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Epochen => Absolutismus und Revolution => Thema gestartet von: preussischblau am 11. Januar 2018 - 00:33:32

Titel: Plänkler / leichte Infanterie im SYW
Beitrag von: preussischblau am 11. Januar 2018 - 00:33:32
Moin
Dazu habe ich in der Literatur nix rechtes gefunden: Welche Rolle spielten in SYW die Plänkler und wer stellte sie? Waren es Männer aus der Linieninfanterie? Schwer vorstellbar. Oder die Freitruppen? Ich habe mal bei Kronoskaf die Truppenstärken nachgesehen, die hatten teils nur 10 Jäger. Kaum vorstellbar, dass die in der Schlacht ne Rolle spielten, das waren vielleicht tatsächlich Jäger, die Hirsch und Wildschwein zum Fouragier brachten.

Und die Freitruppen selber waren ja eher für Überfälle und unübersichtliches Gelände gedacht. Oder wurden die vor die Linie als Plänkler gestellt? Oder waren es einzelne Kompanien der Linie? Haben denn umgekehrt die Freitruppen auch in Linie gekämpft?

Bei den Östereichern ist es klarer, da waren die Grenz-Infanterie Regimenter zuständig.

Wenn ichs recht verstehe, dann waren die Plänkler im SYW noch längst nicht so konsequent eingesetzt wie später zu Napoleons Zeiten?

Hintergrund der Frage ist natürlich, wie ich die schön bunten Plänkler in BP einsetzen kann...
Titel: Plänkler / leichte Infanterie im SYW
Beitrag von: Riothamus am 11. Januar 2018 - 01:15:10
Plänkler, die in der Schlacht die eigenen Einheiten abschirmen und die gegnerischen Einheiten konstanten Nadelstichen aussetzen, wurden erst nach 1789 (wieder-)erfunden. Leichte Truppen dienten dazu, aufzuklären, schwieriges Gelände wie Wälder oder Feuchtgebiete zu besetzen, Gepäck zu schützen, unabhängig kleine Aktionen und Überfälle durchzuführen und für den kleinen Krieg. Oft wurden sie aber zweckentfremdet eingesetzt, um den Rückzug zu decken und/oder die Verluste der regulären Einheiten kleinzuhalten.

In der Reichsarmee nahm man dafür auch extra zusammengestellte leichte oder freie, d.h. unabhängig vom Hauptheer eingesetzte Brigaden, denen man häufig die wenig ausgebildeten Truppen des niederrheinisch-westfälischen Kreises zuordnete.

In Preußen gab es Freibataillone, Freikorps, wobei die Einteilung oft künstlich ist, sowie natürlich in beschränktem Maß das Feldjägerkorps. 1786 stellte Friedrich der Große noch stehende Freiregimenter als leichte Truppen auf, die Friedrich Wilhelm II. schon ein Jahr später wieder auflöste. Der alte Fritz muss also die Notwendigkeit des \"Geschmeiß\" erkannt haben. Und auch die im siebenjährigen Krieg aufgestellte Miliz ersetzte den Preußen oft die leichten Truppen. Schau Dir mal diese Liste (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Frei-Truppen_und_Milizen_der_altpreu%C3%9Fischen_Armee) an. Auch die Geschichte des Freibataillons F2 Mayr, später Collignon, dann Courbière (müsste wie andere bei Kronoskaf zu finden sein), dürfte aufschlussreich sein.

Österreich war anderen mit den leichten Truppen voraus. Und das betraf auch die Reiter. Wenn immer auf die guten Leistungen der preußischen Husaren rekurriert wird, wird häufig übersehen, dass diese eben auch als Schlachtenkavallerie ausgebildet war und auch so eingesetzt wurde. Interessant wäre, ob das gute Bild so bleibt, wenn man die originären Einsatzgebiete leichter Kavallerie betrachtet.
Titel: Plänkler / leichte Infanterie im SYW
Beitrag von: Poliorketes am 11. Januar 2018 - 08:32:50
Die preussischen Husaren haben im kleinen Krieg schon einiges geleistet und waren ihren ungarischen Vorbildern durchaus gewachsen. Bellings Husaren sind ein gutes Beispiel, aber nicht das einzige.

