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Epochen => Absolutismus und Revolution => Thema gestartet von: Willi am 13. April 2013 - 10:16:38

Titel: Mein Eindruck von ersten LaSalle-Spiel
Beitrag von: Willi am 13. April 2013 - 10:16:38
Zu dritt haben wir uns gestern mal ohne vorherige Regelkenntnis an LaSalle gemacht.
Gespielt wurde mit 28mm Figuren auf einem 180x360 cm Tisch. Ein BW (Bewegungspunkt) wurde gemäß der Empfehlung mit 1,5 Zoll gewählt.
Komplexität der Regeln: Einfach bis Mittel
Das Regelbuch ist übersichtlich und durch viele Beispiele ergänzt. Die Handblätter sind ebenfalls übersichtlich und nicht überfrachtet. Ein Schlagwortverzeichnis ist vorhanden.
Es wird alternativ (nacheinander) gespielt. Die Einteilung in die vier Phasen einer Spielerrunde hat man nach einem halben Spiel kapiert. Ich habe mir die Kapitel zu den vier Phasen geheftet und hatte sie in der Reihenfolge griffbereit, dass hat mir sehr geholfen. Wir haben für den Angriff über 120 cm (Abstand der Truppenaufstellungen) bis zu einer Vorentscheidung ca. 10 Runden gespielt. Bei Regelkenntnis sollte man die 10 Runden in drei Stunden bewältigen können.

Aufstellung der Truppen:  Skirmisher spielen im Prinzip nicht mit. Bei jeder Einheit wird festgelegt, wie viele Plänklerkompanien sie dabei hat. Das hat Auswirkungen auf den Feuerkampf. Man kann auf die Aufstellung der Plänklerfiguren aber auch verzichten, da sie lediglich als Anhängsel der Einheit sind und kein Eigenleben haben.

Bewegung:  Es zeigte sich sehr schnell, dass die Bewegungsreichweiten bei 1BW=1,5 Zoll eher für einen Tisch von 120cmx180cm ausgelegt sind. Eine Bewegung in Linie mit 2 BW bzw. 3 Zoll kam nicht von der Stelle. Auch mit Angriffskolonnen braucht man für 120 cm bei 4 BW (6 Zoll bzw. ca. 16cm) sieben Runden. In der zweiten Runde sind daher alle anmarschierenden Einheiten in Marschkolonnen gegangen (6BW – 9 Zoll bzw. 24 cm).
Einheiten können mit halber Bewegung seitwärts oder rückwärts ziehen. Sie können auch mit halber Bewegung rückwärts schwenken. Gut trainierte Truppen dürfen auch beim Vorrücken bis 45° seitlich versetzen. Das gestaltet die Bewegung der Truppen sehr einfach und unkompliziert.

Fernkampf: Das die Einheiten lediglich in der Breite ihrer Front nach vorne feuern dürfen ist gewöhnungsbedürftig. Einen Schußwinkel gibt es nicht bei LaSalle.  Die Feuerreichweite von Musketen ist den geringen Bewegungsreichweiten angepasst und beträgt bei der Infanterie lediglich 4 BW (6 Zoll bzw. 16cm).
Die Trefferwirkung wird in Form von Disruption-Markern festgehalten. Hierdurch spielt die Figurenbasierung nur eine untergeordnete Rolle. Da Truppen in der Breite ihrer Front feuern, ist es bei Artillerie allerdings schon von Bedeutung. Diese kann im Übrigen auch zwei Ziele im Feuerbereich beschießen.
In unserem Spiel ist lediglich eine Kavallerie durch den Fernkampf vernichtet worden. Diese hatte bereits durch Nah- und Fernkampf drei Disr.-Marker gesammelt. Da die Einheiten meist (in Befehlsreichweite, kein Charge, keine Manöver) die Möglichkeit haben, diese Disr.-Marker wieder abzubauen, können sie sich hierdurch häufig der völligen Zerstörung im Fernkampf entziehen.

Der Kampf im Kontakt: Eine Entscheidung wird daher im Kontakt gesucht. Aber auch hier führt das Ergebnis nicht immer zur Sofortigen Vernichtung eines Gegners. Häufig muss der Angreifer lediglich mit einem Disr. Marker zurückweichen. Auch die Kämpfe in Kontakt führen daher nur in geschätzt 50% der Fällen zur Vernichtung einer Einheit. In einigen Kämpfen hat es bei uns etwa drei Runden gedauert, bis eine Seite vernichtet war.

