Epochen > Frühes Mittelalter bis zur Renaissance
Sergeants im Mittelalter
Dakerprinz:
Hallo Community,
Ich habe noch eine Box mit \"Mounted Sergeants\" von Fireforge Games.
Was waren diese Sergeants vom Grad her im Mittelalter?
Man kann sie wohl für die Deutschordensritter und die Templer bauen. Sind es Soldaten, Hilfstruppen, Offiziere? Sind sie vom Rang her unter dem Ritter?
Grüße, der Dakerprinz
harryfiat:
Also Wikipedia spuckt folgendes aus:
Als servientes equites (franz.: sergents à cheval)
bezeichnete man im Hochmittelalter etwa seit dem 12. Jahrhundert
berittene Soldaten nichtritterlicher Abstammung, also nichtadlige
Kriegsknechte, Knappen und Berufskrieger, die nach ritterlicher Art bewaffnet waren und kämpften. Teilweise wurden auch Edelknechte als servientes bezeichnet, also junge Adlige, die noch nicht durch die Schwertleite (später den Ritterschlag) zum Ritter promoviert worden waren. Die Bezeichnung kam besonders in den militärischen Ritterorden zur Anwendung, wo nichtritterliche Ordensmitglieder generell als Sergeanten bezeichnet wurden.
Ist glaube ich aussagekräftig genug.
Dakerprinz:
Das ist eine ganz andere und aussagekräftigere Richtung als die, die ich eingeschlagen hatte. Vielen Dank dafür. Deine Antwort hilft mir sehr, danke :)
Viele Grüße
Hanno Barka:
Sergeanten stellten sogar den Großteil der bewaffneten Reiter und fügen den Zahlen in Quellenangaben für eine beachtliche Dunkelziffer hinzu, da aus den meisten Quellen nicht eindeutig hervorgeht ob die Zahl der Ritter nur \"echte\" Ritter enthält (war durchaus üblich, daß Nichtadelige gar nicht erwähnt wurden) oder ob sie die Sergeanten beeinhaltet.
So um 1000 - 1100 herum machte der Anteil der adeligen Ritter noch 30 - 50% der schweren Reiterei aus, sank aber stetig. Im Spätmittelalter (100 Jähriger Krieg, Rosenkriege etc.) waren nicht mal mehr 10% der men at arms Ritter. (Es gab auch viele Adelige, die als Sergeanten kämpfen, weil sie die Erhebung in den Ritterstand aufgrund der damit verbundenen recht hohen laufenden Kosten ablehnten)
--- Zitat von: \'Dakerprinz\',\'index.php?page=Thread&postID=162364#post162364 ---Sind sie vom Rang her unter dem Ritter?
--- Ende Zitat ---
Vom sozialen Rang her ja, vom militärischen nicht unbedingt, da konnte es auch umgekehrt sein.
Mansfeld:
Haha, ich stelle gerade fest, daß die Wikipedia hier mal wieder zeigt, daß sie wirklich ganz gutes Niveau bietet - das Thema servientes war nämlich meine Magisterarbeit in mittelalterlicher Geschichte, allerdings nur für die Angevinen unter Heinrich II. und Richard Löwenherz, und der Wikipediaeintrag gibt - wenn auch sehr vereinfacht - grob die Fakten wieder. Es ist aber doch etwas komplizierter:
Serviens bedeutet ganz wörtlich einfach nur Diener, deckt aber in den Quellen das ganze Spektrum vom Servierknecht beim Bankett bis zum berittenen und gepanzerten Kämpfer ab, weswegen es immer sehr ärgerlich ist, wenn ein mittelalterlicher Chronist bei einer Schlacht von 100 Milites (Ritter) und 500 servientes spricht, denn letzteres können dann einfach 400 Bedienstete sein, oder 400 Bogenschützen, oder 400 Berittene bzw. alle möglichen Mischungen davon.
Aber mei, die Chronisten sind meistens selber adlig, und da interessieren bloß die Standesgenossen, und der restliche Pöbel hat gefälligst im Hintergrund zu bleiben, wo kämen wir da denn hin?
Auch servientes equites sind nicht ganz so eindeutig als Edelknechte (wie Wikipedia meint) einzuordnen, das können auch Botenreiter oder sonstige Diener auf einem Pferd sein.
Aber wenn der Begriff im Tabletop auftaucht, sind es meistens die Armbrustschützen, Bogenschützen, Billmen oder Speerträger zu Fuß bzw. Ritter für Arme zu Pferd, die vom Stand her in den Augen der Ritter alle unter \"Das sind übrigens meine Bediensteten\" fallen, aber gesellschaftlich kann man diese Leute über Köchen, Lakaien etc ansiedeln (und erst recht weit über Bauern). Interessanterweise sind so manche spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Adelsgeschlechter aus dieser Gruppe hervorgegangen, das ist neben dem wohlhabenden Stadtbürgern so die obere Grauzone kurz vor dem Adel.
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