Die Römer trugen dummerweise entweder schon wieder Scuta oder übernahmen es von den Samniten. Wahrscheinlich hatten sie es nie ganz abgelegt, denn die moderne Behauptung, dass die servianische Verfassung erst nur eine Klasse beinhaltete ist Blödsinn. Das hätte schließlich eine ganz erhebliche Reduktion der Armee bedeutet, da die traditiomelle Ausrüstung erheblich billiger war. Auch die Vorstellung man hätte auf Leichtbewaffnete verzichtet, ist Unsinn. Zumindest hätte die Verfassung dann keine Bedeutung für das Aufgebot haben dürfen, was aber noch seltsamer wäre. Das heißt aber nicht, dass sie von vornherein so aussah, wie z.B. von Livius beschrieben.
Nun, es gab ja zeitweise einige Städte auf Seiten der Samniten, deren Krieger man als Hopliten darstellen kann. Da habe ich mich oben wohl zu sehr geärgert.
Das samnitische, unegale Scutum ist bei einer Minerva-Statue dargestellt. Man geht davon aus, dass die Göttin keinen Gladiatorenschild getragen hätte. Es gibt auch Darstellungen von Samniten mit kreisrunden und mannshohen, aber dafür sehr schmalen Scuta. Tja, entweder wir gehen davon aus, dass Livius recht hatte, oder wir nehmen das Scutum, welches uns gefällt. Oder wir gehen davon aus, dass verschiedene Scuta in Gebrauch waren. Da der große Traditionsbruch die Plünderung Roms, wo es durchaus schon amtliche Aufzeichnungen gab, durch die Gallier war, bevorzuge ich es, Livius zu glauben und die Schilde der samnitischen Gladiatoren nicht für eine der Einschränkungen zu halten, die die Spiele interessanter machen sollten. Wir müssten sonst auch die restlichen Beschreibungen streichen, und die Samniten als Römer oder als Griechen darstellen: Noch mehr wäre an den Minis falsch.
Außerdem geht man davon aus, dass die entsprechende Liviusstelle aufgrund der vielen Informationen auf ältere Quellen zurückgeht.* Die Aufgabe der clipei durch die Römer kann gut in die Zeit der Samnitenkriege gefallen sein, weshalb man deren Schilde als Vorbild sah und sie überdimensioniert oder wie römische Scuta darstellte. Die erwähnte Darstellung zeigt übrigens einen clipeus samt zurück gebogenem Rand, den man mit einer Spina versehen hatte: Offensichtlich hatte der Künstler keine Ahnung, wie ein Scutum aussieht. (Oder der Kunsthandwerker konnte keine anderen Schilde malen.)
* Die unzuverlässige ältere Annalistik war damals nicht die einzige Quelle: Es gab Bildquellen zu verschiedenen historischen Themen, mit denen Tempel geschmückt waren. Es gab auch italische Geschichtsschreibung jenseits der Römischen. Kaiser Claudius zitierte z.B. aus Etruskischen Überlieferungen. Daher wissen wir z.B. auch, dass sich die Römer die Namen ihrer Könige nicht einfach ausgedacht haben. Und der 2. Samnitenkrieg war erst 304 zu Ende. Exkurse mögen somit auch noch in der Epirotischen Geschichtsschreibung vorgekommen sein. Der Historiker wollte damals wie heute, zumindest außerhalb Deutschlands, ja auch unterhalten. Leider ist nur ein Teil der Römischen und Griechischen Geschichtsschreibung übrig geblieben, die die Römische Überlieferung sehr stark bevorzugte.