Der Pub > An der Bar
Der Einfluss der Forschung auf die heutige Geschichtsschreibung, Existiert er?
Angrist:
Seitdem ich mich mit Geschichte beschäftige, und das sind, wenn ich bei den alten \"was ist was\" Bücher anfange, nun auch gut 14 Jahre ;)
las ich Geschichtsbücher, Las über Ausgrabungen, Forschung etc, und seit dem internet auch zig dokus (BBC und History Channel ist super, besonders die britischen produktionen)
doch irgendwie scheint das meiste was an Geschichtsforschung nach 1995 geleistet wurde, (einen für mich überblickbaren Zeitraum, alles andere wäre geraten), keinen wirklichen Eindruck auf die heutigen Geschichtsbücher, den Geschichtsunterricht, oder die Darstellung in den Populärmedien zu haben,
das man Schulbücher nicht dauernd Umschreiben kann ist klar, und das Lehrer (ich weis wir ham hier ja ein paar) oft faul sind und sich nicht weiterbildern (so auf jedenfall all meine ehemaligen Geschichtslehrer) ist eine bittere Erkenntnis,
aber auch sonst überall wird die moderne Forschung oft unter den Tisch fallen gelassen
Kelten sind immer noch tumbe Wilde (hinreichend durch Ausgrabungen widerlegt)(erst stand hier Barbaren,aber denn Sinn des Wortes haben die Römer ja auch zu dem gemacht was es ist, deshalb hab ich das rauseditiert),
Der langbogen wird immer noch als panzerbrechend bezeichnet für agincourt und auch weit später(forschungen haben ja bewiesen das bei agincourt die rüstungen schon sehr gut gegen pfeile waren, es waren die pferde die besonders gefährdet waren, empfehle dazu die bbc und history channel dokus)
Cäsar wird immer noch oft einfach zitiert und als Fakt genommen etc
das einzige was ab und an mal auftaucht ist die Himmelsscheibe von Nevra (oder sowas) aber ansonsten scheinen fast keine modernen Forschungsergebnisse, obwohl sie beachtlich sind,
groß einen Eindruck zu machen,
Das Thema hat mich heut mal wieder bei irgend was in den dritten Programmen aufgeregt, als der Moderator so im nebenbei etwas Geschichte machen wollte :puke:
da kam ich auf die Idee das hier zu schreiben
Hanno Barka:
Ich denke, daß die ganze Sache einfach etwas träge ist, die modernen Ergebnisse fliessen schon ein, aber es dauert einfach 10 - 20 Jahre bis sich ein \"neues Forschungsergebnis\" zu einem \"allgemeinen Wissensgut\" entwickelt hat. Ich kann in populärdokus und neueren Geschichtsbüchern nun oft Forschungsergebnisse, die so 20 Jahre alt sind (aus meiner Jugend sozusagen) wiederfinden - gut Ding dauert halt einfach eine weile.
hwarang:
der unterschied zwischen ergebnissen der historischen forschung und der darstellung von geschichte in populär\"wissenschaftlichen\" medien ist halt immens.
ich erinnere an dinge wie \"langobarden heisst langbärte\" und \"xiongnu/hsiungnu sind hunnen\" etc. das ist alles gesicherterweise unsinn, bleibt aber stehen und wird gelehrt.
ausserdem wird in der schule nicht zuletzt ein nationaler mythos gelehrt. das ist in deutschland wohl noch vergleichsweise harmlos (dennoch: mythen wie der bürgerliche widerstand gegen die nazis und ähnliches werden gehalten), aber in den nordostasiatischen ländern (und auch zb. in den USA wohl) sehr heftig.
ich glaube dass forschung mehr oder weniger parallel zu populären geschichtsbildern besteht. aufgabe der modernen forschung ist wohl, Hobsbawm meinte das, diese populären bilder und mythen kaputt zu machen.
ergebnisse werden dennoch natürlich langsam und selektiv auch verbreitet.
Jimo:
--- Zitat von: \'Angrist\',index.php?page=Thread&postID=19604#post19604 ---
... doch irgendwie scheint das meiste was an Geschichtsforschung nach 1995 geleistet wurde, (einen für mich überblickbaren Zeitraum, alles andere wäre geraten ...
--- Ende Zitat ---
Denke hier gibst Du die Antwort selbst. Bis Foschungsergebnisse erst publiziert werden (egal in welchem Fachgebiet), dann von der wissenschaftlichen Gemeinde verifiziert werden (oder eben nicht), diese dann an Universitäten, Instituten, Kankenhäusern etc. angewandt, umgesetzt, gelehrt etc. etc. etc. werden ... vergehen Jahre. In etlichen Bereichen 5-10. Dann erst (!!!) ... folgt der Transfer in z.B. den Bereich der Schulbücher etc. Und der dauert dann auch noch ...
Den eher aktuellen Stand einer wissenschaftlichen Diskussion findet man dann eher in den Fachzeitschriften und Publikationen. Und die liest ja nun so gut wie niemand ...
Graf.Dominic:
Ich kann meinen Vorrednern nur zustimmen!
Man muss Geschichtswissenschaft und Populärwissenschaft trennen.
Zudem gibt es im Fach Geschichte auch noch die Auswahlproblematik. Was muss/soll ins Curriculum und was nicht? Jedes Kultusministerium hat da seine eigenen Vorstellungen.
Zur Quellenkritik kann man auch stehen wie man will. Das Caesar nicht immer Recht hat ist denke ich den meisten klar, nicht erst seit der Stelle mit den Elchen umwerfenden Galliern.
Ich muss aber sagen daß in einigen Fernsehbeiträgen durchaus gesagt wird das Dieses oder Jenes nicht klar belegt werden kann.
Ich bin der Meinung es gibt einige sehr gute gemachte Dokumentationen im Moment. Der Trend finde ich geht in eine positive Richtung. Dennoch sind diese Dokumentationen eben für ein sehr breites Publikum angelegt und dementsprechend einfach.
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