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  • 18. Juni 2025 - 20:48:31
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Autor Thema: Spielbericht Schweden gegen Polen im 2.nordischen Krieg (1655-1660): Vistula - Teil 2  (Gelesen 1418 mal)

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Sorandir

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TEIL 2

Dies ist der zweite Teil meines Spielberichtes „Schwedischer Abzug von der Vistula-Landspitze“

Teil 1 mit Informationen zur Szenario-Idee und -vorgeschichte siehe hier:
http://www.sweetwater-forum.de/index.php?page=Thread&threadID=13340

Gespielt habe ich mit Big Battle DBA – Regeln und einer eigenen kleinen Renaissance-Variante.

Die Armeen:

Wieder waren beide Armeen gleich groß. Ich entschied mich für die Big Battle DBA-Variante mit 36 Elementen pro Seite. Wegen den geringeren Reichweiten bei DBA, verkleinerte ich etwas das Spielfeld.
Die höhere Qualität einiger Einheiten versuchte ich dadurch wiederzugeben, dass Husaren, schwedische Kürassiere und die schwedischen Veteranenregimenter jede 1 im Nah- und Fernkampf wiederholen dürfen.
Um das Spiel zügiger zu gestalten, gestattete ich jedem Element Mehrfachbewegungen (so wie sie in den  Grundregeln nur leichte Reiter können), solange sie außerhalb von 6 Zoll vom Gegner sind und entsprechende PIPs ausgeben.
Diesmal hatte jede Seite 3 Kommandanten. Die Polen waren wieder etwa 1/3 zu 2/3 auf die Flussufer verteilt.


Hier sieht man das verkleinerte Spielfeld und den schmäleren \"Filz\" - Fluss


Die Kontrahenten stehen sich auf der anderen Flußseite gegenüber.

Das Spiel:
Erneut setzte das gelbe Regiment zügig über die Bootsbrücke und errichtete den Brückenkopf. Wieder griffen Husaren und Kosackenreiter an und konnten es nicht werfen. So war es schwedischer Reiterei und Veteraneninfanterie möglich, im Rücken des gelben Regimentes überzusetzen und die Linie zu verstärken.


Die Schweden setzen über die Bootsbrücke

Allerdings machte sich bereits zu Beginn die geringere Artilleriereichweite bemerkbar (FoG 24 Zoll, DBA 5 Zoll !). Im Bestreben Platz für die Nachfolgenden zu schaffen, war das gelbe Regiment relativ weit vorgerückt und konnte so von den Kanonen nicht unterstützt werden. Erst als sich später leichte Kosackenreiterei an der rechten Flanke des gelben Regimentes vorbeistehlen wollte, kam die mittlere Artillerie ins Spiel und zerstreute die Kosacken. Im Gegensatz dazu gab die schwere Artillerie das ganze Spiel über fast keinen einzigen Schuss ab.  


Der schwedische Brückenkopf

Generell kamen die Polen dieses Mal besser ins Spiel und konnten recht schnell einiges an Schaden verursachen. Der Grund hierfür liegt am Regelwerk, da Elemente relativ leicht zurückprallen und gerade in einer Pike&Shot-Einheit sich die Musketiere und Pikeniere nicht mehr gegenseitig unterstützen können, wenn einer von beiden einmal zurückgeprallt ist. Außerdem ist bei der benutzten DBA-Version die polnische Husaria etwas stärker als die schwedischen Kürassiere.
Es gelang den Schweden zwar erneut, den Brückenkopf auszudehnen und die polnischen Truppen auf dieser Seite des Flusses zu zerschlagen, sie mussten dabei aber auch deutliche Verluste hinnehmen.
 



Das Kampfgeschehen wogt hin und her.

Die polnischen Verstärkungen waren etwas zügiger heran. Immerhin hatten die Schweden bis dahin keine durchgehende Abwehrlinie gebildet. Aber es zeigte sich die Überlegenheit der schwedischen Truppentypen und so wurden einige polnische Haiduken in kurzer Zeit zerstört.  

Die Polen am Vistula-Ufer kamen wegen schlechter Kommandowürfe nur vereinzelt ins Gefecht. Aber es gelang ihnen immer wieder, einige erfolgreiche Reiterattacken zu machen und/oder mit ihren Musketieren zu treffen. Sie verursachten zwar dadurch kaum Verluste bei den Schweden, und auch die Entfaltung der schwedischen Armee auf der diesseitigen Flußseite war dadurch nicht gehindert,  aber immerhin verhinderten sie eine starke und geschlossene schwedische Abwehrlinie. Dadurch konnten die Schweden ihre quantitative und qualitative Überlegenheit nicht recht ausnutzen. Und während sie sich in Einzelscharmützeln mit den Polen herumschlugen, konnten die restlichen Polen vom anderen Ufer in zügigen Eilmärschen ihren unterlegenen Brüdern zu Hilfe kommen.

Die schwedische Armee konnte komplett die Halbinsel räumen und über die Bootsbrücke übersetzen. Aber dann wurde sie in das anhaltende und zähe Ermattungsgefecht verwickelt. Allgemein gesehen setzten sich die Schweden zwar langsam aber stetig durch und für jede schwedische Einheit fielen ungefähr zwei polnische.


