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Epochen => Tabletop allgemein => Thema gestartet von: Frank Bauer am 23. März 2015 - 17:03:58

Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Frank Bauer am 23. März 2015 - 17:03:58
Zitat von: \'Antipater\',\'index.php?page=Thread&postID=188768#post188768
Vorweg, ich finde die Initiative, Regelwerke fürs historische Tabletop in deutscher Sprache zugänglich zu machen, ganz hervorragend. Dafür also Lob und Anerkennung. (!!einseinself, damit\'s auch jeder gesehen hat. ;) )

Was ich aber vermisse, ist ein bisschen mehr Sorgfalt. Ich rede nicht vom Sinn der Einführungen weiter oben. Mit dem Fokus auf Armeelisten, Sonderfertigkeiten etc. macht das SAGA-Marketing offensichtlich vieles richtig, ob man das persönlich mag oder nicht. Trotzdem will SAGA im Kern ein historisches Regelwerk sein, und da stößt mir die Qualität gerade der deutschen Variante leider übel auf.
Mir ist klar, historische Wargamer haben den Ruf, old farts, Reenactors, Simulationisten und ganz allgemein blöde Spielverderber zu sein – und manche von uns pflegen das Image nur zu gern. Wenn man aber nun mal Regeln mit historischem Anspruch unters – vielfach vom ganzen Drumherum unbeleckte – Volk bringen will, sollte man sich da nicht in der Pflicht sehen, keine schlecht geskripteten Sprechblasen zu produzieren? Sonst würde doch das Regelwerk seinem sowieso schlechten Ruf unter den zornigen alten Männern im Hobby nur gerecht.

Konkret meine ich zum einen die Texte, die sich wie ein holpriger Schulaufsatz lesen. Bei einigem bin ich mir nicht sicher, auf wessen Mist das gewachsen ist; anderes erkennt man leider recht klar als Entlanghangeln per LEO & Co. Ich weiß, dass gute Übersetzer Geld kosten. Wenn man sich als Verleger so jemanden nicht leisten kann oder will, sollte aber wenigstens ein günstig einzukaufender Philologe drüber gucken. Der könnte allzu wörtliche Übertragungen ausbügeln und ein bisschen \"muttersprachliche Eleganz\" (danke, Tankred, für den Ausdruck) reinbringen. Darunter fielen dann auch zu begradigende Formulierungen oder, ganz simpel, Grammatik und Rechtschreibung. Vielleicht steckt im gedruckten Buch mehr solcher Arbeit, die Texte hier lassen das aber nicht erkennen.
Zum anderen, und das finde ich im Setting eigentlich noch störender, entsprechen die historischen Infos leider dem sprachlich gesetzten Niveau. Ich erwarte keine fachwissenschaftlich haltbare Einführung mit Belegstellen und Pipapo, kein cutting edge der Forschung. Es kann aber auch nicht schaden, nicht nur Wörterbücher, sondern auch ein bisschen Einführungsliteratur zu wälzen. Da sollte man dann z.B. bei vormodernen Themen über die Anführungszeichen bei Begriffen wie \"Staat\", \"Nation\", \"Volk\" oder, im gegebenen Kontext, \"Franken\" stolpern. Man mag auch von Kreuzzügen lesen, die teilweise schon vor dem Stichtag anno 1095 liefen, allerdings nach Spanien, Nordafrika, England und sogar quer durchs Hl. Römische Reich (noch fern der Teutschen Nation) führten. Und man wird vielleicht von theologisch-terminologischem Glatteis ferngehalten wie der \"Vergebung der Sündenstrafen\" oder dem \"ayyubidischen Kalifat\".

Klar, den allermeisten, allen voran den \"Zockern\", ist solcher Kram vollkommen Wumpe. Und ich will hier auch nicht von irgendwelchen Bildungsaufträgen fantasieren. Es wäre nur einfach schön, wenn man bei der Neukundenakquise für historische Systeme den Standard der Langstrumpf\'schen Ich-mach-mir-die-Welt-Maxime im SciFi- und Fantasy-Bereich überbieten könnte. Dafür muss der Subtext stimmen. Und der steckt nun mal in den Details, die vom Durchschnittsleser zwar einfach mitverdaut werden, die von Autoren und Übersetzern aber hart zu erarbeiten sind.

Die Diskussion erübrigt sich für dieses Mal, ein paar zerstreute Gedanken aber wollte ich doch eingeworfen haben. Trotz allem freue ich mich nämlich auf das Buch.

Tilmann, wenn du es erlaubst, habe ich deinen Beitrag aus dem SAGA – Kreuzzüge-Thread mal herauskopiert, um an anderer, meiner Meinung nach passenderer Stelle darauf zu antworten.  
Ich finde, du hast ganz grundsätzlich völlig Recht mit dem Anmahnen von mehr historischer Genauigkeit bei Spielen, die sich einen historischen Kontext zuschreiben. Die Diskussion darüber, bei welchen \"historischen\" Regelwerken es da großen Nachholbedarf gibt und welche vielleicht ein leuchtendes Beispiel historischer Genauigkeit sind, ist eine gute Diskussion, die aber im Kontext der deutschen Übersetzung der SAGA-Regeln gleich dreifach falsch ist.

Erstens hat Saga tatsächlich nach Aussage des Autors ausdrücklich keinerlei Anspruch auf historische Korrektheit, sondern ist, wie der Name schon sagt, von den nordischen Sagas und ihrer Umsetzung in modernen Medien inspiriert, also Hollywood und Konsorten.
Zweitens weiß ich nicht, warum du SAGA nun gerade exemplarisch herausgreifst, um zu wenig korrekten historischen Rahmen zu bemängeln. Dieser Prüfung müßte sich ja jedes andere Regelwerk ebenfalls stellen und es gibt einige, die da deutlicher dilettieren.

Drittens geht es hier ja \"nur\" um eine Übersetzung. Bei der Übersetzung von Regeln ins Deutsche haben sich bisher wenige mit Ruhm bekleckert. Ich persönlich finde, dass Stronghold bei den ersten beiden SAGA-Büchern da hervorragende und weit bessere Arbeit geleistet haben als viele zuvor. Das ist aber eher eine Frage der Professionalität bei der Übertragung von einer Sprache in die andere und nicht eine Frage historischen Wissens. Ein deutscher Übersetzer wird schwerlich seine Aufgabe darin sehen, historische Ungereimtheiten des Originals richtig zu stellen, von der rechtlichen Seite, im Text massiv von der Vorlage abzuweichen, mal ganz abgesehen.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Mansfeld am 24. März 2015 - 08:56:54
Dem kann ich insgesamt zustimmen.

Wobei ich noch anmerken möchte, daß mit SAGA durchaus möglich ist, in gewissem Rahmen historisch glaubwürdige Skirmishaktionen durchzuspielen. Viele der Battleboardfähigkeiten schöpfen sich aus Klischees, die wiederum verschiedenen Lesarten der Quellen geschuldet sind. Historische Darstellungen benutzen die gleichen Quellen, so daß z.B. die Normannen bei SAGA ziemlich genau so agieren wie die historischen Vorbilder.
Das trifft natürlich nicht auf alle durch die Battleboards erzeugten Eigenheiten zu, aber völlig traumtänzerischer Fantasyblödsinn ist das Bild, das einem SAGA vermittelt, auch nicht.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: DonVoss am 24. März 2015 - 09:26:01
Ich habe neulich mal vom \"Golden Age\" des Wargaming gelesen.
Damals bei Featherstone und Young gings noch um Fun und nicht primär um hist. Korrektheit...

Mir kommt das mit der hist. Korrektheit bei Historikern immer so ein bisschen vor, wie die Bauern, die abends am Trecker-Simulator spielen...;)
(is übrigens laut Branchenerhebungen wirklich der Fall...)

Mir reicht es wirklich seicht. Mehr als die Rückseite der Perry-Verpackung muss es nicht sein. Ein bisschen Fachsimpeln geht immer.

Aber ärgerlich wirds für mich, wenn durch Knöpfchenzählerei und Fachwissen, Leute ausgebremst werden. Also vom Spielen, Bemalen oder Übersetzen abgehalten werden. Das hilft dem Hobby nicht weiter, sondern behindert...

Wer immer sich da berufen fühlt seinen Histo-Kram beizutragen, sollte sich aus meiner Sicht fragen, ob er der Sache wirklich weiterhilft.
Denn wie meine Oma immer sagte: Ratschläge sind auch Schläge!

Cheers,
Don
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Mansfeld am 24. März 2015 - 09:35:36
Wobei das auch zu 99% vom Tonfall abhängt. Wenn ich mit meinen Kumpels SAGA spiele, mache ich auch mal Anmerkungen, wie weit das jetzt realistisch ist, aber eher locker. Belehrend sind eh nur immer die Leute, die sich irgendwie profilieren wollen (und die meistens auch nicht unbedingt die tolle Ahnung haben  :D ).
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Pappenheimer am 24. März 2015 - 09:38:27
Bei den 1-2 Regelwerken, die mir extrem historisch korrekt vorkamen, rauchte mir immer der Schädel beim Lesen.  :wacko:
Ich war anfänglich sehr angetan von \"Pistolado\". Da werden so ziemlich - so gut beurteilen kann ich das auch nicht - sämtliche Taktiken des späten 16./frühen 17.Jh. abgebildet. Schon allein der Hirnschmalz der da aufgewendet wurde für das Spiel zeitgenössische Schalchten abzubilden ist beachtlich! Nur sind dadurch die Ausnahmen und Detailregeln für jede mögliche Formation oder die verschiedenen Formationswechsel, zeittypischen Kombinationen verschiedener Typen wie leichte und schwere Reiter usw. so umfangreich, dass ich es irgendwann aufgegeben habe, dahinter zu kommen und auf das Skirmish-Regelwerk der Verfasser von \"Pistolado\" ausgewichen bin.

Ich denke auch, es kommt immer auf den Anspruch des Regelwerks an. Ein Regelwerk, das wie Kugelhagel oder andere damit wirbt möglichst einfach zu sein, kann natürlich nicht bis ins Detail alles abbilden. Und wer die \"Details\" für unverzichtbar findet, wird also diese Regelwerke wahrscheinlich für nicht ganz korrekt halten.

Was anderes ist es für mich, wenn in einem Regelwerk (wie in Pike&Shotte) angeblich hist. Hintergründe in Begleittexten erklärt werden und man dort Fehler findet. Das ist eventuell ärgerlich. Andererseits wird sich eh, wer über sowas jammert, noch entsprechende Fachliteratur besorgen, die ja oftmals außer Romanen ein Hauptantrieb zum Zocken eines bestimmten Themas ist.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Shapur am 24. März 2015 - 09:55:50
Alles was auf enem Tisch gespielt wird kann nicht historisch korrekt sein. Ich trage keine Rüstung, übersehe das gesamte Schlachtfeld, habe in der Regel fast volle Kontrolle über meine Truppen und habe keine sonstigen Einflüsse der Natur (Sonne, Regen usw.) zu erdulden.

Außerdem gibt es dazu einige aufschlussreiche Artikel in den Wargames Soldiers und Strategie Heften. Als gestandener Spieler (seit 1984) kann man z.B. Sam Mustafa nur zustimmen, dass Truppen, die verdeckt sind, nicht gesehen werden können, ebenso wenn sie hinter einem Hügel sind. Außerdem kann Kavellerie nicht in Quaree gehen. :blush2:

Regeln sind immer eine Gradwanderung zwischen dem Versuch historischen Verhaltensmustern bzw. Abläufen, einer Spielmechanik und dem Spielern herzustellen.

Fehler in der Darstellung passieren immer wieder:

Hier mal was: http://www.landmarktrust.org.uk/Properties-list/hougoumont-waterloo/Holiday/

The Battle of Waterloo ended over 20 years of unprecedented warfare as
Napoleon Bonaparte occupied most of continental Europe, Britain’s
conquest clearly in his sights. Newly escaped from exile on the island
of Elba, the confrontation at Waterloo was his last stand. Wellington,
commanding the combined British, Dutch and Prussian forces
, had no
choice but to fight a defensive battle, his hastily assembled army
outnumbered and outgunned by the French. The open terrain offered few
defensible points: only Chateau Hougoumont and a little farmhouse
nearby, La Haye Sainte, could prevent Wellington’s Allied line being
outflanked.

Abgesehen, davon ist die Ferienwohnung ganz nett, leider kann man sie erst ab Juli buchen. :smiley_emoticons_pirate_down:
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Hanno Barka am 24. März 2015 - 10:05:06
Ich glaub es gibt kein allgemeingültiges Richtig oder Falsch. Ausser, daß wie in den Good Old Days of Featherstone der Spaß an der Sache das Ziel ist. Und genau da fangen die Differenzen an. Das Hobby umfasst viele Aspekte und es ist individuell, was wie wichtig jeder einzelne von Ihnen ist.
Es gibt da die beiden Archetypen - der eine will nur zocken und es ist ihm egal wie die Figuren aussehen, wie historisch oder fantastisch seine Armeen sind juckt ihn nicht, und anmalen braucht man die Figuren sowieso auch nicht. Dann gibts den Typen, der jahrelange Recherche (ob geschichtliche Quellen oder Tolkien) betreibt um seine Figuren so korrekt wie möglich zu bemalen und seine Armeen zu organisieren, wie sie im Spiel performen ist völlige Nebensache, Hauptsache alles ist korrekt.
Wir kennen beide Archetypen, oder vielmehr wir kennen sie beide nicht. Man kann noch mehr Archetypen konstruieren, wenn man mag, aber im Endeffekt - es gibt keine Person, die einem Archetyp entspricht, denn es sind eben Archetypen, aber jeder von uns hat etwas von ihnen, vom einen mehr vom andern weniger.
Unsere Spiele sind, nun ja - mehr oder weniger taktische Würfelspiele (oder von mir  aus Kartenspiele), keine Simulation, keine Wissenschaft. Was macht also ihren Reiz gegenüber anderen Spielen wie Schach, Go, Bridge, Eskalero und Konsorten aus? Es ist denke ich wohl der \"Fluff\" - das Flair, das sie vermitteln. Das kann eine geschichtliche Epoche sein, oder halt ein fantastischer Background wie Hammer\'s Slammers. Wieviel sich von diesem Fluff in den Regeln spiegeln \"muss\" ist individuelle Geschmackssache. Der eine spielt WH40K mit WW2 Figuren und ist glücklich, der andere ist nur zufrieden, wenn seine Napos genau die Farben haben, wie ihre historischen Vorbilder in der einen spezifischen Schlacht.
Recht haben beide, den beide wollen eben das im Spiel wiederfinden, das ihnen Spaß macht und das ist individuell verschieden. Aber es ist imo nicht ok einen individuellen Zugang zum Hobby herabzuwerten. Klar kann man sagen, die Leute, die extremen Wert auf Korrektheit legen sind Spaßbremsen und schrecken Neulinge ab. Aber für selbige sind 40K Spiele mit WW2 Figuren auch eine Spaßbremse, die sie abtörnt und sie dürfen sich vom Hobby ebensoviel Freude erwarten wie der \"Gamer-Archtetyp\". Natürlich ist es nicht gut wenn Neulinge \"verschreckt\" werden, aber statt die \"Knöpfchenzähler\" in die Schranken zu verweisen, kann man dem Neuling auch sagen: \"Hallo, wir z.B. nehmen es nicht so genau, das Hobby ist vielfältig und hat Platz für jeden\". (Es findet lustigerweise kaum jemand schlimm, wenn sich Leute Seitenlang das Maul zerreissen, wenn eine Elfe mit einem Zwergen flirtet, weil das geht gar nicht, aber Römer gegen Samurai is daneben? - komm sei doch kein Knöpfezähler ;) )
Wenn das einen Neuling dann immer noch zu arg ist, dann ist er in diesem Hobby vielleicht eh nicht gut aufgehoben... Und wenn mir jemand, der keine Knöpfe, aber alles andere zählt (Entschuldige bitte, daß ich Dich herausgreife, aber ich mag Deine Signatur einfach :) ), erklärt, daß an meinen Figuren das oder das inkorrekt bemalt ist, kann ich das als Verbesserungsvorschlag werten und meine Figuren korrigieren, oder den Hinweis ignorieren, weil es mich halt nicht stört, daß die Bemalung falsch ist. Aber ich sollte so einen Hinweis nicht als negativ werten, was ich dann damit tue ist eh meine Entscheidung.
Daher wie immer im Leben - Toleranz und Akzeptanz sind das entscheidende - in beide Richtungen.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: DonVoss am 24. März 2015 - 10:28:15
Meine liebe Graumaus, der Vergleich hinkt. Und das weißte auch...;)

Ich habe noch nie einen Gamer gesehen, der einem Knöpfchenmann sagt, er solle seine Figuren mal nicht so korrekt anmalen, sondern n bisschen mehr Richtung Fantasy gehen. Ansonsten könne er ja das Hobby verlassen...:D

Die teils demotivierende Kritik kommt doch immer nur aus dem Knöpfchenlager.
Und der Vergleich mit dem klopperten Hobbit-Film is doch wenig zielführend.
Wäre Peter J, ein eingefleischter Zinn-Hobbyist und hätte ne schöne Vignette zum Thema Zwergenliebe gemacht oder n kleines .45-Adventure geschrieben, wo man Zwerge in Fässern n Bach ruterschickt, wäre ich der erste der ihm dazu gratuliert hätte. Und ich hätte mich natürlich auch gleich vorgedrängelt und ne Runde mitgegamed...:D

Und ich versteh echt nicht, wie man sich persönlich angegriffen fühlen kann, wenn jemand anderes seine Napo-Mäntel blau anmalt statt grau...;(

Naja, vielleicht ist es auch einfach der blanke Neid, denn die dicksten Knöpfchen-Historiker haben meist den geringsten Maloutput... :thumbsup:

Cheers,
Don
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Nikfu am 24. März 2015 - 10:31:23
So ausführlich der Kommentar von Grey ist, so richtig ist er auch. Bravo dafür und dank dass ich mir die Schreiberei erspart hab  :)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Black Guardian am 24. März 2015 - 10:40:37
Ich glaube wir müssen die Diskussion in mindestens zwei Aspekte unterteilen:
Wie von Frank im Ausgangspost erwähnt geht es einerseits um die Korrektheit der historischen Hintergründe, wie sie in Regelwerken zum historischen Tabletop dargestellt sind. Schleichen sich hier Fehler ein (aus Übersetzung oder falscher Recherche) so ist das Regelwerk nicht mehr \"historisch korrekt\" im Sinne des Ausgangsposts.

Die zweite Facette ist das, was die Regelsysteme simulieren und darstellen. Hier gibt es glaube ich erstmal keinen Zweifel darüber, dass Spiele generell nur Abstraktionen sein können und damit nicht 100% historisch korrekt werden. Die Frage, die sich dennoch stellt, ist, ob das Spielsystem in seiner Abstraktion die Ergebnisse richtig simuliert und den Spieler durch Spielmechaniken und Performance verschiedener Einheiten in ähnliche Entscheidungssituationen hineinversetzen, wie sie ein historischer Kommandeur wohl gehabt hätte.

Hier gibt es natürlich ein großes Spektrum mit Gestaltungsspielraum und verschiedenen Abstraktionsleveln. Die Frage, die man hier aufwerfen könnte: Sind \"historische Tabletops\" die \"nur\" vor einem historischen Hintergrund spielen auch dann noch als historische Tabletops abzusehen, wenn ihre Regeln komplett darin scheitern, historische Ergebnisse zumindest annähernd abzuliefern?
Provokativ gefragt: Wenn ich Warhammer 40k mit Figuren des 2. Weltkriegs spiele und Sowjets und Deutsche statt Imperialer Armee und Spacemarines (oder Warhammer Fantasy für mittelalteriche Schlachten..?) nehme, ist das ganze dann ein historisches Tabletop? Und wo zieht man dort die Grenze, ab der es ein historisches Regelwerk wird? (Hallo Bolt-Action... :P )

Insgesamt ist das eine sehr schwierige Frage glaube ich - und eine, die man auch nicht unbedingt ausdiskutieren muss, glaube ich. Jeder hat da unterschiedliche Präferenzen - und daher gibts auch unterschiedliche Regelwerke. EIne solche Diskussion bis zum Ende zu führen, würde ja auch bedeuten, dass wir einige Leute aus dem Kreis der \"historischen\" Spieler ausschließen müssten. Aber wozu? Welchen tieferen Sinn hätte so eine Fragmentierung unserer eh schon kleinen Tabletop-Community? :(
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Nikfu am 24. März 2015 - 10:54:58
Don, du siehst das meiner Meinung nach zu einseitig und jetzt muss ich doch ein bisserl was schreiben  :)

Zitat
Ich habe noch nie einen Gamer gesehen, der einem Knöpfchenmann sagt, er solle seine Figuren mal nicht so korrekt anmalen, sondern n bisschen mehr Richtung Fantasy gehen. Ansonsten könne er ja das Hobby verlassen...:D

Das vielleicht nicht, aber ich kenne genug spieler, die es gerne hsitorisch korrekt(er) haben und die drauf pfeifen gegen unhistorisch angemalte Figuren - oder gar nacktes Zinn - zu spielen. Wer verjagt da wem? \"im klub spielens nur mit nackerten minis Fantasy und Warmachine\" hab ich nicht nur einmal gehört...

Zitat
\"\"Aber ärgerlich wirds für mich, wenn durch Knöpfchenzählerei und Fachwissen, Leute ausgebremst werden. Also vom Spielen, Bemalen oder Übersetzen abgehalten werden. Das hilft dem Hobby nicht weiter, sondern behindert...\"\"
Auch einseitige Ansichtssache. Warum bringt es das Hobby weiter, wenn die leut zb napos kunterbunt und falsch anmalen? Warum wollen die leut überhaupt napo spielen?
Vielmehr ist es der fall dass leut die napo spielen wollen auch Interesse an der Historie haben, sich Fachliteratur kaufen und über tipps dankbar sind....

Ich liebe es wenn eine Diskussion abtriftet  :D
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Shapur am 24. März 2015 - 11:25:37
Nikfu, du kommst mit deinen Napo Preussen an und wir spielen Waterloo Angriff der Preussen. Und ich fange an dir zu erzählen, dass a - dein Linieninfantrie-Regiment keine Fahnen hatte, weil es ehemals ein Reserve Regiment war und b - sie die falsche Uniform tragen, weil sie nicht die normale Uniform trugen, sondern eine besondere für jedes Battalion. Außerdem sind c- deine Landwehreinheiten aus dem falschen Wehrkreis und ganz prinzipell d- haben die auch keine Fahnen. Und um einen drauf zu setzen bemängel ich, dass du den dritten Battalionen eine Truppenfahne gegeben hast.

Da fängt der Frustfaktor an, denn du hast deine Figuren ordentlich gem. der Plastikbox bemalt, auch die Landwehr an sich historisch richtig. Nur für diese Zusammensetzung stimmen die Jungs nicht. Du hast weniger Spaß beim Spiel und überlegst dir ob es sich lohnt mehr Zeit und Geld in diese Richtung zu investieren.

Ach ja das gilt für jede Napo-Armee.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Nikfu am 24. März 2015 - 11:35:59
1) sind meine preussen korrekt für Waterloo angemalt  ;) (sorry aber der musste sein)
2) hab ich in meiner wirklich langen karriere als wargamer noch nie, wirklich NIE jemanden getroffen der ein grösseres Problem damit gehabt hätte, wenn Figuren nicht 100% zum historischen Szenario gepasst hätten, da das dann wohl doch ein bisserl sehr arg ausarten würde. Auch peninsular briten werden da als Klassiker für später aus der not gefressen.

Falls ich jemals mit einem solchen hardcorler zusammentreffen würde, hätte ich 2 Optionen.
1) genauer malen
2) nicht mit ihm spielen
beides ok und demjenigen nicht vorzuwerfen, der Interesse am genauen historischen hat (und auch seine mitspieler aus einem entsprechend kleinerem Umfeld rekrutieren muss)

Gegenfrage: hättest du Interesse mit fantasyuniformen, gelben preussen und rosa russen zu spielen bzw. diese so zu bemalen?
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Pappenheimer am 24. März 2015 - 11:36:27
Zitat von: \'Shapur\',\'index.php?page=Thread&postID=189241#post189241
Da fängt der Frustfaktor an, denn du hast deine Figuren ordentlich gem. der Plastikbox bemalt, auch die Landwehr an sich historisch richtig. Nur für diese Zusammensetzung stimmen die Jungs nicht. Du hast weniger Spaß beim Spiel und überlegst dir ob es sich lohnt mehr Zeit und Geld in diese Richtung zu investieren.

Ach ja das gilt für jede Napo-Armee.
Ist das nicht eher ne Frage von Selbstbewusstsein?

Wenn mir einer sagt, ich spiele mit den falschen Figuren, dann ist das erstmal nicht demotivierend für mich. Er kann mitspielen oder nicht. Demotivierend wäre es maximal, wenn ich deswegen aus einer Spielgemeinschaft ausgeschlossen werde, wo ich unbedingt mitspielen will. Da ich hier bei mir in der Gegend froh bin, wenn ich überhaupt wen finde, der freiwillig historisch spielt, kann ich die Wahrscheinlichkeit von Letzterem nicht mal beurteilen.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Tellus am 24. März 2015 - 11:38:01
Nun, wenn ich es richtig verstanden habe ging es in Antipaters Post weniger darum ob das Spiel historisch korrekt in seinen Regelmechanismen abgebildet ist, sondern wie der historische Kontext vermittelt wird.

Das sich da der Historiker eher dran stösst als der unbedarfte Tellus, ist für mich schon nachvollziebar. Geht mir ja auch so bei Sachen mit denen ich mich besser auskenne.

Die Aussage das Saga im Kern ein historisches Spiel ist, ist in meinen Augen auch nicht falsch, sonst würden dort die Wikinger alle beritten sein und die Iren hätten vielleicht eine Einheit Feen.

Saga benutzt den historischen Hintergrund. Da wäre es doch wünschenswert wenn historische Begebenheiten auch richtig vermittelt werden.

So verstehe ich jedenfalls Antipaters Kritik, deswegen finde ich den Thread-Titel auch leicht missverständlich. ;)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Bayernkini am 24. März 2015 - 11:38:27
Zitat
Das vielleicht nicht, aber ich kenne genug spieler, die es gerne hsitorisch korrekt(er) haben und die drauf pfeifen gegen unhistorisch angemalte Figuren - oder gar nacktes Zinn - zu spielen.

Jeder Spieler entscheidet selbst, wie detailliert und korrekt er seine Figuren anmalt und welches Regelsystem er zum Spielen verwenden will.
Interessant wirds erst wenns dann tatsächlich ums spielen geht, und tastächlich manche sagen
\"Falsch bemalte Figuren, dagegen spiel ich nicht\" bzw. das Regelsystem ist mir zu seicht und deckt historisch nicht alles korrekt ab.
Diese (Extrem Hardcore Historisch-) Spieler werdens dann vermutlich deutlich schwerer haben, entsprechende Gegenspieler zu finden und vermutlich auch deutlich weniger spielen
als die \"flexibleren\" Spieler.
Es sei denn, man ist vielleicht in der glücklichen Lage in einer Region zu wohnen, wo sich hunderte historische Spieler tummeln  8)

Daher ist diese Diskussion letztlich endlos, es gibt halt verschiedene Spielertypen vom einem extrem bis zum anderen, und alle haben ihre Daseinsberechtigung.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Regulator am 24. März 2015 - 11:45:44
Guter Thread, tolle verschiedene Meinungen hier. Alles ist hier vertreten, das macht es wirklich interessant und man kann sich hinein versetzten.
Ich bin der Meinung, dass es wirklich wenige historische Regelwerke gibt. Die meisten zielen doch auf den \"Fun-Faktor\" ab und einige verscuhen taktische Tiefe reinzubringen (abseits des Historischem).
Mir persönlich wäre ein Regelwerk das der Geschichte entspricht lieber. Für mich geht es da wirklich um die Geschichte im Hobby. Ich recherchiere mir die EInheiten, die Schlachtenpläne, Daten und Farben zusammen, kaufe mir ausgewählt die Miniaturen, baue sie um oder setzte sie anders zusammen. Dann wird akkurat gepinselt (nach dem Motto \"lieber einmal gscheid als zwomal zviel\", sprich nochmal nach geguckt, dass es auch richtig ist.). Schön mit Einheitenschildern versehen und nach Plan die Strukturierung der Einheit nachgeahmt.
Am Schluss alles in die Vitrine eingeräumt, und wenn auch wirklich ein Projekt fertig ist, ist die Befriedigung ungemein groß! Soviel Arbeit, soviel Herzblut aund am Ende meine Betrachtung der Geschichte, von mehreren Quellen heraus gesucht und von mir zusammen gestellt. Das ist das Hobby für mich.

Umso mehr freue ich mich natürlich, wenn jemand eben so gut recherchierte Einheiten aufstellt. Fühlt sich bei mir doch dann gleich mehr nach GEschichte an, als wenn ich Wikinger gegen Samurais kämpfen lasse.
Ich kreide es aber nie jemanden an, wenn er \"nicht historisch malen kann\". finde es einfach nur etwas schade. Sollte man lieberal sehen: jedem wie er will.

Stephan
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Bayernkini am 24. März 2015 - 11:54:15
Zitat
Wikinger gegen Samurais kämpfen lasse.

Ich denke mal, um solche Extremfälle gehts auch nicht und habe ich auch noch nicht gesehen ;)

Es geht eher darum, wenn ich z.B. ein Napo Szenario von 1813 spiele, und dafür meine Österreicher von 1806 aufstelle,
weil ich nur die habe und es
1. Zuviel ins Geld geht, wenn ich für jedes Szenario die passenden Figuren kaufe
2. Zuviel Zeit kostet, diese dann ggf. umzubauen und jeweils richtig zu bemalen

Bin ich deswegen nur ein 2. Klasse Histo-Gamer?

Nix desto trotz bewunder ich natürlich alle extrem bemalten Figuren und Gelände, aber für mich als
Primär-Spieler der Spaß am spielen haben will, wäre das schlichtweg zuviel investiert (Zeit und Geld).
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Nikfu am 24. März 2015 - 12:14:23
Das vom Pappenheimer ins spiel geworfene selbstbewußtsein spielt schon eine grosse rolle. Nach dem Motto: Ich weiss das das jetzt nicht hundertprozent korrekt ist, aber das nehme ich in kauf.

Ausserdem, mal ehrlich. Man spielt ja nicht dauernd mit wildfremden leuten sondern weiß wie die anderen ticken und findet sich dementsprechend. Wer sich aus dem Hobby verjagen läßt weil ihm irgendwer gesagt hat dass die aufschläge nicht korrekt sind hat eher andere Probleme...
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Strand am 24. März 2015 - 12:17:22
Zum einen: SAGA ist m.E. definitiv eine große Mischung Hollywood und Mythos mit historischem Anstrich.

Die Frage für mich ist aber, bevor ich historische Korrektheit überprüfe: ab wann darf sich ein Regelwerk denn überhaupt \"historisch\" nennen? Frank hat das \"historisch\" schon richtig im Threadtitel in Hochkommata gesetzt, denn m.E. ist das eine sehr subjektive Betrachtungsweise. Manche finden Flames of War total historisch, für andere ist es \"Fantasy of War\". Für Leute, die bisher nur Warmachine oder Warhammer Fantasy kannten, ist vielleicht auch SAGA unglaublich \"historisch\".

Ich bin aber soweit bei Antipater, dass bekannte \"harte\" Fakten auch richtig wiedergegeben werden sollten, wie z.B. die Datierung von bestimmten Ereignissen. Das hat nichts mit Regeln und Abbildungen zu tun, sondern ist ein Recherchethema.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Shapur am 24. März 2015 - 12:19:40
Hinsichtlich von unbemalten Figuren unterscheide ich zwischen den beiden Spielertypen:

Anfänger, hat sich gerade entschlossen mit Napos zu spielen. Hier habe ich kein Problem wenn dieser Spieler noch nicht mit dem bemalen fertig ist.

Ignorant, will spielen, anmalen ist egal, hauptsache die Figuren sind zusammengeklebt. Kauft die Figuren auch eher nach Kampfwert als nach historischer Zusammenstellung. Mit diesen Spielern mag ich nicht spielen, ich finde man sollte es schon schaffen seine Figuren anzumalen. Es gibt auch Armeen die einfach anzumalen sind, z.B. Österreicher. Weiß grundieren einen Wash drauf, Haut anmalen und die Aufschläge farbig malen, Helm schwarz und fertig.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: WCT am 24. März 2015 - 12:23:45
Zitat von: \'Bayernkini\',\'index.php?page=Thread&postID=189248#post189248
Ich denke mal, um solche Extremfälle gehts auch nicht und habe ich auch noch nicht gesehen ;)
Ich leider schon, bei uns im Mainzer Fantasyladen sind einige Neueinsteiger aus der Fantasy Richtung durchs SAGA ins historische Tabletop gekommen und da gibt es regelmäßig solche Match Ups, weiterhin Rohan die als Bretonen missbraucht werden etc. . Diese Spieler boykottiere ich schlichtweg. Für mich muss es in stimmig sein und nicht historisch genau. Gegen die paar Romano Briten die ein Freund in seine Karolingertruppe eingestreut hat habe ich aber zbsp nix.

Dadurch das ich jede Menge FoG Turniere spiele ist meine Schmerzgrenze was unhistorische Match-Ups anbelangt sowieso sehr niedrig, und das obwohl meine Truppen allesamt genau recherchiert und in sich völlig stimmig sind. Man kann halt kein Turnier (vorallem mit so großen ARmeen wie in FoG) so auschreiben, dass nur historische Match-Ups entstehen, da würde man viel zu viele ARmeen und damit Spieler ausschließen. Wenn ich allerdings privat außerhalb des Turnierwesens spiele, dann nur Szenarien und historisch plausible Match-Ups. In diesem Rahmen halte ich es nämlich für einfach dies zu erreichen und bestehe auch darauf. Ich verurteile keinen der solche Partien spielt, aber mir geht da zu viel Spaß verloren...
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Regulator am 24. März 2015 - 12:24:33
Zitat von: \'Bayernkini\',\'index.php?page=Thread&postID=189248#post189248
Zitat
Wikinger gegen Samurais kämpfen lasse.

Bin ich deswegen nur ein 2. Klasse Histo-Gamer?

Nein, davon war auch keine Rede :) Da ich kein großer Spieler bin, baue ich Armeen speziell für ein Szenario/ Schlacht auf. Jemand der in erster Linie Spieler ist und mit einer Armee möglichst viel decken will, wird es äußerst schwer haben, 100% historisch korrekt zu sein.
Du kannst trotzdem aber hardcore Geschichtsexperte sein, legst deine Schwerpunkte aber aufs Spielen, nicht auf absolute historische Korrektheit. Ist dann der wichtige Unterschied.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Decebalus am 24. März 2015 - 12:47:51
1. Tellus hat völlig recht. Tilman hat sich klar auf die historischen Texte zu den Regeln bezogen. Er hat nicht über die Frage Funspiel vs. historische Simulation gesprochen. Das ist auch eine spannende Frage, aber die Diskussion leidet daran, dass sie beides verrührt.

2. @Sharpu. Dein schöner Text bietet sich geradezu an, ihn aus Sicht des historischen Wargamers mit Wunsch nach historischem Flair und rollenspielerischen Aspekten einzusetzen. Los gehts.

\"Sharpu, du kommst mit deinen Napo Preussen an und wir spielen Waterloo Angriff der Preussen. Und ich fange an dir zu erzählen, dass ich natürlich keine französischen Kürassiere sondern Ulanen genommen habe, denn die geben den meisten Wumms für die wenigsten Punkte. Außerdem habe ich entdeckt, dass die Regeln nicht klar sagen, dass man als Franzose 1815 keine Alliierten aufstellen darf. Bayerische Miliz im 48er Block ist nunmal geil, weil die zwar nichts können, aber Du mindestens 5 Runden brauchst, um die wegzukriegen.

Da fängt der Frustfaktor an, denn du hast deine Figuren ordentlich und historisch ziemlich genau bemalt. Die Landwehr hast Du aufgestellt, weil die eben 1815 dabei war. Nur für diesen Zusammensetzung stimmen die Jungs nicht, denn Du hast das Regelbuch nicht richtig ausgenutzt. Du hast weniger Spaß beim Spiel und überlegst dir ob es sich lohnt mehr Zeit und Geld in diese Richtung zu investieren. Wenn Du sagen würdest, das Spiel ist aber unhistorisch, dann würdest Du als Antwort bekommen, Du bist eine Spaß-Bremse.\"
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Driscoles am 24. März 2015 - 13:04:33
Klar ist Sage ein historisches Spiel. Es hat den historischen Hintergrund der Wikinger und den Dark Ages mit den dazugehörigen Standardgegnern jener Zeit. Es sind nicht die Fickinger aus dem Bunga Bunga Land gemeint.

Und weiterhin hat Antipater nicht das Spiel an sich kritisiert, sondern sich nur etwas mehr Achtsamkeit bei der Übersetzung und der Wiedergabe historischer Fakten gewünscht. Ich finde das ist zulässig und wünschenswert und auch eher als gutgemeinter Rat zu verstehen als böses bashing.

Ich öffne gleich den \"ist SAGA ein Turnierspiel ja oder nein \" thread ...

Hach....das wird eine Freude  ;)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Tellus am 24. März 2015 - 13:57:43
Mal ganz nebenbei, Sagen und Mythen sind auch ein Teil der Historie. ;)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: AndréM am 24. März 2015 - 14:11:16
Zitat
Ein deutscher Übersetzer wird schwerlich seine Aufgabe darin sehen, historische Ungereimtheiten des Originals richtig zu stellen, von der rechtlichen Seite, im Text massiv von der Vorlage abzuweichen, mal ganz abgesehen.

Das ist sogar die Standardaufgabe eines guten professionellen Übersetzers, allerdings nur, wenn er dafür bezahlt wird.

Zitat
Regeln sind immer eine Gradwanderung zwischen dem Versuch historischen Verhaltensmustern bzw. Abläufen, einer Spielmechanik und dem Spielern herzustellen
.

Amen. Am Ende zählt der Spielspass.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Nischenspieler am 24. März 2015 - 14:15:16
Mal was ganz allgemeines zum \"belehren\" über historische Hintergründe;
wenn es nicht gerade mit dem erhobenen Zeigefinger und ermahnendem Tonfall daher kommt finde ich es toll.
Egal in welchem Hobby welches sich mit Historie befasst -wie genau oder Laienhaft lassen wir erstmal dahingestellt- bekommt man sein Wissen doch gerade durch solche Kommentare und Bemerkungen. Einen großen Teil meines , ich nenne es an dieser Stelle mal Hobbywissen habe ich irgendwo on the fly bei irgendwelchen Gesprächen aufgeschnappt.
Natürlich gibt es da in jeder Sparte Leute die sich stark darüber profilieren wenn sie mehr wissen als man selbst, aber da können dann auch keine Spieletikette und auch das allerbeste Regelbuch noch irgendwas dran ändern.
Und mal ganz nebenbei, im Vergleich zur Reenactment-/Histolarpszene finde ich das diese Besserwisserei sich im Wargaming wirklich noch im Rahmen bewegt.


