Da ich die nächste Quelle für mein Projekt durchgearbeitet habe, hier eine kurze Zusammenfassung.
Ardennen ´44 – Der Einsatz der 26. Volksgrenadier-Division, ehemalige Rheinisch-westfälische 26. Inf. Div., bei den Kämpfen um Bastogne
Das Buch war nun das zweite von Weiss, und ich muss sagen, dass ich ihn doch recht kritisch sehe. Nichtsdestotrotz war der vorliegende Band etwas umfangreicher und besser recherchiert als das Buch über die 5. Fallschirmjäger Division. Die Geschehnisse wurden wieder ausschließlich aus deutscher Sicht betrachtet, mal abgesehen vom Ende des Buches, dazu später mehr. Gestützt auf zeitgenössische deutsche Quellen beschreibt Weiss, dessen Vater in der 26. VGD diente, die Kämpfe der Division vom 16. bis 26. Dezember 1944. Mich persönlich interessierten vor allem die Geschehnisse, als die 4th Armored Division nach Norden auf Bastogne vorstieß und damit die 26. VGD in ihrem Rücken bedrohte.
Das Lesen fällt anfangs etwas schwerer weil Weiss gelegentlich die Regimentsnummern durcheinander schmeißt. Er beschreibt die Ausgangslage, Zusammensetzung und Zustand der Division, gefolgt von den ersten Tagen des Vormarsches.
Weiss ordnet die Ereignisse in einer Tageschronik.
Interessant fand ich die Beschreibung der Schwierigkeiten in der Verkehrsregelung der Wehrmachtsverbände. Auch 1940 hatten sich in den Ardennen Staus gebildet, 1944 jedoch schien die Truppe damit größere Probleme zu haben. Das lag wohl nicht nur am schlechten Wetter und an den Wegsperren (die es auch 1940 gab), sondern schien die Ursachen in der fehlenden Koordination zu haben,
„Es war ganz auffällig, wie der Truppe der Sinn und der Wert für eine geregelte Verkehrs- und Fahrdisziplin im Laufe der Kriegsjahre abhanden gekommen waren.“ Bemerkenswert die hohen Verluste, und das schon während der ersten Tage. Zwischen 300 und 500 Mann verlor die Division Tag für Tag an Toten und Verwundeten! Damit musste die Division in kurzer Zeit ausbrennen.
Am 19. Dezember näherten sich die 26. VGD zusammen mit der 2. Panzer Division und der Panzerlehr Division Bastogne. Als die Stadt nicht im ersten Ansturm fällt, werden die beiden Panzerdivisionen um die Stadt herum dirigiert. So sollen diese Bewegungsfreiheit nach Westen erlangen. Damit entfällt die Aufgabe der Eroberung von Bastogne auf die 26. VGD, verstärkt nur durch das geschwächte Panzergrenadier Lehr-Regiment 901 der Panzerlehrdivision, einer Kampfgruppe der 2. PzDiv (bis 23. Dezember) und einem Volks Artillerie Korps, welches aber verzögert eintrifft.
Interessant wird es für meine Recherchen ab dem 23. Dezember. An diesem Tage gelingt es der 26. VGD Bastogne einzuschließen, aber in ihrem Rücken zieht eine Bedrohung herauf. Südlich der Division steht als Flankenschutz die 5. FJD, und dort scheint eine Krise entstanden zu sein. In Scharen zurückflutende Fallschirmjäger ziehen durch Hompre, dem Divisionsgefechtsstand der 26. VGD.
