Sweetwater Forum
Epochen => Moderne => Thema gestartet von: Neidhart am 09. Februar 2012 - 16:58:31
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Hallo,
beim lesen der Regeln für 30er Jahre Chicago/Gangster in der letzten WSS hab ich mich gefragt, ob es nicht auch solche kriminellen Organisation wie die Mafia im 3. Reich gab. In der Weimarer Republik war ja einiges los, auch viel politisch motivierte Kriminalität, da können doch nicht alle vom Regime ausgeschaltet worden sein. Oder hat die Partei alle Geschäfte weiter geführt, Drogen etc. wurden ja weiterhin benötigt.
Wisst ihr da irgendwas von oder wo man etwas erfahren könnte?
Irgendwie ist es schon komisch, man lernt bei uns einiges über die NS Zeit, aber Kriminalität wird da komplett außen vor gelassen, stattdessen haben wir damals in der Schule Kursk und Stalingrad besprochen und an der Uni gibt es Angebote zur Shoah und zum Widerstand aber nichts zur Kriminalität oä.
Das Thema ist jetzt vielleicht nicht so sehr der Bringer um es mit Figuren zu gestalten, aber generell interessant.
Leider hab ich mich bisher eher gesträubt mehr als nötig über die NS Zeit zu erfahren, wohl aus Protest gegen die 11 Jahre die mir das Thema in der Schule aufgedrängt wurde.
Würde mich freuen, wenn mir jemand einen Tipp geben könnte, wo ich was erfahren kann, das Ergebnis würde ich dann natürlich auch teilen.
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Dazu fällt mir jetzt spontan ein Flüsterwitz aus dem Jahr 1934 ein:
Bei einem Presseempfang im Propagandaministerium sagte Goebbels zu einem amerikanischen Journalisten: \"Wenn Ihr Roosevelt eine SS hätte wie Hitler, dann gäbe es keine Gangster mehr bei euch.\"
\"Gewiß\", erwiderte der Amerikaner bedächtig, \"die wären jetzt schon lange Standartenführer.\" (1934)
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Recherchier mal nach Ringvereinen.
Hier schon mal Wikipedia :
http://de.wikipedia.org/wiki/Ringverein
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Wolfgang Krüger
Kriminalchronik des Dritten Reiches. Band 1: 1933-1937
Sachbuch, History, Hardcover mit 51 Abbildungen
Verlag Kirchschlager, Arnstadt, 2008
336 Seiten / 24,00 €
ISBN: 9783934277212
Kriminalchronik des Dritten Reiches. Band 2: 1938-1945
History, Hardcover
Verlag Kirchschlager, Arnstadt, Oktober 2010
336 Seiten / 20 €
ISBN: 9783934277243...hab ich sozusagen einfach mal gegoogelt ;)
Gelesen hab ich sie nicht, kann also keine inhaltliche Aussage dazu treffen.Ansonsten:In der Weimarer Republik war ja einiges los, auch viel politisch
motivierte Kriminalität, da können doch nicht alle vom Regime
ausgeschaltet worden sein
Nein, wurde sie auch nicht. Ganz im Gegenteil: Es kam unheimlich viel neue politische Kriminalität hinzu !! Na, merkste wat ?! ;)
....ob es nicht auch solche kriminellen Organisation wie die Mafia im 3. Reich gab
Na klar gab es die: Die Organisationen hiessen SS, RSHA, SS-WVHA usw. usf.. Na, merkste wat ? ;)
Nee, mal im Ernst, ich denke, dass das was Du wissen willst, am ehesten in Büchern wie oben beschrieben zu finden ist. Für den Rest: Du wirst schwerlich das eine vom anderen trennen können, es sei denn du willst hier Diskussionen wie \"Es war nicht alles schlecht...\", \"Aber die Autobahnen...\", \"...damals legte man noch Wert auf Familie\", \"...und ausserdem haben sie ja auch was für die radfahrer gemacht, die haben den Pedalrückstrahler eingeführt. Toll !\"Wollen wir nich, oder ? ;)
P.S.: Der Pedalrückstrahler wurde im dritten Reich verpflichtend für alle Radfahrer vorgeschrieben ! Erfunden hat ihn ein SS-Mann und Patenthalter war die SS....\" Wie war die Frage mit der Mafia ?? :D
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Sorry, Ringvereine sind kein spezifisches Phänomen des Drittes Reich. Die gab es schon vorher und inwieweit sie mit \"organisierter Kriminalität\" im modernen Sinne vergleichbar sind, lass ich mal dahingestellt.
