Der Pub > An der Bar
Der Einfluss der Forschung auf die heutige Geschichtsschreibung, Existiert er?
Poliorketes:
Habe den Galileo-Beitrag nicht gesehen (nicht meine Sendung), aber da ist dann wohl das schönste Beispiel für Geschichtslegenden aus dem Internet behandelt worden :crazy:
Ich liebe die Samurai-Ritter-Diskussionen, die immer mal wieder aufkommen. :dash:
General Electric:
Ich würde sagen JA.
Aber in einem Medium das hier nicht besprochen wurde und zwar den Gechichtsmagazinen.
Hier eine Auswahl
G wie Geschichte (hat ein HAupthema und ist eine gute Einführung dazu, auch für Kinder sehr lesbar wirkt aber nicht kindlich)
Karfunkel ( das zZ beste Magazin über Mittelalter wobei die beschriebenen Artikeln von 10.000BC bis 1899AC gehen. :D. Sehr gut recherchiertes Material und
es werden auch aktuelle Forschungsergebnisse eingabracht als auch Quellenmaterial angezeigt).
Die Schwestermagazine in gleicher Aufmachunh Karfunkel Codex Wird ein Volk des Mittelalters oder der Antike beschrieben (Römer, Kelten, Wikinger usw)
Karfunkel Combat (Thema Krieg, es gibt mittlerweile drei Nummer erscheint jährlich und ist meines Wissens das einzige Magazin das was taugt)
und Karfunkel Musica und Karfunkel Kräuterhexe.
Geo Focus Gechichte ( auch gut aber nicht so gut wie Karfunkel. HAben aber auch eine DVD drin zum Hauptthema des Magazins.
Militärgeschichte ÄHM viele bunte Bilder aber viel zu wenig Text, wirkt auf mich wie Pannini Bilderheftchen. Die könnten Osprey glatt an die Wand stellen, wenn die nur
etwas mehr Text haben würden.
Deutsche Geschichte. Kommt mir sehr rechts vor, hat aber auch gute Artikel. Einiges muß man aber mit Vorsicht lesen,
denn einiges was die vertreten ist schon harter Tobak.
In allen diesn Magazinen kommen neue Erkenntnisse der Wissenschaftler rein
Mansfeld:
Naja, Karfunkel ist auch nicht unbedingt in allem Up-to-Date, aber ganz solide.
Das Hauptproblem ist einfach die Kommunikation zwischen Speerspitze der Forschung und den Allerweltsmedien, man kann da wirklich von Elfenbeinturm reden.
Ich kannte im Studium genau zwei Professoren, die bemüht waren, ihre aktuellen Ergebnisse auch unters \"gemeine\" Volk zu bringen. Peter Thorau (Themen: Mittelalter, Kreuzzüge, Orient im allgemeinen, Lawrence von Arabien), der eine davon, hat dann auch das Grundwissen-Buch der Beckschen Reihe zu den Kreuzzügen geschrieben, und Klaus Girardet (Römische Antike) hat zweimal im Jahr Fachvorlesungen auf nicht reduziertem akademischen Niveau bei historischen Vereinen (jedermann zugängliche Veranstaltungen) in Saarbrücken gehalten (Thorau macht sowas übrigens auch). Keiner von beiden hat da versucht, es für imaginäre Dumpfschädel zu vereinfachen, dennoch haben -oh Wunder- die Rezipienten alles gut verstanden (beide Herren sind extrem gute Wissensvermittler).
Und nach meiner eigenen Erfahrung bei Vorträgen und Kursen, die ich an der VHS gehalten habe, ist es für Nichtakademiker mal sehr entspannend, wenn man sie nicht automatisch für abiturlose Blödis hält, sondern ihnen als gleich intelligenten Mitmenschen einfach mal spannende historische Thematiken exakt zu erklären versucht.
Deswegen ärgere ich mich über die populärklamaukigen Actionbummkrach-Dokus á la Galileo, da wird einfach mal doofes Big-Brother-Publikum am Fernseher vorausgesetzt, dem man es nur primitiv und total verfälscht auftischen darf. Auch eine Form von Arroganz, aber nicht mal mit dem Nachweis von Fachverstand.
Leider ist es tendenziell halt so - die Fachleute interessieren sich größtenteils nicht, ihre Erkenntnisse auch der nichtakademischen Welt zu vermitteln (dabei bezahlt die eigentlich den ganzen Spaß), und die Leute, die ins \"Wissenvermittlunsgeschäft\" einsteigen, sind mehr um Explosionen und Verschwörungs-Mystery-Gebrabbel interessiert, denn nur das werden ja diese dummen Flachschädel schlucken, die wollen das ja alle so.
Medienkasper und Fachautisten kurz gesagt. Aber ich übertreibe, es gibt nicht nur sowas. Aber ich rege mich gern mal auf :sm_pirate_ugly:
WCT:
Was das Fach Geschichte als Schulfach betrachtet darf man nicht vergessen, dass das Hauptaugenmerk in der Sekundarstufe II einfach auf der Entwicklung der Demokratie bzw. Deutschlands liegt und in diesen Bereich werden halt keine neuen rev. Entdeckungen gemacht ;) . Geschichte die über das Themengebet hinausgeht (Neolithikum, Hellenismus, Indianer und Co.) ist Mittelstufenstoff und einem 7. Klässler, die Herkunft zentralasiatischer Nomadenvölker zu erklären ist schwierig und nutzlos :sm_pirate_lol: , da sind vereinfachte Stereotypen recht passend wenn die Schüler sich später noch (dunkel) daran erinnern sollen. :whistling:
Daher ruht (im besten Falle) das Basiswissen der Leute. Und was nun dazu kommt an populärwissenschaftlichen Zeug, hilft kaum der Differenzierung. (Selbst die ZDF Dokus sind einfach gehalten und die einzigsten wirklich seriösen Dokus gibts auf Phoenix oder Arte. - Ich hab auch Historychanel, trotz Hollywood mäßiger Aufmachung kommt da tlw. einiges rum, nur muss man schon etwas Vorwissen haben um zwischen den Infos differenzieren zu können )
Poliorketes:
@Mansfeld: Ich abiturloser Blödi bilde mir ein, 95% der Blödis mit Abitur (einschließlich LK Geschichte) auf historischem Gebiet in die Tasche zu stecken, nicht aus Selbstüberschätzung, sondern aus persönlkicher Erfahrung :thumbsup: Aber ich weiß, was Du meinst, no offense taken. :D
@WCT: Auch bezüglich der deutschen Demokratiegeschichte und des Dritten Reichs gibt es immer wieder neue Erkenntnisse. Nicht immer so viele wie nach Öffnung der russischen Archive, aber es gibt immer mal wieder eine neuere, genauere Untersuchung eines scheinbar längst geklärten Themas, daß zu einer Neuinterpretation führt. Peinlich ist aber vor allem, daß die jüngere Geschichte in der Schule kaum vorkommt. Wer hat denn in der Schule gelernt, was 1968 oder 1989 los war? 1989 ist für Deutschland und die übrige Welt genauso bedeutend gewesen wie 1945 oder 1918.
Ich bin nicht nur ganz davon ab, mir Geschichts-TV auf den Privatsendern anzusehen, auch bei den öffentlich-rechtlichen halte ich es kaum aus. Es gibt Ausnahmen, aber inzwischen frage ich mich jedesmal, ob ich die Sendung nur deswegen gut fand, weil ich von dem Thema wenig weiß und die mir daher sonstwas erzählen können (quasi so ähnlich wie beim Lesen eines Osrpey-MAA.
Positivstes Beispiel der letzten Zeit war ein Film über Kaiserin Adelheid von Burgund, absolutes Negativbeispiel ein hirnloser Schmarrn über Ritter, bei dem anhand willkürlicher Beispiele aus 500 Jahren der Ehrencodex der Ritter erklärt werden sollte. Das Ganze mit abstrusen Thesen, die sich dabei auch noch gegenseitig widersprachen.
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