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Epochen => Frühes Mittelalter bis zur Renaissance => Thema gestartet von: Wellington am 12. September 2015 - 14:55:06

Titel: Wimpel an der Lanze, Unsinn oder ein modisches Muß für den gut gekleideten Ritter des Spätmittelalters?
Beitrag von: Wellington am 12. September 2015 - 14:55:06
Man sieht immer wieder auf Darstellungen, wie hier vom Herr Dürer, dass an den Lanzen Wimpel befestigt waren. Allgemeine Mode im Spätmittelalter oder Verwirrung Einzelner?

(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/eb/Duerer_-_Studie_Reiter_1495.jpg)

(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1c/Battle_of_Issus_by_Altdorfer_1529_Pinakothek-Mus_Munich.jpg)
Titel: Wimpel an der Lanze, Unsinn oder ein modisches Muß für den gut gekleideten Ritter des Spätmittelalters?
Beitrag von: Pedivere am 12. September 2015 - 15:59:11
naja, es heißt daß es die lange Lanze im Galopp stabilisiert, weil man die ja in der Transportstellung nicht senkrecht hält, sondern leicht nach vorne neigt.
zieht sich im übrigen durch bis in die Frühmoderne an Kavallerielanzen.
Ab einer bestimmten Länge fangen die an zu schwingen, und das mindert eben die Schwingungen.

zum Erkennen einer Einheit zugehöriger Reiter muß ich nix sagen, oder?
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Beitrag von: Wellington am 12. September 2015 - 18:59:52
Zitat von: \'Jean-Armand\',\'index.php?page=Thread&postID=201760#post201760
naja, es heißt daß es die lange Lanze im Galopp stabilisiert, weil man die ja in der Transportstellung nicht senkrecht hält, sondern leicht nach vorne neigt.
zieht sich im übrigen durch bis in die Frühmoderne an Kavallerielanzen.
Ab einer bestimmten Länge fangen die an zu schwingen, und das mindert eben die Schwingungen.
Hm interessante These, obwohl mir als Physiker unklar ist, welcher arodynamische Effekt einen kleiner Wimpel eine schwere Lanze stabilisieren läßt. Ais meiner Erfahrung weiß ich dass ein Stofffetzen an der Spitze einer Stange beim Zielen hilft, weil dadurch genauer zu erkennen ist wo die Spitze gerade ist.

Zitat von: \'Jean-Armand\',\'index.php?page=Thread&postID=201760#post201760
zum Erkennen einer Einheit zugehöriger Reiter muß ich nix sagen, oder?
In einer Zeit in der gerade erst mit Erkennungsmerkmalen für Armeen experimentiert wird (War of Roses mit Badges, HYW mit Georgskreuz), zweifle ich da etwas das ein Ritter die Farben einer größeren Enheit statt seinen eigen führt. Gibt es dazu Quellen oder ist das Deine Extrapolation aus der Neuzeit zurück ins Spätmittelalter?

Grundsätzlich geht es vor allem darum ob dieser Wimpel tatsächlich existiert hat in der Breite, oder ob hier nur den Künstlern die Phantasie durchgegangen ist
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Beitrag von: Driscoles am 12. September 2015 - 20:33:56
Ein Wimpel oder Stofffetzen saugt auch Blut sehr gut auf und verhindert so das hinunterlaufen am Schaft und sichert somit den Griff!
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Beitrag von: Wellington am 12. September 2015 - 20:37:28
:party_1:  Das reicht als Begründung!
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Beitrag von: Riothamus am 12. September 2015 - 20:38:57
Im Mittelalter durften nur Führer eines Reichslehen ein Wappenbanner tragen. Das ist nicht so trivial, wie es sich auf den ersten Blick anhört. Dann wurde den Landesherren als Zeichen der Blutgerichtsbarkeit das Blutbanner verliehen. Adlige, die, oft als erbliches Amt, solche Banner trugen, nahmen sie mitunter in ihre Wappen auf. Später durfte der Führer eines Aufgebots von mindestens 10 Mann ein Banner tragen. Das wurde dann weiter reglementiert und erbliches Vorrecht. Ritter durften einen Wimpel (\"Pennon\") tragen, bei ritterbürtigen Knappen durfte er dann später wesentlich kleiner ausfallen. Das ergibt ein Statussymbol.

Auch, wer sein Banner/Wimpel/guidon/fanion wie auf seiner Burg zeigen durfte, war geregelt.

Die stabilisierende Wirkung findet sich in der Literatur immer wieder. Mir schien das auch immer etwas fragwürdig, aber wenn ein geübter Lanzenreiter das behauptet, widerspreche ich ihm nicht...
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Beitrag von: Tumbertor am 13. September 2015 - 09:30:57
Hi,

wenn man sich das erste Bild, eine Zeichnung von Albrecht Dürer und Vorlage für den Stich \"Ritter,Tod und Teufel\" genau anschaut, dann ist das gar kein Wimpel, sondern ein Fuchsschwanz. Über dessen Bedeutung habe ich nur einen Link gefunden.Der Fuchschwanz würde den Söldner oder den Raubritter symbolisieren ( der kein Wappen hat oder keines zeigen möchte ).