Noch eine kleine Anmerkung zu Saga;

Ob man es nun mag oder nicht, Saga ist im eigentlichen Sinne näher am klassischen Familienspiel (Ich wollte jetzt nicht Euro schreiben und den nächsten Diskussionsfaden einleiten  :P  ) als an einer Kriegssimulation.
Da muss man an dieser Stelle drauf achten, sonst gibt es einfach zu viel zum Thema \"ist der Konflikt historisch korrekt abgebildet?\" zu beachten und zu bemängeln.
Und auch hier gilt, spielt was Spaß macht. Sich nebenbei aber, vielleicht sogar zufällig, ein paar Infos über die gespielte Truppe abzuholen ist doch vollkommen ok und bringt einen selbst nach vorne  8)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Mansfeld am 24. März 2015 - 14:22:49
Schön gesagt, Cpt. Armstrong. Insgesamt finde ich ja eh, daß in unserem Hobby und besonders hier im Forum in solchen Dingen ein sehr entspannter und erwachsener Umgangsstil gepflegt wird.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Wellington am 24. März 2015 - 14:24:28
Interessanterweise gab es neulich bei Tabletopwelt ne ähnlich Diskussion
zu Saga in mehreren Fäden Dort waren die Schwerpunkte die Fragen
Ich
gebe wie einige meine Vorredner Antipater in seinen Punkten bzgl.
holpriger Übersetzung und Korrektheit von historischen Infos absolut
recht. Inwieweit das jetzt in den deutschen Übersetzungen von Saga so
ist, keine Ahnung. Historische Infos auch in Spaßregeln haben korrekt zu
sein. Korrekte Infos führen auch in den Zeiten von Galileo nicht zur
Explosion des Gehirns! Ok, wenn ich ne isländische Saga oder nen
mittelalterlichen Chronisten zitiere ist das auch oft ziemliche Fantasy,
aber da steht ne Quelle dabei und der geneigt Leser weiß bescheid.

Grundsätzlich
scheint es Beißreflexe zu geben bei dem Thema deutschen Übersetzungen.
Wir, die die Orginalregeln bevorzugen, neigen zu übermässiger Kritik
(bei mir auf alle Fälle), die die Übersetzungen lieben reagieren auch
bei konstruktiver Kritik of extrem gereizt. Am schlimmsten war es bei
der unglaublich üblen FoW Übersetzung, die war für viele FoW Fanboys
über jede Kritik erhaben!
Zu Saga spezielle ist mir
aufgefallen, dass ich auf die Bemerkung Saga sei ein Fantasyspiel mit
historischen Minis in der Regel angegriffen werde. Auf der anderen Seite
hört man dann aber, wenn es um Minis und historische Korrektheit geht,
dann doch wieder die Bemerkung Saga sein nur an der Geschichte
orientiert. Für mich ein Wiederspruch in der Saga Community. Es ist ein
nettes Spiel, aber für mich eben ein Fantasyspiel. Das muß man eben
akzeptieren.
Mir ist es ehrlich gesagt egal wie die
Leute Saga spielen, aber wenn sich jemand erkundigt ob man für Sarazenen
die Mahadist Ansar nehmen kann, dann hört er eben auch ein klares NEIN.
Aber ich akzeptieres es auch, wenn ein Napo Knöpchenzähler zu mir sagt
Sharpe ist Unsinn und die South Essex sind unhistorisch.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: AndréM am 24. März 2015 - 14:40:39
Was Übersetzungen und Originalfassungen angeht:

Da gibt es solche und solche auf beiden Seiten. Wobei die Qualität der deutschen Übersetzungen in letzter Zeit deutlich zunimmt.
Es gibt aber genügend englische Regeln, die selbst mir als zweisprachigem Muttersprachler echte Kopfschmerzen bereiten. Das fällt nur vielen nicht auf, weil sie Englisch nicht auf dem Level beherrschen und für sie vieles eindeutiger erscheint als es eigentlich formuliert ist.

FoW, da brauchen wir nicht drüber diskutieren, dass war ein Totalausfall bei dem allerdings vor allem die Redaktion versagt hat.

Saga, könnte noch etwas besser sein, aber ist schon deutlich über dem üblichen Durchschnitt.

Womit man auch beim eigentlichen Problem bei Übersetzungen landet. Übersetzen kann jeder, der Ahnung von der Sprache hat, der eigentliche Trick liegt aber darin, in der Zielsprache ein hohes literarisches Niveau zu erreichen und auch das evtl. vorhandene Niveau der Originalfassung mit zu übertragen. Und genau daran scheitern die meisten Amateure. Vor allem die kulturellen Eigenheiten gehen oft völlig verloren oder werden falsch übersetzt. Beispiel.... in einem Text geht es um Leute aus Marseille, gut, wird halt übersetzt, aber was der Übersetzer nicht mitbekommen hat: Was bei uns der Ostfriese oder Österreicher ist bei den Franzosen der Mensch aus Marseille. Folge: Im einfachsten Fall geht ein launischer Text verloren, im schlimmsten Fall macht der Satz gar keinen Sinn mehr.

Saga als Spiel würde ich als TT mit hist. Einflüssen bezeichnen, eine 1:1 hist. Wiedergabe ist es auf keinen Fall.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Tellus am 24. März 2015 - 15:10:31
Zitat
Saga als Spiel würde ich als TT mit hist. Einflüssen bezeichnen, eine 1:1 hist. Wiedergabe ist es auf keinen Fall.

Kann es das als Skirmish-System überhaupt, oder anders gefragt wodurch zeichnen sich andere Skirmish-Spiele, wie z.B. T&T, Songs of Drums & Shako u.ä. als historischer aus?
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: gwyndor am 24. März 2015 - 16:35:26
Zitat von: \'Wellington\',\'index.php?page=Thread&postID=189274#post189274
Am schlimmsten war es bei
der unglaublich üblen FoW Übersetzung, die war für viele FoW Fanboys
über jede Kritik erhaben!

Liegt das nicht generell daran, daß viele User Benutzer der deutschen Übersetzung das Original mangels Sprachkenntnissen gar nicht kennen und deshalb den Vergleich gar nicht ziehen können?

Möglicherweise wäre ich auch angepisst, wenn mir dauernd Leute sagen, wie doof das Buch ist, das ich da gerade benutze und sie mir damit ja indirekt zu verstehen geben, wie gebildet sie im Vergleich zu mir sind? Dieser Beissreflex kaschiert oft nur mangelndes Selbstbewusstsein.

Um beim Thema zu bleiben: Historische Fakten sollten korrekt sein, wenn man sie denn in ein Regelbuch schreibt. Ob das Spiel selbst Spaß macht oder nicht, ist in diesem Zusammenhang völlig egal.

Gruß gwyndor
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: AndréM am 24. März 2015 - 16:48:44
Die FoW-Übersetzung wäre so oder so schlimm gewesen. Das hat jeder mit einfachsten Deutsch-Grundlagen erkennen können.

Generell aber war in der Vergangenheit die generelle Qualität bei Übersetzungen meist nicht sonderlich hoch, deshalb hatten die Leute auch selten eine Referenz, was qualitativ alles möglich ist.
Auf der anderen Seite sind aber auch viele engl. Regelwerke nicht grade der Brüller was die literarischen Qualitäten angeht.

Bei so manchem Buch hockt man dann da und verbingt mehr Zeit damit den Sprachlevel anzuheben statt zu übersetzen.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Hanno Barka am 24. März 2015 - 16:50:13
Oi. oi, da geht aber die Post ab^^

@Don - ich  glaub Du hast mich mißverstanden, eigentlich will ich darauf hinaus, daß Featherstone&co recht haben, es ist ein Hobby und das soll Spaß machen. Ich hab über diese Thematik schon oft nachgedacht und bin zum Schluß gekommen, es ist eben sehr individuell was dem einzelnen Freude macht. Das Hobby ist vielschichtig - Malen, Sammeln, Recherchieren, Dioramen bauen, sich geschichtlich fortbilden etc. pp. Es ist ein Mix aus vielen Dingen und daher ist auch jeder Hobbymix einfach sehr individuell. Es gibt so grössere Schwerpunkte (daher die \"Archetypen\") aber im Endeffekt ist des einen Uhl, des andern Nachtigall und das sollte man immer im Hinterkopf behalten und auch mal über den eigenen Tellerand hinausschauen.
Btw. das war kein hinkender Vergleich, sondern ein boshafter, spöttischer Seitenhieb - ich gebs zu mir macht sowas Freude - ich bin ein boshafter und sarkastischer Mensch, dessen bekenne ich mich ungeniert schuldig :)

Und was ich auch meinte man muß nicht jede Kritik als Angriff auffassen bzw. sich von ihr demotivieren lassen. Um einen andern Post aufzugreifen. Meine 7YW Bählämmer Husaren hatten eine Fahne. Ich wurde mehrfach darauf hingewiesen, daß sie keine Fahne hatten - das wußte ich sogar, aber das blöde Foundrykommandopack hatte halt einen Fahnenträger dabei und mir wars nicht wert einen kompletten 3er Blister für 15 Pfund zu kaufen um die eine falsche Figur zu ersetzen. Unda ein Fahnenträger ohne Fahne noch bescheuerter aussieht als einer mit einer falschen Fahne... So what?
Meine Figuren (ok jetzt Nikfus Figuren), meine Entscheidung. Mich hat die Kritik an der Fahne weder eingeschüchtert, noch demotiviert.

Kann bei einem Anfänger vielleicht anders aussehen, daher - \"Hallo, nimm Dir das nicht zu sehr zu Herzen, es gibt auch uns und wir sehn das lockerer - passt scho\"

Und man kann auch mal fünfe grade sein lassen... Ich bin auch niemand, der Samurai gegen Römer spielt, aber einfach mal zum Spass das Szenario Oda Nobunaga vor Troja... warum nicht - Lachen erlaubt... :D
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Shapur am 24. März 2015 - 16:56:19
@ gwyndor wenn aus einer rpg, einer rocket propelled gun, ein Raketengeschütz oder ein Geschütz mit Raketengeschoß wird statt einer Panzerfaust dann brauche ich nicht das Original kennen. Oder hast du dich nicht gewundert warum soviele \"rückstoßfreie\" Waffen im Weltkrieg 2 rumgeistern? Teilweise hat man das Gefühl, dass Babel übersetzt hat. Dafür muss man aber etwas Englisch können und wissen wie englische Sätze aufgebaut sind. Die Sprache in dem Regelbuch ist doch arg vom \"Wurzel-\"Deutsch entfernt.

Aber vielleicht ist dies nur mein Problem mit FoW. Aber ich stelle mir immer wieder die Frage, wenn wir diese Superwaffen hatten, unendlich Muni und Treibstoff. Warum haben wir dann denn den Krieg verloren?
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Nikfu am 24. März 2015 - 16:58:52
Zitat
Meine Figuren (ok jetzt Nikfus Figuren), meine Entscheidung. Mich hat die Kritik an der Fahne weder eingeschüchtert, noch demotiviert.

WAS? DIE SIND HISTORISCH UNKORREKT? DAS KLUMPERT HAU ICH DIR ZURÜCK!  :cursing:

 :D  :D  :D

Am schönsten ist es ja, wenn man sagen kann \"Ja, ich weiß, das ist nicht ganz korrekt so, aber ich entscheide dass es für mich so besser ist\".
Meine hinteren französischen bataillone haben auch keine weisse fahne bekommen weil das ja deppert ist, mir weissen fahnen in den krieg ziehen  :D
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: gwyndor am 24. März 2015 - 17:07:49
@ shapur: Ich habe die deutsche Version von FoW nie gelesen, ich kann ja Englisch. Klingt allerdings übel.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: AndréM am 24. März 2015 - 17:10:51
Sie war wirklich übel, teilweise hattest du für einen engl. Begriff 3-4 verschiedene Übersetzungen IM REGELTEIL!

Und an manchen Stellen hat die Übersetzung die übliche China-Anleitungen noch unterboten, da kann wirklich nur noch Babelfish dran gesessen haben.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Wellington am 24. März 2015 - 17:15:03
Zitat von: \'Nikfu\',\'index.php?page=Thread&postID=189291#post189291
Meine hinteren französischen bataillone haben auch keine weisse fahne bekommen weil das ja deppert ist, mir weissen fahnen in den krieg ziehen :D
Warum? Uns Bayern haben sie in der Schule immer erzählt das sei die österreichische Kriegsflagge
Zitat
Am schönsten ist es ja, wenn man sagen kann \"Ja, ich weiß, das ist nicht
ganz korrekt so, aber ich entscheide dass es für mich so besser ist\".
Eben .. ich hab bei meinen Sigynnen auch geschrieben dass es mehr oder weniger ne Fantasy Armee ist, oder dass ich für meine HYW Engländer Schaller nehme obwohl zu früh. Die Leute habens gelesen und akzeptiert.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Nikfu am 24. März 2015 - 17:30:27
Zitat
Warum? Uns Bayern haben sie in der Schule immer erzählt das sei die österreichische Kriegsflagge
Nein, ich glaub der Andreas hofer hat eine andere gehabt  :P  ;)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Hanno Barka am 24. März 2015 - 17:45:51
Wellington, Du verwechselt das mit Italien :P (weißer Löwe auf weißem Grund)

Und weil ichs vorher ganz vergessen hatte @Niko Vielen Dank für die Blumen :) - Btw. was is aus unseren traditionellen Forenfetzereien geworden - wir harmonieren ja auch  online mittlerweile wie ein altes Ehepaar... :smiley_emoticons_pirate_shocked:

Zitat von: \'Bayernkini\',\'index.php?page=Thread&postID=189245#post189245
Interessant wirds erst wenns dann tatsächlich ums spielen geht, und tastächlich manche sagen
[ ... ] das Regelsystem ist mir zu seicht und deckt historisch nicht alles korrekt ab.
Diese (Extrem Hardcore Historisch-) Spieler werdens dann vermutlich deutlich schwerer haben, entsprechende Gegenspieler zu finden und vermutlich auch deutlich weniger spielen
als die \"flexibleren\" Spieler.

Doch, doch, das geht. Gibt etliche Regelwerke, die ich mich weigere zu spielen, der Grund muß nicht sein, daß sie zu seicht sind, aber es gibt ausreichend Regelwerke, die mir nicht gefallen (aus mannigfaltigen Gründen) und die spiel ich nicht. Ich hab trotzdem keinen Mangel an Sielgelegenheiten, aber selbst wenn - warum soll ich ein Spiel spielen, das ich nicht mag? Ich fahr ja auch keine Skipiste runter, die mir net gefällt, nur damit ich Skifahren kann... bevor ich was spiele, das mir nicht gefällt, spiel ich entweder gar nicht, oder ich rauch mich ein und spiel nach dem Regtelwerk meiner Wahl gegen mich selber - verrückt genug, daß das klappt bin ich  :smiley_emoticons_joint:
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Draconarius am 24. März 2015 - 18:18:20
Bei dem Thema \"historische Korrektheit\" geht es immer wieder um die Frage der Figuren, der plausiblen Auswahl der Armeen und der Genauigkeiten des für die Vermittlung des Hintergrundwissens zuständigen Part eines Regelwerks.

Allerdings hat für mich Pappenheimer gleich auf Seite 1 einen wichtigen Punkt angesprochen: Wie genau bilden die Regelmechanismen die Epoche ab? Wie begründet man bestimmte Armeelisten etc.
Z.B. wurde einmal die mittelalterliche Heeresstrukur mit einem Netzwerk verglichen. Hochrangige Personen stellten einen wichtige Knotenpunkte des Netzwerkes dar. Starben diese, so bestanden auch die Loyalitäten der sie begleitenden Kontingente nicht mehr - wird so etwas in den Regeln entsprechend umgesetzt (anders als Tod eines Generals = Flucht?)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Tailgunner am 24. März 2015 - 18:56:05
Um die Frage der historischen Korrektheit für SAGA zu beantworten. Ich halte SAGA für sehr historisch korrekt, denn es geht, soweit ich das verstanden habe, ja bei Saga darum, dass der Kriegsherr eine Saga schreibt, die man sich Jahrhunderte lang noch erzählt. Wenn ich ein SAGA Spiel mache, gut hatte bisher erst 4, dann fühlt sich das für mich genauso an. Das Spiel erzählt für mich eine alte Geschichte über einen Kampf von zwei Kriegsherren mit ihren Gefolgsleuten. So wie zum Beispiel Ragnar Lothbroks Geschichte heute in Vikings erzählt wird.

 Ich würde also nicht die Frage stellen, wie historisch korrekt ein Regelwerk ist, sondern wie historisch korrekt sich ein Regelwerk anfühlt. Und da hat jeder seinen individuellen Gefühlsbereich. Bei Behind Omaha merkt man das immer sehr. Es ist ein wirklich einfaches Regelwerk, was aber durch die Nähe zum Modellbau von vielen Modellbauern, die meist sehr gut über die Technik und Kampftechniken des zweiten Weltkriegs informiert sind, gespielt wird. Dadurch kommen dann öfter mal Anmerkungen, dass dies oder das falsch oder gar nicht in den Regeln berücksichtigt wurde. Besonders merkt man das, wenn Leute sich über einen Bereich besonders informiert haben. Dann fühlt sich für diese das Regelwerk zum Beispiel bei der Artillerie sehr unkorrekt an, bei den Bereichen, wo sich derjenige dann nicht so gut auskennt ist aber alles in Ordnung.

