Ich denke, dass wir völlig einer Meinung sind, dass neue Rüstungen erstens nicht über Nacht und zweitens sehr wahrscheinlich nicht zur Gänze an \"die Front\" kamen.Und natürlich wurden alte Ausrüstungsgegenstände, Rüstungsteile und/oder Helme weitergegeben oder von ausscheidenden Soldaten verkauft.
Das kennt man ja nicht nur aus der Antike. Auch in der Napoleonischen Zeit haben z. B. frz. Soldaten 1813/14 in den alten Uniformen von vor 1812 gekämpft, haben deutsche Soldaten noch Ende 1917 (im Osten) die veraltete Pickelhaube getragen statt des modernen Stahlhelms und fuhren 1944 noch zahlreiche Fahrzeuge und gepanzerte Vehikel im längst nicht mehr aktuellen Dunkelgrau durch die Gegend.
Und dass eine genaue Zeitangabe, ab wann eine Waffe/eine Rüstung in Gebrauch war, insbesondere für die Antike schwer möglich ist, auch darüber sind wir uns einig. Sehr wohl aber kann man gewisse Zeiträume ausloten. Was - siehe oben - nicht bedeutet, dass es über längere Zeiträume Überschneidungen gegeben haben wird/muss. So bin ich mir ziemlich sicher, dass die lorica segmentata zu keiner Zeit von allen Legionären des Reiches getragen wurde. Vielmehr vermute ich, dass die hamata mindestens zum gleichen Teil getragen wurde. Denn nur so erklärt sich mir, dass die hamata ja durchgehend weiter existierte (bis in die Spätantike hinein), während die segmentata ja nur ein Zwischenspiel blieb.
Was die Schilde bzw. die Ausrüstung an sich angeht, so sind Kosten- und Produktionserleichterung sehr wohl ein (wohlgemerkt: EIN, nicht DAS) Argument, wenn man sich mal mit dem 3. Jahrhundert n. Chr. beschäftigt hat. Im Reich herrschte aufgrund der explodierenden Kriegskosten eine gigantische Inflation, durch Pestepidemien und Kriegswirren wurden ganze Landstriche entvölkert, und jeder Möchtegern-General, der sich zum Imperator aufschwang, brauchte Truppen - und zwar von jetzt auf sofort. Ohne Geld, ohne fabricae und ohne Leute alles schwer zu bewerkstelligen. Und dann soll der arme Kerl noch Geld und Geduld aufbringen für die Herstellung relativ komplexer und komlizierter Rüstungen und Schilde? Glaube ich nicht ... Aber - wie gesagt - ist nur meine Meinung.
Auch sollte man sehr vorsichtig sein was man aus irgendwelche Abbildungen meint ableiten zu müssen.
Die Reliefabbildungen sind Propaganda um den römischen Bürger von der
Überlegenheit des Imperiums oder des Kaisers zu überzeugen.
Hinzu kommt die künstlerrische Freiheit des Erschaffers.
Das Argument verstehe ich nun gar nicht. Natürlich dienen Reliefabbildungen Propagandazwecken, das ist ja ihr alleiniger Zweck. Aber warum hätte sich erst Trajan dieses Mittels - und zwar hier der Darstellung der lorica segmentata - bedienen sollen, wenn diese doch angeblich schon so viel früher im Einsatz war? Gerade Augustus war ein Meister der Prpaganda. Hätte nicht gerade ER mit der neuen tollen Rüstung prahlen müssen?
Gruß
Kniva