Fazit: Wegen der geringen bis mittleren Komplexität (die ich als Vorteil ansehe), ein interessantes Spiel auf Tischen von maximal 120x180 cm. Auf größeren Tischen wird man den BW höher skalieren (wir wollen es noch mal mit einer Skalierung von 1BW=2Zoll probieren) oder aber das großflächige Manövrieren in Marschkolonnen ins Konzept einplanen müssen. Auf einen typischen Skirmish-Plänklerkampf muss man verzichten.
Titel: Mein Eindruck von ersten LaSalle-Spiel
Beitrag von: Darkfire am 13. April 2013 - 15:52:23
Ähhm...BW heist basewidth, Basenweite. Die Empfehlung für Lasalle ist 50x50 mm prob Base für 28 mm, was aber 2 inch entsprechen würde. Austellung erfolgt nach Regeln eh in Marschkolonne, daher sind die Entfernu8ngten relativ schnell überwunden (wir sind bei etwa 150 cm Tischweite bereits in der 4 Runde im Nahkampf, wenn man mit Basenweiten von 5 cm rechnet. Kavallerie ist tödlich schnell am Feind.

Eine Einhaeit kann sehr schnell vernichtet werden, z.B niedergeritten werden. Durch die unterschiedlichen Würfelanzahlen kan z.B ein große Einheit 6 Basen in linei 6 Würfel für das Schießen und 12 Würfel für den Nahkampf erringen, was schon ein Ergebnis von 9+ auch schon mal drin..bei Cav gegen Inf in Line sogar noch wahrscheinlicher.

Mehr Infos über Regelfagen: http://www.sammustafa.com/honour-forums/index.php. Ac h, weils immer: kommt Ari kann limbern unnd bewegen oder bewegen und unlimbern in einem Zug
Für Fragen hier im Forum call Razgor von den Ulmern, der ist fit in den Regeln.

Schön wider mal einen neuen Lasalle Spieler zu haben  :thumbsup:
Titel: @Darkfire
Beitrag von: Kniva am 13. April 2013 - 16:49:10
Mich würde interessieren, wie Du Lasalle bewertest.
Habe inzwischen sehr geteilte Meinungen dazu gehört, bin selbst aber erst am Aufbauen einer Armee und konnte daher selbst noch nicht testen.

Gruß

Kniva
Titel: Mein Eindruck von ersten LaSalle-Spiel
Beitrag von: Zwerch mit Ohren!!! am 13. April 2013 - 16:52:36
echt klasse, was hier in letzter Zeit für Regel-Reviews auftauchen :thumbup: , könnte man fast überlegen, die mal irgendwo zu sammeln.

Aus deiner Beschreibung zu Urteilen scheinen die Regeln ja sehr gut zu sein. Mich würde auch einmal ein abschließendes Fazit interessieren.

Gruß
Zwerch!!!
Titel: Mein Eindruck von ersten LaSalle-Spiel
Beitrag von: Darkfire am 13. April 2013 - 20:47:04
Zitat von: \'Kniva\',\'index.php?page=Thread&postID=135947#post135947
Mich würde interessieren, wie Du Lasalle bewertest.
Habe inzwischen sehr geteilte Meinungen dazu gehört, bin selbst aber erst am Aufbauen einer Armee und konnte daher selbst noch nicht testen.

Gruß

Kniva

Ich persönlich finde sie sehr gut. Ich muß aber auch sagen, das ich schnelle Spiele mag. Lasalle ist schnörkellos (es gibt nicht mal abgesessene Cav), aber ziemlich auf den Punkt gebracht. Das Armeesystem ist klar und einfach: Grundeinheit+ unterstützende Truppen.
Kein System für Detailverliebte, eher für Spieler mit Interesse an der Epoche, die sich nicht mit zuviel \"Background\" belasten wollen.  

