Sweetwater Forum

Allgemeines => Bücher, Filme, Publikationen => Thema gestartet von: Poliorketes am 22. Dezember 2018 - 21:49:37

Titel: Go West! at the Movies
Beitrag von: Poliorketes am 22. Dezember 2018 - 21:49:37
Für alle, die jetzt einen Beitrag über Groucho, Harpo, Beppo & Chico erwarten - reingefallen!
Ich gehöre zu den Leuten, die alte Filme lieben, und eines meiner Lieblingsgenres ist und bleibt der Western. Allerdings bin ich ein recht spezieller Cineast, etwas Qualität sollte schon vorhanden sein, eine anständige Story und ansprechende Darsteller sind mir wichtiger als Krachbumm-Effekte Marke Bruckheimer & Jackson (ich finde z.B. den Herrn der Ringe ziemlich vermurkst, dabei liebe ich das Buch).

Dementsprechend bin ich auch bei Western ein Genießer, und Klassiker wie Rio Bravo, Der schwarze Falke, Ringo, Weites Land, Die glorreichen Sieben (das Original, nicht der Unsinn vom letzten Jahr) und die James Steward / Anthony
mann-Reihe habe ich jeweils mindestens ein Dutzend Mal gesehen, wenn nicht mehr. Ihr merkt, wie ich ticke.

Nachdem im TV kaum noch gute Western laufen (meist nur Italo-C-Ware oder immer die gleichen Filme, die ich eh schon habe) gibt es inzwischen ein doch ganz ansehnliches Angebot auf DVD. Insbesondere Koch Media hat da ein echt gutes Angebot aufgebaut. So bin ich inzwischen an lange nicht gesehene Perlen wie  Der letzte Wagen oder Destry reitet wieder gekommen. Jetzt habe ich mir bei Amazon die Box Meilensteine des US-Westerns - Die 50er Jahre gekauft. Von der Aufmachung hielt ich sie füe eine Koch-Ausgabe (falsch gedacht), die Titel sagten mir zwar wenig bis nichts, aber die Besetzung war durchgehend interessant- Joel McCrea, Forrest Tucker, Sterling Hayden, Alan Ladd uvm. Natürlich habe ich bei 15,99€ für 20 Filme auf 10 DVDs nicht wirkliche Meilensteine erwartet, aber ich habe es mir mit der Western-Bibel Das Western-Lexikon von Joe Hembus bewaffnet  im Sessel bequem gemacht, meist mit Katze auf dem Schoß, und arbeite mich Abend für Abend durch die Filme.

Und Euch lasse ich jetzt daran teilhaben. Ich werde in diesem Thread zukünftig immer wieder mal Western besprechen, und dabei bleibe ich sicwher nicht bei der B-Ware. Viel Spaß!
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Poliorketes am 22. Dezember 2018 - 22:29:14
Blutiger Staub / The Outriders
USA 1950, Farbe
Regie: Roy Rowland (Wer???)
Darsteller: Joel McCrea, Arlene Dahl, Barry Sullivan, Ramon Novarro

Joel McCrea ist einer der meistbeschäftigten Westernstars der 50er Jahre, allerdings oft in B-Western. Seine bekanntesten Rollen hatte er aber zunächst in Nicht-Western wie Sullivans Reisen (den ich leider nie gesehen habe) oder Hitchcocks Foreign Correspondent. Zu einem der wichtigsten Western-Darsteller wurde er durch Filme wie Union Pacific, Colorado Territory / Vogelfrei (einer tollen Western-Adaption von Bogarts Entscheidung in der Sierra mit einer umwerfenden Virginia Mayo) und natürlich Sacramento.

Outriders entstand kurz nach Vogelfrei und hatte ein Budget von 1,6 Mio USD (laut IMDB). Zum Vergleich - König Salomons Diamanten aus dem gleichen Jahr hatte ein Budget von 2,2 Mio USD. Man kann also nicht von einem B-Western sprechen.

Die Handlung: 3 konföderierte Kriegsgefangene (McCrea, Sullivan) brechen aus und geraten an eine Abteilung von Quantrills Freischärlern. Diese zwingen sie dazu, für sie einen Treck aus Santa Fé in eine Falle zu locken, angeblich um 1 Mio in Gold für die Konföderation zu erbeuten. Der Treck hat natürlich eine schöne Frau (Arlene Dahl aus Die Reise zum Mittelpunkt der Erde), um die sich Joel McCrea und sein bester Kumpel Sullivan in die Haare kriegen. Kurz bevor die Falle zuschnappt, ist der krieg aus, aber Sullivan und die Freischärler wollen das Gold ohnehin für sich behalten. Es kommt zum Showdown, McCrea verteidigt das Gold und kriegt die Frau.

Ja, was soll ich sagen? Die Darsteller machen einen ordentlichen Job, McCrea gibt einen üverzeugenden Treckführer, Arlene Dahl ist eine Augenweide (mehr war in Western für die weibliche Hauptrolle damals selten drin)...
Aber die Story... die Geschichte ist total an den Haaren herbeigezogen. Weniger die Idee, als Treckführer under Cover für den Feind zu arbeiten.
Aber wie bescheuert ist es denn, 3 Fremde unter Todesdrohung in den Dienst zu pressen, um sie dann gleich alleine so ein Ding drehen zu lassen? Kein Wunder, daß die Konföderation verloren hat. Aber halt! Der Ehrenmann McCrea macht bei dem geplanten Massaker an den Treckleuten sofort mit. Er versucht deswegen zwar, erst gar keine Nähe zu den potentiellen Opfern aufzubauen, aber ein Blick von Mrs. Dahl genügt, und er ist gut Freund mit allen. Will sie aber trotzdem über die Klinge springen lassen, bis das Kriegsende ihn umdenken läßt. Natürlich findet jeder im Treck, daß er sich vollkommen korrekt verhalten hat, und sein gewaltsamer Ausbruch ist auch vergessen.

Bemerkenswert ist eine Flußüberquerung per Floß bei Hochwasser, aber leider zeigt sich hier besonders der fehlende Sinn für Dramaturgie beim Regisseur.

Darsteller: ***
Bilder: ***
Story: *

Zur Bewertung: Ich bin da recht hart. Ein Stern ist Mist, 5 Sterne sind Legende
Was schreibt Joe Hembus? Er faßt die Story in einem Satz zusammen und gibt keinen Stern (von maximal 4, die er genau einmal vergibt - für Der schwarze Falke
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Poliorketes am 22. Dezember 2018 - 23:33:32
Die letzten von Fort Gamble / Ambush
USA 1950, s/w
Regie: Sam Wood
Darsteller: Robert Taylor, Arlene Dahl, John McIntyre

Sam Wood ist bekannt als Regisseur einiger der besten Marx Brothers-Filme und natürlich für Wem die Stunde schlägt. Und Robert Taylor ist natürlich der Darsteller von Marcus Vinicius, Ivanhoe und Lancelot. Angefangen hat er in den 30ern mit Dandyrollen, zum Westernstar ist er erst zum Ende seiner Karriere geworden, aber obwohl viele seiner Western eher B-Pictures waren, hast er eine ganze Reihe hervorragender Klassiker abgeliefert: Fluch des Blutes / Devil Doorway ist einer der besten und ersten Filme, die sich positiv mit den Indianern auseinandersetzen, Ein Mann liebt gefährlich ist eine köstliche Lederstrumpf-Parodie, Karawane der Frauen, Verwegene Gegner, Der Schatz des Gehenkten und der epische Klassiker Die letzte Jagd. Taylor spielt in seinen Western selten strahlende Helden, eher stehen seine Figuren zwischen Gut und Böse. Dabei bleibt er meißt ritterlich und immer Herr der Lage. Fast schon Stereotyp ist sein schwarzes Outfit mit dem Colt links an der Hüfte.

Die Handlung: Robert Taylor war Armeescout, der zurückgeholt wird, weil eine Apachenbande unter Diabolito (dargestellt von Geronimos Enkel Charles Stevens) Die Gegend unsicher macht. Taylor macht im Fort gleich klar, daß er viel mehr Ahnung von den Apachen hat als der stellvertretende Kommandant, und daß dessen Braut (Arlene Dahl, wieder sehr dekorativ) viel eher zu ihm paßt. Ein Leutnant der Truppe macht der mißhandelten Frau eines Soldaten den Hof, worauf dieser im Suff den Kommandanten angreift und verletzt. Der Stellvertreter will Robert Taylor zeigen, daß er mehr drauf hat und bei der Gelegenheit die von den Apachen entführte Schwester von Mrs. Dahl retten. Taylor hält das für sinnlos, aber durch seinen Einsatz werden die Apachen geschlagen, er selbst rettet das Mädchen (das zum Glück noch unberührt geblieben ist!). Der neue Kommandant setzt Diabolito nach und gerät in eine Falle, bei der sich Apachen und Blauröcke gegenseitig umbringen. Nur Diabolito lebt noch, aber Robert Taylor ändert das schnell. Arlene Dahl ist über den Tod ihres Bräutigams genau so lange betrübt, bis der schöne Robert sie in den Armen hält.

Dies vorweg -  ein Western mit Robert Taylor hat von vornherein schon einen Pluspunkt. Leider ist das auch schon fast alles, was sich Positives sagen läßt. Der Film ist nicht wirklich schlecht, aber die übrigen Darsteller sind teilweise richtig schlecht, und die Handlung ist auch recht stereotyp - vor allem die Indianer kommen nicht gut weg, sehen aber wenigstens einigermaßen authentisch aus. Richtig gut ist die Szenerie, eine Felslandschaft mit glatten Steilwänden und Felsnadeln, die sich vor dem Monument Valley nicht verstecken braucht und in Schwarzweiß sehr gut rauskommt.

Darsteller ** (Taylor ausgenommen)
Bilder ****
Story **

Joe Hembus gibt einen Stern und immerhin eine kurze Kritik.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Poliorketes am 23. Dezember 2018 - 00:19:20
Am Marterpfahl der Sioux / Warpath
USA 1951, Farbe
Regie: Byron Haskin
Darsteller: Edmond O‘Brian, Forrest Tucker, Polly Bergen, Harry Carey jr., Paul Fix

Byron Haskin hat als Regisseur mit Kampf der Welten einen SF-Klassiker gedreht, aber seine besten und Oscar-nominierte Arbeiten hat er als SFx-Mann in Errol Flynn-Abenteuerfilmen abgeliefert.
Oscar-Preisträger Edmond O‘Brian ist in Klassikern wie Der Glöckner von Notre Dame, Maschinenpistolen, Der Mann, der Liberty Valance erschoß und The Wild Bunch (der alte Sykes) aufgetreten, Warpath ist allerdings keines seiner Glanzlichter. Harry Carey jr. ist natürlich der ewige Grünschnabel in den John Wayne Western.

Die Handlung: O‘Brian jagt. Die Mörder seiner Verlobten. Einen erschießt er, von den anderen kennt er nur den Namen und Beruf - sie sind bei der Kavallerie. Er läßt sich anwerben und legt sich ziemlich schnell mit seinem Sergeanten Forrest Tucker an, und überraschenderweise sind beide hinter dem selben Mädchen her. Das Tucker und der Vater des Mädchens die Gesuchten sind überrasch dann nur O`Brian. Die Kavallerie nimmt unter Führung von Carey jr. am Siouxfeldzug von 1878 teil. Die Truppe verteidigt sich zunächst erfolgreich auf einer Flußinsel gegen eine Übermacht - eine klare Reminiszenz an den Kampf um Beechers Island 1868. Dann geraten O`Brian, das Mädchen, ihr Vater und Tucker in die Hände der sioux, die aus ihnen den Standort von General Custers 7. Kavallerie herausfoltern wollen. Tucker opfert sich, um den anderen die Flucht zu ermöglichen. O‘Brian verzeiht dem mörderischen Schwiegervater, denn natürlich kriegt er das Mädchen. Custer können sie dann aber doch nicht retten.

Ein grottenschlechter Film. Harry Carey jr. und Forrest Tucker könnenberzeugen, aber die Story und die miserable Regie sind nicht zu retten. Warum ein junges Mädchen einen gut genährten Mittvierziger angräbt, ist genauso überzeugend wie die Rekrutierung dieses nicht sehr trainiert wirkenden Edmond O‘Brian. Der mit einer grandiosen Totalen auf die anreitenden Indianer beginnende Kampf um die Insel geht schnell in ein unsinniges Handgemenge über, bei dem die verschanzten Kavalleristen nicht etwa mit Säbel und Pistole kämpfen, sonder aus der Deckung vorstürmen und die Sioux von ihren Pferden reißen. Da ist es dann auch egal, daß das Martern inklusive Spießrutenlaufen von den östlichen Waldindianern 1000 Jahre vor der Handlung, aber nicht von den Sioux oder Cheyenne praktiziert wurde.

Darsteller *
Bilder **
Story *

Joe Hembus ist die Handlung einen Satz und der Film keinen Stern wert.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Driscoles am 23. Dezember 2018 - 07:10:54
Wir haben die selbe Leidenschaft!
Ich kenne alle drei Filme. Warpath ist echt schlecht.
Robert Taylor Filme habe und werde ich immer super finden.
Wie heißt nochmal der wo er der fiese Jäger ist und am Ende erfroren und wartend wie ein Monument  dasitzt.
The outriders finde ich gut.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Poliorketes am 23. Dezember 2018 - 07:56:30
Die letzte Jagd
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Poliorketes am 29. Dezember 2018 - 23:29:13
Der Richter von Colorado / The Man from Colorado
USA 1948, Farbe
Regie: Henry Levin
Darsteller: William Holden, Glenn Ford

Henry Levins bekanntester Film dürfte Reise zum Mittelpunkt der Erde sein. Bekannter sind seine Stars.
Glenn Ford war einer der bekanntesten Westerndarsteller in Cimarron, Nebraska oder Zähl bis 3 und bete (der originale Todeszug nach Yuma). Unvergessen ist er aber durch seine Beträge zur schwarzen Serie, vor allem Gilda.
Wiliam Holdens bekannteste Rollen waren in Die Brücke am Kwai, Boulevard der Dämmerung, Der letzte Befehl und vor allem als Pike Bishop in The Wild Bunch.

Die Handlung: Am Ende des Bürgerkriegs läßt Nordstaaten-Colonel Glenn Ford eine Truppe Südstaatler trotz weißer Fahne zusammenschießen. Nach dem Krieg wird er Bundesrichter in Colorado, wo er in eine Auseinandersetzung zwischen Veteranen und einer Minengesellschaft gerät, die den an der Front kämpfenden Freiwilligen ihre Goldminen abgejagt hat. Holden war im Krieg Fords Hauptmann und wird jetzt sein Marshall. Das Ford ihm das Mädchen ausspannt, läßt er noch durchgehen, aber als der Richter die vor Gericht unterlegenen Veteranen, deren Freunde sich gegen die Minengesellschaft mit Überfällen wehren, reihenweise aufhängen lassen will, dämmert ihm, das bei Glenn Ford ein paar Dachsparren lose sind. Am Ende rastet Ford aus und wendet sich gegen seinen Freund, kommt aber im Kampf um. Holden hat sein Mädchen zurück und will in Washington die Interessen der Veteranen vertreten.

Ich habe den Film in einer 5er Box mit anderen Klassikern gekauft und muß zugeben, daß ich ihn überhaupt nicht kannte. Die Handlung ist besserer Durchschnitt, dabei erfreulicherweise ohne Logikfehler und durchaus vorstellbar. Holden spielt wie meistens ebenfalls ordentlich, aber nicht überragend (bis auf in The Wild Bunch hat er mich nie begeistert), aber was Glenn Ford (damals Anfang dreissig) mit graumeliertem Haar und irrem Blick immer tiefer im blutgierigem Wahn versinkend abliefert ist schon alleine wert, den Film anzusehen. Eine seiner wenigen Schurkenrollen, aber die braucht sich nicht vor Burt Lancaster in Vera Cruz oder Dan Duryea in Winchester  `73 verstecken. Die übrige Besetzung ist solide, auchh wenn die meisten Darsteller eher unbekannt sind. Bemerkenswert ist noch die Todesszene von Glenn Ford, der im Kampf mit einem Veteranan-Outlaw von einer brennenden Hausfassade begraben wird. Toller Stunt!

Darsteller ****
Bilder **
Story ***

Joe Hembus gibt 2 Sterne und findet „Wie sein Held ist der ganze Film ein bißchen wahnsinnig und deswegen faszinierend“

Wer war eigentlich Joe Hembus? Vor allem ein Filmkritiker, bekannt geworden durch seine Abrechnung mit dem Nachkriegsfilm „Der deutsche Film kann gar nicht besser werden“ und sein Western-Lexikon, das in der letzten Auflage über 1500 Western behandelt. Hembus ist dabei ein harter, aber gerechter Kritiker, das Buch ist für jeden Western-Fan absolut zu empfehlen!
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Pappenheimer am 08. Januar 2019 - 11:24:50
Ich liebe auch Western und muss auch zugeben, dass ich mit den modernen Western irgendwie meistens nix anfangen kann. Da fehlen mir die richtigen Schauspieler, Dialoge und irgendwie der Thrill. Meine Lieblinge sind Italo-Western. Aber da wurde auch massig Schund produziert, der einfach nur langweilig oder nach immer demselben Rezept gebraut ist (Typ: Rachewestern).

"Dio perdona... io no!" - "Gott vergibt… Django nie!"
Italien/Spanien 1967
Regie: Giuseppe Colizzi
Darsteller: Terence Hill, Frank Wolff, Bud Spencer

Dies ist der erste Film in dem Carlo Pedersoli und Mario Girotti als Bud Spencer und Terence Hill auftreten. Im O-Ton heute noch sehenswert, am besten in einer restaurierten Fassung. Wie die ganze dreiteilige Reihe eher anspruchsvolle und brutale Western vergleichbar mit den besten Arbeiten von Corbucci und Leone, teilw. auch durchaus mit Sozialkritik, was in der Zeit im Western üblich war.
Nicht wundern: ein Django kommt im ganzen Film nicht vor und es ist auch von der Handlung her kein Django-Film. War nur ein Marketingtitel für den deutschen Markt.

Handlung: Cat Stevens (der Name ist Programm, da Hills Charakter hier wirklich gut klettern kann, geschmeidig wie Eastwood in den Dollar-Filmen etwa) erschießt in einem Gunfight scheinbar den Banditenführer Bill San Antonio. Plötzlich nachdem das Versteck der Räuberbande brennt ist der ganze Zaster aus einem Coup weg und die Bande jagt von da an Stevens, da sie hoffen ihm das Geld abzunehmen. In Wahrheit aber hat San Antonio alles nur eingefädelt um sich Stevens und einem Großteil der Bande zu entledigen und das Geld selber zu behalten. Der Versicherungsagent Hutch Bessy wird darauf angesetzt die geraubten Dollars aus einem blutigen Eisenbahnüberfall wieder zu beschaffen und trifft auf seiner Suche auf Cat Stevens, der mittlerweile anfängt zu durchschauen, dass San Antonio noch leben könnte und ihm nur die Bande auf den Hals hetzen wollte, die Stevens Mann für Mann umlegt. Der psychopathisch veranlagte San Antonio ist lange darauf bedacht sein Überleben zu verschleiern, bringt aber auch Mord und Schrecken wohin seine neue Bande auch reitet. Letztlich spüren ihn Stevens und Bessy auf. Ein mörderischer Kampf beginnt...

Ich kannte den Film früher nur in einer bescheuerten Fassung, die entstand als Spencer/Hill schon das Komödienduo waren. Erst nach Jahren hab ich ihn in einer Version mit nachträglich eingesetzten Szenen auf Engl./Ital. im Netz gefunden. V.a. Frank Wolff (bekannt auch durch "Spiel mir das Lied vom Tod") ist ein irrsinnig guter Schauspieler. Wie bei allen 3 Teilen geht es recht kunstfilmig zu mit Überblendungen, Traumsequenzen und einem ganz eigenwilligen Sound. Die Handlung ist ungemein raffiniert gemacht und gibt dem Film eine ungewohnte Komplexität. Einziger Malus, dass man Bud Spencer, der nunmal kein Schauspieler war, den Versicherungsagenten einfach nicht abnimmt. Großartige Kamerafahrten und Settings. Zu Unrecht unterschätzter Film (vielleicht weil Colizzi einfach nicht so ein Name wie Leone ist).
Mein Tipp: die ungelungene Spaßversion auf Deutsch vermeiden.

Darsteller ***
Bilder ****
Story ****

Lexikon des int. Films: „Effektvoll und spannend inszenierter, seine gelungenen Gags aber brutal ausspielender Italo-Western, der die langjährige Partnerschaft des Duos Spencer/Hill einleitete. Der in der ursprünglichen Fassung rücksichtslos gewalttätige Film wurde nachträglich zum vergleichsweise harmlosen, inhaltlich wie charakterlich von Grund auf geänderten ‚Spaß-Western‘ umproduziert und kam unter den Titeln Zwei vom Affen gebissen bzw. Gott vergibt – wir beide nie! erneut in die Kinos.“
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Pappenheimer am 08. Januar 2019 - 11:32:32
Sehr schöner Thread. Kommen doch sicher auch noch Klassiker mit dem jungen Henry Fonda?  :)
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: khde am 08. Januar 2019 - 12:14:07
Vor kurzem war doch noch auf 3Sat ein Western Themen Tag mit Filmen wie "Der gebrochene Pfeil", "Winchester 73" oder "Vera Cruz" (ich mag Lanciers). Kann man immer sehen, genauso wie "the shootist", "the man who shot liberty valance", ich mag aber auch Filme wie "40 Wagen westwärts" oder "ein Sheriff braucht mal Hilfe" weniger den Italo Kram. Leider ist bei manchen Filmen anstrengend gewisse Untertöne zu überhören, dennoch mag ich gute Western. Freu mich auf das Weiterlesen
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Strand am 08. Januar 2019 - 12:38:56
Toller Thread und damit erstes Abo im neuen Sweetwater-Forum. :)

Ich warte immer noch auf gute Western-Szenarien im Wargaming-Umfeld, die von klassischen City-Shootouts abweichen, und diese Filme sind fantastische Inspiration!
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Poliorketes am 10. Januar 2019 - 08:25:47
Sehr schöner Thread. Kommen doch sicher auch noch Klassiker mit dem jungen Henry Fonda?  :)
Jesse James steht auf der Einkaufsliste, ist ja wieder lieferbar. Rache für Jesse James könnte ich aber tatsächlich mal behandeln, der steht im Regal.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Pappenheimer am 10. Januar 2019 - 10:10:17
Weiter geht es mit einem weiteren Film von Colizzi. Zeitweilig mein Lieblingswestern.

"I quattro dell’ Ave Maria" - "Ace high"
Italien 1968
Regie: Giuseppe Colizzi
Darsteller: Eli Wallach, Bud Spencer, Terence Hill, Livio Lorenzo, Brock Peters

Anders als "Dio perdona... io no!" ist "Ace high" eher episodenhaft aufgebaut, obwohl er durchaus eine zusammenhängende Handlung besitzt. Man möchte fast sagen, dass hier Eli Wallach eine One-Men-Show abliefert, so spielt er den Rest der Riege an die Wand mit seinem Spielwitz als schlitzohriger Gauner, der natürlich auch stark an Tuco aus Leones "Il buono, il brutto, il cattivo" erinnert, hier aber fast noch gemeiner und gewitzter. Wie gewohnt bei Colizzi wieder viel Sozialkritik, v.a. in der Behandlung von Farbigen im Amerika des 19.Jh. und wohl auch in den 1960ern. Geld regiert die Welt, könnte das zweite Thema des Streifens sein.
Mir war auch mal aufgefallen, dass hier auch der Junge aus der McBane-Familie aus "Spiel mir das Lied vom Tod" ganz kurz, aber durchaus markant auftritt.

Handlung: Hutch Bessy und Cat Stevens haben nun die Kohle von Bill San Antonio abgeliefert und hoffen auf eine saftige Belohnung. Aber dummerweise kommen sie an den Banker Harold, der ihnen seinen ehemaligen Compagnon Cacopoulos hinterher jagt. Eine turbulente Schnitzeljagd durch den Westen von El Paso nach Fair City. Immer wieder geraten die drei, getrennt oder zusammen in haarsträubende Situationen, retten sich vor einem Erschießungskommando von Revolutionären (die Szene nimmt etwas "Todesmelodie" von Leone vorweg), verlieren das Geld und sind kurz davor es zurück zu erlangen. Schließlich treffen sie in Fair City auf den Spielhöllenbetreiber Drake, einen früheren Komplizen von Harold und Caco. In einer Schießerei wird er kalt gemacht und die drei Gefährten kommen wieder an das große Geld.

Ich habe den Film schon unzählige Male gesehen. Der Mix aus Witz und brutalen Szenen ist so gelungen wie sonst selten im Italowestern. Eli Wallach brilliert als wechselhafter Charakter, mal sentimental, mal brutal, mal kinderliebend mal gerissen. Man hätte sich bei der exzellenten Schauspielerriege nur einen stärkeren Darsteller für einen der wirklichen Gegenspieler gewünscht, vielleicht so jemand wie Aldo Sambrell oder Gian Maria Volontè. Der Gunfight am Ende ist m.E. einer der besten Showdowns des Italowestern - brillant! Ich sage nur, wann bleibt die Kugel liegen?

Darsteller ****
Bilder ****
Story ***

Ulrich P. Bruckner: "Der beste von den drei äußerst gelungenen und originellen Western von Giuseppe Colizzi mit einem angenehmen Carlo-Rustichelli-Score“.
Auch Joe Hembus äußert sich positiv über den Western.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Poliorketes am 10. Januar 2019 - 14:03:45
Dieses Mal keine Filmbesprechung, sondern ein Exkurs zu den Stars des Genres. Mit wenigen Ausnahmen sind Western-Stars Männer, Frauen sind eher schmückendes Beiwerk - auch wenn es nicht wenige sehr starke Frauenrollen gegeben hat, kann man eigentlich nicht von weiblichen Westernstars sprechen, eher von weiblichen Stars in Westernrollen.

Aber was macht einen Schauspieler zum Westernstar? Nur weil Spencer Tracy, einer der besten Darsteller, die Hollywood je hervorgebracht hat, in drei oder vier Western mitgespielt hat, würde ich ihn nicht als Westernstar sehen. James Stewart dagegen hat zwar legfendäre Rollen in Nicht-Western gehabt, aber er gilt trotzdem zu Recht als einer der größten Westernstars. Woran liegt das? In Meinen Augen macht es einen Western-Star aus, wenn er einen eigenen Charaktertypus geschaffen hat. Bei einem Kopfgeldjäger denkt jeder sofort an Lee van Cleef (so auch Morris & Goscinny für Lucky Luke), bei leicht schmierigen Frauenhelden mit muy Cojones an Clark Gable (obwohl z.B. Brian Donlevy das genauso gut konnte).  Eine Top Ten-Liste kann natürlich nicht allen gerecht werden, und natürlich fehlen einige große Namen, die an Meilensteinen des Genres beteiligt waren: Errol Flynn, Clark Gable, Steve McQueen, Yul Brynner, Joel McCrea, Robert Mitchum, Kevin Costner, Stewart Granger, Gregory Peck, Charlton Heston, Robert Duvall und und und. Diese Liste ist also rein subjektiv, aber ich denke, die Top 5 bedürfen keiner Diskussion.

Genug der Vorrede, hier sind meine persönlchen Top Ten der ultimativen Western-Stars:

10 Henry Fonda
Henry Fondas größte Rollen Waren Dramen wie Früchte des Zorns oder Die zwölf Geschworenen. Seine Rollenanlage war oft ähnlich wie bei James Stewart: der etwas linkische nette Typ von Nebenan. Seine heute bekanntesten Western-Rollen dürften wohl Frank in c‘era una volta il west / Spiel mir das Lied vom Tod und Jack Beauregard in il mio nome e nessuno / Mein Name ist Nobody sein, die beide viel von seiner Darstellung in Warlock übernommen haben. In diesen Filmen spielt er den alternden, zynischen Killer, einen Antihelden, der den Rollentyp, den Robert Taylor oft besetzt hat, auf die Spitze treibt. Allerdings hat er schon früh in seiner Karriere mehrere Klassiker des Genres gedreht: Drums along the Mohawk / Trommeln am Mohawk ist trotz der stereotypen Indianer ein gelungener Frühwestern und ein Tip für alle FWI/AWI-Spieler, geradezu ikonisch ist er aber als unfreiwilliger Outlaw Frank James in Jesse James und The return of Frank James / Rache für Jesse James. Diese Filme haben wie wenig andere zur Mystifizierung des Westens und seiner Outlaws beigetragen. In Fort Apache / Bis zum letzten Mann spielt er einen stocksteifen Bürgerkriegsveteranen, der sein Regiment gegen die Apachen ins Verderben führt und nebenbei John Wayne an die Wand spielt. Der beste Western Fondas ist aber zweifelsohne The Ox-Bow Incident / Ritt zum Ox Bow, eine bedrückende Parabel über Lynchjustiz, Schuld und Mitläufertum.

9 Robert Taylor
In den dreissiger Jahren auf die Rolle als Schönling abboniert, hatte Robert Taylor seine Sternstunden im Historienfilm (Quo vadis, Ivanhoe, Ritter der Tafelrunde). Insbesondere zu Ende seiner Karriere hat er aber eine ganze Reihe Western gedreht, darunter ein paar echte Klassiker. Seine Rollenanlage war oft der abgeklärte, schwarzgekleidete Revolverheld auf der Linie zwischen Gut und Böse, dabei immer ritterlich. Billy the Kid / Der letzte Bandit ist ein gutes Beispiel dafür. Devils Doorway / Fluch des Blutes war einer der ersten einer Reihe von Western, die Anfang der 50er Jahre die Sicht auf die Indianer änderte. Taylor spielt einen indianischen Bürgerkriegsveteranen, der erkennen muß, daß er als Indianer weniger Rechte als Weiße hat. Many Rivers to Cross / Ein Mann liebt gefährlich ist die ultimative Lederstrumpfparodie. Robert Taylor als Trapper wird von Siedlertochter Eleanor Parker eingefangen und domestiziert. Taylors beste Westernrolle ist die des Büffeljägers in The Last Hunt / Die letzte Jagd. Taylor jagt die Büffel, um sie und damit auch die Indianer zu vernichten, und driftet dabei immer tiefer in den Wahnsinn ab. Bevor sein Gefährte Stewart Granger mit ihm abrechnen kann, rächt sich der Büffel an ihm. Eine tolle Leistung in einem tollen Film.

8 Richard Widmark
Egal, ob er einen Helden oder Schurken spielt, Richard Widmarks Rollen haben oft etwas von einem verletzlichen Zyniker - und das hebt ihn von den meisten anderen Westernstars ab. Seine Western-Paraderollen sind Comanche Todd in The last Wagon / Der letzte Wagen und Jim Slater in Backlash / Das Geheimnis der fünf Gräber, aber am stärksten war er, wenn er eine führende Nebenrolle - oft als Schurke - hatte, wobei er nicht selten dem Hauptdarsteller die Show stahl. In Yellow Sky / Herrin der toten Stadt, eine seiner ersten Rollen, versucht er Gregory Pecks Bande zu übernehmen, in The Law and Jake Wade / Der Schatz des Gehenkten ist er selbst der Bandenchef, der seinen Ex-Kumpan Robert Taylor lieber verbal als mit Kugeln trifft und in Broken Lance / Die gebrochene Lanze stiehlt er als böser Bruder Robert Wagner die Show.

7 Kirk Douglas
Angefangen hat Kirk Douglas mit Gangsterrollen im Film Noir, zur Legende geworden ist er als Spartacus.  Vor allem aber kennt man ihn im Tandem mit Burt Lancaster, der Nummer 8 auf dieser Liste. Im Western haben beide oft einen ähnlichen Rollentyp besetzt - athletisch und immer lächelnd. Zusammen haben sie in Zwei rechnen ab die für mich beste Version des Gunfight at the OK Corral abgeliefert. Grandios war er als Indianer(innen)liebender Trapper in The Big Sky / Der weite Himmel und The Indian Fighter / Als Vergeltung sieben Kugeln, seine wichtigsten Rollen waren aber wohl die Cowboy-Antihelden in Man without a Star / mit stahlharter Faust, ein Klassiker über Weidekriege, und Lonesome are the Brave / Einsam sind die Tapferen, der ultimative Abgesang auf den alten Westen, bei dem der letzte echte Cowboy Kirk Douglas auf der Flucht vor dem Sheriff von einem Lastwagen überfahren wird. Bonmot am Rande: Kirk Douglas teilte sich mit John Wayne den deutschen Synchronsprecher Arnold Marquis. In The War Wagon / Die Gewaltigen, einem der wenigen gemeinsamen Filme, synchronisierte Marquis Kirk Douglas, John Wayne bekam dagegen eine fast piepsige Synchronstimme, was den Film auf Deutsch stark entwertete. Im selben Film steigert Kirk Douglas seinen Körperkult ins Lächerliche. Er zeigte gerne sein Sixpack, nur fällt es hier stark auf, daß er immer wieder seinen Bauch einzieht (der eitle Star trug angeblich oft ein Mieder).

6 Burt Lancaster
Kirk Douglas und Burt Lancaster gehören zu den großem Filmpaaren Hollywoods, trotzdem waren beide auch alleine Superstars. Burt Lancaster kam vom Zirkus, und neben seinen Antihelden im Film Noir waren seine frühen Rollen oft sehr akrobatisch geprägt (Robin Hood, der rote Korsar usw.). Seine prägenden Westernrollen waren zunächst ähnlich angelegt wie die von Kirk Douglas, aber durchaus mit einer dunklen Seite. Sein Joe Erin in Vera Cruz ist einer der besten Westernschurken überhaupt. Weitere Highlights sind The Unforgiven / Denen man nicht vergibt und Ulzanas Raid / Keine Gnade für Ulzana.

5 Randolph Scott
Einer der produktivsten Westerndarsteller überhaupt war Scott abseits der Leinwand vor allem für zwei Dinge bekannt: Er galt als bester Investor Hollywoods und hat an der Börse angeblich mehr Geld gemacht als an der Kinokasse, und er hat einige Jahre eine Wohngemeinschaft mit Cary Grant gebildet. Seine Western waren meist solide B-Ware mit ihm als abgeklärtem Helden, der alles jederzeit im Griff hatte. Ein frühes Glanzlicht war Western Union, legendärer Schlußpunkt Ride the High Country / Sacramento. Aber ewigen Ruhm und Platz 5 in dieser Liste hat er sich mit dem sogenannten Ranown-Zyklus verdient (Ranown war Scotts Produktionsgesellschaft). Einer Reihe klassischer Western, bei denen meist Budd Bötticher Regie geführt und Burt Kennedy das Drehbuch geschrieben hat. Über diese gut besetzten Western, bei denen der Held (Scott) und der Schurke oft mehr voneinander hielten als von der weiblichen Hauptdarstellerin, sind ganze Abhandlungen geschrieben worden. Leider gibt es zur Zeit nicht alle auf DVD, weder auf Deutsch noch Englisch. Der Ranown-Zyklus steht auf einer Stufe mit den anderen großen Kooperationen der Westerngeschichte: John Wayne und John Ford, James Stewart und Anthony Mann, Clint Eastwood und Sergio Leone.

4 Clint Eastwood
Von vielen würde Clint Eastwood wohl an Platz 1 oder 2 gesetzt, und daran wäre wenig auszusetzen. Er ist der einzige auf dieser Liste, der noch lebt, und auch der einzige, der zum Westernstar wurde, als der Western schon ziemlich tot war. Clint Eastwood ist der Italo-Western-Star schlechthin, und natürlich liegt das an Sergio Leone. Der war zwar nicht der einzige bedeutende Regisseur für Spaghetti-Western (Corbucci war fast genauso wichtig, und es gab noch ein paar andere), aber in der Kombination mit Clint Eastwood kaum zu übertreffen. Die beiden haben 3 Filme zusammen gemacht, die man als Dollar-Filme kennt und die man kaum beschreiben muß, gehören sie doch zu den wenigen Western-Klasssikern, die auch heute noch regelmäßig im TV laufen: Per un pugno di Dollari / Für eine Handvoll Dollar, Per qualche Dollaro in piu / Für ein paar Dollar mehr und Il buono, il brutto e il Cattivo / Zwei dreckige Halunken. In diesem Stil - brutale Western mit einem geheimnisvollen, schweigsamen Antihelden, hat Eastwood weitergemacht. Besonders bemerkenswert sind dabei The Outlaw Josie Wales / Der Texaner, und natürlich der ultimative Abgesang auf alles, was im klassischen Western schillernd und heroisch war - Unforgiven / Erbarmungslos, ein Film, bei dem der Held ein Mörder und gescheiterter Schweinezüchter ist und der Bösewicht ein Sheriff, der mit Brutalität in einer brutalen Gesellschaft Ordnung halten will.

3 James Stewart
Jimmy Stewart ist der vielleicht einzige Schauspieler, der in völlig verschiedenen Genres mit gleich 3 der größten und bedeutendsten (weitere Superlative hier einsetzen) Regisseure Hollywoods eine Reihe von Klassikern gedreht hat. Komödien mit Frank Capra, Krimis mit Alfred Hitchcock und Western mit Anthony Mann. In den 30ern wurde James Stewart oft als leicht linkischer, sympathischer junger Mann besetzt. Seine erste große Westernrolle hatte es aber gleich in sich. In Destry rides again / Destry reitet wieder soll er als Sheriff in die Fußstapfen seines legendären Vaters treten, nur hat er keine Lust auf Gewalt. Zuerst von ihr verlacht, opfert sich Marlene Dietrich am Ende für ihn auf, als er doch zur Pistole greift. Eine der besten Western-Komödien überhaupt! Zum Westernstar wurde Stewart aber durch seine Zusammenarbeit mit Anthony Mann, die in einem bitteren Zerwürfnis endete, aber vorher 5 Western hervorbrachte, von denen 4 zu den Klassikern schlechthin gehören. Wenn jemand noch nie einen Western gesehen hat und in 5 Filmen einen Überblick über das Genre bekommen will, wären diese 4 dabei. Winchester ‘73 alleine vereint nahezu jedes Subgenre des Western: Outlaws, Rache, Mut, Indianer und eine schöne Frau. Das so virtuos wie selten. Ist James Stewart hier noch eindeutig der strahlende Held, sind seine Rollen in den anderen 3 Filmen differenzierter. In The naked Spur / Nackte Gewalt spielt er einen Kopfgeldjäger, der in seinem Gefangenen nur das Geld für seine Farm sieht, in Bend of the River / Meuterei am Schlangenfluß ist er der ehemalige Outlaw, der zurück in die Gesellschaft will und in The far Country / Über den Todespaß spielt er einen Goldsucher, dem die Gemeinschaft egal ist, solange er seine Ausbeute heil nach Hause bekommt, und der erst zum Opfer werden muß, bevor er zum Helden wird.

2 Gary Cooper
Jeder Westernfan kennt Coop als großen, ruhigen Vertreter des Gesetzes, der sich mit traurigen Augen High Noon / Zwölf Uhr Mittags alleine der Übermacht der Banditen stellt. In den 30er Jahren war Gary Cooper der Actionheld schlechthin mit Filmen wie Beau Geste, Morocco oder Lives of a Bengal Lancer.  Aber schon zu Beginn seiner Karriere hat er mit The Virginian / Der Virginier einen Westernklassiker gedreht (den ich leider nie gesehen habe). Sein nächstes Western-Highlight war die Rolle des Wild Bill Hickok in The Plainsman / Der Held der Prairie, einer der besten Western der 30er Jahre. In The Westerner / In die Falle gelockt ist er (wohl ungeplant) nur der Sidekick von Walter Brennan als Roy Bean, aber in Vera Cruz spielt er gegen den hervorragend aufgelegten Burt Lancaster seine ganze Klasse aus, als er für die Juaristas einen Goldtransport Kaiser Maximilans sichert. Ein weiterer guter Film ist Man of the West / Der Mann aus dem Westen, in dem er einen geläuterten Outlaw spielt, der mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird (auch wenn es seltsam wirkt, daß der 57jährige Cooper den Pflegesohn des 10 Jahre jüngeren Lee J. Cobb spielt).

1 John Wayne
Die Wahl ist ein echter No-Brainer, aber so ist das eben. Es gibt viele hervorragende Western ohne John Wayne, aber der Western ist ohne John Wayne nicht zu denken. In 5 der für mich 10 besten Western spielt er die Hauptrolle. Nach einer frühen Hauptrolle in The Big Trail / Der große Treck (ein Geheimtip für Feinschmecker) verbrachte er Jahre als Darsteller in Serials (sogar als singender Cowboy), bevor er mit Stagecoach / Ringo zum ersten Mal zeigen konnte, wie ein echter Westernstar geht (zu John Waynes typischen Wiegeschritt sollte man sich unbedingt Nathan Lanes Version im Remake von Ein Käfig voller Narren ansehen). Es sollte noch einmal fast 10 Jahre dauern, bis er den Durchbruch hatte. In Red River konnte John Wayne erstmals zeigen, das er als Schauspieler etwas draufhatte. Der Film ist bis heute der ultimative Cattletrail-Western. Die Kavallerie-Triologie unter John Fords Regie Fort Apache / Bis zum letzten Mann, She wore a yellow Ribbon / Der Teufelshauptmann und Rio Grande wurden oft kopiert, aber nie erreicht. The Horse Soldiers / Der letzte Befehl und The Marshall / Der Marschall sind weitere Klassiker. Für mich eine seiner besten Rollen ist die des Tom Doniphon in The Man who shot Liberty Valance / Der Mann, der Liberty Valance erschoß, der personifizierte alte Westen, der von der Zivilisation verdrängt wird. Seine im deutschen Fernsehen meist gezeigten Filme sind wahrscheinlich Rio Bravo und das fast genauso gute Remake El Dorado, beides Lobgesänge auf heldenhafte Gesetzeshüter, die sich gegen die Übermacht der Verbrecher stellen. Die Rolle als Ethan Edwards in Der schwarze Falke / The Searchers gilt als sein Meisterstück. Im nach Meinung vieler (meiner auch) besten Western aller Zeiten sucht John Wayne seine von Komanchen verschleppte Nichte. Bis zuletzt weiß man nicht, ob er sie retten oder töten will. Diesen Film unbedingt auch mal im Original ansehen. John Wayne Catchphrase „That‘ll be the Day‘“ ist einfach unvergleichbar.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: khde am 10. Januar 2019 - 14:20:57
Für mich lebt ein guter Western auch von den Gegenspielern des Helden. Gerade hier gibt es exzellente Schauspieler ohne die der Held blaß aussähe (wenn er es nicht tatsächlich auch tat). Genannt seien hier nur beispielhaft Lee Marvin, Lee van Cleef oder Dan Duryea genannt.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: D.J. am 11. Januar 2019 - 06:23:26
Für alle, die jetzt einen Beitrag über Grouch, Harpo, Beppo & Chico erwarten - reingefallen!

 ;D ;D
Klasse Thread, dem ich ab jetzt folge :D
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Pappenheimer am 11. Januar 2019 - 14:01:31
 "Il mio nome è Nessuno" ("Mein Name ist Nobody").
Italien 1973
Regie: Valerii/Leone
Darsteller: Henry Fonda, Terence Hill, Jean Martin

Wohl einer der seltsamsten Western, die es gibt. Sergio Leone hatte die Idee dazu. Offiziell wird er im Vorspann nicht als Regisseur genannt, soll aber als er davon Wind bekam, dass Valerii eventuell den besten Western aller Zeiten schuf, angereist sein um Valerii die Tour zu vermiesen. Daher wurden einige alberne Szenen eingeschoben, die recht fehl am Platz wirken wie die überlange Schlägerei auf dem Rummelplatz etwa in der Mitte des Films. Leone hat entsprechend Fotos aber auch bei der großartigen Szene des Showdowns in New Orleans im Regiestuhl gesessen. Außerdem soll er laut Hill von Fonda den Tipp bekommen haben, einfach Hill die Regie zu überlassen (was Hill dann später zu der irrigen Meinung verleitete, er könne als Regisseur arbeiten  :-X ). Fonda war über das Endergebnis so verärgert, dass er sich den Film nie mehr anschaute. Er hat dann auch nicht mehr mit Leone zusammen gearbeitet.

Handlung: 1899. Jack Beauregard will nach Europa auswandern, denn es hält ihn nichts mehr im Westen. Doch es fehlt ihm das Geld für die Überfahrt. Auf einer Odysee begegnet ihm Nobody (der Witz kommt in der Deutschen Fassung wenig rüber), der nochmal Beauregard in Action sehen will, denn er ist ein Fan des Revolvermannes. Aber ihm kommt auch Sullivan in die Quere, der Beauregard vorsichtshalber durch die Wilde Horde umlegen lassen möchte, da Sullivan von Beauregard fürchtet, dass er sich für den Mord an Beauregards zwielichtigen Bruder rächen wird. Daher pflastern bald Leichen Beauregards Weg. Denn die Wilde Horde ist hinter ihm her, noch mehr seit Beauregard den Unterschlupf der Bande gefunden und deren Geheimnis aufgespürt hat. Beauregard will nicht kämpfen, doch er muss es. Denn Nobody schnappt der Bande einen gewaltigen von Soldaten bewachten Goldtransport weg, den sie überfallen wollte. Nach einem der größten Gefechte des Italo-Western in epischem Stil geht es Nobody nur noch darum für Beauregard einen stilvollen Abgang zu schaffen - Jack Beauregard muss sterben, ist ja klar!

Die Handlung ist eigentlich vom Grundgerüst genial. Das Schauspielerduo Fonda/Hill auch. Übrigens einer der seltenen Fälle, wo Hill mal mehr schauspielern darf. Die Settings sind berauschend. Die Kostüme und Ausstattung regelrecht atemberaubend. Man merkt dabei Leones eigene Entwicklung, weg vom US-Vorbild hin zu mehr und mehr authentischem Gewand der Kämpfer. So tragen Gute wie Böse einfach mal richtige Kleidung, Beauregard z.B. in regelrecht kultiger Kluft, oft auch in typischem 1890er Sakko. Auch die ganz kurz eingeblendeten Soldaten wirken top.
Der Film hat so unendlich viele Motive, dass man damit Bände füllen könnte und obwohl er auch von Leone sabotiert wurde, ist er bis heute eines seiner Meisterwerke. Es gibt einfach alles, was ein Western braucht: Saloon, Barbier, Eisenbahn, Miene, ja sogar mal kurz Indianer. Der Schurke ist herrlich schurkisch und großartig besetzt. Das Hauptmanko liegt in den widersprüchlichen Slapsticknummern an 2-3 Stellen des Films, die durch die Schnodder-Synchro auf Deutsch noch verstärkt werden.
Themen: Der Ende des Westens.
Die Ablösung der Generationen auf mindestens 3 Ebenen: Alter US-Western (wofür Fonda steht) durch Italowestern (dass der kurz darauf auch verschwindet, konnte man nicht ahnen)
Alter Held durch jungen, der dann auch schneller und besser schießt.
Ernsthafter (Italo- und US-)Western (Fonda) gegen Spaßwestern der Trinity-Generation(Hill)
Die moderne Technik (Telegraphen als Handy von um 1900).
Die Erschließung des Westens (früher war der Westen unendlich weit und man traf nie jemanden zweimal...)
Geld regiert die Welt (typisches sozialkritisches Thema) - mal will Sullivan den Nobody, mal sogar Jack Beauregard kaufen und Beauregard hat eigentlich auch nichts dagegen
...
Letztlich ist der Film auch eine Abrechnung Leones mit Packinpah dessen Wild Bunch er nicht nur niedermetzeln lässt, sondern der hier sogar als Leiche auf dem Indianerfriedhof liegt. Typisch Intellektuelle, gekränkt bis aufs Blut nur weil Packinpah nicht mit Leone zusammenarbeiten wollte! Wie sollte das auch gut gehen? Zwei Genies und obendrein zwei Perfektionisten an einem Set? Never!

Darsteller: ****
Bilder *****
Story ****
Sound *****

Anmerkung: bei Streifen mit Ennio Morricone als Komponist muss Sound/Musik mit rein, denn die macht laut Leone ja 1/3 des Films aus.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Poliorketes am 11. Januar 2019 - 22:15:47
Thumps up!
auf Bewertung der Musik habe ich bewußt verzichtet, das würde den Text noch länger machen. Dimitri Tiomkin, Elmer Bernstein, Alfred Newman, Ennio Morricone...

Vera Cruz
USA 1954, Farbe
Regie: Robert Aldrich
Darsteller: Gary Cooper, Burt Lancaster, Denise Darcel, Sara Montiel, Cesar Romero, Ernest Borgnine, Jack Elam, Charles Buchinski

Robert Aldrich, das schwarze Schaf eines mit den Rockefellers verschwägerten reichen Ostküsten-Clans, war noch am Anfang einer Karriere, die einige der besten Filme der 50er und 60er hervorbringen sollte: Krimis (Rattennest), Kriegsfilme (Ardennen 1944, Das dreckige Dutzend), Abenteuerfilme (Der Flug des Phoenix) und Psychothriller (Was geschah wirklich mit Baby Jane?). Gary Cooper konnte zu Ende seiner Karriere noch einmal seine ganze Klasse zeigen und lieferte sich ein großartiges Leinwandduell mit Burt Lancaster, der als Co-Produzent auf dem Höhepunkt seiner Karriere war. Aber auch die Nebenrollen brauchten sich nicht zu verstecken. Denise Darcel ist Westernfreunden aus Karawane der Frauen bekannt, Sara Montiel ist in Spanien eine Legende, die Almodovars Transvestit Zahara in La mala Educacion inspirierte. Cesar Romero gab später den Joker in der Batman-TV-Serie mit Adam West. Ernest Borgnine und Jack Elam gehören zu den bekanntesten Western-Nebendarstellern, und Charles Buchinski wurde als Charles Bronson zum Actionstar.

Die Handlung: Nach dem Bürgerkrieg zog es amerikanische Glücksritter nach Mexiko, wo die Guerilla des rechtmäßigen Präsidenten Juarez gegen den von französischen Invasoren und Großgrundbesitzern gestützten Kaiser Maximilian (Bruder von Kaiser Franz Joseph) kämpfen. Der ehemalige Adjutant von Robert E. Lee, der desillusionierte Ben Trane (Cooper), gerät an die Truppe des Outlaws Joe Erin (Lancaster), der ihm zuerst ein gestohlenes Pferd verkauft und ihn dann ausrauben will. Trane behält die Oberhand, was Joe Erin imponiert, er macht ihn zum Partner. Ein französischer Marquis (Romero) heuert beide an, für Kaiser Maximilian einen gut bezahlten Auftrag anzunehmen. Bei einem Empfang im Kaiserpalast, den die Outlaws aufmischen, wird ihnen eine Gräfin vorgestellt (Denise Darcel), die mit Romero liiert ist und von der Truppe und einer Ulaneneskorte für 50.000 $ zum Hafen Vera Cruz gebracht werden soll. Schnell stellt sich heraus, daß ihre Kutsche 3 Mio in Gold transportiert, mit dem Maximilian in Europa Truppen anwerben will. Cooper und Lancaster wollen sich das Geld unter den Nagel reissen, und erhalten in der Gräfin eine unerwartete Komplizin, die schon ein Schiff für die Flucht nach Europa besorgt hat. Aber auch die Juaristas sind mit ihrer schlecht ausgerüsteten Armee hinter dem Gold her, und eine junge Diebin (Montiel), die Cooper schöne Augen macht, sorgt für Unruhe unter den Outlaws - und entpuppt sich als Spionin der Juaristas. Während Cooper, Lancaster und Darcel versuchen, sich gegenseitig auszubooten, hat der Marquis das Spiel längst durchschaut und das Gold umgeladen und nach Vera Cruz gebracht, wo die Gräfin exekutiert werden soll. Die Outlaws als unfreiwillige Köder werden von den Juaristas umstellt, aber Cooper macht einen Deal. Die Bande hilft für eine hohe Belohnung beim Sturm auf Vera Cruz, der unter hohen Verlusten gelingt. Lancaster entlockt der Gräfin den Landeplatz des Schiffes, erschießt seinen letzten noch lebenden Kumpan und will mit dem Planwagen voll Gold verschwinden. Aber Gary Cooper hat seine Ideale wiederentdeckt und es kommt zum Showdown. Burt Lancaster stirbt mit einem letzten breiten Grinsen.

Einer meiner absoluten Lieblingswestern. Für Aldrich ungewöhnlich fehlt es bei diesem bunten Abenteuer an gesellschaftskritischem Tiefgang, aber das würde wohl nur den Spaß verderben. Burt Lancaster in schwarzem Leder und mit breitestem Zahnpastalächeln wirbelt als gewissenloser Glücksritter durch den Film, während Gary Cooper den ruhigen Gegenpol bildet und sich die ganze Zeit vormachen will, das Ideale für Verlierer sind und er ein Gewinner sein will. Denise Darcel gibt eine phantastische Femme Fatale, die jeden ihrer Gefährten betrügen und sogar umbringen lassen würde, um an das Gold zu kommen - und dann trotzdem von Lancaster betrogen wird. Sara Montiel umgarnt und betrügt Cooper genauso wie Darcel Lancaster und Romero, aber ohne Bosheit und mit der Andeutung einer gemeinsamen Zukunft. Die beste Rolle hat Romero. Sein angesichts der rüpelhaften amerikanischen Cretins und betrügerischer Schönheiten immer joviales Wesen verdeckt seine Loyalität zu Maximilian und seinen gerissenen Plan. Obwohl von Anfang an klar ist, daß er für seinen Kaiser stirbt (was er dann recht unspektakulär auch tut), behält er gegen alle Gaunereien die Oberhand und wird nur durch den aufopferungsvollen Kampf der Juaristas geschlagen.

Robert Aldrich holt aus seinen Darstellern das Beste heraus und es gelingt ihm, Architektur (z.B. die Sonnenpyramide von Teotihuacan) und Massenszenen (hier vor allem immer wieder die schweigenden, weißgekleideten Juaristas, die in einer langen Reihe zum Angriff bereitstehen) wirkungsvoll in Szene zu setzen. Allerdings kommt die Landschaft zu kurz, was aber am dunstigen Wetter gelegen haben kann. Gedreht wurde in Mexiko und nur wenig im Studio.

Darsteller: *****
Bilder: ****
Story: ****

Joe Hembus gibt 2 Sterne und nennt Cooper und Lancaster „zwei große, virile Gringos in einem Land der kleinen Kostümhelden“, womit er auf das Klischee der Überlegenheit des US-Amerikaners gegenüber dem Mexikaner zielt.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Pappenheimer am 14. Januar 2019 - 11:29:26
Tolles Review.
Jack Elam und Ernest Borgine sind eh zwei meiner Lieblingsschauspieler des Genres.
Aber ich mag auch sehr gerne Nebendarsteller, die mir manchmal lieber sind als Hauptdarsteller.
Kinski z.B. mag ich als Nebendarsteller wie in "Für ein paar Dollar mehr" viel lieber.
Charles Bronson sehe ich aber auch als einen der berühmtesten Westerndarsteller. Mit "Vera Cruz", "Die Gloreichen Sieben", "Spiel mir das Lied vom Tod" und "Chatos Land" hat er schon in vier echten Klassikern mitgemacht. Das hat kaum einer sonst zustande gebracht, auch wenn er als Held eben mal kein Schönling ist.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: khde am 14. Januar 2019 - 11:31:49
Bei Charles Bronson fällt mit sofort Nevada Pass ein, gute Verfilmung eines guten Authors.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: newood am 14. Januar 2019 - 15:17:51
Mir fällt da noch was ein

Wiegenlied vom Totschlag
... die Blutorgie von 1970 kennen möglicherweise nur die Älteren

Ich kämpfe niemals wieder
... ein eher kleiner Film, der ohne große Aufmachung gelaufen ist, die Flucht der Nez-Perz zeigt und kaum bekannt sein dürfte

Tombstone
... mit Kurt Russel, Sam Elliot und natürlich Val Kilmer

El Dorado
... allein schon wegen der Musik

Der letzte Zug nach Gun Hill
... wegen der Schauspieler Douglas und Quinn

Der mit dem Wolf tanzt
... die Büffeljagd war doch der Hammer

Open Range
... glaubhafte Nummer, tolle Nummer und ideale Vorlage
für ein gutes ShootOut

mfg
newood
 
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Pappenheimer am 03. April 2019 - 11:19:45
Allerdings hat er schon früh in seiner Karriere mehrere Klassiker des Genres gedreht: Drums along the Mohawk / Trommeln am Mohawk ist trotz der stereotypen Indianer ein gelungener Frühwestern und ein Tip für alle FWI/AWI-Spieler, geradezu ikonisch ist er aber
Den hätte ich so gern mal gesehen. Der lief vor ner Weile auf arte, aber ich konnte nur Ausschnitte in der Youtube-Mediathek finden. Trotz des deutlichen Zeitkolorits wirkte es schon sehr überzeugend, was natürlich vor allem an der Schauspielkunst von Henry Fonda und Claudette Colbert liegt. Claudette Colbert ist auch mal eine ungewohnte Besetzung, wo sonst in den frühen Western oftmals wahre Diven auftraten, die mithin den Salon in die Hütte brachten und eigentlich zu glamourös für die Handlung schienen. Claudette Colbert wirkt eher wie ein Mädel vom Lande, einfach und die richtige Frau für einen Siedler, der auch mal hungrig heimkommt.

Ich habe entdeckt, dass es "Unconquered" (1947) auf YT gibt. Die Handlung liest sich zwar reichlich hanebüchen, aber Gary Cooper ist immer ein guter Anlass nen Western oder Abenteuerfilm anzuschauen.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Pappenheimer am 08. Mai 2019 - 11:11:06
Erst in den letzten Tagen bin ich auf einen der großartigsten Italowestern gestoßen, die es gibt. Ein Meisterwerk.

"Quién sabe?"/"Töte Amigo"/"A bullet for the general"
I 1966
Regie: Damiano Damiani
Darsteller: Gian Maria Volonté, Lou Castel, Klaus Kinski, Martine Beswick, Aldo Sambrell

Handlung: Ein Amerikaner reist in einem Zug, der voller Soldaten ist. Dieser wird durch eine Sperre gestoppt. Der kommandierende Leutnant Pereda weiß nicht was er tun soll. Sie sind in einem Hinterhalt gelandet, denn die Angreifer haben einen Vorgesetzten Peredas auf die Schienen gekettet. So verliert Pereda einen Mann nach dem anderen bis er selbst sein Leben einbüßt. Der Amerikaner, der fortan El Niño genannt wird, tut so, als habe er den Angreifern um El Chuncho beim Überfall geholfen und wird daher in dessen Bande aufgenommen. Gemeinsam überfallen sie fortan Forts der Regierungstruppen, wobei es ihnen weniger darum geht die Soldaten zu töten als an die modernen Gewehre zu kommen, die El Chuncho an General Elias verkaufen will. Eine erste Wende tritt ein, als sie in San Miguel ein stattliches Maschinengewehr finden. Auch stellt sich hier heraus wieviel  El Niño nunmehr El Chuncho bedeutet, indem er für diesen eines seiner Bandenmitglieder ermordet. El Niño entführt mit einem Teil der Bande das Maschinengewehr und weitere Gewehre, während El Chuncho eigentlich mit seinem fanatischen Bruder El Santo die Kleinstadt gegen Regierungstruppen verteidigen will. Doch als El Chuncho entnervt über die Unfähigkeit der Bauern ist aus ihnen Kämpfer zu machen und obendrein bemerkt, dass das MG weg ist, verspricht er El Santo das MG zurück zu holen. Er trifft auf die Bande, schließt sich ihr aber dann doch an. An einem Treffpunkt mit dem Abgesandten von General Elias werden sie von Regierungstruppen attackiert. Zwar können diese dank des MG allesamt niedergemäht werden, aber die Bande verliert auch schließlich alle Leute bis auf den Amerikaner und El Chuncho, die nun zu General Elias weiter ziehen. Hier verkauft El Chuncho die Gewehre für 5.000 Pesos an den General, wird aber auch von diesem damit konfrontiert, dass er daran schuld ist, dass San Miguel von Regierungssoldaten ausradiert wurde. El Niño zeigt endlich sein wahres Gesicht...

Dieser Film ist vorab bemerkt eine herrliche Vorlage für Skirmish-Games für Wargamer, v.a. wenn man natürlich den Zeitschnitt gut findet. Es gibt zahlreiches Rumgeballer, Angriffe auf Forts und Schießereien auf offenem Gelände. Die Zeitstellung ist nach 1914. Die Hotchkiss M1914 soll ganz neu sein und die Truppen der Regierung verfügen noch nicht über gepanzerte Fahrzeuge wie dann in "Todesmelodie" (Leone).
Es macht einfach Spaß so einer tollen Besetzung zuzuschauen. Volonté war wohl einer der besten Italowestern-Darsteller und Kinski ist hier auch in seinem Element als irrer Bruder des Bandenführers - womit zwei Facetten von Irrsinn nebeneinander gestellt sind. Sambrell hat eher sowas wie einen Cameoauftritt und da er gewöhnlich Halsabschneider darstellte (Navajo-Joe, Spiel mir das Lied vom Tod) erstaunt vielleicht seine Rolle als Leutnant - aber hervorragend gespielt. Auch Lou Castel als abgefeimter Ami, der gewissenlos wie auch berechnend vorgeht, ist einfach großartig eingesetzt.
Das ganze Drehbuch wie auch Kamera und Regie ergeben einen Augenschmaus, untermalt von dem unverkennbaren, aber hier deutlich zurückhaltenderen Score von Morricone.
Der Aufwand an Drehorten, Komparsen und Ausstattung bis hin zu Eisenbahnen ist einfach berauschend und ich fragte mich woher wohl die Kohle damals kam. Leone hat in seinen frühen Filmen deutlich begrenzter auffahren können.
Für Fans des Genres ein Muss. Habs auf Englisch auf YT gestern angeschaut.

Darsteller: *****
Bilder: ****
Story: *****
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Pappenheimer am 08. Mai 2019 - 12:10:32
Genug der Vorrede, hier sind meine persönlchen Top Ten der ultimativen Western-Stars:
Schwierig, schwierig.

1 Henry Fonda (Spiel mir das Lied vom Tod)
2 Eli Wallach (Ace High, Zwei glorreiche Halunken)
3 Gary Cooper (12 Uhr Mittags)
4 Gian Maria Volonté (Für ein paar Dollar mehr, Töte Amigo)
5 Aldo Sambrell (Navajo Joe, Spiel mir das Lied vom Tod)
6 Frank Wolff (Leichen pflastern seinen Weg, Spiel mir das Lied vom Tod, Gott vergibt ... Django nie!)
7 Klaus Kinski (Leichen pflastern seinen Weg, Für ein paar Dollar mehr)
8 Lee van Cleef (Für ein paar Dollar mehr, Zwei glorreiche Halunken)
9 Jack Elam (Spiel mir das Lied vom Tod)
10 Clint Eastwood (Für eine Handvoll Dollar, Erbarmungslos)

Ich mag halt eher den Italowestern. Aber da wurde auch massig Schrott produziert, der mit den Meisterwerken maximal den Grad an Gewalt und die Menge an Leichen gemeinsam hat.
Manche haben auch in beiden Genres gearbeitet und obendrein hatte der US-Western vielleicht dann auch Züge der erfolgreichen italienischen Regisseure übernommen(?).
Es gibt ja auch immer wieder erfolglose US-Schauspieler, die dann über den Italowestern plötzlich reüssierten, bzw. erfolgreiche Hollywoodgrößen, die dann mit Ende 40 schon in den USA abgeschrieben waren und in Europa eine große zweite Karriere hinlegten. Eli Wallach fällt mir da auf Anhieb ein, Fonda vielleicht auch.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Pappenheimer am 29. März 2021 - 16:25:56
Die Meinungen über diesen Streifen gehen ziemlich auseinander. An Brutalität nimmt er sich mit den üblichen Italo-Western nichts, ebenso an Anachronismen (siehe unten).

"California" / "Der Mann aus Virgina"
I 1977
Regie: Michele Lupo
Darsteller: Giuliano Gemma, Miguel Bosé, Chris Avram, Raimund Harmstorff

Handlung: In einem US-Gefangenenlager trifft ein Unbekannter (in der deutschen Synchronfassung später Viginia genannt), der sich anschließend Michael Random nennt den geschwätzigen Willy Preston. Preston hängt sich an den wortkargen Random wie eine Klette. Unterwegs begegnen sie den Kopfgeldjägern rund um Rope Whittaker, welche Südstaatenveteranen abknallen, wenn Steckbriefe auf sie ausgesetzt waren. Aus Versehen kommen beide an einen rachesüchtigen Vater eines scheinbar im Krieg getöteten US-Soldaten, der in der Folge Willy hinterrücks abknallen lässt. Obwohl er nie nach Georgia wollte, geht nun Random zu Willys Eltern um ihnen vom Tod ihres Sohnes zu berichten. Er wird in die Familie aufgenommen. Doch holt ihn zufällig die Vergangenheit ein indem Whittakers Bande, mittlerweile von den Behörden gesucht, die Tochter der Prestons entführt, um nicht vom Sheriff verhaftet zu werden. Random schleust sich mit Mühe bei Whittaker ein und gerät damit auch zwischen die Fronten...

Die Handlung ist unglaublich komplex. Man würde normalerweise erwarten, dass Random von vornherein eine Mission hat. Dann denkt man, dass er sich Willys Mörder vorknöpft. Doch dann geht der Film, der auch unheimlich ruhige Momente hat, wieder einen ganz anderen Weg. Im Grunde geht es sehr stark auch um den Hintergrund, einer Geschichte von Verlierern in Form der CS-Veteranen, die als abgerissene Typen durch die Lande ziehen, um von Leuten wie Whittaker umgelegt zu werden oder für einen Hungerlohn eine Anstellung suchen.
Abgesehen von den unpassenden Kostümen stimmt einfach fast nix. Willy soll vor dem Bürgerkrieg ein ultramodernes Repetiergewehr wie eine Winchester bekommen haben. Georgia sieht aus als wäre es im Wilden Westen. Da passt einfach mal garnichts.
Dennoch hat der Film insbesondere in der Kameraarbeit ein erhebliches Potential und auch bei den Schießereien und Schlägereien eine gewisse Qualität. Interessant, dass sich tatsächlich die Charaktere weiterentwickeln und selbst eine menschliche Facette am Bösewicht Whittaker - hervorragend gespielt von Raimund Harmstorff - kurz aufblitzt.

Darsteller: *****
Bilder: ****
Story: ****

Für viele Westernfans insbesondere wegen des eigenwilligen 1970er Soundtracks und des immer wieder gleichen Motivs eher fordernd.
Titel: "In letzter Sekunde"
Beitrag von: Pappenheimer am 23. April 2021 - 10:08:26
Derzeit steht noch in der Arte-Mediathek dieser Film, der zumindest von der Handlung her eher ein Western ist, auch wenn der Zeitrahmen eher früh gewählt ist.

"The fighting Kentuckian" / "In letzter Sekunde"
USA 1949
Regie: George Waggner
Darsteller: John Wayne, Vera Ralston, Oliver Hardy, John Howard

Handlung: Nach den napoleonischen Kriegen haben sich zahlreiche Exilanten aus Frankreich in Alabama angesiedelt und halten ihre militärische Tradition aufrecht. Der Soldat John Breen aus Kentucky verliebt sich in die Tochter eines französischen Generals der Garde. Doch ist diese bereits mit dem reichen Randolph verlobt, dem ihre Eltern viel zu schulden meinen. Breen soll sich auf Geheiß von Ann Logan als Landvermesser ausgeben, da sie behauptet den Mördern ihres Geliebten auf der Spur zu sein, der selber Vermesser gewesen war. Damit geraten Breen und sein Gefährte Willie Paine zwischen die Fronten der Flößer unter George Hayden und den Franzosen, die ihm scheinbar nicht glauben, als Breen eine Verschwörung beinahe aufgedeckt hat.

Der Film lebt von den sehr unterschiedlichen Charakteren: den stolzen Franzosen, dem zupackenden Vorzeigeamerikaner und den verschlagenen Bösewichten sowie obendrein 2-3 Figuren deren Absichten man nicht klar von Anfang an kennt. Obwohl damals als einer der positiveren Aspekte des Films gewertet, verstehe ich den gangen Sinn der Rolle von Oliver Hardy nicht. Er ist einfach neben John Wayne null Prozent witzig, wenn der ganze Witz ist, dass er nicht aufs Pferd kommt oder versehendlich seine Trompete zerdrückt. Das passt auch schlichtweg nicht in die ansonsten eher melancholische Stimmung des Films.
Doch die ziemlich komplexe Story wird weder am Ende befriedigend aufgelöst, noch ist sie irgendwie in sich schlüssig. Wozu braucht Hayden die Franzosen? Wenn er sie massakrieren lässt, soll das niemandem auffallen? Wer steckt hinter der Bestellung Breens zum Landmesser?
Es ist natürlich absurd, dass 1819 die französischen Soldaten noch allesamt ihre Uniformen haben sollen, die sie 1813 oder so ausgeliefert bekommen haben. Das Bonnet de Police gab es offenbar im Sonderangebot, da das dann auch wirklich jeder Franzose trägt und nur wenige auch zivile Kleidung zu haben scheinen. Der Rest der Kostüme erinnert eher an "Vom Winde verweht" statt an die späten 1810er...

Darsteller: ***
Bilder: ***
Story: **

Für viele Westernfans ist der Film vielleicht von daher interessant, um einfach einen Streifen aus der Ära vor Rio Bravo u.Co. zu sehen aus John Waynes Schaffen, auch wenn er sich hier 1949 auch schon genauso als alter Haudegen gebärdet wie dann in den 50ern und 60ern.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Pappenheimer am 23. November 2021 - 11:25:59
Diesmal ein eher ungewöhnlicher Film, den ich aus Kindertagen kannte, man auf YT nur auf Italienisch oder in einer völlig verhunzten Schnittfassung findet.

"Il bianco il giallo il nero" / "Stetson - Drei Halunken erster Klasse"
I 1975
Regie: Sergio Corbucci
Darsteller: Eli Wallach, Giuliano Gemma, Tomás Milián, Manuel de Blas

Handlung: Edward Gideon ist zum Ärger seiner Frau ein Sheriff ohne Tadel. Nachdem er von Stetson, dem Schweizer, ausgeraubt wurde, trifft er diesen nach einem Zugüberfall wieder. Bei diesem ist ein Samurai und die meisten Begleiter des Zuges ermordet worden um ein kaiserliches Pony zu entführen. Der Sheriff soll nun 1.000.000 Dollar Lösegeld an die Apachen überbringen. Doch auch die zwielichten Gesellen, die von einem gerissenen Bankdirektor ihm hinterher geschickt werden, machen dem Sheriff die Hölle heiß, der sich mit Sakura, dem Stallknecht des Samurais und Stetson auf seiner Odysee zum Adlerpass rumschlagen muss.

