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Autor Thema: Warhorse / Gefährten  (Gelesen 1546 mal)

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Poliorketes

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Warhorse / Gefährten
« am: 23. September 2012 - 00:04:35 »

Wenn man zerschlagen mit einer fetten Erkältung vor sich hin leidet und im Fernsehen nur Schlag den Raab läuft, greift man auch auf Filme zurück, die man sonst vielleicht nicht ansehen würde. Nicht daß mich die Story von Warhorse / Gefährten enorm angesprochen hätte, aber es ist immerhin ein Spielberg mit Kampfszenen, und auf die war ich neugierig. Zur Story: Armer Junge zieht Pferd groß, daß der Vater aus Geldmangel an die Armee verkauft, als der 1. Weltkrieg ausbricht. Das Pferd gerät nach einem mißglückten Kavallerieangriff an die Deutschen, dann an eine französische Waise, wieder an die Deutschen und schließlich nach 4 Jahren Krieg ins Niemandsland, wo es nicht nur gerettet wird, sondern im Lazarett auch wieder den inzwischen Erwachsenen Jungen findet.

Ich habe mit Schmalz gerechnet, aber nicht mit soviel Schmalz - Spielberg übertreibt es doch ein wenig mit dem Pathos (insbesondere die Schlußszene wirkt, als hätte er einen John Ford-Western kopieren wollen und wäre dabei leicht übers Ziel hinausgeschossen). Zum Schnulzenoverkill fehlt nur die sonst obligatorische Liebesgeschichte. Aber ich habe mir den Film ja wegen der Actionszenen angesehen, da war ja z.B. Private Ryan durchaus sehr gut. Insgesamt gibt es 3 Kampfszenen, von denen eigentlich nur 2 ein Gefecht darstellen.

Szene 1 - Belgien 1914, die britische Kavallerie will eine deutsche Einheit, die im offenen Gelände biwakiert, überraschen. Der Angriff gelingt, der Reiterangriff mit gestrecktem Degen sieht auch richtig gut aus, und das die Tommies ihre Messer zum Hauen statt zum Stechen verwenden, als sie die Deutschen über den Haufen reiten, kann man vernachlässigen. Die Deutschen sind aber wohl doch nicht so arglos, im nahen Wäldchen, in das die Überlebende Infanterie flieht, steht eine ganze Reihe MGs. Für 1914 vielleicht zu viele MGs, aber wir wollen nicht pingelig sein. Die MGs putzen die Reiterei weg und schießen dabei so genau, daß Horden von reiterlosen Pferden durch die deutschen Stellungen preschen, die sich davon aber nicht stören lassen, sondern munter weiter ballern. Beste Szene im Film: Als der britische Kommandant gefangen genommen wird, fragt ihn ein Deutscher Offizier, ob er denn tatsächlich geglaubt hätte, daß die Deutschen ohne Rückendeckung im Offenen biwakieren würden. Das Gesicht des Briten spricht Bände...

Szene 2 - mindestens 1916 (Stahlhelme). Der Gaul und ein Kumpel von ihm aus seiner Kavalleriezeit müssen schwere deutsche Artillerie einen Hügel hochzioehen. Kaum ist die Ari auf dem Kamm, werden die Gäule abgespannt, die Kanonen geladen und Bumms! wird losgeballert. Die Kanonen in Stellung zu bringen war zuviel verlangt, dafür gibt es ein schänes Panoramabild der im Tal liegenden alliierten Schützengräben, die beschossen werden. Deckung für die Kanonen wäre auch unsinnig gewesen, weil der Rückstoß sie eigentlich sofort wieder den Hang runtergetrieben hätte. Kein Wunder, daß die Deutschen den Krieg verloren haben.

Szene 3 - 1918, ungefähr ab 1:31 Minuten. Jetzt wird es richtig gut. Britischer Sturmangriff, sehr gute und bis auf kleine Ungereimtheiten (wozu den eigenen Stacheldraht wegräumen, wenn man dadurch muß?) auch realistische Action. Kein Mann-gegen-Mann-Kampf, aber ansonsten alles dabei. Unsere Hottemäxe geraten in einen Panzerangriff, das Heldenpferd geht durch, jagt durch die deutschen Schützengräben und verheddert sich hoffnungslos im Niemandsland in Stacheldrahtverhauen. Eindeutig die stärksten 10 Minuten des Films.

Ansonsten werden die Deutschen auch nicht schlechter als die Briten dargestellt, die Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung sind zumindest in Belgien ja wirklich vorgekommen, nur die standrechtliche Erschießung von 2 Soldaten ohne Verhandlung stammt aus dem falschen Krieg. Im ganzen ersten Weltkrieg hat es auf deutscher Seite weniger als 50 Hinrichtungen gegeben (Wikipedia nennt sogar nur 32).

Fazit: Gute Ausstattung, aber weder als Kriegsfilm (zu wenig Krieg) noch als Schmonzette (zu brutale Kampfszenen) tauglich. Es gibt deutlich bessere Filme sowohl über Pferde als auch den Grabenkrieg.
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1348393691 »
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Driscoles

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Warhorse / Gefährten
« Antwort #1 am: 23. September 2012 - 08:10:59 »

Ach Mann Maik...nun bin ich immer noch unschlüssig ob ich mir das antun soll. Verdammt !
ABer danke für die Review. Ich glaube ich gucke dann lieber mit meiner Frau Abbitte. !  :)
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Tellus

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Warhorse / Gefährten
« Antwort #2 am: 23. September 2012 - 09:00:18 »

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Frank

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Warhorse / Gefährten
« Antwort #3 am: 23. September 2012 - 11:49:38 »

Hallo,

danke für die ausführliche Besprechung. Ich glaube zwar nicht, das ich mir die DVD sonst gekauft hätte, aber man weis ja nie welcher Teufel einen reitet, wenn man gerade planlos im Internet oder im Laden stöbert.  :thumbsup:

Gruß

Frank
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Poliorketes

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Warhorse / Gefährten
« Antwort #4 am: 23. September 2012 - 12:01:39 »

Björn, guck Dir lieber the Expendables an, den habe ich davor gesehen und es ist herrliches Ballerkino. In der FSK 18-extended-Version wird mehr rumgemetzelt als in Private Ryan. Die Story ist nicht der Rede wert, aber in sich schlüssig. Ich bin nur gespannt auf die Bewertungen der TV-Zeitung meines Vertrauens, die \"Die Wildgänse kommen\" immer wegen fehlender political correctnes herunterstuft  :D
Solltest Du aber einen Film suchen, den Du mit Deiner Frau gucken kannst (nicht mit Deiner Tochter!), dann ist \"Die Gefährten\" die bessere Wahl, außer Dein Gespons steht auf Massaker. Ich meine, wie oft schaffen es 5 (oder besser 4 1/2) Söldner, eine 200 kleiderschrankgroße Mann starke Präsidentengarde und außerdem Stone Cold Steve Austin zu massakrieren?

Zur Warnung an Deine Frau - das Leiden der Pferde geht wirklich ans Herz. Hier meine Lieblingsrezension auf Amazon.de

Zitat
Ich als große Pferdeliebhaberin und langjährige Reiterin musste mir diesen Film natürlich gleich am ersten Tag im Kino ansehen. Ich hatte vorsorglich Taschentücher mitgenommen, da ich speziell bei Filmen, wo es um Tiere geht sehr nah am Wasser gebaut bin.
Alleine die erste Begegnung zwischen dem Jungen (dessen Name mir jetzt entfallen ist) und Joey, dem Pferd, hier noch als Fohlen, hat etwas so bewegendes, das wohl nur Jemand verstehen kann, der die magische Verbindung zu einem Pferd kennt. Schon da flossen die ersten Tränen.
Richtig schlimm wurde es für mich allerdings ab da, wo Joey im Krieg ist und man in schockierenster Genauigkeit zusehen muss, für was Pferde im 1. WK missbraucht wurden, als Lastentiere, ohne Rücksicht auf Verluste, man ging wortwörtlich über Leichen. Die Verbindung zwischen Joey und seinem Gefährten, dem Rappen, ist perfekt inszeniert und erlebt seine Krönung in der Szene, als der Rappe vor einem Panzer eingespannt werden soll, Joey aber erkennt, dass dieser zu schwach ist und sich stattdessen anbietet.
Die wohl grausamste Szene ist die, in der sich Joey am Schlachtfeld im Stacheldraht verfängt, aber selbst da zeigt sich, dass Menschen in Anbetracht dessen, dass ein unschuldiges Tier leidet, dazu fähig sind, ihr Kriegsbeil zumindest kurzzeitig zu begraben, um dem armen Pferd zu helfen. Allerdings muss ich zu meinem größten Bedauern stark anzweifeln, dass reale Menschen tatsächlich so gehandelt hätten und das Pferd einfach verenden ließen.

Der Film ist in meinen Augen perfekt inszeniert, die Musik unterstreicht jede Szene malerisch und die Story ist einfach nur herzzereißend und erschütternd zugleich. Natürlich ist es vorhersehbar, dass Joey überlebt und am Ende zu seinem wahren Besitzer zurückfindet, nach ewigem Leiden beiderseits, aber der Hintergrund der Geschichte, nämlich der 1. WK ist grauenhaft genug, als man dem Autor das sehr vorhersehbare Happy End verzeiht. Ich kann abschließend nur sagen - 2 1/2 Stunden mögen für manche lang sein, für mich, war es keine Sekunde zu lange, es ist mir jedenfalls nie so vorgekommen, dennoch habe ich das Ende sehnlichst erwartet, weil ich wusste, dann sind sie beide, Pferd und Reiter in Sicherheit, denn mag dieser Film natürlich fiktiv sein, es haben sich solch ähnliche Szenen bestimmt in Wirklichkeit abgespielt. Denn

\"Solange der Mensch denkt, dass ein Tier nicht fühlen kann, solange muss das Tier fühlen, dass der Mensch nicht denken kann.

 :girl_cray2:  Die Frau hat wirklich gar nix kapiert und kann eine dicke Berta nicht von einem Panzer unterscheiden. Und das in dem Film neben den Pferden auch reihenweise Menschen krepieren ist ihr wohl auch entgangen.
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Frank

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Warhorse / Gefährten
« Antwort #5 am: 23. September 2012 - 12:06:58 »

Zitat
Die Frau hat wirklich gar nix kapiert und kann eine dicke Berta nicht von einem Panzer unterscheiden.

Naja, wir wollen fair sein: Wer von uns kennt schon den Unterschied zwischen Gucci und Prada?  :cool:

Zitat
Und das in dem Film neben den Pferden auch reihenweise Menschen krepieren ist ihr wohl auch entgangen.

Man(n) muss eben Prioritäten setzen. Mir stehen die Hamster meiner Kinder auch näher, als das meiste zweibeinige Gesocks, welches hier in den Hauseingängen herumlungert.  :diablo:
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Zwerch mit Ohren!!!

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Warhorse / Gefährten
« Antwort #6 am: 23. September 2012 - 13:08:40 »

Ich habe mir den Film neulich auch mal angetan und muss sagen, ich war maßlos enttäuscht. Erwartet hatte ich einen halbwegs soliden 1.WK-Kriegs-Schnülzer, was rauskam war ein reiner schnülzer, der wie oben schon steht vor Pathos nur so strotzte. Selbst die Kampfszenen finde ich nicht all zu nennenswert, bzw kann mich garnicht wirklich an diese erinnern, was ja auch schon was sagt..

Aber was am meisten störte, waren die ganzen unglaublichen Fehler und unrealistisch übertriebener Darstellungen. Nicht nur Fehler wie die nicht in Stellung gebrachte Ari, auch dass die Deutschen die britischen Pferde (gute Kavalleriepferde) einfach erschießen wollen, weil sie zum Kanonen ziehen nicht geeignet sind, hat bei mir Kopfschütteln hervorgerufen.

Wo ich Poliorketes wiedersprechen würde ist die Darstellung der Deutschen, die werden zwar auch als Menschen dargestellt, sind aber irgenwdie immer schmutziger und wirken letztendlich immer weniger heldenhaft bzw eben barbarischer als die Briten. Aber was erwartet man...

Alles in allem einer der schlechtesten Spielberg Filme die ich biser gesehen habe, ich werde ihn bestimmt nicht nocheinmal schauen.

Gruß
Zwerch!!!
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Driscoles

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Warhorse / Gefährten
« Antwort #7 am: 23. September 2012 - 13:31:11 »

Expandables steht  auf dem Zettel. Teil 1 kenne ich schon.

Ich glaube für meine Mädels ist das nix mit sterbenden Pferden und so. Krieg gucken die schon mal generell nicht.

Abbitte ist aber ein wirklich guter Film. Kann ich dir nur empfehlen Maik !

Grüße
Björn
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xothian

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Warhorse / Gefährten
« Antwort #8 am: 23. September 2012 - 13:35:38 »

eigentlich mag ich pferde, aber das geld fuer dieses machwerk bereue ich zutiefst

dieser film hat mich endgueltig bestaetigt dass fuer mich das thema pferd besser zwischen zwei semmel(broetchen) haelften passt

wenn ich wieder im sueden bin frag ich mal meinen stamm-metzger was er zu \"warhorse\" zu sagen hat ... der ist schliesslich vom fach
ciao chris
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