Du bist quasi zehnmal so lange am Ball wie ich
Tja es hat seine Vorteile wenn man in den 60ern geboren wurde sozusagen als Blumenkind

Genaugenommen ist die Periode gar nicht so unübersichtlich, wenn mans aus der Vogelperspektive betrachtet könnt mans eigentlich so zusammenfassen:
Sparta gewinnt den peloponnesischen Krieg und errichtet die \"Spartanische Hegemonie\" etwa die hälfte der poleis anerkennt die Führungsstzellung Spartas. Der Krieg hat Spartas Resourcen überspannt und es ist ein \"Gigant\" auf tönernen Füßen. Die allgemeine Bewunderung vür Sparta verfliegt aber bald, nachdem die Spartanischen Besatzungsoffiziere erkennen, daß das Leben außerhalb Spartas viel luxuriöser und genußreicher ist als sie es sich jemals erträumt hatten und bald für ihre Dekadenz und Korruptheit verschrien sind.
Noch traut sich niemand etwas zu sagen denn immerhin ist es das unbesiegbare Sparta und noch dazu mit den Persern im Bunde. Doch dieses Bündnis bricht, die Perser zerstören die spartanische Flotte und krallen sich einen Teil der ionischen Städte in Kleinasien. Sparta tut ...nichts, da sich die Perser mit Athen verbünden. Von da an beginnt Spartas Vormacht immer schneller zu zerfallen. Sparta muß hilflos zusehen, wie Athen seine Mauern wieder aufbaut, Teile des delischen Seebunds wieder ins Leben ruft und dann die Perser in den Allerwertesten tritt. Die erkennen ihren Fehler und erneuern das Bündniss mit Sparta - aber der Schaden ist angerichtet. Athen fällt in Euböa ein und bekriegt sich dort mit thebanischen Verbündeten. Theben reichts endgültig, da von Sparta wenig bis keine Unterstützung kommt, kündigt sein Bündniss mit Sparta und wirft die spartanische Garnision raus. Nun endlich reisst sich Sparta zusammen, mobilisiert seine Armee und marschiert gegen den rebellischen Bundesgenossen - aber 371 bei Leuktra geschieht das unfassbare - die unbesiegbaren Spartaner verlieren die Schlacht.
Nun beginnt es im peloponnesischen Kernland zu brodeln und Sparta hat alle Mühe die Lage dort unter Kontrolle zu halten, an weitere militärische Excursionen ist nimmer zu denken - Ende der spartanischen Hegemonie.
Nun beginnt die sogenannte \"Thebanische Hegemonie\" (was imo komplett übertrieben ist, denn wir sprechen über einen Zeitraum von 9 Jahren, in dem etwa die Hälfte der Griechen überhaupt tat was sie wollten und von der anderen Hälfte scharte sich etwa ein Drittel hinter Theben, ein weiteres Drittel folgte Athen und ein Drittel blieb Sparta treu. Die Hauptaktivität der Thebaner bestand darin, im Peloponnes den Arkadischen Bund als Gegengewicht zu Sparta zu etablieren um dieses vom griechischen Hauptland abzuschneiden. Währendessen verschärften sich die Spannungen zwischen Athen und Theben mehr und mehr (Euböa..)
Als dann Mantinea aus dem Arkadischen Bund auscherte und dieser mobilmachte, stellte sich Sparta auf die Seite des alten Verbündeten, das rief Theben und den Boötischen Bund auf den Plan, was wiederum Athen bewog Sparta zu unterstützen - alle griegischen \"Großmächte\" krachen nach nur 9 Jahren \"Thebanischer Hegemonie\" 362 bei Mantinaea aufeinander. Die Schlacht selbst ging zwar zugunsten Thebens aus, allerdings waren die Verluste auf allen Seiten katastrophal und konnten nie wieder wettgemacht werden. Theben verlor überdies sein Führungstrio Epaminondas, Iolaidas und Daiphantus und blieb auch politisch führerlos zurück.
Die militärische Macht von Theben Athen und Sparta war gebrochen und nun verwandelte sich Griechenland in ein anarchistisches Tollhaus, wo politische Zwerge erfolglos versuchten sich eine stabile Machtbasis aufzubauen aber im Grund samt und sonders scheiterten, diese Phase dauerte noch rund 20 Jahre, dann kam Phillipp mit seinen Makedonen - der Rest ist Geschichte.
Im Prinzip find ich die Forschungen wer in dieser Periode wann mit und wann gegen wen und wer überhaupt nicht, nur für Spezialhistoriker interessant. Bei den syrischen Seldschukenstadtstaaten um 1100 mach man sich ja auch nicht die Mühe welcher Emir mit wem und wer mit und wer gegen die Kreuzfahrer - also zumindest net genau - man beschreibts halt als zerstrittene Stadtstaaten mit schnell wechselnden Allianzen, die eifersüchtig wachten daß ja keiner zuviel Macht bekam.
Und so könnte man eigentlich die letzten 20 Jahre griechischer Unabhängigkeit auch zusammenfassen.
Und bevor jetzt die Spezialisten für spätgriechische Geschichte dreinfahren - ja das ist eine ziemlich grobe Zusammenfassung, etliches ist vereinfacht und viele Details fehlen - aber sind die jetzt für den durschnittlichen Wargamer wirklich so wichtig?