Plastic Soldiers Company, die vor allem für Flames of War günstige 15mm Plastikmodelle und -figuren herstellen, haben seit kurzer Zeit auch ein eigenes Spiel in der Produktion: \"Great War\". Es handelt sich dabei um eine Commands & Colors Variante zum Ersten Weltkrieg. Die Regeln sind daher auch von Richard Borg, dem Macher von C&C.
Ausstattung:
Für uns Tabletopper ist natürlich interessant, dass Great War mit Miniaturen ist. In der Box sind Deutsche und Briten für 1915-1918 in 15mm und zwar Infanteristen, schwere MGs und Mörser. Die Figuren sind bis aus die MGs einteilig, gut modelliert, aber auch nichts außergewöhnliches. Die Klagen im Netz darüber, dass Bajonette der Briten beim Rauslösen abbrechen, sind unbegründet, wenn man zuerst das Bajonett vom Sprue löst.
Der Spielplan und die Hexteile für Gelände sind üblich für C&C, allerdings auf einem dunkelbraunen Hintergrund, der ein richtig düsteres WW1 Feeling gibt. Es gibt eine grüne Planseite, die vielleicht für eine angekündigte Early War-Variante gedacht ist.
Im Regelbuch findet man eta 20 Szenarien, fast alle zu den Schlachten von Loos und Somme, d.h. bis auf einige wenige Gegenangriffe sind die Briten die Angreifer, die Deutschen die Verteidiger.
Wie spielt es sich?
Great War ist ein typisches C&C Spiel und zwar eigentlich von der simpleren Variante, d.h. Sonderregeln wie bei C&C Napoleonic gibt es nur wenige. Der erste Eindruck ist daher mehr Battle Cry als C&C Napoleonic. Dieser Eindruck wird verstärkt, da ja beide Armeen identlich sind. Eine Besonderheit ist, dass es bei den Kampfwürfeln auch nicht um Truppentypen geht, sondern wirklich nur die Schadensmenge bestimmt wird.
Aber der Clou ist eigentlich die Balance zwischen den Würfeln (= der Feuerkraft) und dem gelände (besonders den Schützengräben). Man teilt eigentlich ungeheuer viel Schaden aus, aber Schützengräben ziehen auch ungeheuer viel Schaden ab (minus zwei Soldaten-Symbole und zwei Flaggen). Das Ergebnis ist, dass es komplett immer um die Gräben geht. Der Verteidiger geht nicht raus, der Angreifer versucht so schnell wie möglich in die gegnerischen Gräben hineinzukommen.
Neben dem bekannten Command-Deck, mit dem man seine Einheiten bewegt, gibt es ein Combat-Karten-Deck. Ähnliches hat es bereits für die C&C Marshals Erweiterung und für die C&C Samurai gegeben. Mit den Combat-Karten kann man besondere Aktionen durchführen, z.B. Gasangriff bedeutet, dass der Gegner diese Runde keine Fahne ignorieren kann, d.h. sich etwa aus seinen Schützengräben bei Beschuss zurückziehen muss. Das führt zwar zu einem ziemlich verstärkten Zufallsfaktor: Ich kann den Gegener nicht mehr ausrechnen, irgendeine Schweinerei hat er immer noch mit Combat-Karten auf der Hand. Die Karten treffen jedoch das WW1 Flair ziemlich gut. Diese Combat-Karten werden mit HQ Punkten bezahlt, die man während des Spieles erwirbt. Diese kann man auch benutzen, um Artillerieschläge zu \"kaufen\". Insgesamt fanden wir Artillerie zu schwach, man ist besser bedient HQ-Punkte für Combat-Cards auszugeben.
Fazit
Obwohl mich zu Beginn der höhere Glücksfaktor etwas störte - C&C Napoleonic ist sicher das anspruchsvollere und taktischere Spiel - hat mich letztlich begeistert, dass Great War für mich das erste Spiel ist, dass einerseits den Schützengraben Charakter ungeheuer gut wiedergibt, anderseits aber auch spannend ist und Spaß macht. Bisher kannte ich nur Erste Weltkriegs-Spiele bei denen man völlig untaktisch gegen Maschinengewehre anrennen musste, hier dagegen ist das eine spannende, aufregende und schwierige Angelegenheit.
Ich finde Great War daher empfehlenswert.
Bild mit angekündigten Panzern der \"Tank\"-Erweiterung. Es zeigt aber schön den Gesamteindruck.