Sweetwater Forum
Der Pub => An der Bar => Thema gestartet von: Pedivere am 06. September 2017 - 23:07:47
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Das mit dem spoiler alert war ernst gemeint, der Film lebt von der Spannung welcher von den Hauptcharakteren überlebt.
Dazu ist der Film - wegen der vielen Ebenen auf denen er angelegt ist und funktioniert - sehr dazu geeignet in die weltanschauliche Diskussion abzugleiten, und das hat mit Nazionalsozialismus gar nichts zu tun... also bitte behutsam behandeln!
Ich hab den Film heute gesehen und wäre neugierig wie ihn andere finden die ihn auch gesehen haben.
Aus meiner Sicht ist er ein Meisterwerk, weil ihm das Kunststück gelingt im zweiten Weltkrieg erzählt zu werden und nur an der Oberfläche überhaupt was damit zu tun zu haben oder womöglich überhaupt ein Antikriegsfilm zu sein.
Ich muß allerdings noch ein bißchen darüber grübeln bis ich die Worte finde das genauer zu begründen.
Nur eines - ich habe selten einen historischen Film gesehen der es so gut versteht den Sinn von Geschichte, das Lernen aus der Vergangeheit, so gut zu vermitteln. Und ich meine nicht die Plattitüde das Krieg schlecht ist, das wäre zu einfach.
Und Ihr?
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Ich habe verschiedene Kritiken mitbekommen. Von rassistisch über durchwachsen bis sehenswert reichte die Meinung. Daher habe ich beschlossen, ihn mir erst im Fernsehen anzuschauen. Danke also für die Warnung.
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rassistisch? wow!
nö, das würde ich nicht sagen, wohl kaum. au contraire eigentlich
Allerdings kommen bestimmte kinematographische Wirkungen im Fernseh nicht so gut rüber, selbst bei sensationellen Diagonalen.
Ich kann das Kinoerlebnis nur empfehlen
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vielleicht hab ich mich ja mißverständlich ausgedrückt, ich kann den Film nur empfehlen
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Also ich fand den Film allererste Sahne :good3:
Ich hatte ein paar Bilder von Spitfires gesehen (ich LIEBE diese Dinger) und hatte mich deswegen entschlossen, ihn ohne weitere Vorschauen und Besprechungen im Kino zu sehen. Also habe ich den Tellus angerufen und ihn mit ihm im Frankfurter Lichtspieltheater angeschaut.
Leider hatten die kein Bleifreies Bier, aber dies hat dem Film keinen Abbruch getan.
Ich fand den Film richtig, richtig, richtig gut. Es ist der erste Antikriegsfilm den ich kenne, der ohne Kampfhandlungen auskommt und dennoch das Gefühl der Beklommenheit gut ausdrückt.
Der Film hat einige historische Unkorrektheiten, aber dies ist nicht schlimm, da er gar keinen korrekten Anspruch erhebt. Er will einfach das Gefühl dieser Situation wiedergeben und dies gelingt ihm besser, als ich erwartet hätte.
Fürs Fernsehen/DVD/Stream würde ich den Film nicht empfehlen. Hätte ich ihn beim malen nebenbei geschaut, hätte ich ihn bestimmt lahm gefunden. Im Kino mit Bässen die einem durch und durch gehen ud wo man ständig hinschaut war er aber klasse!
Ich finde er bringt die Beklemmung des Krieges und die Willkür verdammt gut rüber.
Man sollte ihn nicht unter einem historischen Aspekt, oder einem auf die Kampfhandlungen sehen, sondern einfach die Stimmung, welche er verkörpert aufnehmen. Dann ist er wirklich großartig!
Also anschauen!
Erwähnte ich, dass ich Spitfires liebe :heart:
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Nochmal nachgelesen: Bei dem rassistisch geht es wohl darum, dass nicht genug ethnische Minderheiten gezeigt wurden. Meinerseits war auch kein Kritik gemeint. Und, da ich nicht mehr so oft ins Kino komme, halte ich mich dann eben an Kritiken. Etwas früher hätte mich Euer Urteil neugierig gemacht, aber in den nächsten Wochen wird das leider nichts mit mir und dem Kino.
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Ich fand den Film sehr gut.
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ziemlich sehr klasse, ja
das mit den Minderheiten.... ja, whitewashing wird gerne vorgeworfen dieser Tage.
Der Film arbeitet ja mit Auslassungen und versucht dabei so historisch wie möglich zu sein, zB das Zeigen der unterschiedlichen Zeitempfinden und Zeitebenen.
Ist jetzt nicht so mein Speziagebiet Dynamo, drum weiß ich nicht welche Ethnien gemeint sein könnten.
