, glaube ich, wenn in einer Szene etliche Schützen den Helden nicht mit ihren Schusswaffen treffen können, dann aber als es reinpasst, klappen soll. Die Darsteller spielen ganz überwiegend extrem hölzern und Victor Joy und den anderen Schauspielern, die wie Opas aussehen, ist einfach nicht abzunehmen, dass sie es mit einem jungen Offizier, der gut fechten kann, aufnehmen können. Als Einzige konnte mich Wanda Hendrix überzeugen. Ansonsten hat mir teilweise die Kameraarbeit gefallen, die auf der Höhe der Zeit war.

Darsteller *
Bilder **
Story
Fechtszenen *
Titel: "Haggard" P1-4
Beitrag von: Pappenheimer am 28. September 2022 - 11:41:05
Nun eine meiner Lieblingsserien, wo auch durchaus Pistolen und Degen satt vorkommen, auch wenn es komplett Comedy ist.

"Haggard" - "Haggard at bay" + "Eye of Newt" + "Daring Deeds" + "The bellman"
UK 1990
Regie: Vernon Lawrence
Darsteller: Keith Barron, Reece Dinsdale, Sam Kelly, William Simons, Sara Crowe, Michael Jayston

Handlung: Haggard ist ein heruntergekommener Landadliger im England des späten 18.Jh.. Die Leute auf seinem Land bringen ihm keinerlei Respekt entgegen, denn er ist bei jedermann verschuldet. Er und sein Steward Grunge begeben sich eines Tages in das Wirtshaus im Dorf, wo Haggard einen Gentlemen, Sir. Joshua, beleidigt um an dessen Speisen und Getränke zu kommen indem er alles verschlingt, während der seine Pistolen holt um sich mit Haggard zu duellieren. Unterdessen trifft Haggards missratener Sohn Roderick ein, welche ein "Fortune hunter" ist und es auf das Erbe und die Hand von Fanny abgesehen hat, die er auf einer Reise für sich gewonnen hat. Doch Fanny ist die Tochter von Sir Joshua, der Rodericks Absichten durchschaut. Mit viel Glück überleben Roderick und sein Vater den Abend in der Taverne...
Anschließend  besucht Sir Joshua mit seiner Gemahlin, Lady Amelia, den verfallenen Sitz der Haggards. In einem wilden Durcheinander, das teils durch einen Liebestrank, den Grunge gebraut hat ausgelöst wird, wird der Steward beinahe von Roderick erstochen. Als sich Sir Joshua und Lady Amelia nachdem sie vom alten Haggard höchst angetan waren endlich besinnen, ist es aus mit den Chancen für Roderick Fannys Hand zu gewinnen.
Haggard und Roderick klügeln einen Plan aus mit dem sie Fanny doch überzeugen wollen etwa mit Roderick durchzubrennen. Grunge und Haggard geben sich als die Straßenräuber One-eyed-Will und The Hook aus, damit sie Fanny und ihre Tante Lady Tarlet überfallen können, wobei Roderick natürlich als ihr Retter auftreten soll. Dummerweise kommen die beiden echten Straßenräuber ebenfalls im Dorfgasthaus an und die Lage wird nicht nur für Roderick höchst brenzlig, der natürlich die echten Räuber und seinen Vater verwechselt...
Haggard und sein Sohn, frustriert über ihre Fehlschläge, besaufen sich bis zur Besinnungslosigkeit im Dorfwirtshaus. Doch sie sind nicht die einzigen Gäste. Da ist auch ein Mann, der eben aus den Niederlanden angekommen sein soll und angeblich eine tödliche Seuche hat. Ein zwielichtiger Geistlicher ist auch Zeuge vom Tod des Infizierten und so sitzen Haggard, sein Sohn, der Wirt und der Geistliche in der Kneipe fest, denn der Constable will ihn nicht rauslassen. Werden sie dem Tod nochmal von der Schippe springen?

