Da ich mich sehr intensiv mit den Preußen beschäftigt habe, erlaube ich mir auf die Schnelle ein paar kritische Anmerkungen:
Offizier:
Das Sponton wurde beim Vorgehen rechts geschultert, links schulterten nur die Soldaten und Unteroffiziere. Und dann wurde es auch am langen Arm getragen, nicht am gebeugten.
Säbel und Sponton gleichzeitig ist eigentlich Humbug. Die Offiziere mochten das Sponton zwar nicht, weil sperrig und viele Exerziergriffe gelernt werden mussten, aber wenn das Sponton getragen wurde, blieb meines Wissens nach der Säbel in der Scheide.
Weiterhin galt: Offizier agiert zu Fuß - Rockschöße waren aufgeschlagen, Offizier agiert zu Pferd: Rockschöße wurden hochgeknöpft. Bei dem gezeigten gehören die Rockschöße also aufgeschlagen.
Fahnenjunker:
Wieso sollte der den Säbel ziehen, ich finde die Pose nicht gerade günstig ? Der lief ja nicht alleine rum sondern hatte die Fahnenbedeckung und die war nur beim Avancieren vor der Front.
Unteroffizier:
Das gesenkte Sponton soll wohl für eine Darstellung Bayonettangriff gut sein. Hier möchte ich anmerken, dass das Sponton wie das Gewehr gehalten wurde, nämlich waagerecht. Es gab speziell dafür sogar Versuche bei den Preußen zur Bestimmung der Länge derart, dass Sponton bei diesem Vorgehen durch alle drei Infanteriereihen durchgesteckt werden konnte und die Spitze in der Reihe der Bayonette der ersten Reihe mit reinragte.
Soldat Pose \"Fällts Gewehr\"
Geübt wurde, das Gewehr in der linken Armbeuge aufzulegen und dabei waagerecht zu halten. Die Hand des linken Arms fasste dabei Richtung Schloß.
Soldat \"Schultert das Gewehr\"
Auch hier war die übliche Praxis, das Gewehr am langen Arm ( nicht im gebeugten ) zu halten. Das war zum einen weniger ermüdend, zum anderen sollten die Gewehrläufe aus optischen Gründen möglichst senkrecht nach oben weisen. Von den Franzosen weis man, dass sie für diesen Effekt sogar übten, im Halt den Oberkörper leicht vorgebeugt zu halten, damit nur ja das Gewehr senkrecht in den Himmel ragt. Man hatte sogar die Fingerhaltung am Gewehrkolben festgelegt und eingeübt.
Tambour:
Wenn der Tambour schon unbedingt selber kämpfen soll, dann fände ich es logischer, wenn der vorher seine Trommelstöcke wegsteckt und die Trommel an den Trageriemen über die Schulter nimmt, damit er sich auch schnell genug bewegen kann. Mit der Trommel am Bandolierhaken ist er gleich abgemurkst. Der Tambour steht im Gefecht auch eigentlich so, dass er immer genug Zeit für die zwei Handgriffe haben würde.
Sonstige Anmerkungen:
Nach den Bildquellen, die ich einsehen konnte, hing der Säbel / Degen immer unter dem Rockschoß, nicht davor.
Fahnenblatt: Warum wollt ihr das gießen?? Gibt es keine guten Papierfahnen für die Preußen ( bin da nicht so auf dem Laufenden)
Weste: die wurde zur Zeit des 7-jährigen Krieges halb aufgeknöpft getragen, so dass man den Brustlatz sehen konnte
Ärmel: Die Aufschläge ragten eigentlich nicht über den Ärmel über. Zudem gingen die Ärmel nicht bis zum Handgelenk, sondern hörten ein ganzes Stück vorher auf. Daher ragten am Ärmelende auch immer der Stoff des Unterhemdes heraus.
Faltenbildung:
Die Röcke waren damals auf den Leib geschneidert, auch für den Soldaten. Die Ärmel z.B. wurden dabei entgegen der heutigen Herstellungsweise gebogen ausgeführt. Ziel dieser Mühe war ein möglichst faltenfreier Rock bei optimaler Beweglichkeit. Ich hatte einen derart geschneiderten Rock mal an, der hat gesessen wie eine zweite haut. Das war auch wichtig, weil bei all dem Gerödel hätte es den Soldaten schnell alles abgeschnürt.
Also mit Falten möglichst sparsam umgehen, ich muss da auch immer aufpassen.
Ausnahme: Zwischen Rocktaschen und hinterem Rockschlitz waren bewußt Rockfalten genäht, diese fehlen bei euren Figuren leider.
Riemenzeug und Ausrüstung der Soldaten:
Die Preußen trugen keine Feldflaschen pro Mann sondern Zeltflaschen, also eine große Flasche je 8 Mann, die ein Zelt belegten. Die Flasche war annährend so groß wie der Tornister. Aber jeder trug hölzerne Zeltpflöcke. Daneben wurden noch Schanzzeug ( Hacken und Spaten ) von den Soldaten wechselweise getragen.
Das Bandolier der Patronentasche war 14 cm breit - an den beiden Figuren sieht es sehr schmal aus.
Schade ist, dass der Modelleur die bandoliers gnadenlos nachträglich auf die Montur aufgelegt hat. Daher tragen die sehr mächtig auf, wenn man die Figuren mal von der Seite ansieht. Wenn ich Bandoliers zu modellieren habe du die nicht gleich mit dem Rock modellieren kann, versuche ich immer, im Rock erst eine Vertiefung auszuformen. In die lege ich später das Material für das Bandolier, so kann man das schön flach modellieren.
So, das waren auf den ersten Blick zwar eine Menge Anmerkungen, diese entsprechen aber viel Recherchearbeit. Vielleicht helfen Sie euch dabei, die künftigen Figuren etwas näher an den historischen Vorbildern zu gestalten.