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Epochen => Frühes Mittelalter bis zur Renaissance => Thema gestartet von: Warboss Nick am 30. Mai 2010 - 20:34:23

Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Warboss Nick am 30. Mai 2010 - 20:34:23
Hallo zusammen!

Diesen Sommer sollen hoffentlich die mercenary Variante der Perry Plastikfiguren für den WotR raus kommt mit Piken, Armbrüsten und Handfeuerwaffen. Angeblich sollen sie für so ziemlich alles auf dem Festland geeignet sein. Ich bin da allerdings noch etwas skeptisch, gerade was die Schweizer angeht. Außerdem müsste man für Hellebardiere die Box nehmen, die es schon gibt (Stangenwaffen und Bögen). Die Körper sollen wohl die gleichen sein, und ich habe Zweifel, ob da ein paar Kopfvarianten ausreichen. Aber ich bin auch alles andere als ein Experte was Waffen und Kleidung im 15. Jahrhundert.

Irgendwelche Ideen dazu?
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Antipater am 30. Mai 2010 - 22:37:01
Auf die \"Söldnerbox\" hoffen nicht wenige, die mit den Inselkonflikten nicht so viel anfangen können (u.a. auch ich). Deine Frage erschließt sich mir aber nicht so ganz. Sicher wird man die Modelle auch für Schweizer hernehmen können. Im Zweifelsfall muss man eben selbst Hand anlegen und dem ein oder anderen noch einen Turban oder wallende Haar- und Barttracht verpassen, damit die Minis dem Modeklischee entsprechen. Ums Mischen mit der bereits veröffentlichten Box wird man nicht herumkommen. Allerdings habe ich auch schon schöne Umbauten von Bogenschützen in Schwertkämpfer oder Verlustmarker gesehen. Zumindest ein paar Modelle lassen sich so umfunktionieren - und der Rest ist dank Plastik so günstig, dass man kaum von Verlusten sprechen kann.
Aber ist das wirklich, was du wissen möchtest? ?(
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Warboss Nick am 30. Mai 2010 - 22:44:40
Ich habe Zweifel, wie geeignet die Plastik Perrys für Schweizer sind. Bei Burgundischer Ordonanz hätte ich da keine Bedenken. Aber bei den Schweizern heißt es eigentlich immer, dass sie eine deutlich eigene Tracht hatten (auch wenn sie bei Rüstungen gerne auf Beutestücke zurückgegriffen haben). Wenn ich die Bogen/Stangenwaffen Box und die Bilder von der neuen Box mit Abbildungen oder den Foundry Schweizern vergleiche, sehen die für mich schon etwas anders aus. Ich kann nur eben nicht so recht einschätzen, wie gravierend die Unterschiede sind und ob die Plastikfiguren trotzdem auch als Schweizer verwendet werden können. Es soll schließlich (zumindest einigermaßen) historisch korrekt sein.
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Antipater am 30. Mai 2010 - 22:53:30
Okay, ums kurz zu machen: Du kannst.
Die genannten Details wie Turbane und Haarmode kann man mit Federschmuck und Schweizerdolchen ergänzen. All das lässt sich leicht anmodellieren oder mit vorhandenen Bitz (aus der Perry-Box oder anderen Bausätzen) darstellen. Ansonsten sollte man mit \"nationalen\" Moden vorsichtig sein; es gibt die besagten Klischees, die sich in bildlichen Darstellungen manifestieren, aber keinesfalls für absolut gelten dürfen. Wenn du unter zehn Modelle ein, zwei einmischst, die dem Foundry-Vorbild nachempfunden sind, dürfte das vollkommen ausreichen.
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Tabris am 31. Mai 2010 - 15:36:48
Im Netz hatte ich mal im Netzt hierzu ein Bild gefunden (angeblich auch Perry Modelle)...
(http://img109.imageshack.us/img109/881/p9060310.jpg)
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Antipater am 31. Mai 2010 - 23:24:04
@Tabris: In der Tat, das sind die Foundry-Modelle der Schweizer, die von den Perrys geknetet wurden. Q.e.d. ;)
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Warboss Nick am 01. Juni 2010 - 07:46:46
Sehr schick! Du weißt nicht zufällig, ob es davon eine Gallerie mit mehr Bildern gibt?

Wie Antipater schon sagte, auf jeden Fall Foundry, die auf TMP teilweise auch Dave Andrews zugeschrieben werden. Interessant ist für mich auch, dass einige Crusader WotR Pikeniere als Standartenträger drunter gemischt sind. Vielleicht eine weitere Möglichkeit zum Kombinieren.
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Tabris am 05. Juni 2010 - 19:48:42
Zitat von: \'Warboss Nick\',index.php?page=Thread&postID=61595#post61595
Sehr schick! Du weißt nicht zufällig, ob es davon eine Gallerie mit mehr Bildern gibt?
Ich habe nur mal vor einiger zeit die Bilder gespeichert...
(http://img88.imageshack.us/img88/1239/p9060317.jpg)
(http://img210.imageshack.us/img210/6460/p9060315.jpg)
(http://img143.imageshack.us/img143/8606/p9060311.jpg)

@antipater: ich bilde mir jedoch ein einige Figuren darunter als Perry-Miniaturen von Perry :sm_pirat_confused: zu erkennen... der Standartenträger und Champion :?:
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Beitrag von: Antipater am 05. Juni 2010 - 22:44:12
Das ist ja mal ne tolle Truppe.  8o Die Basierung ist nicht so mein Fall, aber in der Masse macht\'s echt was her.
Der Fahnenträger mit gekreuzten Beinen ist ein \"Unarmoured Pikeman\" aus der Rosenkriegsreihe von Crusader. Der Champion (?) mit der Hand am Visier ist dagegen ein Anführermodell der Foundry-Schweizer.
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Warboss Nick am 06. Juni 2010 - 15:21:42
Vielen Dank, Tabris! Das ist eine wirklich schöne Armee. Mal gucken, ob ich da ran komme.

Bei dem Standartenträger bin ich, wie gesagt, der gleichen Meinung wie Antipater: http://www.crusaderminiatures.com/prod.php?prod=196&cat=5&sub=16&page=1 Gleiches gilt mMn für ein paar weitere Standartenträger und zumindest einen Teil der Armbrustschützen, also auch Crusader Miniatures WotR (also Mark Simms): http://www.crusaderminiatures.com/prod.php?prod=202&cat=5&sub=16&page=1
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Frank Bauer am 07. Juni 2010 - 15:50:06
Zitat von: \'Antipater\',index.php?page=Thread&postID=61976#post61976
Die Basierung ist nicht so mein Fall, aber in der Masse macht\'s echt was her.

Ja, die Kuhfleck-Tarnung auf den Bases ist....besonders. Kann man mögen, muß man aber nicht.  :D  
Ich halte die Perry-Plastics auch für brauchbar in diesem Fall. Besonders mit den von Antipater vorgeschlagenen Stilelementen.
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Donner am 20. Juni 2010 - 11:09:31
Ich sag mal ganz unbescheiden, dass ich mittlerweile Experte auf dem Gebiet bin. ;) Zuerst einmal sollte man mit dem Begriff \"Schweizer\" aufpassen. Im 15.
Jahrhundert redet(e) man von Eidgenossen. Der Begriff Schweizer setzte
sich erst ab dem 16. Jahrhundert als nicht abwertender Begriff für
Bewohner dieses Gebiets durch. Ist aber nur ein Detail.

Edit: Ich halte die WotR Range für diesen Zweck als völlig unbrauchbar. Das ist imho das gleiche, wie man cäsarianische Römer für die Hunneneinfälle gebrauchen würde.

Wenn du einfach eine gut aussehende Armee auf dem Feld willst, nimm die WotR Figuren. Obwohl die \"Schweizer\" Range von Foundry mit ein paar Umbauten (Hände, Köpfe) optisch genau so gut, bis sogar besser ist. Ich bastle selber an dieser Reihe und staune immer wieder über die liebevollen Details und die historischen Tatsachen, welche in die Figuren einfliessen. Bei den Halbarten, sind sogar kleine Kreuze eingestempelt- wie bei vielen Originalen! Tatsächlich kenne ich keine andere Figurenreihe, die dermassen realistisch umgesetzt ist. Wenn du deine Eidgenossen möglichst nahe an der Wirklichkeit willst, nimm unbedingt diese Figuren.

Die Nachteile der Reihe sind die manchmal zu grossen Hände und Köpfe. Man kann die Figuren aber problemlos umbauen und bei Bedarf nachmodellieren.

Die Eidgenossen waren bis auf die Langspiesser in der Front (und ein paar andere Ausnahmen wie z.B. Bannerträger und Hauptleute) grösstenteils ungepanzert. Wenn ein Harnisch getragen wurde, war es meistens ein billiges mailändisches Massenfabrikat in Form eines Brust/Rückenharnischs mit Helm, oder erbeutete Rüstungen, die oft auch nach Bedarf aus verschiedenen Sets zusammengeschustert wurden. Bis auf Helme, waren die Knechte also kaum gepanzert. Die englischen Billmen der WotR sind einfach zu stark gepanzert und eignen sich imho höchstens als Hauptleute oder Bannerträger/Bannerwache. Ausserdem fehlen einfach wichtige Details wie Schweizerdolche, oder halbwegs korrekte Halbartenformen. Die Bogner kann man sowieso gleich vergessen. Die Eidgenossen benutzten fast ausschliesslich Handbüchsen und Armbrüste.

Mode:

Antipater hat mit dem wallenden Haar sogar recht. :walklike: Damals scheinen bei den Eidgenossen lange Haare (meistens noch ohne Bart) in Mode gewesen zu sein. Mode ist sowieso ein schwieriges Thema. Der grosse Teil des eidgenössischen Fussvolkes wurde direkt nach Bedarf aus der Stadt- und Landbevölkerungtrug aufgeboten. Diese Leute liefen meistens in ihrer Alltagskleidung in die Schlacht und trugen deshalb eher einfache Kleidung, wie wir sie von anderen Ländern zu dieser Zeit auch kennen. Für Reisige, einflussreiche Bürger, oder sogar (In der Schweiz gabs damals nicht viel) Adlige kann man aber gerne französische, oder burgundische Mode verwenden. Soll heissen, hier kann man auch gerne Modelle aus anderen Ranges verwenden.

Die abgebildeten Eidgenossen finde ich übrigens sehr gut bemalt. Lediglich die Banner haben teilweise falsche Proportionen und die weissen Kreuze sind oft auf der falschen Seite der Beinlinge/Hosen. (Hierzu gibt es klare Aufzeichnungen) Das sind aber nur Details. Die Fiiguren sind grossartig!

Man sollte darauf achten, dass man nicht zu viel Standesfarben (Kantonsfarben) verwendet. Diese wurden wahrscheinlich eher von den Banner/Hauptleuten und den Schützen getragen. Man darf aber auch kleinere Gruppen einheitlich damit bemalen.
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Sidarius Calvin am 21. Juni 2010 - 15:17:02
Ich möchte mich den sehr guten Ausführungen von Donner anschlessen:
Die Modelle auf den Bildern sind sehr schön gestaltet und bemalt. Bis auf die besagten Details passen sie so.

Als gebürtiger Schweizer, der sich schon immer für die (Landes-)Geschichte int eressiert hat, möcht ich auch noch etwas einbringen:

Zu den Farben und Banner:
Es war so, dass Orte und in den Städten die Zünfte (Handwerker-Gilden) festgelegte Kontingente aufbieten und zu den Sammelplätzen schicken mussten/sollten. Gerade bei den Aufgeboten aus den (reicheren) Städten ist belegt, dass die Männer in die gleichen Farben gekleidet waren. Die Bauern und Handwerker hingegen zogen mit ihrer Alltagskleidung, die ja an sich schon durchaus sehr robust war aus.
So sollte man wie Donner schon geschieben hat, in den einzelnen Regimentern die knalligeren Farben nicht zu sehr mischen, da die einzlenen Aufgebote zusammenblieben. Auch sollte man mit den Kantons- und Orts-Fahnen und Fähnlein etwas aufpassen. Zürich als Stadt stellt man besser nicht mit den ländlicheren Kantonen zusammen. Zudem waren gerade die Zürcher je nach Zeitraum (zB. wärend den Toggenburgerkriegen bzw. dem alten Zürich Krieg) mit Habsburg verbündet und defakto nicht in mehr in der Eidgenossenschaft. Gerade dieser \"Verrat\" machte sie bei den anderen Kantonen nicht unbedingt beliebt. Und auf die \"klassische\" Schweizer-Fahne mit dem weissen Kreuz auf rotem Grund (nicht zu verwechseln mit der Kantonsfahne von Schwyz) würd ich gänzlich verzichten. Unseren Bundesstaaat mit der Armee auf Bundesebene gibt es erst seit 1848. So gab es neben den bereits besagten Kantons-Fahnen eigentlich keine einheitliche, Zentrale.

Die Perry-Box mit den gerüsteten Kämpen passt wirklich nur sehr bedingt für die Eidgenossen.
So muss man sich bewusst sein, dass Waffen und Rüstungen vererbt wurden und so zum Teil ettliche Jahre alt waren. Nur die reicheren Städte unterhielten Zeughäuser und lagerten und unterhielten dort Waffen und Rüstungen (welche auch zum Teil eingekauft wurden).
Somit muss man sich bewusst sein, dass die Männer auch in den Burgunderkriegen noch mit älteren oder keiner Rüstung antraten. Viel von der Beute aus Grandson oder Murten verschwand in den Zeughäusern und wurde dort gehortet. Auch sollte man bedenken, dass die Aufgebote die zum Teil längeren Strecken zum Sammelplatz meist im Eilmarsch zurüclegten und so oft auch auf sperrige/schwere Ausrüstung verzichteten.


Dies mal mein Senf dazu.


Hab aber noch ne Frage zu den Foundry-Modellen:
Die Piken sind ja jeweils nicht dabei. Aber wie siehts mit den Halbarten aus?
Sind die bei den entsprechenden Blistern dabei? Das hat mich nämlich bislang davon abgehalten, solche Modelle zu kaufen.



Sid
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Donner am 21. Juni 2010 - 22:40:29
@Sidarius

Danke für deinen interessanten Beitrag.

Die Halbarten sind allesamt angegossen. Hier ist auch eine weitere \"Schwäche\" der Reihe- zumindest für hardcore- Realisten wie mich: Es sollte mehr verschiedene Halbartiere geben, dafür weniger Varianten der Langspiesser. Trotz der enormen militärischen Bedeutung, welche diese Waffe bedeutete, darf man sich nicht über deren tatsächliche Anzahl täuschen lassen. Die Langspiesse dienten ja vorallem zum Schutz der Gevierthaufen. Die tatsächliche Schlagkraft bildeten aber die Halbartiere im Zentrum der Harste. Die Langspiesser wurden meistens wie ein schützender Rahmen um die besagten Knechte mit den kürzeren Wehren gruppiert. Bei Murten waren wahrscheinlich nur 10-20% der Männer mit Langspiessen bewaffnet. Von den 10 000 Mann in der Gewalthut, waren lediglich 1000 Mann mit Langspiessen bewaffnet.


Meinst du mit Kantons- und Ortsfahnen, Städte- und Länderorte? Die (Gemeinde) Fähnlein mussten meines Wissens bei der Aufstellung eingerollt werden. Hier bin ich mir aber nicht ganz sicher. Ich verstehe ausserdem nicht ganz, was du mit den Animositäten meinst, wie du sie bei den Zürchern und Eidgenossen beschrieben hast. Der alte Zürichkrieg artete ja sowieso in offenen Krieg gegen die Eidgenossen aus. Aber später gabs ja bis zur Reformation nie mehr grösseren Zoff zwischen Zürich und den Waldstätten. Meines Wissens beschränkten sich derartige Spannungen eher auf die politische, juristische und territorialherrschaftlichen Bühne, wie sie im 15. Jahrhundert zwischen vielen Stadt und Landorten im Gebiet der heutigen Schweiz stattfanden. In der Schlacht wurde da je nach Gusto und Situation disponiert. In Grandson z.B., waren sowohl Schwyzer (Landort) , als auch Zürcher in der selben Vorhut gruppiert.

Wie du aber sehr richtig bemerkt hast, blieben die Kontingente (in der Aufstellung und im geschlossenen Kampf) geordnet bei ihrem Banner und waren wohl auch oft nach Gemeinden/Zünften in Kolonen gestaffelt (!) Welches Banner dann aber wo und neben welchem stand, war eher eine Frage des Vorrechtes, und/oder von besonderen Privilegien. In Murten standen Die Berner und Freiburger zu vorderst, weil sie massgeblich am Konflikt mit den Burgundern beteiligt waren. Desweiteren wieder die erwähnten Schwyzer, weil sie das grösste Aufgebot aller Länderorte stellten und wohl auch den grössten Einfluss bei Letzteren hatten.

Auch beim gemeinsamen Banner teile ich deine Meinung. Aber es gab wahrscheinlich dennoch eine Art innofizielle\"Schweizerfahne\". Die Informationslage diesbezüglich ist sehr dürftig. Freischaren und \"innofizielle\" Aufgebote der Obrigkeit, führten manchmal eine rote Fahne mit durchgehendem weissen Kreuz mit. Offenbar wurde diese Fahne zuerst von den Bernern verwendet und später auch von anderen Orten benutzt. Es gibt auch einige Bilder von Tschachtlan und Schilling dazu. Bei Auszügen mit \"voller Macht\" waren aber nur Standesbanner vorhanden und kein gemeinsames Banner, wie es oft fälschlich erwähnt wird.
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Sidarius Calvin am 22. Juni 2010 - 11:27:21
@ Donner

Auch deine Ausführungen sind sehr interessant. Es freut mich sehr, mich mit dir über dieses Thema austauschen zu können. Danke auch zur Erklärung der Foundry-Minis. So wird ich m getrost ein paar bestellen. :)

Ich denke, dass man sich beim Thema \"Eidgenossen fürs Tabletop\" sehr genau überlegen muss, auf welchen Zeitraum man sich festlegt. Ich sehs schon hier bei unserer Diskussion. Unsere Aussagen sind eigentlich alle korrekt, aber eben nicht in jeder Periode der Geschichte .
Bei den Bildern würd ich wegen dem Schnee auf 1477 bei Nancy tippen. Könnte auch von der Menge an Feuerwaffen und Langschpiessen so durchgehen.

Zu den Halbarten bzw. den Modellen aus der Perry-Box (um auf das ursprüngliche Thema) zurückzukommen: Da wäre auch das Problem, dass die Stangenwaffen nicht unbedingt passen würden. Die englische \"Bill\" von der zu deutsch auch gewisse Formen als \"Rossschinder\" oder \"italienische Hellebarde\" bezeichnet werden, kam in der Schweiz nur wenig bis selten vor (Beutestücke). So fehlen leider die passenden Halbarten fast völlig. Auch die Axt die der Hauptmann führt passt nicht so ganz zur \"Mordaxt\". Gerade die Scheibe als Handschutz unterhalb der Federn passt nicht. Und auch die Faustschilde würde ich auf jeden Fall weglassen. Die Waffen waren halt einfach mehr aufs Praktische ausgelegt, als auf \"Schönheit\".
Wie von Donner schon angemerkt fehlt aber auch bei Foundry die Vielfalt. Gerade auch andere Stangenwaffen als Halbarten oder bei denen andere Blattformen wären sicher eine feine Sache.

Die Erklärung zu den Langspiessern passt so zu den Burgunderkriegen, da vor allem ab Grandson, Murten und Nancy die Anzahl dieser Waffengattung allmählich zunahm. Ab diesen Schlachten bildeten sie vermehrt grössere Kontingente wie von Donner beschrieben. So muss man sich im klaren sein, welchen Zeitraum man hier betrachtet. Vor den Burgunderkriegen waren Langspiesse wenig verbreitet. In den frühen Mailänderzügen wurden zwar erste Kontingente eingesetzt, aber die Anzahl wuchs erst auf 1470 hin in grösserem Masse an. Die grossen Gewalthaufen, die hauptsächlich aus Langspiessern bestanden, tauchten erst später in den Schwabenkriegen und zur Zeit der Reisläuferei (Schweizer Söldner in aller Herren Länder) auf.

Ja, mit Kantons- und Ortsfahnen sind die Banner der Städte und Orte (Stände und Landschaften - auch zugewandte) gemeint. Und mit dem \"Wer-mit-Wem\" hast du sicherlich auch recht. Das war wohl ziemlich stark von den Stimmungen in den jeweiligen Tagsatzungen abhängig. Sticheleien unter den Kantonen sind bis heute noch gang und gäbe und war damals wohl noch ausgeprägter. Ach ja, Schwyzer waren eigentlich bei fast jeder bedeutenden Rangelei zu finden. Beutezüge und Schlachten lohnten sich für diese armen Bergler halt immer besonders.

Bilder der frühen \"Schweizerfahne\" sind mir auch bekannt. Nur ist diese gerade um die Zeit der Burgunderkriege wohl eher nicht so angebracht.
Freischaren- bzw. Saubannerzüge führten gemäss den Chroniken eigene Fahnen mit, die aber meist nicht offiziell waren.


Sid
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Donner am 22. Juni 2010 - 14:22:23
Ich kann deinen Ausführungen nur zustimmen. Die gute Quellenlage lässt im eidgenössischen Kriegswesen gute zeitliche Abgrenzungen zu. Wo es an klaren Informationen fehlt, lässt sich zur Not auch das eine oder andere mit den Schilling- Chroniken überbrücken. Vorallem der jüngere Schilling lässt insbesondere in seiner luzerner Chronik auf ein ausgeprägtes technisches Verständnis und ein gutes Auge für Details in fast allen Belangen schliessen. Der ältere Schilling war ja sogar bei Grandson und wahrscheinlich auch in Murten dabei. Was er an militärischen Belangen zu diesen Schlachten überliefert hat, stimmt meistens mit den burgundischen Chronisten auf der Gegenseite überein. Man kann also viel auf diese beiden Herren geben, wenn Bedarf besteht.

Das rote Banner ist tatsächlich nur bedingt für die Burgunderkriege geeignet; zumindest wenn man von der berühmten Schlachtentrilogie spricht. Ein gutes Beispiel für dieses gemeinsame Feldzeichen ist wohl die Schlacht bei St. Jakob 1444. Dort bestand ja die ganze Truppe aus zusammengelaufenen Freiknechten. Es gab aber auch die von dir erwähnten Freiharste mit eigenem Banner. Der Saubannerzug ist hier wohl an erster Stelle zu nennen. Wenn ich mein freehand mal etwas besser meistere, kommt dieses prächtige und freche Banner sicher in die Vitrine! :)

Zu den Miniaturen:

Du wohnst ja in St. Gallen? Wenn du interessiert bist, kann ich dir gerne- natürlich gratis- einige Halbartiere und Armbruster, welche ich doppelt habe, per Post zukommen lassen. Wenn du mal eine kleine Truppe hast, könnten wir ja mal ein kleines Gefecht aus dem alten Zürichkrieg wagen. Da ich gebürtiger Berner bin, dürfte ja wohl klar sein, wer auf welcher Seite steht! sm_party_joint


Zum ursprünglichen Thema: Die Perrys dürften eher als Burgunder interessant sein. Leider kenne ich mich noch nicht wirklich mit den Details Letzterer aus. Da sie aber sehr viele Söldner beschäftigten (unter anderem auch englische Langbogenschützen) dürfte auf jeden Fall super Möglichkeiten dafür bestehen.
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Sidarius Calvin am 22. Juni 2010 - 19:40:49
Zitat
Zu den Miniaturen:

Du wohnst ja in St. Gallen? Wenn du interessiert bist, kann ich dir gerne- natürlich gratis- einige Halbartiere und Armbruster, welche ich doppelt habe, per Post zukommen lassen. Wenn du mal eine kleine Truppe hast, könnten wir ja mal ein kleines Gefecht aus dem alten Zürichkrieg wagen. Da ich gebürtiger Berner bin, dürfte ja wohl klar sein, wer auf welcher Seite steht!
@ Donner

Hey da freu ich mich wirklich sehr, einen Landsmann gefunden zu haben, der sich auch so für historische TTs interessiert. :hutab:
Ja, ich bin St. Galler, wohne aber im Toggenburg. Arbeite einfach in der City.

Und dein grosszügiges Angebot ehrt mich sehr.

Nach welchen Regeln spielst du?
Ich hab mir gerade WAB 2.0 geholt und würde die Eidgenossen nach der Liste in \"Armies of Chivalry\" aufstellen.
Hab mir auch schon Gedanken zu Warmaster Medieval Armies gemacht. Wäre im kleineren Masstab auch eine Option.

Hab noch viele weitere Fragen an dich und schick dir darum ein PN.

Sid
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Warboss Nick am 26. Juni 2010 - 09:59:57
Wow, das nenne ich mal eine Fülle an Informationen und Tips - vielen Dank! Ich fürchte nur, dass ich diesem hohen historischen Anspruch nicht ganz genügen werde, weil ich ein paar Kompromisse im Hinblick auch Regeln (in meinem Fall WAB) und Optik auf dem Tabletop machen werde. Aber vielleicht könnt ihr mir ja dabei helfen, die Kompromisse auf ein Minimum zu reduzieren.

Der erste Kompromiss betrifft das Zahlenverhältnis Pikeniere/Hellebardiere/Schützen. Die Liste in AoC ist stark auf Pikeniere als Kern ausgelegt, vor allem durch die Koppelung der Schützen an die Piken. Dadurch komme ich bei 2500 Punkte auf 3x30 Pikeniere (1x Gewalthaufen), 20 Hellebardiere, 2x15 Hellebardiere (open oder) und 12 skirmisher mit Armbrust und 2x10 skirmisher mit leichter Armbrust. Eine Alternative wäre, einen Pikenblock und eine Einheit skirmisher zu streichen, den Gewalthaufen auf 42 aufzustocken und eine weitere Einheit mit 20 Hellebardieren mitzunehmen. Für den groben Zeitrahmen 1450 - 1477 vom Zahlenverhältnis Piken zu Hellebarden wohl passender, aber mE sowohl historisch als auch taktisch zu wenig Schützen.

