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Autor Thema: \"Gegen Land und Leut´\" Play-by-mail-Kartenkampagne im 30 jährigen Krieg  (Gelesen 12052 mal)

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Tellus

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\"Gegen Land und Leut´\" Play-by-mail-Kartenkampagne im 30 jährigen Krieg
« Antwort #30 am: 12. August 2012 - 16:39:40 »

Vive le Roi ! Turenne c\'est moi  ;)

Großes Kompliment an Sorandir, der meines Erachtens die Kampagne sehr souverän durchgezogen hat. Auch fand ich das alles Hand und Fuß hatte und es in meinen Augen nur ein paar kleine Schwächen gab, wie z.B. das dass Rekrutieren an Einheiten ohne Rücksicht auf ihren Punktewert gebunden war. Zwar hat Sorandir das auch selbst erkannt, aber da gab es kein Regelupdate.

Grundlegend fand ich die Idee Truppen drillen bzw. neu ausheben zu können eigentlich sehr reizvoll und auch in der Art und Weise ganz clever, bin mir aber nicht sicher ob das nicht auch etwas dazu beigetragen hat das Spiel auf meiner Seite zu verschleppen. Obwohl ich  z.B. nur ein einziges mal eine Einheit durch Drill verbessert habe und ansonsten nur drei Einheiten, davon zwei Garnisonen, und einen General rekrutiert habe.

Der zusätzliche General war übrigens meine Rettung, denn nur durch den bin ich auf die Spanier aufmerksam geworden als die von Kaysersberg aufgebrochen sind und er sie von da an bis nach Oberehnheim  mit seinen Dragonern beschattet hat. Sonst hätte ich es nicht zurück nach Oberehnheim geschafft, zur großen Abschlußparty. Auf den Ausgang bin ich allerdings sehr gespannt.
Das war also meine Beste Investition, allerdings hat es auch zehr lange gedauert bis ich mir den leisten konnte. Das hat mir bis dahin am meisten gefehlt mal ein bisschen Aufklärung zu betreiben, fände es daher schade wenn gerade diese Möglichkeit wegfallen würde- obwohl ich Dein Argument nachvollziehen kann.


Aber im Großen und Ganzen hat es  viel Spaß gemacht auch wenn ich immer das Gefühl hatte das meine Armeeauswahl am Anfang doof war und ich zwar froh war das der Spanier nicht kam, aber irgendwie wurde es mit der Zeit auch nicht besser. Gerade der letzte Zug war für mich enorm spannend. Da ich die Option hatte entweder Oberehnheim zu verteidigen oder Schlestadt anzugreifen. Zu dem ich eigentlich erwartet hatte das Zabern angegriffen wird, da es ja in Reichweite der Spanier lag und mit nur einem Musketier Regiment schwach verteidigt war, dagegen hätte ich nix machen können.
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Hindu

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\"Gegen Land und Leut´\" Play-by-mail-Kartenkampagne im 30 jährigen Krieg
« Antwort #31 am: 12. August 2012 - 23:39:43 »

So bin grad zu Hause angekommen, also ein paar Worte von mir zum Spiel ( zu positivem und negativem und zu evtl. neuen Szenarien im nächsten Thread mehr):

Erstmal bin ich doch erstaunt, dass wir so deutlich gewonnen haben, zu danken haben wir das Leslie und Rosen, die trotz mehrfachem Abwehrkampf (Offenburg und Straßburg) und der allgemeinen Truppenerschöpfung es geschafft haben, noch 2 feindliche Städte zu erobern - Klasse Jungs!!!! Der schlimmste von mir befürchtete Fall ist nämlich eingetreten, von Werth hat tatsächlich in unserem Hinterland noch eine Stadt genommen und bei Oberehnheim musste Turenne gegen die geballte span. Macht alleine antreten, ich habe es nur bis H7 geschafft und muss quasi tatenlos zusehen.

Aber von Anfang an: Ich hatte von Anfang an auf superior Truppen gesetzt und auch noch einen 2. Truppenführer gekauft, welcher mit leichten Reitern aufklären und plündern sollte. Durch die spätere Regelergänzung, das Truppen wieder auf das entsprechende Level ohne Verschlechterung aufgefüllt werden, war es ganz gut, denn dadurch hielten sich meine Superior Einheiten ganz gut. Die frischgeworbenen poor rannten beim ersten Kanonenschuss weg.

Plan war, das Rosen und Leslie zusammenarbeitet und Turenne und ich uns unterstützen. Es sollte die Linie Oberehnheim-Straßburg-Offenburg besetzt und gehalten werden (8 zu 7 Orte). Weiterhin wollte ich immer mit 2 Gruppen gegen einen Gegner angreifen um die gegn. Verluste möglichst groß und die eigenen gering zu halten. Das hat leider nicht ganz so gut funktioniert. So war in der Mitte des Spiels Rosen verschollen, keine Nachricht kein Lebenszeichen erreichte mich, so dass ich Strassburg alleine angreifen musste (zum Glück waren nur leichte Reiter in der Stadt). In der nächsten Runde kam Rosen auch nicht, so dass Turenne vergeblich auf mich warten musste, als dann in der nächsten Runde Rosen in die Stadt rückte, kam die Meldung, dass Hagenau verloren wurde, also musste ich in einem Gewaltmarsch dorthin und ich habe es nicht mehr zu Turenne geschafft. Mal sehen, wie das gefecht bei Oberehnheim noch ausgeht......

Bester Spieler unserer Gruppe: Leslie aka Strand - 2x einen Angriff auf Offenburg abgewehrt, dann selbst angegriffen und dann noch eine der entscheidenden Städte erobert! :imsohappy:

Soviel für heute morgen mehr zur Manöverkritik.
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Strand

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\"Gegen Land und Leut\'\" - The Scottish Review
« Antwort #32 am: 13. August 2012 - 18:35:08 »

Hier nun also der erste Teil meiner Kampagnenkommetare: The Scottish Review. Der zweite Teil folgt dann in einem separatem Posting mit Lob, Kritik, Anregungen und Verbesserungsvorschlägen zu den Regeln.

Startpunkt: M1

Anfangstruppen (200 GM):
  • The Gray Guard of Inverness - (average) Pike & Shot Einheit+Bat.Gun (51 GM)
  • Artair\'s Dragoons - (average) Dragoner (24 GM)
  • Coinneach\'s Dragoons - (average) Dragoner (24 GM)
  • MacDonells of Glengarry - (superior) Highlander (66 GM)
  • Sir Tristan Dalarque - Truppenbefehlshaber (35 GM)
  • GenLt Alexander Leslie - Feldbefehlshaber (free)


Vorabüberlegung:
Aufgrund der Größe der Karte und dem Fog of War wollte ich unbedingt flexibel sein und habe von Anfang an auf einen zweiten Kommandanten gesetzt, der die \"Augen und Ohren\" des schottischen Kontingents bilden sollte. Sir Tristan reitet als \"Vanguard\" mit 1-2 Dragonereinheiten voraus (immer mit \"Verweigern\", um Kämpfen und einer möglichen Gefangennahme aus dem Weg zu gehen) und gibt den Weg für das Hauptheer vor.
Auch für das Hauptheer gilt: Gegnern ist möglichst aus dem Weg zu gehen, bis man sich sicher ist, dass man besser ist, oder entsprechend hinter Schanzen steht. Um den Anfangsnachteil an Truppenstärke ggü. Heeren mit nur einem Kommandanten auszugleichen, sollte ein steter Fluß an Kontributionen für einen langsamen aber beständigen Aufbau des Hauptheeres sichern.


Verlauf:

Den Verlauf der Kampagne kann man grob in drei Phasen aufteilen:
  • Vorstürmen (Zug 1-2)
  • Konsolidieren/Halten der Festung Offenburg (Zug 3-6)
  • Gegenschlag zusammen mit Rosen (Zug 6-8)

1. Phase: Vorstürmen
Sir Tristan rannte Richtung Offenburg los, während Leslie in Stollhofen schanzte und ein paar Einwohner für die Garnison rekrutierte.
Im zweiten Zug wurde Offenburg dann zum Glück unbesetzt vorgefunden, so dass man auch hier ans Schanzen & Rekrutieren gehen konnte. Im dritten Zug traf dann auch das Hauptheer ein, das dann quasi in das \"frisch bereitete Bett\" springen konnte. Mittlerweile trafen auch Depeschen vom Oberbefehlshaber ein, die
a) Stollhofen und Offenburg zur \"schottischen Aufgabe\" machten und
b) die \"Zweiteilung\" (Turenne/Conde rechts, Rosen/Leslie links) vorgaben.


Vanguard stürmt vor, das Hauptheer hinterher

Große Sorgen machten vor allen Dingen die Nachrichten aus dem Süden über die üblen Brandschatzungen. Dies wurde dahingehend interpretiert, dass die Katholiken nicht auf Nachhaltigkeit setzten, sondern so schnell wie möglich so viel Münze wie möglich aquirieren, um mit Geschwindigkeit und Übermacht den protestanischen Norden zu überrennen.

2. Phase: Konsolidieren/Halten der Festung Offenburg
Durch den Reichtum Offenburgs konnten dann in den Folgerunden eine Einheit Kürassiere, eine mittlere und eine leichtere Artillerie aufgestellt werden, womit Offensive und Defensive des Hauptheeres gestärkt wurden.
Im vierten Zug kam es dann zur ersten Schlacht von Offenburg: Die Bayern unter Mercy prallten in die mittlerweile vorbereitete \"Festung\" Offenburg. Hier standen vier Angreifer gegen sechs verschanzten Einheiten. Zwei Tercios, eine Einheit Kürassiere und eine Artillerie-Batterie von Mercy konnten fast ohne Verluste geworfen werden.
Der Angriff erscheint umso unverständlicher, da (nach meiner Aufklärungslage) im selben Zug de Werth im Wäldchen südlich von Offenburg (O9) ankam. Ich weiß nicht, ob der Hintergund fehlende Abstimmung, ein Zufallssereignis oder sonstwas war, aber _kombiniert_ hätten diese beiden Heere die Schotten definitv aus Offenburg vertreiben können.

Im sechsten Zug kam es zur zweiten Schlacht von Offenburg, in der sich de Werth mit zwei durchschnittlichen Tercios, einem Dragonerregiment und einem Regiment Elite-Kürassiere an Offenburg versuchte. Wieder gab es keinen kombinierten Angriff und das Ergebnis war das gleiche: die Bayern wurden blutig zurückgeschlagen und die Schotten hatten sehr überschaubare Verluste.


Die zwei Schlachten um Offenburg


3. Phase: Gegenschlag zusammen mit Rosen
Schon in Runde 5 war ein Truppenkommandant von Rosen in Offenburg zu Gast, mit dem ein Plan zum weiteren Vorgehen im Süden geschmiedet worden ist: Dabei sollten in einer Zangenbewegung in Turn 7 und 8 Rosen linksrheinisch auf Rhinau und Sir Tristan rechtsrheinisch auf Kenzingen und Breisach vorstoßen (siehe Bild).


Der Plan, der klappte (aber anders als gedacht...)

Dieser Plan wurde durch zwei Tatsachen gründlich über den Haufen geworfen, zeigte aber trotzdem Wirkung:

a) Rosens rechtsrheinische Regimenter wurden an der Brücke nach Strassbourg von den Bayern um Mercy abgewiesen. Alle in Strassbourg verbliebenen Truppen mussten jetzt für die Stadtsicherung abgestellt werden und konnten keinen linksrheinischen Vorstoß mehr wagen.

b) Sir Tristan, der auf dem Weg nach Süden rechtsrheinisch die Brücke von Rhinau aufklären wollte, um dann weiter Richtung Kenzingen zu ziehen, fand das Dorf unbesetzt(!!!) vor.


Endspiel

Natürlich wurde die Gelegenheit sofort genutzt. Sir Tristan ließ Schanzen bauen, eine Einheit Pike & Shot rekrutieren  und die Brücke abreissen, damit keine Bayern aus Kenzingen oder Breisach im letzten Zug noch attackieren konnten.
Währenddessen zog Rosens abgewiesenes Kontingent auf dem ursprünglich für die Schotten vorgesehen Pfad nach Süden und konnte im letzten Spielzug Breisach stürmen.

Parallel dazu gab es aber noch einen Dämpfer: Nach der Niederlage de Werths vor den Mauern Offenburgs wagte Leslie einen Ausfall, damit die Bayern sich nicht doch noch an der Rheinbrücke zusammenschließen, und gemeinsam einen Angriff auf das geschwächte Strassbourg durchführen konnten. Das ganze Unternehmen stand aber unter keinem guten Stern: die wichtige mittlere Artillerie (\"Batterie Saturnus\") konnte wegen eines Achsbruchs nicht ausrücken (Sabotage? Zufallsereignis!) und die Bayern konnten sich bei Schlachtaufstellung einen Geländevorteil sichern. Zudem hatten die bayrischen Elite-Kürassiere einen Glanztag und räumten alles, was bei den Schotten zu Pferde kam von der Platte.
Nur den Highlandern ist es zu verdanken, dass der Tag gerettet wurde, aber der Preis war sehr, sehr hoch (Verluste in Höhe von 90 GM!).
Falls de Werth aber tatsächlich auf dem Weg nach Strassbourg gewesen ist, hat es sich auf jeden Fall gelohnt, denn mit seinen Truppen hätte Mercy wahrscheinlich Rosen vertreiben können.

Fazit:
Der Plan \"Schnelles Vorgehen, später Nachrüsten\" ist sehr gut aufgegangen. Es gelang Offenburg zu halten und die Bayern in ihrer Entfaltung zu behindern. Mit 3 statt 2 Städten haben die Schotten Conde\'s Vorgaben übererfüllt, auch wenn die dritte Stadt (Rhinau) natürlich großes Glück war.

Endaufstellung:

Offenburg (Feldbefehlshaber GenLt Alexander Leslie):
 
  • The Gray Guard of Inverness   (avg) Pike & Shot Einheit+Bat.Gun
     
  • Coinneach\'s Dragoons   (avg) Dragoner
     
  • MacDonells of Glengarry   (sup) Highlander
     
  • Batterie Saturnus   (avg) Mittlere Artillerie
     
  • Batterie Mercurius   (avg) Leichte Artillerie
     
  • Oberrheinische Infanteriebrigade 1 (Offenburg) – „Mercy\'s Folly“   (avg) Pike & Shot Einheit
     
  • Batterie Vulcanus   (avg) Mittlere Artillerie

Rhinau (Truppenbefehlshaber Sir Tristan Dalarque)
 
  • Artair\'s Dragoons   (avg) Dragoner
     
  • Oberrheinische Infanteriebrigade 2 (Rhinau) – „Winter\'s Advent“   (poor) Pike & Shot Einheit+Bat.Gun

Stollhofen
 
  • Stollhofen Volunteers   (poor) Dragoner

Unter Krähen auf den Rheinwiesen:
 
  • Oberrheinisches Kürassierregiment 1 (Offenburg) – „Tristan’s Own Swedes“
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Sorandir

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\"Gegen Land und Leut´\" Play-by-mail-Kartenkampagne im 30 jährigen Krieg
« Antwort #33 am: 13. August 2012 - 20:12:49 »

Wunderbare Analyse der Erlebnisse deiner Trupps während der Kampagne. Und das mit den Richtungspfeilen auf den Landkarten macht dem interessierten aber unkundigen Leser das Verständnis sehr leicht. Sehr klasse   :imsohappy:
Ich bin auch etwas verblüfft, wie detailliert deine Kenntnisse über Abläufe und gegnerische Bewegungen sind. Da gibt es aus Spielleitersicht nichts hinzuzufügen.
Das spricht allerdings auch für die Qualität der Kurier-Korresspondenz zwischen den Verbündeten.  :thumbup:
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\"Gegen Land und Leut´\" Play-by-mail-Kartenkampagne im 30 jährigen Krieg
« Antwort #34 am: 13. August 2012 - 21:09:27 »

Noch ein paar Bemerkungen, diese sind meine persönliche Meinung und erheben nicht den Anspruch richtig zu sein bzw. sollen Anregungen zur Diskussion geben:

Leider muss ich sagen, dass sich der Zeitaufwand dann doch als sehr hoch herausgestellt hat, obwohl ich bereits mit großem Zeitaufwand gerechnet hatte. In der Kampagnenzeit ist mein Figuren-Bemal-Pensum deutlich zurückgegangen und ich habe auch meiner Freundin vielleicht ein paar Stunden zu viel zugemutet, die ich vor dem PC statt mit ihr verbrachte.

Du kannst ihr ja sagen, dass du 8 Leute glücklich gemacht hast - Sie wird es verstehen und dich noch mehr lieben :love_1:


Da bei uns im Spätjahr auch Nachwuchs ansteht, und ich den Zeitbedarf hierfür mal so gar nicht kalkulieren kann, werde ich eine Kampagne in diesem Umfang nicht mehr leiten können.

Der Aufwand ist enorm, ich komme seit 4 Jahren zu nichts mehr......

ich habe mich dazu durchgerungen, dass in der nächsten Kampagne jeder nur einen Trupp hat.

Das ist denke ich O.K. Man muss sich halt darauf einstellen, evtl. kannst du die \"Sicht-/Aufklärungsweite\" erhöhen, vielleicht auch in Abhängigkeit des Kavallerieanteils der Truppe.

- ergänzend plane ich, einige Zufallsereignisse mehr einzubauen, die nichts mit dem Handeln der Spieler zu tun haben. In der vergangenen Kampagne habe ich das nur sehr sparsam und am Anfang gemacht (einmal Schatzfund für Turenne, da er wegen seiner eingeschränkten Bewegung im Wald erst spät zum Brandschatzen kam und einmal einheimische Kundschafter für Mercy, die diesem einmalig eine schnellere Bewegung erlaubten). Danach war auch so genug los, dass es keiner Zufallsereignisse mehr bedurfte. Außerdem war ich später besorgt, dass mehr evtl. die Spielbalance kippen könnte.

halte ich für nicht so gelungen, es wird schwer unparteiisch zu sein, keinen zu bevorzugen, und die Kampagne wird unberechenbarer. Das klingt erstmal spannender, wenn man aber mit Fog of War agiert wird es schnell unübersichtlich. Ich wollte beim Spiel auch schon die Schatzfunde anmahnen, weil ich etwas darauf gewartet habe (man braucht immer Geld ;-) ), bin aber zufrieden, dass es zwar angewendet wurde, aber eben auch entsprechend spärlich.

- außerdem könnte ich mir vorstellen, den \"Rollenspiel-Aspekt\" auszubauen, da bei vielen Spielern gute Ideen anklangen, die aber in den Grenzen der Regeln nicht vorgesehen oder möglich waren.

müsste wegen mir nicht sein, das verschiebt vielleicht etwas den Fokus von der Truppenführung hin zum erzählerischen, ich befürchte einfach, das vor lauter Rollenspiel die wichtigen Fakten, welche Truppen wo stehen usw. verloren gehen. So habe ich bspw. erst im obigen Thread Leslies Truppenzusammensetzung erfahren, obwohl ich von Anfang an alle Befehlshaber um diese Info gebeten hatte. Episches Schreiben und entsprechendes Rollenverhalten machen die Kampagne lebendig, verführen aber dazu, die wichtigen Sachen zu unterschlagen.

- bei einer künftigen Kampagne werde ich von Beginn an eine variable Kampagnenlänge planen, mit einer immer höher werdenden Wahrscheinlichkeit, dass die Kampagne endet (z.Bsp.: ab 7. Spielzug Ende bei 6+ auf W6, ab 8. Spielzug Ende bei 4+ auf W6, ab 9. Spielzug Ende bei 2+ auf W6, nach dem 10. Spielzug automatisches Ende).

gute Idee!!

- es wäre noch abzuklären, wie der wirtschaftliche Aspekt der Kampagne gefallen hat. Bevorzugen die Spieler das Erwirtschaften von Geld um sich damit Truppen kaufen zu können oder gefiele es besser, einen größeren Trupp, ein Korps, was auch immer zu haben, bei dem die Verluste wenig oder kaum aufgefüllt werden können, so wie es z.B. bei einem echten Feldzug der Fall wäre.


Vorab die Variante hat gefallen! Allerdings würde ich die so gespielte Variante für den etwas schleppenden Anfang bzw. Verlauf der Kampagne verantwortlich machen. Man hatte einfach immer das Gefühl, zu wenig Truppen und Geld zu besitzen und deshalb erstmal Geld zu erwerben und dann Truppen zu rekrutieren, bevor man etwas unternimmt. Daher würde ich die 2. Variante bevorzugen. Evtl. kann man hier ja den Rollenspielaspekt einsetzen, bspw. ich habe 3x den Gegener geschlagen, damit steigt meine Reputation, das wiederum führt dazu, dass nach der Schlacht viele Gefangene in meine Dienste treten und ich damit wieder meine Truppen auffüllen kann. So oder ähnlich.

- ich habe alle anfallenden Gefechte mit dem Field of Glory Renaissance-Regelwerk gespielt.

Ich fand die Schlachtergebnisse realistisch, allerdings wenn die Randbedingungen bezüglich Spielplatz nicht mehr stimmen, musst du natürlich auf eine Alternative ausweichen.

- aufwendiger war die Verteilung und Verwaltung der Kuriere. Schweren Herzens werde ich bei der nächsten PBM-Kampagne verbündete Spieler per mail direkt untereinander korrespondieren lassen. Damit geht zwar ein schönes Stück Fog of War verloren, es erspart dem Spielleiter aber den Aufwand, täglich im web präsent zu sein um keine Verzögerung bei den Kurieren entstehen zu lassen.
Außerdem glaub ich, dass das zum schnelleren Spielablauf beiträgt. Ich hatte schon den Eindruck, dass viele Spieler mit der Befehlsabgabe warteten, weil sie nicht wussten, ob noch Kuriere kommen, die ihre Entscheidungen verändern. Dadurch wurden viele Befehle erst sehr spät abgegeben, so dass die Spielzugsauswertung nicht stückweise flüssig, sondern geballt zum Abgabestichtag erfolgen musste.


Das wäre sehr schade, denn ich fand, dass das einen besonderen Reiz der Kampagne ausmachte. Aber du hast recht, man wartete immer ob noch ein Kurier kommt. Vielleicht kann man hier einfach Fristen setzen, bis wann die Kuriere da sein müssen und dann wird zum Stichpunkt alles abgeschickt, wer nicht da ist hat halt Pech. Das würde auch die Empfänger bevorteilen, man wüsste genau, wenn bis bspw. Freitag 22:00 Uhr keine Mail da ist, dann kommt auch keine Nachricht mehr.


Außerdem kam es mehrmals vor, dass Spieler recht zügig ihre Befehle abgaben, danach noch einen Kurier erhielten, dann nochmals ihre Befehle änderten und erneut abgaben.

das dürfte nicht erlaubt werden und ist halt Kriegspech...

- bei der nächsten Kampagne wird die Möglichkeit zu schanzen eingeschränkt, z.B. indem es bloß 1 \"Pioniertrupp\" pro Seite gibt, der Schanzen kann. Dies ist zwar etwas unrealistisch, aber es macht die Spiele nicht so statisch. Fast alle Schlachten der Kampagne waren Angriffe einer Seite auf einen verschanzten Gegner. Dies lag natürlich auch in dem Konzept begründet, Orte zu erobern und zu halten. Aber dadurch wurden die Spiele relativ vorhersehbar und zum Ausspielen relativ eintönig. Außerdem wurde dadurch der Wert von Reiterei herabgesetzt, da die beim Schanzenangriff oder Schanzenhalten nur wenig nützt.

Nun ich fand das für ein Setting im 30j. Krieg absolut realistisch, 50% der Schlachten waren Angriffe auf Schanzen oder befestigte Lager. Aber ich sehe ein, dass der Spass diese Gefechte zu spielen dann doch etwas leidet. Mir fehlt leider die Idee, wie man eine zukünftige Kampagne hier dynamischer gestalten kann. Denn wenn wieder Ziel ist, Städte zu besetzen, wirst du halt das nächste mal Angriffe auf unverschanzte Städte durchspielen dürfen.

