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2 Armeen 1743-48

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Maréchal Davout:
Hi,

Danke für die Infos!

Bis zu welchem Jahr lassen sich die Schweden und Russen von Zvesda denn als Franzosen im 18. Jh. nutzen? Ist ja schon spannend, dass da dann Truppen, die für 80+ Jahre verschiedener Kriege Uniformen tragen, in einer Schlacht zum Einsatz kommen (spiele da auf die Preußen des Alten Fritz von Revell an, die ja angeblich eher Uniformen passend für den bayrischen Erbfolgekrieg als für den Siebenjährigen tragen - wobei ich da selbst noch nicht genau geguckt habe bei den Minis).

Viele Grüße
Felix

Pappenheimer:
Die Schweden und Russen kann man bis etwa 1761 nehmen, dann gab es eine weitreichende Änderung bei den Franzosen. Die offenen Haare der Russen aus dem Set passen leider nicht. Beim Regiment Artois hatte sich Pallas Athene dennoch gegen Zöpfe entschieden. Ich habe bei der Artillerie, so nicht vorhanden, einfach Zöpfe dran gemalt. Wenn man genau sein will, sollte man - mache ich zumindest so - darauf achten, welche Taschenklappenform das Regiment hatte, das man sich aussucht. Da wähle ich nur Regimenter, die von Aufschlägen und Taschenklappen halbwegs zu meinen Miniaturen passen. Gamaschen muss man ihnen halt dran malen.

Die Preußen von Revell zeichnen sich durch sehr eng geschnittene Uniformen aus, die obendrein viel zu kurze Westen haben. Genaugenommen passen sie wahrscheinlich nicht mal für Bayerischen Erbfolgekrieg. Ich hatte mal vor Jahren jemanden eine originale Uniformtafel aus den 1780ern geschenkt, da hatten die Preußen noch weitaus längere Westen. Die Zvezda-Preußen sind ähnlich wenig passend. Im Österreichischen Erbfolgekrieg sahen sie dann noch eher wie beim Gudenus aus, also noch weitere Schöße. Da es aber in dem Maßstab meines Wissens keine sinnigen Alternativen gibt, kannst Du einfach alle im Grunde unpassenden Hersteller, also HäT, Zvezda und Revell verwenden, wobei ich Revell und HäT nicht mischen würde. Die Revell-Infanterie ist sehr dünn geraten, was ich nicht schlecht finde. Die HäT und Zvezda-Figuren entsprechen eher dem langläufigen Bild, das man von 28mm her kennt: etwas zu große Köpfe, aber immerhin keine riesigen Pranken und gut modellierte Waffen.

Maréchal Davout:
Danke für die Einordnung! Beeinflusst, ob ich die Zvesda-Russen und -Schweden hole, oder nicht. Würde eher Richtung siebenjähriger Krieg gehen im 18. Jh.. Für 1756-1761 also noch passend (mit genannten Abstrichen).
Wie sieht es denn mit den Russen als Russen für den selben Krieg also ab 1756 aus?

Viele Grüße
Felix

Pappenheimer:
Vorab ein Dank an Fritz II., der bereits das Regiment Wied ( Nr. 28 ) in 28mm sehr hübsch aufgestellt hat und mir einige Quellen zugänglich machte.

Alles begann damit, dass ich auf Ebay eine Menge von bemalten Minis kaufte. Einige Grenadiere (Revell-Ösies) davon haben grüne Aufschläge und Mützenbeutel etc.. Da das nur 2 Stands voll sind, hatte ich beschlossen, die Truppe etwas aufzufüllen. Soweit so gut. Dankbarerweise ist eine der wenigen in Farbe im Netz auffindbaren Darstellungen von Morier mit einem Regiment schön mit grüner Weste etc., das Regiment Los Rios.

