Die Lokalisierung der Produkte ist in jedem Falle ein Faktor, gerade wenn man sich die immer jünger werdende Zielgruppe anschaut.
Sicher, fast jeder hat ein paar Jahre in der Schule Englisch gepaukt, manche mit großem Eifer, andere weil sie es mussten. Aber beim überwiegenden Teil beider Gruppen ist das spätere Leben (sofern man denn schon so alt ist) ohne Dauerkontakt mit der Fremdsprache verlaufen und ein Regelbuch ist - eigentlich - per se eine Sammlung komplexer Sachverhalte, die ich mir beispielsweise in Französisch (das hatte ich auch in der Schule) nicht zutrauen würde.
Hier streckt GW den tatsächlich oder auch nur vermeintlich Überforderten die Hand entgegen und zieht sie auf sein Alles-was-du-brauchst-Schiff. Andere haben das auch probiert, sei hier noch mal angemerkt. Flames of War, Field of Glory - beide hatten deutsche Regeln im Angebot... jedoch nicht die ausreichende deutsche Spielerschaft, als dass diese auch genügend Absatz gefunden hätten. Im historischen Bereich ist man noch nicht so weit, denke ich, und das, obwohl dort FoW Mainstream ist. Aber in der (historischen) Nische einer (Hobby-)Nische kann das zu wenig sein.
Ein anderes Beispiel wären hier Privateer Press und Rackham. Soweit ich das beurteilen kann verkaufen bzw verkauften die ihre deutschen Regeln sehr gut, was aber bei letzteren sicherlich nicht zuletzt dadurch bedingt wurde, dass die Quellensprache tatsächlich Französisch war.
Allerdings muss ich sagen, dass ich die deutschen Übersetzungen bei Warmachine/Hordes mitunter grottig finde und bei aller Liebe zum Handwerk dort ausschließlich die Originale verwende und FoW 2nd Edition auf Deutsch war ja auch eher ein Fanprojekt, wenn ich das richtig mitbekommen habe - mit entsprechenden Auswirkungen.
Ironischerweise ist es bei GW anders und doch genauso: Dass Turnierspieler lieber auf die Originalregeln zurückgreifen als auf die Übersetzungen, liegt an mitunter ziemlich drastischen Schnitzern in der Übersetzung, während die textliche Qualität andererseits in jedem Falle gut genug ist, um sie als Durchschnittsspieler deutscher Muttersprache gern zu konsumieren.
Und meine Ansicht hinsichtlich der Entwicklung der Regeln über die Editionen hinweg:
Viele Figuren benötigen simplere Regeln.
GW verfolgte mit der 8. Edition WHFB erstmals (oder war der Ringkrieg der Anfang? ich spielte nie wirklich HdR) die ziemlich drastische Politik: Du hast viele Figuren? Warum nicht doppelt so viele? (Und warum nicht gleich noch mischen mit denen aus anderen Völkern - wer braucht Fluff, wenn er verkaufen kann?)
Die Regeln wurden in so vielen Bereichen komplett neu aufgesetzt, damit Regimenter doppelt so groß werden konnten wie zuvor. Dass mehr Reihen schießen und kämpfen konnten, war ein sehr offensichtliches Indiz dafür. Subtilere Indikatoren finde ich solche Dinge wie: Wälder sind nur noch Zier. Sie behindern dich nicht mehr, du musst nur noch würfeln, ob es ein magischer Wald ist, der dir drei Elfen aus der Einheit lutscht, während du fröhlich durchwalzt.
Anders wären Blöcke aus 30, 40 oder mehr Modellen doch auch gar nicht zu handhaben. Also wird gewürfelt, damit es den Anschein hat, als wäre der Wald zu was da. Überhaupt wird viel mehr gewürfelt. GW hatte schon immer den Bucket-of-Dice-Aspekt, aber jetzt mehr denn je.
Dinge, die in vorigen Editionen durch Manöver geregelt wurden, werden jetzt ausgewürfelt: wie weit ich angreife, ob ich mich dem Feind, der mühsam in meine Flanke geritten ist, einfach zuwenden kann...
Mehr Würfel und mehr Sonderregeln - der zweite Fluch in meinen Augen. Was bei Skirmish das Salz in der Suppe ist, macht Großschlachten zerfahren: Jede Einheit hat Sonderregeln und das mitunter nicht zu knapp. Dies kaschiert, dass die Grundregeln sehr simpel sind.
Aber ich vergleiche es mal mit FoG, was von vielen Leuten als sehr kompliziert angesehen wird.
Ich behaupte: FoG ist komplex, nicht kompliziert. Warhammer ist kompliziert, aber nicht komplex.
Die Grundregeln bei FoG enthalten die ganzen Manöver und die Tests, die dafür nötig sind, sowie die PoAs. Aber wenn man die mal geschnallt hat, sind Ritter Ritter, Piken Piken und Alexanders Compagnone auch nur Armoured, Superior, Drilled, Cavalry mit Lance wie so viele andere auch. Der Baukasten ist absolut generisch.
Bei Warhammer lernt man die paar Regeln schnell, muss aber dauernd auswürfeln und nachschauen, ob die Tabelle jetzt sagt, dass das ein magischer Wald ist und was das überhaupt bedeutet. Und jede Einheit hat Sonderregeln über ihr Zahlenprofil hinaus. Diese neuen Geisterritter (tolle Modelle, die Fluchritteroption gar noch schöner und für GW-Verhältnisse spottbillig!) haben 8 (in Worten: acht!) Sonderregeln, wovon manche weit bekannt sind, wie Untot und Angst, aber andere nur für diese Einheit erfunden wurden. Wer soll denn da noch durchblicken?
Und da ich gerade schon die Preise angschnitten habe:
Man sollte vorsichtig sein, wenn man - wie ich - beispielsweise auch Infinity oder Warmachine spielt. Da kostet eine Figur auch recht viel, aber Infinity ist ein Skirmish und Warmachine ein Mass Skirmish und keiner dieser Hersteller ist bisher auf die Idee gekommen mir zu erzählen, dass es 200+ Figuren braucht, das Spiel zu spielen.
Und keiner von denen verlangt bisher 60 Tacken für vier menschengroße Figuren, wie jüngst GW mit ihrer einen Hobbit-Box. Da wirds doch albern und da frage ich mich auch, für wen die das Spiel eigentlich machen! Zu den HdR-Kinofilmen warn die Produkte lang nicht so teuer und haben sicher viele neue Spieler ins Hobby gebracht, aber in unserer wirtschaftlichen Lage sehe ich da keine Welle von Hobbytsen (höhö) auf uns zurollen...