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Autor Thema: Hya, Berge romerijke  (Gelesen 2847 mal)

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Sir Leon

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Hya, Berge romerijke
« am: 22. April 2018 - 09:44:56 »

In den letzten 6 Monaten habe ich für ein Gruppenprojekt unseres Wargaming-Vereins eine kleine Streitmacht für die Schlacht von Worringen zusammen gestellt und bemalt. Wir sind 6 Spieler, jeder bekam eines der drei Kontingente jeder Seite. Ich habe den linken Flügel der Brabanter abbekommen, also den, der von Graf Adolf V. von Berg geführt wurde. Die Sammlung ist so aufgebaut, dass sie sich möglichst für WAB, Hail Caesar, Swordpoint, Deus Vult, aber auch Skirmisher wie Lion Rampant eignet. Die Infanterie ist daher in 24er Einheiten gegliedert und alle Modelle sind einzelbasiert. Auch die Modelle der Kommandobase kann ich einzeln herunternehmen.



Wie ihr sehen könnt, ist die letzte Sammelbase der Ritter noch nicht fertig. Mir ist die Magnetfolie ausgegangen, aber das werde ich vor unserem Spieltermin noch schaffen. Den haben wir - möglichst nah an die 730. Jährung auf den 9.6.2018 gelegt.



Die Modelle sind alle von Fireforge. Ich habe mich entgegen der Malerei des 19. Jahrhunderts gegen abgeranzte, mit allerlei Werkzeugen bewaffnete Bauernhaufen entschieden, um die bergischen und märkischen Bauern darzustellen. Für die Kölner Milizen habe ich einfach Wappen von Familien der Stadt Köln ermittelt, die rund um die Schlacht dort lebten. Dann habe ich mir von schildschmie.de entsprechende Abziehbilder anfertigen lassen.



Die Ritter habe ich aus den Teutonic Knights und den berittenen Sergeanten von Fireforge gebastelt, wobei die Helmverziehrungen einfach abgeschnitten wurden.
Die Kommandobase ist eine CD, die ich mit einer dünnen Korkplatte beklebte, aus der ich vorher Aussparungen für die Bases geschnitten habe. Durch die Magnetfolie sind die Bases der Reiter ziemlich genau plan mit der Kommandobase.
Die bereits komplett fertig gestellte Einheit Ritter formiert sich um Graf Eberhard von der Mark und Simon, Herr zu Lippe. Dort habe ich auch weitere Kölner untergebracht, die als schwere Kavallerie dienten. Die andere Einheit wird von Heinrich von Berg, Herr zu Windeck und Gottfried VI., Graf von Ziegenhain angeführt. Hier habe ich die Wappen der übrigen Ritter frei gemalt und sie mir mehrheitlich selbst ausgedacht. Etwas künstlerische Freiheit muss eben auch einfach sein. Außerdem fehlte mir das Grün. :)




Tja, es geht unhistorisch weiter. Die Quellen be- oder widerlegen die Anwesenheit von Fernkampfeinheiten für die Schlacht von Worringen nicht, da ich die Armee aber auch für 08/15-Spiele benutzen möchte und es ohne Plänkler und Fernkämpfer oft eher langweilig ist, schnappte ich mir ein paar alte Bretonen, tauschte bei dem ein oder anderen den Kopf gegen einen von Fireforge und packte sie in offener Formation auf eine passende Sammelbase. Ja, es sind Fantasy-Figuren. Und ja, es sind die Einteiler von Games Workshop aus dem Jahr 1996. Ich wollte eine Kunststoff-Armee und diese Modelle kamen der Epoche da noch am nächsten. Die Version von Fireforge krankt leider an einem typischen Problem der Firma: sie verwendet immer den gleichen Grundtyp an Modellen für viele verschiedene Sets, was dazu führt, dass die Bogenschützen ausgesprochen komische Körperhaltungen haben. Und alles was die Perrys machen, ist zu modern, was Conquest macht, ist zu veraltet.

Ich werde noch weitere Bogenschützen und auch eine Truppe Armbrustschützen bemalen, um die Liste noch etwas flexibler zu machen. Es reicht aber für 2800 Punkte des HRR für die letzte Version von WAB und für etwa 200 Punkte Hail Caesar. Für Lion Rampant können sich aus der Truppe gleich 3-4 Spieler versorgen. Die anderen Systeme habe ich noch nicht gespielt, wollte sie mir aber warm halten. Das ist ja das feine an historischen Sammlungen, dass man alles erdenkliche an Systemen mit ihnen spielen kann. :)

Ich hoffe, euch gefällt mein kleiner Ausflug ins Mittelalter. Kommentare und Anregungen sind sehr willkommen.  :thank_you_1:
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Bayernkini

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Hya, Berge romerijke
« Antwort #1 am: 22. April 2018 - 10:04:23 »

Sehr schöne Truppe, ob jetzt historisch korrekte Bemalung/Haltung wär mir schnuppe, da 99% meiner Gegner das eh nicht wissen würden :)
Und sogar die Pappzelte gefallen mir ;)

Diesbezüglich könnte ich dir gleich ein passendes Lion Rampant Szenario vorschlagen, aus dem Miniature Wargames 03/2015

http://www.sweetwater-forum.de/index.php?page=Thread&threadID=21520
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SiamTiger

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Hya, Berge romerijke
« Antwort #2 am: 22. April 2018 - 15:15:01 »

Ganz großes Kino. Ich hab die Sachen ja zum Teil schon im WhatsApp gesehen, aber insbesondere die Multibase Geschichte, das für alle möglichen Systeme nutzen zu können gefällt mir.

Mit dem Semi-Historischen, aber recherchierten Hintergrund punkt man bei mir ja sowieso :D

Riothamus

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Hya, Berge romerijke
« Antwort #3 am: 22. April 2018 - 15:55:08 »

:thumbsup: , :thumbsup: , :thumbup: mit * und Eichenlaub.

Das ist ein tolles Projekt. Und irgendwo jenseits der Anführer wird das mit den Wappen im 13. Jahrhundert sowieso schwierig bis unmöglich zu recherchieren. Ich würde auch davon ausgehen, dass beim Fußvolk auch Bogenschützen waren und die GW-Minis passen doch recht gut.

Schlecht ausgerüstete Bauernaufgebote sind durchaus legendär. Es wurde durchaus überprüft, dass alle ihre Waffen in Ordnung hielten, wo es das Aufgebot noch gab. Die Bewaffnung unterschied sich regional und am Rhein kenne ich mich da nicht so aus. Speer oder Bogen oder gar beides, wie im Sachenspiegel gefordert waren die Hauptwaffen. Rüstungsteile sind eher etwas für die Stadtbevölkerung, die auch bei dem Aufgebot anderen Regeln gehorchte. Aber es ist stark zu vermuten, dass zu jedem Aufgebot auch ein Kern von besser Gerüsteten zählte. An Bürger kleinerer Städte oder die adligen Anführer eines Aufgebots ist dabei zu denken. Auch das dürfte schwierig bis unmöglich zu recherchieren sein und muss wohl meist von späteren Verhältnissen abgeleitet werden.
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Gruß

Riothamus

Sir Leon

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Hya, Berge romerijke
« Antwort #4 am: 22. April 2018 - 20:18:22 »

Vielen Dank, die Herren. :)

Zitat
Auch das dürfte schwierig bis unmöglich zu recherchieren sein und muss wohl meist von späteren Verhältnissen abgeleitet werden.

So in etwa bin ich da auch vorgegangen. Wenn man die dichte Besiedlung und für das Mittelalter schon recht starke Urbanisierung der Gegend bedenkt und den Umstand hinzu zieht, dass sich alle Parteien schon länger in einem militärischen Konflikt befanden, dann dürfte es dann an Kampferfahrung nicht gemangelt haben. Gerade die Kölner Milizen werden als schwerer gerüstet beschrieben und daher habe ich für sie die Teutonic Order Infantry genommen. Sie tragen alle Kettenhemden und teilweise auch geschlossene Helme. Einige sind zudem mit Schwertern bewaffnet. Die märkische und bergische Infanterie trägt nur Stoff- oder Lederrüstungen und offene Helme, dazu große Schilde und vorrangig Speere, aber vereinzelt auch Keulen und Äxte.

Bei den Bogenschützen ist halt der eine Eisenhut etwas seltsam, bzw. zu modern, aber das fällt nicht allzu sehr auf. Und einige Köpfe habe ich ja eh getauscht. Von den kerlen habe ich noch genug, um 18 weitere Kerle aufzustellen. Dazu dann eben Armbrustschützen und das Projekt ist durch. Das ist auch mal was feines, dass man mal fertig wird. :)
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Riothamus

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Hya, Berge romerijke
« Antwort #5 am: 23. April 2018 - 03:34:16 »

Ja, es ist eben das Problem, dass über das Fußvolk nur das allernötigste berichtet wird. Da an den Quellen zu den Ereignissen selbst zu kleben, brächte nur falsche Ergebnisse. Der Hintergrund gibt ein anderes Bild. Und auch die guten Darstellungen zu Frankreich helfen für unseren Raum und dies Thema kaum weiter.

Das größte jemals in Norddeutschland aufgestellte Ritterheer wurde 1410 von einem Bauernaufgebot besiegt. Und zu dieser Zeit war die Situation für die Bauern schwieriger: schlechte Ernten, viele kleinere Höfe und fast jährliche Verwüstungen. Dennoch reichte die Ausrüstung und Ausbildung offensichtlich. Und Worringen liegt noch deutlich vor der Zeit der Krise. Das Bild von den bettelarmen Bauern, die allenfalls Mistgabel, Sense und Dreschflegel haben ist da nicht aufrecht zu erhalten. (Ich habe nochmal schnell in das Digitalisat (Links zu allen 4 Bilderhandschriften gibt es hier.) einer Bilderhandschrift des Sachsenspiegels geschielt: Da werden auch Helme getragen. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob ich, da ich wegen Schlaflosigkeit recht müde bin, wirklich die Stelle erwischt habe, an der es um das Aufgebot geht. Nun, da Figuren ohne schwer zu finden sind, erübrigt sich da die Nachforschung sowieso.)

Dass sie mit ihren Waffen geübt haben, geht schon daraus hervor, dass diese Aufgebote oft mit Bögen ausgerüstet waren. Selbst, dass mit dem Seitengewehr Bauernwehr trainiert wurde, ist später indirekt nachgewiesen.

Demgegenüber bin ich in Ostwestfalen geradezu verwöhnt. Für Paderborn gibt es eine ungefähre Übersicht über die Ritterschaft, da im 15. Jahrhundert einmal auch die ausgestorbenen Adelsfamilien aufgeführt wurden. Mehr Wappen, als man auf den Tisch bringen kann, sind bekannt und vor allem zum Fußvolk gibt es vergleichsweise viel: Die Stärke des Aufgebots der Städte ist bekannt und die Bewohner des Landes Delbrück (Gogericht Delbrück, recht genau das ehemalige Amt) haben den Vorgang des Aufgebots am Ende des Mittelalters mit verbriefen lassen. Und nach der oben erwähnten Schlacht, hatten sie sogar ein Banner verliehen bekommen. Ende des 16. Jahrhunderts ist dann sogar ein Fall erwähnt, dass die Leute von den Dörfern alle kamen, während die Städte fern blieben und nur ein Adliger erschien. Das scheint der Anlass gewesen zu sein, die Verteidigung neu zu organisieren. (Wozu dann eine genaue Liste erhalten ist.) Hier ging es darum die Landwehren mit Schützen zu besetzen, weshalb es wohl keinen wirklichen Bruch beim Aufgebot gab. Natürlich war es schon lange anders organisiert, als im 13. Jahrhundert. Sicher ist aber dadurch, dass das Aufgebot nicht, wie oft zu lesen, aufgegeben wurde. Aber so sehr Köln und Paderborn im 13. Jahrhundert gerungen haben, waren bei Worringen wohl nur ein paar Paderborner Ritter. (Naja, eigentlich waren ja die Edelherren zur Lippe für den Hauptteil ihres Territoriums Paderborner Vasallen...)
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1524449515 »
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Gruß

Riothamus

Sir Leon

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Re: Hya, Berge romerijke
« Antwort #6 am: 16. April 2019 - 15:31:52 »

Hallo.

Lange ist es her, aber ich bin noch ein paar Eindrücke von unserem Spiel schuldig.

https://youtu.be/xiivQo_w9Yc

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D.J.

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Re: Hya, Berge romerijke
« Antwort #7 am: 16. April 2019 - 16:08:56 »

Danke für die Thread-Nekromantie, denn der wäre sonst an mir vorbeigezogen!
Wahnsinnsprojekt super umgesetzt :D
Das Video schaue ich mir später an.
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