Generell erst einmal: egal für was ihr euch entscheidet, es ist eine gute Entscheidung !
Bei den zwei Systemen handelt es sich m.M.n. um die beiden, denen in Sachen Epochen-Flair und taktischem Anspruch derzeit kein anderes Regelwerk das Wasser reichen kann.
Ich mag sie beide sehr gerne und die Wahl fällt schwer.
Die Vorteile von BfaS, die Lameth aufgezählt hat würde ich auch alle so unterschreiben und sind die wesentlichen Plus-Punkte des Regelwerkes.
Man merkt dass den Autoren viel an der Epoche liegt und sie viel Liebe und Herzblut in die Sache gesteckt haben. Außerdem sind die beiden derzeit erhältichen Bücher eine reine Augenweise und jeden Cent schon aufgrund der Optik wert.
Trotzdem fallen mir folgende Nachteile ein
- während man sich i.d.R. viele Gedanken über die Eigenheiten der osteuropäischen Völker gemacht hat, sind die Westeuropäer (Kaiserliche, Schweden, Brandenburger) sehr sehr ähnlich zueinander. Besonders die Reiterei finde ich viel über einen Kamm geschoren. Man kann jetzt diskutieren, ob das historisch ist, aber spieltechnisch ist es halt ein wenig lahm, weil es fast egal ist, welchen der Westeuropäer man spielt.
- BfaS deckt nur grob 1640-1680 ab. Früher (Landsknechte etc) und später (Lineartaktik, Sonnenkönig usw.) fallen völlig raus.
- BfaS spielt nur in einem räumlich begrenzten Gebiet (Osteuropa, Westasien). Alle anderen Schauplätze (z.B. Conqusitadores und Atzteken, Hugenottenkriege, Samurai, 30jähriger Krieg, englischer Bürgerkrieg) fallen raus und sind nicht im Detail abbildbar (bzw. nur durch massive Hausregeln)
Field of Glory:Renaissance erstreckt sich von 1500-1690, also einen deutlich breiteren Zeitraum bis zum Beginn der Lineartaktik (7 jähriger Krieg und 18.Jh generell wird also auch schwierig, wenn auch nicht unmöglich). Außerdem gibt es geschätzt über 100 Armeelisten, verteilt über diverse Armeebücher, die alle denkbaren Armeen abbilden.
Im Detail kommen die osteuroäischen Armeelisten also nicht an BfaS, aber die anderen zeitgleichen Konflikte (30jK, ECW) sind besser abgebildet.
Beide Spiele sind etwa gleich komplex, FoGR vielleicht einen Ticken mehr.
Bei BfaS hat man mit dem Befehlssystem, und nur kleinen Bewegungsabzügen bei Manövern, seine Einheiten zuverlässig im Griff. Bei FoG kann es schonmal sein, dass sich Einheiten rundenlang einer Formationsänderung widersetzen.
Es gibt Unterschiede im Spieldesign:
BfaS verwendet einen klassischen Ansatz mit Skills oder Attributen, d.h. eine gute Einheit mit hohen Attributen ist gegen jeden Gegner immer gut.
FoG verwendet eher einen \"Papier-Stein-Schere\"-Ansatz, d.h. eine gute Einheit ist gegen viele Gegner gut, gegen manche mittelmäig und gegen einige sogar eher schlecht.
Typisches Beispiel sind die polnischen Flügelhusaren. Bei beiden Spielen sind sie sehr teuer, wenn man sie aufstellen will. Aber bei BfaS sind sie knallharte Brecher hingegen bei FoGR gut, aber bei weitem nicht so hart.
Mein Fazit:
Wenn man sich speziell für die osteuropäische Renaissance interessiert, geht wahrscheinlich an BfAS kein Weg vorbei.
Will man aber (auch) andere Epochen oder auch nur zeitgleiche Konflikte im Rest Europas (30jK, ECW) spielen, ist FoG:R das Ultimative.
Noch ein abschließender Vorteil von FoG: Die Renaissance-Regeln sind recht ähnlich zu den Antike/Mittelalter-Regeln. Mit geringem Umlern-Aufwand kann ich Schlachten von 3.000 v.Chr bis 1700 n.Chr. aus nahezu allen Kriegen rund um den Erdball spielen.
Letzte Worte:
Ich finde beide Regelwerke so gut, dass es für mich letzten Endes kein \"entweder/oder\" sondern ein \"sowohl / als auch\" geworden ist. :smiley_emoticons_pirat: