BG 12-03-2014
Was hatten Sie nochmal gesagt?, dachte sich Phil Smith. Waren es zwei, oder waren es doch drei Salven, die sie abgeben sollten? Er wusste es nicht mehr. NervösitÀt hatte von ihm Besitz ergriffen.
Zum wiederholten Mal kontrollierte er den Sitz des Feuersteins an seiner Muskete. Alles schien in Ordnung zu sein. Das Pulver hatte er auf die Pfanne aufgeschĂŒttet und diese wieder verschlossen. Pulverladung und Patrone in den Lauf gerammt, so lange bis alles schön festsaĂ. Der Ladestock war auch wieder an der richtigen Stelle.
Seine rechte Hand griff nach hinten. Die Patronentasche hatte er geöffnet. Er konnte auch leicht unter den groĂen Deckel greifen, der die vorgefertigten Ladungen der Patronen vor Regen bewahren sollte.
Eine solche Patronentasche war etwas ganz neues fĂŒr ihn. Auf seiner Farm in der NĂ€he von Lexington hatte er immer nur ein Pulverhorn benutzt. Das hatte er zur Sicherheit auch noch dabei. Man wusste ja nie. In einem kleinen Lederbeutel, den er an seinem Leibriemen befestigt hatte, waren auch noch zusĂ€tzliche Kugeln.
Aber ob er die heute brauchen wĂŒrde?
Sein Gewehr hatte er neben dem rechten FuĂ auf dem Boden abgestellt. Sein Nebenmann zog in diesem Moment den Gewehrgurt straffer, damit dieser nicht beim SchieĂen und Laden stören konnte.
Entlang der ganzen Linie der Amerikaner waren MÀnner mit diesen Ritualen beschÀftigt. Nichts war schlimmer als dieses Warten.
Die Amerikaner standen in zwei Linien.

In der ersten Linie standen 3 Regimenter und ein SchĂŒtzenregiment. UnterstĂŒtzt wurde diese Linie von einer Artillerieabteilung, die in der Mitte stand.

Eine zweite Linie, die den Hauptkern der Streitmacht bildete, hatte in 400 m Entfernung Aufstellung bezogen. Diese Linie stand - genau wie die erste â hinter ZĂ€unen, die den Truppen entsprechende Deckung verschafften. Hinter der zweiten Linie war das Dorf, in dem sich die Regimenter auch noch zur Not verschanzen konnten.

Auf dem linken FlĂŒgel der Amerikaner stand â leicht vor der zweiten Linie vorgezogen, die amerikanische Kavallerie und eine PlĂ€nklereinheit.

Auf dem rechten FlĂŒgel der Amerikaner war eine PlĂ€nklereinheit als Vortrupp aufgestellt worden.

Phil Smith wartete. Seine Kameraden gaben ihm ein GefĂŒhl der Sicherheit. Plötzlich rief Leutnant Parker: âDenkt dran MĂ€nner. Drei Salven. Ihr mĂŒsst drei Salven abfeuern. Danach können wir uns hinter die zweite Linie zurĂŒckziehen. Denkt dran MĂ€nner. Ihr seid geschĂŒtzt. Die ZĂ€une werden einen GroĂteil der gegnerischen Musketenkugeln aufhalten. Denkt an Eure Familien. Betet zu Gott und glaubt an die Freiheit.â
Laut riefen die MĂ€nner Hurrah.
Phil Smith wusste jetzt wieder, wie oft er schieĂen sollte.
Plötzlich hörte er Trommeln. Ein dumpfes Dröhnen kam von vorne. Je nĂ€her die KlĂ€nge kamen, desto mehr GerĂ€usche mischten sich ein. Jetzt war auch der helle Klang der Pfeifen zu vernehmen, die Marschtritte anrĂŒckender Soldaten. Das Wiehern der Pferde.
Die EnglÀnder kamen nÀher.
Verdammt. Jetzt wird es ernst, dachte Phil.
Die gegnerische Armee nahm Aufstellung.

Auf der rechten Seite befand sich die Elite der britischen Armee: Leichte Infanterie, Grenadiere, Highland Grenadiere sowie die schweren 24 PfĂŒnder GeschĂŒtze.
In der Mitte der Front stand die leichte Artillerie.
An diese schloss sich auf dem linken FlĂŒgel die Linieninfanterie an. Leicht zurĂŒckgezogen hinter den amerikanischen linken FlĂŒgel hatte sich die amerikanische Kavallerie begeben.
Phil sah wie sich die gesamte Frontlinie der EnglĂ€nder in Bewegung setzte. Greandiere bewegten sich direkt auf ihn zu. Er erkannte sie an den groĂen BĂ€renfellmĂŒtzen, die diese Einheiten trugen.
Leutnant Parker gab auf einmal das Kommando: âBereit machen!â
Phil hob die schwere Muskete hoch und hielt sie senkrecht vor seinen Körper.
âLegt an!â Der nĂ€chste Befehl.
Phil begann zu schwitzen. Er spannte den Hahn. Dann drĂŒckte er den Kolben der Muskete fest gegen die rechte Schulter. Genau wie er es gelernt hatte.
âNiedrig zielen. Niedrig zielen,â riefen die Offiziere.
Phil erinnerte sich. Ja genau so war es ihnen beigebracht worden. Die Musketen wurden zu oft hochgehalten. Beim Schuss rissen die Soldaten dann noch das Gewehr instinktiv leicht nach oben, und der Schuss ging in den Himmel.
Also niedrig halten, um in der Mitte zu treffen. So hatte das der Ausbilder gesagt.
âAchtung ⊠FEUER.â
Phil drehte den Kopf leicht vom Kolben weg, als er den Abzug seiner Waffe durchzog. Keine Ahnung, ob er getroffen hatte. Aber das gegnerische Regiment vor ihm hatte die ersten Verluste.