Die Serie macht meines Erachtens, wenn man englischen Humor, der auch mal unter die Gürtellinie geht, mag so richtig Spaß. Es gibt auch einige mehr an Action als in der ähnlich diffus mit dem 18.Jh. umgehenden Blackadder-Staffel. Jede Folge hat ein eigenes Thema und ist mit unter 30 Minuten ungemein kurzweilig. Die Kostüme sind so lala. Was aber richtig Spaß macht sind die tollen Waffen (Pistolen, Cutlass, Degen), die m.E. exzellent aussehen. Und dann die Bauten, wobei man überwiegend Innenräume sieht, die aber wirklich liebevoll gestaltet sind. Was auch richtig Spaß macht sind die hervorragenden Schauspieler, welche durchaus Nuancen spielen können von doof bis gewieft. Die Serie gibt's momentan auf YT.

Darsteller *****
Bilder ****
Story *****
Fechtszenen ***
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Maréchal Davout am 28. September 2022 - 15:27:38
Wie schön- da hast du ja mal was recht gutes anscheinend gefunden - da werde ich nun auch mal reinschauen!
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 29. September 2022 - 11:02:07
Wie schön- da hast du ja mal was recht gutes anscheinend gefunden - da werde ich nun auch mal reinschauen!
Vielen Dank für Dein Feedback. Bin mal auf Deine Meinung gespannt. Ist natürlich alles Geschmackssache und Peinlichkeit tut manchem regelrecht weh.   ;)
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Maréchal Davout am 02. Oktober 2022 - 11:23:41
Habe nun den Erzählstrang soweit von dir beschrieben gesehen und fand es sehr unterhaltsam und kurzweilig  ;D
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 04. Oktober 2022 - 14:10:47
Habe nun den Erzählstrang soweit von dir beschrieben gesehen und fand es sehr unterhaltsam und kurzweilig 
Freut mich sehr, dass es Dir gefällt.

Ich schaue heute Abend mal die letzte Folge der ersten Staffel und schreibe darüber noch ein bisschen. Schade, dass man bislang keine Redcoats sieht. Die Handlung dürfte ja in den 1780ern spielen. Fox wird als Politiker mal erwähnt.
Titel: Haggard Ep. 5-7
Beitrag von: Pappenheimer am 05. Oktober 2022 - 11:41:38
"Haggard" - "The great lover" + "Strategem" + "Affair of Honour"
UK 1990
Regie: Vernon Lawrence
Darsteller: Keith Barron, Reece Dinsdale, Sam Kelly, William Simons, Sara Crowe, Michael Jayston, Christopher Benjamin, Sarah Badel

Handlung: Nachdem die bisherigen Versuche Fanny in den Ehehafen zu entführen gescheitert sind, versuchen es nun die beiden Haggards über Fannys Tante. Squire Haggard gibt sich als ein Autor eines anonym erschienenen Pornoromans aus um Lady Tarlet zu verführen. Doch haben die beiden Haggards ihre Rechnung ohne Lord Tarlet gemacht, der nicht nur überall seine Spione hat sondern auch in Persona dem alten Haggard auf die Schliche kommt...
Das Leben in London ist zu kostspielig für die Haggards und sie versuchen nun auf vielerlei Art an Geld zu kommen. Schließlich gewinnen auch Haggard und sein Sohn beim Whistspiel beinahe ein Vermögen bis ihr Betrug ruchbar wird. Lord Sandwich wird zwar beinahe übertölpelt bis sich Roderick einmal wieder verplappert.
Nach all den Geldnöten gelingt es Haggard wieder auf das heimatliche Gut zu gelangen. Doch auch dort holt ihn seine Vergangenheit in Person von Sir Joshua ein, der endlich sein Duell mit Haggard haben will. Colonel Barrington stellt sich mit der Herausforderung von Sir Joshua ein. Roderick macht auch alle von Haggards Ausflüchten zunichte. So muss sich Haggard endlich an einem nebeligen Morgen mit Pistolen seinem Gegner stellen. Doch alles kommt anders, als es Sir Joshua, der gefährliche Schütze, es sich erwartet hätte.

Diese drei Folgen beziehen ihren Reiz wiederum daraus, dass typische Themen des 18.Jh. humorvoll behandelt werden. Man merkt, dass die Macher einfach Ahnung von den Themen hatten. Die Buchhandlung am Anfang der ersten Folge sah super aus und der Schlagabtausch zwischen Lord Chesterfield und Haggard war einfach göttlich. Dasselbe trifft auch auf die Whistrunde zu und wie die anderen Anwesenden dem Spiel beiwohnten. Das Duell war zwar eine Farce. Aber ich fand die Uniform des Colonels und dass an viele Details wie die Sekundanten und den Wundarzt gedacht wurde, einfach richtig gut.
Es macht einfach Spaß den gut gelaunten Schauspielern zuzusehen. Christopher Benjamin als Lord Tarlet ist natürlich ein beeindruckender Cameoauftritt in der Serie. Für mich als Fan des 18.Jh. eine der besten Serien, die in der Zeit spielen.

Darsteller *****
Bilder *****
Story *****
Fechtszenen (nicht vorhanden)
Titel: Haggard S2 Ep. 1-3
Beitrag von: Pappenheimer am 09. November 2022 - 14:04:04
"Haggard" - "The Claimant" + "Beau Haggard" + "Mad Jack"
UK 1992
Regie: Vernon Laurence
Darsteller: Keith Barron, Reece Dinsdale, Sam Kelly, Colin Jeavons, Julia Hills, James Saxon, Sherrie Hewson, William Simons

Handlung: Nach der Niederlage durch die Heirat mit Fanny an Geld zu kommen, erscheint plötzlich ein Hoffnungsschimmer am öden Horizont der beiden Haggards. Sie erfahren davon, dass fast alle Haggards in kurzer Zeit auf wunderliche Weise verstorben sind. Da nun auch einer der letzten Haggards von Wilden aufgefressen worden sein soll, machen sie sich auf den Weg zum alten Pelham Haggard, der die Witwe des hingeschlachteten Harold Haggard heiraten will. Doch wie entsetzt sind Roderick und sein Vater als sie feststellen wie fit auf einmal der Alte ist, der selbst beim gefürchteten Haggard-Reel gestandene Männer von der Tanzfläche wirft. Nur der schlitzohrige Grunge schafft es mit der Zeit eine tödliche Intrige des mit Verachtung gestraften Advokaten Uriah Haggard zu durchschauen. Aber weder sein Herr noch Roderick wollen ihm ein Ohr schenken. Kein Wunder macht sich doch Roderick an Pelhams Verlobte heran, die ihn schonmal für ihren Verblichenen gehalten hat...
Nach dieser düsteren Episode erleben wir den mal wieder völlig ruinierten Haggard wie er mit seinem alten Gegner Mad Jack spielt. Nachdem dieser jede Wette und jedes Spiel verloren hat, gelingt es Haggard aber Mad Jack zu überlisten, der sich darauf ins Jenseits befördert nicht ohne Haggards einzigen Besitz von Wert mit sich zu nehmen. Anschließend bemühen sich Grunge, Haggard und Roderick auf jede erdenkliche Weise wieder an das verlorene Stück zu kommen. Aber sie haben ihre Rechnung nicht mit Mad Jacks Witwe und dessen Geist gemacht...
Haggard hat bislang nur Hohn und Spott über sich ergehen lassen und das endet nicht, als eine reiche Dame im örtlichen Wirtshaus eintrifft, der sich natürlich trotz ihres fortgeschrittenen Alters Roderick an den Hals wirft. Doch diesmal scheint sich das Blatt zu wenden. Denn Haggard genießt offenbar die Gunst des Prince of Wales, der auch in dem Gasthof absteigt und nun müssen zum ersten Mal seit Langem alle einschließlich dem schroffen Wirt Haggard hofieren, wenn sie beispielsweise an die Tafel des Prince of Wales zugelassen werden wollen. Wenn da nicht Grunge wäre, der mit seinem Hass auf das ausbeuterische System und insbesondere den Prinzen alles zunichte zu machen droht!

Auch die zweite Haggard-Staffel kommt mit respektlosem, aber manchmal auch feinsinnigem englischen Humor daher. Diesmal geht es um das Thema Erbschleicherei, die typisch englische Liebe zu Wetten und den Prince of Wales, der ja tatsächlich in dieser Zeit eine umstrittene Figur war. Mir macht der gut gespielte Blödsinn einfach einen höllischen Spaß. Es wird nie langweilig, aber man muss sich eben auch ein bisschen für die Zeit interessieren um die Serie zu genießen.

Darsteller *****
Bilder *****
Story *****
Fechtszenen (nicht vorhanden)
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: D.J. am 10. November 2022 - 06:37:40
Britischer Humor, keine Fechtszenen ... gruslich!
;)
Titel: "The three musketeers" (1948)
Beitrag von: Pappenheimer am 10. Dezember 2022 - 21:51:57
Ich habe jetzt mal den Klassiker von 48 auf Englisch gesehen. Tut mir leid, falls durch meine mangelhaften Englischkenntnisse bei mir etwas falsch gelaufen ist in der Wahrnehmung.

"The three musketeers"
USA 1948
Regie: George Sidney
Darsteller: Lana Turner, Gene Kelly, June Allyson, Van Heflin, Angela Lansbury, Vincent Price, Frank Morgan

Handlung: Der Film beginnt recht akkurat wie im Roman mit der Diamantengeschichte. Anders als im Roman ist Constance Bonancieux nicht die Frau von d'Artagnans Vermieter, sondern sein Patenkind, wodurch es unproblematisch ist, dass der Held sie heiratet, nachdem die Leute der Königin sie nach ihrer Entführung wiedergefunden haben. Dann bricht ein (in der Form unhistorischer) Krieg mit England aus. Richelieu will den König in seine Hand bringen, wobei ihm die drei Musketiere in die Quere kommen, die bei der Gelegenheit seinen Plan Buckingham durch Lady de Winter ermorden zu lassen auf die Spur kommen. Planchet durchkreuzt den Plan der Lady, die ihn zwar fast verleumden kann, dann aber von Constance (die aus irgendeinem Grund in England ist) überführt wird. Constance (m.E. eine einmalige Idee) fungiert als Miladys Kerkermeisterin, lässt sich dann aber von ihr überzeugen und ermorden. Milady schafft es dann auch noch selber Buckingham zu ermorden und aus England zu entkommen und lässt sich den ehemaligen Besitz von Athos durch Richerlieu schenken (wie er auch immer darüber verfügen soll). Daher ist es auch nicht schwer für die 4 Freunde die Lady dort zu finden und sich an ihr zu rächen. Die Häscher des Kardinals vermögen erst nach einigen Anstrengungen und hohen Verlusten die vier zu verhaften. Tréville versucht durch seine Fürsprache beim König sie zu rettten ...

Der Film ist auf seine irgendwie herrlich naive Art bezaubernd. Da machen sogar Anachronismen Freude wie wenn Constance eine moderne Petroliumlampe (Typ Westernfilm) anzündet oder das berühmte Duell in einem modernen Garten stattfindet. Erstaunlicherweise haben die Musketiere sogar manchmal Musketen und keiner der 4 Diener wurde gestrichen. Trotz der Laufzeit von unter 3 Stunden wurde die gesamte Handlung bis Miladys Hinrichtung versucht in der Handlung einzubauen. Freilich führt das zu dem doch etwas arg hanebüchenen Ende mit der unerklärten Flucht aus England. Der Versuch die Musketiere danach zu verhaften spielt in der Form im Roman keine Rolle und kommt wohl daher am Ende nochmal einige Actionsequenzen rein zu bringen und die finale Stimmung des Films nicht zu traurig zu gestalten. Verloren gegangen ist nur eine Charakterzeichnung von Porthos und Aramis und ein etwas plausibleres Bild des Kardinals.
Besonders überraschte mich der Cast. Nicht, weil es alles damals Topstars waren. Sondern weil die Rolle von D'Artagnan mit Gene Kelly mit einem ganz offensichtlich viel zu alten Schauspieler besetzt wurde, der entgegen aller anderen Darstellungen in den Filmen sogar älter als die Königin Anne ist (die erst 23-jährige Angela Lansbury). Ungewöhnlich auch die Besetzung des Königs mit einem Opa (Louis XIII wäre zur Handlungszeit Mitte 20 - keine etwa 60!). Richelieu geht auch offen feindselig mit dem König um indem er ihn praktisch vor dem ganzen Hof als unfähig bezeichnet, was in frühen Filmen ebenfalls noch nicht so vorkam; ebenso wie sein angebliches Vorhaben die Macht zu ergreifen.
Die herrlichen (Papp-)Bauten und die Reit- und (Theater-)Fechtszenen in altem Stil (wie in den 1920ern) machten mir aber Spaß und man bemerkte auch die Freude der Schauspieler; auch wenn der originäre Humor der Vorlage komplett verloren geht. Ein Klassiker, den man sich auch wegen dem farbenprächtigen und sehr theatresken Kostümbild (einmal sieht Milady aus als hätte sie nen Kopfschmuck von nem Zirkuspferd auf dem Kopf  ;D  - ein Highlight natürlich auch Milady mit Victoryrolls und die Betonfrisuren denen selbst ein scharfer Ritt nix anhaben kann) und vielem mehr noch heute anschauen kann.

Darsteller ****
Bilder ****
Story ***
Fechtszenen ****
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Sigur am 13. Dezember 2022 - 13:26:48
@Pappenheimer: Ich geh davon aus, dass du den Alatristefilm von zweitausendirgendwas kennst. Bist du mit der neueren Alatriste-Fernsehserie ("Mit Dolch und Degen" von 2014 glaub ich) vertraut? Die macht mir großen Spaß und könnte gut in deine Kategorisierung von Mantel- und Degenfilm passen, wie du sie im Eingangspost dargelegt hast. Abgesehen davon, dass alle Mäntel tragen und ständig fechten. :D Aber die Serie ist sagenhaft viel bunter, klassisch-heroischer und humorvoller angelegt als der Viggo Mortensen Film. Zwar lässt sie im letzten Drittel nach, aber ich glaub wenn man Mantel- und Degenfilme mag und gerade wenn man bisschen mit dem ganzen Drumherum von 1622 vertraut ist macht die Serie Spaß. Vor allem wegen der hübschen Ausstattung (es wurde glaub ich in Prag gedreht, was in Spanien zu großer Verstimmung geführt hat) und der farbenfrohen Charaktere.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 14. Dezember 2022 - 15:39:04
@Pappenheimer: Ich geh davon aus, dass du den Alatristefilm von zweitausendirgendwas kennst. Bist du mit der neueren Alatriste-Fernsehserie ("Mit Dolch und Degen" von 2014 glaub ich) vertraut?
Den Kinofilm habe ich 1-2 mal gesehen. Für weniger anspruchsvolle Gemüter in der 17.Jh.-Szene hat das auch einen gewissen Kutlfaktor.

Bei der Serie habe ich nur ein oder zwei Episoden geschafft. Ja, es ist bunter und nicht so sehr mit dem Lederlook und Regen drüber. Es sah halt nach meinem Dafürhalten wenig ambientig aus - die Straßen als hätte man nur ein bisschen Staub auf eine moderne Straße gestreut. Die Dialoge habe ich als recht hölzern in Erinnerung. Aber das mag an der Synchronfassung von Arte liegen, die sich mit der Sychronisation selten Mühe geben. Bei der Handlung muss man halt mit dem absurden Zusammentreffen von Zufällen klar kommen. Da wirkt die Romanreihe, zumindest von den Eindrücken der Serie her, sehr an Alexandre Dumas orientiert, auch wenn da die Musketiere immerhin Adlige sind. Mit viel Alkohol würde ich es mir aber nicht entgehen lassen.  ;) 8)
Wenn ich es hinkriege, gibt's auf jeden Fall eine Rezension und vielen Dank für den Hinweis!
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Sigur am 15. Dezember 2022 - 01:42:18
@Pappenheimer: Ich geh davon aus, dass du den Alatristefilm von zweitausendirgendwas kennst. Bist du mit der neueren Alatriste-Fernsehserie ("Mit Dolch und Degen" von 2014 glaub ich) vertraut?
Den Kinofilm habe ich 1-2 mal gesehen. Für weniger anspruchsvolle Gemüter in der 17.Jh.-Szene hat das auch einen gewissen Kutlfaktor.

Ich nehme mal an, dass die allermeisten den Film vor allem wegen der einen (sehr eindrucksvollen) Schlachtszene bei Rocroi kennen. Ich hab den Film auf DVD gekauft, damals einmal angesehen, und für finster, trostlos und etwas zusammenhangslos befunden. Letztens sah ich den (mit etwas mehr Wissen) nochmal teilweise im Fernsehen, und da hatter mir besser gefallen.

Die Serie ist auch mehr guilty pleasure, würd ich sagen. :D Ich persönlich mags ja sehr gern, wenn in einer Übersetzung Worte und Redewendungen auftauchen, die im Normal-Synchrodeutsch nicht vorkommen (in der Alatristeserie sagt die Tavernendame "wie der Herr, so's G'scher", was von einer Deutschynchrodamenstimme aufgesagt sehr lustig wirkt). Aber ja, die Übersetzung ist nicht so der Wahnsinn. Hat alles eher so einen günstigen TV-Charme, aber zumindest ist eben nicht alles in Zentimeterdickes Leder gerüstet, es ist nicht alles blaugrau, finster und todernst-brutal. Der Alatriste ist kein Guter, aber der Beste, die Bösen sind böse, alle schön zurechtgemacht. Reicht mir. Hab ich auf DVD gekauft und auch einmal angeschaut. Danach hab ich mich sogar in den ersten Roman reingelesen. Interessant geschrieben, das Ganze.

Weniger Mantel&Degen, aber toll gespielt: Ich hab letztens die Wallenstein-Miniserie von 1978 gesehen, die gibts auf Youtube. Bestimmt sterbenslangweilig, wenn man sich nicht für das Thema interessiert, aber mir hats gefallen. Wenn man gerne Männern zusieht wie sie in authentischen und evtl sogar originalen Kammern stehen und einander in sehr klarem Bühnendeutsch gekonnt vortragen wieso sie einander garnicht, aber Gott sehr gern mögen ist das genau das Richtige. :D
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 02. März 2023 - 13:15:27
Weniger Mantel&Degen, aber toll gespielt: Ich hab letztens die Wallenstein-Miniserie von 1978 gesehen, die gibts auf Youtube. Bestimmt sterbenslangweilig, wenn man sich nicht für das Thema interessiert, aber mir hats gefallen. Wenn man gerne Männern zusieht wie sie in authentischen und evtl sogar originalen Kammern stehen und einander in sehr klarem Bühnendeutsch gekonnt vortragen wieso sie einander garnicht, aber Gott sehr gern mögen ist das genau das Richtige.
Ich habe die Serie auf DVD. Ich hab sie auch schon ein paar Mal angeschaut. Es ist faszinierend wie versucht wurde doch das Ganze als "echte" Serie zu probieren - nicht als Bühnenstück. Aber das musste dann eben praktisch ohne Komparsen auskommen. Man sieht keine großen Stadtszenen oder Schlachten. Es ist natürlich etwas ulkig etwas über Wallenstein zu drehen und ihn nie als Taktiker an der Dessauer Brücke oder bei Nürnberg zu sehen. Die Serie ist ja eher ein Psychogramm, welches die Seele oder das Wesen von Wallenstein und vielleicht auch von Ferdinand II. porträtieren will. Dass sie so stark daher kommt, ist ja auch eher Zufall. Die deutschen Fernsehproduktionen aus der Zeit haben normalerweise nie so eine tolle Ausstattung gehabt. Aber man kam über irgendeinen Verleih an all die schönen Kostüme und dann hat man sich sogar mit Bärten usw. bemüht ein stimmiges Ganzes zu bilden. Dabei war der Dreh natürlich auch mit dem Handicap belastet, dass man bis auf Wien nicht an originalen Handlungsorten drehen konnte, weil damals noch feindliches Ausland. So kommt Böhmen ja nur dem Namen nach vor und man sieht auch nicht den Schweriner See als Wallenstein Herzog von Mecklenburg wird. Andererseits kann man sagen: Gott sei Dank wurde das damals gedreht! Heute hätte man viel durch hanebüchene Übertreibung (siehe "Maria Theresia"-Serie) und furchtbares CGI-Massaker verdorben, da beides halt einfach im Trend liegt. So ein ruhiges Fernsehspiel mit Niveau aus den 2010enern kenne ich garnicht.

Deutlich besser als "Alatriste" hat mir neulich "Der Letzte fährt zur Hölle" gefallen. Habe ich auf Amazon gefunden. Ein kleiner Film aus den 1980ern aus der Tschechoslowakei.
Titel: Die drei Musketiere - D'Artagnan (2023)
Beitrag von: Pappenheimer am 20. April 2023 - 13:47:13
Passend hier zum Thread weise ich auf den neuen Streifen hin, der wohl bald wieder aus den Kinos rausfliegt: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2023/04/les-trois-mousquetaires-dartagnan-2023.html

Darsteller ***
Bilder **
Story **
Fechtszenen *
Titel: "Crossed Swords" (1977)
Beitrag von: Pappenheimer am 08. November 2023 - 00:09:08
Der Filmtitel klingt nach einem Mantel- und Degenfilm und ein wenig versucht Fleischer auch aus der Story dergleichen zu machen.

"Crossed Swords" (Der Prinz und der Bettelknabe)
UK 1977
Regie: Richard Fleischer
Darsteller: Mark Lester, Oliver Reed, Charlton Heston, Raquel Welch, Felicity Dean, Ernest Borgnine

Handlung: Der etwas unbeholfene Dieb Tom gelangt zufällig in den Palast, wo er auf Prince Edward trifft. Der Prince of Wales will sich für einen Maskenball als Tom den Bettler/Dieb verkleiden. Dadurch werden beide verwechselt und der echte Prince des Palastes verwiesen, wo er sich der grausamen Realität gegenüber sieht indem er in die Hände von Toms brutalem Vater gerät. Der Halunke flieht mit ihm im Schlepptau zu Ruffler, einer Art König der Verstoßenen, nachdem er scheinbar den verabschiedeten Offizier Miles Hendon scheinbar getötet hat. Hier gelingt es dem armen wahren Königssohn seinen Feind loszuwerden. Er gelangt mit Hendon auf dessen Anwesen, wo Hendon allerdings von seinem Bruder verleumdet wird um Gut und Frau zu behaupten. Erst im Unglück beginnt Miles seinem jungen Freund die Geschichte von der Verwechslung zu glauben und beschließt ihm auf den Thron zu helfen, da Henry VIII unterdessen gestorben ist ...