Wer Nähres erfahren will, der soll sich an die Ulmer Strategen wenden, da wird das System schon länger gespielt...odr zum Attriticon nach Ulm kommen, da läuft dieses Jahr auch wieder Lasalle
Titel: Mein Eindruck von ersten LaSalle-Spiel
Beitrag von: Davout am 14. April 2013 - 14:53:35
Was mir schon bei anderen Systemen aufgefallen ist, welchen realen Hintergrund soll denn die Seitwärtsbewegung haben? Es wird doch wohl keine Einheit im Angesicht des Gegners plötzlich zur Seite getreten sein.

Abgesessene Kavallerie finde ich nicht so relevant. Das mag vielleicht zuweilen als Plänkler stattgefunden haben, aber so häufig nun auch wieder nicht. Der eigentlich vorgesehene Einsatz von Dragonern als geschlossene Bataillone zu Fuss dürfte in den napoleonischen Kriegen auch kaum vorgekommen sein, trotz einer großen Zahl dafür ausgerüsteter Einheiten bei mehreren Armeen.

Grüße

Gunter
Titel: Mein Eindruck von ersten LaSalle-Spiel
Beitrag von: tattergreis am 14. April 2013 - 16:18:31
Dass eine Linienformation sich durch Schwenken der Unterabteilungen in eine Kolonne verwandelt und dann seitlich wegmarschiert ist doch nicht außergewöhnlich, Lasalle schließt diese Bewegung auch explizit aus, wenn der Gegner in der Nähe ist.

Die franz. Dragoner waren manchmal zu Fuß unterwegs, weil einfach nicht genügend Pferde vorhanden waren :)

cheers

PS Mir hat das review so gut gefallen, dass ich mir gleich maurice besorgt hab :D
Titel: Mein Eindruck von ersten LaSalle-Spiel
Beitrag von: Darkfire am 14. April 2013 - 18:35:18
Zitat von: \'tattergreis\',\'index.php?page=Thread&postID=136017#post136017
PS Mir hat das review so gut gefallen, dass ich mir gleich maurice besorgt hab

Ich habs zwar nur daheim...aber es ist mit Lasalle schwer vergleichbar. Es gibt doch massive Unterschiede...z.B. die Karten und die unterschiedliche Einheitsdarstellung
Titel: Mein Eindruck von ersten LaSalle-Spiel
Beitrag von: Davout am 14. April 2013 - 19:15:48
Zitat von: \'tattergreis\',\'index.php?page=Thread&postID=136017#post136017
Die franz. Dragoner waren manchmal zu Fuß unterwegs, weil einfach nicht genügend Pferde vorhanden waren :)
Das ist was ganz anderes. Die klassische Dragonertaktik war einfach total veraltet und wurde so nicht mehr angewendet.
Titel: Mein Eindruck von ersten LaSalle-Spiel
Beitrag von: tattergreis am 14. April 2013 - 19:55:12
weeß ick doch :rolleyes:
Titel: Mein Eindruck von ersten LaSalle-Spiel
Beitrag von: Davout am 15. April 2013 - 08:41:06
Mich würde mal interessieren, ob von den Spielern, die frühes 18. Jh. machen, jemand die Dragonertaktik anwendet.
Titel: Mein Eindruck von ersten LaSalle-Spiel
Beitrag von: xothian am 15. April 2013 - 09:28:57
sorry,
 aber ihr schweift jetzt schwer vom thread-thema ab
das ist hier nicht \"an der bar\" sondern willis beitrag zu dem regelwerk lasalle
wenn sich gaenzlich neue fragen oder themen fuer den einzelnen ergeben, macht bitte einen eigenen thread auf und diskutiert dort
.... und zu den dragonern etc gibts wenn ich mich nicht irre einen beitrag hier im forum .. einfach suchen ;)

ciao chris
Titel: Mein Eindruck von ersten LaSalle-Spiel
Beitrag von: Decebalus am 15. April 2013 - 10:39:30
Hier nur der Link zu meiner Übersicht.

