Der Pub > An der Bar
Warum haben sich gerade die Mittelmeer-Hochkulturen durchgesetz?
Odoaker:
Hallo zusammen,
ich habe vorhin einmal über die Entwicklung von Hochkulturen nachgedacht. Da ist mir die Frage gekommen, warum sich die Mittelmeer-Hochkulturen durchgesetzt haben? Ich meine, warum haben sich keine afrikanischen Kulturen oder die südamerikanischen Hochkulturen durchgesetzt? Was war an den \"europäischen\" Hochkulturen und deren Entwicklung so großartig anders? Wieso sind die Maya nicht übers Meer nach Europa gesegelt? Wieso haben die indogenen Völker Amerikas nicht eine ähnliche Entwicklung wie die Europäischen Völker vollzogen?
Fragen, die mich beschäfftigen! Ich hoffe ihr könnt mir bei diesen Fragen weiterhelfen!
Gruß,
Franz
Winston:
Die momentane Merheitsmeinung der Forscher geht davon aus, das eine Kombination aus besonders günstigen Lebensbedingungen, relativ hoher Bevölkerungsdichte und früher Besiedlung zur expansionistischen und aggressiven Verbreitung der Mittelmehrkulturen geführt hat. Ähnliches ist ja auch in Asien mit China geschehen. In Amerika und Afrika (von Australien ganz zu schweigen) war die Bevölkerungsdichte (vor allem auf Grund von weniger optimalen Lebensbedingungen) weit geringer, daher breitete sich die Bevölkerung viel langsamer aus. Dazu kommt noch, das Amerika viel später besiedelt wurde, was auch zu einer Verzögerung der Expansion geführt hat.
Leondegrande:
@odoaker
Kurze Zwischenfrage, \"10.000 BC\" hast du schon gesehen, oder? Da werden eigentlich alle offenen Fragen beantwortet, akribisch rekonstruierte Darstellung des Lebens vor etwa 12.000 Jahren am Mittelmeer. Vor allem die Ausserirdischen sind sehr detailgetreu und akkurat in Szene gesetzt und die sind nun mal am Mittelmeer gelandet. :doofy:
Ernsthaft: Was verstehst du unter durchsetzen? Was sind denn bei dir Hochkulturen?
Gruss
Olaf
Poliorketes:
Die klassischen Zentren früher Hochkulturen liegen doch sehr weit verstreut: China, Indus, Mesopotamien, Nil (in Afrika!), Kleinasien. Dazu gibt es noch diese ominöse Kultur in Zentralasien. Mesoamerika nicht zu vergessen.
Die Kulturen im Dreieck Ägypten - Mesopotamien - Anatolien hatten den Vorteil der Nähe und haben sich gegenseitig befruchtet, auch mit Indien und China gab es Austausch. Die amerikanischen Kulturen standen alleine da. Bei mindestens 4 dieser Kulturen kommt als staatenbildendes Element noch die Schwemmlandlage ihres Siedlungsgebietes hinzu. Euphrat und Tigris, Nil, Indus und der gelbe Fluß mußten gebändigt weerden, und das war nur gemeinsam zu schaffen.
Schwarzafrika ist teilweise erst sehr spät von Bantuvölkern besiedelt worden, die den Jägern und Sammlern wie Khoi oder Pygmäen überlegen waren. Aber auch hier gab es schon früh wichtige Staaten - Meroe im Altertum oder Ghana im Mittelalter waren voll auf der Höhe ihrer Zeit und brauchten sich vor gleichzeitigen Mittelmeer-Staaten nicht verstecken.
Wellington:
Die Fragestellung ist vielleicht besser auf Europa, statt die Mittelmeerkulturen anzuwenden, denn zu Zeit der frühen Hochkulturen waren ja auf mehreren Kontinent ungefähr ebenbürtige Zivilisationen entstanden. Erst später hat sich das Gewicht im Mittelmeerraum Richtung Nordwesten verschoben und schlußendlich im Kolonialismus und Imperialismus gegipfelt.
Während meine Vor- und Frühgeschichtsstudium gab es einen gewissen Konsens, dass die guten Startbedingungen dazubeigetragen haben. Zwar gab es die Hochkulturen wo anderes, aber die drei folgenden Punkte zusammen wären am stärksten in Europa ausgeprägt:
1) Eine sehr menschenfreundliche Gegend
Europa ist alleine aus den Umweltbedingungen heraus ein sehr angenehmer Kontinent:
[/li]
* Durch den Golfstrom haben wir in Europa ein sehr ausgeglichenes Klima.
* Es gibt keine der wirklich schlimmen Seuchen, Krankeiten und Parasiten, die eine Zivilisation nachhaltig in der Entwicklung bremsen, wie Malaria, TzeTze Fliege etc.
* Es gibt auf dem Kontinent wenig Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüche, Stürme, Erdbeben etc.2) Gute Kommunikations und Handelswege
Bis in die Neuzeit ist die Reise zu Wasser schneller als zu Land. Massengüter müssen ebenfalls zu Wasser transportiert werden. Europa hat im Verhältnis zur Landfläche mehr Küstenlinie als jeder ander Kontinent, zusammen mit den großen Flüssen (Rhone, Rhein und Donau) führte das dazu, dass schon in der Antike die Kommunikation und der Handel sehr gut liefen. Das führt wiederum dazu, dass nicht alles doppelt erfunden wird, sich neue Ideen schneller ausbreiten und zeitlicher und lokaler Nahrungsmangel durch Handel ausgeglichen werden kann.
3) Pflanzen und Tiere
Ein Großteil, der für die Landwirtschaft tauglichen, Pflanzen und Tiere sind entweder in Europa oder im angrenzenden Mittelmeerraum zu finden. Das führt zu einer größer Vielfalt der Ernährung und einer stabileren Landwirtschaft.
In wie weit jetzt noch Zufälle und die Religionen dazubeigetragen haben, da kann natürlich auch noch trefflich diskutiert werden.
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