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[Pappenheimer]

Salut!
Ich bin gerade dabei mir 2 Parteien für mein Regelwerk \"Very Cafe Actions!- Silly Warfare in the Age of Reason\" aufzubauen.

1. Idee
Bei meinen Thüringenurlauben bin ich in den Museen und in der Literatur auf diverse winzige Gefechte gestoßen, welche eine aberwitzige Komponente teilweise nicht entbehren. Das erinnerte mich an das Regelwerk Very Civil Actions! von The Perfect Captain. Also beschloss ich, das Regelwerk mir zu übersetzen und ein paar kleine Zugaben besonders zum Thema Karree und Plänkler dazu zu tun.
Die eher witzige Komponente soll sich aber in den Szenarien niederschlagen. Szenarien zu schreiben ist eh mein größtes Plaisir.
Bei der Größe der Scharmützel würde sie jemand wie Der Alte Fritz mit seinen Grand-Bataillons sicher in 1:1 Ratio spielen.

2. Ziel
Erstmal zu einem Gefecht ausreichend Einheiten. In Very Civil Actions! gibt es Szenarien mit 2-3 Einheiten (Kompanien) pro Seite. Das ist sogar mit zusammengekauften (bemalten) Einheiten mittelfristig für mich machbar.

3. Welche Gefechte
Eigentlich will ich überwiegend historische Gefechte spielen und dafür explizit die Einheiten aufstellen.
Das erste hist. \"Gefecht\" wird das bei Schwallungen am Beginn des Wasunger Krieges sein. Kerntruppen auf beiden Seiten: jeweils 2 Einheiten.

Das Projekt - Umsetzung
1. Phase - Armeelisten
Als Erstes habe ich mir überlegt wie die Kampfkraft der Meininger Landbataillone und ihrer Gegenspieler einzuschätzen ist. Wie ich das bis jetzt sehe haben im ganzen \"Krieg\" nur die Meininger Verluste hinnehmen müssen. Entsprechend der Vorlage von Very Civil Actions! habe ich kleine Kärtchen gebastelt, welche jeweils für jeden Truppentyp die Charakteristiken, Reichweiten, Moralwerte etc. angeben. Als Illustrationen musste ich überwiegend auf Stiche von Chodowiecki und ähnlichen Künstlern zurückgreifen weil ich bisher keine zeitgenössischen Darstellungen dieser Truppen finden konnte (außer die der Kreisregimenter, die bei Wasungen dabei waren).

2. Phase - Offiziere
Anhand der Verläufe der Gefechte habe ich entsprechend der englischsprachigen Vorlage auch Marker gebastelt, welche die Eigenschaften der Offiziere der Einheiten widergeben  - allerdings übersetzt/abgewandelt: bookish=Zauderer, undisciplined=undiszipliniert etc..

3. Phase - Szenarien
Eines habe ich schon geschrieben. Weitere werden folgen. Ihr werdet wohl unter Spielberichte mal mehr davon erfahren.

4. Phase - die Einheiten
Hier wird es bald Bilder geben. Mir geht es ums Spielen. Erwartet also keine rasend schönen Vignetten, Basegestaltungen etc.. Ich finde es widersinnig über ne Citadel-Matte Figuren mit Basen zu schieben, auf denen Geröll oder sowas angebracht ist. Also Noch-Rasen auf die Basen bappen, bissel Grasstreu zum Kaschieren der ursprünglichen Bases und gut ist. Das Spielen steht wie gesagt im Vordergrund.
Welche Einheiten brauche ich?

Gefecht bei Schwallungen:
Gothaer
Obristlieutenant von Goldacker
Kav: - Leibgarde (Husaren) (1 Komp.) unter Maj. von Benckendorf
Vorhanden - da ich keine Hinweise auf die Uniform kenne, nehme ich einfach die Minis von Dirk Tieten (Revellhusaren)

Inf: - Schloßgrenadiergarde (1 Kompanie) - unter Major von Voß
Rohlinge teilw. vorhanden - da ich keine Hinweise dazu habe, werde ich mich an der Uniform der Garde von Schwarzburg-Rudolstadt orientieren (Zvezda Schweden)
- nicht direkt beteiligt, aber auch in der Kolonne unter Maj. von Benckendorf: ca. 2 Kompanien Musketiere vom Regiment Erbprinz
teilweise vorhanden - da ich keine Informationen zu den Uniformen habe und die sachsen-gothaischen bei den Kreistruppen weiß waren und die Sachsen-Gothaer auch im Span. Erbf.krieg weiß uniformiert waren, nehme ich Österreicher ohne die Fahne