https://www.royalcollection.org.uk/eGallery/object.asp?category=&collector=&makerName=&endYear=&imgbuttonsearch=Search&radioAll=1&startYear=&piclib=y&rccode=&title=&searchText=Morier&pagesize=60&object=406861&row=16
Soweit so gut. Da meine Truppe für etwa 1743-48 in den Einsatz gehen soll, kam ein kleiner dummer Hinweis dazu. In Kronoskaf heißt es, dass Los Rios 1744 angeblich rote Aufschläge, Rabatten etc. getragen habe.
http://www.kronoskaf.com/syw/index.php?title=Los_Rios_Infantry
Dass die Abbildung tatsächlich Los Rios darstellen soll, scheint mir fragwürdig, wenn denn der Morier auch Los Rios (IR 9) abbildete. DENN, es ist nicht nur die ganze Uniform anders, sondern sogar die Bärenfellmütze des Grenadiers, die bei Ritter von Sypniewski sogar eine Platte mit Wappen trägt. Sowas wäre mir von keinem anderen Regiment bekannt, dass unter demselben Inhaber ein Regimenter das Wappenschild von der Grenadiersmütze abgelegt haben soll.
Gewissermaßen wurde ich allerdings von der Problematik suspendiert, als mir Blüchi zeigte, dass er schon ein Bataillon Los Rios gemalt hatte - offenbar auch nach Morier oder nach einer Abzeichnung nach Morier.

Gut, also ne andere Uniform mit grünen Abzeichenfarben suchen!
Bleckwenn äußert sich da sehr eindeutig: \"Außer 2 Typen in balkanischer Nationaltracht und 3 Freipartisten bringt Morier 17 Deutsche und 3 Ungarische Infanteristen. Von ersteren haben 9 Typen rote Abzeichen, 5 Blaue in 3 Stufen, 2 grüne und eine Figur schwarze. ... Schwarz trug auf alle Fälle No. 14 (nicht erst seit 1757!) und für Grün kommen nur No. 9 und 28 infrage...\" (\"Europa kämpft in Flandern...\" Teil V: Österreich 1748 S.8-9)

Laut Dr. Bleckwenn kann also eine der beiden grünen Figuren nur Los Rios sein, die andere Regiment (Alt-)Arenberg (später Wied). (Es gab auch ein Regiment Jung-Arenberg, das 1748 oder 49 wieder aufgelöst wurde.)
Nun führt Philip Haythornthwaite allerdings in einer Beschreibung zu einer (natürlich in Schwarz-Weiß! abgedruckten Farbtafel auf: ) \"Grenadiere um 1748 auf einem Gemälde von David Morier. Der Grenadier zur Linken, der als Angehöriger des Regiments Browne (Nr. 36) identifiziert wurde, hat grüne Aufschläge, weiße Knöpfe, keine Revers und trägt über der Weste einen Beutel mit einem Wappen und Granaten an den Seiten. ...\" (S. 51) Weiter hinten behauptet Haythornthwaite nicht mehr dasselbe, sondern lässt diese Uniform unerwähnt, als er das Regiment Browne (S. 84) beschreibt.
In Haythornthwaites Erläuterungen zu den Farbtafeln heißt es dann aber zu C3: \"Füsilier, Regiment Wied ( Nr. 28 ), um 1760
Das Regiment Wied hatte 1740 grüne Aufschläge, rote 1743 und grüne 1748, gelbe Knöpfe, einen grünen Schultergurt oder einen weißen mit grünem Rand und gewellter Linie. Der Hut hatte eine gewellte Einfassung, einen weißen Pompon mit grünem Rand und rotem Mittelstück sowie gelbe und schwarze oder gelbe und grüne Rosetten. Außerdem gab es einen weiteren Pompon, bei dem Gelb Weiß ersetzte. Morier zeigt einen Grenadier mit grünen Aufschlägen und Weste, weißen Rockschößen und Knöpfen sowie einer Messinggranate auf dem Westenbeutel.\" (S. 90)
Haythornthwaite behauptet also, dass es 3 \"grüne\" Regimenter gab! Denn auf Seite 49 zeigt er auch den Grenadier vom Regiment Los Rios (Nr. 9), den er als mit grünen Abzeichen beschreibt.

Hier nun eine Schwarz-Weiß (!) -Tafel aus der Royal Collection mit dem Regiment \"Arenburg\" (sic!):
https://www.royalcollection.org.uk/collection/search#/55/collection/405807/grenadiers-infantry-regiment-arenburg-and-an-unidentified-infantry-regiment
Der hier, wenn auch nur in Schwarz-Weiß, abgebildete Soldat, wirklich grün trägt, passt er zumindest recht gut zu Haythornthwaites Beschreibung, die ja auch eine farbige Weste angibt.

Interessant wäre, ob Haythornthwaite jemals das Bild mit dem Grenadier vom Regiment Browne (Nr. 36), das er beschreibt, selber in Farbe gesehen hat(!). Das IR Browne war laut Bleckwenn, der sich auf Wrede (A.v.Wrede: \"Geschichte der K.u.K Wehrmacht\" Wien, 1898/1905) beruft, auf jeden Fall in Flandern dabei. Da alle Regimenter, die in Flandern waren von Morier gepinselt wurde, wurde es also mit 100% Sicherheit von Morier gemalt. Das IR Browne taucht allerdings im Nafziger nicht unter den in Flandern 1746 ( http://www.cgsc.edu/CARL/nafziger/746FAB.pdf ) im Einsatz befindlichen Truppen auf. Müsste also später dorthin verlegt worden sein.

Auffällig ist so oder so, dass angeblich sowohl Wied als auch Los Rios Mitte der 1740er Rot statt Grün gehabt haben sollen. Warum soll nun Österreich, das immer halb vor dem Bankrott stand, plötzlich mitten im Krieg massiv auf sowas wie einheitliche Uniformen - alle mit roten Abzeichen - eingeschwenkt sein? Da hatte man sicher wichtigeres zu tun. Bei längeren Nachforschungen hat sich zumeist ergeben, dass Uniformfarben lange beibehalten wurden und wenigstens unter dem selben Inhaber nicht wechselten. Das IR Wurmbrand sieht bspw. 1734 bei Gudenus genauso aus wie 1748 bei Morier! Schade, dass Gudenus keine grünen Regimenter dabei hat.  :ireful:

Also Fragen über Fragen, wenn man WAS denn unbedingt zocken und halbwegs stimmig Figürle pinseln will.  :D

Pappenheimer:

--- Zitat von: \'Maréchal Davout\',\'index.php?page=Thread&postID=214775#post214775 ---Danke für die Einordnung! Beeinflusst, ob ich die Zvesda-Russen und -Schweden hole, oder nicht. Würde eher Richtung siebenjähriger Krieg gehen im 18. Jh.. Für 1756-1761 also noch passend (mit genannten Abstrichen).
Wie sieht es denn mit den Russen als Russen für den selben Krieg also ab 1756 aus?

--- Ende Zitat ---
Die Russen im Siebenjährigen waren ziemlich speziell. Manche nahmen einfach Franzosen- oder Preußenmodelle.
Der Alte Fritz Journal dazu: http://altefritz.blogspot.de/2015/12/my-syw-russian-brigade.html
Tom\'s Miniatures mit Zvezda in 1/72: http://miniaturen1-72.blogspot.de/2015/03/russian-grenadiers-7years-war-in-172.html

Russen hatten sehr spezielle Kopfbedeckungen, die man auch mit ein bisschen Malen mit Preußen-Modellen nicht wirklich gut faken kann. http://www.kronoskaf.com/syw/index.php?title=1st_Grenadier
Von den Uniformtafeln bei Kronoskaf her scheinen sie eher wie Österreicher auszusehen, wenn Du nur Truppen mit Dreispitz verwenden willst. Normale, keine winzigen, Aufschläge, keine großen Schöße etc.. Von daher würde ich zu den Füsilieren vom Revell-Österreicherset tendieren. Allerdings kenne ich mich mit Russen nicht so gut aus. Die Bücher von Angus Konstam zu den Russen unter Peter dem Großen und im Siebenjährigen Krieg kann ich nicht empfehlen, denn er zeigt überwiegend Abbildungen aus dem 19.Jh.(!) und dann sogar bei den beiden verschiedenen Bänden teilweise dieselben.  :thumbdown:  Konstam bringt praktisch keine uniformtechnischen Details. Die Russen in dem Band zu den Schlachten Friedrich II. von Dorn/Engelmann sind ziemlich wischi-waschi gemalt (der Illustrator malt ja auch oftmals nur Knötel nach, statt selber zu recherchieren). Man sieht da auch nur mal welche in der Schlacht bei Groß-Jägersdorf.

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