Epochen > Frühes Mittelalter bis zur Renaissance

Hilfe beim Bau einer Bombarde benötigt

(1/2) > >>

Donner:
Ich möchte gerne eine grosse Steinbüchse von 1415 nachbauen. Es handelt sich dabei um die grosse Hauptbüchse der Berner- genannt \"Metze\". Leider ist das Stück nicht mehr erhalten. Es gibt aber einige Infos dazu. Die Infos sind aus verschiedenen Quellen (Pulver und Kugelgewicht) zusammengesucht und ich hoffe die Angaben stimmen.

Es wurde 1415 in Nürnberg hergestellt.
Ein Schuss benötigte 18 Pfund Pulver
Eine Steinkugel wog 83 Pfund
Für den Transport waren 19 Pferde nötig
Ob es geschmiedet oder gegossen war, ist seltsamerweise nicht bekannt
Auch das Gewicht ist unbekannt

Zusätzlich hab ich gelesen, dass die Berner die Steinbüchse oft an andere Orte ausgeliehen haben. Offenbar war es nicht die grösste Hauptbüchse der Schweizer, aber die Leistung und die Qualität werden besonders hervorgehoben. Die Berner behaupteten, dass man damit alle Mauern niederschiessen könne.

Eine offenbar ähnliche Steinbüchse der Basler benötigte 19 Pfund Pulver und verschoss 110 Kg schwere Steine. Das Geschütz wog 4700 Pfund.

Falls Jemand eine Steinbüchse mit ähnlichen Spezifikationen kennt, währe ich an einer Beschreibung und Bildern sehr interessiert! Auch Angaben zu Steinkugeln von ähnlicher Grösse wie oben beschrieben währen sehr hilfreich. :)

Neidhart:
Ich würde von einem geschmiedeten Stück ausgehen. Eisenringe und Stäbe gehören für mich zum Bild einer Steinbüchse, wahrscheinlich weil die gegoßenen Stücke alle recycelt wurden. Wenn du es den Nürnberger Meistern zutraust könntest du aber auch eine gegoßene Kanone darstellen, wo es keine Angaben gibt, würde ich da ruhig frei interpretieren.
Von der Anzahl der Pferde (PS) könnte man auf das Gewicht der Kanone schließen, die Tiere werden wohl Steigungen bis 10-15% geschafft haben, bei steileren Stücken wird dann geschoben. Ich kann es leider nicht ausrechnen :(
Bei Wikipedia habe ich diese Kanone entdeckt
Ungefähr deine Zeit, ungefähr das Kaliber. Leider habe ich auf die Schnelle keine besser Aufnahme vom Rohr gefunden, die Lafette ist natürlich zu ignorieren.
Als Einsatzbeispiel könnte man die Abbildung der Belagerung von Orléans nehmen. Aber auch im Osprey \"Henry V and the Conquest of France 1416-53\" gibt es eine schöne Farbtafel.
Eine tolle und sehr schöne Interpretation eines größeren Geschützes gibt es hier im Forum, inkl. Diskussion: Frankfurter Geschütz

Donner:
Hallo Neidhart

Herzlichen Dank, du hast mich da sehr viel weitergebracht! Die Masse dürften sehr passend sein für die Angaben zum Basler- und Bernerstück. Auch das Herstellungsdatum ist sehr passend. Was auch sehr interessant ist: Die Tragringe an Kammer und Flug sind in den Chroniken ebenfalls oft zu sehen, wenn die grosse Berner Büchse abgebildet ist. Das Problem bei den bildlichen Darstellungen ist halt, das die grossen Legestücke oft sehr schematisch dargestellt sind. Mal ist die Kammer eckig, dann wird das Geschütz wieder \"glatt\" dargestellt etc.

Ich denke, mal dass man eher auf der sicheren Seite mit einem geschmiedeten Stück ist. 1415 Ist schon sehr früh für eine gegossene Steinbüchse dieser Grössenordnung. (Falls ich da richtig liege?)

Danke auch für die vielen Tipps und den Link. Ich werde das alles durchgehen, um das Bild abzurunden. :thumbsup_1:

Razgor:
Hallo,
ich hatte vor einiger Zeit auch ein paar historische Infos über mittelalterliche Kanonen gesucht
und bin auf diese beiden Links gekommen. Vielleicht helfen sie weiter.
Vor allem die Infos im Buch fand ich interessant.


http://books.google.de/books/about/Die_Entwicklung_der_Feuerwaffen_und_ande.html?id=kKU6AAAAcAAJ&redir_esc=y

http://www.feuerwaffen.ch/index_htm_files/Typ%2006%20Geschuetz.pdf

T. Dürrschmidt:
Eine Frage: Was sind Deine Beweggründe, die selber zu bauen? Denn wenn Du Deine eigene Bombarde nur bauen willst, weil es noch keine passende gibt.....für wenig Geld gibt es ein schön gemachtes Legestück für 28mm , die eigentlich für 1/72 gedachte Bombarde \"Medieval Bombard\" von Zvezda. Eigentlich für 1/72 gedacht, die Kanone ist aber ein wahres Monster. Und für ca. 10 Euro gibt´s noch jede Menge Zubehör dazu. Passt m. E. noch super für 28mm Figuren. Ich habe dieses Teil als Diorama \"Faule Grethe\" gebaut. Siehe Fotos.

Zum Thema Eigenbau würde ich empfehlen, mal bei Google nach \"Pumhart von Steyr\" zu suchen. (Den gibt es auch im Maßstab 30mm vollplastisch bei Berliner Zinnfiguren). Allerdings ist er vom Hersteller Diez aus Österreich. Und der gute Mann ist leider die Unzuverlässigkeit in Person. Habe zwei Jahre lang vergeblich versucht, bei ihm was zu bestellen. Diez hat sich allerdings sehr intensiv mit mittelalterlicher Artillerie befasst. Seine Modelle wären wirklich ein Traum, wenn man nur rankäme.

 Auf jeden Fall würde ich bei dem Geschossgewicht ein aus Eisenringen geschmiedetes Legestück darstellen. Keinesfalls eine Lafette. Zu dieser Zeit waren eher die kleinen Kaliber lafettiert. Richtig in Mode kam ja die Feldartillerie (in Form der Houfnice) erst mit den Hussitenkriegen. Die schweren Teile kamen gegen feste Ziele zum Einsatz. Den gewaltigen Rückstoß musste ja ein Balkenlager auffangen, eine Räderlafette hätte das vermutlich nicht ausgehalten.

Also wenns nicht unbedingt der Eigenbau sein soll.....

 

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln