Sweetwater Forum
Epochen => Absolutismus und Revolution => Thema gestartet von: J.S. am 25. August 2011 - 22:04:56
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Zur Einstimmung erst mal ein Bildchen :D
(http://img193.imageshack.us/img193/2918/33efd033cb12.jpg) (http://imageshack.us/photo/my-images/193/33efd033cb12.jpg/)
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Folgendes Anliegen:
Die napoleonischen Franzmänner werden ja in der Regel ( bzw. seit der Perry Plastikbox :whistling: ) als lustiger Greatcoat/Uniform Mix dargestellt, am besten noch mit verschiedenen Farben bei den Mänteln; andere Nationen trugen scheinbar nie ihre Mäntel, zumindest nicht auf heroischen Schlachtenbildern (Austerlitz im Dezember war ja auch bestimmt nicht kalt :whistling: ) und in den Köpfen von Miniaturenherstellern. Allerdings frage ich mich, inwiefern dies den tatsächlichen Gegebenheiten \"on campaign\" entsprach, denn so ne schicke Uniform ist ja schön und gut, aber sonderlich praktisch stell ich mir das dann bei Wind & Wetter auch nicht vor. Oder täusche ich mich und es sind tatächlich nur die Franzosen und ab und an die Russen auch mal mit ihren Mänteln in den Kampf gezogen?
Aja, als spitzfindiger Miniaturenmaler läuft die ganze Fragerei hier natürlich mit dem Hintergedanken, dass man Miniaturen im Mantel irgendwie schneller bemalen kann als ohne. Eine umgebaute bayrische Armee mit Mänteln für 1812 existiert zumindest schon in meinem Kopf :sm_pirate_ugly:
also (http://www.schmaeling.de/images/x100_big.jpg) vs. (http://www.napoleon-series.org/images/military/organization/Bavaria/Cantler/Cantler_59.jpg) (http://www.schmaeling.de/images/0337_big.jpg)
(jetzt ist aber genug editiert^ ^)
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Also so weit ich weis gibt es so viele Französische Minis mit Mänteln weil es damals tatsächlich viele Franzosen gab die nur den Mantel als uniform hatten , zumindest als der Kaiser meine voen Elba rüber zu dümpeln und rasch eine neue armee aufstellen zu müssen , wo schlichtweg keine Zeit blieb derartig viele Uniformen zu schneidern, wärend der 100 tage hatte Napoleon irgendwas um die 120 000 Mann aufgeboten das ist schon eine Menge in der Zeit.
Zu den Mänteln in anderen Armeen, bei nass/kaltem Wetter denke ich wird keiner freiwillig in einer zugigen wenn auch hübschen Uniform herumsehen aber belegen kann ich das nicht, die bücher die ich habe geben darüber keine Auskunft.
Auf dem Marsch werden die Meisten doch so fern vorhanden Mäntel getragen haben , ich erinnere mich daran irgendwo mal gelesen zu haben das die Soldaten ihre beste Uniform (meist halt die die sie hatten ;) ) immer top in Schuss hielten und nur zu großen Anläßen , sprich großen Schlachten angezogen haben.
Da fällt mir der dumme Struch des Französischen Offiziers bei Der Patriot ein , \"wenigstens sterbe ich gut gekleidet\" :koenig:
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Mäntel waren in allen Armeen gängig, bis auf die Preußen um 1806, die hatten nur einzelne für die Wachen. Die Mäntel der einzelnen Armeen waren wohl unterschiedlich lang, die Russen dürften die längsten gehabt haben. Na gut, die hatten es auch mit am Kältesten zuhaus ;-) Offiziere trugen ihre Uniformröcke auch nicht allzu oft, deshalb sind auch so häufig die großen Uniformen erhalten geblieben - weil sie fast nie getragen wurden. Stattdessen hat man lieber die einfacheren und billigeren Surtouts, Interimsröcke, Überröcke oder Redingotes getragen.
Der Mantel war ein Utensil der modernen Kriegsführung, nur mit Mantel konnte man im Freien biwakieren und brauchte keine Zelte (zumindest meinte die Führung das so). Deshalb dienten die Mäntel auch als Deckenersatz beim Biwakieren. Mit kurzem Mantel hatte man da natürlich schlechte Karten. Auch im Sommer war es natürlich luftiger, nur im Hemd und mit Mantel darüber zu marschieren, anstatt in dem engen Rock. Zum Schutz gegen Kälte waren Mäntel eigentlich nur bei wirklich kaltem Wetter sinnvoll, der Rock selbst wärmte auch recht gut. Bevor ich es vergesse, die sächsische Armee hatte seit dem 18. Jahrhundert und auf jeden Fall noch 1806 sogenannte Kittel statt dess Rockes, die aus einfachem grauen Tuch waren. Insgesamt wurde alles getan um ja den guten Uniformrock zu schonen.
Grüße
Davout
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Wunderbar, danke! :thumbup:
kann ich also guten Gewissens loslegen.
Auf dem Marsch werden die Meisten doch so fern vorhanden Mäntel getragen haben , ich erinnere mich daran irgendwo mal gelesen zu haben das die Soldaten ihre beste Uniform (meist halt die die sie hatten ) immer top in Schuss hielten und nur zu großen Anläßen , sprich großen Schlachten angezogen haben
Habe ich auch mal gelesen, ich glaube bei Dominic Lieven- Russia against Napoleon.. ganz vielleicht ?(
Allerdings habe ich mich seinerzeits schon gefragt wie das in der Praxis funktioniert hat..das Sächsische Guarde du Corps hats ja nicht mal ihren Kürassen geschafft... wenn da jeder Hamperer erst mal zum Tross laufen muss um die schöne Uniform zu holen :whistling:
von irgendwelchen unerwarteten Schlachten nach wochenlangen Märschen und Gegenmärschen will ich ja gar nicht anfangen.
\"Wir greifen erst an, wenn jeder ordentlich aussieht\" :sm_pirate_ugly:
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Äh, Moment mal, die sächsische Garde du Corps hatte niemals je Kürasse besessen. Die Röcke der großen Uniform wurden in der Regel am Mann getragen, im Tornister oder Mantelsack oder draufgeschnallt. Normalerweise sollten die einfachen Soldaten sie aber anhaben. Dass auch mal Regimenter komplett bestimmte Teile verloren hatten, kenne ich nur von den Russen. Da hatten mehrere Divisionen 1812 ihre Winterhosen verloren. Vermutlich weil sie parademäßig auftreten sollten und das überflüssige Gepäck in den Wagen ließen. Die weißen Paradehosen wurden von den französischen Truppen schon kurz nach Feldzugsbeginn häufig als sinnloser Ballast weggeworfen.
Grüße
Davout
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Moment, wo habe ich dann das schon wieder aufgeschnappt.. irgendwas mit Borodino war das ?(
Ich kann jetzt nicht schon wieder den armen Herrn Lieven für mein Halbwissen heranziehen :D
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weil ich mich grad mit den Sachsen befasse... hier mal ein nicht-franze...
(http://www.grosser-generalstab.de/tafeln/knoe08/knoe08_06.jpg)
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Hach der gute alte Knötel... es ist nur blöd, dass der Grenadier die falsche Seitenwaffe hat.
Grüße
Davout
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Hach der gute alte Knötel... es ist nur blöd, dass der Grenadier die falsche Seitenwaffe hat.
Wer gaggert muß auch Eier legen ;)... hatten die sächsischen Grenadiere ander Säbel als die Zentrumssoldaten ?
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Bei Waterloo hat es die Nacht davor geregnet, die Mäntel wurden also in der Nacht als Regenschutz benutzt, trotzdem wird berichtet, dass die weißen Hosen rosa am Tag der Schalcht waren. Die Mäntel waren also durchgeweicht. Ich hätte nach dem Regen auch meinen Mantel ausgezogen, ihn versucht zu trocknen und dabei auch mein restliche Kleidung am Körper trocknen lassen, war ja bis Nachmittags Zeit dafür.
Der wichtigste Punkt für keine Mäntel ist einfach, die Männchen sehen schöner aus. Außerdem wurden große Schlachten selten bewußt bei Regen ausgetragen, da dann die Infantrie mit dem Schiessen Probleme hatte.
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Napoleonische Figuren mit Mäntel sind doch total langweilig.
Die Epoche spiele ich vor allem wegen den farbenfrohen und schönen Uniformen, da stören Mäntel den
Gesamteindruck der Armee.
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Hach der gute alte Knötel... es ist nur blöd, dass der Grenadier die falsche Seitenwaffe hat.
Wer gaggert muß auch Eier legen ;)... hatten die sächsischen Grenadiere ander Säbel als die Zentrumssoldaten ?
Na klar, sagte ich doch. Hier das Ei: http://www.napoleon-online.de/html/hess_sachsen.html
Die Grenadiersäbel sind die Teile mit Korb und gekrümmter Klinge.
