Epochen > Alternative Geschichte
A Very German Civil War - Ein Interwar-What If-Projekt
Camo:
Das hier ist etwas, das schon länger in meinem Kopf herumspukt und nun so nach und nach aufgebaut werden soll. Wem die Periode nicht zusagt, möge bitte \"weitergehen\", irgendwelche Metadebatten gehören hier auch nicht hinein. Wer sich auf den Schlips getreten fühlt, möge meine ernstgemeinte Entschuldigung annehmen, das war nie meine Intention. Inspiriert wurde das Ganze von \"A Very British Civil war\", was sich vor allem bei den Briten durchaus einer gewissen beliebtheit erfreut und einige erfreulich skurille Miniaturen hervorgebracht hat. Also überlegte ich mir, wie man so etwas auch in etwas vertrauterer Umgebung umsetzen könnte. Der erste Versuch einer \"Ein- und Herleitung\" sieht so aus:
In den letzten Wochen des ersten Weltkrieges wurden die Weichen für etwas gestellt, das so niemand erwartet hatte. Der Flottenbefehl vom 24. Oktober 1918, der die intakte deutsche Hochseeflotte in die bisher vermiedene Entscheidungsschlacht mit ihren englischen Gegnern führen sollte, sorgte unter den Matrosen für Unmut. Die Besatzungen der zur Vorbereitung auf den Angriff auf der Schilling-Reede vor Wilhelmshaven vor Anker gegangene Flotte meuterten in der Nacht vom 29. zum 30. Oktober 1918 gegen die durchgesickerten Befehle.
Auf drei Schiffen des III. Geschwaders („König“, „Markgraf“, „Großer Kurfürst“) weigerten sich die Matrosen, die Anker zu lichten. Auf den Schlachtschiffen des I. Geschwaders „Thüringen“ und „Helgoland“ kam es zur offenen Meuterei und zur Sabotage, aus Furcht, noch kurz vor Ende der Kampfhandlungen sinnlos den Ehrgefühlen der Offiziere geopfert zu werden. Die Matrosen und Heizer ergaben sich erst, als am 31. Oktober schon die Torpedorohre einer Untersee- und Torpedoboote auf die „Thüringen“ und die „Helgoland“ gerichtet worden waren. Widerstandslos ließen sie sich abführen.
Die Marineleitung ließ ihren Angriffsplan fallen, aber damit war die Situation noch lange nicht unter Kontrolle. Nach erneuten Inhaftierungen suchten die Matrosen und Heizer Kontakt zu den Gewerkschaften, der USPD und der SPD. Bei einer Demonstration auf dem Großen Exerzierplatz fielen dann die ersten Schüsse, aus denen dann ein allgemeiner Aufstand folgte.
Anfang November wurden nach zähen Verhandlungen die Inhaftierten freigelassen, doch entgegen der Absprachen rückten auswärtige Truppen zur Niederschlagung des Aufstandes an. Diese wurden von den Aufständischen aber abgefangen und kehrten entweder um oder schlossen sich der Bewegung an. Versuche, den Aufstand unter Kontrolle zu bringen, zeitigten zwar ein paar Erfolge, konnten aber die Ausweitung der Revolution auf Deutschland nicht verhindern.
Seit dem 4. November war Kiel in der Hand der Aufständischen, es folgten am 6. November Wilhelmshaven und am 7. November alle größeren Küstenstädte sowie Hannover, Braunschweig, Frankfurt am Main, Stuttgart und München. Nach dem erzwungenen Thronverzicht des bayrischen Königs Ludwig III. Rief die USPD in Bayern als erstem Land des Reiches die Republik aus. In den nächsten Tagen folgten die übrigen deutschen Staaten, indem ihre Fürsten entweder von sich aus abdankten oder für abgesetzt erklärt wurden.
Die Arbeiter- und Soldatenräte entmachteten nur die Fürsten und die bis dato allmächtigen militärischen Generalkommandos. Zivile Behörden und Amtsträger blieben unangetastet, es wurde vielmehr versucht, eine der Revolution und der künftigen Regierung verpflichtete Exekutive zu schaffen. Die Politiker allerdings versuchten, eine Radikalisierung der Revolution nach russischem Vorbild zu vermeiden und so gerieten sich die Kräfte, die eigentlich ein ähnliches Ziel hatten, aneinander. Als schließlich die entmachteten Fürsten ihre immer noch nicht zu verachtende Macht mit in das Ringen warfen, zerbrach das ehemalige deutsche Reich wieder in seine Einzelstaaten, die ihre jeweils eigene Agenda vorantreiben wollten. Natürlich träumte jeder weiterhin von einem umfassenden Staatsgebilde, doch unterschieden sich die Träume je nach der Interessenlage der einzelnen Parteien.
