Hintergrund:Anlässlich des Dice&Bayonets-Con im Mai 2014 in Speyer beschloss ich, mal wieder ein großes Szenario aufzustellen.
Mir schwebt schon seit einiger Zeit vor, die Entsatzschlacht am Kahlenberg bei der 2.Türkenbelagerung Wiens nachzuspielen.
Hier stellten sich die osmanischen Belagerer einem Entsatzheer entgegen, das aus kaiserlichen Österreichern, Sachsen, Bayern, Franken und anderen Deutschen aber auch einer polnischen Armee unter König Johan Sobieski bestand.
Über den genaueren historischen Hintergrund werde ich jetzt nicht viel schreiben, da das in den einschlägigen (Internet-)Quellen, bei Wikipedia und Co. leicht nachgelesen werden kann.
Gelände und Miniaturen:Über die Jahre habe ich einen Bestand im 15mm Maßstab zusammengetragen, der alle benötigten Teile des Szenarios enthält. Zur Darstellung von Wien benutzte die ich Vauban-Festung von JR Miniatures (vertrieben von Magister Militum). An meiner 15mm Osmanenarmee habe ich schon seit 2007 immer mal wieder gearbeitet und weiter aufgestockt. Vom Potop-Projekt der TACTICA 2013 hatte ich jede Menge Polen und Kosaken, nur die für das Jahr 1683 passende mitteleuropäische Infantrie und Kavallerie habe ich erst seit Sommer 2013 angeschafft und bemalt.
Die diversen Hügel und Dörfer auf der Platte sind größtenteils selbstgebaut, manche Gebäude sind gekauft (Hersteller: JR Miniatures und Hovels)
Bei der Darstellung der Weinberge an den Hängen des Wiener Waldes sind die Weinberge von Battlefront zum Einsatz gekommen.
Insgesamt habe ich um die 900 Figuren auf die Platte bekommen.

Meine Darstellung von Wien und der türkischen Belagerer (ohne jede historische Akkuratesse !)
Regelwerk und Armeeaufstellungen:Da ich das Field of Glory-Renaissance Regelwerk sehr mag und schon einige historische Szenarien mit diesem System nachgestellt habe, war es klar, dass es auch für dieses Setting wieder zum Einsatz kommen würde. Ich war sehr gespannt, wie sich die drei doch sehr unterschiedlichen Armeen (Kaiserliche/Deutsche, Osmanen, Polen) zueinander verhalten würden.
Die Listen sind aus den Armeebüchern Clash of Empires und Duty and Glory. Allerdings habe ich die vorgeschriebenen Minima und Maxima vollkommen ignoriert und einige Anpassungen vorgenommen, die mir für bestimmte Truppentypen oder die in meiner Sammlung vorhandenen Miniaturen passend erschienen. Vor allem wollte ich soweit wie möglich WYSIWYG (What you see ist what you get) erreichen, damit nicht bei jeder Einheit erst lange in der Armeeaufstellung nachgelesen werden muss, wie diese denn tatsächlich ausgerüstet ist.
Für die Stärke und Zusammensetzung der christlichen Entsatzstreitmacht gibt es einige gute Quellen und auch der entsprechende Osprey-Band gibt brauchbares her. Über die Osmanen etwas halbwegs verwertbares zu bekommen ist mir allerdings nicht gelungen.
Es ist oft von einer riesengroßen Streitmacht von 100.000 bis 200.000 Köpfen die Rede. Aber wie der Anteil von Nicht-Kombattanten zu Kämpfern ist, wie die Aufteilung in die einzelnen Truppengattungen war und ob Unterschiede in Bewaffnung und Ausrüstung sind, habe ich nicht verlässlich herausfinden können.
Auch die Angaben, ob die einzelnen Truppen an der Schlacht am Kahlenberg beteiligt waren, oder sich währenddessen in den Belagerungsgräben oder im Türkenlager aufhielten, sind oft lückenhaft oder widersprüchlich.
Daher habe ich die Osmanen auf Grundlage einiger gefundener Informationen, aber vor allem nach bestem Wissen und Gewissen in eine Armeeaufstellung gepresst, die punktemäßig gleich stark wie ihre Gegner ist.
Insgesamt kam so jede Seite auf ca. 1.650 Armeepunkte, was insgesamt etwa 4 Standard-Field of Glory-Armeen entspricht.
Das Spiel:Wie geplant wurde das Szenario dann auf der Convention in Speyer gespielt. Dabei habe ich von Spiel zu Spiel kleinere Modifikatoren vorgenommen um das Spiel besser mit dem historischen Ablauf der Ereignisse in Einklang zu bringen.
Schwachstellen im Gameplay waren, dass die Osmanen eine enorme Schusskraft aufbieten konnten, die viele christliche Angriffe zerschlug. Die hohe Mobilität der Osmanen hinderte die Polen an einer effektiven Entfaltung und der defensive Charakter der Türken in der historischen Schlacht kam in unseren Spielen eher selten rüber. Trotz meiner Modifikatoren die den Christen Vorteile verschafften, gewannen jedesmal die Osmanen.
Zwar wurden aus Zeitmangel zwei der drei Spiele nicht lange genug gespielt, damit die polnischen Husaren ihre volle Schlagkraft entfalten konnten, trotzdem war ich mit dem Verlauf nicht so recht zufrieden (obwohl ich natürlich den Osmanenspielern ihren Sieg gönne :-)
Hier sind nun einige Fotos von unseren Spielen in Speyer:

Die Anfangsaufstellung. Links unten die Polen beim Durchqueren der Weinberge und Felder am Fuße des Wiener Waldes. Im Zentrum die Hügelreihe von Nussberg, Schafberg und Michaelsberg. Rechts oben die Darstellung Wiens (auch wenn die Stadt in Wirklichkeit weiter vom Wiener Wald entfernt ist.) Auf der rechten Seite die Osmanen, verteilt über mehrere Ortschaften, das Hauptlager und die Türkenschanze.

Die massierte türkische Reiterei des linken Flügels

Die bayrische Infantrie bereitet sich darauf vor, den Cobenzlberg zu besetzen.

Näherer Überblick über die Osmanen. Rechts unten die Reiterei, Mitte rechts das osmanische Lager, darüber die rechteckige Türkenschanze

Die Osmanen haben das Örtchen Nussdorf befestigt und mit Kanonen bestückt. Rechts darüber Sievering.

Die ersten Stunden der Schlacht. Unten rechts haben die Kaiserlichen denn Nussberg genommen. Anderenorts ist man am Vormarsch aber noch nicht in Feindkontakt (mal von einschlagenden Kanonenkugeln abgesehen).

Gefecht zwischen polnischen Haiduken und Reiterei gegen osmanische Sipahi

Rechts strömen Deli-Reiter und Krim-Tartaren über den Michaelsberg. Links müht sich die schwere polnische Reiterei in Marschkolonnen durch das unwegsame Gelände. Davor ein Schutzschirm aus Kosaken, Dragonern und Haiduken.

... bald danach greifen die Polen ins Schlachtgeschehen ein, sind aber im wesentlichen zu spät um eine Entscheidung zu ihren Gunsten zu erzwingen