Wir leben eben in einer Zeit, die Neues bevorzugt und gleichzeitig nur schwarz und weiß kennt. Was nicht vollumfänglich überzeugt, wird als schlecht verstanden, Kompromisse gelten als Werk des Teufels. Ja, das ist leicht
gemeint, benennt aber durchaus Probleme.
Ein Problem ist vielleicht auch, dass die Neuauflage so schnell kam, dass viele die erste Auflage nicht erworben haben und daher nicht spielen können.
Die Auswahl der Völker ist in der Tat etwas seltsam. Keine Ottonen, keine Westslawen, ...
Die Jomswikinger und die Rus gab es immerhin, aber das über die ersten kaum etwas bekannt ist, hat die Ausgestaltung sicher nicht leicht gemacht. Und irgendwann wird es für die Autoren eben sehr verlockend und auch einfacher äußerst fantasyhafte Fähigkeiten aufzunehmen. Da ging dann tatsächlich viel vom Charme des an den Sagas ausgerichteten Spiels verloren.
Die geradezu zwanghafte Übertragung auf andere Zeiten ist auch problematisch. Da muss ja die Kriegführung in kleinen Gruppen auf eine mit Legenden durchwachsene Überlieferung stoßen. Für den peloponnesischen Krieg ist das zum Beispiel nicht gegeben und bei Hannibal haben sie ja anscheinend Größeres im Auge, obwohl wir wissen, dass es da auch kleinere Aktionen gab und die Geschichtsschreibung sehr spät einsetzt und sicher oft die Propaganda einzelner römischer Gentes wiedergibt, die durchaus mit den Sagas vergleichbar ist. Die Römische Frühgeschichte vor Pyrrhos wäre zweifellos ergiebiger für Saga. Genau wie Troja und Mykene sich besser einfügen als die Perserkriege, die wegen der Erzähllust Herodots aber auch Ansatzpunkte bieten.
Hier ist dann auch die Frage warum passende Zeiten und Orte außen vor bleiben. In Deutschland wäre etwa die Zeit der ausufernden Fehden und der Ritterbünde zu nennen.
Dann ist da die Frage, wie weit die Regeln zeitlich einsetzbar sind. Bei den kleinen Gruppen des Systems sind, denke ich, mit gewissen Modifikationen (antike Schleuderer waren z.B. effektiver) wieder einmal die Konflikte vor Einführung des Schießpulvers passend. In Bezug auf den einzelnen Kämpfer hat sich in dieser Zeit eben so wenig geändert, dass Skirmish-Regeln leicht anzupassen sind. Speer und Schild sind eben genau das, ob nun 1200 v. Chr. oder 1000 n. Chr.! Und ob es nun eine Mauer aus Schilden oder ein Wall aus Schilden ist, so bleibt es im Grunde eben doch eine Phalanx.
Saga hätte genügend Flexibilität, um einen Regelkern zu bieten, der viel abdeckt. Nur lassen es anscheinend die Autoren oder das Marketing nicht zu. Selbst die Balance zwischen Historie und Fantasy könnte durch unterschiedliche Battleboards unterschiedlichen Geschmäckern angepasst werden.
Das geht natürlich nicht alles auf persönliche Einsichten von mir zurück, ich fasse da auch zusammen, was ich an verschiedenen Stellen, auch hier im Forum las. Ich finde es eben schade, wie ein vielversprechender Ansatz durch vermeintliche Gewinnorientierung ruiniert wird. Vermeintlich deshalb, weil ja es ja auch bei einem ganzheitlicheren Ansatz viel zu verkaufen gäbe.