Die leichte Infanterie wurde in offener Feldschlacht wohl eher als Linieninfanterie eingesetzt, wenn auch mit wenig Erwartungen, vgl. Legion Britannique bei Warburg. Diese Einheit ist aber auch ein gutes Beispiel dafür, wo es bei der leichten Infanterie haperte - das waren nur selten Spezialisten mit Elitestatus, sondern meist unzuverlässige Einheiten, die für die Linie nicht zu gebrauchen waren.

Die Briten haben allerdings im F&I reguläre Kompanien leichter Infanterie aufgestellt, zusätzlich zu den bekannteren arangern.
Titel: Plänkler / leichte Infanterie im SYW
Beitrag von: preussischblau am 11. Januar 2018 - 10:16:04
Danke, das hilft mir sehr weiter. Ich hatte schon sowas vermutet, denn sonst wäre wohl mehr dazu zu lesen gewesen. Aber ein paar grün berockte Jäger und ne Handvoll Kroaten auf Seiten der Österreicher werde ich mir leisten, die werden für etwas optische Abwexlung sorgen, und vielleicht im Spiel das eine oder andere Wäldchen verteidigen. Man findet ja bei Kronoskaf viele Anregungen.
Titel: Plänkler / leichte Infanterie im SYW
Beitrag von: Pappenheimer am 11. Januar 2018 - 16:27:41
Mir scheint es so, dass die Preußen aus ihren Erfahrungen in den beiden Schlesischen Kriegen gelernt haben. Der notorische „Parteigänger“ Gschray, der vom Anführer bayerischer Streifkorps in französische und dann später in preußische Dienste gewechselt ist, ist ein gutes Beispiel dafür wie man sich schrittweise in den verschiedenen Staaten den Notwendigkeiten über leichte Infanterie zu verfügen anpasste. Oftmals wurden die leichten Truppen durch ihre Beutelust und Disziplinlosigkeit eher naserümpfend vom Oberkommando betrachtet. Ursprünglich scheint mir die österreichische irreguläre Infanterie für den Kampf in Linie völlig ungeeignet gewesen zu sein, wurde aber v.a. nach dem Tod ihres berühmtesten Führers Trenck zusehends der Linieninfanterie angeglichen.
Ein gutes Beispiel für den Einsatz der leichten Infanterie, hast Du, Preußischblau, am Beispiel der Grenzer, die während der Schlacht bei Lobositz den Loboschberg besetzt hielten und von preußischer Linieninfanterie (!) daraus verjagt wurden. Auch die Linieninfanterie konnte also in der Zeit der Kabinettskriege anders eingesetzt werden, als man es für normal annimmt, nicht immer als die in völliger Ordnung langsam vorrückenden Linien. Alex Burns hat dazu einen interessanten Artikel in seinem Blog: http://kabinettskriege.blogspot.de/2017/12/did-soldiers-move-quickly-on-eighteenth.html
Ich stelle für alle Armeen, für welche sich in den Schlachtordnungen leichte Truppen finden, einige Einheiten dieser Gattung auf.
Titel: Plänkler / leichte Infanterie im SYW
Beitrag von: preussischblau am 11. Januar 2018 - 21:52:11
Der Artikel beschreibt ja eher, dass zugunsten der Geschwindigkeit und um wichtige Positionen zu erreichen auch mal die Ordnung der Linie hintenan stehen musste bei sehr schnellem Marsch oder dass auch mal gerannt wurde. Wenn auch nur ausnahmsweise - aber dort wird das Verhalten der Linieninfanterie beschrieben, nicht das der leichten Truppen. Aber egal, ich werde die eine oder andere Einheit bereitstellen und ein paar Freitruppen auch, hellblaue Hosen sind mal was anderes. Schade nur, dass NMZ keine kroatischen Grenzer im Programm hat - abgesehen von ein paar kleinen Freikorps wie Becks Freiwilligen und Loudons hatten die österreichischen leichten Truppen eine ganz andere Uniform, da kann man nicht einfach nur mit anderer Farbe arbeiten.
Titel: Plänkler / leichte Infanterie im SYW
Beitrag von: DerAndereSkaby am 12. Januar 2018 - 06:57:41
Diesen Artikel über Lobositz finde ich auch besonders lesenswert (auch bezüglich leichter Infanterie):
http://obscurebattles.blogspot.de/2014/07/lobositz-1756.html