Meininger
Landbataillon (1 kleine und eine mittlere Kompanie) - unter Hauptmann Zimmermann und Fähndrich Christen
noch auf der Suche - der einzige Hinweis findet sich im Buch von von Witzleben zum Wasunger Krieg: blaue Röcke mit gelben Aufschlägen und weißen Unterkleidern. Ein Hinweis könnte auch folgende Abbildung sein, die der Beschreibung ähnelt:

Problem:
Eigentlich passen nach meinem Gefühl die anschlagenden und abknieenden Preußen aus der Revellbox 02572 nicht so wirklich zur Disziplin der Landbataillone. Man liest nirgends davon, dass sie mal sowas wie Salvenfeuer durchgeführt hätten. Ansonsten passen nach meinem Geschmack die dürren Gestalten von Revell sehr schön zu den Darstellungen der Becherschen Liederhandschrift, weil da die Soldaten der Reichsarmee auf mich auch einfach wie arme Würstchen wirken.

[vodnik]

...ich bin mal sehr gespannt, was da noch kommt...

[Pappenheimer]

Was mir beim Vergleich meiner Revell-Minis mit dem vielen Zeug in 28 mm aufgefallen ist, war wieder, dass scheinbar fast nur Revell die Sache mit den Soldatenzöpfen richtig verstanden hat. Die meisten 28mm-Hersteller modellieren den Figuren so eine faustdicke Wurst auf den Rücken, am besten noch mit einer riesigen Schleife, die eher an Sailor-Moon, denn an das was unter einem Friedrich II. denkbar wäre, erinnert. Wahrscheinlich ist da die Krux, dass die 28mm-Leute zu weit ins Detail gehen und sogar die Wicklung des Zopfbandes darstellen wollen, die man ja selbst in 1:1 (kenne ich wohl von meinen eigenen Zöpfen) auf einen Meter nicht mehr erkennen kann. Der umwickelte Zopf ist eigentlich korrekterweise nur ein dünner Strunk von ein paar Haaren, die fest umwickelt wurden. Warum, das versteht man durch Bücher wie \"Collectors Illustrated Encyclopedia of the American Revolution\". Ein Teil des Haupthaares an den Seiten ging ja in die Seitenlocken, die Haare oben auf dem Kopf wurden oft kurz geschnitten. Was übrig blieb sind einige Haare im Nacken. Das sind selbst bei einem jungen Mann nicht sonderlich viele. Deswegen wurde auch bisweilen mit Haarteilen gearbeitet, wenn der Mann des 18.Jh. keine Perücke trug, aber auf den Zopf im Nacken nicht verzichten wollte. Auch das zeitgenössische Werk \"L\'Art du perruquier\" gibt da schöne Anhaltspunkte wie man sich die Frisuren gemeinhin vorstellen muss. Filme oder Reenactors hingegen sind eine denkbar schlechte Referenz, da diese meistens nunmal dem modernen Geschmack Kompromisse machen müssen.

[Pappenheimer]

Als Hauptproblem ist mir aufgefallen, dass taktisch spannende Gefechte eigentlich nicht gegeben sind. Es gibt ja auch fast keine Verluste.

Ich würde irgendwann mal probieren, ob man den Angriff der Meininger Kürassiere auf das Stadttor von Wasungen irgendwie interessant gestalten kann. 1 Geschütz habe ich, Grenadiere auch und die Kürassiere in Ratio 1 Modell für 2 historische Kürassiere. Fragt sich nur wie das umsetzen, dass es nicht langweilig ist und wie man ein Stadttor bastelt? ?(

Es gab insgesamt übrigens 3 militärische Auseinandersetzungen ab den 1740ern. Nach dem Wasunger Krieg kam es Anfang der 1750er nochmals zu einem militärischen Konflikt und 1763 wurde sogar beim Tod Herzog Anton Ulrichs von S.-M. die Stadt Meinigen von den Gothaern belagert und bombardiert(!). Komischerweise ist diese Belagerung anders als der Wasunger Krieg nicht so stark in der Erinnerung haften geblieben und ich habe dazu nicht so viele Details gefunden. Vorpostengeplänkel wird es wohl auch gegeben haben.

Fragt sich halt immer wie das auswerten fürs TT, wenn eine Seite bei Beschuss schon davon rennt?

