Sweetwater Forum
Epochen => Frühes Mittelalter bis zur Renaissance => Thema gestartet von: Panaldi am 28. Juli 2012 - 10:32:04
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Moin,
in dem Thread über die sehr schöne PDF Datei von Vodnik san aus dem Watanabe Kunstmuseum ergab sich die Frage nach einem ungewöhnlichen Kabuto. Nachdem ich endlich die Zeit fand, mich mit meine Büchern zu beschäftigen, kann ich hier nun mal ein Bild beisteuern.
Es handelt sich um einen Kawari Kabuto aus der späten Edo Zeit, also ca 1750 aufwärts. Die Hörner sind aus lackiertem Papiermaché, die Haube (zukin) besteht aus mehreren Stoffschichten, der Ästhetik halber Seide außen. Sinn dieser Hauben war es übrigens, die Verachtung des Trägers gegenüber der Gefahr zu zeigen, indem der Eindruck erweckt wurde, er würde nur eine Stoffmütze tragen.
(http://i1064.photobucket.com/albums/u367/Panaldi/IMG_3535.jpg)
Musste leider direkt die Buchseite abfotografieren, für meinen Scanner ist der Band zu unhandlich.
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Jetzt wissen wir auch, wo George Lucas das Konzept fuer die Ewoks her hat! :P :D
Im Ernst, faszinierendes Geraet. noch nie so einen gesehen, aber Varianten von Ritterhelmen gibt es ja auch zu hauf\'.
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...gut möglich, dass es einen Kawari Kabuto in der Edozeit gegeben hat, also in jener Epoche, in der es in Japan mehr oder weniger 300 Jahre lang friedlich war. kabuto ist das japanische Wort für Helm. Zum Vornamen hiess Herr Helm offenbar kawari. Das aber bedeutet auf japanisch: Wechsel, wechseln, anders. Ich vermute nun; dass kawari kabuto ein Teil eines japanischen Satzes ist, quasi ein Fragment: ...der andere Helm... von irgend einem anderen Herrn, nicht aber von Herrn Kabuto.
Der Zweck der Ummantelung wird aber wohl schon der beschriebene sein :thumbsup:
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Sehr interessantes Teil, danke fürs reinstellen.
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Wenn es bei den Perrys doch nur einen Samurai mit solch einem Helm gäbe :rolleyes:
Die Hörner sehen erstaunlich realistisch aus, hätte eher gedacht, dass die echt sind.
Aber nochmal für die Dummen, hat der Helm denn tatsächlich keine Metallverkleidung im inneren? Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein paar stofflagen den selben schutz bieten.
Gruß
Zwerch!!!
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Hallo nochmal,
...gut möglich, dass es einen Kawari Kabuto in der Edozeit gegeben hat,
ehm, ja, jede Menge sogar... Hier mal ein Exemplar verbunden mit der Erkenntnis der Werte dieser Objekte:
http://www.bonhams.com/auctions/20190/lot/39/
Kawari Kabuto wird üblicherweise in der Englischen Literatur als \"Unique / Exotic Helmet\" übersetzt, passt ganz gut denke ich.
Kawari heisst in der Tat auch Veränderung, und danke, dass Kabuto Helm heisst, war mir bewusst...
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Die Hörner sehen erstaunlich realistisch aus, hätte eher gedacht, dass die echt sind.
Aber nochmal für die Dummen, hat der Helm denn tatsächlich keine Metallverkleidung im inneren? Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein paar stofflagen den selben schutz bieten.
Gruß
Zwerch!!!
Sorry, ich sehe, ich habe unglücklich formuliert... ;(
Es ist ein Metallhelm, die bedeckende Stoffhaube soll nur den Eindruck der relativen Schutzlosigkeit vermitteln. Man sieht ein paar Millimeter Metall hervorschauen.
Und dem Wunsch nach mehr abgedrehten Helmen bei den Perry Figuren kann ich mich nur anschliessen!
Der da oben ist fast noch harmlos...
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@ Zwerch mit Ohren: ich denke, dass auch Perry-Figuren von Bastlern verschönert werden können. Mit einigen Streifen angefeuchteter Tempo-Taschentuch-Masse um einen doppelt verhandene Samuraikopf gewickelt + zurecht gezupfft, nach dem Durchtrocknen, bebiebig bemalt, solche eigenartigen Unterhosen dargestellt werden können 8o
Wenn aber dieser eigenartige Helm tatsächlich aus der Edozeit stammt, sinkt die Wahrscheinlichkeit drastisch, dass das Teil je einen Tronteinsatz gesehen hat. Gut möglich, das auf allen US-Webseiten kawari kabuto wie oben übersetzt wird. Wie in Europa haben die Amis nach dem Krieg(WW2) eben auch aus Japan Kunstobjekte, hier besonders Samuraikram, als Krigsbeute in die USA verschifft. Bei einer späteren Katalogisierung der fremdartgen Ware ist da offenbar ein kawari zuviel ins Verzeichnis gerutscht. Die Amis sind ja auch jene, die den Berg Fuji als Fuji Yama öbersetzen; frei übersetzt: Berg Berg. Der fuji san ist in Japan ein heiliger Berg. Fuji bedeutet aber schon Berg im übertragenen Sinn, da yama einfach nur Berg bedeutet, ergibt die übliche Übersetzung einfach nur: Berg Berg. Der Zusatz san bedeutet aber so etwas wie erhaben, wird auch Personennamen nachgestellt + entspricht einfach der Höflichkeitsform 8o
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Meine Güte, der Kawari Kabuto scheint ja wirklich unverdaulich zu sein…
Was habe ich da bloß angerichtet :)
Nochmal von vorne, sowohl die Verwendung des Begriffs für diesen Helm als auch die Zuordnung in die Edo Zeit stammen von Trevor Absolon, dem Autor des Buches, aus dem das Foto stammt.