In den einzelnen Kleinstaaten haben sich verschiedene Lager gebildet, die unterschiedlichen Einfluss haben, was aber offensichtlich unterlegene Parteien nicht davon abhält, zur Not durch kriegerische Mittel zu versuchen, die Macht zu übernehmen. Die Entente ist sich uneinig, ob sie die völlig zerstrittenen Kleinstaaten überrollen soll, wobei sich dadurch erneut eine Einigung unter den Kleinstaaten abzeichnen könnte oder ob sich nicht durch gezielte Steuerung ein sehr viel größerer Gewinn erzielen lassen könnte. Die Bedrohung durch ein geeintes deutsches Reich ist auf jeden Fall vorbei, die Randstaaten sind in Verhandlungen mit den Entente-Mächten, wobei sie einen recht schweren Stand haben, da zum einen keine stabile Regierung besteht und dadurch neben den Verhandlungen die eigene Machtbasis der Gruppierungen erhalten werden muss, zum anderen die internen Kämpfe dafür sorgen, dass die Kleinstaaten nicht ganz ernst genommen werden. Größere Bündnisse zwischen den Kleinstaaten werden auf jeden Fall durch die Entente verhindert.
Die Geschehnisse sind zu diesem Zeitpunkt schon komplett fiktiv, aber auch vor diesem Zeitpunkt gibt es einige Abweichungen. So fällt zum Beispiel am 5. Oktober 1916 bei le Barqué (Ligny-Thilloy) ein gewisser Gefreiter der ersten Kompanie des Reserve-Infanterie-Regiments 16 in der Schlacht an der Somme.
Der Hintergrund eignet sich vor allem für Skirmish-Spiele. Improvisierte Waffen und Fahrzeuge sind wahrscheinlicher als z.B. größere Panzerflotten. Wobei Improvisation großgeschrieben werden darf
Als Fraktionen bietet sich einiges an. Da wären an größeren Gruppierungen:
* Demokraten
* Kommunisten
* Royalisten
* Kirchen
* Armee
Die Demokraten sind die Vertreter oder Befürworter der neuen Republik. In vielen Fällen unterstehen ihnen die noch bestehenden Einheiten der Armee, doch werden sie nicht überall anerkannt.
Die größte Gruppierung bei den Kommunisten besteht aus dem Spartakusbund, doch gibt es auch unabhängige Gruppierungen. Einige haben direkte Unterstützung der sowjetischen Genossen, wodurch sie Zugriff auf bessere Ausrüstung haben.
Die Royalisten können sich mit der Entmachtung der Fürsten nicht abfinden und versuchen mit allen Mitteln, den Adel wieder an seinen angestammten Platz zu bringen. Einige Einheiten der regulären Armee sind zu dieser Fraktion übergelaufen, doch wurden auch völlig neue \"Haustruppen\" ausgehoben, mit zum Teil recht fantasievollen Uniformen. Dem Ideenreichtum ist hier keine Grenze gesetzt.
Auch die Kirchen sehen die Möglichkeit, ihnen genommene Ländereien und Macht wieder zu erlangen. Also haben die Kirchenfürsten damit begonnen, Truppen auszuheben, einerseits um Kirchen zu schützen, aber auch um sich zurückzuholen, was ihnen genommen wurde. Nicht unbedingt zahlreiche Einheiten, aber hochmotiviert.
Last but not least kocht natürlich auch die Armee ihr eigenes Süppchen. In dem Versuch, die militärische Niederlage des Großen Krieges wieder auszugleichen, greifen einige Befehlshaber nach der Macht.
Darüber hinaus spielen natürlich auch noch die Entente-Mächte eine nicht zu unterschätzende Rolle, aber auch einzelne Gemeinden oder Landstriche greifen zu den Waffen, um alte Zustände zu korrigieren oder auch nur, weil der Bürgermeister des Nachbardorfes eine schönere Milchkuh hat und damit geprahlt hat.
Die Bevölkerung ist durchaus kriegsmüde, weswegen die Kämpfe eher auf lokalem Niveau aufflackern, es ist aber kein ständiger Kampf. Dafür gibt es auch zu viele Engpässe, was Lebensmittel, Treibstoff und Munition angeht. Vom Ton her soll es eher in die Richtung der alten Don Camillo-Filme mit Fernandel gehen.
Den Anfang macht eine kleine Truppe aus dem Freistaat Bayern. Das Freikorps Werdenfels von Tsuba ist einfach perfekt dafür geeignet, finde ich. Die Fotos sind nicht toll, aber das ist das Licht in der Waschküche da draußen leider auch nicht. Ich hoffe, sie gefallen trotzdem.
Die Truppe in Gesamtansicht
Der rechte Flügel der Truppe
Und der linke Flügel der Truppe
Ein paar Detailansichten
Das LMG mit Munitionsträger und der Sani
Das SMG noch mal von näher.
Dareios:
Sehr cooles fiktives Szenario. Die Minis passen da in der Tat sehr gut. Freue mich auf mehr und werde das Projekt gespannt verfolgen.
MacGuffin:
Haha, sehr schön. Mit den Freikorpsfiguren wollte ich auch eines fernen Tages mal sowas machen, aber du hast hier ja einen sehr guten Rahmen geschaffen.
Welche Regeln wirst du verwenden? Ich hatte an Where Heroes Dare von Iron Ivan gedacht...
Eversor:
Klingt faszinierend. :thumbup_1:
Camo:
\"Where Heroes Dare\" habe ich noch nicht... derzeit spiele ich mit dem Gedanken, Bolt Action zu verwenden. Das ist recht simpel, eigentlich... und die Anpassungen dürften minimal sein.
Ich freu mich auf jeden Fall schon auf die Matrosen von Tsuba. Und die Damen von Hinterland reizen mich auch noch. ;)
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