Ein Spiel kann also für den einen historisch korrekt sein (Zum Beispiel, weil ein Panzer I nicht die Panzerung eines JS-2 durchdringen kann) und für den anderen total unkorrekt wirken (MP-40 und G-43 haben die selbe effektive Reichweite). Es kommt alles auf den Standpunkt an. Wenn man sich besser informiert hat steigt natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass ein Spiel sich nicht mehr historisch unkorrekt anfühlt, vllt. stellt es aber den Kernpunkt der Epoche auch so gut da, dass man über kleine Fehler hinweg sieht und es sich aber weiterhin gut anfühlt.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Hanno Barka am 24. März 2015 - 19:47:10
Zum eigentlichen Starterpost - ich finde die Kritik von Antipater durchaus gerechtfertigt, so sie den Tatsachen entspricht. Ich kann das leider nicht persönlich beurteilen, da ich die deutsche Übersetzung von Saga nicht kenne und auch vom Original nur den Regelteil soweit für ein Probespiel nötig, überflogen habe. Allerdings denke ich, ich kann ihm diesbez. schon glauben :)
Zu den inkorrekten Passagen - kann ich nur 100% zustimmen. Ein populärwissenschaftlicher Artikel darf zwar manches vereinfachen und auch weglassen, falsche Infos gehn aber imo gar nicht. Das hat nix damit zu tun, wie ernst gemeint das Spiel selber ist, wenn ich mir den Mantel umhänge, Informationen zu vermitteln, sollten die auch stimmen.
Und eine holprige/ schlechte Übersetzung ist auch kritikwürdig. Ich denke, sowas schadet dem Hobby mehr als sie nutzt, aber davon abgesehen, wenn ich mir ein Druckwerk kaufe, darf ich mir auch einen gewissen Sprachstandard erwarten, bzw. enttäuscht sein, wenn das nicht so ist. Zudem ist das auch nicht damit gleichzusetzen, daß er das Übersetzungsprojekt generell schlecht macht - es ist für den Herausgeber ein eventuell wichtiges Feedback, daß er sich diesbez. verbessern muss, denn sonst kann das am Ende heissen, daß er auf seinen Büchern sitzen bleibt -was auch für ihn nicht erfreulich wäre.
Wellington hat einen \"Beißreflex was deutsche Übersetzungen angeht\" erwähnt. Der ist mir auch schon aufgefallen... Für mich hört sich das dann immer so an: Sei froh, daß es überhaupt eine Übersetzung gibt, besser eine schlechte als gar keine Übersetzung, auch eine schlechte Übersetzung bringt der Community Zuwachs etc. pp.
Ich frage mich da immer sind wir wirklich so arm, daß wir (jetzt übertrieben formuliert) über jeden Schrott froh sein müssen, Hauptsache deutsch? Ich denke wir sollten da auch ein bisschen Qualität verlangen. A la long sind hochwertige Übersetzungen für ein Wachstum der Community sicher besser als grottige. Schlechte Übersetzungen können nämlich nicht nur wenigstens ein paar Neulinge zum Hobby bringen, sie können genauso Interessenten verschrecken, die sich dann lieber ein \"gscheiteres\" Hobby suchen - es besteht heutzutage kein Mangel an Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Im Endeffekt will man (ob Neuling oder alter Hase) für sein Geld auch was adäquates geboten bekommen. Natürlich lege ich bei einem Hobbyprodukt nicht die gleichen Maßstäbe an wie bei einem Buch, daß einen Platz in der Weltliteratur beanspruchen will, aber zumindest ein handwerklich sauberes Deutsch darf man sich auch bei einem Hobbyprodukt erwarten, anderwärtig darf man sich imo sonst schon die Frage stellen, ob einem das Bücherl jetzt 20 - 30 Euros wert ist. Kann es, muss es aber nicht - de gustibus und so... :)

Edith - an alle, dies schon vor der Korrektur gelesn haben - das popolärwissenschaftlich war NUR ein Typo und bestimmt KEINE freud\'sche Fehlleistung  :smiley_emoticons_pirate_ugly:
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Nischenspieler am 24. März 2015 - 20:13:43
Zitat von: \'Greymouse\',\'index.php?page=Thread&postID=189307#post189307
Für mich hört sich das dann immer so an: Sei froh, daß es überhaupt eine Übersetzung gibt, besser eine schlechte als gar keine Übersetzung, auch eine schlechte Übersetzung bringt der Community Zuwachs etc. pp.
Ich frage mich da immer sind wir wirklich so arm, daß wir (jetzt übertrieben formuliert) über jeden Schrott froh sein müssen, Hauptsache deutsch?:

Nein, definitiv nicht und dafür gibt es verschiedene Gründe (allerdings meine ich das Generell und will mich hier nicht auf das Sagabuch beziehen).
Zunächst mal will ich ja dass das Niveau sich anhebt und dafür muss ich dem Verlag schon signalisieren, dass ich mit dem momentanen Produkt nicht zufrieden bin.
Zum anderen kommt das von dir genannte Beispiel mit den Neulingen dazu. Englischkenntnisse hin oder her, Neulinge schreckt man mit fehlerhaftem Deutsch und eventuell sogar nicht ganz richtigen Regeln eher ab, als wenn man ihnen Hilfe gibt, englischsprachige Regeln zu lesen.
Ein anspruchsvolles Regelwerk zu studieren, ist für einen absoluten Neuling idR immer eine Hürde und Herausforderung. Ob man durch schlechte Übersetzungen mehr Leute angezogen bekommt als ohne weiß ich nicht, auf jeden Fall aber weniger als mit guten  ;)



Zitat von: \'Tailgunner\',\'index.php?page=Thread&postID=189303#post189303
Ich halte SAGA für sehr historisch korrekt [..] Ragnar Lothbrok [..] Vikings

Also damit hättest du jetzt jedes historisch interessierte FrüMi-Forum gesprengt  :P


Zitat von: \'Tailgunner\',\'index.php?page=Thread&postID=189303#post189303
Besonders merkt man das, wenn Leute sich über einen Bereich besonders informiert haben. Dann fühlt sich für diese das Regelwerk zum Beispiel bei der Artillerie sehr unkorrekt an, bei den Bereichen, wo sich derjenige dann nicht so gut auskennt ist aber alles in Ordnung.

Ein Spiel kann also für den einen historisch korrekt sein (Zum Beispiel, weil ein Panzer I nicht die Panzerung eines JS-2 durchdringen kann) und für den anderen total unkorrekt wirken (MP-40 und G-43 haben die selbe effektive Reichweite). Es kommt alles auf den Standpunkt an.

Ich bin mir bei dem ersten Teil nicht sicher ist das einfach \'n Tipfehler, oder wieso meinst du dass es sich falsch anfühlt wenn sich jemand auskennt, es aber alles in Ordnung ist wenn er sich nicht so gut auskennt?

Der Vergleich mit den Panzern und den Infantriereichweiten ist für mich nciht eine Frage des Standpunkts. Wenn ein Regelwerk in Teilen gut ist, in anderen aber Schwächen (sage ich einfach mal so, ohne mich da jetzt direkt auf BO zu beziehen), dann bleiben es für mich immer noch Schwächen und ist keine Frage des Standpunkts.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: AndréM am 24. März 2015 - 21:24:10
Schlechte Übersetzungen schaden eher, dass merkt man ganz deutlich auch bei Brettspielen. Bei guten Übersetzungen gehen die Verkäufe durch die Decke, wenn das Spiel gut ist, ist aber die Übersetzung mau, kann das Spiel noch so gut sein, das liegt wie Blei im Regal.

Das hat einigen Spielen auf dem deutschen Markt das Genick gebrochen. Und ähnlich sieht es auch bei TTs aus. Mit einem guten Regelwerk in guter Übersetzung schlägt man die Konkurrenz meist schnell aus dem Rennen. Schönstes Beispiel ist hier Attack Wing, das zwar auf dem gleichen Regelsystem basiert, aber durch das Fehlen einer deutschen Übersetzung schon eine ganze Menge Leute vergrault (den Rest erledigen dann die Minis... ;) ).

Bei TTs muss der Standard noch um einiges angehoben werden, damit er den aktuellen Durchschnitt bei Brettspielen erreicht, aber mit ein wenig vernünftigem Mehreinsatz von Geld (der immer noch billiger ist, als auf mauen deutschen Übersetzungen sitzenzubleiben) lässt sich da einiges machen.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Conan am 25. März 2015 - 09:55:30
Moin,

ich geb mal meinen Senf dazu.

1. Übersetzungen, ganz generell freue ich mich schon über jede halbwegs kompetente Regelübersetzung, werden doch gerade viele Leute wegen mangelnder Englisch-Kenntnisse abgeschreckt, für die ist oftmals die einzige Alternative jemanden zu finden, der Ihnen die Regeln erklärt.Genauso freue ich mich über deutsche Regelschreiber, davon sollte es durchaus mehr geben, und wenn man seine Ergüsse auch erst einmal nur als PDF vertreibt.

2. Historische Korrektheit in Regelwerken, jetzt mal auf den Fluff bezogen, muss schon sein. Daten, zusammenhänge und hist. Persönlichkeiten sollten schon korrekt sein, dass ist eine Sache der Ehre. Aber natürlich kann es jedem mal passieren sich mal zu vertun, zum Bsp. bei Datumsangaben.
Wichtig sind für mich korrekte Armeelisten. Mal ein Beispiel aus der Computerspielwelt. Vor Jahren kan das WW2 Spiel RUSE raus, von welchen ich mir die Demo gezogen habe. Man spielte die Landung der Amis bei Anzio. Alles schön und gut, das Game machte mir Laune, bis dann der Befehl kam, eine Ari-Einheit zu bauen mit der ich \"Atom-Granaten\" verschießen kann, und tatsächlich, Geschütz gebaut und abgefeuert, und sekunden Später stieg eine Pilzwolke über die deutschen Stellungen auf.
Damit war das Spiel für mich erst einmal gestorben. Es gibt auch für Tablets ein Napoleon-Spiel das ganz nett ist, bei dem man dann auch ein Maschienengewehr (Mitrailleuse) bauen kann, was bei mir dazu führt das ich das Game nicht anrühren kann....
Ich denke dann immer was sich die Entwickler bei so einem Scheiss denken....

3. Regeln sollen Spaß machen und entweder A. Fair sein, oder B. ein historisch plausibles Ergebniss liefern, ideal wenn beides funktioniert.

Ich habe z.B. mit FoW angefangen, aber irgendwann waren mir die Regeln historisch zu ungenau und die Leute fingen an immer mehr Power- statt Fluff-Listen zu spielen. Eine Sache fand ich aber gut und historisch stimmig, nämlich die Begründung das die Qualität der Truppen darüber entscheidet wie leicht sie getroffen werden, und nicht wie leicht sie selber andere Treffen. Begründet wurde das damit, das jeder Rekrut mit ein bisschen Training lernt ein Ziel auf 100 m zu treffen, aber nur gut ausgebildete Soldaten wissen wie sie sich im Gelände zu bewegen haben ohne sofort vom Gegner getroffen zu werden. Im Buch\"Im Westen nichts Neues\" hieß es vom Protagonisten mal, dass bei den \"Neuen\" eine Deckung schon einen halben Meter hoch sein musste, um als solche erkannt zu werden.

Was ich zum Beispiel schade finde, ist daß die Fähigkeiten der Preussischen Truppen im Siebenjährigen Krieg oftmals völlig in Regelwerken ausgeblendet werden. Gerade zu Beginn des Krieges konnten die preussischen Truppen deutlich schneller in Linie vorrücken als ihre Gegenspieler, und deutlich schneller schießen. Ein Zeitzeuge berichtete, daß sie in der lage waren 3 Salven abzufeuern, während die eigenen Leute gerade mal eine Feuern konnten.
Sowas einzubauen und die Balance zu erhalten ist natürlich schwierig, da muss man dann an den Punktkosten und Armeelisten rumschrauben. Friedrich der Große soll ja ein Ari-Muffel gewesen sein. Gerade bei solchen Dingen würde ich mir mehr Arbeit seitens der Regelschreiber wünschen...

Gruß,

Peter
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: AndréM am 25. März 2015 - 11:08:13
Zitat
Ich denke dann immer was sich die Entwickler bei so einem Scheiss denken....

Waffen-Porn sells?
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Bayernkini am 25. März 2015 - 11:14:42
Zitat
Ich denke dann immer was sich die Entwickler bei so einem Scheiss denken....

Entweder es kommen die eigenen spielerischen GW Wurzeln (WHF/40K) durch, oder man will eben auch diese Spezies Spieler ansprechen  :assassin_1:   :wos_armee_070:

Und irgendwie wll das SAGA ja auch (back to topic) mit den Pseudo-historischen Battleboards (Die GW Spieler dürften nach wie vor die zahlreichste TT-Community in Deutschland sein) :)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: tattergreis am 25. März 2015 - 11:45:15
Es ist ja schon ne Menge hier geschrieben worden, und vielem möchte ich einfach nur zustimmen, insbesondere den Beiträgen von Greymouse, Black Guardian, Pappenheimer und Nikfu. Insbesondere, dass man dieses Thema nicht ausdiskutieren muss, fand ich treffend, weil es ja auch schon andeutet, dass es kein richtig und falsch geben muss. etwas schreiben möchte ich aber doch :D

Die Geschmäcker sind sehr verschieden, selbst historisch korrekte Ergebnisse reichen mir nicht aus, wenn der Mechanismus nicht stimmt (Altar of Freedom (ACW) und Sam Mustafas\" Maurice\" sind solche Regelwerke).

Kavallerie kann ins Karree gehen, die österreichische Kavallerie hat dies in den Türkenkriegen praktiziert. :P

Die dreifach höhere Feuerkraft und das schnellere Marschieren der Preußen sind historisch vielleicht korrekt (allerdings nicht in Kombination, beim Feuern in Bewegung haben die Preußen auch nur einen Fuß direkt vor den anderen gesetzt), aber auf dem Spieltisch alles andere als unterhaltsam, u.U. selbst für den preuß. Spieler. Dies war zwar nicht der Grund für meine Entscheidung, Imagi-nation zu spielen, aber es machte mir klar, was mir beim TT wichtig ist. Deshalb werde ich auch wieder FoW spielen, allerdings hauptsächlich CWGH, was dann ja schon wieder in Richtung Fantasy driftet. :D Und ob der T-72 dabei durch s Fulda Gap rauscht statt des T-64 ist mir vollkommen schnuppe.

TT ist ein weites Feld, und da es ein Hobby ist, sollte es Freude bringen. Wie man diese bekommt, hängt von sehr vielen individuellen Faktoren ab, und ich beglückwünsche alle, denen das gelingt. Egal ob es durch historische Recherche, Bemalen oder Gewinnen passiert, oder einfach durch Zusammensein mit Gleichgesinnten.

cheers
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Bayernkini am 25. März 2015 - 11:49:47
Zitat
TT ist ein weites Feld, und da es ein Hobby ist, sollte es Freude bringen. Wie man diese bekommt, hängt von sehr vielen individuellen Faktoren ab, und ich beglückwünsche alle, denen das gelingt. Egal ob es durch historische Recherche, Bemalen oder Gewinnen passiert, oder einfach durch Zusammensein mit Gleichgesinnten.

Schön gesagt und AMEN  :)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Shapur am 25. März 2015 - 11:54:03
Es hängt immer davon ab mit welchen Motiv man das macht. Viele sogenannte Turnierspieler wollen GEWINNEN, da werden die Regeln und Listen benutzt um die beste Ausbeute zu erzielen.
Oder man spielt weil man Spaß daran hat und mit seinem Gegenüber auch noch mal wieder spielen möchte.

Als GW nach Deutschland kam wurde die Altersgrenze von 16 auf 12 Jahre abgesenkt, aber eigentlich wurde im GW-Laden niemand weggeschickt der selber stehen und auf den Tisch schauen konnte. Ab dann wurde auf das Prinzig \"Wettrüsten\" gesetzt, die ersten beiden Armeen waren relativ ausgeglichen, die nachfolgenden Armeen waren stärker. Also musste man seine alte Armee aufrüsten oder sich eine neue zulegen. Auch die Preise der Figuren begannen sich am Kampfwert zu richten und nicht an der Größe der Figur. Und ein Teil dieser Leute die so mit dem Hobby in Kontakt gekommen sind verhalten sich immer noch so, weil ja in den Läden immer Gegner zu finden waren, im Zweifel die Angestellten.

Als ich 1984 angefangen habe, gab es nur eine handvoll Leute die Männchen hatten. Von diesen sind nur wenige übrig geblieben mit denen ich regelmäßig spiele.

Aber von der Herstellerseite her lohnen sich die Fanboys am meisten. :assassin:
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Bone am 25. März 2015 - 13:06:29
Zitat von: \'tattergreis\',\'index.php?page=Thread&postID=189350#post189350
TT ist ein weites Feld, und da es ein Hobby ist, sollte es Freude bringen. Wie man diese bekommt, hängt von sehr vielen individuellen Faktoren ab, und ich beglückwünsche alle, denen das gelingt. Egal ob es durch historische Recherche, Bemalen oder Gewinnen passiert, oder einfach durch Zusammensein mit Gleichgesinnten.
Moin,
Ich finde die Diskussion hier sehr angenehm und gesittet. Einige meiner persönlichen Helden des Tabletops (ist nicht ironisch oder böse, sondern ganz ernst gemeint!) haben sich hier im Thread mit Posts hervorgetan die mir sehr gefallen.

Obiges Zitat finde ich toll.

Was mir bei ähnlichen Diskussionen - gerade im Netz - immer wieder auffällt .... wie wichtig anscheinend die Abgrenzung/Ausgrenzung zu Anderen/von Anderen zu sein scheint.
Das mag von mir falsch wahrgenommen werden, oder dem Zeitmangel beim Posten geschuldet sein, oder für die Beschreibung der eigenen Position der leichtere Weg sein.
Ab und an stelle ich mir aber die Frage: \"hat der das jetzt wirklich so gemeint ....hat der das wirklich nötig?
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: AndréM am 25. März 2015 - 13:47:50
Das war früher wirklich schlimm mit der Ausgrenzung, schwächt sich aber Jahr für Jahr immer mehr ab. Das ging früher sogar soweit das sich Spieler des gleichen Systems aus unterschiedlichen Vereinen darüber an die Gurgel gingen wer warhaftiger wäre.

Im Grunde wollen diese Leute aber nicht akzeptieren, dass ihr Hobby einfach nur ein weiteres Spielzeug wie jedes andere ist. (Generell stehe ich gutem Spielzeug übrigens sehr positiv gegenüber, da es meist die geistigen Fähigkeiten fördert.) Und dann schaffen sie sich Gründe, warum ihre Auslebung des Hobbys besser ist als die anderer. In gewisser Weise gibt ihnen diese Elitehaltung mehr Selbstsicherheit (was eigentlich traurig ist).

Für das Hobby selber ist sowas aber eher nachteilig. Es schreckt vor allem Nachwuchs ab und behindert das Hobbywachstum.

Wichtig ist, dass man mit einer gesunden Mischung aus Ernsthaftigkeit und Spass rangeht und sich den positiven Umgang mit seinen Mitmenschen auf die Fahne schreibt. Dabei ist egal wie hoch der Level der eigenen Historizität ist. Wenn man es den Menschen vernünftig beibringt was man selber erwartet und klar macht, dass man das nur für sich selber so sieht, dann dürften nur wenige Probleme entstehen (Deppen gibt es immer).
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Tellus am 25. März 2015 - 14:09:43
Na ja, ohne Ausgrenzung, generell, hätten wir dieses Hobby wohl gar nicht ;)
Titel: Militärspielzeug einen Sinn geben !
Beitrag von: newood am 25. März 2015 - 15:08:44
...ich finde TT unter anderem gut, weil man mit guten Regelwerken,

aber sicher auch weniger guten Werken, all dem Militärspielzeug, was

sich so über die Jahre angesammelt hat, eine Bestimmung geben kann !

 

Ich habe Spielerfahrungen im CoSim - Bereich, aber auch im TT - Bereich,

da sieht man gute Regelmechanismen und da sieht man weniger gute

Mechanismen. Ich glaube schon das wir alle ein Gefühl dafür haben was da passt

und was da nicht passt.

 

Deswegen würde mich jetzt eigentlich vielmehr interessieren, welchen TT -Regelwerken

das Prädikat der \"Historischen Genauigkeit\" verliehen werden könnte.

 

mfg

newood

25.03.2015
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Pappenheimer am 25. März 2015 - 15:20:34
Zitat von: \'newood\',\'index.php?page=Thread&postID=189378#post189378

Deswegen würde mich jetzt eigentlich vielmehr interessieren, welchen TT -Regelwerken

das Prädikat der \"Historischen Genauigkeit\" verliehen werden könnte.

 
Hm, würde ich eher per Punktesystem machen.

Gefühlt:
5 viel historische Genauigkeit (viel Wiedergabe der hist. Aspekte)
1 wenig

Mein Eindruck im Moment:
Kugelhagel 2 (19.Jh.)
Steinhagel 2 (Antike)
Black Powder (Warlord Games) 3 (18.-19.Jh.)
Pike & Shotte (Warlord Games) 3 (16.-17.Jh.)
Age of Battles (Zvezda) 2 (Napo)
Age of Battles (Zvezda) 2 (Antike)
Pistolado (Perfect Captain) 5 (ca. 1550-1610)
Lion Rampant (Osprey) 2 (Mittelalter)
Very Civil Actions! (Perfect Captain) 3 (Engl. Bürgerkrieg)
Spanish Fury Actions! (Perfect Captain) 3 (ca. 1550-1610)

Wobei ich bei BlackPowder und Pike & Shotte meinen Eindruck nur durch Lesen der Regelwerke und Spielberichte habe.
Wie gesagt, alles nur mein persönlicher Eindruck. UND ein Regelwerk kann top sein und sich dennoch nicht so 100 % historisch anfühlen. ^^
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Nikfu am 25. März 2015 - 16:52:10
Das kannst vergessen weil wieder der persönliche Standpunkt zum tragen kommt.
BP hätt zb bei mir nie eine \"3\", bei einem jungHTTler bekommts vielleicht sogar eine 4-5 weil bunt und schön und daher super :-)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Rahgoul am 25. März 2015 - 17:26:38
Ist wirklich ein interesantes Thema:

In den letzten Jahren hat sich bei mir die Erkenntnis gefestigt, dass historische Schlachten nie ausgeglichen waren.

Es haben größtenteils immer Viele gegen Wenige gekämpft und wenn dann die zahlenmäßig unterlegenen auch noch
gewonnen haben sind Mythen und Legenden entstanden...

Das in einem Spiel mit egal welchen Regeln umzusetzten setzt mM einen Spielleiter voraus der eine Menge Vorarbeit leisten muss.