Dies war Sergio Corbuccis letzte Arbeit im Bereich des Italowesterns. Später hat er noch billiger gemachte Streifen gemacht. Als Kind fand ich schon den Film etwas überlängt. Es gibt durchaus witzige Einfälle wie diese Stadt in der alle Einwohner im Gefängnis eingesperrt sind oder auch dieser Mix aus Eastern und Western. Aber es gibt auch etliche Szenen im Katz- und Mausspiel von Gemma und Wallach, die man sich hätte sparen können. Die Anachronismen (wie das Motorrad und sogar ein Auto) fand ich schon immer ulkig, tragen auch nicht wirklich zur Handlung was bei.
Was Spaß macht an dem Film ist mit welcher Begeisterung die Großen des Italowesterns hier nochmal aufspielten und das bei einem durchaus aufwendig gemachten Film, der alles bietet, was das Westernherz wünscht: Sheriff, Appachen, Gangster, Zugüberfall, US-Kavallerie, leicht irre Ganoven, Bordelle usw.. Die Kameraarbeit ist dabei durchaus bisweilen vorzüglich, vor allem wenn man Jack den Schwarzen einfach mal am Anfang von seiner Ranch in die Steppe reiten sieht.
Die Dialoge könnten direkt aus den Spaßwestern des Duos Spencer/Hill stammen und sorgen auch noch heute für Nostalgiker für eine launige Unterhaltung.
Die Brüder Angelis produzierten einen Soundtrack der Ohrwürmer. Mal was anderes als Morricone, aber irgendwie passend für die Art von Westernkomödie. Es gibt auf jeden Fall schlechtere Vertreter des Subgenres.

Darsteller: *****
Bilder ***
Story ***
Sound ****
Titel: "Navajo Joe" (1966)
Beitrag von: Pappenheimer am 25. November 2021 - 11:08:46
Passend zu meinem letzten vorgestellten Film ein weiteres Werk von Corbucci, welches sogar etliche Parallelen zum Film von 1975 aufweist.

"Navajo Joe"
I 1966
Regie: Sergio Corbucci
Darsteller: Burt Reynolds, Aldo Sambrell, Nicoletta Machiavelli, Fernando Rey

Handlung: Der Bandenführer Duncan ist es gewohnt Indianer niederzumetzeln und dafür ein Kopfgeld zu kassieren. Das Dorf von Navajo Joe wird auch heimgesucht und alle, auch seine Frau und die Kinder, bis auf ihn niedergemetzelt. Doch Duncan wird schockiert, als er erfährt, dass es nicht mehr den gewohnten Lohn für seine Verbrechen gibt. Daher sinnt er auf eine neue Einnahmemöglichkeit. Er will einen Zug mit einer großen Summe Geldes überfallen. Nach erfolgreichem Kampf gelingt es aber Navajo Joe den Zug mit dem Geld in die kleine Stadt Esperanza zu bringen. Nun beschließt Duncan die Stadt anzugreifen. Navajo Joe findet in den verzagten Bürgern, die gegenüber ihm sowieso Ressentiments haben, keine Unterstützung, schafft es aber nachdem er selbst aus den Fängen der Banditen befreit wurde mit Duncans Männern abzurechnen. Auf einem Friedhof seines Stammes kommt es zum Finale zwischen Duncan und Navajo Joe.

Bemerkenswerterweise heißt der "Indianerhasser" hier im Film genauso wie der in "Stetson - Drei Halunken erster Klasse" Duncan. Doch in diesem Film bekommt der Bösewicht einen noch tieferen Charakter indem der Zuschauer auch Duncans Beweggründe erfährt. Er ist ein verstoßener, immer verhasster Mensch, der seit Kindesbeinen Ablehnung erfahren hat. Das gibt auch Aldo Sambrell endlich die Gelegenheit einmal in der Hauptrolle zu brillieren, während Burt Reynolds als Navajo Joe eher blass bleibt. Wie in Corbuccis Filmen üblich spielt eine Gesellschaftskritik der Verachtung für eine bestimmte Menschengruppe (arme Leute, Navajos Stamm, Mexikaner usw.) als Problem eine vordergründige Rolle ohne dass die Action oder Spannung darunter zu sehr leiden würde. Mit Fernando Rey und Aldo Sambrell treten zwei immer wiederkehrende Darsteller des Genres auf.
Ennio Morricone liefert einen ins Mark erschütternden Score.

Darsteller: ****
Bilder ***
Story *****
Sound *****
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Riothamus am 25. November 2021 - 16:39:30
Das sind mal zwei punktgenaue Kritiken, die ich genau so unterschreiben kann.

Vielen Dank, dass du uns trotz manchem schlechtem Film unverzagt mit solchen Reviews versorgst.
Titel: Eine Faust geht nach Westen (1981)
Beitrag von: Pappenheimer am 26. November 2021 - 12:03:22
Dies ist m.W. die letzte gelungene Westernkomödie mit Bud Spencer. Woher der phänomenale Soundtrack kam, konnte ich nicht rauskriegen bisher.

"Occhio alla penna" (Eine Faust geht nach Westen)
I, D 1981
Regie: Michele Lupo
Darsteller: Bud Spencer, Joe Bugner, Piero Trombetta, Carlo Reali, Sara Franchetti

Handlung: Die kleinen Gauner Buddy und "Adlerauge" schlagen sich durch den Wilden Westen, wobei scheinbar öfter als einmal Buddy seinen Kumpan raushauen musste. Nachdem Buddy wieder einmal seinen Freund befreit hat, erbeutet dieser bei einem Zugüberfall versehentlich einen Arztkoffer. Dadurch halten fortan die Einwohner von Yucca den großen Buddy für einen Arzt und laufen ihm die Türe ein. Buddy kann endlich ein Leben mit geregelten Mahlzeiten führen und alles wäre gut, wenn da nicht die große Bande wäre, die ständig die Stadt überfällt, was viele Bürger zum Fortziehen bewegt. Doch Buddy bietet den Gesetzlosen die Stirn, während Sheriff Bronson machtlos wirkt. Die Einwohner von Yucca kommen auch mit der Zeit dahinter, dass etwas mit dem Sheriff nicht stimmt. Dieser beschließt zu handeln indem er die Stadt dem Erdboden gleichmachen will, während die Bürger auf einer Feier beim kleinen Popsy sind. Doch der falsche Sheriff hat seine Rechnung ohne Buddy gemacht...

Die Handlung dieser Westernkomödie ist verhältnismäßig interessant. Es gibt einmal keine aufrechten Gesetzeshüter und Bud Spencer spielt wieder den Gauner, der ungewollt Gutes schafft. Der bekannte Boxer Joe Bugner spielt wieder wie in anderen Filmen Bud Spencers Gegenspieler, ist damit aber durchaus treffend besetzt ohne ein Schauspieler zu sein (was Bud Spencer ja auch nicht ist). Der Film ist in Relation zu anderen Komödien von Bud Spencer und Terence Hill obendrein recht aufwendig gedreht. Während es allerdings praktisch keine Spannung oder interessante Wendungen gibt, besticht der Film durch einen überragenden Soundtrack von Ennio Morricone, welcher den Streifen über das Maß der üblichen Filme des Genres hebt. Die Kamerafahrten fangen schön die Weite der Landschaft ein und die Regie von Michele Lupo (vgl. oben "Der Mann aus Virginia") ist routiniert. Die Ausstattung ist aber eher mäßig (das Innere des Saloons wirkt auf mich zu modern, sehr schön fand ich die Szene am Anfang mit dem Gefangenenwagen).

Darsteller: ***
Bilder ***
Story **
Sound *****
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: emigholz am 26. November 2021 - 17:20:52
Das dürfte in dem Fall sogar Ennio Morricone gewesen sein. Meine da mal ein Cover gesehen zu haben.

Gerade geguckt, findest unter seinen Scores in Wikipedia

Oh und Tötet Amigo gibts gerade auf Prime, den guck ich mir die tage auch mal an nachdem ich hier drüber gelesen habe.
Vera Cruz kam letztens erst wieder im Fernsehen, den kann man einfach nicht wegschalten  ::)
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Pappenheimer am 29. November 2021 - 14:16:37
Das dürfte in dem Fall sogar Ennio Morricone gewesen sein. Meine da mal ein Cover gesehen zu haben.

Gerade geguckt, findest unter seinen Scores in Wikipedia

Oh und Tötet Amigo gibts gerade auf Prime, den guck ich mir die tage auch mal an nachdem ich hier drüber gelesen habe.
Vera Cruz kam letztens erst wieder im Fernsehen, den kann man einfach nicht wegschalten  ::)
Ja, hatte ich auch irgendwo zwischen den Zeilen geschrieben. Mein Sohnemann ist jetzt auch ein großer Fan von dem Film. Aber er hört auch beim Aufbauen von Westernhäusern Morricone-Soundtracks. Also alles richtig gemacht.  8)

Bin gespannt, was Dein Eindruck von "Töte Amigo" ist. Ich hatte den früher so garnicht auf dem Radar. Ich empfand immer "The great silence" als DEN gesellschaftskritischen Western par excellence. Aber da waren eigentlich viele Regisseure damals so unterwegs und man fragt sich heute wie Western mit so Larifari-Inhalt überhaupt gefallen konnten.

Ich muss mal schauen, ob ich irgendwo den Western mit Burt Lancaster und Telly Savales finden kann. Der war auch sehr dreckig und vom Ton her ein bisschen Italowestern mäßig.

Ich frage mich auch gerade, ob "Mein Name ist Nobody" vielleicht der erste Italowestern mit Native Americans war. Kommt drauf an vielleicht ob man die Frau am Anfang von "Spiel mir das Lied vom Tod" als Rolle mitzählt. Weiß jemand, was ich meine?
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: emigholz am 29. November 2021 - 18:12:52
Meinst du die Scalphunters mit Shelly Winters? Der war auch super aber tatsächlich war Savalas in einigen richtigen Italo Western, meine zb von Corbuci oder zb mit Bud Spencer.

zu Amigo: Ich war erstmal hin und hergerissen da man erst dachte es sei alles sehr vorhersehbar bis sich zum Ende tatsächlich mehrere Wendungen ergeben die dem ganzen echt doch noch das I-Tüpfelchen aufsetzen, Ich sag nur: "Kauf dir Brot, nein kauf Dynamit"
Das Wechselspiel der beiden Hauptchars wer jetzt der Held bzw der Antiheld ist und mit wem man mitfiebert wechselt dabei gerne mal. Gian Maria Volonté schlägt sie aber schauspielerisch alle. Warum Kinski auf dem Cover ist, ich fand ihn jetzt nicht so wichtig und er kam neben seinem Bruder einfach nicht zu Geltung, vielleicht hätte er mehr Screentime gebraucht oder man hat das fanatische von ihm zu oft und besser gesehen.

Bei Spiel mir das Lied vom Tod musst mir auf die Sprünge helfen aber Woody Strode der mit Jack Elam am Bahnhof wartet ist zumindest halber Native. Und bei Jack Elam muss ich immer dran denken wie er am Ende von Latigo am Zugende steht und sagt er wandert aus und wird ein großer Star im Italo Western  ;D
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Pappenheimer am 30. November 2021 - 17:36:05
1.
Das Wechselspiel der beiden Hauptchars wer jetzt der Held bzw der Antiheld ist und mit wem man mitfiebert wechselt dabei gerne mal. Gian Maria Volonté schlägt sie aber schauspielerisch alle. Warum Kinski auf dem Cover ist, ich fand ihn jetzt nicht so wichtig und er kam neben seinem Bruder einfach nicht zu Geltung, vielleicht hätte er mehr Screentime gebraucht oder man hat das fanatische von ihm zu oft und besser gesehen.
2.
Bei Spiel mir das Lied vom Tod musst mir auf die Sprünge helfen aber Woody Strode der mit Jack Elam am Bahnhof wartet ist zumindest halber Native. Und bei Jack Elam muss ich immer dran denken wie er am Ende von Latigo am Zugende steht und sagt er wandert aus und wird ein großer Star im Italo Western  ;D
1.
Kinski ist da halt der große Name noch heute im Unterschied zu anderen Darstellern.

2.
Mit nem Native meinte ich eine Frau, die am Anfang aus der Bahnstation erschrocken davon rennt, als die 3 Killer den Stationsvorsteher (glaube ich) einsperren. Sie ist nur für Augenblicke im Bild.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: emigholz am 01. Dezember 2021 - 16:14:03
Ok weil Woody Strode halb Afro Amerikaner halb Blackfood Native immerhin in einigen Filmen zu sehen war, unvergessen sein Duell mit Spartacus oder in Dschingis Khan, nach Spiel mir das Lied vom Tod kam ne Reihe Italo Western. Für die damalige Zeit auch schon beachtlich wenn man bedenkt das da meist noch Weiße die Indianer spielten, manchmal zum Glück sonst hätten wir keinen Bronson oder Lancaster in ihren tollen Rollen gehabt.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Pappenheimer am 06. Dezember 2021 - 15:32:59
Ok weil Woody Strode halb Afro Amerikaner halb Blackfood Native immerhin in einigen Filmen zu sehen war, unvergessen sein Duell mit Spartacus oder in Dschingis Khan, nach Spiel mir das Lied vom Tod kam ne Reihe Italo Western. Für die damalige Zeit auch schon beachtlich wenn man bedenkt das da meist noch Weiße die Indianer spielten, manchmal zum Glück sonst hätten wir keinen Bronson oder Lancaster in ihren tollen Rollen gehabt.
Bei nem guten bis sehr guten Regisseur wie Leone und Colizzi hat man auch genau dieses Potenzial aus Woody Strode rausgeholt. Finde es daher auch schade, dass bei den "besten Westerndarstellern" in den Listen eher kein Woody Strode sondern immer die gleichen wie John Wayne rauskommt. Aber ich lebe auch gerne mit meiner Rolle als Außenseiter.  ;)

"Mit eisernen Fäusten" / "Scalphunters"
USA 1968
Regie: Sydney Pollack
Darsteller: Burt Lancaster, Shelley Winters, Telly Savalas, Ossie Davis

Handlung: Der Fallensteller Joe Bass will seine Felle wiederhaben, die ihm von Kiowa abgenommen worden sind. Dabei muss er sich zudem mit der Bande unter Jim Howie rumschlagen, der die willensstarke Kate mit im Gepäck hat. Die Kämpfe mit Kiowa und Banditen offenbaren aber auch die größte Schwäche von Joe Bass mit anderen wie dem Sklaven Joseph Lee zu kooperieren. Denn Bass ist ein von sich selbst durch und durch überzeugter Einzelgänger. So ist der Film mehr als nur eine wütende Prügelei zwischen Gut und Böse, mehr als ein "Indianerfilm", sondern auch ein Film über Eitelkeit, Vergebung und immer wieder neu austarierte Machtverhältnisse vor einer scheinbar erbarmungslosen Natur.

Dieser US-Western erinnert schon in seinen Bildern stark an Italowestern und mit Telly Savalas ist auch ein Hauptdarsteller mit von der Partie, der auch später selber in italienischen Produktionen auftreten sollte. Das sind aber nicht nur die Kameraeinstellungen, sondern auch der starke politische Fokus mit der Vorstellung einer natürlichen Überlegenheit, die Bass nicht nur den Kiowa sondern auch seinem Sklaven gegenüber inne wohnt. Diese Faktoren machen neben der hervorragenden schauspielerischen Leistung aller Charaktere auch des damals noch eher unbekannten Davis den Reiz des Films aus (typisch für die damalige Zeit bekamen weder Savalas, noch Lancaster oder Davis einen Oscar oder Golden Globe - vielleicht stand dem wie Morricones lange auf sich warten lassende Auszeichnung im Wege, dass Western oftmals leider unterschätzt wurden). Der Film schafft es auch die Handlung nicht als etwas abgeschlossenes zu bearbeiten wie die üblichen (auch italienischen) Rachewestern, sondern vermittelt dem Zuschauer ein Gefühl, dass die Handlung eben nur eine Episode aus dem Leben von Bass und Lee ist.

Darsteller: *****
Bilder ****
Story *****
Titel: Companeros (1970)
Beitrag von: Pappenheimer am 17. Januar 2022 - 09:04:14
Nachdem Sergio Corbucci schon einige der prägendsten Filme des Genres drehte, kam 1970 dieser Revolutions-Italowestern raus, der sich selbst nicht so besonders ernst nimmt.

"Laßt uns töten, Companeros" / bisweilen nur "Companeros"
I 1970
Regie: Sergio Corbucci
Darsteller: Franco Nero, Tomás Milián, Fernando Rey, Jack Palance, Iris Berben

Handlung: Der Baske wird nachdem er einen Obersten der Leute von Díaz tötet zu einer Art Volksheld und von General Mungo als dessen Stellvertreter auserkoren, was aber letztlich nur heißt, dass er immer seinen Kopf hinhalten muss, wenn es brenzelig wird. Die Männer des Basken erobern San Bernardino und metzeln die Anhänger von Professor Xantos nieder. Als der sogenannte Schwede eintrifft, der mit Mungo wegen Waffentransporten handeln will, möchte der Baske ihn erschießen lassen, da der Schwede zwei von Mungos Leuten getötet hat und obendrein mit den Xantisten zu paktieren scheint. Doch degradiert General Mungo als er endlich ankommt kurzerhand den Basken dafür, muss dann aber diesen und den Schweden losschicken um Professor Xantos aus einem US-Gefängnis zu befreien, weil dieser als Einziger die Kombination des Safes von der Bank von San Bernardino kennt. Dummerweise stehen nun den beiden Schlitzohren nicht nur die Regierungstruppen im Weg, sondern heftet sich auch ein alter Gefährte des Schweden an ihre Versen, der auf Rache sinnt ...

Dieser Film hat generell alles zu bieten, was man von einem Revolutionswestern erwartet. Es wird viel geballert, es gibt nen Zug, verschiedene Parteien und einen Anteil Sozialkritik.
Dennoch kommt mir der Film insgesamt schwächer vor als Corbuccis frühere Werke und sogar als "Stetson - Drei Halunken erster Klasse", weil er allzusehr sich selbst referenziert. Die Kritik an den gewissenlosen US-Amerikanern hat man bei Damiani schon besser gesehen und die Handlung überzeugt einfach nicht recht durch richtige Twists. Die Action hat einiges zu bieten ohne aber etwas Neues dem Genre hinzu zu fügen. Da die Helden jede noch so gefährliche Situation scheinbar unbeschadet überstehen, geht dem Film dann auch recht die Spannung ab (ich denke da v.a. auch an das Ende mit der irgendwie doch arg schwachen Armee von General Mungo).
Überzeugend war für mich aber das Schauspiel der 4 Hauptdarsteller, die jeweils perfekt auf ihre Rollen passen. Die Kameraarbeit ist gut und dem Film kann man insgesamt immerhin nicht absprechen unterhaltsam zu sein. Die deutsche Komödiensynchronfassung von Rainer Brandt erinnert stark an die lapidaren Wortgefechte aus v.a. Trinity-Filmen...
Der Score stammt von Ennio Morricone - mehr braucht man wahrscheinlich nicht zu sagen.  8)

Darsteller: ****
Bilder ****
Story ***
Sound *****
Titel: Der Tod ritt dienstags (1967)
Beitrag von: Pappenheimer am 18. Januar 2022 - 15:00:04
Dies ist nun ein Klassiker unter den Italowestern und hat bei all seinen Schwächen doch seit Jahren bei mir ein gewisses Gefühl der Nostalgie erhalten.

"I giorni dell'ira" (Der Tod ritt dienstags)
I, BRD 1967
Regie: Tonino Valerii
Darsteller: Giuliano Gemma, Lee Van Cleef, Walter Rilla, Christa Linder

Handlung: Scott Mary ist der starke Kerl, den man herumschupsen und schlagen darf, der die niedersten Tätigkeiten verrichten muss in Clifton bis ein Fremder in der Gegend auftaucht. Es ist Frank Talby, der seinen Anteil an einem Coup sucht. Schließlich findet er Wild Jack, seinen ehemaligen Komplizen und erfährt von ihm, dass er sich seine 50.000 Dollar selber von einer Reihe von Bürgern von Clifton besorgen muss, die Wild Jack betrogen haben. Talby verändert das Leben in dem kleinen Nest vollständig. Er bringt Scott den Umgang mit dem Revolver bei und errichtet eine Art Gewaltregiment über die Stadt. Scotts Freund, der alte Murph Allen, will wieder Ruhe und Ordnung herstellen und übernimmt die Rolle des Marshals von Clifton nachdem Talby diesen erschossen hat. Nun steht Scott zwischen den Stühlen und muss sich zwischen Murph und Talby wie es scheint entscheiden ...

Der Film psychologisiert sehr stark. Natürlich erscheint es heute, wenn man Giuliano Gemma in der Gesamtsicht als Muskelprotz der Sandalenfilmära und als Revolvermann zahlreicher Italowestern vor Augen hat, schwierig ihn sich als wehrloses Opfer vorzustellen, aber wenn das erstmal geht, funktioniert der Western sehr gut. Mir gefällt natürlich vor allem die Performance von Lee Van Cleef.
Eher mies finde ich das Szenenbild. Die Gebäude wirken durchweg zu aufgeräumt und zu sehr nach Bühne und auch auf der Straße kommt selten der Eindruck vom Wilden Westen. Einzig das Setting am Anfang, als Wild Jack auf Talby trifft, fand ich irgendwie stimmig. Die Kostüme sind auch extra low budget. Die Schießereien zeigen nicht die Höhe an Spannung wie wir sie teilweise von Corbucci und Colizzi oder stets bei Leone gewohnt sind.
Dennoch würde ich mich den eher negativen Kritiken, dass Damiani hier vor allem "Mein Name ist Nobody" vorbereitet nicht unterschreiben - zumal dessen Handlung ja von Leone entworfen worden war.

Darsteller: *****
Bilder ***
Story *****
Titel: "Von Mann zu Mann" (1967)
Beitrag von: Pappenheimer am 13. März 2022 - 22:09:34
Ich habe die Tage nen Klassiker auf YT gefunden und hat mir gefallen.

"Da uomo a uomo" (Von Mann zu Mann)
I 1967
Regie: Giulio Pedroni
Darsteller: John Philip Law, Lee van Cleef, Anthony Dawson, Luigi Pestilli

Handlung: Die Familie des jungen Bill Maceita wurde von einer Mörderbande niedergemetzelt. Seither trachtet er nach Rache. Doch die Gelegenheit dazu erschließt sich ihm erst, als der Verbrecher Ryan aus dem Zuchthaus entlassen wird um sich seinerseits an den Männern zu rächen, die ihn dem Gesetz ausgeliefert haben und um sein Geld einzufordern. Bill macht dem "Opa" allerdings einen Strich durch die Rechnung indem er Cavanaugh tötet, ehe dieser Ryan auszahlen kann. Um jeweils den Plan des anderen zu durchkreuzen versuchen sie sich wiederholt gegenseitig abzuschütteln. Als Ryan aber Bürgermeister Walcott gegenüber steht, könnte er Bills Hilfe gut gebrauchen. Denn Walcott ist aus anderem Holz geschnitzt und will nun Ryan für seine eigenen Pläne nutzen indem er ihm einen Bankraub unterschiebt...

Dieser Film ist wirklich abwechslungsreich, was insbesondere bei der ziemlich platten und immer wieder sich im Genre wiederholenden Motivation von Bill überrascht. Die Bösewichte wirken einigermaßen auswechselbar, auch wenn insbesondere Luigi Pestilli als einer der 5 Mörder besonder überzeugen kann. Es hätte dem Film gut getan wenigstens einem der Charaktere etwas wie Verwundbarkeit oder emotionale Tiefe mitzugeben. Auch die ansonsten vorhandene moralische oder politische Komponente fehlt hier gänzlich. Die Ausstattung fand ich eher mäßig (Männer nur mit den obligatorischen Westchen statt Mänteln und das sogar im Sandsturm!).
Der Score von Morricone, der freilich nicht so einprägsam wie in den besseren Filmen ist, und die passable bis ausgezeichnete schauspielerische Leistung allen voran des Routiniers Lee van Cleef machen noch einen überdurchschnittlichen guten Italowestern aus.

Darsteller: ****
Bilder ***
Story ***
Sound ****
Titel: "Zwei wilde Companeros" (1971)
Beitrag von: Pappenheimer am 14. März 2022 - 09:24:08
Schon in den frühen 70ern war das Genre des Italowestern dabei sich selbst auf die Schippe zu nehmen und in dem Fall auch mal der Revolutionswestern.

"Viva la muerte… tua!" (Zwei wilde Companeros)
I, E, BRD 1971
Regie: Duccio Tessari
Darsteller: Franco Nero, Eli Wallach, Lynn Redgrave, Horst Janson, Eduardo Fajardo

Handlung: Der falsche Geistliche Orlowski kommt einem Goldschatz auf die Spur, als er einem Sterbenden die Beichte abnehmen soll. Dann sucht er den Verbrecher Lazoya, der mehr darüber wissen soll und bei Orlowskis sadistischen Bruder im Gefängnis sitzt. Derweil trifft die Irin Mary O'Donell ein, die für ihre Zeitung und scheinbar auch aus anderen Motiven den Revolutionär El Salvador freikaufen soll. Trotz einiger Hindernisse gelingt die Flucht. Doch Mary ist ebenso undurchsichtig wie gefährlich und scheint als nächstes die beiden Galgenstricke gleich General Huerta ausliefern zu wollen. Der Russe und Layoza können nun zwar erneut mit Marys Hilfe entkommen, doch wird ihre Schatzsuche zwar einerseits durch die Umbrüche der Revolution in Mexiko begünstigt, aber andererseits auch durch Layozas Verwechslung mit El Salvador ständig behindert. Zwar findet Orlowski schließlich den Schatz - aber doch nur um ihn von Huerta wieder abgenommen zu bekommen. Während Mary und die beiden Ganoven überlegen wie sie in die stark bewachte Festung Huertas eindringen können, ist ihnen auch noch Orlowskis Vetter Sherff Randall auf den Fersen...

Der Film ist ähnlich wie "Zwei Glorreiche Halunken" oder "Todesmelodie" eine persönliche Story von zwei Galgenvögeln vor dem Hintergrund eines großen historischen Ereignisses wie hier der mexikanischen Revolution. Ähnlich wie in Todesmelodie wird mächtig herum geballert und wenn hunderte von MGs und anderen Waffen niedergemäht werden, fragt man sich schon wie da die drei Hauptfiguren so relativ unbeschadet durch alles hindurch kommen. Irgendwann sind die ständigen Wendungen mit Gefangennahmen und Befreiungen auch etwas ermüdend und 2-3 Kapriolen hätte man sicher auch wegsparen können ohne den Charakter des Films zu verstümmeln. Der Film spielt etwa 1912 wofür freilich die allgemeine Motorisierung in den Städten etwas erstaunt. Die Kostüme und die Ausstattung wirken etwas lieblos - die weibliche Hauptfigur sieht einfach aus wie aus den 1970ern... Der Aufwand mit hunderten Statisten und zahllosen Handlungsorten ist immerhin beeindruckend und immerhin brilliert Eli Wallach in seiner gewohnten Rolle als ausgebuffter Kleinkrimineller, der hoch hinaus will.

Darsteller: ****
Bilder ***
Story **
Titel: "Zwei Himmelhunde im Wilden Westen" (1971)
Beitrag von: Pappenheimer am 15. März 2022 - 12:41:35
Ein weiterer Film von 71, der sich als Parodie auf den harten Italowestern versucht, auch wenn er nicht so plump ist wie "Zwei wilde Companeros".

"Amico, stammi lontano almeno un palmo" (Zwei Himmelhunde im Wilden Westen)
I 1971
Regie: Michele Lupo
Darsteller: Giuliano Gemma, George Eastman, Vittoria Congia, Luciano Catenacci, Aldo Sambrell

Handlung: Der Viehdieb Bill Bellow saß drei Jahre in einem mexikanischen Gefängnis ein. Sein ehemaliger Komplize Charlie ist enttäuscht, als er erfährt, dass Bill das ganze Geld aus einem Coup verloren hat und will nichts mehr von ihm wissen. Fortan hält sich Bill mit Gaunereien und Falschspiel über Wasser bis er erneut Charlie über den Weg läuft. Als Bill mit einem gestohlenen Revolver eine Bank ausraubt, zieht er Charlie mit hinein. Nun werden beide vom skrupellosen Sheriff Walker verfolgt, der selber das Geld aus dem Bankraub unterschlägt und daher Bill und Charlie aus dem Weg räumen muss. Nachdem sie Sheriff Walker getötet haben, werden die beiden Gauner nun auch als Mörder gesucht und die Taten nehmen an Verwegenheit und Gewalt zu. Bei einem Bankraub schließt sich ihnen auch der kleine Bankangestellte 3-Prozent-Smith an, welcher das Finanzielle der Bande regeln soll. Denn statt von Kopfgeldjägern gestellt zu werden, die von einem Pinkerton-Agenten aufgehetzt werden, schließen sich nun drei professionelle Räuber der Bande an. Charlie beschließt auszusteigen, da er mit Bills neuem Vorgehen als Bandenchef nicht mehr einverstanden ist. Doch wird er früher als erwartet wieder in Bills Probleme hinein gezogen ...

Am Anfang denkt man, der Film sei eine leicht beschwingte Westernklamotte mit dem ewig grinsenden Giuliano Gemma, der bei all seinen Misserfolgen seine gute Stimmung nicht verliert. Dann aber zeigt sich, dass eben doch mehr dahinter ist. Es geht um ein Psychogram von zwei Losern wie man sie selten im Westerngenre als Hauptfiguren erlebt. Der eine ist Pessimist, der andere träumt vom großen Geld und einer strahlenden Zukunft, die sich durch eine Spirale der Gewalt als im Grunde immer unwahrscheinlicher erweist um so näher er ihr zu kommen glaubt. Wenn auch die Klamotten wieder irgendwie recht billig wirken bis hin zu dem Räuber Joe, der irgendwie wie eine Comicfigur ausschaut. So sind doch die etlichen Drehorte wirklich beeindruckend. Selbst die McBain-Farm aus "Spiel mir das Lied vom Tod" und die Westernstadt aus "Für ein paar Dollar mehr" sind Handlungsorte. Das Ganze wird exzellent gefilmt und wenngleich der Film nicht durchweg spannend ist, vermag er in einzelnen Szenen durchaus zu überzeugen. Man könnte bei dem Hin-und-Her erstmal glauben, dass man hätte etwas rausschneiden können - aber die volle Lauflänge von 100 Minuten braucht der Film doch um seine Story und die Charaktere zu entwickeln.
Störend fand ich neben diesem einen ulkigen Banditen vor allem George Eastman (eigentlich Luigi Montefiori), der einfach mit seinem Bart und den Haaren in seinem ganzen Aufzug eher wie ein Hippie daher kommt. Die übrigen Nebenrollen wie Aldo Sambrell als fieser Sheriff sind allerdings überzeugend besetzt und Giuliano Gemma ist eh in allen Western eine solide Besetzung für die Hauptrolle, auch wenn seine blonden Haare echt wunderlich ausschauen. Insgesamt ein guter Italowestern - aber man muss diese Art der Buddy-Geschichte schon mögen.

Darsteller: ****
Bilder *****
Story **** 
Titel: Last train from Gun Hill (1959)
Beitrag von: Pappenheimer am 29. März 2022 - 09:42:29
Ausnahmsweise habe ich mal einen US-Western  gesehen und auch das nur, weil ich gestern zufällig auf Arte drüber gestolpert bin, als der dort lief.

"Der letzte Zug von Gun Hill"
USA 1959
Regie: John Sturges
Darsteller: Kirk Douglas, Anthony Quinn, Carolyn Jones, Earl Holliman

Handlung: Als Marshal Matt Morgan bei seiner Frau eintrifft, ist diese ermordet worden. Alle Spuren führen nach Gun Hill, wo sein alter Freund Craig Belden wohnt. Dessen Sohn stellt sich als Mörder von Morgans indigener Frau heraus. Doch ein wütender Mob will Marshal Morgan an seiner Abreise mit dem Zug hindern. Insbesondere der Komplize von Rick Belden, hat sich geschworen ihn zu befreien und legt am Hotel in dem Rick und Matt untergebracht sind in der Nacht Feuer. Nur Linda will Matt unterstützen, der Rick zum Bahnhof bringen will um ihm gesetzmäßig den Prozess zu machen.

Der Film ist ein typischer Western der 1950er, welcher durch das moralische Dilemma der Hauptfiguren etwas aufgewertet wird. Wie wichtig ist Craigs und Matts Freundschaft? Kann Craig, der kein schlechter Kerl zu sein scheint, es zulassen, dass sein Sohn bestraft wird?
Das ist alles neben der mitschwingenden Rassismuskritik alles recht interessant und der Film ist auch gerade darum spannend, weil sich eben die Hauptfiguren nicht durch die Landschaft schießen und dutzende Halunken abgeknallt werden sondern im Grunde eine recht schlichte Story ohne viel Blutvergießen erzählt wird. Der Film ist eher ein Drama. Als Italowestern-Fan muss ich mich an diesen Duktus ebenso gewöhnen wie an das Szenenbild. Die Häuser wirken unglaublich unecht und die Straßen aufgeräumt, die Cowboys zu sauber. Mir fehlte es auch an interessanten Nebenfiguren, schönen Szenenbildern usw..
Dennoch ein akribisch gefilmter Western mit Tiefgang und mit Anthony Quinn und Kirk Douglas hochkarätig besetzt.

Darsteller: ***
Bilder **
Story ***
Titel: "Il Mercenario" 1968
Beitrag von: Pappenheimer am 07. April 2022 - 11:31:36
Wenn man von den großen Western von Corbucci spricht, dann taucht normalerweise "An seinen Stiefeln klebt Blut" (Il grande Silenzio), "Django" und eben "Il Mercenario" auf. Gestern habe ich den letzteren Streifen gesehen nachdem ich die anderen schon kannte.

"Il Mercenario" (Die gefürchteten Zwei)
I 1968
Regie: Sergio Corbucci
Darsteller: Franco Nero, Tony Musante, Jack Palance, Giovanna Ralli

Handlung: Der Killer Kowalski, genannt der Pole, begegnet nach einiger Zeit Paco wieder und erinnert sich an dessen Anfänge. Er denkt daran wie Paco als armer Minenarbeiter angefangen hatte, die Besitzer der Mine stürzte und wie er, Kowalski selber, von diesen angeheuert wurde Silber in die USA zu überführen. In der Mine traf er mit Paco zusammen und da Kowalski feststellen musste, dass sein ursprünglicher Auftrag erledigt war, lässt er sich von Paco bezahlen anfangs sich der Regierungstruppen zu erwehren und dann Banken auszurauben um seinen Anteil an der Revolution in Mexiko zu unterstützen. Doch dabei ist der skrupellose Ricciolo den beiden auf den Versen, erst um Kowalski das Silber abzujagen und dann um sich an beiden zu rächen. Paco und Kowalski bekommen eine Weile beide was sie wollen. Kowalski bekommt tausende von Pesos und Paco seinen Ruhm als Anführer der Revolution wenngleich er diesen immer teurer mit Geld und Erniedrigungen bezahlen muss um so mehr Fehler er macht, da Kowalski immer mehr für seine Dienste verlangt um so unfähiger sich Paco als Stratege herausstellt. Auf dem Zenit seiner Macht lässt Paco nun Kowalski verhaften und das Geld abnehmen und will seine neue Stellung genießen. Doch da kommen die Regierungstruppen mit einem Flugzeug und massiver Artillerie und Kowalski kann nicht mehr helfen, während alles für Paco zusammenbricht und er und seine Braut fliehen müssen, wobei Ricciolo nun auch wegen Pacos Kopfgeld ihm auf den Fersen ist...