Soviel mal von mir, nochmal vielen Dank für die viele Arbeit die sich Sorandier gemacht hat, es hat sehr sehr viel Spass gemacht. Ich würde bei der nächsten Kampagne gern einem anderen Spieler den Vortritt lassen, falls jedoch noch ein Platz frei ist, wird sofort wieder die Trommel gerührt und gegen Land und Leut marschiert...............
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Tabris

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\"Gegen Land und Leut´\" Play-by-mail-Kartenkampagne im 30 jährigen Krieg
« Antwort #35 am: 16. August 2012 - 12:57:20 »

Meine Startstreitmacht war folgende...
Reinhold von Rosen

Obrist Müller
-Truppen Kommandeur

Starschedel Infanterieregiment
-P&S Einheit (poor)

Brandenstein Infanterieregiment
-P&S Einheit + Batt.-kanone (average)

Sachsen-Altenburg Reiterregiment
-Bandelierreiter (average)

Tupadel Dragoner Regiment
-Dragoner (average)

Arilleriepark
-l. Artillerie (-)

Leider waren meine Informationen über Positionen von Freund und Feind einfach nicht vorhanden ... deshalb
konsolidierte ich meine Situation und sandte meinen Aufklärer über Hegenau nach Reichshofen wo ich
überraschenderweise meinen Oberfehlshaber Conde traf... im vier Augengespräch wurde ein Vorgehen gegen
Straßburg besprochen.

In der Annahme einer Feindpräsenz aud der östlichen Rheinseite schlug ich eine Rheinbrücke und sandte einen
Großteil meiner Streitmacht dorthin nur um in Stollenhofen ein paar besoffene schottische Dragoner zu treffen
. Darauf, da man begonnenes sehr ungern wechselt, war nun der Plan sich mit Lesiel zu vereinigen und/oder
Straßburg von Osten her einzunehmen.

Zwischenzeitlich fand aber bereits der Kampf um Straßburg statt und der Oberkommandiernde rief um Hilfe was
aufgrund von gegnerischen Störtrupps, abgefangenen Boten und Fehlplanung ( hatte zweitweise meine Züge vor
dem Eintreffen der Nachrichten abgegeben) zu etwas Unmut im protestantischen Lager führte , ein Bote von Conde
überbrachte von Rosen eine Nachricht :
\"... [font=\'Arial]Ich werde den gesamten nächsten Zug in Strassburg
verbringen, die Stadt befestigen und Rekruten anwerben
danach übernehmt Ihr die Stadt, hütet sie gut, sie ist der
Schlüssel zum oberen Elsass. Ihr haftet mir mit Eurem
Kopf
für den Besitz der Stadt.\"
[/font]


darauf erlitt von Rosen einen Tobsuchtsanfall:
\"Dieser Adlige Abschaum... was gedenkt dieses Hochwohlgebohren wer es sei
!!! Hat es in Deutschen Landen schon Jahre gefochten, Gegner in den
Staub geworfen und Ruhm erworben ?!? All dies was der wahre Manne
auf dem Felde erreicht hat er , fiel ihm , gerade dem Dirnenschoß
entsprungen, zu.
Wenn ich dem Kardinal nicht geschworen und die katholische Mordsbande
mir nicht so verhaßt würde ich mein ganzes Heer gen Süden schicken um
die Seite zu wechseln und das ohne Münz.
Ha, den Kopfe will es mir entleiben ... mit was will er solches Tun,
bestimmt nicht dem guldenen Löffel der ihn im Hinterteile steckt !!!\"

...imo ein gutes Beispiel wie Briefverkehr, Verzögerungen und mangelde Informationen eine Allianz belasten können ;) Daher würde
ich den Briefverkehr für einen zweiten Durchlauf vermissen und um diesen Preis meiner Teilnahme auf die Organisationsseite
wechseln um Sorandir zu unterstützen.
Hektisch traf von Rosen in Straßburg ein, Hauptmann Muhly der versuchte gleiches zu tun traf jedoch auf ein Katholisch/bayrisches
Feldlager welches den Rheinübergang verteidigte und wurde blutig abgewiesen (ich muß nochmal ein ernstes Wort mit Muhly reden
da beim Übergang zuerst seine Ari auf die andere Seite zu schicken mit dem Verlust jener führt ... was auch geschah ).

Erneut war eine Planänderung von nöten und Rosen sowie Müller (unterstützt von einer abgetretenen Einheit Franzosen) verteidigten
Straßburg bis zum letzten, während Muhly nach Süden gehen sollte an den sich zankenden Leslie und de Werth vorbei um Rhinau,
Ketzingen und Breisach zu bedrohen.

Was letztendlich auch zum Ende führte mit der Einnahme von Rhinau durch die Schotten und Breisach durch die Weimarer führte.




Endaufstellung:
Reinhold von Rosen…

Obrist Müller…
-Truppen Kommandeur

Hauptmann Muhly …
-Truppen Kommandeur

Ziegenhainer Bürgerwehr
-Musketiereinheit (average)

Starschedel Infanterieregiment
-P&S Einheit (average)

Brandenstein Infanterieregiment
-P&S Einheit (average)

Sachsen-Altenburg Reiterregiment
-Bandelierreiter (average)

Tupadel Dragoner Regiment
-Dragoner (average)

Dippelner Dragoner Regiment
-Dragoner (poor)

Straßburger Konterbande
-Musketiereinheit (poor)

Erzberger Infanterieregiment
-P&S Einheit (poor)

Weimarer Kartaunen
-m. Artillerie

Rgt. Grand manier
-P&S Einheit (poor)

Manöverkritik ... Nachrichtensystem war (für mich) etwas unklar... mußte man Befehle mit den Befehlsblatt abgeben oder
dazwischen oder ect. ??? Hat sich zwischenzeitlich geklärt und trotz dieser Probleme (führte ja zu witzigen Situationen ;))
ist das Element der verzögerten Nachrichten imo ein wichtiges Element um die Problematik von historischen Konflikten
zu verstehen.
Ich persönlich bin in Folgekampagnen für eine (relativ) fixe Startsteitmacht die sich (fast) nicht aufteilen kann ... dafür
mit weitreichenderen Aufklärungsradius und abhänig von der Agressivität auch eigenen Reaktionsverhalten hat. Beim
bestehenden System war das Problem das man es hätte schamlos ausnutzen können ( u.a. einfach viele Truppkommandeue
mit 1-2 Einheiten an den gegnerischen Hauparmeen vorbei und in deren Rücken vereinigen um die bereits gesicherten Stätten
zu erobern).

Btw. der Shotte des Tages (und Spieler der Kampagne ;)) war imo Alexander Leslie alias Strand er war gut informiert, mit
einem Gesamtplan und stets an der richtigen Position (bzw. der falschen für den Gegner ) ... ich denke de Werth hätte im
letzten Zug versucht über die Rheinbrücke zusammen mit Mercy Straßburg zu erobern und Leslies Angriff hat dies
wahrscheinlich im vorhinein vereitelt.
Also hoch die Glässer voll Scotch und zum Wohle des Schotten der leider zurück nach England mußte um beim dortigen
Zank mitzumischen ;)

Bbtw. Ich kann es gar nicht oft genug sagen... Vielen Dank an Sorandier für die Unmenge an Arbeit und den ganzen Flair
der Kampagne (wer es noch nicht getan hat, google mal euer Kampagnen-Charaktere ;) ) und bevor ich es vergesse ...


(c) Stephan Weigelt, 2011

... er wußte einfach zuviel und hatte ein loses Mundwerk :smiley_emoticons_pirate_fies:
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1345212330 »
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\"Ein Mann, der unterwegs von plötzlichem Regen überrascht wird, rennt die
Strasse hinunter, um nicht nass und durchtränkt zu werden. Wenn man es
aber einmal als natürlich hinnimmt, im Regen nass zu werden, kann man mit
unbewegtem Geist bis auf die Haut durchnässt werden. Diese Lektion gilt
für alles.\"

HAGAKURE von Yamamoto Tsunetomo

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« Antwort #36 am: 17. August 2012 - 14:25:58 »

Klasse Bericht und auch klasse, dass Du aus den Kurieren zitiert hast. Das ist ein wunderschönes Beispiel für das unsichtbare \"Spiel im Spiel\", das so viel Atmosphäre generiert und das ich auch auf gar keinen Fall missen möchte.
Meinen Conde habe ich aufgrund seiner elaborierten Ausdrucksweise immer besonders genossen, auch wenn ich nicht immer einer Meinung war. Leslie wirkt da aufgrund meiner Hintergrundsunkenntnis ganz als der ungehobelte Klotz, wie ich ihn mir als Schotten, der lieber den Schweden dient, vorgestellt habe.  :smiley_emoticons_pirate2_biggrin:
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« Antwort #37 am: 17. August 2012 - 14:34:23 »

Ich habe auf der Basis der Auswertung von Zug 8, die Sorandir freundlicherweise an alle verteilt hat, die Übersichtskarte mit dem Schlussstand ergänzt. Blau ist die protestantische Allianz unter Conde, rot die kaiserlich Spanischen unter Mercy.


Weihnachten im Elsaß wird dieses Jahr protestantisch gefeiert.
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« Antwort #38 am: 22. August 2012 - 23:16:42 »

Hier kommt wie angekündigt die gesamte Auswertung der PBM-Kampagne mit Anmerkungen des Spielleiters (also von mir)  ;)

Ich hoffe ich habe dabei keinem Spieler auf den Schlips getreten, denn ich denke, dass jeder gute Gründe für sich hatte, so zu handeln wie er es tat, auch wenn das im Gesamtkontext betrachtet, vielleicht ungünstig war.

Die Auswertung ist dann doch recht umfangreich geworden (52 Seiten) aber eignet sich bestimmt gut als gute-Nacht-Lektüre   :)

http://www.kurpfalz-feldherren.de/sites/default/files/Spielleitertagebuch%20der%20Kampagne%20Druckversion.pdf

Also: viel Spass beim lesen ...
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« Antwort #39 am: 23. August 2012 - 20:27:28 »

Man Sorandir, das liesst sich ja spannender als ein Roman! Tja ich hätte vor der 8.Runde keinen Blumentopf auf unseren Sieg gegeben, wusste ja nicht, dass Leslie und Rosen soweit in Feindesland eingedrungen waren. Unverständlich auch das langsame vorrücken der Spanier, aber ich vermute, dass man sich für die letzte Runde verstärken und drillen wollte. Tragisch das ausbluten von Mercy und de Werth.

Ich kann nur immer wieder wiederholen, wieviel Spass das gemacht hat. Es ist auch kein Wunder, dass du so viel Arbeit hattest, wenn du jeden Spielzug so schön ausführlich ausformuliert hast. :thumbup:
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\"Gegen Land und Leut´\" Play-by-mail-Kartenkampagne im 30 jährigen Krieg
« Antwort #40 am: 23. August 2012 - 23:05:26 »

Danke für das positive Feedback  :hi:

Ich hab dann auch endlich den lange versprochenen Spielbericht von der letzten Schlacht um Oberehnheim fertig gestellt. Kuckst du hier:

http://www.sweetwater-forum.de/index.php?page=Thread&threadID=10690
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de Werths Facit
« Antwort #41 am: 24. August 2012 - 12:20:49 »

Nach einiger Zeit der Stichpunktesammlung hier nun mein
Beitrag, damit die Geschichte nicht immer nur aus der Sicht der Sieger niedergelegt
wird ;)



 


In der Tat eine sehr fesselnde Kampagne, die Zeit war gut
investiert. Ich finde das Grundkonzept lohnt eine Weiterverfolgung. Einige Dinge
lassen sich verbessern, Vorschläge und meine Sicht auf die Elsass-Kampagne im
Folgenden:


 


Ich habe besonders das rollenspielerische Element und den
Fog of War an der Kampagne genossen (Hindu, verzeih mir die nächtlichen Gelage
mit dem kriegsgefangenen de Pastis) und ich denke, dass es auch genau das ist, was
sich zu verfolgen lohnt. Vermutlich gibt es ausreichend computergestützte
online-Kampagnensysteme, bei denen man gegen mehr oder weniger gute AI oder mehr
oder weniger nette menschliche Mitspieler antreten kann („vermutlich“ deshalb,
weil es mich nicht wirklich interessiert).


 


Gründe der Niederlage:


Neben erheblichen Kommunikationsmängeln (s.u.) vermutlich
eben diese Rollenspielfixierung. Ich gefiel mir in der Rolle des
Reitergenerals, auch wenn mir hätte klar sein müssen, das Reiter allein nicht sonderlich
gut geeignet sein würden, um Dörfer oder gar Städte zu erobern/halten. Die
Regeln waren recht eindeutig darin, dass die Vorteile für rein berittene
Kontingente sehr begrenzt gehalten sein würden. Sei´s drum.


Mein Befehl seitens Mercy lautete dann, Offenburg im
Alleingang zu nehmen, woraufhin ich um Unterstützung bat.


