Teil 2: Bücherliste (Stand 15.02.2015)Für meine Preußen hatte ich schon ein bisschen was gelesen, allerdings alles zu Ligny. Gleichzeitig habe ich beschlossen, meine Franzosen für Spanien und Ligny tauglich zu bemalen. Meine Bücherliste enthält deshalb (noch) fast nichts für die Peninsular:
Mark Adkin, The Waterloo CompanionWohl das Standartwerk zur Schlacht von Waterloo, und das zu recht. Das Buch enthält eine Fülle an Informationen zu den einzelnen Armeen, Truppentypen und Taktik. Die Hintergrundinformationen sind – jedenfalls für mich – für die gesamte Epoche wertvoll.
Einziger Wehrmutstropfen ist aus meiner Sicht, dass sich das Buch wirklich fast ausschließlich mit der Schlacht von Waterloo befasst. Die Kampagne an sich, Ligny und Quatre Bras kommen nur am Rande vor. Einheiten, die nicht unmittelbar an der Schlacht von Waterloo beteiligt waren, werden ausgeklammert. Aber bei der Fülle an Informationen war das wahrscheinlich nicht anders machbar – ist ja auch so schon sehr umfangreich.
Peter Hofschröer, The Waterloo Campaign
Peter Hofschröer, Waterloo 1815, Quatre Bras & LignyDer gute Mann scheint zumindest auf TMP heiß umstritten zu sein. Die beiden Bücher fand ich aber gut lesbar und sehr interessant. Und für Ligny habe ich auf Anhieb auch nicht so viel anderes gefunden. Gerade das schmale Büchlein von Pen&Sword ist auf Wargamer zugeschnitten und enthält neben ORBATs viele Karten und Abbildungen. Die Schilderung der Tage vor Ligny schreit förmlich nach einer Kampagne, mit vielen kleineren Scharmützeln zwischen französischer Vorhut und preußischen vorgelagerten Truppen. Ein Musterbeispiel für die Gefechtsart Verzögerung.
Johannes Willms, NapoleonEine dicke Biographie sollte einen nicht schrecken, und der Author setzt gewisse Vorkenntnisse voraus, gerade was die Französische Revolution angeht. Nichts dramatisches, aber ich mag es lieber, wenn mir alles für Dumme erklärt wird, ohne dass ich in meinem Gedächtnis kramen muss. Unterm Strich ein gutes Buch, dass auch die militärhistorischen Aspekte nicht zu kurz kommen lässt.
Roger Parkinson, Blücher, der Marshall VorwärtsEin etwas älteres Buch (von 1975), das noch bei meinem Vater im Regal stand. Ich bin noch mitten drin, aber bisher gefällt es mir sehr gut. Der Author geht u.a. auf die frühen militärischen Erfahrungen Blüchers ein. Das Buch ist anschaulich und lebhaft geschrieben. Leider sind die wenigen Karten etwas schwach.
Besonders interessant fand ich, wie für die Zeit von 1793 bis 1795 „task forces“ beschrieben werden, die Blücher geführt hat. Das fängt an mit ein oder zwei Schwadronen Hussaren mit Infanterieunterstützung von Erkundungen bis hin zu einer kleineren ad hoc Brigade (ein Hussarenregiment, drei Infanteriebataillone und zwei Jägerkompanien), mit der er im Rhein-Feldzug die Fühlung zwischen den beiden verbündeten Armeen halten sollte. Die meisten Regelwerke gehen ja davon aus, dass die Preußen erst nach den großen Reformen zu Flexibilität in der Führung in der Lage waren. Zu einem guten Stück ist das natürlich richtig, auch die Reformen kamen aber nicht aus dem Nichts. Und die Kombination aus Kavallerie und Infanterie entspricht schlichtweg militärischen Notwendigkeiten, an denen sich im Grunde genommen bis heute nichts geändert hat – Panzer ohne Infanterieunterstützung sind in manchen Situationen immer noch höchst verwundbar.
Update: Ich habe das Buch im Urlaub fertig gelesen, und bin nach wie vor sehr angetan. Er zeigt deutlich Stärken und Schwächen Blüchers in der Truppenführung, ohne dabei in die eine oder andere Seite zu kippen (Blücher oder Scharnhorst/Gneisenau). Interessant fand ich auch die Auffassung, dass für Blüchers Handeln nach Ligny bzw. bei Waterloo entscheidend war, dass Blücher und Wellington sich 1814 in Paris kennengelernt und eine persönliche Basis aufgebaut hatten (also nicht nur Blüchers Sturheit und Vorwärts-Mentalität). Ein Faktor, der sich auch bei heutigen multinationalen Einsätzen immer wieder bemerkbar macht.
John G. Gallaher, Napoleon’s Enfant Terrible, General Dominique VandammeEine Biographie über den Kommandeur des III. Corps während der 100 Tage, Vorhut beim Einmarsch in Belgien, die Flanke vor St. Armand in der Schlacht von Ligny und das linke Standbein für mein Projekt. Mit knapp 300 Seiten gebunden mit entsprechendem Druck genau das richtige für die S-Bahn oder den Urlaub. Ein Buch mit Ecken und Kanten, genau wie General Vandamme. Gut zu lesen und zu empfehlen, aber sicher kein Standardwerk. Mein ausführlicher Bericht zum Buch steht
hier, weiter hinten im Topic.
Christopher Duffy, Die Schlacht bei AusterlitzNoch ein Taschenbuch aus den Beständen meines Vaters (der im Übrigen „Schuld“ an meinem Interesse für Militärgeschichte ist, auch wenn er später so seine Schwierigkeiten mit meiner Entscheidung für den Reserveoffizier bei der Bundeswehr hatte). Keine schlechte Darstellung der Schlacht, aber vom Stil her nicht auf der Höhe der Zeit (erschienen 1977). Mich hat das nach den ersten paar Seiten nicht mehr gestört. Da auch der Feldzug im Vorfeld von Austerlitz beschrieben wird, bietet auch dieses Buch ein paar nette Ansätze für eine Kampagne.
Mark Urban, RiflesSehr guter und unterhaltsamer Lesestoff, auch wenn mir „Fusiliers“ (über die Royal Welsh Fusiliers im AWI) noch besser gefallen hat. Gewissermaßen die britisch-sachliche Version von „Band of Brothers“. Man merkt, dass der Autor Journalist, Historiker und Wargamer ist. Auf jeden Fall eine super Motivation zum Malen und Spielen mit vielen Anknüpfungspunkten für Szenarien. Ich werde es wahrscheinlich ein zweites Mal lesen, wenn ich etwas mehr über den Peninsular War weiß.
Funcken, Historische UniformenFür die Zeit um den Siebenjährigen Krieg finde ich das Buch nicht schlecht, um die einzelnen Regimentsfarben etc. nachzuschlagen (auch wenn manches davon bestimmt schon wieder veraltet ist). Für Napos fand ich das Buch nicht wirklich hilfreich, jedenfalls für Franzosen. Das geht schon damit los, das die einzelnen Uniformphasen (jedenfalls für mich) sauber genug getrennt werden.
Stattdessen greife ich für Uniformfragen auf die wohlbekannte Seite
Cent Jour Mont Saint Jean zurück. Mag sein, dass es genaueres und wissenschaftlicheres gibt, aber für meine Zwecke passt es genau. Immer wieder informativ ist auch
Napoleon, His Army and Enemies.
Painting War 2: Napoleonic French Army von Rafael Pérez \"Archiduque\" ist hübsch mit vielen Maltips, gerade für unerfahrenere Hobbyisten. Für ein dünnes Heftchen aber nicht gerade billig. Ich bereue den Kauf nicht, halte es aber für gut verzichtbar.
Touching History 1: Terrain and Modelling for the Napoleonic Spanish Peninsular von Paul Darnell ist m.E. immer noch lesenswert. Bei manchen Techniken geht inzwischen zwar deutlich mehr, für schnelles solides Gelände ist er aber immer noch unschlagbar. Auch wertvoll für Anregungen, wie man die vielen laser cut Gebäude, die inzwischen auf dem Markt sind, veredeln und individualisieren kann (Paul Darnell baut einen Großteil seiner Gebäude aus selbst zugeschnittenem MDF).
Ganz wichtig:
General de Brigade nebst Kampangenheft(en). Die Bücher aus der Regelfamilie (außerdem British Grenadier und Kriegsspiel) enthalten für meinen Geschmack sehr viele nützliche Informationen, auch wenn sie manchem vielleicht zu detailliert erscheinen mögen. Das Kampagnenheft für Spanien ist gewohnt gut, auch wenn die Schlachten überwiegend etwas größer sind. Ich sage gewohnt, weil ich bereits alle Kampagnenhefte für British Grenadier habe. Die enthalten sogar noch weitere Hintergrundinformationen zu jeder Schlacht, z.B. zur Uniformierung. Ich denke, von den Szenarien werden wir auch das eine oder andere umwidmen.
Black Powder mit den
Albion Triumphant Ergänzungsbänden ist bekanntlich hübscher wargamers\' porn, kommt aber bei den Hintergrundinformationen für mich um Welten nicht an GdB ran.
David Gates, The Spanish UlcerNicht ganz dünn mit rund 500 Seiten, aber dafür sehr umfassend. Für mich als Überblick und Einstieg in den Peninsular War ideal. Und wenn man nicht tiefer in Details oder einzelne Schlachten einsteigen will, auch völlig ausreichend. Zumal die Anhänge auch ziemlich umfangreich sind (s.u.). Ich habe jedenfalls so viel gelesen und geblättert, dass die Leimbindung ein wenig unter den 35 Grad im Urlaub gelitten hat.
Sehr schön: Das Buch enthält im Anhang zahlreiche ORBATs mit Sollstärken bzw. effectives während der einzelnen Phasen des Krieges. Dazu kommen einzelne ORBATs im Text zu einzelnen Schlachten. Bis auf einen gehen sie zwar nicht bis auf Bataillonsebene sondern geben „nur“ die Anzahl der Bataillone und Soldaten pro Division an, aber das ist trotzdem schon mal eine ziemlich gute Grundlage auch für’s Tabletop. Sehr praktisch ist außerdem eine kurze Auflistung wichtiger Persönlichkeiten des Krieges mit Kurzbio im Anhang. Da hätten höchstens noch ein paar mehr Personen rein gekonnt, aber irgendwo musste wohl die Grenze gezogen werden, um nicht das Ganze nicht zu umfangreich zu machen.
Einziger Wehrmutstropfen: Die Karten. Für die Schlachten sind sie meist ok, aber gerade für die größere Lage fehlen leider oft entscheidende Orte, man muss zwischen verschiedenen Karten hin und her blättern, die Nordausrichtung ist jedes Mal anders… Eine große, detaillierte Karte von ganz Spanien im Anhang wäre da vielleicht mehr gewesen.
Weitere Lesetips sind jederzeit willkommen!