Der eine Afrikaner der bei den Franzosen gezeigt wird sticht ja heraus. Sonst weiß ich nicht welche nordafrikanischen Einheiten dabeigewesen sein könnten, Franzosen werden ja kaum gezeigt. Auch daß wohl nicht von ungefähr.
Daß die meisten Soldaten dunkelhaarige junge Männer sind ist mE Absicht, aber das ist jetzt meine Interpretation oder nur subjektive Wahrnehmung.
Der Feind ist faktisch inexistent und erscheint nur als diffuse Bedrohung durch zerstörerische Kriegsmaschinen. Man sieht am Ende ein paar deutsche Stahlhelme im Gegenlicht in der Abendsonne.
was war jetzt historisch unkorrekt, so aus Neugier?
Die Drehorte und die Kriegschiffe lassen wir jetzt mal weg, das hätte Nolan mit CGI leicht ändern können, daß er das nicht getan hat kann auch kein Zufall sein. Ich persönlich fand die Authentizität der Luftkämpfe irre hautnah, da war nichts von der gängigen Star Wars Schnittechnik drin.
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Kritiker wünschten sich mehr Trümmer und Chaos am Strand und Zerstörung in der Stadt.
Ich persönlich fands völlig ausreichend was gezeigt wurde. Für die Art, wie der Film aufgezogen war, hatte mehr Material und Zerstörung keine Bedeutung.
Es sollen wohl auch Kolonialeinheiten dabei gewesen sein. Das weiß ich nicht. Ist aber auch für die Filmhandlung nicht wichtig.
Gestern lief auf ARTE Dünkirchen 1940 und ich fand ihn nicht so gut wie den neuen Film.
Grundsätzlich bin ich kein Fan von Filmen die man unbedingt im Kino sehen muss. Bei Dunkirk weiche ich von dieser Meinung ab.
Ist schon beeindruckend mit Sound und den Flugszenen und...
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Rassismus habe ich auch nicht erkannt, eher Nationalismus der Briten gegenüber den Franzosen. Das es in jedem Land Rassismus gab und leider immer noch gibt ist dabei unstrittig.
Ich muß dieses Kino-Filmerlebnis unbedingt empfehlen. Es sind tatsächlich nicht nur die Bilder, sondern auch dieser unbeschreibliche Sound der die Sitze vibrieren lässt. Sound ist ein ganz wichtiger Teil eines Kinofilms, den man so zu Hause nicht wirklich erzielen kann. Der Aufbau der Handlung; und das sollte man vorher unbedingt wissen, ist mit den unterschiedlichen Zeitebenen in dieser Form nicht alltäglich.
Auch wer nicht so oft ins Kino geht und sich für derartige Themen interessiert, sollte diesen Film unbedingt in einem gut ausgestattetem Kino sehen!
...Karsten
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eher Nationalismus der Briten gegenüber den Franzosen.
Jaein.... da ist zwar der Seitenhieb mit \"Ihr habt Eure eigenen Schiffe\", und auch die Vignette mit der ausgeliehenen Uniform (dem der \"Mitwisser\" deutlich entgegentritt), aber alles in allem geht das in dem allgemeinen Gerangel des Wegkommens unter. Die Aussage der \"Besonnenen\" wird da viel klarer dem \"ich zuerst\" entgegengesetzt, und am Ende sagt der quaymaster ja ganz klar daß er auf die Franzosen wartet.
Cilian Murphy spielt ja preisverdächtig die Identifikationsfigur der einen Seite, und wird auch ganz klar eingeordnet von der Gegenseite \"he is not himself\".
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Ok. Du hast im Detail Recht und es ist auch nur sehr untergeordnet zu betrachten. Bei einzelnen Briten im gestrandeten Bootsrumpf hatte ich ein leicht anderes Empfinden.
Dieses Thema und auch Rassismus spielt im Film sonst überhaupt keine Rolle.
...Karsten
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Ich fand den Film auch klasse. Richtig klasse.
Warum, weiß ich gar nicht so genau...kann ich nicht beschreiben...aber es ist selten, dass ich im Kino sitze und erst auf die Uhr schaue, wenn Abspann beginnt.
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Bei einzelnen Briten im gestrandeten Bootsrumpf hatte ich ein leicht anderes Empfinden.
ja, das war atmosphärisch sehr dicht und beklemmend.
Und eine völlig absurde und sinnlose Situation - das ist es was es für mich relativiert, auch wenn ich Deiner Beobachtung grundsätzlich zustimme.
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Kritiker wünschten sich mehr Trümmer und Chaos am Strand und Zerstörung in der Stadt.
Und natürlich wollen sie der Welt zeigen, wie viel Ahnung sie haben und nichts ihrem scharfen Kennerauge entgeht ;)
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Ich fand den Film auch gut, hatte mir aber, wie schon bei Interstellar, mehr erwartet. Der Sound macht viel aus und daher stimme ich zu, dass der Film im Kino am besten zur Geltung kommt.
Meiner Meinung nach ist der Film kein richtiger Antikriegsfilm. Der Krieg ist viel mehr die Bühne für die Charaktere, die in einer Ausnahmesituation (re)agieren. Eigentlich ist es viel mehr ein Katastrophenfilm, würde ich sagen.
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Extrem guter Film... Fast 90min Hochspannung. Bin nachhaltig beeindruckt. Unbedingt in Kino gucken!
Man leidet mit....
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Also, für mich ist das definitiv ein Antikriegsfilm, er funktioniert nur anders als man das üblicherweise gewohnt ist.
Abgesehen von den Luftkämpfen, gibt es ja keine Kampfhandlungen bei denen sich die Gegner gegenüber stehen.
Tatsächlich erzählt der Film vom Überlebenskampf in einem Kriegsgebiet von Nicht-Kombattanten und das so nachdrücklich das man fast das Gefühl hat mit dabei zusein.
Eigentlich spielt es gar keine große Rolle wer da gegen wen kämpft und in welchem Krieg das stattfindet. Das Gefühl des Ausgeliefert seins in der Situation, ohne selber eingreifen zu können, ist ja universell.
Ich finde den Film großartig :thumbup:
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Ich finde den Film auch sehr gut, weil die Stimmung einfach ungeheuer bedrückend rüberkommt.
Mich hat tatsächlich nur eine Szene gestört, die mir zu wenig brutal war. Ziemlich am Anfang gibt es einen MG-Luftangriff deutscher Flieger. Die beschossenen Briten stehen danach auf und es liegen ein Haufen Leichen da. Aber nicht ein schreiender Verwundeter. Fand ich unpassend.
Der Whitewashing Vorwurf bezieht sich konkret auf zwei Sachen (und zwar weniger französische Kolonialtruppen). 1. Dass der Royal Indian Army Service wesentliche Transportleistungen für die britischen Truppen gebracht habe, aber im Film unterschlagen werde. 2. Dass zu dieser Zeit ein Viertel der Seemänner auf britischen Zivil-Schiffen aus Asien und Afrika gekommen seien. Daraus den Vorwurf zu basteln, dass sei ein Brexit-Film halte ich allerdings für ziemlich überzogen.
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alles klar, ich verstehe
1. also Transportdienste waren da ja nicht zu sehen, die kommen ja schon an wo alle in Schlangen warten....
2. Du meinst die Matrosen auf den zivilen Handelsschiffen? Also davon wurden doch keine dargestellt, es waren Yachten und Fischerboote....
klar, da wurde sehr viel weggelassen, keine Frage, aber whitewashing ist ja was anderes.
der Brexit Film kann es schon deswegen nicht sein, weil der Film gedreht wurde bevor der Brexit beschlossen war.
Meine persönliche Meinung ist ja daß es auf einer tieferen Ebene eine Allegorie auf die Flüchtlingskrise ist...
aber sehr subtil und emotional
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Tach auch,
ich habe den Film im Kino gesehen und fand ihn besonders schlecht.
derFilm sieht für mich aus wie ein bestelltes Werk von Brexitiers.
\"Wir brauchen keinen anderen\" und auf der anderen Seite des Kanals sind nur Feinde oder unbrauchbare Freunde die uns nur ein Klotz am Bein sind.
Die Verklärung des Gegners (Wehrmacht des Deutschen Reiches) zu \"Der Feind\" ist eine Verklärung und teilweise Dämonisierung. Nur Schatten oder Kugeln.
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Hmm, über Geschmack lässt sich ja nu bekanntlich nicht streiten.
Aber gerade die von dir genannte \"Verklärung\" des Gegners ist für mich eine der Stärken des Films.
Es geht überhaupt nicht, darum, wer der Feind ist. Es ist egal, ob da die Wehrmacht oder das Imperium schießt. Es geht darum, im Krieg zu überleben.
Und genau das bringt der Film in meinen Augen grandios auf die Leinwand.
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derFilm sieht für mich aus wie ein bestelltes Werk von Brexitiers.
Diese Ansicht kann man tatsächlich auch in der Presse lesen hin und wieder.
Ich sehe das etwas anders, aber das ist nicht so wichtig.
Viel wichtiger ist daß man allgemein der Meinung zu sein scheint, daß der Film die aktuelle politische Situation in Europa kommentiert, und das scheint mir bemerkenswert zu sein.
An der Oberfläche ist er ja trotzdem ein ausgezeichneter historischer Film.