 


Ich hatte Mercy in Runde 4 mitgeteilt, dass ich für die
„sexta“ den Sturm auf Offenburg, zu spät mitgeteilt, wie sich zeigte. Wir haben uns in einer wilden
Mischung aus Luther-Deutsch und Küchenlatein munter ausgetauscht, also
eventuell auch noch missverstanden. Gut dass ich mich nicht auch noch an
Bayrisch versucht habe!


Mir war von Beginn an klar, dass der Feind vermutlich früher in Offenburg sein würde, deshalb auch meine Bitte um ein gemeinsames Vorgehen.
Was für mich aber nicht abzuschätzen war, waren die Effekte von Verschanzungen,
die Schwächung durch Eilmärsche und dergleichen.


Undenkbar allerdings war für mich, dass bayrische Elite-Kürassiere
hinter Schanzen absteigen oder gar selber Befestigungen aufwerfen sollten, dann
lieber ruhmreich angreifen!


 


Hier bin ich dann doch beruhigt, dass Strands Aufklärung
nicht so gut war wie es den Anschein hat. Werth lag schon im Zug 4 direkt vor
Offenburg, allerdings noch damit beschäftigt zwei Tercios auszuheben und auf
average zu drillen.


Der Grund für dieses Vorgehen ist zweischichtig: Zum Einen
weiß ich, dass der Ort ohnehin bereits feindlich besetzt ist, habe aber nur
eine Einheit Kürassiere und einmal Dragoner. Dabei aber ausreichend Geld, um Infanterie
auszuheben, das muss ich dann auch!


 


Was mich (uns) zum Anderen rückblickend betrachtet doch mehr
als gedacht behindert hat, war mein Missverständnis aber auch intrinsische
Schwächen des Kuriersystems: so war ich anfangs (bis zur Runde 5!) davon
ausgegangen, dass Kuriere ausschließlich mit der Abgabe des Befehlsblattes (für
die Unbeteiligten: das Kurierfeld war ein Bestandteil des Befehlsblatts) verschickt
werden konnten, wodurch zwangsläufig 1-2 Runden Verzögerung eintreten, bis
meine Mitspieler reagieren können.


Ist mir leider erst zu spät aufgefallen, dass hier
offensichtlich etwas an mir vorbeiläuft. (Die Botenabgabe mit dem Befehlsblatt
erschien mir aber auch zu logisch. Wenn man das gespielte System ausreizt,
müssten alle bis ultimo am Abgabetag warten, um mit Ihren Befehlen oder Boten
noch auf andere Kuriere reagieren zu können – das kann nicht im Sinne des
Spielleiters sein, dass er kurz vor Mitternacht noch Botenreiter-e-mails
verteilen muss, oder ?( ?)


Analog dazu war mir auch nicht klar, wie ich mit meinem
Oberbefehlshaber hätte kommunizieren können, selbst als wir uns in der zweiten
Runde auf dem selben Feld (Kenzingen) befanden. Wir sind dann mehr oder weniger
zufällig gemeinsam nach Norden gezogen.


Hier war der Fog of War in dieser Situation eindeutig zu
dicht, ich bin mit meinem Oberbefehlshaber im selben Feld, wir wissen aber
beide nicht über die Zusammensetzung der verbündeten Kontingente?


Wir sind in der dritten Runde auf dem selben Vormarschweg
und in der vierten Runde attackiert mein OB zu meiner Überraschung Offenburg,
klar war das ein Abstimmungsproblem – nur mir war nicht klar, wie wir uns
besser hätten abstimmen können.


Die Beschreibung hierzu war eher kryptisch – dass meine
Nachricht sicher ankommt ist ein sehr begrenzter Vorteil. Wenn ich mit meinem
Oberbefehlshaber zusammen vorrücke, sollte ich auch einen intensiven Dialog –
sprich mehr als eine Botschaft - mit ihm führen können.


 


In beiden Fällen mein Fehler, ich hätte ja bei Sorandir
nachfragen können, aber auch ein Anlass in den Regeln diese Fälle klarer zu
definieren, aber dafür ist ein Probespiel ja nun da. In jedem Fall ein Exempel
wie stark sich funktionierende oder eben nicht funktionierende Kommunikation
auf eine Kampagne auswirken können – dies war sicher der Knackpunkt auf der
rechtsrheinischen Seite.


 


 


Die Geschichte des tollen van Loon war schon mehr nach
meinem Geschmack.


 


Van Loon ist mit einer Einheit leichter Reiterei schnell von
Kenzingen über Rhinau nach Straßburg vorgestossen. Da klar war, dass er die
Stadt nicht würde halten können, rückte er weiter nach Norden vor. Sufflenheim
schien zu stark verteidigt, deshalb erfolgte in der sechsten Runde der Angriff
auf Hagenau, der recht erfolgreich war und bei dem der Kommandierende de Pastis
in Gefangenschaft van Loons geriet. Durch einen in Folge gefangenen Kurier war
bekannt geworden, dass de Enghien Straßburg verliess und in Gewaltmärschen nach
Norden eilte, um Hagenau zurückzuerobern. Reserven wurden also von Strassburg
abgezogen – mehr konnte ich nicht erreichen. Van Loon überliess Hagenau der
Bürgerwehr und einer eilig ausgehobenen Einheit Musketiere, setzte sich aber
selber mit dem Gefangenen nach Norden ab.


Aus meiner Sicht machte eine intensivere Verteidigung wenig
Sinn. Schließlich konnte ich so Sufflenheim noch nehmen, in Hagenau hätte ich
mich mit leichter Reiterei und einer Einheit poor Musketiere gegen den
Haupttrupp des Conde verteidigen müssen.


 


Habe ich das richtig verstanden, dass die „Erschöpfung“ nach
dem erforderlichen Gewaltmarsch auf Hagenau, die Truppen nicht beim Sturm auf
die Stadt behindert hat, sondern erst in der folgenden Runde beeinträchtigt
hätte? Das ist unlogisch, oder?