Ein Symbol, das sich erstaunlich lange gehalten hat. Ich selbst hatte in den 70gern auch einen Fuchschwanz an meinem Bonanza-Fahrrad angebracht und so mancher Manta-Fahrer an seiner Autoantenne. Zeitloses Rebellentum....
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Beitrag von: Wellington am 13. September 2015 - 13:07:07
Ui! Wieder was gelernt, aber stimmt wenn man genau schaut sieht man den Fuchsschwanz.

Ja Manta und Fuchsschwanz, das kennen die jungen Leute ja gar nicht mehr ... hä hä
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Beitrag von: Hanno Barka am 13. September 2015 - 13:20:29
Zitat von: \'Wellington\',\'index.php?page=Thread&postID=201823#post201823
Ja Manta und Fuchsschwanz, das kennen die jungen Leute ja gar nicht mehr ... hä hä
125 Mantas vor der Sonderschule? - Elternsprechtag...
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Beitrag von: Pedivere am 13. September 2015 - 19:15:01
Zitat von: \'Wellington\',\'index.php?page=Thread&postID=201769#post201769
Grundsätzlich geht es vor allem darum ob dieser Wimpel tatsächlich existiert hat in der Breite, oder ob hier nur den Künstlern die Phantasie durchgegangen ist
na das wäre schon bemerkenswert, wenn sich eine solche künstlerische Konvention quer durch die Kulturen und Jahrhunderte verbreitet hätte, und das ganz ohne realen Hintergrund.
Ansonsten kannst Du ja eine 3m lange Gardinenstange senkrecht halten und in leichte Vibration versetzen und dann schauen ob sich was ändert wenn Du die Spitze wo anlehnst (Windwiderstand der sich durch den Wimpel vergrößert und die Stange unter Spannung setzt). Oder laß Dir das einfach mal von einem Segler erklären :huh:

Das mit dem Blut hast Du aber von diesen Fransen an asiatischen Speeren, oder?


was den Fuchsschwanz an der Antenne angeht darf man sich mal fragen woher das kommt das man Wimpel an elastischen Antennenspitzen befestigt. Dürfte wohl einen ähnlichen Grund haben
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Beitrag von: Driscoles am 13. September 2015 - 20:02:33
Fransen, Wimpels, Puschel. Erfüllt alles einen Zweck!
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Beitrag von: MacGuffin am 13. September 2015 - 20:16:01
Die Geschichte der Wimpel ist eine Geschichte voller Missverständnisse...
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Beitrag von: Banana Joe am 13. September 2015 - 20:20:49
Also die Erklärung mit dem Wimpel, der die Schwingung verringert, könnte ich mir nur dadurch erklären, das man mit dem Wimpel das Schwingungssystem ändert und damit die Eigenfrequenz und Schwingung beeinflussen kann. Aber da bezweifel ich ernsthaft, dass ein Stück Stoff das vermag (außer es ist enorm schwerer Brokat :D ). Wäre aber tatsächlich mal interessant das mit einem Balkenmodell und sozusagen einer Kraft durch den Wimpel zu \"modellieren\".
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Beitrag von: Decebalus am 14. September 2015 - 11:51:45
Darf ich hier nochmal daraufhinweisen, dass es nicht nur um Mode im Spätmittelalter geht, sondern auch um Mode im Wargaming. Wimpel an der Zinnfigur ist doch optisch einfach soviel schöner!
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Beitrag von: Tumbertor am 14. September 2015 - 18:16:50
Verblüffend, wenn man die \"Alexanderschlacht\" von Altdorfer oben vergrößert, kann man erkennen, dass die Rittereinheit ( \"Makedonen\" ) rechts im Vordergrund auch alle mit Fuchschwänzen bestückte Lanzen tragen ! Muß wohl Mode gewesen sein. Die armen Füchse !

Gruß
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Beitrag von: Riothamus am 14. September 2015 - 19:42:10
Fuchsschwanz schön und gut. Aber hatten deren Pferde dann auch verkürzte Beine?
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Beitrag von: Wellington am 14. September 2015 - 22:06:55
Die Diskussion neigt zwar etwas zum Albernen, aber das ist nur gut so  :thumbsup:

Mein Zwischenstand der Diskussion

- Ne Interessate Info ist aufalle Fälle der Manta Manni als Ritter!
-  Das Bling Bling ist natürlich wichtig (@Decebalus Guter Einwand )
- Vermutlich ist der Wimpel ein Statussymbol.
- Die These dass der Wimpel die Lanze stabilisiert, halte ich wie andere für zweifelhaft, gibt ja genug gruselige Theorien die noch so rumgeistern aus alten Büchern. Ich kann mir aber aus eigener Erfahrung vorstellen dass so ein Wimpel beim Zielen hilft

@Tmbertor
Krass, Du hast recht! Aber wie stellt man Fuchschwänze dar?