Grüße
Davout
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Napoleonische Figuren mit Mäntel sind doch total langweilig.
Die Epoche spiele ich vor allem wegen den farbenfrohen und schönen Uniformen, da stören Mäntel den
Gesamteindruck der Armee.
de gustibus non est disputandum ;)
Weis auch nicht, ich mags halt eher simpel. Hat schon ne Zeit lang gedauert, bis ich mit der napoleonischen Epoche überhaupt warm geworden bin, die Kasernenhof Optik vieler Armeen gefällt mir bis heute nicht. Würde auch nie eine Einheit in Paradeuniform aufstellen, da mich sowas eher an Fasching als an Schlachten erinnert sm_party_jung2 sm_party_jung3
Ich persönlich mag die Epoche wegen der Dynamik auf den Schlachtfeldern und weil hier tatsächlich alle Truppentypen noch von Bedeutung waren (die Uniformen ab ~1859 gefallen mir weitaus besser, aber ab da kann man dann schön langsam die Kavallerie vergessen z.B.). Gibt natürlich auch Ausnahmen, die Preußen nach 1807 gefallen mir z.B sehr gut. Weis schon, komische Ansichten :sm_pirate_ugly:
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Die meisten Soldaten waren \"on campaign\" nach neueren Erkentnissen (oder sollte man Spekulationen sagen :D) überhaupt nicht so schmuck gekleidet wie wir sie am Tisch gern darstellen. So ist es aus heutiger Sicht wahrscheinlich das der meiste Zierrat der Uniformen abmoniert und gut verstaut war und nicht getragen wurde. (Damit meine ich die Kordeln und Tressen, Epauletten, Federbüsche und was sich sonst noch so auf Tschakos und Jacken tummelte) Die Dinger wurden vermutlich nur auf Paraden getragen. Es ist überliefert das Kutusov einen Soldaten \"zurechtgewiesen\" hatte als er gesehen hat, daß dieser sein Leder Zeug putzte. Er sagte in etwa: Ein Soldat hat auf einem Feldzug keine Zeit gut auszusehen, er muss sich um sein leibliches Wohlergehen kümmern, damit er in der Schlacht gut kämpfen kann.
Man muss aber auch dagegenhalten, daß es viele Offiziere gab (grade bei den Russen), die auf einen parademässigen Auftritt ihrer Truppen mehr wert legten, als auf ihre Performance im Kampf.
Und zum Thema Greatcoats - gerade bei den Russen waren die sehr beliebt und entsprechende Dekrete und Ermahnungen von Offizieren deuten darauf hin, daß die Männer ihren Mantel auch noch weitertrugen wenn der Wechsel von Winter auf Sommeruniform bereits vollzogen war.
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Mal ein paar Worte zu den Paradestücken. Es war von Armee zu Armee unterschiedlich wie damit verfahren wurde. Hier mal ein paar Beispiele zu den Franzosen:
Manche Teile blieben bei der Mobilmachung zurück, wenn die Truppe eine eigene Kaserne hatte, wie z.B. die Garderegimenter. Einiges, wie die Paradehosen, wurden schon zu Beginn der Feldzüge weggeworfen. Man könnte nun meinen, dass die Paradeteile also wenig wichtig genommen worden sind. Das kann man aber nicht verallgemeinern. Solche Teile, die von den Soldaten selbst bezahlt werden mussten, wie die Tschakostutze, hüteten sie wie ihren Augapfel. Auch wenn die Uniform im Feld schmutzig und zerlumpt war - die Epauletten als Zeichen des Prestiges wurden getragen. Teilweise wurde sogar unnützer Ballast mitgeschleppt. Für die Chasseurs der leichten Infanterie und sämtliche Voltigeure waren eigentlich die Säbel verboten, nur hielt man sich meist nicht daran. Generalisierungen helfen also nicht weiter, man muss sich das schon genau anschauen, was 1. praktisch und 2. aus Sicht der Zeit angesagt war. Die gängige Felduniform dürfte wohl in der Regel eine morbide Mischung aus Gammel und Glanz gewesen sein.
Kurz zu den Russen:
Das parademäßige outfit interessierte vermutlich eher die höhere Führung. Die Offiziere selbst liefen ziemlich wild herum.
Grüße
Davout
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Die Offiziere selbst liefen ziemlich wild herum.
War auch auf die generalige Ebene gemünzt