 


 


Wenn man eine ähnliche Kampagne noch einmal auflegen wollte
sind dies meine Tipps zur Verbesserung:


  • Das
    Wichtigste: (Hauptverbindungs-)Strassen! Entweder folge ich diesen, mit
    dem Risiko genau dort auch auf den Feind zu treffen, oder ich arbeite mich
    mühsam über Nebenstrecken. So gab es z.B. drei gleichwertige Verbindungsstrecken
    zwischen Hagenau und Sufflenheim.
  • Unterschiedliche
    Bewegungsweiten für Kavallerie, Infantrie und Artilleriekontingente und
    dann unterschieden nach Hauptverbindungsstrassen und
    Nebenstrecken/Querfeldein wäre sinnvoll.
  • Beide
    Seiten haben ja schnell gemerkt, dass verschanzte Truppen in den
    Ortschaften der Schlüssel zum Erfolg sind, für die Kaiserlichen war es der
    deutlich schmerzhaftere Lernprozess, aber alles in Ordnung. Nur - wenn Verschanzungen entscheidend
    sind - dann muss ich auch die Möglichkeit haben, etwas dagegen zu tun,
    sonst gibt es nur ein Hetzen, um die Städte zu besetzen und sich
    einzugraben. Im weiteren Spielverlauf wird dann vermutlich nicht mehr viel
    passieren. Deshalb sollte es meines Erachtens auch (mindestens) ein
    Gegenmittel geben: unterbrochene rückwärtige Verbindungslinien,
    Versorgungsprobleme etc. Hier konnte es einem grad egal sein, ob der
    Gegner im Rücken stand, das hatte allenfalls psychologischen Wert – siehe
    van Loon und Conde.
  • Ein
    General pro Spieler reicht aus, zur Entlastung des Spielleiters, aber auch
    weil viel Fog of War sonst verloren geht. Meine Avantgarde im Norden des
    Elsass hatte letztlich denselben Informationsstand wie de Werth östlich
    des Rhein und konnte ihm sogar Geld aus der Eroberung von Hagenau zukommen
    lassen.
  • In
    diesem Sinne sollte auch unbedingt die Kommunikation über Kuriere und
    ausschließlich über den Spielleiter beibehalten werden, bei direktem
    e-mail Austausch macht es immer weniger Sinn, überhaupt mehr als einen
    Spieler pro Seite zu haben.
  • Kuriere
    sollten umso länger brauchen und umso größere Chancen haben verloren zu
    gehen, je weiter der Empfänger der Nachricht entfernt ist (evtl. gab es
    hierfür aber Regeln?). Bei Multiplayer Tabletops finde ich es gut, wenn
    sich die Kuriere auch physisch über die Platte bewegen, evtl. könnte man
    auch hier Kurieren eine Bewegungsweite zuweisen? Zudem fände ich es
    interessant Kuriere kaufen zu können, zu müssen, statt stumpf mit einem
    Kurier pro Runde zu agieren.
  • Ein
    eindeutiges Zeitsystem wäre hilfreich (Monate vermutlich zu lang, Wochen?,
    am schönsten wäre aus dem Rollenspielaspekt ein Feiertagskalender)
  • Zu
    den wirtschaftlichen Aspekten: ist o.k., allerdings würde ich nach meinem
    Geschmack eher die Startformation üppiger ausstatten und nur begrenzte
    Rekrutierungen/Wiederauffüllungen zulassen.
  • Das
    recht einfache „Wiederauffüllen“ (keine Rekrutierungsaktionen, keine
    Drillaktionen) von Einheiten nach einer Schlacht erscheint mir etwas weit
    hergeholt, wo soll ich denn mitten in der Kampagne so einfach
    Elite-Kürassiere und entsprechende Pferde herbekommen, oder Geschütze,
    sofern ich diese nicht erobert habe? Das muss mehr als nur eine Frage des
    Geldes sein.
  • Meine
    Kenntnis des 30jährigen Krieges ist begrenzt, aber ich würde erwarten,
    dass beim erstmaligen Brandschatzen einer Stadt wie Strassburg deutlich mehr
    abfällt als beim Erheben von Kontributionen in einem Dorf, dass im Lauf
    des Spiels bereits mehrfach von Überfällen und Einquartierungen
    ausgeblutet wurde? Oder hat van Loon nicht nachdrücklich genug bei den
    Stadtoberen vorgesprochen :skull: ?
  • Fog
    of War: die Sichtweite meines Kontigents sollte davon abhängen, wie viel
    leichte Reiterei ich mitführe, die Sichtbarkeit des Kontigents andererseits
    davon, wie groß es ist und wie viel Artillerie und Troß mitgeführt werden
    (müssen).
  • Die
    Karte muss eindeutig definiert sein, kann ich z.B. direkt am Nordwestufer
    des Rheins von L7 nach M7 gehen oder muss ich einen Umweg über L6 machen?
    (hat aber vermutlich hier keine Rolle gespielt).

 


Eine lange Liste, die nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass
die Kampagne auch so schon absolut spielbar war, hier geht es mir um den
Feinschliff.


 


Nochmals vielen Dank an Sorandir für seine unermüdliche Spielleitertätigkeit! :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:
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\"Gegen Land und Leut´\" Play-by-mail-Kartenkampagne im 30 jährigen Krieg
« Antwort #42 am: 24. August 2012 - 14:02:38 »

Whow, was ein Werk! Vielen Dank dafür!  :thumbup:  Das PDF habe ich mir heute zusammen mit der Karte für die Bahnfahrt nach Berlin ausgedruckt.

Und auch Dank an Graf_Aujeszky für die bayrische Perspektive! Hätte ich gewusst, dass Du die Tercios erst nach dem Vorstoß rekrutierst, hätte sich schon viel früher ein Ausfall angeboten. Aber der Fog of War ist genau dass, was diese Kampagne so besonders macht. :)
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Tellus

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« Antwort #43 am: 24. August 2012 - 19:23:02 »

Den Blick hinter die Kulissen gibt der Kampagne im Nachhinein noch mal eine ganz eigene Qualität und man kann sehr schön sehen und vergleichen wie sich das eigene Verhalten ausgewirkt hat . Sehr schön auch die Schlachtberichte nachlesen zu können, sehr stimmungsvoll!
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Hindu

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\"Gegen Land und Leut´\" Play-by-mail-Kartenkampagne im 30 jährigen Krieg
« Antwort #44 am: 24. August 2012 - 20:23:17 »

Hach verdammt, da ist mein Kurier tatsächlich abgefangen worden und ich dachte ich kann de Pastis in Hagenau befreien.

Gute Ausführungen, da sind viele gute Ansätze fürs nächstemal dabei, allerdings führt vieles davon zu deutlich Mehrarbeit für den Spielleiter, na ich bin gespannt auf die nächste Kampagne.
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