[Pappenheimer]

Eher vielleicht was, was für Don Voss sicher vielversprechend ist. Ich habe jetzt einen neuen Aufsatz zum Wasunger Krieg gelesen. Hierin heißt es u.a.:
“... fand doch unter den Kleinstaaten des 18. Jahrhunderts ein unerbittlicher Machtkampf statt ... . Die weniger Kleinen versuchten also die ganz Kleinen zu „fressen“... . So ist es auch nicht verwunderlich, dass im 18. Jahrhundert besonders kleinstaatlich geprägte Regionen von häufigen Kleinkriegen heimgesucht wurden. Im Henneberger Land z.B. kam es zwischen 1699 und 1783 zu sechs mit militärischen Mitteln ausgetragenen Erbschaftsstreitigkeiten...“*
Der Autor, Günther Wölfling, deutet an, dass die Verluste im Wasunger Krieg doch deutlich höher waren, als die oftmals angegebenen. Offiziell war auch von Seiten Herzog Anton Ulrichs nur vom Leutnant Zimmermann als Opfer die Rede. In der Nacht vom 22. zum 23. Mai 1747 werden in Leutnant Rauchs eigenwilligen Bericht von einigen Schwerverwundeten die Rede, welche anfänglich auf persönliche Anordnung des Offiziers garnicht versorgt wurden.

Charakteristisch in den meisten dieser Kriege ist auch, dass man meistens eine Macht mit Profisoldaten und eine mit überwiegend bis nur Milizen wie Landesdefension oder gar jeden irgendwie waffenfähigen Mann - wie im Falle vom Angriff auf Wasungen - aufeinandertreffen. Die Angreifer sind von den eingesetzten Truppen wahrscheinlich meistens mit der Reichsarmee oder ein bisschen besser vergleichbar. Vergleicht man aber diese mit ihren Gegnern - schaut es wohl wie in einem Aufeinandertreffen von Reichsarmee mit Preußen auf dem Höhepunkt ihrer Effizienz aus.

Günther Wölfling:„Der Wasunger Krieg“ in „Anton Ulrich 1687-1763...“ Meininger Museen, Meiningen, 2015 S. 397

[Pappenheimer]

Nach langer Zeit habe ich mal was gemalt, was weder zu Franzosen noch Österreichern so recht passen mag.

Denn es handelt sich um Bürger einer Stadtkompanie. Einzig der Offizier, dürfte sowas wie ein Hauptmann sein, trägt als militärisches Statusabzeichen einen Sponton, Schärpe und Kokarde am Hut.

Da sich die Bürger selbst ausrüsten müssen, hat bei einem das Tüllenbajonett noch nicht Einzug gehalten.





Da mir dieses Thema recht wichtig ist, werde ich immer nur 3-4 Minis aufs Mal fertig machen und dann nach ein paar Wochen weitermachen, wenn ich auch weitere Impressionen gesammelt habe.

Evtl. schnibbel ich auch mal an den Zvezdas rum, da sowas wie lange Westen auch ganz cool für das Projekt wären.

[Pappenheimer]

Nun ist meine kleine Truppe für Skirmishspiele fertig. Hier habe ich sie als small light unit für Honours of War zusammen gestellt, sind aber einzeln basiert und können daher genauso gut für Skirmishregelwerke hergenommen werden.





Leider sind die Details wie Knopflöcher kaum erkennbar.

[WCT]

tolles projekt :thumbsup:

[Maréchal Davout]

Ich finde den Ansatz auch ganz toll!

[Pappenheimer]

Vielen Dank für den Zuspruch. Vielleicht kriegen wir ja doch mal detailliertere Fotos hin.

Ist schade, dass es so schwierig ist irgendwelche Minis zu finden, die qualitativ mit denen von Zvezda mithalten können und als Zivilisten durchgehen. Vor allem Frauen wären toll. Nur ist das Meiste entweder krude modelliert oder von den Klamotten her 30+ Jahre zu spät.

[Pappenheimer]

Nachdem sein Bruder Leonard freiwillig zu den Franzosen gegangen ist, hat sich nun auch Leopold ausrüsten lassen, allerdings nur um die Stadt zu verteidigen. Anders als die anderen von der Landesdefension diesmal einer mit ordentlichem Tüllenbajonett.





Das Gras an seinem Hinterkopf könnte ich jetzt bestimmt irgendwie raffiniert erklären, aber das spare ich mir. Der Jung hat sich einfach auf die Wiese gelegt.

Ich komme jetzt immer zu einem Zivilisten, wenn ich meine Einheiten von 23 Minis bemale. Passt genau in mein Pensum: 6 Figuren pro Woche...