Ich zocke derzeit leidenschaftlich \"Maria\". Soll ich das mal kurz vorstellen?
Es ist ein Ableger von \"Friedrich\" von histogame (Richard Sivel). Man spielt entweder Frankreich, Österreich oder Preußen und entsprechende Verbündete (Sachsen, Bayern, Pragm. Armee) im Österreichischen Erbfolgekrieg. Es ist ein 3-Spieler-Spiel (Pragm. und Preußen sind zusammen bei einem Spieler). Trotz gewisser Abweichungen von der Historie (bspw. sächs. Bündniswechsel theoretisch schon vor 1743 möglich, Freiburg keine bedeutende österr. Festung etc.) und Einschränkungen (nur Franzosen und Österreicher dürfen von \"Böhmen\" nach \"Flandern\" wechseln) vermittelt das Spiel viel Flair. Das kommt vor allem durch die Beschränkungen in der Bewegung durch die Abhängigkeit vom Tross (der sich nur langsam bewegt und nur begrenzt vorhanden ist (z.B. bei der Pragmatischen Armee: 1 Tross für 3 Generäle, die max. 6 Städte vom Tross entfernt stehen dürfen), der auf der Böhmen-Karte v.a. vor österr. Husaren geschützt werden muss. Dadurch kommt das für diese Kriege typische vorsichtige Manöverieren zustande. Man überlegt sich lieber zweimal, ob man kämpft, weil eine vernichtete Armee eben erst wieder nach bisweilen einigen Runden neu eingesetzt und zeitaufwändig in das Kampfgebiet verschoben werden kann. Der Verlust eines Trosses führt zu erheblichen Schwierigkeiten und Verlusten von Truppen. Die Probleme mit der Unterversorgung durch den Tross wurden in \"Maria\" sogar noch gegenüber \"Friedrich\" erhöht. Außerdem erfordern die neuen politischen Karten auch verhandlungstaktisches Fingerspitzengefühl. Während man bei \"Friedrich\" als Alliierter immer an einem Strang so ziemlich zog, kann es auch bei \"Maria\" vorkommen, dass man für den eigenen Verbündeten ungünstige Entscheidungen trifft, nur damit dieser nicht die Nase vorn hat - also genau das, was für die Diplomatie Preußens und Frankreichs auch wirklich wichtig war. Man darf bei all den Möglichkeiten nur nicht die Ziele (Eroberung von Städten, politischer Einfluss z.B. bei der Kaiserwahl) aus den Augen verlieren. Ein Schlagetot, der sich nur in Schlachten rumbalgen will, kriegt leicht eine Quittung, weil ihm die wertvollen Taktischen Karten (kurz TK) ausgehen, wenn er zuviel auf das Schlachtenglück setzt. Denn diese Karten braucht man auch um Trosse und Armeen zu kaufen, politische Entscheidungen zu beeinflussen usw..
Was mir an dem Spiel sehr gut gefällt ist, dass die strategischen Erwägungen der Kriegsführung der Jahrhundertmitte des 18.Jh. sehr zu tragen kommen. Andererseits ist das Spiel auch bei 13 Seiten Regelwerk und Altersempfehlung ab 14 nach 2-3 Anläufen flüssig spielbar.
Was mir an vielen TTs nicht behagt, finde ich hier trotz des großen Abstraktionsgrades (Armeen sind nur Klötzchen etc., Ressourcen sind Spielkarten): zeittypische Atmosphäre.
Die TT-Regelwerke bilden ja, wenn es gut kommt, möglichst zumindest rudimentär die Taktik der Zeit ab. Oftmals aber fehlen mir fraktionsbezogene Eigenheiten. Wie ein taktischer Körper funktionierte fand ich bis jetzt eigentlich einzig in dem sehr komplizierten Regelwerk von Spanish-Fury-Battles abgebildet. Hier gibt es alle möglichen typischen Taktiken des 16.Jh. mit spezifischen Regeln/Szenarios, die deutlich stärker in die Tiefe gehen als Pike & Shotte von Warlords. Da kommt aber eh mein Hauptproblem mit TT: ich komme einfach nicht zum Bemalen. :blush2:
Beim Aufbau von \"Maria\" allerdings sitzt man fast genauso lange wie beim Aufstellen der TT-Armeen. Das sei noch vorneweg gewarnt für wen, der sowas mal reinschieben möchte.Man spielt dann zwischen 5 und 2 Stunden, je nachdem wie rasch eine Seite seine Siegpunkte verteilt.
Was haltet ihr von solchen Strategiespielen? :smiley_emoticons_pirat_1: