Epochen > Absolutismus und Revolution
Plänkler/leichte Infanterie - im Spiel als spezielle Gattung?
Davout:
Hallo,
ich reflektiere gerade mal wieder diverse Regelwerke mit der historischen Überlieferung, wie üblich in der napoleonischen Epoche.
Die französische leichte Infanterie unterschied sich z.B. bis auf Äußerlichkeiten nicht von der Linie, da sie weder andere Waffen noch eine unterschiedliche Ausbildung hatte. Trotzdem sollte möglichst jede Division ein eigenes leichtes Regiment haben, das seinen Adler nicht mit ins Feld nehmen sollte. Theoretisch sollten diese Regimenter also doch die Aufgabe des Plänklerkampfes übernehmen. Von den Fähigkeiten her waren sie aber nicht speziell.
Die Linieninfanterie wurde nicht nur in Frankreich genauso als Plänkler aufgelöst eingesetzt. In manchen Armeen bekam die leichte Infanterie eine eigene Ausbildung. Der Unterschied war aber wohl trotzdem nur graduell. Genauso war ein hoher Anteil der Plänkler im Einsatz kein Alleinstellungsmerkmal der leichten Infanterie.
Sollte man deshalb allen Einheiten denselben Anteil an Plänklern erlauben? Kleinere Modifikatoren würden dann den einzigen Unterschied machen. Wie jeder Spieler seine Einheiten einsetzt. ist ihm dann überlassen. Der Einsatz von Plänklern ist schließlich selbst schon riskant genug. Bei meinen Regeln für einzelbasierte Figuren erscheint mir das sehr flexibel handhabbar zu sein. Man dürfte da wirklich selten ein Linienbataillon bis auf den Kommandotrupp als Plänkler auflösen, weil die Einheit dann tatsächlich sehr leicht ihre Fahne verlieren würde (für die es Siegpunkte gibt). Was meint ihr?
Grüße
Gunter
Thorulf:
Schwierig. Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, mein drittes Infanterie-Bataillon, also die Füsiliere, bei den Preussen gewissermassen zwei mal aufzustellen: Einmal in Form von vier 4x4 cm-Bases als Marschformation und einmal als 4 Plänklerbases für die aufgelöste Formation, also als plänkelnde Schützenkette.
Ein Problem sehe ich dabei im Regelwerk mit dem Auflösen bzw ggf. auch dem Wiederherstellen der Marschformation. Regelt man das über Entfernungen oder unter Verlust eines Zuges?
Ein Thema ist auch die immer wiederkehrende Frage, inwieweit die \"Leichte\" Infanterie denn nun in\'s Quarree gehen darf...
Zudem sehe ich einen Unterschied zwischen Einheiten, die explizit als Plänkler gedacht waren (British Rifles) und den \"leichten\" Kompanien der Linienregimenter, die wohl kaum den gleichen Esprit du Corps mitbrachten und somit als Elite-Einheiten gelten konnten.
Eine Lösung (hinsichtlich Hausregeln oder so) habe ich noch nicht. :smiley_emoticons_joint:
Poliorketes:
Diese Frage hat mich auch lange irritiert. Ich finde die Lösung von Thorulf nicht schlecht, aber man muß auch berücksichtigen, daß auch die 3. Linie der 1. und 2. Bataillone zum Tiraillieren verwendet wurde und es wohl auch Fälle gegeben hat, in denen gerade die Preußen einen noch größeren Teil des Bataillons ausschwärmen lassen haben. Spätestens im Häuserkampf bleibt sowieso nichts anderes übrig - man denke an Möckern (Leipzig) oder Plancenoit.
Davout:
Man muss sicher differenzieren. In sämtlichen Armeen dürften nicht nur
die leichten Kompanien, Bataillone oder Regimenter geplänkelt haben,
sondern auch die Linie und da auch nicht die Eliten. Eine so deutliche
Trennung zwischen Linie und leichter Infanterie hatte eigentlich nur im
18. Jh. eine Bedeutung, wo die leichten Truppen praktisch als irregulär
zählen, was später so aber nicht mehr der Fall war. Unterschiede gab es
sicher in der Ausführung und ggf. im Schießtraining. Der Einwand mit dem
Häuserkampf ist sehr gewichtig, denn es ist wenig sinnvoll, wenn man
eine Linientruppe vor einem Dorf oder Wald einfach stehen lassen muss.
Das wäre in der Realität selten so gewesen.
Letztlich war es doch so,
dass alle alles können mussten, aber unterschiedlich dafür geeignet
waren. Leichte Bataillone sollten auf jeden Fall auch Karrees bilden
können, überhaupt sollten sie genau wie die Linie kämpfen können. Selbst die Rifles taten das bei Waterloo. Was garnicht geht ist
das Festlegen der leichten nur auf das zerstreute Gefecht, das wäre
realitätsfern. In gewisser Weise gilt hier der Spruch von Alf \"Eine Sache nicht tun zu können ist kein Grund sie nicht zu tun.\", denn selbst unerfahrene Landwehreinheiten plänkelten.
Das Wiedereingliedern erfolgt nach meiner Meinung
genauso wie das real war, die Plänkler müssen sich auf die Stammeinheit
zurückbewegen. Zweifel habe ich allerdings an der Prozedur, die Plänklereinheiten nach dem zerstreuten Gefecht hinter den geschlossenen Formationen zu sammeln und als neue Reserve zu verwenden. Ob das auf dem Spieltisch funkioniert?
Komplett mit Büchsen ausgerüstete Einheiten sind wohl gesondert zu betrachten, denn diese kämpften eher selten im Bataillonsrahmen und da war ihre Zahl ihrem optimalen Einsatz vermutlich mehr im Wege. Effektiver waren sie als \"special forces\", die kompanie- oder halbbataillonsweise eingesetzt wurden wie die preußischen Jäger oder das 5. (Rifles) Btl. der Royal Americans. Meistens wurden die Büchsenschützen aber in gemischt bewaffneten Einheiten eingesetzt. Wie man das regeltechnisch umsetzen soll ist natürlich schwierig.
Grüße
Gunter
Schrumpfkopf:
Die Grenzen zwischen einer \' aufgeloesten\' Schuetzenlinie und plaenkelnder Linie, die ja beide einen Truppenkoerper bilden auf den man zurueckfallen kann, sind fliessend. Verschiedene Reglements und deren Nichtbeachtung bzw. Nichtdurchsetzbarkeit tun ein uebriges zur Verwirrung.
Es haengt wohl sehr vom Grad der Abstraktion der Regeln ab in wie weit man die Plaenkelfaehigkeiten von EInheiten definiert oder bespielt.
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