Ich habe vor einigen Jahren mal einige Gebäude in 15mm für eine größere Stalingradplatte gebaut und sogar ein extra Tutorial im Flames of War-Forum geschrieben. Leider sind in der Zwischenzeit die Bilder von meinem freien Bilder-Hosting-Anbieter verschwunden, so dass ich einfach das Gebäude ein zweites Mal gebaut habe.
Ich poste das Tutorial auch hier, da ja doch der eine oder andere im FoW.de Forum nicht unterwegs ist. Hier also das Tutorial:
1. VorüberlegungenDie Bauten sollen folgenden Kriterien genügen:
- Spielbarkeit
- Schönheit
- einfach und schnell zu bauen
- preiswert zu bauen
- halbwegs verstaubar
- halbwegs robust
Die Anlehnung an Stalingrad ist eher untergeordnet, da ich mit den Häusern auch gegen Amis und Briten spielen will. Es handelt sich also eher um eine generische zerstörte Stadt.
2. Material und WerkzeugAn Material benutze ich:
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Polystyrolplatten, die man leider mit der Riffelung nicht mehr im Baumarkt bekommt. In allen Baumärkten, in denen ich gesucht habe, wurde als Trittschalldämmung nur noch Polystyrol mit quadratischer Prägung verkauft. Ich habe aber einen Internetladen gefunden (hexim.de), der das alte Zeug noch vertreibt. Für 20 Platten habe ich jetzt 22 € inkl. Versand bezahlt, das reicht wahrscheinlich noch meinen Enkeln zum Basteln.
Sie lassen sich hervorragend mit dem Skalpell bearbeiten. Zwei Nachteile gibt es jedoch: zum einen sind sie nicht sehr stoßfest, zum anderen verbiegen sie sich leicht. Für horizontale Zwischenböden oder Grundplatten sollte man also wenn möglich Holz nehmen.
Die Platten sind einseitig geriffelt. Dadurch bekommt eine gute Backsteinoptik. Für glatte Hauswände muss man sie aufgrund der Riffelung jedoch doppelt nehmen.
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Balsaholz für die Zwischendecken. Die Dicke ist ca 8 bis 10mm. Es hat den Vorteil, dass es einfach zu bearbeiten ist (Cutter) und sich trotzdem kaum biegt. Ich habe den Vorteil an Ausschuss-Holz zu kommen. Deswegen kann ich mit Balsaholz ziemlich freigiebig bauen. Alternative wäre Sperrholz, das ist allerdings wieder schwieriger zu bearbeiten.
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Tapete zur Darstellung von größeren Flächen Pflastersteinen. Hier eignet sich jede Tapete mit einer halbwegs realistischen Pflastersteinstruktur.
[imghttp://terrainbuilder.files.wordpress.com/2015/01/img_0356.jpg[/img]
- und für den inneren Zusammenhalt:
Leim. Hier bitte darauf achten einen lösemittelfreien Bastel- oder Holzleim zu verwenden, da anderer Klebstoff das Polystyrol angreift.
- als Grundplatte verwende ich
MDF mit der Dicke 5mm. Es verbiegt sich nur wenig und ist stabil.
- als Werkzeug braucht man eigentlich nur einen
Cutter/Skalpell und einen
Kugelschreiber. Beim Cutter kann man ruhig preiswertes Zeug verwenden, da die Klingen beim Polystyrolschneiden sehr schnell abstumpfen. Lieber mehrmals die Klinge tauschen. Hilfreich ist außerdem ein
Metalllineal.
3. Bau- Grundplatte zuschneiden und an den Ecken abrunden (nur dort, wo später auch Bürgersteig sein soll):
- ich habe hier schon mal die Balsahölzer in Form eines Hauses zugeschnitten. Die L-Form ist frei gewählt, sieht vielleicht auf dem Spielfeld ganz interessant aus. Beim Schneiden von Balsaholz quer zur Holzfaserung sollte man vorsichtig sein, da das Holz so sehr schnell reißen kann.
- danach werden die Seitenwände zugeschnitten. Hier immer an einer Furche entlangschneiden. Die Höhe der Mauer kann frei gewählt werden. In meinem Fall ist sie ca 2,5 mal so hoch wie eine Soldat . Ich habe auf einen Ritt die Mauern aller Stockwerke zugeschnitten, da habe ich später weniger Arbeit.
- da wir nicht Schilda nachbauen sondern die Perle an der Wolga erhält das Haus Fenster und Türen. Außerdem müssen unsere Jungs ja auch irgendwo raussschiessen...
- Jetzt kommen wir zur aufwändigsten Arbeit: Das Mauerwerk einritzen. Dafür verwende ich den Kugelschreiber. Dies hat den Vorteil, dass man sieht, wo das Mauerwerk verläuft. Nicht vergessen sollte man die Fenster und Türen und die sichtbaren Stirnseiten der Mauern. Für diese Arbeit suche man sich am besten eine Nebenbeschäftigung. Ich rede entweder mit meiner Frau oder höre nebenher Radio. Mit der Zeit erhält man eine Menge Übung im Ritzen und es geht schnell von der Hand. Schließlich kommt unser alter Freund der Bastelleim zum Einsatz und die Wände fügen sich zum Erdgeschoß. Das sieht doch schon recht ansehnlich aus:
Wie es aussieht passt auch das vorher zurecht geschnittene Balsaholz als Zwischendecke perfekt darauf:
- als kleines Extra kommen nun Innenwände und eine Treppe ins erste Stockwerk hinzu. Das ist obligatorisch. Aber irgendwie mag ich Treppen.
- die Zwischendecke wird gut verklebt und mit einem extra Stück Holz an der Unterseite stabilisiert.
- in derselben Bauweise folgt das nächste Stockwerk:
- Jetzt ritze ich mit dem Kugelschreiber eine Art Parkettstruktur in den Boden. Eigentlich ist es auch besser das zu erledigen, bevor die Mauern aufgeklebt werden. Manchmal gerät man einfach durcheinander...
- Für das nächste Stockwerk mache ich es nun ordentlich. Mit einem Lineal geht es dann sehr einfach:
- da ich dieses Mal aber keine Lust zum Treppenbau habe, reicht ein einfaches Loch im Boden.
- Beim nächsten Stockwerk habe ich schon erste Anzeichen von Zerstörung angebracht. Somit können wir im nächsten Stockwerk genau bestimmen, wo noch Mauern stehen, und wo schon Zerstörung.
- so folgt in alten Manier das letzte Stockwerk. Der Boden wird an die bestehende Zerstörung des darunterliegenden Stockwerks angepasst. Jetzt brauchen wir auch nicht mehr so hohe Mauern. Die Bruchkanten am Balsaholz brechen wir tatsächlich, so entsteht ein relativ realistisches Aussehen. Vorsicht aber, wer hier zu grobmotorisch vorgeht hat bald das ganze Stockwerk in der Mitte entzweigebrochen.
- Schließlich erhält der Hinterhof noch eine schöne Umrandung. Dieses Mal arbeite ich mit zwei Lagen Polystyrol, um auf beiden Seiten Mauerwerk zu haben.
- Die Klebekante oben kaschiere ich nun mit etwas Plasticcard. Dafür könnte man auch gut Pappe verwenden. Man könnte die Abdeckung auch noch in kleine Ziegel schneiden, aber die Mühe wollte ich mir jetzt nicht extra machen.
- Mit Bastelleim klebe ich Sand auf die Stellen, wo später der Schutt liegen wird. Außerdem wird der Hinterhof und ein paar Ecken im Erdgeschoss besandet.
- aus dem ganzen Material was übrig bleibt, schneide ich jetzt viele kleine Ziegel, die später den Schutt um das Haus herum darstellen sollen. Den Schutt klebe ich aber erst nach der Bemalung des Gebäudes auf, da man sonst schlecht in die Ecken unter dem Schutt kommt. Und das schöne lindgrün (?) des Polystyrols wirkt im grauen Stalingrad eher unangebracht.
- Nun mache ich mich an die Bemalung des Gebäudes. Da es aus Polystyrol gebaut ist, muss ich leider meine Sprühdosen im Schrank lassen. Jetzt gibt es zwei Alternativen: entweder man nutzt handelsübliche Abtönfarbe aus dem Baumarkt (schwarz und weiß gemischt - geht mal in den Baumarkt und kauft weiße Abtönfarbe ;-)) oder man nutzt eine Airbrush, da diese ohne Lösungsmittel auskommt.
BemalungIch habe jetzt mal meine Airbrush gezückt. Damit ging das Bemalen des Gebäudes recht schnell von der Hand. Die Mauern grau, der Boden braun. Die Wände werden dann mit immer helleren Grautönen trockengebürstet. Beim Boden fehlt noch ein dunkler Wash, den ich wohl in Kürze aufbringen werde.
Zum Abschluss habe ich noch aus den Balsholzresten verschiedene kaputte Balken gebrochen und diese wild über das Gebäude verteilt. Diese werden wieder mit der Farbe des Holzs angemalt und etwas schwarz angesprüht (man könnte sie auch schwarz washen).
Somit ist das Projekt beendet und das Haus ist fertig. Hier einige abschließende Bilder mit einem Medium Base zum Größenvergleich. Eines der Stockwerke hat sich leider etwas verzogen, aber im Gesamtbild fällt das eigentlich nicht mehr groß auf: