Epochen > Frühes Mittelalter bis zur Renaissance
Lanzentransport
Pappenheimer:
Karren haben halt den Nachteil, dass man dafür halbwegs brauchbare Straßen und Wege braucht. Mit Pferden alleine ist man noch relativ flexibel. In der Neuzeit war es ja auch kein Problem die Lanzen bei den Reitern oder die Piken beim Fußvolk rumzuschleppen.
In \"Worst jobs in history\" gab es auch eine Folge, die recht schön den Aufwand bei der Produktion von Lanzen zeigte. Klar wurde dabei, dass das schon nicht so ganz unaufwändig war. Freilich ging es dann darum, dass das Zeug auf den Turnieren nur so verschrottet wurde, aber das waren auch die extra schön malerisch splitternden Turnierlanzen.
\"Worst jobs in History - Royal\" https://www.youtube.com/watch?v=ksg1cs7ZJ-U
ArcShao:
Kann die Aussagen von Jocke bestätigen. Es war auf jeden Fall der Transport per Tross im Karren normal. Nicht mal das Kettenhemd wurde prinzipiell getragen, sondern in nem Sack mit Sand gefüllt aufs Pferd gehängt, gem. meinem Wissen. Das ständige gepanzert und schwer bewaffnet sein gehört eher in die Fantasy und P&P RP Richtung ;) Kann jeder bestätigen, der in nem Mittelalterverein ist und mehrere Tage in Gewandung und Rüstung verbringt abseits von einem Event zbs. bei einer Wanderung und so. Da wird einem erst bewusst, wie absurd solche Ideen überhaupt sind wie ständig voll gewappnet sein. Damals hat min sich auch erst zur Schlacht gerüstet, wenn es soweit war. Ist ja heute auch nicht anders. Und wir haben sogar alles leichteres Material und um Welten bessere Logistik.
Pappenheimer:
Gibt es dann Beispiele dafür, dass überrumpelte Ritterheere erstmal aufgeschmissen waren? Haben die Ritter ihre persönlichen Karren immer bei sich gehabt, damit sie an ihr persönliches Zeug kamen? Oder war das Allgemeingut? Jeder kriegt ne Lanze, der eine braucht? Wie kann man sich das vorstellen? Oder war die Aufklärung damals schon so prima, dass man immer genau wusste, ob man gerade einen Feind in 5-10 km Umfeld erwarten durfte? Bei nem Begegnungsgefecht müssen ja diejenigen, die zuerst angezogen waren oder vorsichtshalber schon angezogen rumrannten im Vorteil gewesen sein. 8)
Riothamus:
Wenn ich mich recht entsinne ist Karl der Kühne einmal aus der Marschkolonne mit seinen Rittern direkt zum Angriff übergegangen. Natürlich wird man nur in Feindnähe den ganzen Tag gerüstet gewesen sein. Wenn nicht, gab es auch keine Marschordnung, der einzelne Ritter zog einfach mit seinem Gefolge die Strecke bis zum nächsten Lager. Ein Ritter hatte übrigens ein Packpferd. Das taucht auch in den Quellen auf, hängt aber wohl damit zusammen, dass so mancher Ritter sich keinen Karren mehr leisten konnte. Bei Delbrück in Westfalen wurde 1411 ein großes Ritterheer von den Bauern der umliegenden Dörfer besiegt und zu großen Teilen gefangen genommen, weil man nicht mit einem Angriff rechnete und ungeordnet, sowie wahrscheinlich ungerüstet, das wurde jedenfalls schon mal angenommen, durch feuchtes und unübersichtliches Gelände zog.
Und auch im Frühmittelalter wurde nichts ausgegeben oder zentral beschafft; jeder Krieger war für seinen Kram verantwortlich. Schauen wir nach England: Da wurde in der Heimat überprüft, dass die Waffen einsatzfähig waren.
Später war genau geregelt, wer was für einen Wimpel / was für ein Banner / etc. pp. führen durfte. Dies Statussymbol hat man dann auch möglichst gezeigt.
Schon bei Delbrück ist einiges belegt. Für die Kultur der Kriegführung des Hochmittelalters empfehle ich sonst immer Georges Duby, Der Sonntag von Bouvines 27. Juli 1214, Berlin 1988. Aber ich kann mich gerade nicht entsinnen, ob dort etwas zum Waffentransport steht.
EDIT: Feindnähe heißt ohne vernünftige Aufklärung natürlich ein wesentlich größerer Bereich und oft wahrscheinlich bloß eine Vermutung.
Jocke:
--- Zitat von: \'Pappenheimer\',\'index.php?page=Thread&postID=208872#post208872 ---Gibt es dann Beispiele dafür, dass überrumpelte Ritterheere erstmal aufgeschmissen waren? Haben die Ritter ihre persönlichen Karren immer bei sich gehabt, damit sie an ihr persönliches Zeug kamen? Oder war das Allgemeingut? Jeder kriegt ne Lanze, der eine braucht? Wie kann man sich das vorstellen? Oder war die Aufklärung damals schon so prima, dass man immer genau wusste, ob man gerade einen Feind in 5-10 km Umfeld erwarten durfte? Bei nem Begegnungsgefecht müssen ja diejenigen, die zuerst angezogen waren oder vorsichtshalber schon angezogen rumrannten im Vorteil gewesen sein. 8)
--- Ende Zitat ---
Von welchem Zeitraum sprechen wir hier eigentlich? Für nen Lanzenanritt brauch man ne Formation und geeignetes Gelände, da würde also ein \"Überfall\" garkeine Chance dafür geben, deswegen hatte jeder Reiter auch seine Seitenwaffe. Das Persönliche Zeug eines Ritters wurde entweder am Pferd direkt Transportiert oder an einem Lasttier/Karren. Die beschreibung der Schlacht von Azincourt zeigt ausserdem durchaus auf das die Aufklärung sehr wohl gut war und das auch ein Erschöpftes und unterlegenes Heer wie das von Heinrich dem V. nicht so einfach überrumpelt wurde.
Lanzen waren wie gesagt \"Verbrauchsmaterial\", wie Pfeile, ergo gehen wir mal davon aus das der Ritter selbst keine Lieblingslanze hatte, die nur für ihn war... Das halte ich eher für einen Romantisierten Mythos...
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