Dieser Film ist optisch eine Wucht. Es gibt massig Schießereien und Explosionen, kombiniert mit zielsicheren Dialogen. Manche Szenen sehen aus wie von einem zeitgenössischen Foto, das im Vorspann zu sehen ist. Corbucci hat damit vielleicht seinen ultimativen Revolutionsfilm gemacht und dadurch wirkt "Companeros" vielleicht so schwach, weil er doch gegen "Il Mercenario" nicht ganz soviel Biss hat. Vielleicht versteht man auch durch "Il Mercenario" warum "Todesmelodie" von Leone nicht so einschlagen konnte, da das Thema des mexikanischen Revolutionärs, der Banken knackt und einen Europäer dabei hat, der mit dem nötigen Grips arbeitet einfach durch Corbuccis Film schon ausgeschlachtet war.
Ebenso wie in "Companeros" ist der Score etwas eintönig, da Morricone für Corbucci einfach nicht soviele individuelle Themen für seine Filme gemacht hat wie er das beispielsweise für "Zwei glorreiche Halunken" oder "Spiel mir das Lied vom Tod" getan hat. Dennoch ist der Sound natürlich allererste Sahne.
Neben der exzellenten Kameraarbeit, besticht auch die Besetzung. Jack Palance ist ein verflixt guter Schurke und es überrascht, dass Tony Musante bei seiner großen Performance hier in nicht mehr ähnlich gelagerten Western mitgespielt hat. Franco Nero ist sowieso in so einer Rolle ideal besetzt.
Insgesamt fand ich die Handlung nachvollziehbar. Man fragt sich natürlich wie in etlichen ähnlichen Filmen wie die Protagonisten, den Bösewicht inklusive, immer durch den Kugelhagel reiten oder fahren können ohne auch nur einen erkennbaren Treffer und was man mit ner Kugel in der Schulter noch alles anstellen kann. V.a. erscheint das albern, wenn rundum die Regierungssoldaten von den MGs niedergemäht werden. Besonders schön fand ich den Erzählstrang mit Pepote, auch wenn ich die Verbindung erst beim zweiten Anschauen verstanden habe, weil sich manche Mexikanerfiguren vom Kostüm her einfach zu sehr ähneln. Das Ende hat mir nicht eingeleuchtet. Wozu zahlt die mexikanische Regierung Columba eine Belohnung, wenn Kowalski doch Paco eh ausliefern wollte?
Die zahlreichen Schießereien sind sicherlich eine tolle Inspiration für den Wargamer, wenn man den Zeitschnitt 1910-1920 spielt (ist in Dtl. vielleicht nicht sooo üblich).

Darsteller: *****
Bilder *****
Story ****
Sound *****
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: D.J. am 07. April 2022 - 15:41:12
Ich kann mich ganz dunkel an diesen Film erinnern. Aber wirklich nur sehr vage. Eine sehr schöne Review und eine (filmisch) wenig beleuchtete Zeit, da gebe ich dir recht.
Danke dir für deine Mühen :)
Titel: "Western Jack" (1967)
Beitrag von: Pappenheimer am 25. April 2022 - 11:56:44
Schon in den 1960ern gab es Italowesternmassenware, wozu ich trotz starkem Anfang auch gern diesen Streifen rechnen würde.

"Un uomo, un cavallo, una pistola" (Western Jack)
I, D, USA 1967
Regie: Luigi Vanzi
Darsteller: Tony Anthony, Daniele Vargas, Ettore Manni, Jill Banner

Handlung: Ein Fremder kommt in ein Kaff und rasch einer Bande auf die Spur, welche eine Postkutsche entführt. Während die US-Kavallerie jegliche Hilfe ablehnt, heftet sich der Fremde an die Räuber. Zwar gelingt es denen ihn zu überwältigen und gefangen zu nehmen. Doch die Gier ihres Komplizen macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Außerdem steht nun ein wunderlicher Prediger an der Seite des Fremden. In der Stadt, wo der Überfall stattgefunden hat, kommt es zum Showdown.

Die Story ist unheimlich platt. Der Anfang scheint erstmal raffiniert. Man hat nicht gleich den Eindruck, dass der Protagonist eine Chance gegen die Verbrecher hätte. Aber dann geht dem Film doch auch die Luft aus. Er versucht mit eigenwilligen Humor zu kaschieren, dass es so eigentlich keine interessanten Figuren gibt. Die Räuber haben kein wirkliches Profil und der Handlung fehlt es an irgendeiner Raffinesse. Dass es ein paar sozusagen sprechende Bilder gibt wie die Schießerei zwischen den Särgen, reicht mir dann doch nicht für einen Western. Eigenwillig auch wie die Rolle des einen Jungen eingeführt wurde ohne dass man erfährt, was aus ihm geworden ist. Immerhin einmal nicht die übliche Rachestory.
Das Kostümbild ist regelrecht primitiv.

Darsteller: **
Bilder **
Story **
Titel: Enzo Barboni macht Western
Beitrag von: Pappenheimer am 21. Juni 2022 - 13:24:39
Mir ist aufgefallen, dass ich hier noch nie über die Western von Enzo Barboni geschrieben habe. Fast jeder aus meiner Generation wird die Filme irgendwann gesehen haben, ich meine hier seine Regiearbeiten mit Bud Spencer und Terence Hill, welche den Bruch vom ernsthaften zum Klamaukwestern darstellen. Dabei sei gesagt, dass die Filme bei genauerem Hinsehen doch nicht solche Meilensteine sind, weil es schon z.B. 1967 "Blaue Bohnen für ein Halleluja" (Little Rita nel West) gab. Dennoch finde ich beide Filme in ihrer Parodie des Italowesterns ganz interessant.

"Die rechte und die linke Hand des Teufels" (Lo chiamavano Trinità)
I 1970
Regie: Enzo Barboni
Darsteller: Bud Spencer, Terence Hill, Farley Granger, Steffen Zacharias, Dan Sturkie, Gisela Hahn

Handlung: Der müde Joe rettet in einem heruntergekommenen Saloon einen angeschossenen Mexikaner aus den Fängen von zwei Kopfgeldjägern und bringt ihn in ein Kaff. Dort stellt Joe überrascht fest, dass sein Bruder, genannt "der Kleine", den Posten des Sheriffs übernommen hat. Der Kleine gibt sich für den eigentlichen Amtsträger aus, den er unterwegs niedergeschossen und dessen Identität übernommen hat. Während der Kleine jedem Konflikt in der Stadt aus dem Weg geht und sein Leben genießt, sucht der müde Joe Streit mit den Leuten von Major Harriman, welcher die Stadt tyrannisiert. Der Kleine versucht daher seinen Bruder loszuwerden um ungestört seinen Pferderaub durchführen zu können, den er plant. Doch freundet sich Joe mit den unweit der Stadt lebenden friedlichen Mormonen an, welche von einer mexikanischen Räuberbande drangsaliert werden. Schließlich schafft es Joe doch seinen Bruder in den Konflikt hinein zu ziehen indem er ihn mit dem Diebstahl der Pferde des Majors locken kann. Die Bande des Majors wird abgewehrt, doch die beiden müssen fliehen, als der rechtmäßige Sheriff anrückt. Joe hat seinen Bruder hintergangen indem er zu guter Letzt den Siedlern die Pferde zugeschanzt hat.

Der Film vollzieht in sich selbst den Übergang vom bleihaltigen Italowestern zum harmlosen Spaßwestern. Sobald die Mormonen auftreten werden keine Leute mehr erschossen, auch wenn "der Kleine" mit dieser Vorgehensweise ohne Waffen nichts anfangen kann. Rein äußerlich sieht Terence Hill vom Kostüm her noch ganz ähnlich heruntergekommen aus wie man ihn aus seinen blutigen Westernfilmen kennt, als er beispielsweise als Franco-Nero-Nachfolger in die Rolle des Django (Django und die Bande der Gehenkten) schlüpfte oder auch in der Colizzi-Triologie seine Widersacher dutzendweise niederschoss. Der Anfang ist auch recht spannend gemacht und gut gefilmt. Doch m.E. flacht der Film zum Ende hin ab und vermag auch keine sinnvolle Balance aus Witz, Spannung und Action zu erhalten. Er war aber auch einer der ersten Regiearbeiten von Kameramann Enzo Barboni, der auch am Drehbuch mitwirkte. Insgesamt scheint man erst dabei gewesen zu sein die später typische Bud Spencer-Terence Hill Mischung auszuloten.
Die Story ist immerhin m.E. noch recht interessant und wendungsreich und daher ist der Film mit den zahlreichen Billigprodukten der Schwemme an Italowesternkomödien dann doch nicht in einen Topf zu werfen, wenn auch manches wie die Sheriff-Sterne irgendwie arg billig daher kommt.
Das Titellied ist allerdings ein brutal sich einpflanzender Ohrwurm.

Darsteller: ***
Bilder ***
Story ****
Sound *****

Nach dem enormen Erfolg von "Die rechte und die linke Hand des Teufels" v.a. auch in Italien folgte diese Fortsetzung:

"Vier Fäuste für ein Halleluja" (…continuavano a chiamarlo Trinità)
I 1971
Regie: Enzo Barboni
Darsteller: Terence Hill, Bud Spencer, Yanti Sommer, Pipo De Luca

Handlung: Nachdem sich Joe und "der Kleine" im Streit getrennt haben, treffen beide bei ihren Eltern ein. Der versoffene Vater und die ebenfalls ruppige Mutter fordern den Kleinen auf seinen jüngeren Bruder ins Geschäft also in den Diebstahl und Raub einzuführen. Das gelingt auch indem sie den Kleinen reinlegen. Doch alle Versuche des Kleinen nun Joe auf die schiefe Bahn zu bringen misslingen kläglich. Statt Pferde zu stehlen helfen sie immer wieder einer Siedlerfamilie. Statt eine Postkutsche zu überfallen, raubt der als Postkutschenräuber auftretende Joe nur seinen eigenen Bruder aus. In einer Stadt geben sich beide für Regierungsbeamte aus und erwecken dadurch das Misstrauen von Mr. Parker, dem alle Halsabschneider bis zu den Sheriffs in der Gegend zuarbeiten. Es gelingt Mr. Parker nicht die beiden zu kaufen. Joe vermag es schließlich doch die Achtung des Kleinen zu gewinnen indem er ein geheimes Geldversteck einer mexikanischen Bande entdeckt, welche in einem Kloster das Geld für Waffen hinterlegt, welche ihnen dort von Mr. Parker zur Verfügung gestellt werden. Am Ende entbrennt ein Kampf um den Zaster - doch die beiden Schlitzohren ahnen nicht, dass der Prior des Klosters unterdessen die Gesetzeshüter gerufen hat.

Interessanterweise steht in den Filmtiteln beider Filme nur Trinità (Trinity) - also der müde Joe. Wahrscheinlich war Terence Hill einfach damals noch der viel berühmtere Name. Im ersten Film der Colizzi-Triologie hat auch Terence Hill eindeutig die herausragende Hauptrolle gehabt, während Bud Spencer in den Italowestern der 1960er immer wieder lediglich kleinere Nebenrollen und bisweilen sogar kaum Sprechanteile hatte.
Dieser Film schafft die richtige Mischung aus Gags und Schlägereien und unterhält zumindest mich noch heute und nachdem ich ihn bestimmt schon dutzende Male gesehen habe. Die Handlung ist ziemlich wendungsreich und wäre wahrscheinlich auch als ernsthafter Western irgendwie durchgegangen. Anders als "Ben & Charlie" sind die vielen Episoden doch irgendwie miteinander verwoben, was man am Ende auch sieht, als die Ganoven vom Anfang mit der Bohnensuppe in Parkers Bande wieder auftauchen.
Anders als Colizzi vertraute Barboni komplett auf die Qualität seines Duos Spencer und Hill statt etwa andere Italowesterngrößen wie Klaus Kinski oder Frank Wolff als Backup auftreten zu lassen. Wie in zahlreichen späteren Filmen liefern die Brüder Angelis den Soundtrack, der auch kaum an Western erinnert.
Obwohl sich der Film direkt an den vorigen anschließen soll, gibt es mindestens in der Deutschen Synchronfassung einen inhaltlichen Lapsus, da es im ersten Film so scheint, als ob die Mutter noch als Hure irgendwo arbeitet, während sie hier mit dem Vater (der kaum älter als die Söhne aussieht) zusammen wohnt.

Darsteller: ***
Bilder ****
Story ****
Sound ****
Titel: "Providenza! – Mausefalle für zwei schräge Vögel" (1972)
Beitrag von: Pappenheimer am 29. Juni 2022 - 12:05:23
Ich schaue derzeit wieder ein paar mehr Western. Aber bei den Italowestern habe ich wohl die Highlights abgegrast.

"Providenza! – Mausefalle für zwei schräge Vögel" (La vita a volte è molto dura, vero Provvidenza?)
I 1972
Regie: Giulio Petroni
Darsteller: Tomás Milián, Gregg Palmer, Janet Agren, Dieter Eppler

Handlung: Der eigenwillige Kopfgeldjäger Providenza zottelt mit einer umgebauten Postkutsche durch den Wilden Westen. Der kleine Ganove Hurricane "Kid" Smith erweist sich für ihn als eine reine Goldgrube, da er immer wieder von ihm den Sheriffs übergeben und anschließend "Kid" von Providenza wieder befreit wird. Einmal müsste Providenza stutzig werden, als statt ihm jemand anderes "Kid" zum Ausbruch verhilft. Schließlich kommt Providenza einem Ring von Falschgelddruckern auf die Schliche. Es gelingt zwar Providenza diesem echtes Geld abzujagen. Aber da schnappt sich "Kid" den Zaster und nicht nur, dass Providenza wieder an die Moneten kommen will, er muss sich nun auch mit einem ehemaligen Colonel der Südstattenkavallerie und dem rachsüchtigen Sheriff rumschlagen, der sein echtes Geld wieder haben will...

Das Motiv des Films ist natürlich seit "The good, the bad, the ugly" etwas ausgelutscht, aber Petroni vertraut ganz auf das komödiantische Talent seines Stars Tomás Milián, der auch wirklich mithin das Beste ist, was man von diesem Film darstellerisch sagen kann. Providenza ist als Figur ganz nett und er und seine ulkigen an Charlie Chaplin erinnernden Klamotten, die er teilweise sogar als Waffe einsetzen kann sind ein kleines Highlight. Denn soviele Wendungen der Plot auch hat, ist er weder so richtig originell noch temporeich genug. Immerhin bereichert der fetzige Score von Ennio Morricone diese laue unblutige Westernkomödie. Insgesamt kommt der Film an die beiden Trinity-Streifen an Action und Witz nicht ran. Es fehlt auch selbst für eine Klamaukkomödie an einem richtigen Gegenspieler wie Mr. Parker in "Vier Fäuste für ein Halleluja" oder der Bankbesitzer in "Stetson - Drei Halunken erster Klasse". Die Gags sind arg flach und harmlos und die Schlägereien wissen nichtmal zu unterhalten.
Kommerziell muss sich der Streifen gelohnt haben, denn es gab eine Fortsetzung.

Darsteller: *** (praktisch nur für Tomás Milián)
Bilder *
Story **
Sound ****
Titel: "Sabata" (1969)
Beitrag von: Pappenheimer am 04. Juli 2022 - 21:21:14
Endlich sah ich mal wieder einen ernsteren Italowestern, auch wenn einzelne Figuren comichafte Züge hatten.

"Sabata" ( Ehi amico… c'è Sabata, hai chiuso!)
I 1969
Regie: Gianfranco Parolini
Darsteller: Lee van Cleef, William Berger, Pedro Sanchez, Aldo Canti, Franco Ressel

Handlung: Sabata kommt in eine Stadt in der genau in der Nacht seiner Ankunft 100.000 Dollar in Gold der US-Army aus der Bank gestohlen werden. Doch Sabata stellt im Handumdrehen die Räuber, tötet sie und bringt das Geld zu den Truppen zurück. In kurzer Zeit ermittelt er, dass der reiche Rancher Mr. Stengel, der Richter O'Hara und der Saloonbesitzer Ferguson hinter dem Coup stecken. Daher erpresst er die drei. Sooft sie statt zu zahlen ihm Mörder wie Sharky auf den Hals hetzen, erhöht Sabata das Schweigegeld. Die Sache wird erst brenzlig, als sie einen Typ namens Banjo, einen alten Bekannten von Sabata anwerben. Zum Glück hat Sabata in Carrincha, einem geschwätzigen Bürgerkriegsveteranen und dessen akrobatischen Freund Indio die nötige Unterstützung. Sabata sieht ein, dass er nur über Stengels Leiche an den Zaster kommt...

Der Film lebt von zwei Faktoren. Da wären die zahlreichen witzigen Einfälle wie man sie teilweise schon aus Leone-Filmen kennt. Zum Zweiten lebt der Film aber auch sehr stark von der Leinwandpräsenz von Lee van Cleef, was um so wichtiger ist, da die Kopfgeldjäger, die man ihm allesamt auf den Hals hetzt, nicht besonders überzeugend sind. William Berger sieht mit seiner roten Perücke und seinem Kostüm einfach albern aus. Die Story ist ein bisschen langweilig - Rancher und seine gefühlt hunderten Schergen verteidigen ewig lang eine Ranch. Die erste Viertelstunde des Films verspricht mehr Abwechslung. Der Soundtrack von Giombini ist ganz passabel. Aber welchen Wert sollen denn die hunderten Dollarscheine haben, die am Ende durch die Luft fliegen?

Darsteller ***
Bilder ***
Story ***
Sound ***
Titel: "Sartana - noch warm und schon Sand drauf" (1970)
Beitrag von: Pappenheimer am 05. Juli 2022 - 12:23:45
Nach Sabata bin ich mal in eine andere Reihe eingestiegen, die offenbar ihre Fans hatte. Gianni Garko war mir ehedem als Schauspieler prinzipiell unbekannt.