„Die Leute riefen auf Befragung, der Feind sei durchgebrochen. Er rückte mit Panzern nach Norden vor und hätte Chaumont genommen.“ Schließlich können die Versprengten gesammelt werden. Mit eilig zusammengetrommelten, rückwärtigen Einheiten der 26. VGD wird ein dünner Sicherungsschleier nach Süden aufgebaut. Am 23. Dezember ein weiterer, besonders interessanter Eintrag:
„Der Divisionskommandeur unterstellte sich vier zufällig in Hompre stehende schwere Panzer…“. Ich stellte mir natürlich die Frage was das für Panzer waren und welcher Einheit die angehörten? Die unbekannten Panzer kommen bei Chaumont zum Einsatz und können dort einige gegnerische Panzer ausschalten. Auf jeden Fall kann die 5. FJD die Lage wieder herstellen. Dennoch beziehen ab diesem Zeitpunkt das Füsilier Regiment 39 der 26. VGD und das Panzergrenadier Lehr-Regiment 901 mit schwachen Kräften eine Auffangstellung um im Falle eines erneuten Durchbruchs bei der 5. FJD nicht plötzlich überrascht zu werden. Aber die Fallschirmjäger scheinen vorerst zu halten. Am 24. Dezember trifft die mit großen Hoffnungen begleitete 15. Panzergrenadier Division am westlichen Einschließungsring von Bastogne ein, mit dieser Verstärkung soll die Stadt endlich fallen. Doch die Enttäuschung ist groß, die Division trifft nicht vollzählig ein und hat schon Verluste erlitten. Was da unter den Befehl der 26. VGD tritt, entspricht eher einer schwachen Regimentsgruppe. Der Großangriff am 25. Dezember scheitert, die Volksgrenadiere verlieren am ersten Weihnachtsfeiertag über 800 Mann, die 26. VGD sieht sich außerstande weitere Angriffe im größeren Stil durchzuführen. Und in dieser ungünstigen Situation spitzt sich die Lage bei der 5. FJD wieder zu, Chaumont geht verloren. Zwar wird für den 27. Dezember die Führer-Begleit-Brigade angekündigt, aber am 26. Dezember drücken die Amerikaner weiter nach Norden und zerschlagen die ihnen gegenüberstehenden Fallschirmjäger. Die 26. VGD Division sieht sich außerstande weitere Truppen vom Belagerungsring abzuziehen. Die wenigen Sicherungseinheiten und Panzerabwehrgeschütze können die vorrückenden US-Panzer nicht aufhalten. Bei Assenois öffnen Shermans einen schmalen Korridor nach Bastogne.
Damit endet der Hauptteil des Buches. Zusammenfassend finde ich es schade, dass man wieder nicht erkennen kann ob der Autor Zitate verwendet. Positiv zu erwähnen sind die seltenen Bilder, die meist aus US Quellen stammen und die zeitgenössischen Skizzen. Zum besseren Verständnis wäre jedoch eine übersichtliche Karte hilfreich gewesen.
Am Ende des Buches folgt die Übersetzung eines Interviews mit General McAuliffe, dem kommandieren General der 101st Airborne Division, vom 5. Januar 1945. Hier erfährt der Leser erstmals etwas mehr über die Gegner der Wehrmacht. Das vorletzte Kapitel beinhaltet die Übersetzung der Aufzeichnungen des VIII. US Corps zu den Kämpfen rund um Bastogne.
Beide Übersetzungen sind eher holprig, von mäßiger Qualität und lassen einige Fragen offen.
Das Buch endet mit der am 22. Dezember überreichten Kapitulationsaufforderung an die 101st Airborne Division. Die Antwort darauf ist in die Annalen der Kriegsgeschichte eingegangen – „Nuts!“.
Letztendlich kann ich für mein Projekt die 26. Volksgrenadier Division als Gegner der 4th Armored Division zwischen dem 23. und 26. Dezember 1944 ausschließen. Nur wenige schwache Einheiten konnten sich den Angreifern entgegenstellen. Der Großteil der Division war am Einschließungsring um Bastogne gebunden. Der Hauptgegner war die 5. Fallschirmjäger Division.
Ich möchte auf jeden Fall mehr über die am 23. Dezember erwähnten schweren Panzer herausfinden. Im Internet hält sich wacker der Einsatz von Jagdtigern bei Chaumont. Waren diese vielleicht von der schweren Panzerjägerabteilung 653 oder hat sich hier nur eine Legende manifestiert?*
* Habe inzwischen einen Tip von Wolflord bekommen: es könnten sich um Panther der Panzer Lehrdivision gehandelt haben.
"Generalmajor Kokott unterstellt sich sofort "4 schwere Panzer" - vermutlich Panther der II./Panzer-Lehr-Regiment - die auf dem Marsch aus der Werkstatt nach vorn waren. Zusammen mit herangeholten Teilen der 26. Division bildete er eine Kampfgruppe, die zum Angriff auf Grandrue und Remichampagne antrat. Mit Unterstützung von Sturmgeschützen gelang es, den Gegner nach Abschuß von 11 Shermans (CCB 4. (US)Panzer-Division) zurückzuwerfen und eine neiue Stellung aufzubauen."Quelle: Helmut Ritgen, Die Geschichte der Panzer-Lehr-Division im Westen 1944-1945, Motorbuch Verlag