@Killerhobbit,
ich sehe das Ă€hnlich. Da tauchen praktisch nur am Rande eine paar indoktrinierte Ex-Pimpfe auf, die in der KriegsrealitĂ€t sehr schnell ernĂŒchtert werden. Aber eben nur am Rande und keine Hauptpersonen. Das hat es natĂŒrlich auch gegeben, nur wo ist die Grundhaltung vieler Deutscher abgebildet, die zumindest Teile des Regimes eigentlich ganz gut fanden und eben nicht grundsĂ€tzlich dagegen waren. Die persönlichen Beziehungen teilten sich eben nicht so schematisch auf. Da wĂ€re vielleicht eine richtige Familiengeschichte deutlicher gewesen, wo es verschiedenste Einstellungen gleichzeitig gab, die nie zu einem Konsens (auch nach dem Krieg oft nicht), sondern irgendwie koexistierten.
Nehmen wir meine Vorfahren mal als Beispiel. Mein GroĂvater wurde durch das berufliche Umfeld zum Eintritt in die SA gedrĂ€ngt, seine Mutter lehnte das total ab und wollte ihn nie wieder in Uniform sehen. SpĂ€ter trat er aus, weil er das Handeln dieser SchlĂ€gertruppe sah und trat der bekennenden Kirche bei.
Mein UrgroĂvater, bereits vor dem Krieg SPD-Genosse, lieĂ die Landjahrjungen und polnische Zwangsarbeiter mit seiner Familie am Tisch essen. Folge: Anschiss vom Nazibonze. Reaktion: \"Wer meine Arbeit macht, kann auch mit an meinem Tisch essen!\" SpĂ€ter haben ihn seine polnischen Angestellten gedeckt, weil sie so gut behandelt worden sind. Die Norm dĂŒrfte das nicht gewesen sein.
Mein anderer GroĂvater wurde als bereits zweifacher Familienvater gefragt, wann er sich denn endlich an die Front melden wollte! Es gab aber auch Familienmitglieder, die bis zu ihrem Tod lange nach dem Krieg Hitler immer noch gut fanden, wĂ€hrend des Krieges auch OrdensjĂ€ger, die vom Krieg begeistert waren. Opa behielt lieber sein gesundes eigenes Kreuz als das Eiserne anzustreben. Er hat gegen Kriegsende seinen Ă€ltesten Sohn aus einem Versteck heraus gezeigt, wie Russen und Deutsche um einen Ort kĂ€mpften, damit er versteht wie schlimm es ist.
Wahrscheinlich hatte ich nur deshalb die Gelegenheit meine GroĂvĂ€ter beide kennen zu lernen, weil sie im Krieg so schwer verwundet wurden und der Kampf fĂŒr sie schon vor Kriegsende vorbei war. Leider war ich noch zu jung, um sie ausgiebig zu fragen. Die ganz schlimmen Sachen hĂ€tten sie mir sicher nicht erzĂ€hlt.
GrĂŒĂe
Gunter