Sweetwater Forum
Allgemeines => Bücher, Filme, Publikationen => Thema gestartet von: Pappenheimer am 27. April 2017 - 09:48:00
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Für alle Napoleoniker doch garnicht soooo schlecht gemacht:
\"Die ägyptische Expedition des Generals Bonaparte - Die Eroberung\" (1/2) und \"- Die Entdeckungen\" (2/2)
Für alte Hasen in Hinsicht auf diesen Krieg ist nicht viel Neues dabei. Die Schlachten unter Bonaparte und Kléber werden auch nur sehr rudimentär abgehandelt. Aber die Statisten waren ganz gut ausgestattet. Insgesamt fand ich es besser als die ähnlich produzierte Arte-Doku zum Russlandfeldzug. Da waren die Klamotten der Schauspieler noch schlechter.
http://www.arte.tv/de/videos/064433-001-A/die-agyptische-expedition-des-generals-bonaparte-1-2
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Danke, schau ich mir mal an :) Bin gespannt ob sie auch den kulturellen Schock der arabischen/osmanischen Welt darstellen der hierzulande oft unterschätzt wird.
Aber gleich auf den Startbild ... Pyramiden vor denen franzöische Marschkollonen zu sehen sind die mit Tschakos tragen (keine leichte Infanterie) :P
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Danke, schau ich mir mal an :) Bin gespannt ob sie auch den kulturellen Schock der arabischen/osmanischen Welt darstellen der hierzulande oft unterschätzt wird.
Aber gleich auf den Startbild ... Pyramiden vor denen franzöische Marschkollonen zu sehen sind die mit Tschakos tragen (keine leichte Infanterie) :P
Die Uniformen scheinen den historischen Gemälden nachempfunden. Die Tschakos sieht man nur bei berittener Artillerie, ansonsten leichte Infanterie mit Epaulettes, ich würde sagen Chasseurs. Es sind auf jeden Fall nicht die korrekten Kopfbedeckungen. Die Linieninfanterie besteht in den Spielszenen nur aus Grenadieren. Die speziellen Uniformen in Ägypten mit den besonderen Helmen sieht man auch um 1800 nicht. Immerhin haben die Schauspieler teilweise Pantalons.
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Da schlage ich gleich in dieselbe Kerbe, wenn ich darf - im neuen \"History of War\" ( deutsche Ausgabe Mai/Juni ) gibt es auch einen knapp 10seitigen Artikel über den Feldzug Napoleons nach Ägypten. Der Artikel ist echt interessant, v. a. weil es sich nicht ausschließlich um die glorreichen Briten dreht, sondern vielmehr der Fokus auf Napoelon und die Mameluken gelegt wird.
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Bei den Einheimischen sieht man in den Schlachten fast nur die Mameluken auf Pferden mit Lanzen oder eben Säbel und Pistolen. Ich kam gestern beim Anschauen nur bis zu der Stelle des 2. Teils, wenn Kléber ermordet wurde.
Ich war ja schon beides: französischer leichter Infanterist um 1800 (da mit Zweispitz, obwohl wir bei Marengo den Vorgänger des Tschakos hätten haben müssen, den man von 1805/06 her kennt) und bin jetzt noch Grenadier mit einer Uniform von um 1800, die auch für 1798 passen müsste. Daher fiel mir auch besonders auf, dass alle Säbel nicht passen, da entweder Modell An IX oder An XI, was in jedem Fall einige Jahre nach 1798 (was An V oder An VI wäre). Die Details, ob es nun als An IX oder XI falsch ist, kann man bei so PC-Animationen nicht erkennen. Richtiger wären in jedem Fall die Säbel mit eckigem Bügel wie sie schon so in der Art im Unabhängigkeitskrieg geführt wurden.
Ziemlich absurd fand ich, dass die beiden Wissenschaftler in der Szene, die beim ersten Aufstand in Kairo spielt, angeblich nicht wussten wie man eine Muskete lädt. Das weicht ja im Prinzip nicht vom Laden einer Pistole ab und Pistolen hatte so ziemlich jeder reisende Zivilist. Ausgenommen vielleicht welche mit abschraubbarem Lauf, wo man nicht groß stopfen musste. :cool_1:
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Ich habe diese Dokumentation auch gesehen und muß gestehen das ich beim zweiten Teil eingeschlafen bin. Die Ausstattung der Darsteller fand ich gut. Das einbauen der Darsteller in die animierte Umgebung wirkte auf mich irgendwie steril und vielleicht auch daher unecht.
Insgesamt eine nette Doku. die auf mich sehr beruhigend gewirkt hat. :sleeping_1: :D
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Gerade die Verfremdungen fand ich gut, da dadurch die Distanz zur Realität gut ausgedrückt wurde. Und die Wanderung zwischen 2D und 3D ermöglichte ebenfalls das Nebeneinander von Anschauung und Distanz.
Jeder Wissenschaftler sollte damals gewusst haben, wie geschossen wird. Aber ich meine mich zu erinnern, dass ein Wissenschaftler exakt darüber berichtet hat, oder es sich in einem fiktionalen Werk dazu findet. Er schreibt in dem Zusammenhang davon, dass er zu nervös war, oder sich nicht sicher war, dass noch mehr zu beachten war, als er wusste. Nicht von ungefähr soll man Verhaltensregeln für Notfallsituationen, wie z.B. die Informationen für einen korrekten Notruf aus dem Eff Eff beherrschen, da man in einer aktuellen Situation sonst zuviel vergisst. Da sie es ohne Erklärung eingebaut haben, wollten sie natürlich die Funktion der Waffe vorführen. Aber die Szene findet sich tatsächlich in dem Zusammenhang, wenn ich mich korrekt erinnere.
Meine größte Kritik ist, dass nicht wirklich thematisiert wurde, dass in Kairo damals einiges an Maßnahmen getroffen wurde, die es in Europa zur damaligen Zeit nicht in der Systematik gab, oder die ganz in die Zukunft wiesen. Es würde kurz erwähnt und angedeutet, dann aber nicht wirklich erklärt. Auch das spielte eine Rolle für die schwierige Stellung der Franzosen, da keine Rücksicht auf Bedenken genommen wurde.
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Oh nein...beim flüchtigen Lesen des Thread-Titels dachte ich, hier macht jemand n cooles Projekt auf... 8o :thumbsup:
...und dann wieder nur Fernsehen...schnief... :girl_cray2:
Erinnert mich an meine kleine Expedition nach Ägypten. Da sollte ich mal weitermalen...vielleicht lasse ich im Hintergrund die Glotze rödeln...;)
Cheers,
Don
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Gerade die Verfremdungen fand ich gut, da dadurch die Distanz zur Realität gut ausgedrückt wurde. Und die Wanderung zwischen 2D und 3D ermöglichte ebenfalls das Nebeneinander von Anschauung und Distanz.
Arte-Produktionen, egal ob zu Geschichte oder Kunst laufen ja mittlerweile fast alle nach dem Schema ab.
Wie sooft würde ich mir, wenn man schon auf das Ross PC-Animation setzt, detailliertere Karten der Schlachtabläufe wünschen, die ja dann bei dem hier ohnehin betriebenen Aufwand kein Hindernis mehr bedeuten dürften.
@ Don
Tut mir leid, wenn ich falsche Erwartungen ausgelöst habe. Wäre aber toll, wenn sich jemand inspirieren ließe. Man kann sich ja alle möglichen Szenerien vom Skirmish (Vorhutsgefechte mit sich zurückziehenden Mameluken oder Häuserkampf in Kairo) bis zu großen Schlachten in 1:10 alles vorstellen. Auf franz. Seite sind die Armeen ja recht überschaubar, spätestens dann mit Desertion des Bürgers Bonaparte von seiner Armee. :threaten_1:
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Und noch mehr Meinungen zur Doku?
Weiß jemand, warum die Soldaten das eine Mal keine Wasserflaschen gehabt haben sollen? Sind die reglementmäßigen Dinger auf See einfach durchgerostet oder war das mit Absicht - nicht zuviel trinken?
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Wären sie vielleicht auf einem havarierten Schiff?
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Ich fand die Doku insgesamt ganz gut. Das Thema ist generell super - habe schon einige interessante Artikel dazu gelesen und plane ein historisches Rollenspiel (PenNPaper) in diesem Setting, wo die Spieler Wissenschaftler oder Soldaten spielen können: Pyramidenerkundung, Mamelukenangriffe, Leben und Aufstand in Kairo. Die Idee der Aufklärung trifft Tausend und eine Nacht/Islam...
Wie sooft würde ich mir, wenn man schon auf das Ross PC-Animation setzt, detailliertere Karten der Schlachtabläufe wünschen, die ja dann bei dem hier ohnehin betriebenen Aufwand kein Hindernis mehr bedeuten dürften.
Mehr Details zu Schlachtabläufen schienen nicht so der Fokus dieser Doku gewesen zu sein.Weiß jemand, warum die Soldaten das eine Mal keine Wasserflaschen gehabt haben sollen? Sind die reglementmäßigen Dinger auf See einfach durchgerostet oder war das mit Absicht - nicht zuviel trinken?
Bin da nicht so der Fachmann, aber ich meine schon tausendmal hier und dort gelesen zu haben, dass die französischen Soldaten generell keine Wasserflaschen ausgeteilt bekommen haben (und darum sich jeder eigenständig irgendwas besorgt hat). Gilt das erst fürs Kaiserreich und es war in Ägypten bzw. in den Revolutionskriegen anders? Liege ich falsch?
Viele Grüße
Felix
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Bin da nicht so der Fachmann, aber ich meine schon tausendmal hier und dort gelesen zu haben, dass die französischen Soldaten generell keine Wasserflaschen ausgeteilt bekommen haben (und darum sich jeder eigenständig irgendwas besorgt hat). Gilt das erst fürs Kaiserreich und es war in Ägypten bzw. in den Revolutionskriegen anders? Liege ich falsch?
Viele Grüße
Felix
Generell hatten französische Soldaten Wasserflaschen. Deine Info klingt eher wie eine Legende.
Es gab vorschriftsmäßige Feldflaschen aus Metall. Diese könnten zu rasch durchgerostet sein, ich trage sowas ungern. Auf jeden Fall sieht man auf zeitgen. Abbildungen immer wieder Soldaten mit Flaschenkürbissen. Diese sind für französische Soldaten ziemlich charakteristisch anders als bei anderen Armeen.
1795 sieht man einfache Wasserflaschen bei der berühmten Mannheimer Wachtparade: http://www.uniformen.napoleon-online.de/picture.php?/235/category/44 Auf dem Bild sieht man auch eine vorschriftsmäßige Wasserflasche aus Metall. Auf dem verlinkten Ausschnitt am 3. Mann von links.
Reenactors in Valvasone, anlässlich der Schlacht am Tagliamento 1797, auf einem Foto vom letzten Wochenende: http://demi-brigade.org/porc17-d.jpg Im Vordergrund ein Grenadier mit einer Wasserflasche aus Metall. Zu dem Thema gibt es auf der ansonsten sehr informativen HP meiner Gruppe leider noch keinen Artikel. Ich frage mal, ob der Betreiber der HP einen einstellt.
Die Militärwasserflaschen gab es m.W. in unterschiedlichen Größen. Ich glaube mich entsinnen zu können, dass die Sergents größere mitführen sollten, worin sich allerdings nicht Wasser sondern Essig befand. Der Hintergrund davon findet sich auch auf der demi-brigade-HP. Pfad: http://demi-brigade.org/ und da unter: Administratives - Verpflegung. Dort heißt es u.a.:
\"\"Essig.
Eine Pinte (0,931 l) Essig für zwanzig Mann, also 47 Milliliter pro Mann, doch nur während großer Hitze und auf Befehl des kommandierenden Generals. Nach 1797 sollte er nur auf Anraten der kommandierenden Sanitätsoffiziere ausgegeben werden, um \"die Fäulnis der Luft oder ungesundes Wasser zu den verschiedenen Jahreszeiten zu korrigieren\".
\"\"
Wasserflaschen füllen wir immer zentral. Ein Grenadier pro Escouade (ca. 8 Mann + 1 Caporal) holt Wasser für alle - natürlich nimmt er die Wasserflaschen für alle mit an die Wasserstelle.
Allerdings gab es damals schon eine Diskussion darüber wie gut das Wasser für den Soldaten war und ob der Soldat besser nichts trinken sollte, da der Inhalt der Flaschen rasch erschöpft wäre und die Neigung die Wasserflaschen aufzufüllen könnte zu Insubordination führen.
Hier findet man Infos eines Reglements zu den Wasserflaschen (bidons) auf Französisch: http://gdif.forumactif.com/t3328-infos-pas-bidons
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Bei den Preußen gab es eine Feldflasche pro Mann erst ab 1806.
In Ägypten gibt es eine weitere Möglichkeit, wenn das Metall, mit dem die Flasche gelötet war, bei zu geringer Hitze schmolz und die Flaschen zulange in der Sonne lagen, könnte, vielleicht...
Wahrscheinlicher scheint mir, dass die Flaschen nicht ausreichten. Eine Flasche für mehrere Tage?
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Bei den Preußen gab es eine Feldflasche pro Mann erst ab 1806.
