Sweetwater Forum
Epochen => Absolutismus und Revolution => Thema gestartet von: Sun Tzu am 10. Mai 2011 - 16:23:45
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Hallo Leute,
wie lange hatten den die Franzosen bei ihren Linienregimentern die langen Puschel bei Grenadieren dun Voltigeuren?
Danke & Grüße
Stefan
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Hä,
möchtest du den Zeitraum wissen oder die Länge der Stutze.
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Die Frage sollte auf jedenfall konkretisiert werden... Für welche Truppenart (Legere, Garde oder Ligne). Vor 1806 war es bei den Linientruppen dank fehlenden Tschakos (bei der Ligne) mit den Stutzen nicht allzusehr weit her und mit der 1812-Reform wurden die Exzessen an Verschmückung doch sehr eingeschränkt (darunter auch die Stutzen).
Aber es gibt andere Leute hier die besser Bescheid wissen...
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Mit der Bardin-Regelung (ab 1812) wurden die langen Federstutzen offiziell abgeschafft. Grenadiere und Voltigeure behielten jedoch kleine (doppelte) Quasten, während die Füsiliere Bommeln bzw. flache Scheiben bekamen. Im Einzelfall haben sicher einzelne Oberste ein eigenes Ding gemacht, aber soweit die Vorgabe.
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welches ist denn DAS standardwerk für franz unifromen ab 1812...? ich werde hier irgendwie genötigt mit den franzen anzufangen... :zitat:
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welches ist denn DAS standardwerk für franz unifromen ab 1812...? ich werde hier irgendwie genötigt mit den franzen anzufangen...
...ich habe überhaupt gar keine Vorstellung von wem das wohl sein könnte... :whistling:
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Hi Leute,
erst mal danke für die Antworten:
Konkretisiert:
Es geht um den Zeitraum, aussnahmsweise mal nicht um die Länge ;-)
Truppenart: Linie dort Grenadiere oder Voltigeure
Ich nehme mal mit (aus Internet und den Beiträgen hier):
Ab 1806 Tschako und nach 1812 keine langen federquasten mehr.
Folglich zwischen 1807 und 1812?
Nach 1812 denke mal ab 1813 dann Doppel-Quasten.
Danke & Grüße
Stefan
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Sorry wenn ich da ne Frage reinhänge, aber es passt so schön:
Sind damit die \"Granaten\" oder \"Ananas\" Pompons gemeint? Also die kurzen Varianten der Elite-Federbüschel? Und wurden diese generell ab einem bestimmten Zeitraum simultan oder alternativ zu den vollen Federbüschen getragen, quasi als Tenue de Route Variante? (Die Pompons wie sie z.B. die Perry Plastik Elites tragen)
Gruß,
Garf
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Sind damit die \"Granaten\" oder \"Ananas\" Pompons gemeint? Also die kurzen Varianten der Elite-Federbüschel?
Ja.
Keine Ahnung wie es ganz offiziell nach Bardin war, aber diese Büschel (schöne Bezeichnung von Dir!) tragen ab 1812 (durchgesetzt sicher erst 1813) die Grenadiere und Voltigeure, während die Füsiliere runde Bommeln bzw. (2. Bataillon aufwärts) Scheiben auf dem Tschako hatten.
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Danke Decebalus!
Okay, habe nämlich noch zig von den Victrix Köpfen mit Ananas-Pompons übrig und würde dir gerne in irgendein sinnvolles Battalion verwursten. Mal schauen, vieleicht kommen sie bei Frankfurter Elite Kompanien, irgendeiner Nischen-Garde Napoleons oder vieleicht auch mit Greatcoat als Nassauer zum Einsatz...
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Hi,
je mehr ich lese, desto mehr bekomme ich den EIndruck, dass die Franzosen getragen haben, was sie wollen.
Ich habe mal bie Foundry nach gesehen und das hier gefunden:
http://wargamesfoundry.com/historical_ranges/single_packs/napoleonic/french/late_fusiliers_or_voltiguers_in_greatcoats_assorted_headgear_marching_fn136/
Hier haben angeblich Füssiliere und Voliteure dieselbe Uniform inklusive Pompon.
Dann habe ich bei den Funckens im Uniformenbuch nachgesehen, das war quasi alles abgebildet. Hohe Puschel um 1814, Doppelpompons bei Füssilieren...
Gibt es denn ein richtig überhaupt?
Danke & Grüße
Stefan
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Es gibt kein richtig. Die Uniformen wurden getragen bis zum geht nicht mehr. Nachschub war bei den Franzosen darauf beschränkt Munition nach vorne zu bringen. Der Soldat wurde bei der Grundausbildung eingekleidet. Danach gab es in der Regel keine weitere Uniformzuteilung. Wer vor einer neuen Uniform schon eine hatte, bekam keine neue Uniform. Bedenke nur den Aufwand, du hast 1,5 Millionen Soldaten durch Europa laufen und beschließt, dass die Kopfbedeckungen einen anderen Schnitt haben sollen.
Um 1800 (nagelt mich nicht jetzt aufs Jahr fest) haben die Franzosen kurzfristig eine rein weiße Uniform eingeführt. Die damit ausgerüsteten Regimenter mussten damit auch nach Abschaffung dieser Uniform weiter rumlaufen.
Ich denke wenn du 1812 spielen willst, kannst du beide Uniformen benutzen. Bei 1815 wird es natürlich etwas schwieriger, da alle Truppen neu eingekleidet waren.
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Eine schöne Abhandlung über die weisse Uniform gibt es hier:
http://www.napoleon-online.de/html/fr_3linie.html
Eine schöne Darstellung gibt es von der Schlacht bei Barossa: hier sieht man im Vordergrund der an sich blauen französchen Linie ein paar Grenadiere in weiss (vorn rechts). Es gab also offensichtlich zumindest zeitweilig eine Durchmischung innerhalb der Einheiten :
(http://www.britishbattles.com/peninsula/barossa/battle.jpg)
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Hier haben angeblich Füssiliere und Voliteure dieselbe Uniform inklusive Pompon.
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Gibt es denn ein richtig überhaupt?
Es hat nie jemand etwas anderes behauptet. Die Modelle für Grenadiere und Voltigeure sind identisch, nur die Farben sind anders (= Epauletten und \"Annanas-Puschel\" bei Grenadieren in Rot, bei Voltigeuren in Grün/Gelb Kombinationen).
Und selbstverständlich kann man für 1812 tatsächlich von einer Mischung der Uniformen ausgehen.
Aber die Modernisierung der Uniformen erfolgt doch durch den Verschleiß und das Ersetzen der Truppen ziemlich flott. Wie lange hält bei Euch eine Jeans? Wieviel alte Tschakos werden nach dem Rußland-Feldzug übrig geblieben sein? Wieviele Veteranen des Rußland-Feldzugs werden wohl bei Leipzig noch dabei gewesen sein? Die Armeen für 1813 hat doch Napoleon neu aus dem Boden gestampft.
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Ich krieg die Krise. Erstmal - Rousselot kaufen. Der zeigt schon mal einiges wie es sein sollte und was man daraus machte.
Von wegen 1812 alte Uniform und Bardin gemischt, dem kann ich nur immer wieder deutlich widersprechen. Die ersten nachgewiesenen Bardinuniformen tauchen langsam erst im Verlauf des Jahres 1813 auf. 1812 gab es noch keine Spur davon, wenn auch immer wieder unbelegt anderes behauptet wird. Erst 1814/15 ist von einer vollständigen Ausstattung mit Bardinuniformen des Modells 1812 auszugehen. Man muss es mal knallhart sagen, die ersten neuen Truppen von 1813 waren noch mit dem Altkammerbestand ausgerüstet worden, die neuen Uniformen tauchen erst mit dem Waffenstillstand auf. Einiges von den neuen Röcken ist noch nicht mal an die Truppe ausgegeben worden, weil erhebliche Bestände den Alliierten in die Hände fielen. Für 1812 sind Bardinröcke total unrealistisch, vielleicht mit einer einzigen Ausnahme - dem Flanqueurregiment der Garde.
Grüße
Davout
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Ich krieg die Krise. Erstmal - Rousselot kaufen. Der zeigt schon mal einiges wie es sein sollte und was man daraus machte.
Von wegen 1812 alte Uniform und Bardin gemischt, dem kann ich nur immer wieder deutlich widersprechen. Die ersten nachgewiesenen Bardinuniformen tauchen langsam erst im Verlauf des Jahres 1813 auf. 1812 gab es noch keine Spur davon, wenn auch immer wieder unbelegt anderes behauptet wird. Erst 1814/15 ist von einer vollständigen Ausstattung mit Bardinuniformen des Modells 1812 auszugehen. Man muss es mal knallhart sagen, die ersten neuen Truppen von 1813 waren noch mit dem Altkammerbestand ausgerüstet worden, die neuen Uniformen tauchen erst mit dem Waffenstillstand auf. Einiges von den neuen Röcken ist noch nicht mal an die Truppe ausgegeben worden, weil erhebliche Bestände den Alliierten in die Hände fielen. Für 1812 sind Bardinröcke total unrealistisch, vielleicht mit einer einzigen Ausnahme - dem Flanqueurregiment der Garde.
Grüße
Davout
Würdest du dann auch z.T. Einheiten mit der früheren Uniform in Leipzig darstellen, und nur einen Teil in Bardin?
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Auch wenn die Frage eher an Davout gerichtet ist ,denke ich das Du für Leipzig ohne Probleme Einheiten mit der alten Uniform nehmen kannst.
Bin dann schon mal gespannt auf deine Bilder die es sicher geben wird oder ?
Schöne GRüße Dirk
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Auch wenn die Frage eher an Davout gerichtet ist ,denke ich das Du für Leipzig ohne Probleme Einheiten mit der alten Uniform nehmen kannst.
Bin dann schon mal gespannt auf deine Bilder die es sicher geben wird oder ?
Schöne GRüße Dirk
Dirk, das wäre ein Projekt zwischen meinen Brüdern und mir. Das heißt, dass in einem Jahr wohl nicht mehr als zwei Einheiten pro Jahr auch dank Army Painter fertig werden. Die drei haben keine Zeit und ich kann mich dann eher den Bemalaufträgen widmen. Schonmal Dank für deine Meinung! :)
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Für Leipzig kann man alte und neue Uniformen zeigen. Dabei wäre es nicht schlecht, wenigstens bataillonsweise denselben Stil zu wählen. Es scheint, dass nicht selten ältere Tschakos und Tschakobleche zusammen mit neuen Röcken getragen wurden. Zumindest zeigt das die Freiberger Bilderhandschrift für 1813 ausdrücklich so. Dort findet man auch alte und neue Röcke gleichermaßen. Für Leipzig kann man das dann also auch so annehmen.
Grüße
Davout
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Gab es ein spezielles Muster nach dem die neuen Uniformen ausgegeben wurden? War das primaer vom Verschleiss oder davon abhaenging wann ein neues Regiment ausgehoben wurde?
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Die Neuaustattung war sicherlich von einigen Faktoren abhängig. Zunächst mussten erstmal die in Russland untergegangenen Regimenter wieder aufgestellt werden. Außerdem wurden Truppen aus am Russlandfeldzug nicht beteiligten Operationsgebieten nach Deutschland geschickt. Ergänzend wurden Nationalgardeeinheiten in Linienregimenter umgewandelt. Diese hatten als solche bereits 1812 als Garnisionstruppen bestanden, müssen also auch schon uniformiert gewesen sein. Für die ersten neuen Einheiten hat man vermutlich noch Altbestände aus den Depots verwendet. Bei Neuherstellung von Uniformröcken wurde dann das neue Muster angewendet. Eine Möglichkeit an einen neuen Rock zu kommen könnte die Entlassung von Genesenen aus dem Lazarett gewesen sein. Die Patienten hatten bei ihrer Einlieferung häufig nicht mehr viel am Mann. Dieser Sachverhalt kann übrigens eine Möglichkeit darstellen, warum man auf Schlachtfeldern z.B. Knöpfe von Regimentern finden kann, die garnicht an den Kämpfen teilgenommen haben können.
Jetzt zur Frage nach dem Verschleis. Es ergibt sich aus meiner Sicht nicht der Eindruck, dass großartig neue Röcke als Ersatz für ganze Einheiten geliefert worden sind. Die Stücke wurden getragen bis es nicht mehr ging. Die neuen Röcke sehe ich vor allem bei neu eingestellten Soldaten. Neu ausgestatten worden sind vermutlich nur Einheiten, die längere Zeit am selben Ort in relativer Ruhe untergebracht waren. Beispiele dafür ist der Waffenstillstand von 1813 und die eingeschlossenen Festungen 1813-14. Für die Allierten gilt gleiches für den Waffenstillstand und die Besatzungszeit 1814 in Frankreich, wo sich viele Einheiten erst richtig ausstatten konnten. Die meisten neuen Bardinröcke dürften damit erst während der Konsolidierung der Truppen während des Waffenstillstands im Sommer 1813 aufgetaucht sein, als die Armee erst richtig organisiert werden konnte. Es sind nach und nach immer wieder Rekrutentransporte an die Fronttruppen abgeschickt worden sein. Mit diesen kamen, als die Altbestände alle waren, auch die neuen Röcke an die Front.
Grüße
Davout