Dies konnte Phil allerdings erst erkennen, als sich der Pulverqualm dieser ersten Salve verflĂŒchtigte. Da war er allerdings schon damit beschĂ€ftigt, sein Gewehr erneut zu laden. Was ein GlĂŒck dachte er, dass die EnglĂ€nder noch nicht schieĂen. Umso mehr Zeit wĂ€re da die verdammte Muskete zu laden.
Wenn da nur dieses Zittern der HÀnde nicht wÀre.
Dann stoppte die englische Linie und begann zu feuern.
Die gegnerischen Einheiten feuerten aufeinander.

Der linke FlĂŒgel der EnglĂ€nder verhielt sich völlig passiv. Man war zwar vorgerĂŒckt, hielt aber Abstand zur amerikanischen Linie und versuchte die Amerikaner durch ein Feuergefecht zu zermĂŒrben. Offensichtlich war der Kommandeur der Einheit nicht unbedingt der UngestĂŒmste. Aber irgendwie war das heute nicht der Tag der EnglĂ€nder. Viele Kugeln gingen daneben.
Es war tatsÀchlich so, dass die Stellung gut gewÀhlt worden war. Zudem standen nicht die schlechtesten Einheiten der Amerikaner in der ersten Linie. Jede Salve der EnglÀnder wurde von den Amerikanern beantwortet.
Das sind jetzt schon mindestens 3 Salven, dachte Phil wĂ€hrend er stoisch seine Waffe lud und immer wieder anlegte um zu feuern. Neben ihm fielen die Kameraden. Sergeanten brĂŒllten.
âLĂŒcken schlieĂen. LĂŒcken schlieĂen\", und schoben MĂ€nner nach vorne. MĂ€nner ĂŒbergaben sich, einige weinten stumm â Phil wusste nicht, ob es wegen dem Qualm oder doch aus Angst war. Es war die Hölle.
Das SchĂŒtzenregiment, das sich direkt neben Phils Einheit befand, begann sich langsam zurĂŒckzuziehen.

Das britische leichte Regiment versuchte sofort zu folgen. Dabei geriet es allerdings beim Ăberqueren der ZĂ€une in Unordnung.

Phil konnte das Ganze aus den Augenwinkeln beobachten.
Oh Gott. Was passiert jetzt? Werden wir jetzt in der Flanke erwischt? Mensch Parker, sag doch was.
Phil sah, wie sich jetzt hinter der leichten Infanterie noch ein Grenadierregiment in Kolonne formierte, um besser in Position zu kommen.
War das jetzt das Ende

Plötzlich hörte er donnernden Hufschlag. Wie aus dem Nichts galoppierte die Kavallerie auf den Feind zu. Die britische leichte Infanterie wurde zerschlagen und musste fliehen.

Die Kavallerie â jetzt schon vor dem Regiment von Phil â krachte jetzt auch noch in die Kolonne der Briten und erwischte diese in der Flanke.

Phil, ja sein ganzes Regiment , hatte mit dem SchieĂen aufgehört, und schaute fasziniert nach vorne.
Das kann ja nicht wahr sein, dachte er.
Der komplette rechte FlĂŒgel der EnglĂ€nder war zerschlagen und auf der Flucht. Am linken FlĂŒgel wurde zwar noch ein bisschen Hin- und Her geschossen, aber das brachte jetzt auch nichts mehr.

Phil hörte die Rufe.
âSieg! Sieg!â.
Es war wie im Traum.
Die Freiheit hatte gewonnen.
Was hatte das Spiel uns gelehrt: Langsames VorrĂŒcken bringt nicht viel. Reine Engage Befehle können sich verlaufen und in langweilige Musketenduelle verkommen, die nichts bringen. Wenn man ĂŒber ZĂ€une klettert, dann bitte ohne DP. FlankenmĂ€rsche in Kolonne sind gefĂ€hrlich, wenn Kavallerie in der NĂ€he ist. Kanonen sind oftmals ĂŒberbewertet, und treffen nicht immer.
Na und richtig gefĂŒhrte amerikanische Kavallerie kann ja doch was bewirken:
Schande ĂŒber mein Haupt.