Der Stoff wurde schon mehrfach verfilmt. Hier wird Edward 16 gemacht um zum während der Entwicklung des Filmprojekts gealterten Mark Lester zu passen. Leider wirkt nur Lester weder als Prince noch als Tom irgendwie glaubwürdig, sondern einfach unbeholfen. Der Film lebt ganz von der überragenden Ausstrahlung der großen Schauspieler Oliver Reed und Ernest Borgnine, denen die Rollen als trinkenden und fluchenden und ebenso glücklosen Offizier wie der des aufbrausenden Vaters auf den Leib geschneidert wirken. Der Rest des Films scheint etwas unmotiviert und man würde sich herzerwärmende Momente oder Liebe wünschen. Die Kampfszenen sind eher spärlich, wenn auch da Reed nichts schuldig bleibt. Charlton Heston kam mir als fetter König unglaubwürdig vor, da man sich keine besondere Mühe machte sein Erscheinungsbild an den alten, aufgedunsenen Henry VIII anzupassen. Die Kostüme sehen etwas antiquiert aus. Aber der Aufwand ist beachtlich. Die teilweise beachtlichen schauspielerischen Leistungen hätten ein inspirierteres Drehbuch verdient. Requel Welch als Sexsymbol zu positionieren schien mir etwas ungelungen. Dennoch ein netter Nachmittagsfilm.

Darsteller ***
Bilder ***
Story **
Fechtszenen ***
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Smilla am 08. November 2023 - 07:41:58
Was für ein schöner Thread!!  :-*
Den muss ich mir heut Abend mit meinem Mann mal in Ruhe ansehen!

Mittlerweile schauen wir NIX mehr, was nach 2019 produziert wurde, am liebsten nur Sachen vor 2000.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 08. November 2023 - 12:30:00
Was für ein schöner Thread!!  :-*
Den muss ich mir heut Abend mit meinem Mann mal in Ruhe ansehen!

Mittlerweile schauen wir NIX mehr, was nach 2019 produziert wurde, am liebsten nur Sachen vor 2000.
Freut mich total, dass es Dir gefällt.

Mir fällt auch offengestanden kein guter Vertreter des Genres der letzten Jahre ein.
Titel: Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
Beitrag von: Pappenheimer am 09. November 2023 - 15:36:38
Es wird halt nur noch "politisch korrekter" Murks produziert, ist leider so.

Passt jetzt nicht hier rein - aber wenn man zB. Star Trek nimmt - die neuen Sachen sind doch einfach... mir fällt da gar kein Wort für ein....

Von Cyrano wurde uns die Tage bei Amazon Prime übrigens eine Neuverfilmung angeboten. Wir haben nach ein paar Minuten ausgemacht, weil es sich wohl um eine Art Musical handelte.
Ich weiß nicht. Das scheint mir bei den Mantel- und Degenfilmen der letzten Jahre garnicht das Problem. Es wird halt immer eine Schippe drauf gelegt hinsichtlich Absurditäten wie Milady de Winter als Hexe, als Kampfkunstexpertin oder sonst ein Unfug. Die Charakterzeichnung leidet offensichtlich darunter. Lester und Tavernier mit ihren klassischen Mantel- und Degenfilmen haben ja auch modernisiert und z.B. D'Artagnan etwas karikiert. Aber das ging halt nicht soweit, dass der Stoff nicht mehr erkennbar war. Ich denke, dass es auch garnicht an den Darstellern liegt. Prinzipiell hätte Vincent Cassel z.B. einen prima alten D'Artagnan spielen dürfen. Aber in der Konstelation ergibt es halt null Sinn. In einigen modernen Verfilmungen haben wir die Grundkonstelation der starken, schneidigen Fechter ja immernoch vorhanden. Da gab es ja in der großen Zeit des Genres schon fechtenden Superfrauen wie Maureen O'Hara. Das wäre keine mega neue Erfindung gewesen.

Den "Cyrano", den Du meinst, habe ich auch im Kino gemieden. Hat halt nix mit dem Theaterstück, dem Dichter oder der klassischen Verfilmung der 90er zu tun - nichtmal die Handlungszeit stimmt. Ist aber auch tatsächlich nie der Ansatz gewesen wie es scheint.

Ich glaube, der "modernste" von mir hier gelobte Film des Genres war "St. Yves" von immerhin 1998!