So, auch auf die Gefahr hin, eine verarbende Wunde aufzureißen: ich melde mich jetzt auch noch mal aus einem verregneten und gerade versauten Tag um einen kleinen Kommentar loszulassen,
Als Ex-Shooter-Spieler, Ex-Reenactor, Soldat, Tabletop-Spieler und Person, die wohl nach Ansicht einiger erst das Krabbelalter verlassen hat und sich (geistig) auf dem Weg in Richtung Pubertät befindet, wundere ich mich ein wenig.
Was wird denn jetzt eigentlich erwartet? Mir geht hier gerade so ein wenig die gesamte Frage- und Diskussionsrunde am Thema vorbei.
Ich höre ich ständig was von \"Zeig doch das Grauen - Das Graaaaaauen!\", obwohl Rebel Girl das bereits angekündigt hat, in Form von Soldatenfriedhöfen, Museumsbesuchen etc zu tun. Was wollt ihr denn noch? Den Figuren Gliedmaßen abschneiden und mit roter Farbe bepinseln, damit das Grauen besser rauskommt?
„Personalisiere die Figuren“. Ja, warum denn das? Ich meine, es ist toll, wenn jeder eine Geschichte hat, aber der 1. Weltkrieg war der erste industriell gesponsorte Massenkrieg der Geschichte, (und ich meine WIRKLICH Massenkrieg) und wenn da 50 Figuren auf dem Feld stehen und einer sagt: „So Kinder, das ist jetzt ein Zug, und davon hatten die Deutschen 1500 auf dem Feld von Sedan und danach waren sie alle weg“, hat das ne ganze andere Dimension, als wenn sich einer hinstellt. „Und das ist der Paul Bäumer, und das ist Helmut Gretel, und das Peter Krieg, und das ist Simon Gruber, etc.“
Es geht dabei doch nicht darum, den Kindern zu zeigen, wie es war, sondern sie abstrakt an ein Thema heranzuführen, damit sie es begreifen.
Für alles andere ist doch dann die entsprechende Darstellung in Archiven, Dokumenten, Büchern, Museen etc da. Oder sehe ich das falsch? Muss man wirklich eine Eierlegende Wollmilch-Sau konstruieren, damit am besten mit einem Thema alle Aspekte der gesamten Darstellung verständlich werden?
Ich meine, nicht umsonst hat z.B. das Römer-Museum in Kalkriese mal ne Ausstellung mit 17.000 Römerfiguren aus Playmobil gemacht um zu zeigen, wie viele Soldaten in so einer Schlacht gekämpft haben, wie der Tross aufgebaut war, welche Offiziere in der Armee des Varus welche Position einnahmen usw.
Was sagt man dazu? Oh, nein, die Grauen der Varusschlacht werden dargestellt mit lächelnden Playmobil-Figuren? Die haben ja gar keine historisch wertvollen Rüstungsutensilien?
Oder bei einem Ritterprojekt in der Schule einen Ritter selbst bauen: „Oh nein, der ist doch gar nicht personalisiert! Der hat ja nur einen Helm! (?!?!) Jetzt kann man gar nicht bewerten, welche geschichtlich belegten Verletzungen des dritten Wirbels der Gute im Duell davongetragen hat. Außerdem ist sein Schwert nicht historisch korrekt. Holzschwerter dieser Länge wurden als Übungswaffen erst im 11. Jahrhundert eingeführt.“
Who cares?! Das ist kein Geschichtsclub, das ist Schule. Schule soll jungen Leuten die Umwelt näher bringen. (Zumindest hat mir das meine Englischlehrerin damals so erklärt. Fragt nicht, was ich sie damals gefragt habe …) Ob das Schwert von Kunibert dem Edlen nun in Wirklichkeit zweieinhalb Zentimeter länger war oder nicht, ist doch da überhaupt nicht wichtig. „Kinder, das ist ein Ritter, so sah er etwa aus. Wenn ihr mehr wissen wollt: Da ist Literatur.“ Klein Maxi hebt den Finger: „Frau Lehrerin, das Schwert von Kunibert war aber in Wirklichkeit zwei Zentimeter länger.“ Siehste? Wieder was gelernt.
Wenn ich mich jedes Mal daran zurückerinnere, was für „Schulprojekte“ wir damals gemacht haben (bspw. Lernen über japanische Kultur anhand von Origami-Basteln und später den Siff kleben, weil nicht mal die Lehrerin nen ordentlich Origami-Kranich hinbekommt), dann ist das Erstellen von Dioramen, das \"Ankunft an der Front\", \"Einsatz im Lazarett\" und ähnliche Szenarien, ebenso wie die Idee, auf Grund des ganzen Konzepts noch ein Strategiespiel zu erstellen, in meinen Augen absolut nicht verwerflich.
Heute würde ich mich auch hinstellen: „Entschuldigung, Frau Lehrerin, warum gucken wir nicht einfach ‚Chihiros Reise ins Zauberland‘, denn da lernt man über Götter, über Gut und Böse in der japanischen Kultur, über die Darstellung von Geistern und Dämon und überdies ist es ein Anime, ein japanischen Zeichentrick.“
Zu meiner Zeit hieß es, solche Filme würden die Schüler verdummen. In Schulbüchern wurde davon sogar gewarnt!!!. Heute werden Hayao Miyazaki und seinesgleichen von der Filmindustrie für innovativen Zeichentrick gefeiert.
Und genau das gleiche Gefühl bekomme ich hier an einigen Stellen bei der Diskussion. Das Beste für ein Kind oder einen Jugendlichen ist doch, selbst aktiv zu sein und die Welt anfassen zu können. Zumindest habe ich das so erlebt.
Und selbst, wenn das didaktische Feuerwerk nicht zündet, kann man dennoch den künstlerischen Ansatz sehen, der auch zum schulischen Alltag dazu gehört. Denn wenn man so eine Landschaft selbst baut, was zum Anfassen hat und so weiter, dann rausgeht, sich ins Gelände stellt und sagt: Wow – und damals hat das ganz anders ausgesehen, dann hat das einen anderen Effekt, als eine Erörterung einer Rede des Dritten Cousin des vierten Prinzen von Trittmichweg-Land, der sich mal folgendermaßen zu dem Thema geäußert hat (Rosen sind Rot, Veilchen sind blau und Senfgas ist gelb … bla bla bla).
Das ständig auf \"Du musst doch die Gewalt zeigen. Wie sah er vor dem Flammenwerfer aus – wie danach! Das ist wichtig, um zu verstehen!\" Herumreiten finde ich in diesem Kontext absolut unangemessen und irreführend. Wenn man Gewalt zeigen will, damit die Kinder verstehen, was Brutalität ist und wie andere Leute sie erleben, dann muss man nach Afghanistan fahren, in den Irak oder nach Nigeria. Oder in den Physikunterricht, so wie damals, als unser Physiklehrer sich selbst beinahe in Brand gesteckt hätte.
Der 1. Weltkrieg ist nun mal weit entfernt. Geschichtlich belegt sogar noch weiter als der 2. Weltkrieg – und der ist schon seltsam fremd.
Wir hier haben nur Fotos, Filme und Erzählungen. Und die vermitteln einem ein (zumeist in Schwarz-Weiß gehaltenes Bild) einer vergangenen Zeit. Krieg und Gewalt bleibt abstrakt. So tolle Fotos man auch zeigen mag, die Gewalt wird immer ein wenig fremd bleiben.
Ich erinnere mich dabei an unsere zwei „Es gab da mal nen Krieg, der führte Hitler nach Deutschland“-Erster Weltkrieg-Stunden, wo wir uns ein Foto angesehen haben, bei dem ein Soldat neben einem Granattrichter stand. Unsere Lehrerin zeigte uns damit, wie groß die waren, weil industrielle Revolution und neue Waffen und doof und so.
Ja, die waren groß. Der Mensch war klein. Aber das Foto selbst war auch nur 10 x 12 Zentimeter.
So macht man keine Geschichte lebendig.
Herrgott, selbst bei einer Infanterielehrübung der Bundeswehr stellt sich keiner hin: \"Oh, mein Gott! Die 20mm-BMK des Marder 1A5 hat eine Kadenz von bis zu 1030 Schuss/Min und zerreißt einen Menschen mit nur wenigen Projektilen. Das ist so grausam. Nie wieder Krieg!\" Nein, da stellt sich Maxi (hey, da isser ja wieder!) hin: \"Mami, das ist aber laut! Guck mal, da kommen Leute raus!\" und sieht dann fasziniert zu, wie deutsche Panzergrenadiere unter Deckungsfeuer ein Haus stürmen. Was in Erinnerung bleibt, sind dann die „Effekte“. Das Interesse kommt mit dem Verständnis von ganz alleine. Und zack, ist klein Maxi im Thema drin und wird vielleicht sogar irgendwann Soldat der Bundeswehr.
Bei 1. Weltkrieg-Reenactment bumst es auch an allen Ecken, am Ende stehen alle auf und rauchen zusammen und das Publikum klatscht. Ist das wirklich wertvoll? Versteht man so Krieg?
Ebenso bei Filmen.
Ja, Filme sind brutal, Romane können es auch sein. Aber es wird sich sicherlich keiner hinstellen und sich sagen: \"Whoa, der Soldat James Ryan zeigt die Landung in der Normandie aus der Perspektive derjenigen, die damals wirklich gestorben sind.\" Nein, das funktioniert so nicht, denn das sind in erster Linie filmische Effekte. Und keiner wird die Grauen des 2. Weltkriegs in einem solchen Film so sehen. Der eine stellt sich hin: „Whoa, das war ja gut gemacht.“ Oder: „Joa, ist einer rumgerannt und hat seinen Arm gesucht.“
Ein anderer hingegen nimmt sich die ganzen Sachen sehr zu Herzen, kann die Verbindung aber nicht herstellen.
Ne Freundin von mir kann den Film heute noch nicht sehen, weil der ihr so grausam ist. Aber das mit dem 2. Weltkrieg verbinden, darauf würde die nie kommen, denn sie interessiert sich dafür überhaupt nicht. „Ja, da sind Leute gestorben in so einem Krieg … das war voll grausam!“
Worum es in dem Film geht, könnte sie trotzdem nicht sagen.
Und seit mal ganz ehrlich: Macht sich einer von euch Gedanken darüber, ob da einer stirbt oder nicht? Da wird doch eher darüber diskutiert, ob die Abgabe von Feuerstoßen aus dem MG 42 in der Omaha Beach-Szene wirklich historisch belegt ist oder durch die potenzielle Rohrerwärmung während der Schussabgabe nicht doch eher begrenzt worden wäre.
Andererseits: Wenn ich daran erinnert werde, wie wir mit hochschulisch-didaktischem Feuerwerk an das Grundlagenthema der deutschen Seele herangeführt (Nämlich der Schuld der Nachkriegsgeneration am Wirken ihrer Eltern während des 2. Weltkriegs) wurden, ab der 7. Klasse bis hoch ins Greisenalter der Gymnasialstufe, uns stundenlang Filme angesehen haben und Bücher gelesen haben über \"Hitlerjunge Salomon\" etc, bis die Frage nach \"Sind wir Schuld?\" zu einer \"Könnt ihr mal die Fresse halten?\"-Antwort wurde und es Leute lustig fanden, sich gegenseitig mit entsprechenden Beschimpfungen der Zeit für \"rassische\" Minderheiten zu belegen, finde ich Mels Idee deutlich besser und auch \"didaktisch\" wertvoller.
Für uns war der erste Weltkrieg ein Thema \"Ja, das gabs auch, damit: Richtig HITLERDEUTSCHLAND EXISTIEREN KONNTE!\" Und wir mit Hilfe eines Typen, der 3 geschlagene Stunden über die Lage an der Westfront zur Zeit der Schlacht von Sedan referierte, die Leiden der Bevölkerung ausklammerte und so tat, als wäre das Ganze ein Krieg zwischen Deutschland und Frankreich gewesen, durch diese Zeit gepresst, damit wir ENDLICH, ENDLICH! unser Lieblingsthema wieder bespaßen konnten.
Erklärt das Geschichte?
Es wird hier immer vom \"didaktischen Konzept\" geredet. Didaktisches Konzept für was? Kindern das Grauen näher zu bringen? Zu zeigen, was Menschen im Krieg durchmachen? Leiden zu zeigen? Oder Geschichte zu vermitteln?
Für die ersten drei kann ich euch aus eigener Erfahrung sagen: Das wird nie klappen. In erster Linie, weil’s keiner sehen will. Und zwar geht es da nicht um die Kinder, sondern um die Eltern. Keiner wird sich hinstellen und sagen: Wir wollen, das unserer Kind sieht, wie es damals wirklich war. Zeigt ihnen, wie Beine abfetzen und Soldaten schreiend sterben. Zeigt Kriegszitterer, die nachts schreiend aufwachen, weil sie ihre Gasmaske im Traum nicht finden konnten.
Wer würde das verstehen? Und sagt mir nicht, irgendwer hier hätte wirklich mal richtige Gewalt erlebt, wie diese Leute damals.
Wie will man ein Grauen verständlich machen, das man selbst nicht begreift. Selbst der aktuelle Afghanistan-Konflikt ist für uns hier nur Zahlen und Fakten.
Wenn ich meinen Kumpel frage, wie oft er in Afghanistan war, was er dort gesehen hat und ob er im Gefecht war, merke ich allein aus seiner Reaktion, dass er darüber nicht reden wird, weil ich es nicht verstehen würde.
Schon Roy Batty sagte in „Blade Runner“: Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet. (…) All diese Momente werden in der Zeit verloren gehen wie Tränen im Regen.“ Und damit hat er Recht.
Zum Frage nach dem Geschichte vermitteln: Bücher wälzen oder selbst aktiv sein? Meine Meinung ist: selbst aktiv sein. Das gibt einem einen ganz anderen Blickwinkel, als dass ich im Geschichtsbuch Nummer 336, Stufe 11, Erscheinungsjahr 1985 lese: „Die Schlacht von Sedan war eine -> Schlacht im -> Ersten Weltkrieg, bei der so und so viele Millionen -> Soldaten starben. (Die Pfeile stehen für „Verlinkungen“ in andere Kapitel.) und dann eine Erörterung schreiben soll, wie und warum das von wem weiß ich ausgerufene Friedensbewegungsgedönsdingens keine Chance auf Erfolg hatte.
Auf der anderen Seite habe ich sinngemäß gelesen: \"Sie spielen doch eh alle Shooter und können Gewalt nicht mal sensibilisieren.\"
Ich möchte diesen Grundtenor, von dem ich mich seltsamerweise angesprochen fühle, ohne dass ich jetzt irgendwelche Spiele hier verteidigen will, so nicht stehen lassen.
Shooter in Deutschland zeigen nicht das Bild, was du hier darstellt J.S. Zumindest nicht in der Generation, in der ich aufgewachsen bin. Diese Brutalität gibt es bis zum heutigen Tage nicht in deutschen Ausfertigungen von Shootern, Strategiespielen etc. Zumindest nicht, wenn sie unter die FSK 18 fallen sollen oder nicht indiziert werden sollen.
Hakenkreuz- und sonstige Symbole sind entfernt und Blut gibt es auch nicht. Gegner verlieren Lebensanzeige und lösen sich auf oder werden zu einem Gegenstand auf dem Boden.
