Sweetwater Forum
Kaserne => Spielberichte => Thema gestartet von: Sorandir am 26. Mai 2009 - 21:44:18
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Wie schon an anderer Stelle erwähnt, spielten wir auf dem diesjährigen Attriticon in Ulm, aus dem 30 jährigen Krieg die Schlacht von Stadtlohn vom 06.August 1623.
Kurzer Überblick zum geschichtlichen Hintergrund:
Nach einigen herben Rückschlägen und verlorenen Gefechten befindet sich der Befehlshaber der protestantischen (niedersächsischen) Armee, Christian von Braunschweig, genannt der \"tolle Halberstadter\" (und da ist nicht \"toll\", im Sinne von \"super\" gemeint...) auf dem Rückzug. Er plant, sich mit seinen Truppen und seinem erbeuteten Kriegsschatz in die Niederlande abzusetzen und sich dort den Niederländern in deren Freiheitskampf gegen Spanien anzuschließen. Er wird jedoch hart verfolgt von Graf Tilly, Befehlshaber der kaiserlich-ligistischen Truppen. Braunschweigs Tross versucht langsam einige kleinere Flüsse zu überqueren und befindet sich nur noch wenige Kilometer vor der niederländischen Grenze entfernt, während die protestantische Armee versucht, den Rückzug zu decken. Tilly setzt alles daran den Gegner zur Schlacht zu stellen, den Halberstadter zu schlagen, seine Armee zu verderben und die Kriegsbeute zu erobern.
Das Szenario:
Die protestantische Armee hat sich an zwei kleinen Bachläufen zur Verteidigung aufgestellt. Sie wurde in 3 Teile aufgegliedert und steht schon von Beginn an auf dem Schlachtfeld. Die kaiserlich-ligistischen Truppen verfügen zunächst nur über ihre Vorhut. Die restliche Armee betritt erst in den folgenden Runden das Schlachtfeld.
Der Wagenzug wird 38“ vom Spielfeldrand entfernt aufgestellt und bewegt sich jede Runde 2“ darauf zu. Sobald der erste Wagen den Spielfeldrand erreicht, endet das Spiel und alle nicht erbeutete Wagen geben den Halberstadtern Siegpunkte. Im Gegenzug bekommen die Ligatruppen für jeden Wagen Siegpunkte, den sie berühren und somit erbeuten.
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Die protestantische Vorhut unter Obrist von Knyphausen hat vor dem ersten Bach Stellung bezogen. Im Wasser stehen einige Abteilungen Musketenschützen.
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Der Wagenzug rumpelt langsam nach hinten, während Reiterobrist von Thurn seinen Kavallerieschirm weiter nach vorne zieht.
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Hier ein Überblick über den Beginn der Schlacht. Man sieht die tief gestaffelte Verteidigungsstellung der Protestanten, in der Plattenmitte den Konvoi. Am rechten unteren Bildrand betritt die katholische Vorhut unter von Anholt das Schlachtfeld. In der Mitte rechts befindet sich ein ausgedehntes Sumpfgebiet, das die Flanke der protestantischen Armee schützt. Am Spielfeldrand erkannt man die Häuser des Stadtrandes von Stadtlohn, dem Zielpunkt für den Wagenzug. Unten links befindet sich ein Hügel, der über eine Pontonbrücke zu erreichen ist. Von hier aus, kann man über eigene Truppen hinwegschießen.
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Im verzweifelten Versuch die eigene Artillerie zu retten, greift die Infanterie sogar den Gegner an und verstellt somit den Kanonen die Schusslinie. Trotzdem gelingt es mit vereinten Kräften, ein volles kaiserliches Tercio in die Flucht zu schlagen, bevor die Abteilung Knyphausen von der feindlichen Übermacht aufgerieben wird.
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Doch es wurde genug Zeit erkauft, bis von Thurns Reiterei heran ist und das vakante Bachufer besetzen kann.
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Die katholische Übermacht wird immer erdrückender.
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Die Abteilung von Knyphausen ist aufgerieben, von Thurns Kavallerieschirm zerschlagen und die Kaiserlich-ligistischen Beginnen über den Bach zu setzen. Die schwere bayrische Artillerie hat den Hügel besetzt und kann von dort bis zur protestantischen Infanterie (links hinter dem 2.Bach) wirken.
Das tapfere protestantische Infanterieregiment von Sachsen-Weimar besetzt die einzige Brücke.
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Der Wagenzug hat die Brücke passiert, die braunschweigische Infanterie bereitet sich auf den Ansturm des Feindes vor.
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Doch die Kaiserlichen riskieren keinen waghalsigen Sturmangriff durch den Bach, da das andere Ufer gut verteidigt ist. Statt dessen bringen sie ihre überlegene Feuerkraft zur Geltung und schießen die gegnerische Infanterie langsam in Stücke.