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wenn man den vergleich zu italien ziehen darf, da gabs erst wieder die mafia in sizilien als die amis die rausgelassen haben 43..... da gabs so nen \"eisernen präfekten\" der hat da kurzen prozess gemacht mit der mafia..... denke das war im dritten reich genauso!
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Ein verschärftes Vorgehen der Regierung Hitler gegen \'normale\' Verbrecher ist mir nicht bekannt (die Polizei war ja auch ausgelastet mit dem Vorgehen gegen \'Volksfeinde\'...), obwohl die Strafen drastischer waren als in der Weimarer Zeit. \'Asoziale\', also vor allem sozial schwache Kleinkriminelle, landeten schnell beim Arbeitsdienst - wenn sie Glück hatten.
Das mit dem Rückstrahler ist mir neu, aber eine pfiffige Idee der Schwarzen Brut. Die Braunhemden haben ihre Kohle ja mit Zigaretten gemacht.
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Danke für eueren Input. Werd mir die von Opa Wuttke genannten Bücher mal anschauen. \"Ringvereine\" als Stichwort haben mir auch schon einen schönen Fund beschert.
Arthur Hartmann und Klaus von Lampe, The German underworld and the Ringvereine from the 1890s through the 1950s (Die deutsche Unterwelt und die Ringvereine von den 1890er bis zu den 1950er Jahren), Global Crime, 9(1&2), 2008, 108-135.
@opa wuttke natürlich soll hier keine generelle Diskussion entstehen, dann wär ich eher an die Bar gegangen. Zudemhoffe ich, wird kaum einer hier Thesen, wie die von Fr. Hermann, vertreten. Und das mit den Pedalrückstrahler vergess ich lieber wieder ganz schnell, wird sonst nur unnötig ärgerlich wenn man leicht angetrunken darauf hingewiesen wird, dass man sich Katzenaugen kaufen soll und die Pedale zu verdreckt sind...
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In irgendeinem Interview mit nem Historiker auf Zeit.de kam die Info vor, dass die, die den politisch Verfolgten geholfen haben, oft Kriminelle waren. verpfeifen war halt das \"richtige\".
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In irgendeiner Vorleseung vor Jahrn in der Uni für das fach Geschichte meine ich gehört zu haben, dass Anzeigen und Strafverfolgung für \"normale\" also wirtschatfliche Kirmilität (ihr wisst was ich meine, also keine Kommentare wie auch das andere war wirtschaftlich)...dass solche Anzeigen auf jeden fall nicht veröffentlicht werden sollten, so dass man sich in der Volksgemeinschaft sicher fühlen sollte, also vergewaltigungen wurde von der polizei verschwiegen....etc.
aber das sind erinnerung von einer vorleseung vor 10 jahren, kann ich nicht belegen, ist jedoch vielleicht ein interessanter ansatz...mal sehen, ob ich einen schüler mal überreden kann dazu eine facharbeit zu schreiben. :rolleyes:
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Probiere es mal mit dem Lord von Barmbek, seine Geschichte müsste einen ganz guten Pulp-Hintergrund abgeben. Bei Wiki müsstes Du was finden.
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Guten Abend,
die WSS 57 habe ich auch, und auch ähnliche Ideen. Aber ein Al Capone hätte im 3. Reich nicht existieren können.
Weil:
1. Die Nazis den gesamten Staatsapperat (Polizei, Justiz & Verwaltung) durchdrungen und sich dienbar gemacht haben.
Dies ließ ein effektives Bekämpfen bekannter krimineller Strukturen zu. Weiterhin war dieser Apparat schon zu Beginn sehr \"eifrig\", die Beamten wolllten ihre Chancen nutzen. Später fiel die Justiz heraus, die Polizei konnte Personen direkt in KZ überstellen (Schutzhaft), ohne Gerichtsverfahren.
2. Ein Al Capone konnte nur im Rechtsstaat und mit Duldung des lokalen Umfeldes Schnaps und Bier verkaufen, erst das Alkoholverbot in Verbindung zur nahen kanadischen Grenze konnte aus einem Zuhälter einen Mafiaboss machen.
3. Das Führerprinzip: Unklare Machtverhältnisse unter Hitler mit Doppelstrukturen ließen außer akzeptierter Kriminalität der Nazis keine Konkurenz zu. Göring und Goebels haben zum Beispiel der SA-Führung (Röhmputsch) den Strick gedreht. Neben Konkurenz um Macht war angeblich auch Homosexualität ein Grund.