Spiele werden so zu einer „unpersönlichen“ Darstellung von Counter-Strike – heißt: einer ballert auf den anderen, bis die Energieanzeige leer ist. Feinde wie der SS-Sturmbannführer Müller und dessen Schergen, um die eine spannende Geschichte aufgebaut wurde, werden zu den schwarzgekleideten Totenköpfen, die dann etwas Roboterartiges darstellen oder so etwas und die Geschichte wurde entfernt, weil es dabei um Projekt Valhalla ging oder so.
Spiele, die den Krieg oder andere brutale Einstellungen zeigen, du hast hier Call of Duty genannt, werden auf über 18 Jahre hochgestuft, enthalten die Symbolik aber auch nicht. (Wobei ich sagen muss, bei CoD waren die Effekte schon sehr gut umgesetzt und haben einem ein gutes Gefühl davon gegeben, wie sich so etwas anfühlen muss).
Computerspiele allgemein haben schon die digitale Beschränkung, eben weil sie Spiele sind. Man rennt im Sprintmodus, macht Bunny-Hopping usw, alles Dinge, die in der Realität nicht möglich sind.
Ich beispielweise spiele Airland Battle, das ist ein Strategiespiel, bei dem Nato gegen Warschauer Pakt in einem fiktiven Cold War gone hot kämpft.
Wenn ich da meinen Gepard-Flakpanzer im Wald verstecke und warte, bis eine MI24 voll reinfliegt und dann abgeschossen wird, und mit meinen Leopard 2A4 gegen die feindlichen Truppen vorgehe, ist in erster Linie wichtig, dass die High Valuable Unit, also die Einheit von großem Wert, richtig eingesetzt wird und seine Waffenwirkung entfalten kann.
Dass da bei jedem Volltreffer „in Echt“ 4 oder 5 Leute sterben, steht nicht im Vordergrund.
Wenn ich dann in Realität vor so nem Ding stehe, hat das ne ganz andere Dimension (und wenn der dann sogar noch schießt, dann bekommt man sogar ein Gefühl dafür, was da für eine Wucht hinter steckt). Aber dennoch bleibt es dabei: Sitzt du wieder vor dem Rechner, ist das trotzdem wieder ein aus Texturen bestehendes Modell einer virtuellen Welt, deren Spielwerte mehr oder weniger essentiell sind, um im Singleplayer oder Multiplayer den Feind zu besiegen.
Aus diesem Blickwinkel gesehen hast du Recht. Kein 14-jähriger wird sich hinstellen und schreien nie wieder Krieg. Er wird ein Copy für seine Kumpels ziehen, damit die im Multiplayer Co-Op mäßig die Mission „Pegasus Brücke“ erledigen.
Aber:
Also die Sensibilität von Leuten anhand von Shootern bewerten, finde ich schon etwas extrem. Da sind wir dann wieder einen Schritt vor der Kahl-contra-Rasierdebatte à la: „Begehen jugendliche Amokläufe, weil sie Counter-Strike gespielt haben“? oder noch Schlimmer: „World of Warcraft“?
Ich meine: Ebenso könnte man Nachrichten anführen. Wann sieht man in den Nachrichten mal jemanden sterben? Da heißt es dann: „Im Irak sind in diesem Jahr schon wieder 135 US-Amerikanische Soldaten gestorben“; dann wird ein verbranntes Auto gezeigt und ein Sprecher erzählt was von vermummten Leuten, die ne Nachricht überbracht haben. In Hamburg sieht’s nach einem St. Pauli-gegen-Rostock-Spiel auch nicht anders aus.
All die Gewalt, die in dieser Welt herrscht, wird in Deutschland immer abstrakt bleiben.
Will mir ernsthaft jemand erzählen, das sensibilisiert mehr?
