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Der Einfluss der Forschung auf die heutige Geschichtsschreibung, Existiert er?

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hwarang:
aber etwas schade ist das doch. warum muss man \"fürs volk\" alles vereinfachen? leute hören eh nur fragmentarisch zu und picken sich das raus was sie verstehen können und wollen. und ein bißchen darüber hinaus; da sollte man ansetzen. (irgendwie nach Lenin: man soll das kulturniveau der massen heben anstatt sich auf ihr niveau runterzubegeben. klingt wohl in der klarheit arogant, ist abereigentlich nur klar.)

Poliorketes:
Vergeßt auch nicht, das neue Erkenntnisse nicht immer unumstritten sind. Und was Vereinfachungen angeht - das war schon immer so. Interessante Funde wurden auf Biegen und Brechen mit einem berühmten Ereignis in Verbindung gebracht, um Aufmerksamkeit zu erregen. Schliemann hat seine Funde zum Schatz des Priamos erklärt und Kalkriese muß eben als Arminiusschlachtfeld herhalten.

Ein weiterer Grund ist, daß umfassende Geschichtswerke nicht alle 5 jahre neu herausgegeben werden. So sind die umfassendsten deutschsprachigen Standardwerke zur Weltgeschichte, die ich kenne, immer noch die Fischer Weltgeschichte aus den 60er/70er Jahren und die noch ältere Propyläen Weltgeschichte. Und zur Kriegsgeschichte gibt es glaube ich bis heute kein dem Delbrück vergleichbares Werk eines deutschen Autors  :P. Insbesondere für exotischere Themen (z.B. Hsiung-Nu) erscheint auch nur alle 50 Jahre ein neues Standardwerk...

hwarang:
naja.. die \"xiongnu sind hunnen\" theorie wird in kaum einem halbwegs aktuellen sinologischen fachbuch benutzt. in der fischer weltgeschichte allerdings leider schon. der band ist ansonsten übrigens ganz gut.

das hauptproblem ist sicherlich der von Dir genannte zwang zur sensation im fernsehen. dazu kommt noch die hohe wirkkraft scheinbar einleuchtender einfacher erklärungen. wobei ich eigentlich nicht glaube, dass das publikum unbedingt auf sowas steht, vielmehr müsste man versuchen, ansprechend aufgemacht solides und haltbares wissen zu veröffentlichen.

abgesehen davon haben doch die ohnehin stark subventionierten \"kultursender\" jawohl einen bildungsauftrag.

ein schönes beispiel für gezielte verdummung war diese unsägliche \"galileo mystery\" sendung gestern nacht. (vergleich samurai - europ. ritter. würg.)

Mehrunes:
Am lustigsten fand ich dass der Proband in Vollplatte seine Bogenschießkünste unter Beweis stellen mußte.
Lag ja auch nahe bei den vielen vollgerüsteten Bogenschützenrittern im Mittelalter.  :thumbsup:

Naja, allerdings erwarte ich auf Pro 7 aber auch kein Fachwissen in der Richtung. Da muss man schon auf die ÖR, arte oder Phoenix ausweichen.

Menic:
Fernseh-Doks sind nicht alles. Da muss alles super schnell gehen. Spannungsbogen, Dramatik, Einfachheit, Unterhaltungswert werden wichtiger als der Inhalt.

Websites können da schon tiefer gehen. Leider wird im www viel Quatsch geschrieben und noch weiter verbreitet. Aber die Demokratisierung der Wissensgenerierung ist unbedingt zu begrüssen.

Bücher lesen in Verbindung mit dem Internet als Lexikon finde ich die ideale Kombination, um vertiefte Einsicht in ein Thema zu erhalten.

Die Lehrmittel für den Geschichtsunterricht sind sehr viel besser geworden in den 90ern. Der Kanton Bern (Schweiz) hat in Zusammenarbeit mit der Uni und dem archäologischen Dienst ein hinreissendes Geschichtsbuch herausgegeben. Die Kelten beispielsweise sind hier eben gerade nicht die tumben Gesellen. Mit Quellenzitaten und Grabungsbefunden wird den Schülern die vergangenen lokalen Kulturen vermittelt sowie der Forschungsprozess. Alltag, Religion, Tracht, Gesellschaft wird rekonstruier. Die Geschichte wird hier vorbildhaft als etwas wandelbares dargestellt.

gruzz
menic

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