In Ägypten gibt es eine weitere Möglichkeit, wenn das Metall, mit dem die Flasche gelötet war, bei zu geringer Hitze schmolz und die Flaschen zulange in der Sonne lagen, könnte, vielleicht...
Wahrscheinlicher scheint mir, dass die Flaschen nicht ausreichten. Eine Flasche für mehrere Tage?
Und wie war es davor? Es gab ja diese riesigen Feldflaschen, deutlich größer als französische und auch aus Metall.
PS: Hat sich geklärt. Eine Zeltflasche pro Zeltgemeinschaft, die sich auch einen Becher gemeinsam teilte.
Liegen am Nil, wo die Truppen überwiegend marschiert sein werden, die Wassestellen/Orte so weit auseinander? War man so dumm nicht sinnvolle Tagesetappen einzulegen? ?(
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Gemeinschaftsfeldflaschen, was aber wohl notorisch nicht funktionierte.
Sollen sie nicht auf jenem Marsch durch die Wüste abgekürzt haben?
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Gemeinschaftsfeldflaschen, was aber wohl notorisch nicht funktionierte.
Sollen sie nicht auf jenem Marsch durch die Wüste abgekürzt haben?
Keine Ahnung. Mich haben sie noch nicht nach Ägypten geschickt, aber vielleicht nächstes Jahr nach Malta. 8)
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Wie groß war denn das Fassungsvermögen der Wasserflaschen?
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Wie groß war denn das Fassungsvermögen der Wasserflaschen?
Die Kürbisflaschen variieren natürlich stark in der Größe, da sind wie bei einer Weinflasche ca. 0,75l drin, manchmal auch mehr. Die Flaschen aus Metall dürften deutlich weniger fassen, ich schätze mal 0,5l. Ich kann aber mal nachfragen. :) Nach meiner Erfahrung hatten die Grenadiere bei uns mit vorschriftsmäßigen Flaschen immer deutlich früher leere Flaschen.
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Per Reglement sollte eine solche vorschriftsmäßige Flasche Modell 1788 eine Pinte fassen.
Sie sollten standardmäßig mitgeführt werden, so heißt es auch in der Vorschrift von 1788.
Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Pinte#Einheiten_und_Ma.C3.9Fangaben
Aber auch schon vor 1788 gab es tausende Fasserflaschen z.B. bei Rochambeaus Armee.
Siehe: http://theblueposts.org/deuxponts/petitbidon.html
Der Link stammt von: http://theblueposts.org/deuxponts/uniforms.html
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Ein Freund hat ne Petit bidon nach Schlachtfeldfund und da passen 0,6l hinein. Die Vorschrift mit 1,0l wurde also offensichtlich nicht immer eingehalten.
Eine offizielle Quelle von 1794 erwähnt auch schon eingeflochtene Glasflaschen wie ich sie trage. Sie werden als \"propre à remplacer les Petits bidons des troupes\" beschrieben. :thumbsup:
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1 l in Ägypten dürfte schon bei täglichem Befüllen zu wenig sein.
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1 l in Ägypten dürfte schon bei täglichem Befüllen zu wenig sein.
Darum geht\'s ja garnicht, sondern darum, dass angeblich keine Feldflaschen mitgeführt wurden und das entgegen dem Reglement von 1788 Artikel 11. 8)
Am Tag schafft man locker 20 km, in Eilmärschen war offenbar auch deutlich mehr drin. Wenn man sich anschaut, dass ein Reiter mit einem Pferd am Tag normalerweise (also kein Eilkurier mit Pferdewechseln) zwischen 60 und 80 km hinlegen konnte (habe ich mal anhand der Reise Chodowieckis 1789 nach Dresden ermittelt), war man zu Fuß unter extremen Anstrengungen nicht viel langsamer. Um die Reichweite der Petit Bidon nachzuvollziehen müsste man also primär wissen wie weit die Ortschaften im Ägypten um 1798 auseinander lagen. In einem Zitat in der Doku klang an, dass auch Flusswasser und dergl. von den erschöpften Soldaten getrunken wurde. Sowas ist natürlich immer gefährlich. Zum einen auf einmal viel Wasser am Stück und zum anderen evtl. unreines Wasser zu sich zu nehmen. Die zahlreichen Krankheiten der armen Teufel, die nach Ägypten mussten, sind leicht erklärlich.
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Ich sehe die beschränkte Reichweite als Ansatz für einen eventuellen Mythos von fehlenden Flaschen.