Der versteht bekanntlich ein bisschen was von dem Thema…
Eine Japanische Freundin war mit der Übersetzung „Kawari Kabuto“ als „ungewöhnlicher Helm“ übrigens einverstanden. Die Bezeichnung steht übrigens auch auf dem Museumsflyer in Deiner PDF, ist Japanern wohl auch ohne amerikanischen Eingriff geläufig.
Den Link hatte ich nur gesetzt, um auf die Gebräuchlichkeit des Begriffs hinzuweisen.
Das Kanji (Schriftzeichen) 山 kann man entweder „yama“ (kunyomi, japanische Lesung) oder „san“ (onyomi, chinesische Lesung) lesen/sprechen. Beides heißt ganz banal „Berg“ mal alleine, mal mit anderen Namen, alles mit vielen
Ausnahmen…
Fuji hingegen ist ein Eigenname, die Herkunft des Namens ist noch unklar. Fujisan heisst also tatsächlich nichts anderes als „Berg Fuji“. Lustig werden deutsche Bezeichnungen wie „Berg Fujiyama“, die man ja noch manchmal
findet.
Mit ~さん, ~san, dem Suffix für die Anrede Herr/Frau hat das jedoch nichts zu tun, das ist eine zufällige Übereinstimmung. Für ~san gibt es kein Kanji. Die Anrede heißt übrigens ursprünglich „sama“, hat sich nur etwas abgeschliffen. Auch wenn ich die „Herr Berg“ Erklärung, wegen der Stellung des Fuji in Japan, selber auch schöner finden würde :)
Diese Komplexitäten haben wir halt der parallelen Verwendung von 3 verschiedenen Schriftzeichen-Systemen zu verdanken. Viele andere Japanische Berge, oder Vulkane, enden übrigens auch in –san, wie z.B. der Ontake-san oder der Iwate-san.
Den Verbreitern des weltweiten Nichtwissens haben wir den Fujiyama allerdings ausnahmsweise nicht zu verdanken, diese Lesung gab es bereits im 19. Jahrhundert. Der Fairness halber erwähne ich noch, dass die Regeln für die
Lesung von Kanji damals noch nicht den heutigen entsprachen.
Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass die Japanischen Schriftzeichen lesbar bleiben…
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...schön, kommen wir dem Kern auf die Spur 8o Der obige Helm wurde definitif nicht von Herrn Kawari Kabuto getragen...
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Zum Vornamen hiess Herr Helm offenbar kawari
Um da noch ein bissl mehr unnötigen Stoff zur Diskussion beizutragen - müßte Kawari nicht der Familienname sein und Helm der Vorname? Soweit ich mich an meine (allerdings schon eine Ewigkeit zurückliegenden) Japanischvorlesungen erinnere wird in Japan üblicherweise der Familienname vor dem Rufnamen geschrieben, oder? :smiley_emoticons_pirate2_biggrin:
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...WAU, hat\'s hier im Forum überhaupt auch Leute, die nichts mit Japan zu tun haben :smiley_emoticons_prost2:
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Wargaming bildet :D
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...du sagst es... zum Glück spielt ihr nur mit 25/8ern, sonst müsste ich doch noch \'mal nach Wien, oder?
(http://www.tabletopinzürich.ch/dba2/samrrr.jpg)
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Ja Perrys sind bei uns der Maßstab... aber EL Cid hat afaik 15mm Samurai - Salzburg is auch schön...
Zugegebenermaßen haben meine Japanischkenntnisse aber eigentlich wenig mit dem Hobby zu tun. Ein Freund von mir, der sich auf japanische Geschichte spezialisiert hat, musste dafür japanisch lernen, und damits als Endzwanziger in der Vorlesung mit den ganzen 18jährigen nicht so fad ist, hab ich ihn halt begleitet, da es mir eigentlich Spass macht neue Sprachen zu lernen und Studiengebührn gabs damals noch nicht. Es is halt nach 15 Jahren ohne praktische Anwendung nicht mehr viel von diesen Sprachkenntnissen über :D
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Bei dem Haufen Intelligenzler hätte ich gehofft, daß zumindest einer dabei ist, der weiß, wer den Helm mit Mütze und Hörnern getragen hat (Namen) oder den Namen übersetzen kann (Kanji-fähig).
Anyone ?
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...ändert der Name etwa die Kampfwerte des guten Mannes? Ich nehme an, dass er namentlich angeschrieben wäre, wäre er ein VIP unter den Samurai...
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Den Worten Vodniks kann ich kaum noch was hinzufügen. Der Name des Trägers wird in dem Buch, dem ich das Bild entnahm, nicht erwähnt. Wenn die zeitliche Zuordnung stimmt, dürften auch weder Helm noch Besitzer irgendein Gefecht miterlebt haben.
Und Japanische Eigennamen in Kanji lesen ist mal eine ganz andere Dimension...
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Ich mag es einfach, wenn meine Samurai-Generäle (etc) Namen haben - historische, versteht sich
eine Art \"personalisiertes Wargaming\" ;)
Kampfwerte sind mir sekundär