Aber würde das nicht automatisch heißen, dass man mit Museumsbesuchen, Soldatenfriedhöfen und so weiter nichts erreicht? Also gleich mal zu Hause bleiben und das ganze ganz anders aufziehen: \"Hey, yeah! Leute, da gabs mal nen großen Krieg. Die Ur-Katastrophe, und um die zu verstehen, ladet euch mal bitte alle Valiant Hearts: The Great War auf Steam runter, damit ihr einen Eindruck von dem ganzen Thema kriegt. Nächste Woche ist die Lan-Party.“
Das wäre dann das Maximum von personalisiert. Man ist selbst der Soldat. Yay!
So, jetzt bin ich total off-Track. *Kratz am Kopf*. Ähm um zurückzukommen:
Ich sehe das Ganze als Ex-Schüler, der noch gute Erinnerungen daran hat, wie Themen in der Schule breitgetreten wurden auf all zu „hochwertige“ Weise, die in meinen Augen überhaupt keinerlei Gefühl geweckt haben und der sich wünscht, das so etwas wie die Idee unseres Rebellenmädchens in der Schule durchgezogen worden wäre, damit man sich mit einem Thema mal selbst beschäftigt und nicht immer nur darüber liest und einem die ganze Geschichte seltsam fremd bleibt.
Ich sehe das als ehemaliger Reenactor, der mit der Gruppe zum Römertag in einer Hamburger Schule eingeladen wurde und dort mit den Kindern „spaßeshalber“ militärischen Drill gemacht hat – wie bewegt man sich in einer Formation, wie werden die an der Front kämpfenden Truppen ausgetauscht, wie hat man gekämpft etc.
Es gab da eine römische Modenschau mit Skalven, Herrin, Senator etc. römisches Essen, Ja, sogar eine Balliste hatten die im Werk-Unterricht gebaut. Die konnte sogar schießen!
Die Kinder hatten riesigen Spaß dabei und am Ende des Tages zupft einer an der Tunika: „Du, Cassivs, kommt ihr nächstes Jahr wieder?“
„Keine Ahnung, da musst du Lvcian fragen.“
Keiner der Eltern fand das schrecklich oder hat sich beschwert. Wir haben auch keine Gliedmaßen abgesäbelt um zu zeigen, wie Leute da gestorben sind.
Gut, warum ich als Soldat einen Blick darauf werfe, ist, denke ich, im militärischen Themenbereich anzusiedeln.
Aber ich sehe das Ganze auch als Tabletopspieler, der in der ganzen Diskussion auch ein wenig die Angst mitliest, das eigene Interessengebiet für eine schulische Aktivität genutzt und dort vielleicht durch andere Kreise dämonisiert zu sehen.
Bitte versteht mich nicht falsch und vielleicht habe ich euch mit dieser Meinung auch Unrecht getan. Ich finde es super, wie ihr Mel beratet und das ganze aufzieht, aber teilweise finde ich schon, dass die Reaktionen ein wenig über das hinausschießen, was mit dem Projekt eigentlich erreicht werden soll und kann.
Irgendwie habe ich das Gefühl, es soll hier eine Eierlegende Wollmilchsau produziert werden, die es wirklich nicht gibt.
Es handelt sich nur um einen kleinen Teil einer größeren Themenkomplexität, die den Schülern einen bestimmten Aspekt der Thematik zeigen soll.
Welchen Aspekt, das wird im Forum irgendwie ein wenig zerredet und kann somit weit gefächert betrachtet werden.
Und das finde ich wirklich unnötig.
Es kommen doch super Ideen zusammen. Gebt dem Ganzen doch erstmal Zeit, sich zu entwickeln..
Aber – und da gebe ich den Vorrednern Recht, besonders aus meiner Sicht als Hobby-Autor: Man sollte bestimmte textliche Elemente der Website noch einmal dringenst überarbeiten.
So trug es sich zu, so steht es geschrieben. Das war’s von mir.
Bis bald, ihr Lieben.
Euer Knochensack:
P.S. Ja, mein Kommentar war zynisch und an einigen Stellen wirklich fies. Ich bin gerne bereit, mich Kritik zu stellen. Zuschriften bitte mit Bild.