Nur am Regelwerk die historische Korrektheit festzumachen ist zu einfach - Spieler hauchen dem Game erst Leben ein!

Hatte das Glück ein paar moderierte Spiele mit verschiedenen Regelwerken mitmachen zu dürfen und das war toll und hat richtig Spaß gemacht > ACW mit Fire&Fury, ein computermoderierten Spiel im spanischen Erbfolgekrieg von Sorandir und die Schlacht von Fornovo mit DBMM  Regeln sind mir noch in sehr guter Erinnerung und hatten richtig Flair .

Sowas ist mit punktebasierten \"Turnierspielen\" ganz und gar nicht vergleichbar.

Turniere spiele ich zwar auch sehr gerne, aber schön zu sehen dass es nicht immer nur darum geht eine \"mitten-in-die Fresse\" Liste zu bauen die jede Lücke ausnutzt um die Mitspieler vom Feld zu prügeln...
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Frank Bauer am 25. März 2015 - 17:29:43
Wow, geht ja ab hier...

Dass die Regeln selbst niemals die Realität abbilden, ist ja (denke ich) Konsens und schon oft diskutiert.
Es geht auch nicht darum, wie man seine Figuren bemalt. Es geht in diesem Falle um die Verantwortung des Herausgebers von historischen Regelwerken (also zumindest potenziell semi-professionellen Menschen) dem Leser gegenüber. Ist es gut, wenn in regelwerken, die einen historischen Anspruch haben, Unwahrheiten oder Halbwahrheiten verbreitet werden, die man in Hollywood-Filmen schon zur Genüge um die Ohren gehauen bekommt?

In diesem Falle ging es mir tatsächlich speziell um den von Antipater angesprochenen „Historienteil“, den nahezu alle historischen Regeln beinhalten. Also den Einführungstext mit dem historischen Abriss der dargestellten Epoche.
Antipater mahnt hier an, dass der mehr oder minder ausführliche, aber eigentlich immer vorhandene Teil mit den Erläuterungen zur Historie in seinem Beispiel  sehr viele grobe Schnitzer beinhalten würde, die dem in der Epoche nicht bewanderten Leser ein falsches Bild vermitteln würden.

Ich stimme ihm insoweit zu, als dass ich ebenfalls finde, dass es ein Qualitätsmerkmal eines historischen Regelwerkes ist, die behandelte Epoche in diesen Texten korrekt und nach aktuellem Stand der Forschung darzustellen. Man kann sich darüber streiten, wie kurz das abgehandelt werden kann und soll, denn meist sind es ja nur wenige Seiten oder gar nur wenige Absätze. Aber zumindest sollten diese gut recherchiert sein und keine falschen „Hollywood-Wahrheiten“ verbreiten.

Ich finde nur, dass Antipaters Beispiel nicht unbedingt die Spitze des Eisberges darstellt. Wie oben schon erläutert ist SAGA per Definition nicht historisch und die deutsche Übersetzung nicht für evtl. vorhandene Schnitzer in der historischen Recherche der Originalvorlage verantwortlich. Andererseits kann man behaupten, das SAGA als historisches Spiel wahrgenommen wird und damit auch den Anforderungen unterliegt.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: el cid am 25. März 2015 - 17:53:07
Ich geb es zu: ich sammle Regelwerke, vor allem die für historische Spiele (andere aber auch).

Ich hab z.B. nahezu alle Napoleonischen, und die meisten davon schon probiert bzw gespielt, angefangen mit den Bruce Quarrie-Rules aus dem Jahr 1974.

Bei jedem Regelwerk, das zu meiner Sammlung dazu gekommen ist, war ich immer von dessen historischer Korrektheit und Ausgefeiltheit überzeugt, hätte mich (in jüngeren Jahren) für meine Überzeugung auch vierteilen lassen.

Inzwischen bin ich mir sicher, dass es nie eins geben wird, das alles exakt darstellen kann.

Muss es ja auch nicht, solange ich mein Vergnügen an den jeweiligen Spielen mit den jeweiligen Regeln, Szenarien und Spielpartnern habe.

Meine eigenen Armeen mache ich so historisch korrekt, wie nur irgend möglich, bis hin zum letzten gezähltem Knöpferl, mag man mich da auch gerne in diese Schublade stecken. Und das Recherchieren ist für mich genauso wichtig wie das Umbauen, Bemalen und Spielen.

Aber ich verlange dieselbe Hingabe / Detailverliebtheit / Befallenheit nicht von meinen Spielpartnern. Finde ich aber so einen Irren (oder mehrere), ist es meist eine Freundschaft und Hobbypartnerschaft fürs Leben.

Und ich spiele im Prinzip nach jedem Regelset, solange sich mein(e) Spielpartner und ich einig sind.

Wenn ich nach einem Spiel sagen kann: genial, voll die Gaudi, ich hab mich ewig nicht mehr so gut unterhalten (ob Sieg oder Niederlage oder wasauchimmer), dann stimmt doch alles, oder ?

just my 5 cents
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Franz am 25. März 2015 - 19:04:42
Es sind nicht nur die Regeln, es wird viel zu klein gedacht:

2 Spieler
2 Armeen, oft gleich stark
Spielfeld 180 x 240 cm
Spieldauer 2-3 Stunden
mit Regeln, die für diese kleinen und kurzen Spiele konstruiert (man kann auch sagen: zusammengeschustet) wurden.



Um der Historie näher zu kommen, muß man größer denken:

Viele Spieler je Seite,
ein großes Spielfeld, mit Platz zum operieren
mit Vorgeschichte als Feldzug,
Regeln, die auf die Einheitengröße und das Spielfeld abgestimmt sind, wo die Reichweiten stimmen usw.
und viel Zeit, womit ich 1- 3 Tage meine.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: el cid am 25. März 2015 - 19:28:07
@Franz

das kannst du z.B. bei unseren Multi-Player-Games mit Lily-Banners-Rules haben, zuletzt gespielt auf der Austrian Salute am 14.3.

haben wir auch schon mit Napoleonics Peninsular gespielt, und eins der nächsten Projekte ist ACW


ob allerdings nur die großen Games der Historie näher kommen, bezweifel ich

unsere Skirmishes (alles bis inkl. Divisional Games) waren schon sehr nahe dran
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: tattergreis am 25. März 2015 - 19:48:29
Nicht unbedingt historisch korrekt, aber sehr realistisch sind Multiplayer mit Hierachie und eingeschränkter Kommunikation. der befehlshabene Spieler erteilt Anweisungen, und seine Untergebenen machen dann meist was ihnen einfällt. Meist sehr frustrierend/erheiternd. 8|  ^^
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Hanno Barka am 25. März 2015 - 20:05:36
Also erstens hab ich net den Nerv alle Regelbücher, die ich hab (ich sammel die auch - sind bestimmt mehr als 100) im einzelnen nach ihrer historischen Genauigkeit zu bewerten, und zweitens ist das wieder so eine Sache. Gemäß dem allgemeinen Konsens bildet kein Regelwerk die Realität 1:1 ab, ergo sind alle Regelwerke eine Abstraktion der Realität mit der Betonung der Aspekte, die dem Autor wichtig sind, das heißt dann meistens, daß andere Aspekte verzerrt werden, oder ganz auf der Strecke bleiben...
Nur ein paar Beispiele - Napoleon\'s Battles fokusiert auf Command & Control und gibt das imo sehr gut wieder, Formationen sind problematischer wegen des Flairs kann man Linien, Kolonnen und Karres formieren, aber aufgrund des Geländemaßstabs, brechen die Soldaten jeden 100m Weltrekord wenn sie von Linie in Karree gehen... Fire and Fury gibt ein ganz gutes Gefühl mit welchen Unwägbarkeiten das Kommando einer Armee verbunden war, dafür ist vieles generisch gehalten (nicht jede Unionsbatterie schoss weiter als ihr konföderiertes Gegenstück...) - Tactica versucht das Benehmen der Truppen extrem realistisch wiederzugeben -dafür kann man mit jeder Armee nur gegen wenige Gegner spielen, weil die Balance sonst nicht gegeben ist, und wenn das Spiel begonnen hat hat man kaum mehr Einfluss auf das was passiert - vielleicht sehr realistisch, aber auf Dauer befriedigend?
Selbst das bez. Historizität viel kritisierte Boltaction macht etwas gut - es vermittelt das Flair der der heroischen Hollywoodfilme aus den 60ern über den WK2 - aauch ein Aspekt der Geschichte. (Shakespears Dramen sind auch nur großartige Dramen vor einer geschichtlichen Kulisse - William war nicht mit dem Diktiergerät im Senat als Caeser ermordet wurde und die Wahrscheinlichkeit, daß dort die Worte aus seinem Drame fielen ist überaus gering :) )
Will sagen im Endeffekt bilden sie alle die Realität mehr oder weniger gut ab - wie gut hängt davon ab, welche Aspekte einem selber wichtig sind...
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Wookie am 25. März 2015 - 20:17:51
Zitat von: \'Wellington\',\'index.php?page=Thread&postID=189274#post189274
Am schlimmsten war es bei
der unglaublich üblen FoW Übersetzung, die war für viele FoW Fanboys
über jede Kritik erhaben!

Sorry, bißchen spät, aber...

...wo, bitte, hast Du denn Leute gefunden, die die deutsche FoW-Übersetzung gut oder gar \"über jede Kritik erhaben\" fanden?
Ich kenne keinen, der die gut fand. Selbst im FoW-Forum gab\'s nur vernichtende Kritiken.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Wellington am 26. März 2015 - 00:52:28
Zitat von: \'Wookie\',\'index.php?page=Thread&postID=189424#post189424
...wo, bitte, hast Du denn Leute gefunden, die die deutsche FoW-Übersetzung gut oder gar \"über jede Kritik erhaben\" fanden?
Ich kenne keinen, der die gut fand. Selbst im FoW-Forum gab\'s nur vernichtende Kritiken.
Ne in dem Forum gabs damals ein paar Battlefront Fanboys, die bei jeder kritischen Bemerkung ausgetickt sind. Kann mich aber nicht mehr an die Namen erinnern.

Zurück zum Thema ...

Bei den Flufftexten muß klar sein ob damit historische Tatsachen, zeitgenössische Überlieferungen oder was anderes gemeint ist. Das ist Mindeststandard!

Zu den Regeln selbst ...

Als Physiker sehe die Regeln als ein Instrument oder Modell um die \"Wirklichkeit\" abzubilden/zu vereinfachen. Die \"Wirklichkeit\" die ich abbilden will, kann unter anderem sein:

- die tatsächliche historische Schlacht mit ihrem genauen Ablauf, den Truppen etc. nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen
- die historischen Überlieferung gemäss einer Chronik oder Saga mit 1000000 Krieger auf jeder Seite und Helden die sich durch die Reihen mähen
- der cinematischen Ansatz ala Sharp
- was es sonst noch so gibt ...

Wenn ich vorne in das Modell was reinfüttere, erwarte ich das hinten was Plausibles rauskommt, z.B. dass bei Saga die Wikinger die Angelsachsen weghauen können, bei WAB die Römer den Hopliten tendenziell überlegen sind und bei Saga der gute Conan mit einem Angriff ne ganze Einheit Kultisten weghaut etc. Das Ergebnis muß nicht das historische Ergebnis, aber plausibel sein. Wenn man Hastings mit Wab spielt und die Normannen grundsätzlich nicht gewinnen können, dann taugt das Modell, bzw. das System nichts.

Die nächste Ebene sind die Mechanismen, die zu dem plausiblen Ergebnis führen. Wenn man mit den offensichtlich falschen Mechanismen zum richtigen Ergebnis spricht dass nicht für das System. Wenn die Briten und Preussen bei ner Waterloo Simulation gewinnen ist das plausibel, was aber auch für einem französischen Sieg gelten würde. Aber wenn die Briten auf Grund ihrer Raketenangriffe, Sturmangriffe im Karreeformation und und Hit-and-Run Angriffe (Parthian Shot) der Dragoner die Franzosen besiegen, weil das System es erlaubt ... Ich weiß nicht .... Macht für mich keinen Sinn.

Letzlich können wir auf Grund unseres Wissens wohl nur Schlachten der letzten 250 Jahre einigermassen korrekt mit allen Details nachmodellieren, vorher fehlt uns wohl immer das wissen. Die 250 Jahre sind geschätzt, nagelt mich nicht darauf fest! Ich hab aber Bücher über den WW2 gelesen die den Eindruck vermitteln dass die Briten selbst hier Probleme haben die Zusammensetzung von Einheiten, Bewaffnung und Qualität der Truppen zu rekonstruieren.

Lange Rede, kurzer Sinn. Ein gutes System muß für das Setting ein plausibles Ergebnis liefern, unter Verwendung der aus der Sicht des Spielers korrekten Mechanismen. Und Spaß muß es machen :thumbsup:
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: AndréM am 26. März 2015 - 02:35:03
Jo, die von dir genannten Fanboys dürften auch die gleichen sein, die immer mal wieder Neulinge wegen \"ungebührlicher\" Fragen filettieren.

zum Thema:

Verkündet ein Buch, dass es hist. akkurat ist, dan erwarte ich, dass alle wichtigen Kerndaten korrekt sind und auch die normalerweise leicht zugänglichen Infos eingearbeitet sind. Idealerweise immer mit dem Hinweis, dass dies der aktuelle Forschungsstand war. Denn im Lauf der Zeit kann sich da so einiges ändern und eine fehlinformierte Quelle reicht da aus, um dutzende von Büchern dann diese Fehler weitertragen zu lassen. Ich hab da mal einen Artikel über den Kampf um eine Stadt in der Normandie im WWII zur Übersetzung gehabt und mich über wiedersprüchliche Aussagen gewundert. Glücklicherweise schau ich bei sowas immer nach Kartenmaterial und stimme die Beschreibungen darauf ab. Ergebnis: Irgendwer hatten den Ort der Radarstellung und des Flughafens in den 50ern verwechselt und alle späteren Texte haben das fein kopiert. Allerdings wiedersprach dass inzwischen freigegebenen Einheitsberichten. In den ganzen Jahrzehnten hat sich aber wohl keiner die Mühe gemacht Karten zu vergleichen oder vor Ort zu prüfen. Denn der Flughafen und die Stellungen existieren noch in großen Teilen und waren da, wo die Einheitsberichte sie platzierten.

Was die britischen Quellen angeht... wenn ich mir so ansehe, was da teils an militärischen Fiaskos schöngeschrieben wurde (Erb-Offiziertum at its worst), wundert es mich nicht, dass es schwieriger ist daraus vernüftiges Material zu extrahieren. Indien ist ein schönes Beispiel, da bekommt man Berichte zu Gesicht, wo man sich fragt, ob die alle an der gleichen Schlacht teilgenommen haben oder sich jeder seine eigene Sorte Opium vorm Schreiben reingezogen hat.... :dance3:

Wann immer eine Armee mit einem leichtem Dokumentiertick im Felde war, wirds deutlich einfacher die Dinge zu rekonstruieren und da gabs schon weit vor den Deutschen in den Weltkriegen Armeen, die selbst deutschen Bürohengsten zu pedantisch beim Dokumentieren gewesen wären...  für uns heute allerdings ein Segen.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Constable am 26. März 2015 - 05:30:45
ich muss sagen dass das bei mir im Grunde kein großes Thema ist. Für mich ist das immer noch ein Hobby und als Hobby muss es für mich persönlich vor allem eines; Spaß machen. Fertig und aus.

Da steht bei mir ganz klar auf der einen Seite der Beruf und auf der anderen Seite das Hobby. Schlimm würde es für mich werden wenn historische Fakten dermaßen verdreht werden und es an Geschichtsfälschung herankommt. Habe ich aber entweder nie gelesen oder ist mir nich tuntergekommen oder hat mich noch nicht interessiert. Manche Regelsets gehen ja schon mit der Prämisse ans Werk nicht alles vollkommen historisch zu sehen, warum sollte ich das also?

Und wegen nicht so eng sehen? Größer denken usw., glaube ich absolut nicht dass nur diese aufgeblasenen Megschlachten ihre Berechtigung haben. Es gab und gibt ständig kleine Kampfhandlungen.....Duelle waren ja auch historisch....also auch hier wieder, alles möge erlaubt sein solange es Spaß macht.

Jedem TT-Spielerchen sein PLaisierchen.  :hi:
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Franz am 26. März 2015 - 09:50:52
@ el cid

ja, das stimmt, Skirmishes man auch auf kleinen Platten mit wenigen Figuren relativ historisch genau spielen.
Das ist dann ein kleiner Ausschnitt einer Schlacht.


@tattergreis
Zitat
sehr realistisch sind Multiplayer mit Hierachie und eingeschränkter Kommunikation
Da bei Schlachten viele kleine und große Kommandeure dabei waren, sind Multiplayer realistisch,
denn Mißverständnisse, andere Lagebeurteilungen, verdeckte Gehorsamsverweigerung gab es auch in realen Schlachten.

Für mich ist die Operationsphase vor der Schlacht und der \"Kriegsnebel\" ganz wichtig für ein historisches Feeling. Und jede Aktion oder jedes Einzelgefecht sollte in einem Gesamtzusammenhang stehen und einen Sinn haben.

Andere finden ein kleines überschaubares Tischspiel für wenige Stunden mit historischen Figuren viel schöner.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Tumbertor am 26. März 2015 - 10:19:11
Hi,

könnte das orginal \"Kriegsspiel\" von 1824 ( nach v. Reizwitz ) möglicherweise das \"realistischste\" Kriegsspiel sein ?

Immerhin wurde es von Teilnehmern der Napoleonische Kriege geschrieben, von Solchen geleitet und zur Ausbildung von Offizieren verwendet. Außerdem wurden die physikalischen Ergebnisse der Schießversuche v. Gneisenaus für die relativen Waffenwirkungen ausgewertet.

Ich habe als Leiter und Spieler einige Kriegsspiele mitmachen dürfen. Mehr Spannung jedenfalls habe ich sonst noch bei keinem Wargame erlebt.

Gruß
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: AndréM am 26. März 2015 - 14:24:16
Deshalb gefällt mir auch bei HC die Möglichkeit die Befehle an Teile der Armee zu \"versauen\" und sie weniger effektiv einsetzen zu können.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Franz am 27. März 2015 - 09:41:08
Hallo Tumbertor,

auch ich habe an mehreren dieser Kriegsspiele teilgenommen und es waren wirklich mit Abstand die spannensten Erlebnisse in meiner aktiven Zeit.

Dies habe ich heute im Kopf als Vorbild für historisches Tabletops.
Dem versuche ich jetzt als Hobby wieder näher zu kommen.
Als Erstes stelle ich eine Armee auf, da bin ich noch bei, es sollen die Regeln folgen, dann das Gelände und zuletzt ein Spielerkreis.
Das schwierigste scheint der Spielerkreis zu sein.

MkG
Franz
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Tumbertor am 27. März 2015 - 10:12:55
Hallo Franz,

wir haben bisher alle Kriegsspiele per email ausgerichtet. Einmal habe ich an einem Spiel aus dem Russisch-Japanischen Krieg 1905 in der Mandschurei teilgenommen, an dem Spieler aus UK, USA, Italien und Deutschland beteiligt waren.

Du findest für ein Email-Spiel sicher hier im Forum genug Freunde.

Hier ein Bild von einem Szenario auf der \"Meckel Map\" mit den Spielsteinen von Irregular Miniatures.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: steffen1988 am 29. März 2015 - 22:54:12
Wie historisch korrekt sind historische Regelwerke?

Ich denke das sollte man weniger von abstrakten Regeln abhängen lassen, als eher von der Möglichkeit die der jeweiligen Epoche entsprechenden Taktiken und Manöver darstellen zu können und dem Spielgefühl, das möglichst ein authentisch sein sollte. Dann hängt es aber auch davon ab wie ernst man das ganze dann nimmt. Wenn man richtig Historisch Spielen will, dürfte man nur reale Schlachten nachspielen oder müsste sich zu 100% an der Kriegsführung der Epoche/Armee halten.