Napo-Regeln 28mm (http://www.sweetwater-forum.de/index.php?page=Thread&threadID=3932)

Mich hat Lasalle nicht so überzeugt, weil ich es 1. etwas flach finde (nicht \"einfach\", das wäre gut, sondern wenig Atmosphäre) und 2. m.E. \"gamey\" Taktiken bzw. Armeeaufstellungen belohnt werden (große Einheiten = Österreicher sind m.E. übermächtig). Aber ich bin vielleicht auch etwas zu spaßorientiert beim Spielen. An Klarheit sind die Regeln jedenfalls ungeschlagen.
Titel: Mein Eindruck von ersten LaSalle-Spiel
Beitrag von: carthaginian am 16. April 2013 - 17:39:52
Hallo allerseits,

ich bin sehr überrascht über manche Einschätzungen, weil ich die gegenteilige habe:
1.: BW/Größe des Schlachtfelds: IMHO gilt gerade bei napoleonischen Schlachten, dass die Tiefe des Schlachtfelds recht wichtig ist. Die Kavallerie ist historisch teilweise sehr tief hinter die gegnerischen Reihen vorgedrungen (wo sie dann an Karrees abperlten). Es ist eben keine Linienschlacht, sondern eine durchaus chaotische, bei der eigene und fremde Einheiten sehr vermixt sein können (nicht müssen). Die von euch gespielte Spielfeldgröße halte ich ich für geradezu perfekt!
2.: \"Gamey\" Taktiken?? Gerade bei Lasalle ist das doch überhaupt nicht der Fall!. Ich empfinde hier den Spielspass viel mehr im Vordergrund als z.B. bei DBx.

Viele Grüße,

Der Karthager
Titel: Mein Eindruck von ersten LaSalle-Spiel
Beitrag von: Hindu am 16. April 2013 - 20:06:43
Ich würde nicht so voreilige Schlüsse ziehen. Kann man ein Regelwerk, bzw. die Mechanismen die dahinter stehen wirklich nach einmal spielen bewerten? Ich finde es immer Schade, wenn Regelwerke nach dem ersten Spiel bereits abgewählt werden. Nun sicher es gibt immer ein paar Sachen, die für einen persönlich als No go erscheinen, aber man sollte doch noch ein paar mal mehr spielen bevor das Regelwerk im Schrank verschwindet.
Titel: Mein Eindruck von ersten LaSalle-Spiel
Beitrag von: Pappenheimer am 17. Juli 2013 - 11:47:46
Zitat von: \'Davout\',\'index.php?page=Thread&postID=136009#post136009
Was mir schon bei anderen Systemen aufgefallen ist, welchen realen Hintergrund soll denn die Seitwärtsbewegung haben? Es wird doch wohl keine Einheit im Angesicht des Gegners plötzlich zur Seite getreten sein.
Ich kenne jetzt dieses Regelwerk nicht, kann aber dazu generell etwas sagen. Neben dem Schwenken und Drehen findet sich im französischen Reglement auch ein schräger Schritt (wenn ich mich recht entsinne, war das irgendwas mit \"Oblique à ...\"). D.h., dass die Soldaten jeweils einen Schritt geradeaus und einen Schritt in die Richtung machten, wohin sich die Einheit bewegen soll. Insgesamt macht diese Bewegung vielleicht weniger Aufwand, wenn es nur um kleine Kurskorrekturen geht, als es ein großartiges Schwenken machen würde. Andererseits habe ich meine Bedenken, ob diese Art der Fortbewegung auf welligem Gelände oder auch nur einem Acker gut funktionieren würde, ohne dass die Linie aufreißt, auch wenn es auf dem Exerzierplatz sicher sehr gut ausschaut. Aber es gibt freilich viel, was sich im militärischen Alltag findet, was nicht in die Regelwerke einfließen kann.
Titel: Mein Eindruck von ersten LaSalle-Spiel
Beitrag von: Davout am 17. Juli 2013 - 21:02:14
@Pappenheimer,
es gab verschiedene Versionen solcher Schrägbewegungen. Im Feld erwiesen sie sich als unpraktisch, allein schon deshalb, weil die Truppen nicht sonderlich gut gedrillt waren. Ich meine wir reden hier von Einheiten, die teilweise schon Probleme hatten, wenn sie in Linie opierieren sollten und deshalb gleich ganz in Kolonne blieben.

Grüße

Gunter
Titel: Mein Eindruck von ersten LaSalle-Spiel
Beitrag von: Razgor am 17. Juli 2013 - 23:45:34
Richtig Davout,
und deshalb dürfen bei Lasalle nur gut ausgebildete Einheiten solche
Manöver machen.