"Buon funerale amigos… paga Sartana" (Sartana - noch warm und schon Sand drauf)
I 1970
Regie: Giulano Carnimeo
Darsteller: Gianni Garko, António Vilar, Daniela Giordano, Ivano Staccioli, Helga Liné

Handlung: Sartana kommt hinzu als der alte Benson samt seiner Freunde ermordet wird. Er kann zwar die Mörder ausschalten, ist nun aber auf der Suche nach den Hintermännern. Unterdessen trifft Bensons Nichte und Erbin ein. Nun geht es darum den Preis für Bensons Goldmine in die Höhe zu treiben, denn nicht nur der Bankbesitzer des kleinen Kaffs, sondern auch ein chinesischer Spielhöllenbetreiber sowie der Sheriff und eine Hotelbesitzerin scheinen ein Interesse an der Mine zu haben. Obendrein tut Sartana so, als habe er selbst Benson die Mine abkaufen wollen. Wie üblich pflastern zahlreiche Leichen den Weg für Sartana und Jasmine Benson zum finanziellen Erfolg...

Die Handlung des Films ist doch sehr dünn. In den ersten paar Minuten weiß man, wer die Auftraggeber der Morde waren und dann dreht sich der Film schon um sich selbst. Mit Sartana gibt es offenbar einen weiteren Protagonisten, dessen Äußeres bis auf Details ziemlich genauso aussieht wie Lee van Cleef als Colonel Mortimer in "Für ein paar Dollar mehr" oder Van Cleef als Sabata. Die Komödiensynchro von Rainer Brandt macht zumindest für mich die etwas dröge und wenig spannende Handlung noch etwas unterhaltsamer. Denn wie soll Spannung aufkommen, wenn Sartana eine ganze Bande allein auslöschen kann und auch die Bösewichte komplett unnötigerweise mit ihm verhandeln, wo er doch anders als Sabata in "Sabata" ja nichtmal irgendwelche Trümpfe in der Hinterhand hat. Diesmal mangelt es einem Italowesternstreifen aber nicht nur an einer brauchbaren Handlung, sondern auch an irgendwie interessanten Darstellern. Die Nebengeschichte mit dem Bestatter, der sich über Sartanas Bezahlung wiederholt freut, ist ein klein bisschen witziger.

Darsteller **
Bilder **
Story **
Titel: Töte, Django (1967)
Beitrag von: Pappenheimer am 07. Juli 2022 - 15:32:09
Von der psychischen Gewalt her empfand ich "Leichen pflastern seinen Weg" (Il grande Silenzio) noch extremer, aber dieser Streifen stand dennoch wegen seiner ungewöhnlichen Gewaltdarstellung teilweise auf dem Index. Der Filmtitel im Deutschen hat nichts mit dem Film zu tun, da nur in der deutschen Synchronisation ein Django vorkommt. Milián sieht in seinem Kostüm garnicht wie Django aus und der Charakter ist auch vollkommen was anderes.

"Se sei vivo spara" (Töte, Django)
I, E 1967
Regie: Giulio Questi
Darsteller: Tomás Milián, Marilù Tolo, Piero Lulli, Francisco Sanz

Handlung: Eine Gruppe Mexikaner, die an einem kaltblütigen Überfall auf US-Soldaten beteiligt war, wird anschließend von den US-amerikanischen Banditen ihrer Bande wie in einer Hinrichtung getötet, damit diese unter Führung von Oaks das ganze Gold für sich behalten können.
Doch einer der hintergangenen Mexikaner überlebt und wird von zwei "Indios" (wie es in dem Film heißt) gefunden und gesund gepflegt. Sie versprechen ihm ihm zu helfen die Täter aufzuspüren.
Oaks ist inzwischen in ein kleines Nest gekommen und will dort Pferde kaufen, weil ihm einer der Mexikaner die meisten der Pferde verjagt hat. Die Einwohner der Stadt erkennen aber rasch, dass es sich um kaltblütige Banditen handelt und sie massakrieren Oaks Männer.
Der Großgrundbesitzer und Beherrscher der Gegend Zorro (sic.!) kommt gerade noch rechtzeitig dazu um Oaks nach dem Verbleib des Goldes auszufragen. Doch Oaks stirbt und es scheint, dass die beiden wichtigsten Figuren der Stadt, der Saloonbesitzer Templer oder der Ladenbesitzer Hagerman das Gold unterschlagen haben. Nachdem er selbst in das Kaff gekommen ist, gerät der einzige Überlebende der ermordeten Mexikaner rasch zwischen die Fronten. Zorro will ihn einstellen, da er die Geschicklichkeit des Fremden mit dem Revolver erkannt hat und seinerseits aus Templer das Gold rauspressen will. Ein grausamer Kampf um das Gold beginnt, das nur Verlierer kennt ...

Questi versucht hier einen Balanceakt zwischen Horrorfilm und Italowestern. Ein Grundmotiv ist der allen Figuren innewohnende Hass und Gier. Die Einwohner der Stadt sind allesamt Rassisten, die dann auch einen der Begleiter des Fremden bei lebendigem Leib skalpieren. Man fragt sich, was Tomás Miliáns Figur so wirklich in dem Ort hält, da ja seine Feinde mit Oaks allesamt tot sind. Es ist wie eine unbestimmbare Magie und Anziehungskraft des Schrecklichen. Der Film macht anders als viele andere Italowestern unzählige Töpfe auf von Rassismus zur Unterdrückung der Frau in Form der Ehefrau von Hagerman, die wie eine Art Sexsklavin in Gefangenschaft gehalten wird. Es gibt sogar eine Szene mit sexuellem Missbrauch an einem jungen Mann, dem Sohn von Templer, durch die zur Perversion erzogenen Männer von Zorro.
Die Filmkritik war von der Gewalt oftmals abgestoßen. Ich bin jetzt auch kein Fan von Splatterfilmen, kann aber hier anerkennen, dass Questi die Gewalt ja nicht als Selbstzweck anwendet. Manchmal wirken die Innenräume etwas unreal. Aber ansonsten hat mir der Film von der Kraft der Bilder, der Dramaturgie und der Qualität der Schauspieler durchaus gefallen. Piero Lulli war schon ein exzellenter Nebendarsteller (vielleicht kennt man ihn eher als Sheriff in "Mein Name ist Nobody").
Ich mag einfach lieber Western mit Tiefgang und einer Botschaft. Das finde zumindest ich in diesem extrem blutigen Streifen.

Darsteller *****
Bilder ****
Story ****
Titel: Verflucht, verdammt und Halleluja
Beitrag von: Pappenheimer am 26. September 2022 - 15:01:48
Den Film hatte ich als besser in Erinnerung als er dann eigentlich war.

"… e poi lo chiamarono il Magnifico" (Verflucht, verdammt und Halleluja)
I 1972
Regie: Enzo Barboni
Darsteller: Terence Hill, Gregory Walcott, Harry Carey Jr., Dominic Barto, Yanti Sommer, Riccardo Pizzuti, Sal Borgese

Handlung: Nach dem Tod seines Vaters kommt der junge Engländer Joseph Moore in den Wilden Westen, wo sich die Bande seines Vaters wieder versammelt um ihm schließlich beizubringen, was es in ihren Augen heißt ein "echter Mann" zu sein. Jo sieht es aber garnicht ein wie die alten Burschen Pferde zu stehlen oder sonstwie auf die schiefe Bahn zu geraten. Doch verliebt er sich in Candida Austin auf welche auch der Vorarbeiter ihres Vaters, eines Großgrundbesitzers, ein Auge geworfen hat. Mit dem Kerl ist aber nicht zu spaßen und mit Jos üblichen Mitteln auch nicht beizukommen, denn Morton Clayton ist ein Revolvermann ...

Dieser Film versucht in Ansätzen ein ähnliches Rezept wie die beiden Trinity-Filme. Doch die starken Einfälle am Anfang wie die Szenen im Gefängnis und das Herumpoltern vor allem von Harry Carey Jr., der schonmal Terence Hills Vater gespielt hatte, als Josephs väterlicher Freund reichen doch nicht aus, den Film interessant zu halten. Dafür gibt es zuviele langgezogene Szenen und zumindest in Ansätzen etwas Spannung hätte dem Streifen auf jeden Fall gut getan. Außerdem ist Riccardo Pizzuti als Gegenspieler einfach nicht ernst zu nehmen, da man ihn einfach nur als Prügelknabe dieser Filme kennt und er auch keine wirkliche Selbstsicherheit ausstrahlen kann. Auch die meisten Sets wirken einfach zu unecht.

Darsteller **
Bilder *
Story ***
Titel: Der Gehetzte der Sierra Madre (1966)
Beitrag von: Pappenheimer am 30. Dezember 2022 - 11:04:02
Ich habe jetzt endlich mal hinbekommen diesen Klassiker des Italowesterns zu schauen.

"La resa dei conti" (Der Gehetzte der Sierra Madre)
I 1966
Regie: Sergio Solima
Darsteller: Lee van Cleef, Tomás Milián, Walter Barnes, Nieves Navarro, Gérard Herter

Handlung: Der Kopfgeldjäger Corbett wird von einigen Leuten bei seiner Wahl zum Senator unterstützt, auch wenn sich Corbett keine Chancen ausrechnet. Der reiche Unternehmer Brokston will eine Eisenbahnlinie nach Mexiko bauen. Er bietet Corbett an ihn finanziell zu unterstützen bei seiner Kandidatur, wenn Corbett im Gegenzug den Mörder Cuchillo Sanchez aufspürt. Es beginnt nun eine teilweise spannende, teilweise wahnwitzige Verfolgungsjagd durch das Grenzland. Mehrfach hat Corbett Sanchez fast erwischt wie auf der Ranch einer offenbar von Gewalt besessenen undurchsichtigen Witwe auf welcher Sanchez seinen Verfolger nur abschütteln kann indem er die Cowboys gegen Corbett aufbringt. Nach einer blutigen Schießerei heftet sich Corbett wieder an Sanchez Versen, vermag es aber nicht ihn vor der mexikanischen Grenze abzufangen. In Sanchez Heimatort kommen Corbett und Sanchez zufälligerweise zeitgleich ins Gefängnis. Sanchez kann sich befreien und türmen, während Corbett durch Brokstons Eingreifen freigelassen wird. Nun schaltet sich Brokston persönlich in die Jagd nach Sanchez ein und bietet von einem Geschäftspartner unterstützt zahlreiche Männer, Hunde und den Österreicher Baron von Schulenberg auf. Rücksichtslos drangsalieren die Männer die Einwohner auf ihrer Suche. Corbett kommen zusehends Zweifel an Sanchez Schuld, der ein junges Mädchen vergewaltigt und ermordet haben soll (auch wenn Sanchez Verhalten bei einem Siedlertrack dafür sprach), als er Brokstons Schwiegersohn Chet Miller näher kennenlernt und dieser sich an eine junge Hausangestellte heranmacht, die ihn abweist. In den Feldern und Bergen kommt es zum finalen Ende der Menschenjagd...

Der Film ist über weite Strecken episodenhaft erzählt. Kleine Geschichten, die im Grunde auch für sich stehen könnten wie die Geschichte mit den Mönchen, denen Cuchillo begegnet, der Episode auf der Ranch oder bei den Siedlern. Wenn der Mexikaner auch unheimlich geschickt ist den besten Killer abzuschütteln, so ist er doch zugleich ein Trottel, der sein Glück ebenso leichtsinnig wieder verspielt (vergleichbar mit den beiden Hauptfiguren in "Zwei Himmelhunde im Wilden Westen"). Walter Barnes ist hier in einer typischen Rolle zu sehen und dankbarerweise mal in einem deutlich besseren Film als "Robin Hood und die Piraten", wobei er seine ganze Präsenz ausspielen kann. Milián beginnt mit dem Film seine Laufbahn in einem immer wieder kehrenden Rollenmodell als cleverer, aber auch in so ziemlich jedem Film mind. einmal gefolterter unterdrückter Mexikaner. Er und Lee van Cleef sind natürlich das Highlight dieses Films. Aber auch ansonsten ist er exzellent besetzt und gespielt von den blutdürstigen Cowboys (u.a. Benito Stefanelli) bis zu den mexikanischen Soldaten. Leider habe ich nur eine um 10 Minuten gekürzte Version gesehen, welche wohl die Handlung entstellend war.

Darsteller ****
Bilder *****
Story ****
Musik ****
Titel: Warlock (1959)
Beitrag von: Pappenheimer am 07. September 2023 - 21:12:29
Ich habe mal wieder einen Western gesehen...

"Warlock"
USA 1959
Regie: Edward Dmytryk
Darsteller: Henry Fonda, Anthony Quinn, Richard Widmark, Dorothy Malone

Handlung: Die Stadt Warlock ist ganz in der Gewalt der Bande des Grpßgrundbesitzers McQuown. Als mal wieder ein Deputy-Sheriff vertrieben wird, heuern die Bürger den Gunmen Blaisedell als Marshall an, der mit Morgan in die Stadt kommt. Im Gegenzug bekommt Blaisedell einen Saloon, den er in einen einträglichen Amüsierschuppen umwandelt. Doch bald verärgern Blaisedells Methoden die Einwohner, die dann einen von McQuowns eigenen Männern namens Johnny Gannon. Morgan und Blaisedell lösen ihre eigenen Probleme und die mit McQuown mit blanker Gewalt. Als McQuown von Gunnon zur Strecke gebracht wurde, zeigt sich, dass die Bürger ihren Marshall nicht mehr brauchen. Morgan beschließt das Ruder nochmal herum zu reißen indem er Gannon erschießt. Doch sein einziger Freund, Blaisedell verhindert dies indem er Morgan tötet. Gannon will nun trotzdem Blaisedell verhaften um ihn zur Rechenschaft zu ziehen, muss sich dafür aber mit diesem duellieren...

Die Handlung ist sehr komplex und vielschichtig mit zahlreichen Nebenfiguren, welche auf die Geschehnisse auch ihren Einfluss haben. So zeichnet sich erst mit der Zeit der finale Konflikt zwischen den 3 Protagonisten und Blaisedells Dilemma ab.
Der Film besticht durch die zahlreichen Ebenen, die es dem Zuschauer schwer machen für eine Seite klar Partei zu beziehen. Das macht den Film bis zum Schluss unterhaltsam. Der von der Stadt angeheuerte und diese schließlich sich unterwerfende Gunmen kennen wir aus vielen Filmen des Genres wie "Der Tod ritt Dienstags", "High Plains Drifter" usw. ebenso die allmächtigen Rancher. Doch die Konstelation zwischen Morgan und Blaisedell sowie die Frauen machen das Ganze weitaus tiefgründiger. Die hohen schauspielerischen Leistungen stehen einzig einer m.E. zu geringen Spannung gegenüber, die man für Momente wie dem Duell zwischen Morgan und Blaisedell erwarten würde und dem doch recht mauen Kostüm- und Bühnenbild, die beide zeittypisch sind. D.h. dass die meisten Figuren ohne Mäntel oder dergleichen durch die wüstenähnliche Landschaft um die Stadt reiten. Solider Western mit großartigem Ensemble und nur wenigen Schwächen.

Darsteller ****
Bilder **
Story *****
Titel: The ballad of Buster Scruggs" (2018)
Beitrag von: Pappenheimer am 21. Oktober 2023 - 21:09:54
Ausnahmsweise mal ein moderner Western, den man zumindest in manchen Episoden auch als Westernkomödie bezeichnen kann.

"The Ballad of Buster Scruggs"
USA 2018
Regie: Ethan & Joel Coen
Darsteller: Tim Blake Nelson, Liam Neeson, James Franco, Brendan Gleeson

Handlung: Es werden sechs Episoden aus dem Wilden Westen erzählt, wobei eine Datierung der Geschichten relativ egal ist. Da ist der nervtötende singende Revolvermann. Dann eine Frau, die auf ihrer Reise in einem Treck, den Heiratsantrag von einem der Führer überdenken muss. Ein paar eigenwillige Kopfgeldjäger in einer Postkutsche. Ein Goldsucher, der scheinbar allein in einem abgelegenen Tal nach Nuggets sucht. Ein Schausteller, der mit einem Wagen durch den verschneiten Westen reist...

Jede der sechs Geschichten ist kurz und unterhaltsam und obendrein inhaltlich so unterschiedlich, dass man nie eine Pointe vorraus ahnt. Manch eine Geschichte wirkt regelrecht surreal, andere eher in der Zeit verhaftet und realistisch. Die schauspielerischen Leistungen sind durchweg exquisit. Die Ausstattung ist teilweise regelrecht beeindruckend. Ich bevorzuge ja Italowestern und kann normalerweise mit moderneren Western nichts anfangen (noch weniger mit Remakes), aber das hier hat mir Spaß gemacht anzuschauen und kann ich empfehlen, wenn man Skurriles mag und tiefgründigeren, schwarzen Humor.

Darsteller *****
Bilder ****
Story *****
Musik ***
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Maréchal Davout am 21. Oktober 2023 - 22:32:27
Liebe ich auch - bis auf den nervtötenden Sänger finde ich alle Episoden sehr fesselnd. Die Coen-Brüder haben es für mich eben aber auch voll drauf.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Pappenheimer am 23. Oktober 2023 - 22:46:58
Liebe ich auch - bis auf den nervtötenden Sänger finde ich alle Episoden sehr fesselnd. Die Coen-Brüder haben es für mich eben aber auch voll drauf.
Die Episode ist eben komplett over the top, auch werden alle Gesetze der Physik und Wahrscheinlichkeit außer Kraft gesetzt, während die anderen Episoden teilweise sehr geerdet wirken.

Ich hab jetzt auch mit "Django unchained" angefangen. Ist mir aber so lang und bislang einfach nicht so fesselnd wie bessere Filme der 1. Generation.
Titel: Re: Go West! at the Movies
Beitrag von: Maréchal Davout am 24. Oktober 2023 - 10:41:03
Ein Kumpel ist über diese erste Episode beim Schauen gar nicht mehr hinweg gekommen, weil er es nicht mehr aushalten konnte 😄

Django: ich mag vor allem den Anfang bis inkl. der Kleinstadt mit Bierzapfanlage. Danach sind auf jeden Fall Längen vorhanden, wobei man, wenn man sich das mit Ruhe und Geduld anschaut, noch viel Gutes zu entdecken ist für mich. Noch krasser ist das bei Once upon a Time in Hollywood.