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Neues Dioramenprojekt in 28mm / Florentinische Armee um 1260...update 11.05.13!

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T. Dürrschmidt:
Hallo zusammen,

nach langem hin und her habe ich mich endlich dazu durchgerungen, mit meinem nächsten Großprojekt in die Pötte zu kommen. Ein florentinischer Carroccio (ausgesprochen Karrodscho) um das Jahr 1260. Der Carroccio war eine Art von Ochsen gezogener Prunk- oder Fahnenwagen. Er diente als mobile Gottesdienstplattform, zur moralischen Erbauung der Truppen und als Sammelpunkt für die Armee.

Vorab weise ich schon mal darauf hin, dass es ein festbetoniertes Diorama wie bei meinem Kaufmannszug werden wird. Für Wargaming sind diese Figuren und Fahrzeuge sowieso wenig geeignet. Dafür sind sie viel zu fragil.

Ich will also eine Armee der Stadt Florenz zur Zeit der italienischen Kommunalkriege auf dem Marsch darstellen. Die italienische Firma Mirliton bietet dafür alles, was das Herz begehrt. Vom Fahnenwagen angefangen, über die \"Martinella\" (ein fahrbarer Glockenturm) bis hin zu den begleitenden Rittern, Fußknechten, Troßleuten, Maultieren, Wägen, Gepäckkarren, etc. etc....

Also habe ich mich in Kulmbach vor drei Jahren mit diesen Sets eingedeckt und fange nun endlich an. Den Fortgang möchte ich hier dokumentieren. Wenn alles gut läuft, will ich den Wagen nächstes Jahr in Kulmbach auf dem Dioramenwettbewerb ausstellen.

Erstmal das Herzstück des Zuges, der Carroccio. Er wird später noch mit Priestern und Trompetern bestückt werden. Das Trumm zu bauen war echt ein \"Pain in the a..\", wie ich in einem englischen Forum dazu schreiben würde. Alles aus Zinn, große schwere Platten, die nicht sonderlich gut zusammenpassen, teils doppelte Teile, teils fehlende Teile, Grate ohne Ende. Das Ding hat mich echt Nerven gekostet. Das Gewicht des Wagens ist zum Beispiel so hoch, dass sich die Zapfen der Räder verbiegen und die Räder mit der Zeit nach innen grätschen. Aber mit dickflüssigem Sekundenkleber im Wert von ca. 5 Euro und ein paar Stahlnadeln geht doch irgendwann alles.



Die Größe dieses Teils wird deutlicher, wenn man mal Figuren daneben stellt. Da hat es Herr Grazzini (der Designer) schon gut gemeint. Aber gut, das Teil ist ja das Herzstück des Zuges und soll ruhig wuchtig sein und auffallen. Für den kritischen Zeitgenossen (sowas hätte doch nie die Fahrt auf den holprigen Straßen überstanden) sei gesagt, dass durchaus dran gedacht wurde, eiserne Bänder und Verstrebungen an den Wagen anzumodellieren. Meist auf der Unterseite, die man natürlich nicht mehr sehen kann. Aber sie sind da.



Figurenmäßig habe ich also mit den Fußknechten begonnen. Es werden zwei Sets mit Marschierern angeboten. Eins mit Armbrust- und Bogenschützen, eins mit Hieb- und Stichwaffenträgern. Zusammen 24 Figuren. Über die Hälfte habe ich schon. Es sind alles Multipose-Sets in Zinn, die sind unterteilt in Unterkörper, Oberkörper, Arme, Kopf, Waffen, etc. So gut das System bei Plastefiguren auch hinhaut, bei Zinnfiguren ist es Horror, erstmal die ganze Entgraterei, dann gefühlte Liter von Sekundenkleber zum Zusammenbau und es passt hinten und vorne nix. Bei den Bogenschützen haben dann noch alle Pfeilköcher gefehlt. Also habe ich mir mit Perry- und GW-Teilen beholfen. Bei der Gelegenheit kamen auch gleich einige Plastikköpfe anderer Hersteller zum Einsatz (Perry und Fireforge Games).








Bei der Bemalung versuche ich möglichst viele Beige- und Brauntöne reinzubringen. Eben für die Gambesons oder Lederpanzer, welche die meisten Knechte tragen. Aber auch etliche Farbtupfen. Hoffe, das wirkt einigermaßen stimmig.

Dann kommt das nächste Problem, zu dem ich gerne Euere Meinung hätte. Herr Grazzini hat es meines Erachtens mit seinen Zugochsen für den Wagen etwas übertrieben. Siehe Foto. Diese Ochsen sind wahre Monster. Sind ca. doppelt so groß/breit wie die Zugochsen, die es von den Perrys gibt. Und sie sind um etliches größer als ein Reitpferd in 28mm. Zum wuchtigen Wagen passen sie hervorragend. Neben einem Menschen wirken sie doch relativ monströs. Auf dem Diorama werden natürlich Ochsenführer mit von der Partie sein. Ich habe viel hin- und herüberlegt. Bin aber letztendlich zu der Entscheidung gelangt, dass ich sie statt Dutzender von Perry-Ochsen und völlig neu konzipierter Anspannvorrichtung für den Wagen vielleicht doch verwenden möchte. Eventuell kürze ich die Hufe etwas ein und stelle die Ochsen auf dem Diorama in Wegfurchen, damit sie etwas kleiner wirken.
Was meint ihr, gehen die noch als realistisch durch? Das ist ungefähr ein Pfund Zinn pro Ochse.

Dareios:
Moin,

der ochse ist zwar ziemlich riesig, aber ich habe gerade diesne Artikel gefunden:

http://www.telegraph.co.uk/news/newstopics/howaboutthat/1949038/Holy-cow-giant-Fresian-may-be-tallest-in-UK.html

sowie dieses Bild:



Das ist zwar extrem und eventuell waren ochsen in der Zeit generell kleiner, aber es ist nicht undenkbar.

Grimnir:
Passt schon.
a) Die Menschen im Mittelalter waren nicht so groß wie heute. Im Vergleich zum Ochsen können die durchaus klein sein.
b) So wie bei Pferden gibt es auch auch bei Rindern ganz unterschiedliche Züchtungen.  

Auch wenn mir vermutlich Häresie unterstellt wird, so sind die Perrys mMn in Bezug auf Tiere wiklich nicht dass Mass der Dinge. Die Pferde sind bei denen in allen Epochen und Ranges immer gleich groß und gleich proportioniert.

Panaldi:
Moin,

sehr schöne Arbeit bisher, besonders da ich auch schon mal Mirliton Opfer war bin ich sehr beeindruckt.

Die Ochsen sind in der Tat richtig, in der Toscana ist das wohl das Chianina Rind, auch als \"Gigante bianco\" (Weisser Riese) bekannt.
http://www.nove.firenze.it/vediarticolo.asp?id=a7.05.31.15.10

Da die Carroccio-Zugtiere ja weiss waren, sollte es sich wohl um diese Tiere handeln.

Thomas Kluchert:
Schönes Projekt, die Figuren gefallen mir gut. Allerdings verstehe ich nicht ganz, warum du den Wagen nicht selbst gebaut hast. Das Ding sieht sehr unspektakulär aus, jedenfalls nicht nach dem Aufwand, den du offensichtlich reingesteckt hast. Die Zugochsen wirken in der Tat monströs, auch wenn es anscheinend derartige Exemplare gibt bzw. gab.

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