Wenn man zerschlagen mit einer fetten Erkältung vor sich hin leidet und im Fernsehen nur Schlag den Raab läuft, greift man auch auf Filme zurück, die man sonst vielleicht nicht ansehen würde. Nicht daß mich die Story von Warhorse / Gefährten enorm angesprochen hätte, aber es ist immerhin ein Spielberg mit Kampfszenen, und auf die war ich neugierig. Zur Story: Armer Junge zieht Pferd groß, daß der Vater aus Geldmangel an die Armee verkauft, als der 1. Weltkrieg ausbricht. Das Pferd gerät nach einem mißglückten Kavallerieangriff an die Deutschen, dann an eine französische Waise, wieder an die Deutschen und schließlich nach 4 Jahren Krieg ins Niemandsland, wo es nicht nur gerettet wird, sondern im Lazarett auch wieder den inzwischen Erwachsenen Jungen findet.
Ich habe mit Schmalz gerechnet, aber nicht mit soviel Schmalz - Spielberg übertreibt es doch ein wenig mit dem Pathos (insbesondere die Schlußszene wirkt, als hätte er einen John Ford-Western kopieren wollen und wäre dabei leicht übers Ziel hinausgeschossen). Zum Schnulzenoverkill fehlt nur die sonst obligatorische Liebesgeschichte. Aber ich habe mir den Film ja wegen der Actionszenen angesehen, da war ja z.B. Private Ryan durchaus sehr gut. Insgesamt gibt es 3 Kampfszenen, von denen eigentlich nur 2 ein Gefecht darstellen.
Szene 1 - Belgien 1914, die britische Kavallerie will eine deutsche Einheit, die im offenen Gelände biwakiert, überraschen. Der Angriff gelingt, der Reiterangriff mit gestrecktem Degen sieht auch richtig gut aus, und das die Tommies ihre Messer zum Hauen statt zum Stechen verwenden, als sie die Deutschen über den Haufen reiten, kann man vernachlässigen. Die Deutschen sind aber wohl doch nicht so arglos, im nahen Wäldchen, in das die Überlebende Infanterie flieht, steht eine ganze Reihe MGs. Für 1914 vielleicht zu viele MGs, aber wir wollen nicht pingelig sein. Die MGs putzen die Reiterei weg und schießen dabei so genau, daß Horden von reiterlosen Pferden durch die deutschen Stellungen preschen, die sich davon aber nicht stören lassen, sondern munter weiter ballern. Beste Szene im Film: Als der britische Kommandant gefangen genommen wird, fragt ihn ein Deutscher Offizier, ob er denn tatsächlich geglaubt hätte, daß die Deutschen ohne Rückendeckung im Offenen biwakieren würden. Das Gesicht des Briten spricht Bände...
Szene 2 - mindestens 1916 (Stahlhelme). Der Gaul und ein Kumpel von ihm aus seiner Kavalleriezeit müssen schwere deutsche Artillerie einen Hügel hochzioehen. Kaum ist die Ari auf dem Kamm, werden die Gäule abgespannt, die Kanonen geladen und Bumms! wird losgeballert. Die Kanonen in Stellung zu bringen war zuviel verlangt, dafür gibt es ein schänes Panoramabild der im Tal liegenden alliierten Schützengräben, die beschossen werden. Deckung für die Kanonen wäre auch unsinnig gewesen, weil der Rückstoß sie eigentlich sofort wieder den Hang runtergetrieben hätte. Kein Wunder, daß die Deutschen den Krieg verloren haben.
Szene 3 - 1918, ungefähr ab 1:31 Minuten. Jetzt wird es richtig gut. Britischer Sturmangriff, sehr gute und bis auf kleine Ungereimtheiten (wozu den eigenen Stacheldraht wegräumen, wenn man dadurch muß?) auch realistische Action. Kein Mann-gegen-Mann-Kampf, aber ansonsten alles dabei. Unsere Hottemäxe geraten in einen Panzerangriff, das Heldenpferd geht durch, jagt durch die deutschen Schützengräben und verheddert sich hoffnungslos im Niemandsland in Stacheldrahtverhauen. Eindeutig die stärksten 10 Minuten des Films.
Ansonsten werden die Deutschen auch nicht schlechter als die Briten dargestellt, die Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung sind zumindest in Belgien ja wirklich vorgekommen, nur die standrechtliche Erschießung von 2 Soldaten ohne Verhandlung stammt aus dem falschen Krieg. Im ganzen ersten Weltkrieg hat es auf deutscher Seite weniger als 50 Hinrichtungen gegeben (Wikipedia nennt sogar nur 32).
Fazit: Gute Ausstattung, aber weder als Kriegsfilm (zu wenig Krieg) noch als Schmonzette (zu brutale Kampfszenen) tauglich. Es gibt deutlich bessere Filme sowohl über Pferde als auch den Grabenkrieg.