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Warum Sturmgewehre nicht früher?

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Mandulis:
Meine Frage ist eine sehr simple: Warum kamen Sturmgewehre erst so spät auf? Vorreiter war ja das Stg44, auch wenn zu dessen Erscheinen auch die anderen Nationen bereits an eigenen Sturmgewehren getüftelt hatten. Ich verstehe allerdings nicht so ganz, warum eine Automatikwaffe in Gewehrform so lange auf sich warten ließ. Es gab bereits Maschinengewehre, es gab Maschinenpistolen und Gasdruckalder. Was hinderte die Ingenieure daran, das Prinzip in Gewehr zu transferieren?

xothian:
das hat tausend gruende und fuellt sicher mehrere diskussionsabende, aber die fragestellung waere falsch auf die ingenieursarbeit zu begrenzen, da liegt nur ein teil des problems
... technische maengel, reichweite, rueckstoss, munition, robustheit, militaer doctrinen etc etc und die anforderungen die gestellt wurden an eine standard infantriewaffe
fuer den ww2 kam sicher noch herstellungsaspekte dazu, preis, rohstoffknappheit, gefahr der munitionsverschwendung etc etc

ciao chris

Poliorketes:
Es kommt nicht immer nur auf die Ingenieure an, meist mehr auf die Generäle, die für die Beschaffung zuständig sind. Gerade bei der Entwicklung der Feuergeschwindigkeit von Gewehren hat es immer wieder den Einwand gegeben, daß eine höhere Feuerrate zu höherem Munitionsverbrauch führt. Für ein \'klassisches\' Gewehr sprechen übrigens einige Daten: Reichweite, Präzision und Durchschlagskraft sind dem Sturmgewehr überlegen, der Munbitionsverbrauch ist bei hoher Feuerrate niedriger. Ein weiterer Aspekt ist, daß Entwicklungssprünge oft einen Krieg benötigen. Im Frieden schaut man aufs Geld, und gerade so etwas wie ein Sturmgewehr ist richtig teuer, denn da muß man im Zweifel Millionen Stück anschaffen, und am Ende stellt sich heraus, daß das neue System nicht taugt. Guck Dir mal die Entwicklung der Gewehre im 19. Jahrhundert an, das waren goldene Zeiten für die Waffenschmiede. Während das G3 fast ein halbes Jahrhundert im Einsatz war, wurde im 19. Jahrhundert von der Einführung des Perkussionsschlosses bis zum Gewehr 98 fast jedes Jahrzehnt eine wesentliche Umrüstung der Gewehre - entweder durch Umbau oder Ersatz - vorgenommen. Steinschloß zu Perkussion, dann Hinterlader, Metallpatrone, Schlagbolzen, Magazin, rauchloses Pulver... Zjm Vergleich: das G3 wurde erst in den letzten Jahren abgelöst, obwohl schon um 1990 ein Nachfolger entwickelt war, der selbst dem heutigen Einheitsschießprügel technisch voraus war, aber schlicht zu teuer. Durch das Ende des kalten Krieges war man der Meinung, die Investition sparen zu können.

Zurück zum Sturmgewehr. Der Bedarf zwischen den Weltkriegen war nicht so riesig, zumal man Unmengen Material aus dem 1. Weltkrieg auf Halde hatte. Übrigens hat es eigentlich schon im 1. Weltkrieg Sturmgewehre gegeben, die allerdings nicht so genannt wurden. Insbesondere das BAR ist eigentlich kein MG, sondern ein zu schwer geratenes Sturmgewehr. Es ist fast ein Wunder, daß Mr. Browning nicht auf die Idee gekommen ist, es zu verkleinern. Aber hier ist der Grund wohl in der Spezifikation zu suchen: gesucht wurde keine Waffe für den einzelnen Schützen, sondern ein leichtes MG. Das für die Infanterietaktiken des 1. WK auch viel geeigneter war. Einzig Sturmtruppen hätten taktisch das Potential des Sturmgewehres nutzen können, und für die wurde ja die MP entwickelt. Die USA hatten sehr gute Selbstlader, da war der Bedarf für ein Sturmgewehr noch geringer und die Umstellung kam erst in den 60ern.

Zwerch mit Ohren!!!:
Naja, Schnellfeuerwaffen gab es ja schon im 1.Weltkrieg, z.B. das
deutsche MP18 oder in den 20ern die Finnische Suomi, das Vorbild für die russische PPSch.
Einer der Hauptgründe (neben dentechnischen Hindernissen), dass man sich keinen allzu hohen Mehrwert davon versprach (\"die dummen Soldaten können doch eh nicht damit
umgehen\"). Beziehungsweise Schnellfeuerwaffen eben in Form von
Maschinenpistolen entwickelt wurden. Das Stg44 sollte ja zuanfang auch
eine MP werden...


Gruß
Zwerch!!!

J.S.:
In der deutschen Kampfdoktrin für die Infanterie sollte das Mg die hauptsächliche Feuerkraft liefern und die Kar98 Schützen nur decken, daher benötigte man auch kein Sturmgewehr (meinte Hitler). Dass das Stg44 eine MP werden sollte stimmt meines Wissens nicht, man gab ihm nur einen entsprechenden Decknamen während der Entwicklung, da der große Führer ja in Sachen Waffentechnik alles besser wusste.

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