Hier ein wenig Hintergrund zu den Vorchristlichen Germanen, vielleicht interessiert es ja wen
Die religiöse Welt der Germanen Die spirituelle und die profane Welt der Germanen waren eng miteinander verflochten und standen stets miteinander in Verbindung. Es gab auch einen stetigen Austausch zwischen beiden Welten. Geschah etwa in der einen Welt, so hatte das Auswirkungen in der anderen Welt.Inmitten dieser Welt als Bindeglied zwischen beiden Welten stand der König, als direkter Abkömmling der Götter, oder als jemand, der auf eine andere Weise von ihnen berĂŒhrt wurde. Eine ausgeprĂ€gte Priesterkaste, wie etwa die Druiden bei den Kelten, gab es wohl nicht. Erst bei der VollfĂŒhrung einer Kulthandlung wurde der Priester ebenfalls zum Bindeglied zwischen Beiden Welten und war dem König gleichgestellt. auĂerhalb der Kulthandlung war er wohl ein Mann wie jeder andere, blieb aber in seiner Funktion ein Leben lang und wurde fĂŒr kein Missgeschick haftbar gemacht, im Gegensatz zum König. Die Germanische Götterwelt war von dem Gegensatz zwischen Statik und Dynamik geprĂ€gt, den man anhand der zwei Göttergruppen, den Asen und den Vanen beobachten kann. Auf dem Hintergrund dieses Wechselspiel könnte man auch die Position zwischen König (dynamisch) und Priester statisch) sehen. Die Götter waren bei den Kulthandlungen der Germanen stets zugegen, sei es durch den König, der durch anlegen Ritueller GegenstĂ€nde (z.B. Maskenhelm) fĂŒr die Dauer der Kulthandlung zur Gottheit wurde, oder in Form von Statuen (wie bei den Opferungen und anschlieĂendem Gelage bei den Nordgermanen
Quelle: De Vries, Jan: Die Geistige Welt der Germanen, Darmstadt, 1964.
Das Königsheil Die Definition nach Grönbech umfasst zum einen menschliche Eigenschaften, die einen Germanen dazu befĂ€higten, König zu sein: Ehrgeiz, Schlauheit, Redegewandtheit, Charisma, körperliche StĂ€rke und anderes. Des Weiteren umfasst das germanische Königsheil jedoch auch eine Dimension des Ăbermenschlichen: Neben dem Anspruch \"heil\" zu bleiben (Unverwundbarkeit in der Schlacht) vor allem die FĂ€higkeit, Fruchtbarkeit der Ăcker zu spenden und Heilkraft zu besitzen. Beide Dimensionen sind in der germanischen Vorstellungswelt nicht voneinander getrennt gewesen. Ăberhaupt ist eine strikte Trennung von menschlicher und göttlicher SphĂ€re den Germanen fremd gewesen. Ebenso muss dieses Königsheil erblich gewesen sein, da der Germane als âSippenwesenâ an die Erblichkeit aller FĂ€higkeiten geglaubt hat. Insgesamt lĂ€sst sich Grönbechs Begriff vom Königsheil mit den lateinischen AusdrĂŒcken \"salus\" (Gesundheit, Wohlergehen), \"felicitas\" (Fruchtbarkeit, GlĂŒckseligkeit, Erfolg) und \"fortuna\" (KriegsglĂŒck, wohlgesonnenes Schicksal) wiedergeben.[1] âIm germanischen Heidentum aber ist heilig, wer durch sein Amt aus der SphĂ€re des Göttlichen eine besondere Weihe empfĂ€ngt. Der germanische König ist Heilig, weil er ein König ist. Er ist kraft seines Amtes der Vermittler zwischen der Gottheit und seinem Volke. Das hat Baetke in seiner grundlegenden Untersuchung ĂŒber âdas Heilige im Germanischenâ ĂŒberzeugend nachgewiesen und wir können im nur beipflichten, wenn er sagt âDem König fĂ€llt als dem obersten Walter des Kultes in erster Linie die Aufgabe zu fĂŒr die Sicherung und Zustroms des Heils zu sorgen. Ăber sein Amt und seine Person flieĂt es mittels des Kultes der Gemeinschaft zu.ââ[2]
Dazu schreibt Ammianus Marcellinus: \"Bei ihnen heiĂt der König allgemein Hendinos. Nach alter Sitte muss er sein Amt niederlegen und zurĂŒcktreten, wenn unter seiner Regierung das KriegsglĂŒck schwankt oder die Erde keine reiche Saat trĂ€gt, Ă€hnlich, wie auch die Ăgypter derartige UnglĂŒcksfĂ€lle ihren Königen zuschreiben. Der oberste Priester heiĂt bei den Burgundern Sinistus. Er fĂŒhrt sein Amt Zeit seines Lebens und wird fĂŒr kein UnglĂŒck verantwortlich gemacht wie die Könige.\"[3]
Aus dieser Aussage kann man folgendes schlieĂen: Es gab anscheinend einen qualitativen unterschied zwischen der Rolle des Priesters und des Königs innerhalb des Kultlebens. Inwieweit der König darin ebenfalls als Priester bezeichnet werden kann, ist nicht Gegenstand dieser Arbeit, aber man darf annehmen, dass die Rolle des Königs, auch und gerade im Rahmen des Kultlebens einen qualitativ höheren Stellenwert hatte als die des Priesters.[4] Diese Tatsache wiederum lĂ€sst eher auf ein sakrales als ein profanes Königtum schlieĂen. Ferner wird deutlich, dass die Germanen ihren Königen ĂŒbernatĂŒrliche KrĂ€fte zugeschrieben haben. Diese KrĂ€fte sind durch Blut begrĂŒndet, da die germanischen Könige nach eigener Legende, von den Göttern stammen.[5] Zu diesen KrĂ€ften gehören sowohl solche destruktiver Art, als auch solche heilender Art (Fruchtbarkeit als ein Aspekt des Lebensspendens) und erstreckten sich auf alle Aspekte des Lebens. Sollten diese KrĂ€fte einmal versagen, Beispiele dafĂŒr wĂ€ren: eine Serie verlorener Schlachten, einige Jahre schlechter Ernte oder der Ausbruch von Krankheiten, so waren die Götter, in der Vorstellung der Germanen, unzufrieden mit dem König und befanden ihn ihres Blutes nicht wert.[6] In einem solchen Fall hat der König sein Amt verloren. Das ging oft soweit, dass mit dem Verlust des Amtes auch der Verlust des Lebens einher ging um die Götter wieder zu besĂ€nftigen. Die ist vor allen bei den nordischen GermanenstĂ€mmen vorgekommen.[7] Der germanische König war also von einer Aura des Göttlichen umgeben, die ihn legitimiert hat, ein König zu sein. Diese Aura verlieh ihm besondere KrĂ€fte und besondere Pflichten.
________________________________________________________________
[1] vgl. dazu: Grönbech, Willhelm: Kultur und Religion der Germanen,
[2] vgl. dazu: de Vries Jan: Die geistige Welt der Germanen, Darmstadt, 1964, S. 163 ff
[3] vgl. dazu: Ammianus Marcellinus, 28. Buch, 5, 14. Ăbersetzung nach Seyfarth, Wolfgang: Ammianus Marcellinus. Römische Geschichte. Band IV, Berlin, Akademie-Verlag, 1971, S. 135.
[4] vgl. dazu: De Vries, Jan: Die Geistige Welt der Germanen, S. 157ff
[5] vgl. dazu: ebd S. 157ff
[6] vgl. dazu: Bracher, Ulrich: Geschichte Skandinaviens/Ulrich Bracher.-Orig. Ausg.-Stuttgart [u.a.]: Kohlhammer, 1968 S. 65 ff
[7] vgl. dazu: ebd. S. 70ff