4. Spießigkeit: Nachdem das Regime sich etabliert hatte, haben die Rechten ihre Welt aufpoliert. Alkoholiker, Stricher, Pfadfinder, Zeugen Jehovas und Behinderte wurden verfolgt, eingesperrt, sterrilisiert, ermordet. Auch Drogenabhängige wollten sie nicht in ihrer heilen Welt.
5. Totale Erfassung: Durch Partei, Spitzel und Gestapo sowie SA & SS wurden & fühlten die Deutschen sich total überwacht. Niemand wollte in einer Welt indem Unbescholtene für Schwarzschlachten, Kohlen- oder Kartoffelklau, Witze über politische Führer oder Radiohören eingesperrt oder geköpft werden konnten, auffallen.
Daher fällt das 3. Reich für so ein Spiel flach.
Allerdings gibt es auch eine Steilvorlage. Paris. Dort gibt es in dieser Zeit Kriminalität, Resistance, Autos, Korruption bei Polizei und Verwaltung und einen blühenden Schwarzmarkt.
M. f. G. Sebastian
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Na klar gab es die: Die Organisationen hiessen SS, RSHA, SS-WVHA usw. usf.. Na, merkste wat ? ;)
Nee, mal im Ernst, ich denke,
dass das was Du wissen willst, am ehesten in Büchern wie oben
beschrieben zu finden ist. Für den Rest: Du wirst schwerlich das eine
vom anderen trennen können, es sei denn du willst hier Diskussionen wie
\"Es war nicht alles schlecht...\"
Das ist, pardon, nicht nur politikwissenschaftlich/historisch großer Quatsch, sondern geht auch an der Fragestellung nach nichtstaatlicher Kriminalität (na, merkste wat?) vorbei.
Im übrigen war auch die Überwachung nicht, wie von Sebastian77 geschrieben, \"total\"; dies war erst der Fall bei posttotalitären Regimen (folgt man Juan Linz´ Einteilung) wie der späteren DDR. Dort musste der Spitzelapparat (bspw. im Vergleich zum NS-Staat) enorm ausgebaut werden, weil die Bindekraft der Ideologie mit fortschreitender Dauer enorm nachließ.
Ferner finde ich auch beileibe keine Äußerung bedenklich wie die von Frau Herman, welche feststellte, das der Rolle der Mutter (im Rahmen des NS-Weltbildes sowie des faschistischen Geburtenprogramms) mehr Wertschätzung zukam als in der 68er Bewegung (welche sich auch als sexuelle Revolution verstand - das dort kein \"Heimchen am Herd\" gefördert wurde, sollte eigentlich einleuchten). Was soll daran bedenklich sein, außer, dass sich Defizite in der Sachlichkeit zeigen, mit der öffentliche Diskussionen geführt werden? Aber ich schweife ab.
Für ein Bandenspiel, welches sich auf ästhetische Elemente der 30er/40er Jahre berufen möchte, bietet sich, wie von Sebastian77 vorgeschlagen, das besetzte Paris an, oder auch das unmittelbare Nachkriegs(groß)deutschland, da könnte man schön auf Film-Noir-Ätmosphäre á la \"Der Dritte Mann\" zurückgreifen.
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Diskussionen wie \"Es war nicht alles schlecht...\", \"Aber die Autobahnen...\", \"...damals legte man noch Wert auf Familie\",
Das ist, pardon, nicht nur politikwissenschaftlich/historisch großer Quatsch, sondern geht auch an der Fragestellung nach nichtstaatlicher Kriminalität (na, merkste wat?) vorbei.
Im übrigen war auch die Überwachung nicht, wie von Sebastian77 geschrieben, \"total\"; dies war erst der Fall bei posttotalitären Regimen (folgt man Juan Linz´ Einteilung) wie der späteren DDR. Dort musste der Spitzelapparat (bspw. im Vergleich zum NS-Staat) enorm ausgebaut werden, weil die Bindekraft der Ideologie mit fortschreitender Dauer enorm nachließ.Ferner finde ich auch beileibe keine Äußerung bedenklich wie die von Frau Herman, welche feststellte, das der Rolle der Mutter (im Rahmen des NS-Weltbildes sowie des faschistischen Geburtenprogramms) mehr Wertschätzung zukam als in der 68er Bewegung (welche sich auch als sexuelle Revolution verstand - das dort kein \"Heimchen am Herd\" gefördert wurde, sollte eigentlich einleuchten). Was soll daran bedenklich sein, außer, dass sich Defizite in der Sachlichkeit zeigen, mit der öffentliche Diskussionen geführt werden? Aber ich schweife ab.
sm_krieg_01 sm_krieg_01 :ohne worte: