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  • 07. Juli 2025 - 02:48:32
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Autor Thema: Neues Dioramenprojekt in 28mm / Florentinische Armee um 1260...update 11.05.13!  (Gelesen 6856 mal)

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T. Dürrschmidt

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Hallo zusammen,

nach langem hin und her habe ich mich endlich dazu durchgerungen, mit meinem nächsten Großprojekt in die Pötte zu kommen. Ein florentinischer Carroccio (ausgesprochen Karrodscho) um das Jahr 1260. Der Carroccio war eine Art von Ochsen gezogener Prunk- oder Fahnenwagen. Er diente als mobile Gottesdienstplattform, zur moralischen Erbauung der Truppen und als Sammelpunkt für die Armee.

Vorab weise ich schon mal darauf hin, dass es ein festbetoniertes Diorama wie bei meinem Kaufmannszug werden wird. Für Wargaming sind diese Figuren und Fahrzeuge sowieso wenig geeignet. Dafür sind sie viel zu fragil.

Ich will also eine Armee der Stadt Florenz zur Zeit der italienischen Kommunalkriege auf dem Marsch darstellen. Die italienische Firma Mirliton bietet dafür alles, was das Herz begehrt. Vom Fahnenwagen angefangen, über die \"Martinella\" (ein fahrbarer Glockenturm) bis hin zu den begleitenden Rittern, Fußknechten, Troßleuten, Maultieren, Wägen, Gepäckkarren, etc. etc....

Also habe ich mich in Kulmbach vor drei Jahren mit diesen Sets eingedeckt und fange nun endlich an. Den Fortgang möchte ich hier dokumentieren. Wenn alles gut läuft, will ich den Wagen nächstes Jahr in Kulmbach auf dem Dioramenwettbewerb ausstellen.

Erstmal das Herzstück des Zuges, der Carroccio. Er wird später noch mit Priestern und Trompetern bestückt werden. Das Trumm zu bauen war echt ein \"Pain in the a..\", wie ich in einem englischen Forum dazu schreiben würde. Alles aus Zinn, große schwere Platten, die nicht sonderlich gut zusammenpassen, teils doppelte Teile, teils fehlende Teile, Grate ohne Ende. Das Ding hat mich echt Nerven gekostet. Das Gewicht des Wagens ist zum Beispiel so hoch, dass sich die Zapfen der Räder verbiegen und die Räder mit der Zeit nach innen grätschen. Aber mit dickflüssigem Sekundenkleber im Wert von ca. 5 Euro und ein paar Stahlnadeln geht doch irgendwann alles.



Die Größe dieses Teils wird deutlicher, wenn man mal Figuren daneben stellt. Da hat es Herr Grazzini (der Designer) schon gut gemeint. Aber gut, das Teil ist ja das Herzstück des Zuges und soll ruhig wuchtig sein und auffallen. Für den kritischen Zeitgenossen (sowas hätte doch nie die Fahrt auf den holprigen Straßen überstanden) sei gesagt, dass durchaus dran gedacht wurde, eiserne Bänder und Verstrebungen an den Wagen anzumodellieren. Meist auf der Unterseite, die man natürlich nicht mehr sehen kann. Aber sie sind da.



Figurenmäßig habe ich also mit den Fußknechten begonnen. Es werden zwei Sets mit Marschierern angeboten. Eins mit Armbrust- und Bogenschützen, eins mit Hieb- und Stichwaffenträgern. Zusammen 24 Figuren. Über die Hälfte habe ich schon. Es sind alles Multipose-Sets in Zinn, die sind unterteilt in Unterkörper, Oberkörper, Arme, Kopf, Waffen, etc. So gut das System bei Plastefiguren auch hinhaut, bei Zinnfiguren ist es Horror, erstmal die ganze Entgraterei, dann gefühlte Liter von Sekundenkleber zum Zusammenbau und es passt hinten und vorne nix. Bei den Bogenschützen haben dann noch alle Pfeilköcher gefehlt. Also habe ich mir mit Perry- und GW-Teilen beholfen. Bei der Gelegenheit kamen auch gleich einige Plastikköpfe anderer Hersteller zum Einsatz (Perry und Fireforge Games).








Bei der Bemalung versuche ich möglichst viele Beige- und Brauntöne reinzubringen. Eben für die Gambesons oder Lederpanzer, welche die meisten Knechte tragen. Aber auch etliche Farbtupfen. Hoffe, das wirkt einigermaßen stimmig.

Dann kommt das nächste Problem, zu dem ich gerne Euere Meinung hätte. Herr Grazzini hat es meines Erachtens mit seinen Zugochsen für den Wagen etwas übertrieben. Siehe Foto. Diese Ochsen sind wahre Monster. Sind ca. doppelt so groß/breit wie die Zugochsen, die es von den Perrys gibt. Und sie sind um etliches größer als ein Reitpferd in 28mm. Zum wuchtigen Wagen passen sie hervorragend. Neben einem Menschen wirken sie doch relativ monströs. Auf dem Diorama werden natürlich Ochsenführer mit von der Partie sein. Ich habe viel hin- und herüberlegt. Bin aber letztendlich zu der Entscheidung gelangt, dass ich sie statt Dutzender von Perry-Ochsen und völlig neu konzipierter Anspannvorrichtung für den Wagen vielleicht doch verwenden möchte. Eventuell kürze ich die Hufe etwas ein und stelle die Ochsen auf dem Diorama in Wegfurchen, damit sie etwas kleiner wirken.
Was meint ihr, gehen die noch als realistisch durch? Das ist ungefähr ein Pfund Zinn pro Ochse.

« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1368224434 »
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Dareios

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Moin,

der ochse ist zwar ziemlich riesig, aber ich habe gerade diesne Artikel gefunden:

http://www.telegraph.co.uk/news/newstopics/howaboutthat/1949038/Holy-cow-giant-Fresian-may-be-tallest-in-UK.html

sowie dieses Bild:



Das ist zwar extrem und eventuell waren ochsen in der Zeit generell kleiner, aber es ist nicht undenkbar.
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Grimnir

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Passt schon.
a) Die Menschen im Mittelalter waren nicht so groß wie heute. Im Vergleich zum Ochsen können die durchaus klein sein.
b) So wie bei Pferden gibt es auch auch bei Rindern ganz unterschiedliche Züchtungen.  

Auch wenn mir vermutlich Häresie unterstellt wird, so sind die Perrys mMn in Bezug auf Tiere wiklich nicht dass Mass der Dinge. Die Pferde sind bei denen in allen Epochen und Ranges immer gleich groß und gleich proportioniert.
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From the TMP messageboard:
\"I heard that there were Prussians at Waterloo, to help out the British. Is that true?\"
\"Yes, the British needed the Prussians to help as they didn\'t have any Aussies, Canadians or New Zealanders available to fill out the fighting ranks.\"

Panaldi

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Moin,

sehr schöne Arbeit bisher, besonders da ich auch schon mal Mirliton Opfer war bin ich sehr beeindruckt.

Die Ochsen sind in der Tat richtig, in der Toscana ist das wohl das Chianina Rind, auch als \"Gigante bianco\" (Weisser Riese) bekannt.
http://www.nove.firenze.it/vediarticolo.asp?id=a7.05.31.15.10

Da die Carroccio-Zugtiere ja weiss waren, sollte es sich wohl um diese Tiere handeln.
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Thomas Kluchert

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Schönes Projekt, die Figuren gefallen mir gut. Allerdings verstehe ich nicht ganz, warum du den Wagen nicht selbst gebaut hast. Das Ding sieht sehr unspektakulär aus, jedenfalls nicht nach dem Aufwand, den du offensichtlich reingesteckt hast. Die Zugochsen wirken in der Tat monströs, auch wenn es anscheinend derartige Exemplare gibt bzw. gab.
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Antipater

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Feines Thema, das wird interessant. :)
Für die Wahl der Figuren hast du meinen Respekt. Die Idee hinter der Mirliton-Reihe ist sicher gut, die Umsetzung im Modell finde ich aber eher gruselig. Die Tiere gefallen mir da noch am besten - auch die angemessen bulligen Ochsen (Hand hoch, wer schonmal einem begegnet ist!). Deine Anmerkungen zu Verarbeitung und Vollständigkeit der Bausätze schrecken aber endgültig ab.

Kleine Knöpfchenzählerei am Rande: Ich vermute, die hohen Krägen sind nicht aus Metall, sondern einfach aus wattiertem Stoff. Etwa so wie bei den Herren am rechten Bildrand (angedeutet sind die Nähte):

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T. Dürrschmidt

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Vielen Dank für Euere Kommentare.

 

@panaldi: Klasse, vielen Dank. Das ist ein wertvoller Tipp. Dann lasse ich die Ochsen so. Habe etwas im Netz geforscht. Chianina Rinder sind die größte Rinderrasse der Welt und werden in Norditalien schon seit dem Altertum gezüchtet.



 

@Antipater: Danke für den Hinweis mit den Krägen. Habe mich da einfach an das farbige Beiblatt des Sets mit bemalten Musterfiguren gehalten. Werde den Kragen auf jeden Fall bei den noch ausstehenden Figuren stoff-farben malen. Sieht aus, als hätten die Jungs alle ein Schleudertrauma. :D

 

@Thomas Kluchert: Selbstbau? Der Mirlitonwagen hat ja immerhin auch ne Menge Geld gekostet. Daher haben mich die fehlenden oder doppelten Teile einfach etwas geärgert. Ich hab es ja letztendlich hinbekommen. War halt nervig. Das hätte wirklich nicht sein müssen. Ausserdem kennst Du nicht meine Scratchbaufähigkeiten. Die sind ähmm ausbaufähig. :S
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T. Dürrschmidt

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Und weiter geht´s mit den weißen Riesen. Ich zeige Euch die Malstufen an den sechs Zinnochsen.

1. Grundierung mit Sprühfarbe Mattweiss
2. Grundbemalung der Details in Mattschwarz
3. Erste Farbschicht der Details
4. Überzug mit Armypainter \"soft tone\"
5. Nach Trocknung Farbschichten und Farbakzente (sehr dünnflüssig gemische Farben)
6. Letzte Details und Lichter mit abschließendem Mattlacküberzug.





Das Endresultat. Ich bin ganz zufrieden damit. Als nächstes werden dann die Joche und die Wagenbesatzungen bemalt.
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Monstermaler

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Nicht schlecht, Herr Specht!

Die Bilder mit den Ochsen erinnern mich daran, dass ich zu Studienzeiten regelmäßig Flugblätter im Briefkasten hatte mit Werbung. Ich sollte an einer Kaffee-Fahrt teilnehmen ins \"schöne Münsterland zum Prickingshof\" und dort \"Bauer Ewald und den größten Zuchtbullen der Welt\" besuchen. :huh:
Vielleicht ist er das ja auch dem einen Bild...?

Tolle Minis bis jetzt! Weitermachen!

Grüße, Monstermaler
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T. Dürrschmidt

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Und des nächtens wurd gepinselt.....es geht weiter mit den Kriegsknechten und der Wagenbesatzung. Die Fotos sind diesmal etwas schlechter geworden. Bitte beachten, das sind 28mm Figuren. In der Vergrößerung hier verlieren sie doch etwas an Charme.






Hier kann man den an sich guten Multipose-Charakter der Figuren sehen. Auch wenn sie Hände wie Klodeckel haben...







Die fanatischen Kleriker versuchen den religiösen Eifer der Soldaten anzufachen. Figuren von Wargames Foundry


Mit Musik geht alles besser. Der Mirliton Trompeter links wäre eigentlich 2 x im Carroccio-Set enthalten gewesen....wäre. Gott sei Dank habe ich noch einen alten Bretonentrompeter im Fundus gehabt. Der ist eh schöner modelliert.


Die Arbeit an den Fußknechten ist damit so gut wie abgeschlossen. Vielleicht füge ich noch ein paar Plastikumbauten mit dem neuen Fußsoldaten-Set von Fireforge-Games ein. Eine bunte Truppe. Dennoch tragen die Soldaten viele gemeinsame Elemente. Die Stadtfarben kommen auf den kleinen Kreuzabzeichen vor, auf Schilden, Kleidungsstücken und auf den bemalten Helmen.

Als nächstes werde ich erst mal wieder Tonnen von Zinnteilen entgraten, schleifen und kleben müssen. Die 12 Ritter harren der Behandlung.
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Wolfgang Meyer

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Neues Dioramenprojekt in 28mm / Florentinische Armee um 1260...update 11.05.13!
« Antwort #10 am: 26. Dezember 2012 - 14:16:47 »

Hallo Thomas,

fantastische Bemalung wie immer bei deinen Figuren. Von dem Projekt bin ich sowieso begeistert.

 

Schöne Grüße

Wolfgang
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Wolfgang Meyer

Verein: Geschichte in Miniaturen e.V.
www.geschichte-in-miniaturen.de

T. Dürrschmidt

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Martinella-Glockenwagen. Seile etc. werden bei Aufbau des Dioramas ergänzt.


Nahaufnahme der Wagenbesatzung. Die Jungs steigern sich grad richtig rein. Eine Truhe und eine Leiter (der Ausstieg ist recht hoch) werde ich im Wagen noch unterbringen.

Viele Grüße

Thomas D.
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T. Dürrschmidt

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Hier schon mal die Schilde der begleitenden Ritter. Wappen teils handgemalt (auch der Hund), teils übermalte Decals (Wolf, Löwen etc.)

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Panaldi

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Wow, das geht ja hier sehr schön weiter, der Carroccio sieht schon sehr gut aus.

Wo hast Du dir die Inspiration für die Schilde geholt ?
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T. Dürrschmidt

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Zitat von: \'Panaldi\',\'index.php?page=Thread&postID=131254#post131254
Wow, das geht ja hier sehr schön weiter, der Carroccio sieht schon sehr gut aus.

Wo hast Du dir die Inspiration für die Schilde geholt ?

Die Schilde sind weitestgehend historisch verbürgt. Jeder Stadtteil von Florenz stellte Ritter für die Bewachung des Wagens. In den Libri di Montaperti sind diese Ritter großteils mit ihren Wappen belegt und als Miles Carrocci bezeichnet. Diese Wappen habe ich verwendet. Es gibt ein klasse Buch darüber von Mario Venturi, in dem sind alle möglichen Wappen, Fahnen und historischen Details zu diesem Thema beschrieben und abgebildet. Allein die Florentiner und ihre Verbündeten können mit 60 verschiedenen Fahnen aufwarten. Wenn man da wirklich tiefer in die Materie einsteigt, wird man ganz kirre.  :wacko_1:
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