An der Brücke kämpft das protestantische Infanterieregiment von Sachsen-Weimar bis zum letzten Mann und erkauft so wertvolle Zeit. Hier sieht man, wie die ersten katholischen Reiter über die Brücke setzen.
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Auch diese Verteidigungslinie wird schlussendlich genommen und Tillys Armee setzt über den zweiten Bach. Hier sieht man die siegreichen rot-gelben Flaggen der Habsburger wehen.
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Doch die Protestantische Reiterei schafft es, zusammen mit Christians Leibregiment, durch ein geschicktes Rückzugsgefecht den Gegner auf Distanz zu halten. Der Wagenzug kann entkommen und es fiel nur ein Wagen in feindliche Hände.
Nach Siegpunkten war es eine knappe Niederlage für die Protestanten, da der gerettete Wagenzug die horrenden Verluste (vor allem an Infanterie und Artillerie) nicht ganz aufwiegen konnte. Aber trotzdem war es ein äußerst geschickter und taktischer Rückzug. Christian von Braunschweig hat es im Spiel geschafft, mit deutlich unterlegenen Truppen, den zerbrechlichen Versorgungstross vor den Katholiken zu retten und noch umgerechnet ca. 3.500 Protestanten in Sicherheit über die holländische Grenze zu schaffen. Das verdankt er nicht zuletzt dem heldenhaften Ausharren und Sterben des Infanterieregimentes von Sachsen-Weimar, das die strategisch wichtige Brücke bis zum letzten Mann verteidigt hat und so wertvolle Zeit erkaufte. Nun kann der Herzog von Braunschweig ein neues Heer aufstellen, oder mit seiner Kriegsbeute bis an sein Lebensende gut leben.
Historisch ging das Gefecht nicht so glimpflich aus. Christian verlor seine gesamte Infanterie, Artillerie und einen Großteil der Reiterei sowie seinen gesamten Tross. Er sollte von nun an keine größere Rolle mehr in diesem großen europäischen Krieg spielen. Stadtlohn gilt als Tillys deutlichster Sieg über einen (seiner zahlreichen) Gegner.
Wir spielten das Szenario mit 15mm Figuren von Essex, Freikorp15, Lancashire und Peter Pig. Gebäude und Gelände selbst gebaut, die Brücke ist von Hovels (glaube ich).
Regelwerk war meine Adaption der Crusader-Regeln \"Löwe aus Mitternacht\".
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:thumbsup: :thumbup: Klasse Spielbericht.
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Superschöne Bilder geschossen, und zumindest soweit ich es mitbekommen habe hast du die Schlacht toll als Szenario umgesetzt. Hätte gern noch länger mitgespielt (als die ersten 10 Minuten...), aber die Geschichte läuft ja nicht davon. Toller Bericht! :thumbup:
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In der Tat ein sehr schöner Bericht...! :imsohappy:
Da juckts mich wieder total, meine Armeen aus der Zeit zu reaktivieren..., und vielleicht noch das :zitat: eine oder andere Tercio fertig zu malen... :party:
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sehr schöner Bericht. Macht Lust auf mehr.
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Kann mich dem nur anschliessen. Schöner Bericht, schönes Gelände, schöne Bilder.
Gruß
Karl Heinz
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Wie immer beeindruckend :thumbsup:
Klasse Arbeit :) :)
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Super Bericht mit Super Figuren. :thumbsup:
Von welchem der genannten Hersteller sind denn die Wagen ?
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Super Bericht und tolle Bilder :thumbsup:
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[font=\'Arial]Einfach nur genial!!! Gelände, Figuren, Fotos und Bericht sind einfach klasse und das Thema 30-jähriger Krieg finde ich eh ungemein spannend.[/font]
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Tja, was soll man noch sagen. Mal wieder Spielbericht vom Feinsten. Das Szenario würde ich gern mal spielen. Bin gespannt auf die Umsetzung - ist ja weit entfernt von der normalen Feldschlacht.
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Es war mir eine Ehre die rechte katholische Flanke führen und Christian den einzigen Trosswagen abjagen zu dürfen. Die Buben auf der Brücke waren wirklich eine harte Nuss...
Ich bin normalerweise ein Skeptiker, was große, lange Spiele (für mich: jenseits der drei Stunden) angeht, aber dieses Spiel hat mich die Zeit vergessen lassen und damit ist eigentlich schon alles gesagt. :thumbup:
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Lob, Lob, Lob!
:thumbsup:
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Gefällt mir sehr gut! :thumbup:
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Danke für das zahlreiche Lob und danke auch nochmal an meine Mispieler von Ulm, gerne wieder ;-)
Die Planwagen (mit und ohne Plane) und die Kutsche sind von Essex, der Karren mit dem Weinfass ist (glaube ich) von Museum Miniatures.
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@Sorandir
Vielen Dank für die Antwort mit den Wagen.