Allerdings bin ich der Meinung, das man zb mittlere Republikanische Römer mit Manipeltaktik oder Griechische Hopliten in Phalanxaufstellung spielen MUSS, einfach weil es zu der Kriegsführung dazu gehört und Teil der Identität der Armeen war. Auch muss es der Spieler einer Makedonischen Phalanx eben schwerer haben gegen jemanden, der eine Armee der Römischen Republik spielt, allein schon deshalb weil es so in Echt war.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Hanno Barka am 30. März 2015 - 09:56:17
Zitat von: \'steffen1988\',\'index.php?page=Thread&postID=189723#post189723
Auch muss es der Spieler einer Makedonischen Phalanx eben schwerer haben gegen jemanden, der eine Armee der Römischen Republik spielt, allein schon deshalb weil es so in Echt war.

Mit so einer Aussage wär ich vorsichtig, es gab genug Schlachten wo sich die Römer mit einer makedonischen Phalanx schwer taten (ask Pyrrhus ^^ ) Daß die Römer gegen die hellenistischen Staaten letztlich das bessere Ende für sich hatten, beruhte auf mehreren Faktoren und nicht unbedingt weil die Römer bessere Soldaten hatten - und da sind wir wieder bei der Frage was historisch korrekt ist...
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Constable am 30. März 2015 - 11:38:38
Zitat von: \'Greymouse\',\'index.php?page=Thread&postID=189734#post189734
Zitat von: \'steffen1988\',\'index.php?page=Thread&postID=189723#post189723
Auch muss es der Spieler einer Makedonischen Phalanx eben schwerer haben gegen jemanden, der eine Armee der Römischen Republik spielt, allein schon deshalb weil es so in Echt war.

Mit so einer Aussage wär ich vorsichtig, es gab genug Schlachten wo sich die Römer mit einer makedonischen Phalanx schwer taten (ask Pyrrhus ^^ ) Daß die Römer gegen die hellenistischen Staaten letztlich das bessere Ende für sich hatten, beruhte auf mehreren Faktoren und nicht unbedingt weil die Römer bessere Soldaten hatten - und da sind wir wieder bei der Frage was historisch korrekt ist...

hier gibt es noch keinen \"LIKE BUTTON\" aber das hast du schön gesagt.....ich verstehe ja die ANsätze und das historische korrekt schon aber ich frage mich dann immer wo das anfängt und wo das endet und inwieweit man das alles überhaupt in einem Spiel hat. Lustigerweise erinnere ich mich gerade an Artikel die wir in einem anderen Forum vor nun beinahe 20 Jahren verfasst hatten......über den \"Realismusgrad\" von TT im allgemeinen und so.......man hat ja viele Sachen immer noch, wir nannten es limitations of space, time and circumstances (oder so).....das geht ja oft schon los weil der Tisch halt einfach einmal aus ist. SPannenderweise hat die Spielegruppe von einem Freund von mir das so gelöst indem sie bei Bedarf einfach weitere Tische an die anderen dran geschoben haben.....bei mir im Keller aber eindeutig keine Option.  :laugh1_1:  Also es geht natürlich so historisch korrekt wie möglich zu spielen aber da ist für mich das \"wie möglich\" die Quintessenz und dann noch \"wie gewünscht\" als Draufgabe. UNd auch das historisch korrekt ist zu hinterfragen. In England wird seit einem guten Jahrzehnt ja ein großer Teil der Geschichte ENglands zur römischen Zeit neu bewertet und umgeschrieben.....usw.

cheers
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Sir Leon am 30. März 2015 - 12:29:57
Zitat von: \'steffen1988\',\'index.php?page=Thread&postID=189723#post189723
Allerdings bin ich der Meinung, das man zb mittlere Republikanische Römer mit Manipeltaktik oder Griechische Hopliten in Phalanxaufstellung spielen MUSS, einfach weil es zu der Kriegsführung dazu gehört und Teil der Identität der Armeen war. Auch muss es der Spieler einer Makedonischen Phalanx eben schwerer haben gegen jemanden, der eine Armee der Römischen Republik spielt, allein schon deshalb weil es so in Echt war.

Das, was du hier machst, sieht man auch in vielen Regelwerken. \"Die Normannen haben die Sachsen besiegt, also müssen die Normannen eine knüppelharte Armeeliste bekommen und die Sachsen eben nicht.\" Finde ich immer sehr bedenklich, denn eine Regelmäßigkeit aus nur einer Schlacht abzuleiten ist genauso schwierig, wie überhaupt nur rein taktische Aspekte in so eine Bewertung mit einfließen zu lassen. in aller Regel gab es ja nie den einen Grund, warum eine Schlaht verloren wurde.

Was Befehlsstruktur angeht, finde ich auch Deus Vult ganz interessant. Hat da auch einen stark rollenspielerischen Aspekt mit drin. :)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: steffen1988 am 31. März 2015 - 12:22:37
Ich sag ja nicht das die Römer unbesiegbar waren (siehe Cannae), auch sag ich nicht das die Armee \"Knüppelhart\" sein muss, nur weil diese öfters Gesiegt hat aber die Manipeltaktik war im Prinzip der starren Phalanx überlegen. Pyhhrus ist ein ganz anderes Kaliber, der wurde nicht um sonst von Hannibal als größter Feldherr seiner Zeit bezeichnet.

Worauf ich eigentlich aus war ist das Schlachten in Historischem TT durch bessere Taktik und Geschick entschieden werden sollten. Da habe ich mich wohl unklar ausgedrückt und das wurde wohl als \"die Römer müssen stärker sein und bessere Profile haben\" interpretiert. Allerdings ist das eher die Aufgabe der Spieler im Historischen Kontext zu spielen als die des Regelwerks.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Bayernkini am 31. März 2015 - 12:37:55
Zitat
Worauf ich eigentlich aus war ist das Schlachten in Historischem TT durch bessere Taktik und Geschick entschieden werden sollten. Da habe ich mich wohl unklar ausgedrückt und das wurde wohl als \"die Römer müssen stärker sein und bessere Profile haben\" interpretiert. Allerdings ist das eher die Aufgabe der Spieler im Historischen Kontext zu spielen als die des Regelwerks.

Das bedingt aber, das die Armeen (einzelner Mann) gleich stark wären (wie ich es z.B. bei Lion Rampant habe, da Mensch ein Mensch ist, egal welcher Nation), und die Schlachten (Szenarien) enzig durch geschicktes Taktieren und ausnutzen des Geländes gewonnen werden.
Und genau das haben ja viele Armeelisten genau nicht. Dort gibts eben die unausgewogenen Armeelisten-Boni.
Ich habe nun doch schon einige diverse Regelwerke probiert bzw. zugeschaut, und habe noch keines mit speziellen Armee-/Nationenboni gesehen,
was ausgeglichen war.

Statt immer mehr neuer Regelwerke mit neuen spezifischen Armeelisten, die dann immer wieder \"nachjustiert\" werden müssen,
lieber gleiche Armeen und dafür jede Menge Szenarien, die lieber vorgeben, wer welche Einheiten und wo zur Verfügung hat und lieber gute Szenariobedingungen.
So daß eben das Prinzip \"Ich mach mir die Power-Turnierliste, weil es eben mit der Armee geht\" nicht habe.

Das im nächsten Jahr erscheinende TMWWBK von Daniel Mersey geht genau aus diesen Grund in diese \"neue\" Richtung.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Hanno Barka am 01. April 2015 - 05:58:58
Zitat von: \'steffen1988\',\'index.php?page=Thread&postID=189804#post189804
aber die Manipeltaktik war im Prinzip der starren Phalanx überlegen

Genau das ist der Punkt - das ist zumindest zweifelhaft :)

Aber ich weiss worauf Du hinauswillst. Allerdings wenn Feldschlachten (im Spiel) durch taktisches Geschick entschieden werden, stellt sich wiederum die Frage wie korrekt das ist. Die meisten Lehrschriften über Taktik aus der Antike, die man kennt, raten zu Belagerungen, weiul diese Berechenbar sind. Der Ausgang von Feldschalcheten sei stes unwägbar.

Deshalb sage ic auc immer, wir spielen ein taktische Spiele mit mit mehr oder weniger großem integrierten Zufallsfaktor. Vollständiger Realismus ist weder möglich, noch wäre er vermutlich wünschenswert. (Ich möcht mich in einem Spiel nicht so fühlen wie was-auch-immer-was-für-ein-Soldat (nichtmal wie ein Feldherr) während einer Schlacht...)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Tumbertor am 01. April 2015 - 08:20:52
Hi,
Zitat von: \'Greymouse\',\'index.php?page=Thread&postID=189873#post189873
Deshalb sage ic auc immer, wir spielen ein taktische Spiele mit mit mehr oder weniger großem integrierten Zufallsfaktor.
Die Frage, wie hoch man den Zufallsfaktor ansetzten soll, ist ganz zentral.

V.Reisswitz hat sich in \"Kriegsspiel\" 1824 sehr eingehend damit beschäftigt. Stuft man den Zufallsfaktor nämlich zu gering ein, dann nähert ich das Spiel immer mehr dem Schachspiel an, d.h. der Spieler kann theoretisch die Erfolgschancen jeder Aktion recht präzise voraus berechnen und kann dementsprechend auch die dazu erforderlichen Kräfte exakt bemessen.

Reisswitz meint, dann würden Reserven fast überflüssig werden.

Stattdessen sollte ein hoher Zufallsfaktor im Einzelgefecht eher dazu führen, auch mit unterlegen Kräften Kämpfe anzunehmen ( und auf das Glück zu hoffen ) und gleichzeitig Reserven für einen zweiten und dritten Versuch zurück zu halten.

Das erscheint, zumindest für die Napoleonische Zeit, doch wohl realistischer.

Gruß
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Franz am 01. April 2015 - 09:03:15
sehr interessant, daß muß ich mir merken.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Tellus am 01. April 2015 - 09:35:44
Reisswitz, so, so...das sollte doch alle Impetus-Kritiker sofort verstummen lassen :D
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Wellington am 01. April 2015 - 09:54:55
Sehr interessant dieser Herr Reisewitz. Ich muß mir dieses Kriegsspiel doch mal anschauen.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Bayernkini am 01. April 2015 - 10:48:38
Zitat
Stattdessen sollte ein hoher Zufallsfaktor im Einzelgefecht eher dazu führen, auch mit unterlegen Kräften Kämpfe anzunehmen ( und auf das Glück zu hoffen ) und gleichzeitig Reserven für einen zweiten und dritten Versuch zurück zu halten.

Das erscheint, zumindest für die Napoleonische Zeit, doch wohl realistischer.

Das habe ich aber nicht mit \"Standard\" Schlachten und Armeen, die der Spieler anhand einer Punktgröße zusammenstellen kann, da gibts halt, wie bereits geschrieben, immer stark bevorzugte Armeelisten.

Anstelle vieler Armeelisten-/bücher wünsche ich mir viele Szenariobücher, die nicht nur das Gelände, sondern auch die grundsätzliche Aufstellung vorgeben, auch welche Einheiten/-typen und Anzahl z.B. in einem bestimmten Turn als Reserve erscheinen usw.
Weiterhin sollten Szenarien niemals (nur) Siegbedingungen aufgrund zerstörter Einheiten haben sondern primär nur durch Erreichen bestimmter Szenarioziele zu erreichen sein (durchaus auch aufgrund mehrerer verschiedener Siegbedingungen).
So daß trotzdem beide Kontrahenten mit dem entsprechenden (Würfel-) Glück und taktischen Vorgehen den Sieg davon tragen können.

ABER das bedingt natürlich wesentlich mehr Designerarbeit und Testspiele, als nur verschiedene Armeelisten-/bücher an den Mann zu bringen mit \"pseudovölkerspezifischen\" Regeln ;)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Shapur am 01. April 2015 - 11:07:46
Können wir das ganze nicht abkürzen, denn es gibt keine \"historisch genauen\" Regelwerke.

Wichtige Faktoren wie Kälte, Krankheiten, Versorgung und ähnliches werden nicht dargstellt. Der Feldherr ist nicht übermüdet, weis in der Regel ob er der gegnerischen Hauptarmee oder nur einem Teil davon gegenüber steht. Er kennt außerdem das gesamte Schlachtfeld, auch die Teile die beim Gegner sind. Wenn nicht wo welche Truppen stehen, dann aber wenigstens das Gelände.

Die Unsicherheiten der unteren Befehlsebenen fällt weg, bei einer Großschlacht (Waterloo) mit 10 Spielern je Seite wurden die Oberbefehlshaber von allen Seiten aufgefordert Truppenverstärkungen zu schicken. Sie mussten entscheiden wem sie welche Reserven geben und welche sie zurück behalten wollten. Die untere Befehlsebene musste mit den Truppen auskommen und hoffen, dass Reserven für sie freigegeben werden.

Es wird in der Regel gekämpft, als ob man die Armee morgen nicht mehr braucht.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Mehrunes am 01. April 2015 - 11:14:01
Welche Regelwerke haben denn wirklich soviele völkerspezifische Sonderregeln und bevorzugte Armeelisten (wie immer man das festmachen will)?

Impetus hat ein paar Sonderregeln, die aber doch eher \"chrome\" reinbringen, als stark zu bevorteilen.
Spiele wie FoG oder DBx haben gar keine Sonderregeln. Hier werden alle Einheiten aus demselben Baukastensystem zusammengebaut.

Zudem lassen alle Regelwerke offen, wie man damit spielen will. Nirgendwo steht vorne drin, dass man ja nur Turniere zu spielen hat und Szenarien tabu sind.
Solche Szenarienbücher gibts ja auch regelwerkübergreifend, es liegt aber doch an den Spielern, diese auch zu benutzen.

Ich würde es aber für falsch halten, keine Armeebücher rauszubringen.
Zum Beispiel ein Grund für mich, bisher nicht mit Steinhagel angefangen zu haben. Die entsprechende Liste fehlt halt einfach.
Die Aussage, diese selber zu erstellen, halte ich dann auch nciht für glücklich, passiert nicht gerade dann, dass sich starke Listen gebaut werden (evtl. auch unwissentlich)?
Das Balancing möchte ich schon ganz gerne dem Regelautor überlassen.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Franz am 01. April 2015 - 11:20:03
Zitat
Von Shapur: Es wird in der Regel gekämpft, als ob man die Armee morgen nicht mehr braucht.
Das ist wahr !

Und dadurch kann es auch sehr unhistorisch werden durch unsinnige Aktionen.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Graf Gaspard de Valois am 01. April 2015 - 11:28:11
Man benötigt also ein angemessenes Regelwerk für die Schlachten der jeweiligen Epoche und gute Kampagnenregeln, um die historischen Gegebenheiten wiederzuspiegeln, weshalb es zu der jeweiligen Schlacht überhaupt gekommen ist!
Ein hundertprozentig historisch realistisches Regelwerk gibt es nicht!
Es gibt zuviele Faktoren, die zum Sieg oder der Niederlage führen können, die sind unmöglich Alle in ein einzelnes Regelwerk, was dann auch noch spielbar sein soll, reinzuquetschen.
Ich glaube es würde niemandem Spass machen sich damit zu beschäftigen, es sei denn er wäre ein Computer!
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Shapur am 01. April 2015 - 11:44:06
@ mehrunes

Um mal einige Beispiele zu nennen, WAB, Black Powder, Hail Ceasar. Bei Black Powder heißen die Armeebücher \"England siegreich\" 1 und 2. Da kannst du z.B. eine komplette franz. Gardearmee aufbauen. Jedes Land hat da seine Sonderregeln, die zwar im Grundregelwerk angesprochen werden, aber hier in immer neue Kombi gepackt werden. Hier wird gerne anhand der Nationalitäten eine Grenze gezogen. Lustige kleine Verbände bekommen eine eigene Armeeliste z.B. die Braunschweiger, aber ohne diese in den maximal Punkten nach oben zu begrenzen.

Als Superbeispiel gilt immer noch bei WAB der Elefant bei den Römern. Mir sind nur zwei Einsätze von Elefanten auf römischer Seite bekannt, bei Ceasar Invasion in Britannien (nur zum Pferde und Leute erschrecken) und bei einem Feldzug im Osten (dort wohl auch mit Kampfturm, aber nicht in nenneswerter Anzahl).
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Eversor am 01. April 2015 - 12:13:06
Zitat von: \'steffen1988\',\'index.php?page=Thread&postID=189804#post189804
Ich sag ja nicht das die Römer unbesiegbar waren (siehe Cannae), auch sag ich nicht das die Armee \"Knüppelhart\" sein muss, nur weil diese öfters Gesiegt hat aber die Manipeltaktik war im Prinzip der starren Phalanx überlegen. Pyhhrus ist ein ganz anderes Kaliber, der wurde nicht um sonst von Hannibal als größter Feldherr seiner Zeit bezeichnet.
Das hängt immer vom Gelände (und den Befehlshabern) ab. In offenem, ebenem Gelände hatten die Manipel der Römer ihre Probleme mit Phalangen, sobald das Gelände jedoch etwas uneben war, lag der Vorteil beim Manipel.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Hanno Barka am 01. April 2015 - 12:32:09
Zitat von: \'Eversor\',\'index.php?page=Thread&postID=189912#post189912
sobald das Gelände jedoch etwas uneben war, lag der Vorteil beim Manipel.
Definitiv (bzw. ist das die gg.wertige Meinung) - aber das macht weder das eine noch das andere grundsätzlich bessser und wäre die klassische Manipulartaktik so der Megaburner gewesen, hätte man sie nicht kurz nach den Siegen über Makedonien und Syrien, aufgegeben bzw. weitererntwickelt :)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Graf Gaspard de Valois am 01. April 2015 - 12:41:01
Zitat
Das hängt immer vom Gelände (und den Befehlshabern) ab. In offenem, ebenem Gelände hatten die Manipel der Römer ihre Probleme mit Phalangen, sobald das Gelände jedoch etwas uneben war, lag der Vorteil beim Manipel.

Dann braucht man aber immer noch gut ausgebildete Unterführer, die im entscheidenden Moment, selbstständig, die sich bietende Gelegenheit erkennen und nutzen!
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Decebalus am 01. April 2015 - 17:38:09
Zitat von: \'Graf Gaspard de Valois\',\'index.php?page=Thread&postID=189902#post189902
Ein hundertprozentig historisch realistisches Regelwerk gibt es nicht!
Es gibt zuviele Faktoren, die zum Sieg oder der Niederlage führen können, die sind unmöglich Alle in ein einzelnes Regelwerk, was dann auch noch spielbar sein soll, reinzuquetschen.
Ich glaube es würde niemandem Spass machen sich damit zu beschäftigen, es sei denn er wäre ein Computer!

Ich weiß was Du meinst, aber letztlich ist das schon fast eine banale Aussage. Die Vergangenheit ist tot, nichts kann so sein wie sie. Auch ein noch so detailliertes Buch über den Winterfeldzug 1812 lässt mich nicht wirklich frieren. Die Simulation, die jedes historische Regelwerk hat, ist eben genau das: eine Simulation nicht die Wirklichkeit. Wie ich in einem Hubschrauber-Simulator nicht wirklich fliegen und abstürzen kann, erfasst auch eine Schlacht-Simulation nur das, was sie konkret erfassen will.

Und das ist schonmal weitgehend die Entscheidungsebene der Kommandanten. D.h. die ganzen Faktoren, die hier garnicht reinspielen, sind auch ziemlich unerheblich für ein Wargame als Simulation. Mehr Details müssen von daher nun mal keine bessere Simulation ergeben, wenn sie für das Ergebnis unerheblich sind.

Die Details, die Shapur aufgezählt hat, gibt es im übrigen alle im Tabletop. Z.B. kennt Grande Armee sowohl Wetter als auch die Magenkrämpfe Napoleons (indem nämlich Napoleon einfach in Waterloo als weniger gut bewertet wird).

Zudem interessiert uns als Miniaturen Tabletoper nun mal nicht nur eine Simulation, sondern 1. wollen wir das mit Figuren, d.h. einem ästhetischen Aspekt, und 2. ist das Freizeit, soll also Spaß machen.

Damit haben wir drei Faktoren, die entscheiden, ob mir ein Spiel zusagt. Entspricht die Geschichte, die das Spiel darstellt, meiner Erählung der Geschichte, die ich im Kopf habe. (dass bei Saga zwei erschöpfte Krieger miteinander in den Kampf kommen und danach sind beide nicht mehr erschöpft, übersteigt z.B. meine Vorstellung, aber nicht die von anderen), 2. sieht es so aus, wie ich es als ansprechend empfinde, und 3. macht es als Spiel Spaß. Und das ist nun mal alles sehr subjektiv. Und da der normale deutsche Wargamer GW geprägt ist, sind diese Faktoren davon beeinflusst, was wiederum den Erfolg von Nottingham-Regeln, wie z.B. Black Powder, erklärt. (ob ich die jetzt mag oder nicht)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: ronisan am 01. April 2015 - 17:43:45
Hallo zusammen.

\'Historical correctness\' - Ich darf mal einen Vergleich anstellen.
Zeitgenössisches \"Sportfechten\" (Florett, Degen, Säbel) hat mit \"realem/realistischem\" Fechten nur noch wenig zu tun!
Es ist nur eine \"Simulation\" unter Anwendung gewisser Rahmenbedingungen/Parameter/Regeln.
Nichts anderes sind \"unsere\" Spielsysteme. Und je nach Spielsystem ändern sich eben Art und Schwerpunkt der Simulation ... und die Rahmenbedingungen.

Gruß,
Ronald.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Bayernkini am 01. April 2015 - 18:01:48
Zitat
Und da der normale deutsche Wargamer GW geprägt ist, sind diese Faktoren davon beeinflusst

DAS ist der springende Punkt, und nicht nur der Wargamer, folglich leider halt auch die Regeldesigner,
was sich dann in den \"ich brauche unbedingt unterschiedliche Armeelisten, am besten eine die etwas überpowert ist\" niederschlägt (ob bewußt oder unbewußt).

Das dann noch der o.g. Wargamer aufgrund seiner o.g. Wurzeln lieber ein \"einfaches Turnierszenario\" mit einer selbst zusammengestellten \"Turnierarmee\", welche dann auch gerne tödlich sein darf, spielt ist klar.
Daher hat man in den Regelwerken eben nur die obligatorischen Standardszenarien und der Spieler darf aussuchen, wie er seine Armee dafür zusammenstellt.
Was wäre wenn ihm stattdessen Szenarien vorgegeben werden, also auch bezüglich der Einheiten usw.

Ich komme ja aus dem Brettspielsektor bzw. bin noch dort mit dem genialen Command&Colors System von Richard Borg unterwegs und spiele dort auch Turniere.
Sprich dort werden dann dem Spieler die Szenarien und Armeeaufstellungen genau vorgegeben obs ihm gefällt oder nicht.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Mehrunes am 01. April 2015 - 20:22:51
Wobei du dabei sagen musst, dass dort auch beide Spieler hintereinander beide Seiten spielen um ein aussagekräftiges Ergebnis zu bekommen. Da gibt\'s nämlich genug Szenarien, die der einen Seite nicht soviel Spaß machen. IMO kann man das nicht 1:1 auf das Figurenspiel übertragen und sei es weil nicht jeder möchte, dass andere mit den eigenen Figuren spielen.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Eversor am 02. April 2015 - 09:46:27
Zitat von: \'Bayernkini\',\'index.php?page=Thread&postID=189965#post189965
DAS ist der springende Punkt, und nicht nur der Wargamer, folglich leider halt auch die Regeldesigner,
was sich dann in den \"ich brauche unbedingt unterschiedliche Armeelisten, am besten eine die etwas überpowert ist\" niederschlägt (ob bewußt oder unbewußt).
Wobei zumindest die alte Riege der GW-Regelschreiber Spieler historischer Systeme waren und dann Fantasy- bzw. SciFi-Systeme für GW geschrieben haben. Rick Priestley hatte vor rund drei Jahrzehnten z.B. mal ein WW2-Tabletop geschrieben. Veröffentlicht wurde es dann letztendlich unter dem Namen Rogue Trader.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Decebalus am 02. April 2015 - 11:00:59
Zitat von: \'Bayernkini\',\'index.php?page=Thread&postID=189965#post189965
Zitat
Und da der normale deutsche Wargamer GW geprägt ist, sind diese Faktoren davon beeinflusst

DAS ist der springende Punkt, und nicht nur der Wargamer, folglich leider halt auch die Regeldesigner,
was sich dann in den \"ich brauche unbedingt unterschiedliche Armeelisten, am besten eine die etwas überpowert ist\" niederschlägt (ob bewußt oder unbewußt).

Ja, aber das ist der erfolgreiche Trend.

Sam Mustafa hat mit Grande Armee ein rein auf Szenarien gehendes System herausgebracht. Das lässt er fallen, um ein Armeelisten-Baukasten-System (Lasalle) zu bringen. Blücher hat m.W. auch Listen.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Decebalus am 02. April 2015 - 11:10:08
Zitat von: \'Mehrunes\',\'index.php?page=Thread&postID=189978#post189978
Wobei du dabei sagen musst, dass dort auch beide Spieler hintereinander beide Seiten spielen um ein aussagekräftiges Ergebnis zu bekommen. Da gibt\'s nämlich genug Szenarien, die der einen Seite nicht soviel Spaß machen. IMO kann man das nicht 1:1 auf das Figurenspiel übertragen und sei es weil nicht jeder möchte, dass andere mit den eigenen Figuren spielen.

Es gibt aber zumindest drei Szenarien-Turnieransätze, die auch für Tabletop benutzt werden. (Replay wird ja meistens deswegen nicht gemacht, weil es zu lange dauert.)

1. Friß oder stirb. Man spielt einfach Szenarien. Da es die Spieler vorher wissen, könne Sie Sich ja darauf einstellen. (Hab ich mal bei 40k erlebt. Nachdem der Imperial Guard Spieler 20 Minuten gejammert hat, dass er angreifen muss, hat er doch gewonnen.)
2. Szenario mit Listen-Mix. Das hat ja Flames of War konsequent durchgezogen. Man spielt immer mit seiner durch Listen aufgestellten Armee Szenarien, die halt mal Truppenteile später kommen lassen, usw. Funktioniert gut und wird auch für Turniere genutzt.
3. Relative Leistung. Hier bekommst Du im Szenario Punkte danach, wie Du im Verhältnis zu den anderen, die das gleiche Szenario gespielt haben, abschneidest. Also ein guter Verlierer der ungewinnbaren Seite bekommt mehr Siegpunkte, als der knappe Gewinner einer Seite, die fast sicher zu gewinnen ist.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Bayernkini am 02. April 2015 - 12:06:38
Zitat
Wobei du dabei sagen musst, dass dort auch beide Spieler hintereinander beide Seiten spielen um ein aussagekräftiges Ergebnis zu bekommen. Da gibt\'s nämlich genug Szenarien, die der einen Seite nicht soviel Spaß machen. IMO kann man das nicht 1:1 auf das Figurenspiel übertragen

Das ist richtig, dort sollte man die Szenarien auf beiden Seiten spielen.

Aber solange man spezifische Armeelisten hat UND der Spieler aussucht, wie er seine Armee zusammenstellt, hat man nie historisch korrekte Regeln.
Würde man aber, gleiche Einheitentypen haben und statt der 4-5 Pseudoszenarien (die bei allen Regelwerken dabei sind),  Spielern viele Szenarien anbieten, welche eben das Gelände / Einheiten / Aufstellung vorgeben, dann liegts am Spieler, wie er diese ausnutzt und dann sind wir der Historie weit näher als bisher.
Das bedingt aber (auch das habe ich schon geschrieben), wesentlich mehr Arbeit, entsprechende Szenarien auszuarbeiten und die Siegbedingungen so zu gestalten, daß BEIDE Spieler gewinnen können, auch wenn man beim Tabletop ein Szenario nur auf einer Seite spielt.
Dann ist der Ausgang immer noch vom Geschick, Können (Regelwissen) und dem Kriegsglück, welches sich durch Karten/Würfel wiederspiegelt ( welche eben je nach Regel vorgeben, ob, wieviele Einheiten ich bewege, ob ich in der Kampf-/Schußphase treffe usw.).

Zitat
und sei es weil nicht jeder möchte, dass andere mit den eigenen Figuren spielen

Das ist auch nicht nötig, wenn, um bei bei meinen Turnierbeispiel zu bleiben, der Spieler weiß, es wird DAS Szenario gespielt.
Dafür braucht er folgende Einheiten (Typen) um beide Seiten abdecken zu können.
Beide Seiten abdecken heißt jetzt nicht, ich brauche Franzosen UND Briten (bei Napo), sondern ich spiele das Szenario entweder auf
Seite A mit 1 ART, 2 x Light CAV, 3 x Line INF
oder auf Seite B mit 2 x ART, 1 x Heavy CAV und 2 x Line INF.

Dann mußt der Spieler für das Szenario folgende Einheiten SEINER Armee vorenthalten
1 x ART, 2 x Light CAV, 1 x Heavy CAV und 3 x Line INF.
Wie gesagt, nur ein Erkärungsbeispiel um zu zeigen , auf was ich hinaus will.

Bislang sieht man letztlich immer dieselben Szenarien/Gelände und Armeen.
Und das ist bei den sog. historischen Regelwerken alles andere als historisch.

Das historische ergibt sich aus der Vielzahl der Schlachten und deren Verlauf, die sich dann halt in entsprechend umgesetzten Szenarien wiederspiegeln sollte, und nicht aus diversen völkerspezifischen Armeelisten/-Regeln.

Zitat
Ja, aber das ist der erfolgreiche Trend.

Sam Mustafa hat mit Grande Armee ein rein auf Szenarien gehendes System herausgebracht. Das lässt er fallen, um ein Armeelisten-Baukasten-System (Lasalle) zu bringen. Blücher hat m.W. auch Listen.

Der Grund ist halt einfach der, weil die meisten historischen Einsteiger irgendwie aus der GW verseuchten Ecke kommen und regeltechnisch genau dort bleiben wollen

In den ehemaligen \"Battlegames\" Zeitschriften waren schöne \"Universal\" Szenarien drinnen, die man meistens epochenübergreifend spielen konnte. Hier wurden den Spielern nur das Gelände und die Truppentypen (je nach Seite) vorgegeben, und natürlich die Szenarioziele beider Seiten (die durchaus total unterschiedlich sein konnten).
Und genau das ist es, was wir meiner Meinung nach brauchen. Und zwar jede Menge Szenarien, Szenarien und nochmal Szenarien,
und nicht Armeelisten, noch eine, und noch mehr ....
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Wellington am 02. April 2015 - 12:24:16
Vermischt Ihr jetzt nicht ein paar Sachen?
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Bayernkini am 02. April 2015 - 12:26:01
Zitat
Vermischt Ihr jetzt nicht ein paar Sachen?

Das alles zusammen kann nur die Antwort geben, ob es historisch korrekte Regelwerke gibt/geben kann,
da dies alles zusammen eine Rolle spielt.

Wenn wir uns nur auf die reinen Regelwerke und den normalerweise darin enthaltenden Armeelisten beschränken, und dann auch ausschließlich hier bei SAGA bleiben,
dann wäre die Antwort von Anfang an NEIN (wie alles schon dargelegt wurde) und wir hätten uns die Diskussion sparen können.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: ich am 02. April 2015 - 12:55:45
Warum sollte ich eigentlich historisch GENAUE Schlachten schlagen wollen?

Wenn alles genau nachgebildet ist, sollte doch auch das Ergebnis historisch sein....
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Bayernkini am 02. April 2015 - 13:03:34
Zitat von: \'ich\',\'index.php?page=Thread&postID=190027#post190027
Warum sollte ich eigentlich historisch GENAUE Schlachten schlagen wollen?

Wenn alles genau nachgebildet ist, sollte doch auch das Ergebnis historisch sein....

Es müssen nicht nur historisch genaue Szenarien sein, und auch die gehen nicht immer historisch genau aus, weil du eben beim TT
sowas wie Karten und Würfel und auch Können hast,
es gibt, wie zuvor geschrieben auch \"neutrale\" Szenarien, die aber Gelände und Einheiten vorgeben.

Ich bin nach wie vor der Meinung, wenn wir nicht von der \"ich stelle mir meine Armeeliste selber zusammen\" Mentalität wegkommen,
haben wir immer die bereits ausgiebig beschriebenen Probleme
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Mehrunes am 02. April 2015 - 13:09:12
Zitat
Aber solange man spezifische Armeelisten hat UND der Spieler aussucht, wie er seine Armee zusammenstellt, hat man nie historisch korrekte Regeln.
[..]Bislang sieht man letztlich immer dieselben Szenarien/Gelände und Armeen.
Und das ist bei den sog. historischen Regelwerken alles andere als historisch.

Das mag dir nicht gefallen, aber ich sehe nicht warum gerade DER Punkt die Spiele unhistorisch werden lässt.
Der Römer hatte nunmal andere Truppen zur Verfügung als der keltische Häuptling. Warum bitte darf das nicht abgebildet werden.

Und dass Armeen immer dieselben sind, ist einfach nicht wahr. Auf FoG-Turnieren (hier kann ich es beurteilen) sieht man durchaus auch Armeeaufstellungen, die von der Norm abweichen.
Wenn die Listen restriktiv genug sind, werden die Armeen auch automatisch historisch. Meinem Geschmack nach dürften die meisten Listen noch restriktiver sein, aber viele Leute haben eben auch Spaß daran, an der Armee zu tüfteln. Auch das ist legitimer Teil des Hobbies.

In der Historie gab\'s ja durchaus auch Fälle, wo Kommandanten gezielt Truppen ausgehoben haben und eben nicht einfach nur das mitnahmen, was da war. Beispiel englische Chevauchees.

Zitat
Ich bin nach wie vor der Meinung, wenn wir nicht von der \"ich stelle mir meine Armeeliste selber zusammen\" Mentalität wegkommen,
haben wir immer die bereits ausgiebig beschriebenen Probleme

Welche Probleme sollen das denn eigentlich sein?
Sorry, aber wenn wir nur noch mit 1xArt, 2xCav und 3xLineInf spielen sollen, dann wird es eben genau zu dem Brettspiel mit Countern und man bräuchte keine passenden Figuren dazu.

Und: Irgendeiner muss auch diese Szenarien erstellen und durchtesten. Und derjenige möchte dann bestimmt auch dafür bezahlt werden, denn das Balancing ist RICHTIG Arbeit.
Gibt doch schon genug Brettspiele die das nicht hinkriegen. Da sind einige Figuren-Tabletops mit Armeelisten aber deutlich balancierter als so manches Brettspiel-Szenario, das ich schon gespielt habe.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: ich am 02. April 2015 - 13:18:20
Zitat von: \'Bayernkini\',\'index.php?page=Thread&postID=190031#post190031

Es müssen nicht nur historisch genaue Szenarien sein, und auch die gehen nicht immer historisch genau aus, weil du eben beim TT
sowas wie Karten und Würfel und auch Können hast,
es gibt, wie zuvor geschrieben auch \"neutrale\" Szenarien, die aber Gelände und Einheiten vorgeben.

Aber die Würfel simulieren doch genau die historischen Unwägbarkeiten, wie plötzliche Panik, müde oder durchnässte Truppen...
Ist ALLES historisch = historisches Ergebnis und das Spiel kann man sich sparen.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Graf Gaspard de Valois am 02. April 2015 - 13:45:10
Zitat
Ich bin nach wie vor der Meinung, wenn wir nicht von der \"ich stelle mir meine Armeeliste selber zusammen\" Mentalität wegkommen,
haben wir immer die bereits ausgiebig beschriebenen Probleme
Ähem, aber die Armeelisten und Szenarien muß doch auch jemand schreiben! Die sind nicht per se besser, nur weil ich die nicht selber schreibe!

Zitat
Aber die Würfel simulieren doch genau die historischen Unwägbarkeiten, wie plötzliche Panik, müde oder durchnässte Truppen...
Ist ALLES historisch = historisches Ergebnis und das Spiel kann man sich sparen.
Dem kann ich nur zustimmen! Das kommt mir dann sehr zweidimensional vor!
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Hanno Barka am 02. April 2015 - 14:10:15
Nur mal so als keiner Einwand - Armeelisten gabs im historical TTG schon um einiges länger als bei Warhammer... Die WRG-Armybooks haben einige Jahre mehr auf dem Buckel als das erste Ravening Hordes von GW ;)

Zitat
dort werden dann dem Spieler die Szenarien und Armeeaufstellungen genau vorgegeben obs ihm gefällt oder nicht

Da ahb ich dann aber wieder das Problem, daß ich nicht unbedingt die benötigten Figuren habe, bzw. auch nicht haben will. Selbst wenn ich Napos in Spanien spiele, Portugiesen kommen mir nicht ins Haus. Die haben derart hässliche Uniformen, daß ich davon Augenkrebs bekomme - da spiel ich dann lieber unhistorisch :)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Mehrunes am 02. April 2015 - 14:30:37
Das Beispiel oben war ja dass die Truppen dann generisch vorgegeben sind, z.B hat der Gegner 3 Inf und 1 Art und ist eingegraben, dafür hast du 2 Inf und 3 Cav oder so. Was ja vielleicht für Napo noch funktioniert, da es nur 3-4 Truppentypen gibt, funktioniert aber in der Antike nicht. Nach welchem Szenario darf ich bei den Seleukiden denn mal meine Lieblingsfiguren, die Sensenstreitwagen einsetzen? Es ist schon gut so, dass man i.d.R. genau das spielen darf, wozu man Lust hat.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Nischenspieler am 02. April 2015 - 15:28:13
Beim historischen TT geht es mir persönlich gar nicht um historische Schalchten und deren Verläufe.
Im Idealfall stellt ein Regelwerk die Besonderheiten bestimmter Epochen und Einheiten/Armeen so dar, dass ich beim spielen unweigerlich ein Gefühl für die tatsächliche Taktik und Kriegsführung des bespielten Konflikts bekomme.
Ich will die Stärken und Schwächen der Waffen und Einheiten spüren und im Idealfall Entscheidungen von Kommandanten nachvollziehen können, welche ich vorher nicht verstehen konnte.
Ich muss nicht die 100m die Anführer XY mit seiner Soundso-Elite daundda lang gestoplpert ist im genauen nachstellen. Eher möchte ich (abgesehen davon dass ich spiele und Spaß haben will) ein Gefühl und einen realen Einblick in die Militärtaktiken und Strategien der gespielten Auseinandersetzungen bekommen.

Dies ist meine persönliche Definition von historischem Wargaming.
Für Studien (oder auch nur zum Spaß) einen historischen Schlachtverlauf exakt nach zu stellen, sei es zu wissenschaftlichen Zwecken oder auch nur zum Spaß und dabei einen Einblick in Details zu gewinnen hat sicher auch seinen Reiz. Die Frage bleibt ob wir uns dann überhaupt noch im Tabletop-Wargaming befinden?
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Franz am 04. April 2015 - 16:10:35
Wollt ihr eigentlich der Historie näherkommen oder sind Euch die derzeitigen Regeln historisch genug ?

Ich selber würde gern so historisch wie möglich spielen.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: tattergreis am 04. April 2015 - 16:17:09
Ich möchte der Historie näherkommen. Und wargamen tu ich auch manchmal. Aber ein historisches Geschehen zu wargamen hab ich kein wirkliches Interesse (mehr), weil es zu kompliziert ist.

cheers
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Graf Gaspard de Valois am 04. April 2015 - 16:17:47
Welches der vielen Regelwerke kommt denn der Historie am nächsten? Natürlich beschäftige ich mich mit der Epoche die ich bespiele, aber ich würde die historischen Gegebenheiten eher als Grundlage nutzen!
Eine reine Simulation fände ich ehrlich gesagt zu aufwendig/langweilig! Außerdem möchte ich ja mitmischen und nicht nur zuschauen!
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Wellington am 04. April 2015 - 16:48:12
Hat jemand scoh auf den alten Faden hingewiesen, vielleich ich schon, keine Ahnung

Alle Jahre wieder ... wie historisch ist historisch (http://www.sweetwater-forum.de/index.php?page=Thread&threadID=13356) ... da finden sich auch ein paar interessante Gedanken
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Beorn am 06. April 2015 - 17:32:27
Auch auf die Gefahr hin, bereits erwähnte Argumente oder Punkte zu wiederholen, da ich die gesamte Diskussion zwar gelesen, aber nicht Satz für Satz seziert habe, möchte ich dieses Thema ebenfalls kurz kommentieren. Das liegt nicht an einem \"Ich muss jetzt unbedingt meinen Senf dazu geben!\"-Reflex, da ich mich als Neuling ansonsten eher zurückhalte, sondern da es sich hierbei tatsächlich um ein Thema handelt, über das ich mir selbst oft Gedanken mache.
Die anfängliche Diskussion schien sich um die Frage zu drehen, inwieweit Tabletops \"historisch\" sein müssen oder sein sollten. Wichtiger scheint mir jedoch zu sein, überhaupt erst einmal danach zu fragen, ob ein Tabletop überhaupt \"historisch\" sein kann. Ich will keine Grundsatzdiskussion zur Definition des Begriffs \"historisch\" beginnen. Worauf ich hinaus will, und der Punkt wurde im Laufe dieses und des älteren Threads bereits angesprochen, ist: Im Grunde wird bereits vor der Debatte die Existenz einer \"Historie\" postuliert, sprich einer Realität, einer objektiven \"Wahrheit\", der es sich dann je nach Fall anzunähern gilt. Hier wird, denke ich, ein grundsätzliches Problem sichtbar, welches nicht nur unser Hobby betrifft, sondern jede Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, sei es in Büchern, Filmen, Re-Enactment-Gruppen usw. \"Geschichte\" ist letztlich, und es spielt dabei keine Rolle um welche Epoche es sich handelt, immer eine (Re)Konstruktion, die auf der Grundlage subjektiver Kriterien und einer bestimmten Perspektive entsteht. Ich denke es ist bezeichnet, dass sogar zum Zweiten Weltkrieg, von dem heutzutage noch Zeitzeugen berichten können, weiterhin offene Debatten und Kontroversen in der Geschichtsschreibung existieren. Und dieses Ereignis liegt noch nicht einmal 100 Jahre zurück.

Ich finde die Forderung nach mehr \"historisch\" im historischen Tabletop daher schwierig. Die Frage ist nämlich: Wo fängt man an und wo hört man auf? SAGA ist ein gutes Beispeil. Das gesamte Spiel basiert darauf, dass man sich eine Fraktion, also ein \"Volk\" auswählt und dieses gegen das gegnerische Äquivalent ins Feld führt. Würde man \"historisch\" streng urteilen, dann müsste bereits dieses Prinzip in Frage gestellt werden. \"Die\" Franken, \"die Angelsachsen oder \"die\" Wikinger gab es nicht. Die viel verbreiteten Vorstellungen von den frühmittelalterlichen \"Völkern\" sind eine Mischung aus zeitgenössischer, politischer Propaganda und dem nationalstaatlichen Denken des 19. Jahrhunderts, in dem unsere Vorstellung eines \"Volkes\" immer noch fest verwurzelt ist. (Ich hoffe, dass dieser Verweis nicht als Möchtegern-Historiker-Arroganz gebrandmarkt wird, ich wollte lediglich ein passendes Beispiel zur Illustration wählen)

Gleichzeitig ist es aber extrem schwer, althergebrachte, fest verankerte Vorstellungen von der Geschichte zu revidieren. Die Forschung zeichnet heutzutage ein immer komplexeres Bild der Vergangenheit, in dem alte Vorstellungen zwar permament aufgelöst, aber nicht ersetzt werden. Sprich: Die Beschreibungen der Vergangenheit werden ähnlich unser heutigen Welt immer vager, immer komplexer, immer weniger greifbar. Diese \"Ungewissheit\" ist nur schwer einer weiteren Öffentlichkeit zu präsentieren, da sie kaum konkrete Anhaltspunkte bietet. Ausstellungen in Museen und historische Filmen/Serien boomen, aber gezeigt werden die alten Bilder: Schnauzbärtige Kelten, wilde Germanen, plündernde Wikinger, blaue Schotten. Diese Bilder beziehen ihre Wirkmächtigkeit aus ihrem konkreten und einprägsamen Charakter. Die Wissenschaft kann wenig tun außer die Entwicklung zu beobachten, da sie keine Alternativ-Wahrheiten bereit hält, sondern nur noch mehr Fragen und ungelöste Rätsel.

Worauf will ich hinaus? Man sollte sich die Frage stellen, ob die Suche nach dem \"Historischen\" wirklich sinnvoll ist. Erstens, und das ist der einfachste aber auch beste Grund, handelt es sich um ein Hobby. Im Vordergrund sollen also Spaß und Kreativität stehen. Zweitens wird relativ schnell deutlich, dass die Suche nach dem \"Historischen\" ein Fass ohne Boden darstellt. Selbst wenn man ein Maximum an verfügbaren Daten und Quellen zusammenführt, wird man sich der Vergangenheit immer nur annähern können, man wird sie nie \"erreichen\". Daher denke ich, dass der Anspruch ein anderer sein sollte. Man sollte versuchen, interessierte Hobbyisten stärker für den Umstand zu sensibilisieren, dass es sich bei ihrem Hobby um ein Annäherung an die Vergangenheit handelt und dass die historische \"Realität\" weder erreichbar noch erstrebenswert ist. Dies impliziert, offen mit den Mankos und Defiziten des jeweiligen Spielsystems umzugehen, so wie es die Jungs von Gripping Beast/Studio Tomahawk gemacht haben. Gefährlich wäre das Gegenteil, nämlich zu behaupten \"die Wahrheit\" darzustellen oder zu kennen. Bin ich mir aber den Grenzen von Geschichtsschreibung und Vergangenheitsrekonstruktion bewusst, dann kann ich auch ohne zu starke Gewissensbisse und mit viel Freude meine Angelsachsen ins Feld führen oder mir \"Braveheart\" anschauen und dabei großen, \"unhistorischen\" Spaß haben.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Graf Gaspard de Valois am 07. April 2015 - 15:03:35
Vielleicht sollte die Frage eher lauten:

Wie realistisch sind Historische Regelwerke bezüglich der entsprechenden Epoche!  Sind sie sehr realistisch oder stark abstrahiert bzw. vereinfacht?
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Decebalus am 07. April 2015 - 18:58:26
\"Bin ich mir aber den Grenzen von Geschichtsschreibung und Vergangenheitsrekonstruktion bewusst, dann kann ich auch ohne zu starke Gewissensbisse und mit viel Freude meine Angelsachsen ins Feld führen oder mir \"Braveheart\" anschauen und dabei großen, \"unhistorischen\" Spaß haben.\"

Sorry, Beorn, ich stimme Deinen ganzen, professionellen Überlegungen zur Konstruktion zur Geschichte zu, aber überhaupt nicht Deinem Ergebnis. Ich akzeptiere den Quatsch von Guido Knopp nicht deswegen, weil es Spaß macht, sondern ich will etwas \"richtiges\" in Dokumentarfilmnen sehen. Und das von mir als \"richtig\" bewertete, unterliegt zwar einer Konstruktion, aber eben auch einer kritischen Bewertung.

Genauso will ich auch, dass historisches Wargaming bestimmte historische Wahrheitsansprüche erfüllt.

Selbstverständlich kannst Du \"unhistorischen\" Spaß haben. Aber es gibt eben auch den Spaß, dass ich beim Spielen das Gefühl habe, was ich mache, stimmt historisch. (Und das hat überhaupt nichts mit Komplexität etc. zu tun.)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: moiterei_1984 am 07. April 2015 - 19:10:57
Zitat von: \'Franz\',\'index.php?page=Thread&postID=190189#post190189
Wollt ihr eigentlich der Historie näherkommen oder sind Euch die derzeitigen Regeln historisch genug ?

Ich selber würde gern so historisch wie möglich spielen.

Nicht wirklich. Ich will eigentlich nur ein wenig Spaß haben und ein gewisses Gefühl für eine Epoche entwickeln. Ich muss gestehen, dass ich da eher der Bier & Bretzeln Psieler bin  :thumbsup:  BA & SAGA sind mir aus dem Grunde auch vollkommen ausreichend. Ich finde es aber gut, dass es auch andere Geschmäcker gibt. In meinem Bekanntenkreis werden manchmal auch anspruchsvollere Spiele gezockt, bei denen ich dann einfach \'nur\' Die Minis rumschiebe und würfle. Um die Rgeln dürfen sich dann die anderen kümmern  :pilot_1:
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Graf Gaspard de Valois am 07. April 2015 - 20:02:13
Zitat
Selbstverständlich kannst Du \"unhistorischen\" Spaß haben. Aber es gibt eben auch den Spaß, dass ich beim Spielen das Gefühl habe, was ich mache, stimmt historisch. (Und das hat überhaupt nichts mit Komplexität etc. zu tun.)

Das wäre dann aber doch eher eine Simulation als ein Spiel! Je weiter man in die Historie zurückgeht, kommt es dann auch auf die Perspektive an!
Und ich finde schon, das ein für die entsprechende Epoche realistisches Regelwerk bzw. ein realistisches Szenario  eine gewisse Komplexität haben muß!\"
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Draconarius am 08. April 2015 - 15:05:16
Zitat von: \'Beorn\',\'index.php?page=Thread&postID=190293#post190293
Gleichzeitig ist es aber extrem schwer, althergebrachte, fest verankerte Vorstellungen von der Geschichte zu revidieren. Die Forschung zeichnet heutzutage ein immer komplexeres Bild der Vergangenheit, in dem alte Vorstellungen zwar permament aufgelöst, aber nicht ersetzt werden. Sprich: Die Beschreibungen der Vergangenheit werden ähnlich unser heutigen Welt immer vager, immer komplexer, immer weniger greifbar. Diese \"Ungewissheit\" ist nur schwer einer weiteren Öffentlichkeit zu präsentieren, da sie kaum konkrete Anhaltspunkte bietet. Ausstellungen in Museen und historische Filmen/Serien boomen, aber gezeigt werden die alten Bilder: Schnauzbärtige Kelten, wilde Germanen, plündernde Wikinger, blaue Schotten. Diese Bilder beziehen ihre Wirkmächtigkeit aus ihrem konkreten und einprägsamen Charakter.

Die Forschung weitet ihre Fragestellung aus und damit werden die Erkenntnisse natürlich komplexer und die Vergangenheit vielfältiger. Das Problem ist dabei aber teilweise auch, dass die \"alten Vorstellungen\" immer wieder neu aufgelegt werden (z.B. die x-te Auflage von Delbrück) bzw. wie du bereits erwähnt hattest, in wirkungsmächtigeren Medien - in dem Fall z.B. historischer Roman, Dokus oder eben die Hollywood Filme - verbreitet werden. Die neuen Erkenntnisse gibt es durchaus in aufbereiteter Form, aber soweit ich das weiß ist die Auflagenzahl davon meist nicht sehr hoch.
In England gibt es z.B. den \"Time Traveller\'s Guide to Medieval England\" - in meinen Augen eine gute Umsetzung der Themen Alltags-, Mentalitätsgeschichte, etc. für ein größeres Publikum.



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Noch ein Nachtrag zu den Armeelisten: Die sind meiner Meinung nach nicht das Problem, wenn sie begründet bzw. erklärt werden, oder wenn angeführt wird, wie man aufgrund der Order of Battles eine eigene Armee aufbauen kann.
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Hanno Barka am 11. April 2015 - 09:42:16
Zitat von: \'Graf Gaspard de Valois\',\'index.php?page=Thread&postID=190372#post190372
Und ich finde schon, das ein für die entsprechende Epoche realistisches Regelwerk bzw. ein realistisches Szenario eine gewisse Komplexität haben muß!

Ich glaub das is so eine für uns (mittlerweile) \"ältere\" Wargamergeneration (so ~40 und darüberhinaus) typische Denkweise, weil wir von den Regeln \"unserer Jugend\" gewohnt sind, eine Simulation \"bottom up\" zu entwickeln. D.h. das Design setzt am einzelnen Soldaten, seinen Fähigkeiten und Ausrüstung an und wird dann nach oben skaliert. Das ergibt dann fast zwangsläufig eine hohe Komplexität, einfach aufgrund der Menge an includierten Details. Das Resultat die \"guten alten Regelwerke\" mit ihrern drölfzig Tabellensammlungen wo man für 5 min simulierte Spielzeit ca. eine halbe Stunde Realzeit benötigt, weil man im Extremfall noch auf der Nachschubtabelle nachsehen muß, ob Kompanie B gestern beim Dessert ein paar verdorbene Bananen untergejubelt bekommen hat und deshalb einer von drei Soldaten einen -1 Würfelmodifikator aufgrund eines verdorbenen Magens hat. Jeder andere Ansatz wurde damals fast verächtlich als \"Fast Play\" bezeichnet.

Im Grunde genommen wenn man es aber mal abstrakt sieht ist das Schema einer Simulation: Inputdata --> [Blackbox] --> Result. Wenn Input und Result in einer vernünftigen Relation stehen, dh. auf unser Hobby bezogen das Ergebnis unseren Vorstellungen von historischer Realität (die ändern sich wie oben erwähnt ja) entspricht passt die Simulation. Und wie kompliziert und umfangreich der Inhalt der Blackbox ist, tut dann nichts zur Sache. Es ist Aufgabe des Regelauthors eine Blacbox zu entwickeln, die passende Resultate liefert und was sich da drinnen abspielt geht solange das Ergebnis passt eigentlich niemanden sonst was an. Eine hohe Menge an Details ergibt auch nicht zwangsläufig was realistisches (Warhammer...)

Ich glaube wir tun gut daran auch mal neue Denkansätzen eine Chance zu geben, denn wenn die \"guten alten Regeln\" so toll gewesen und alle so glücklich damit gewesen wären, wäre nie jemand auf die Idee gekommen, mal ein neues System schreiben zu wollen... Aber da war ja noch was - ach ja, Spielspass ;)
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Black Guardian am 11. April 2015 - 10:39:06
Zitat


Im Grunde genommen wenn man es aber mal abstrakt sieht ist das Schema
einer Simulation: Inputdata --> [Blackbox] --> Result. Wenn Input
und Result in einer vernünftigen Relation stehen, dh. auf unser Hobby
bezogen das Ergebnis unseren Vorstellungen von historischer Realität
(die ändern sich wie oben erwähnt ja) entspricht passt die Simulation.
Und wie kompliziert und umfangreich der Inhalt der Blackbox ist, tut
dann nichts zur Sache. Es ist Aufgabe des Regelauthors eine Blacbox zu
entwickeln, die passende Resultate liefert und was sich da drinnen
abspielt geht solange das Ergebnis passt eigentlich niemanden sonst was
an. Eine hohe Menge an Details ergibt auch nicht zwangsläufig was
realistisches (Warhammer...)
Sehr richtig, besser hätte ich es nicht ausdrücken können.
Eine Ergänzung erlaube ich mir trotzdem: Es ist in manchmal schon wichtig, wie die Resultate generiert werden, denn auch das Prozedere kann Einfluss auf das \"Feeling\" eines Spiels haben. Im Gegensatz zu einer Computersimulation ist ein Regelwerk eben doch keine BlackBox, bei der man nicht sieht was im inneren passiert. Da der Spieler direkt in die Ermittlung der Ergebnisse involviert ist, kann es durchaus zu Siutationen kommen, die sich falsch oder unlogisch anfühlen, wenn die BlackBox falsch konstruiert ist - selbst wenn sie aus plausiblem Input einen plausiblen Output macht.
Zugegeben, das spielt eine untergeordnete Rolle, aber Psychologie darf als Faktor für den Spielspaß nicht ganz vernachlässigt werden. Deshalb muss ein mächtiges Monster manchmal seine Macht einfach auch nur dadurch demonstrieren, dass es viele Würfel würfelt...
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Hanno Barka am 11. April 2015 - 10:49:16
@ Blackguardian - da hast Du ebenfalls 100%ig recht, denn unser Hobby besteht eben nicht nur aus Simulation sondern auch aus dem \"Spassfaktor\"  und da ist der Inhalt der Blackbox durchaus wichtig; bei einer Simulation is der Inhalt der Blackbox nur wichtig wenn das Ergebnis net passt und man daran Änderungen vornehmen muß/ will (Code Red *gg). Und da sind wir dann wieder bei den unterschiedlichen Geschmäckern - beim Look and Feel ist des einen Uhl, des andern Nachtigall ;)

Edith: Deshalb haben ja viele von uns \"Alten\" einen Hang zu den vielen Details und Tabellen - erstens weil wirs gewohnt sind und zweitens weils halt in unserer goldenen Jugend so  war...
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Graf Gaspard de Valois am 12. April 2015 - 13:56:01
Ich glaube ich habe mich ungeschickt ausgedrückt! Ich meinte nicht unbedingt, daß das Regelwerk komplex und mit vielen Tabellen sein muß.
Ich meinte eher das die Regeln so funktionieren sollten, das sie das Gefühl ( ich weiß nicht wie ich es sonst ausdrücken soll) für die Epoche bzw. auch für die spezielle Armee \"rüberbringen\".
Wenn sich alle Armeen gleich \"anfühlen\" fehlt mir das gewisse Etwas! Wobei ich mir eine Armee nicht aussuchen würde, weil sie besser ist als andere, sondern weil sie eine \"Geschichte\" erzählt!
Ich finde es auf Dauer nicht ansprechend Schlachten einfach nur nachzuspielen, sondern auch einmal die Szenariobedingungen zu verändern, Gefechte zwischen Gegnern auszutragen, die sich in der Realität nie begegnet sind und vor allem Kampagnen zu spielen, die sich nicht nur auf das Militärische beschränken!
Titel: Wie historisch korrekt sind \"historische\" Regelwerke?
Beitrag von: Killerhobbit am 13. April 2015 - 15:43:14
Da stimm ich dir voll zu.
Jede Epoche hat eine militärische Besonderheit, die es im Regelsystem auszudrücken gilt.

Bei Alexander dem Grossen ist es teilweise noch das Heldentum des Anführers bzw. die Feigheit Darius
Bei Römern gegen Karthago ist dagegen die richtige Schlachtaufstellung und Planung der Schlacht zu Beginn wichtig
In den Dark Ages trifft SAGA durch seine Szenarien und die Battleboards den Charakter der Zeit recht gut
Bei Schweizern gegen Burgund muss der Schweizer mit seinen Pikenhaufen wirklich teilweise unberechbarbar schnell
durch die burgundische Zentrumfront brechen können ohne das berittene Ritter jene Infanteriehaufen wie sonst üblich
einfach mit einer Flankenattacken über den Haufen reiten
Bei Napoleon wiederum ist genau diese primitive Nahkampftaktik \"Durchbruch durch schiere Masse\"
wiederum aufgrund der Feuerwirkung der Musketen meist zum Scheitern verurteilt.
Da geht es mehr um Abnutzungsfechte bei gleichzeitiger ständiger Abwägung
zwischen Frontverbreiterung zwecks Flankenaufrollen ..... oder stattdessem dem Versuch eines zentralen Duchbruch

Jede Epoche unterscheidet sich von den anderen
und dieser besondere Aspekt sollte von den Tabletopregeln betont werden