Die Landspitze ist nahezu geräumt

Aber es gab auch einige heroische polnische Glanzpunkte. So durchbrach ein polnisches Generalselement die schwedischen Linien und trieb eine Reitereinheit immer weiter vor sich her. Dieser kamen schnell 1-2  Musketier-Elemente zur Hilfe. Aber obwohl der polnische General mehrmals umzingelt war, zerstörte er nacheinander die Schwedenreiter und beide Musketiere. In dieser Zeit kamen nochmals zwei gegnerische Reiterregimenter heran, griffen an, umzingelten den Polen und wurde erneut geworfen. Nach einigen harten Nahkämpfen hatte der polnische General auch diese beiden Reitereinheiten vernichtet und damit fast eine halbe DBA-Standardarmee auf seinem Konto. Alle Achtung !


Der polnische Kriegsheld (links) mit seinen nächsten Opfern.

Das zweite „Husarenstück“ (im wahrsten Sinne des Wortes) gelang, als auf der Landspitze nur noch die schwedische Artillerie stand. Ein Element polnischer Husaria nutzte eine Lücke in der gegnerischen Linie um auf  die Bootsbrücke zu gelangen. Die Husaren gallopierten über die Holzplanken und griffen zuerst die mittlere Artillerie an, welche sie auch in kürzester Zeit überritten. Da die Schweden alle Kommandopunkte benötigten um das Gefecht am anderen Flußufer zu dominieren, gab es keine Rettung für die Geschütze. Die Husaren verließen den ersten Hügel, um sich auf dem zweiten Hügel ebenfalls daran zu machen, diesmal die schwere schwedische Artillerie zu vernichten.


Die polnischen Husaren greifen die schwedische Artillerie an und räumen den ganzen Hügel.

Als den Husaren bereits 4 Geschützbatterien zum Opfer gefallen waren, gelang es den letzten verbliebenen schwedischen Kanonieren, ihr schweres Geschütz auf die anreitenden Husaren auszurichten und in einer verheerenden Schrapnellsalve die Polen auszulöschen.


Auf kürzeste Entfernung gelingt es der letzten Batterie, die Husaren zu vernichten.

Im Hauptgefecht waren die polnischen Truppen mittlerweile entscheidend dezimiert, mussten sich zurückziehen und die verbliebenen Schweden von Dannen ziehen lassen.

Es war den Polen aber diesmal gelungen, den Schweden schwere Verluste beizufügen und beinahe die ganze Artillerie zu zerstören. Die beiden geschilderten polnischen Highlights hatten fast schon Hollywood-Charakter und dieses Spiel war sowohl das ausgeglichenere als auch das spannendere.

Nachbetrachtung:
Trotz grundsätzlich gleichem Szenario zwei ziemlich unterschiedliche Spiele. Einige gravierende Unterschiede kamen natürlich durch die beiden verschiedenen Regelwerke:

Artillerie:
Die Leistung der schwedischen Artillerie war bei FoG:R enorm und trug ordentlich zum schwedischen Sieg bei. Bei DBA gab es bedeutend weniger Auswirkungen durch Artillerie, insbesondere die schweren Geschütze waren nahezu wirkungslos.

Infantrie:
Durch die kompakteren Einheiten war es bei FoG:R für die Polen schwer (bzw. unmöglich), die schwedische Schlachtlinie aufzubrechen.
Da bei DBA auch schon ein einfaches Zurückprallen zum Verlust der Formation führt, konnten die Schweden viel weniger von ihren guten Pike&Shot-Einheiten profitieren.    

Kavallerie:
Hier gibt es den vielleicht bemerkenswertesten Unterschied, da in meiner DBA-Version die Flügelhusaren ihren schwedischen Gegenparts leicht überlegen sind, während bei FoG:R eher die schwedische Reiterei stärker ist. Außerdem ist natürlich bei den Polen der Anteil leichter und mittlerer Kavallerie deutlich größer, die aber gegen einen kompakt stehenden Gegner mit viel Feuerkraft nur wenig ausrichten können.

Fazit:
Wie schon geschrieben, war (unerwarteterweise) das DBA-Spiel das interessantere, während es bei FoG:R eine relativ einseitige Sache war.
Ich finde, dass das Szenario einiges Potential hat Man muss die richtige Balance finden, damit die Schweden genug Druck machen können um ihren Brückenkopf zu etablieren, aber andererseits nicht zu überlegen sind, um mit dem Gegner machen zu können, was sie wollen. Die polnischen Verstärkungstruppen sollten etwas langsamer sein, aber dann doch eine erdrückende Übermacht auffahren können (bei mir waren es hierfür zu wenige). Wobei auch viel davon abhängen sollte, ob sie rechtzeitig und geordnet ankommen.

Ich denke, dass das Szenario bestimmt auch mit anderen Armeepaarungen sehr interessant sein kann und greife eventuell diese Thematik nochmal auf, wenn sich mal wieder auf einer Veranstaltung die Gelegenheit für ein Demospiel bietet.  Bis dahin: viel Spass beim selbst ausprobieren.
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1383509351 »
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Wie auch schon beim ersten teil; sehr schöne Platte & sehr schöne Figuren!
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Thomas Kluchert

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Mal wieder sehr schick, sowohl von der Spielfeldoptik, als auch vom Thema und der Präsentation her. Ich finde dieses Vergleich zwischen den Systemen sehr interessant, muss ich sagen.


Zitat
Wie schon geschrieben, war (unerwarteterweise) das DBA-Spiel das interessantere,
Das überrascht mich als DBA-Fanboy eher weniger, sondern festigt meine bisher gepflegten Vorurteile ;) Ich nehme mal an, dass die DBA-Variante des Szenarios sich auch deutlich schneller gespielt hat? Hast du die von dir benutzte Version irgendwo schonmal veröffentlicht? Finde ich ja sehr interessant!
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