Der zweite Kompromiss betrifft die Zusammenstellung der Einheiten aus verschiedenen Kantonen, also Standarten und Farbwahl. Die Idee ist, in den Gewalthaufen eine Standarte von jedem der acht alten Orte zu setzen. Die anderen Einheiten bekommen drei Standarten von verschiedenen Kantonen, zugewandten Orten und Persönlichkeiten (habe da eine ganz brauchbare Auswahl von Freeywater). Ich habe nur keine Ahnung, ob die Zusammenstellung der Kantone zusammen passt - ich bin vor allem danach gegangen, dass die Einheiten nicht zu bunt werden und ich (fast) immer auch rot/weiß mit dabei habe:

Gewalthaufen: acht alte Orte
Pikeniere 2: Hans von Hallwyl, Nicklaus von Diesbach, Bern
Pikeniere 3: Peter Rot, Basel Stadt, Solothurn
Pikeniere 4 (weil ich genug Figuren übrig habe): Petermann von Faucigny, Glarus, Schaffhausen
Hellebardiere 1: Uri, Unterwalden, Ludwig von Greyerz
Hellebardiere 2: Schwyz, Appenzell, Thun
Hellebardiere 3: Hans Waldmann, Zürich, Luzern

Die Schützen bekommen Schützenfähnlein (was sonst) aus Eigenproduktion, auch wenn dabei die schönen Schützensymbole wahrscheinlich auf der Strecke bleiben werden. Die Freezywater Fahnen werden noch etwas aufgehübscht.

Vorschläge, Ideen, Kritik?

Cheers,

Nick.
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Donner am 26. Juni 2010 - 14:41:38
Zum Thema Kompromisse:

Achte am besten einfach darauf, dass du die einzelnen Miniaturen, Banner etc. historisch möglichst korrekt gestaltest. Eine Schlacht soll ja in erster Linie Spass machen. Gerade bei 28mm Figuren, hast du ja sowieso ein riesen Paradoxon bezüglich Anzahl und Grösse von Einheiten. Ich kenne z.B. Niemanden, der 10 000 Minis für einen Schlachtkörper gesammelt hat. ;)

Ich selber arbeite auf eine Inszenierung der Schlacht von Murten hin. Dafür passe ich die AoC- Regeln je nach Bedarf an. Ich werde zum Beispiel selber Regeln für gemischte Einheiten, Rüstungen und Moral schreiben. Darunter ist eine Spezialregel für einen 100er Block aus Halbartieren und Langspiesser.

Du möchtest aber sicher etwas weniger Radikales. An deiner Stelle würde ich ganz frech die Schützenauswahlkriterien aus AOC ignorieren. Diese Auswahl ist gut gemeint, weil sie wohl die Unbeliebtheit der Schusswaffen bei den Eidgenossen wiederspiegeln soll. Die leichten Armbrüste sind aber de facto ein Bogen und diese haben nunmal nichts in einem eidgenössischen Heer verloren. Ausserdem wird so- wie du es oben beschrieben hast- die Auswahl der Langspiesser nach oben gedrückt. Am besten nimmst du einfach jeweils eine Einheit aus Büchsen- und Armbrustschützen. Somit ignorierst du lediglich die Regel, dass du nur jede zweite Einheit zu \"normalen\" Armbrustern bzw. Büchsenschützen aufwerten kannst und hast dennoch eine erträgliche Anzahl an Langspiessen. (Wenn ich die Regeln so richtig im Gedächtnis habe)

Beim Verhältnis Halbarten/Langspiesse würde ich an deiner Stelle Fünfe grad sein lassen. Am besten stellst du so viele Halbartiere wie möglich ins Zentrum der Gewalthut und Spielst selbige dann nach den Langspiessregeln. In der Realität öffnete sich diese Formation nach dem Zusammenprall und die Halbartiere aus dem Zentrum strömten quasi aus dem Haufen, um den Gegner zu erledigen. Diese Situation kann man nach WAB sowieso nicht wiedergeben.

Zu den Bannern.

Wenn du die Standesbanner in die Vor- oder Gewalthut plazierst, bist du schon mal auf gutem Wege. Die Nachhut war meistens eher eine Reserve. Dort würde ich keine Banner plazieren. Die Schützenbanner stellst du am besten in die Vorhut. Hier machen sich auch (je nach Schlacht) Banner von zugewandten Orten/Untertanengebiete sehr gut. Meine Empfehlung- die sich aufgrund des Figurendesigns auf ca. 1460- 1480, einige auch bis 1500) stützt- wären z.B. die Banner von Thun (noch mit schwarzem Stern) Biel und Entlebuch. Diese Orte hatten sich oft in der Schlacht bewährt und durften als Belohnung in der Vorhut stehen, welche als sehr Prestigeträchtig galt, da es dort am gefährlichsten war und man dort auch meistens zuerst auf den Feind traf.

Bei den Bannern sollte man auch etwas auf die Grösse achten. Das ist auch hier eine Frage des Geschmackes und ist keinesfalls \"Pflicht\". Bei den hochrechteckigen Banner, wie Freiburg, Schwyz, Luzern, Solothurn etc. habe ich mich an den Massen des Banners von Schwyz orientiert: 159 x 112 cm. Die Banner waren also recht klein und sollten im WAB- Masstab etwas kleiner als die Figuren (Höhe) sein. Die Banner von Bern, Uri und Zürich hatten hingegen andere Proportionen. Aber wie gesagt, dass sind alles Details. Ich habe es mir bei diesem Projekt zum Sport gemacht, möglichst alles zu recherchieren. ;)

Pass bei den Bannern der Anführer auf. Deine Blöcke werden nie so gross sein, dass diese persöhnlichen Feldzeichen nicht die Dominanz der Standesbanner stören könnten. Ausserdem ist \"Heraldik\" bei einigen Persöhnlichkeiten sowieso gewagt. Viele Hauptleute aus Länderorten waren Angehörige von alteingesessenen Herrschersippen, oder bloss einflussreiche Lokalpersöhnlichkeiten. Dazu gehörten auch Gemeindeschreiber, reiche Bauern, Wirte und viele mehr! Bei den Städtern war das zum Teil ähnlich, obwohl es hier bedeutend mehr Adel gab. Bei Figuren wie Adrian von Bubenberg, Hans Waldmann, Niklaus von Scharnachtal etc. darf man aber sicher Feldzeichen verwenden.

Zum rot/weissen Farbschema: Wenn du hier ein gutaussehendes Klischee haben willst, mach es so. Ich meine das übrigens nicht abwertend. Tatsächlich gab/gibt es viel rote und auch einige rot/weisse Standesfarben. Bedenke aber, das es noch viele andere Standesfarben gab: schwarz/gelb für Uri, blau/weiss für Zug, Zürich und Luzern. Schwarz/weiss für Freiburg und Basel etc. Man muss sich diese Jungs zu fast jeder Zeit als bunter Haufen vorstellen. Wie bereits früher in diesem Thema erwähnt, darf man vorallem städtische Kontingente (Schützen, einige Reiter, Geschützmannschaften etc.) und sogar einzelne Orte geschlossen in den Kantonsfarben bemalen. St. Gallen lief zum Beispiel ganz in Rot in die Burgunderkriege.

Bei den Langspiessern und vor allem bei den Halpartieren, würde ich sehr sparsam mit den Standesfarben sein. Hier ist Individualismus oberstes Gebot.

Man möge mir den teilweise üblen Satzbau und Rechtschreibfehler verzeihen. Es ward gestern spät... :warning:
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: Donner am 26. Juni 2010 - 15:22:54
Ach ja, du wolltest ja noch die Zusammenstellung:

Kommt ganz darauf an, welchen Feldzug du meinst. Ich gehe mal davon aus, das du aufgrund der Namen Murten und Grandson meinst. Es gab insbesondere für die grossen Kontingente mehrere Hauptleute.

Du kannst aber auf keinen Fall einen Anführer für zwei Kontingente nehmen. Hans Waldmann, hatte zum Beispiel den Luzernern überhaupt nichts zu melden. Da du ja kaum 30 Anführer willst würde ich folgende in der Schlacht wichtige Persönlichkeiten vorschlagen.

Murten 1476:

Vorhut:

Hans von Hallwyl. Kommandiert die Vorhut und ist Hauptmann des Berner Feldaufgebots.
Dietrich Inderhalten. Hauptmann der Schwyzer

Hier am besten die Schützenfahnen und die oben erwähnten Banner von Thun und Entlebuch

Gewalthut:

Hans Waldmann. Kommandiert die Gewalthut und ist Hauptmann der Zürcher.
Ritter Willhelm Herter von nHertenegg. Sogenannter Ordnungsmacher der niederen Vereinigung. War für Disposition und Gliederung verantwortlich.

Hier alle Standesbanner. Zu vorderst (aber trotzdem im Zentrum) nebeneinander Freiburg, Bern und Schwyz. Der Rest nach Gusto. Wenn du willst kannst du hier gerne auch ein paar Banner der niederen Vereinigung reinstellen.

Nachhut:

Kapar von Hertenstein. Hauptmann der Luzerner.


Bedenke, dass die Banner nicht unbedingt dort stehen mussten, wo die Hauptleute waren und das die Mannschaften sowohl in der Vorhut, als auch Gewalt- und Nachhut \"gesplitet\" sein konnten.
Titel: Perry WotR Plastikfiguren für Schweizer?
Beitrag von: morty am 30. Juni 2010 - 21:13:23
Ich möchte mich hier wirklich für diese fundierte Info von Sidarius und Donner bedanken...

Das hat Hand und Fuß, was Ihr schreibt...

Ich glaub, ich mag Zürich *lol* - Vivat Habsburg!